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Verbotene Sehnsucht (Überarbeitet)
Für Dich! Gewidmet einem guten Freund ;-)
Wir sitzen zusammen an einem kleinen Tisch in unserer Stammkneipe. Du siehst mich an. Du erzählst mir von deinem letzten Wochenende. Wir kennen uns gut, sind lange befreundet. Mein Herz schlägt bis zum Hals und in meinem Magen verbreitet sich wieder dieses flaue Gefühl. Es ist ein grausames und doch gleichzeitig warmes Gefühl. Den ganzen Tag schon mußte ich an dich denken und habe mich auf ein Wiedersehen mit dir gefreut, habe gehofft, dass du nicht plötzlich doch noch verhindert bist. Jetzt sprichst du mit mir - und da war es wieder...dieses Lächeln, das jedesmal daran schuld ist, dass meine Knie ganz weich werden. Ich würde dir bei diesem Lächeln wahrscheinlich alles verzeihen. Jeder halbwegs gute Beobachter muss erkennen, was dein Lächeln aus mir macht.
Ich höre dir nicht wirklich zu, in meinem Kopf spielt sich gerade ein eigener Film ab. Ich sehne mir Berührungen herbei, eine Umarmung, ein Streicheln, einen Kuss, mehr als das... Berührungen, die uns verboten sind. Ich spüre Verlangen in mir, das ich nicht bändigen kann. Bin dir hoffnungslos ausgeliefert.
Ich könnte mich dir nicht widersetzen, wenn du mich genauso wollen würdest. Aber du bist ahnungslos. Hoffe ich jedenfalls. Obwohl ich in letzter Zeit immer öfter das Gefühl habe, wie ein offenes Buch zu sein, in dem jeder meine Sehnsucht lesen kann. Was ich für dich empfinde solltest du nicht erfahren, denn ich gehöre nicht zu Dir. Ich liebe den, bei dem ich bin, aber ein bißchen liebe ich auch dich....
Aus den Lautsprechern der Musikanlage kann ich hören: "I try to tell you that I lose my nerve, when I'm near you. My heart is jumping like a bird - it hurts." "Wie passend!" denke ich und muss schmunzeln. Du redest weiter, doch auf einmal stockst du. Dir ist aufgefallen, dass ich ganz und gar nicht bei der Sache bin. "Was ist los mit dir?" fragst du mich. "Du kommst mir in letzter Zeit öfters schon so gedankenverloren vor." Ich sehe dich entsetzt an. Plötzlich bin ich wieder hellwach. Du hast es doch gemerkt, dass irgendetwas nicht stimmt. Das flaue Gefühl in meinem Magen hat sich zu einer wahnsinnigen Übelkeit und einem gräßlichen Ziehen ausgeweitet. Der Bierdeckel in meiner Hand ist längst Opfer meiner Nervosität geworden und liegt zerbröselt auf dem Boden. Du scheinst mich mit deinen wunderschönen blauen Augen zu durchdringen und ich denke, du kannst in diesem Moment in mein Innerstes sehen und erkennst all meine Gedanken, die sich um dich drehen. Ich kann dir in diesem Moment nicht in die Augen sehen und blicke auf den Boden, auf dem der kleine bunte Bierdeckelsee liegt. "Er weiß es, verdammt, er weiß es!" hämmert es in meinem Kopf. Du nimmst mich in den Arm und ich habe das Gefühl, gleich sterben zu müssen, wenn du mich jetzt nicht loslässt oder mir das gibst, wonach ich mich verbotener Weise schon so lange sehne.
Du legst deine Hand an mein Kinn und drehst meinen Kopf zu dir. Du siehst mich an. Du lächelst nicht mehr. Dein Gesicht nähert sich dem meinigen. Plötzlich spüre ich deine warmen weichen Lippen auf meinen. Ich schließe die Augen. Kann mich nicht dagegen wehren. Erwidere deinen Kuß. Es kommt mir vor wie eine kleine Ewigkeit. Dann stoße ich dich weg. Stoße dich weg, obwohl ich spüre, dass ich das eigentlich gar nicht will. "Es geht nicht, wir dürfen das nicht." sage ich zu dir, merke aber während ich mich sprechen höre, dass meine Stimme wenig überzeugend klingt. "Du hast Recht, wir dürfen es nicht." sagst du, "aber wir wollen es. Wir wollen es doch beide." Ich sehe dich nun wieder an. Sehe dein Lächeln, deinen Blick und weiß, ich habe den Kampf gegen mich und meine guten Vorsätze gerade verloren. "Aber was ist mit ..." Weiter lässt du mich nicht sprechen. "Er wird es nicht erfahren", beruhigst du mich und ich bin erschrocken, wie leicht ich mich davon überzeugen lasse und bereit bin dir das zu glauben. Wieder küßt du mich. Mein Widerstand ist vollkommen gebrochen. "Lass uns gehen." sagst du zu mir und ich folge dir.
Wir gehen aus der Tür und ich drehe mich noch einmal um und hoffe, dass niemand unsere Küsse gesehen hat. Es beruhigt mich zu sehen, dass nur noch ein Pärchen in einer Ecke sitzt, das zu sehr mit sich beschäftigt ist, als dass es noch etwas um sich herum mitbekommt. Draußen ist es dunkel und kalt. Kein Auto begegnet uns auf der sonst so viel befahrenen Straße. Du nimmst meine Hand und ziehst mich sanft in eine kleine Nische zwischen zwei Häusern. Wieder siehst du mich an. Wieder küßt du mich. Ich schließe die Augen. Ich zittere am ganzen Körper. Ich verliere mich ganz in den Berührungen deiner Lippen, deiner Hände, die meinen Hals zärtlich streicheln. Mein Herz pocht so wild. Ich weiß nicht, ob es die Erregung ist, oder das grausame schlechte Gewissen, dass ich im Moment unweigerlich haben muss. Doch du verhinderst, dass ich weiter darüber nachdenken kann. Nicht jetzt. "Lass uns weitergehen" sagst du und wir verlassen die kleine Nische. Mit wackeligen Beinen gehe ich neben dir her. In meinem Kopf dreht sich alles. Nach wenigen Minuten sind wir bei dir angekommen. Du öffnest leise die Haustür und wir verschwinden vorsichtig hinter ihr. Wir betreten dein Schlafzimmer und ich weiß nicht so recht, was ich nun tun soll. Aber lange lässt du mich nicht im Unklaren. Du stehst plötzlich hinter mir, küsst meinen Nacken und streichelst meinen Rücken. Eine Gänsehaut breitet sich auf meinem ganzen Körper aus.
Deine Hände wandern um mich herum und du hältst mich ganz fest an dich gedrückt. Ich spüre deinen warmen Atem in meinem Haar und mir entgeht nicht, dass auch du alles andere als ruhig bist. Wie oft habe ich mir in den letzten Monaten diese Situation schon vorgestellt, erträumt und herbeigesehnt. Und jetzt ist es doch anders. Ganz anders. Unbeschreiblich schön. Und keine meiner Fantasien kann damit mithalten, was ich jetzt hier mit dir erlebe. Du streichelst meine Haut und ich habe das Gefühl, du streichelst meine Seele. Ich vergesse die Welt um uns herum. Zweifel, Ängste und mein Gewissen hast du durch deine Berührungen verbannt.
Ich denke nicht an Morgen. Denke nicht daran, was nach dieser Nacht sein wird. Vergesse, dass es einen neuen Morgen geben wird, an dem ich mir selber Rechenschaft über das ablegen muss, was ich hier gerade mit mir geschehen lasse. "Es ist schön, dass du hier bei mir bist. Ich habe schon lange verstanden, dass ich mehr für dich bin als ein guter Freund. Und ich weiß, dass du dich schon lange damit quälst. Aber mir geht es nicht anders. " flüsterst du in mein Ohr.
Verwirrt sehe ich dich an. Also hast du mich doch schon lange durchschaut. Aber man kann mir das Glück wahrscheinlich auch ansehen, das ich empfinde, wenn ich in deiner Nähe bin. Das es dir allerdings genauso geht wie mir, überrascht mich. Dann warst du jedenfalls der bessere Schauspieler von uns beiden.
Plötzlich lässt du mich los und setzt dich auf die Kante deines Bettes. Siehst mich an, lächelst und streckst mir deine Hand entgegen. Ich lege meine hinein und folge dir...
Du ziehst mich zu dir und ich lande weich neben dir auf dem Bett. Ich drehe mich auf den Rücken und du siehst mich, immer noch auf der Bettkante sitzend, an. Ein Lächeln huscht über dein Gesicht. Du streichst mir ganz zärtlich mit deiner Hand über die Wange. Du beugst dich zu mir herunter, betrachtest mich aufmerksam. "Was denkst du?" fragst du mich. Welch eine Frage die du mir da stellst. Was soll ich in diesem Moment denken? Denken? Wenn du mich so ansiehst, wie du es gerade tust, wenn du mich so berührst wie du es heute schon so oft getan hast? Wenn ich doch bereit bin, alles mit dir zu tun was ich mir noch vor einem Jahr verboten hätte überhaupt vorzustellen. Nein, denken kann ich jetzt nicht mehr. Ich bestehe nur noch aus Fühlen, Denken hat in mir keinen Platz. Nicht jetzt. Ab morgen werde ich wieder denken müssen, aber jetzt kann und will ich das nicht. Als Antwort schlinge ich meine Arme um deinen Hals und muss gar nichts weiter tun, denn du hast verstanden. Du küsst mich wieder. Obwohl du das heute Abend schon mehr als einmal getan hast, habe ich auch jetzt wieder das Gefühl, die Erde unter mir beginnt zu tanzen als freue sie sich, dass ich ganz leicht bin. Leicht vor Glück, dir endlich so nah sein zu können.
Dass dieses Glück vergänglich ist und ich früher oder später den Preis dafür zahlen muss, schiebe ich weit von mir.
Die nächsten Stunden mit dir sind wie ein Flug über den endlosen Ozean auf einem silbernen Sternenschweif, der nur für uns existiert. Deine Hände machen mich lebendig wie einen Schmetterling, der in den Himmel steigt, die Höhen aller Wonnen erlebt und nie wieder auf der Erde landen möchte. Dich so zu spüren, wie du es mich jetzt lässt, davon habe ich geträumt, doch meine Träume konnten nicht einmal erahnen wie wundervoll es wirklich sein würde. Unsere Reise schöpft mich voll aus und am Ziel angelangt, sinke ich schweigend und glücklich in deine Arme.
Es ist Morgen. Zwar noch früher Morgen, aber unsere gemeinsame Nacht ist vorüber. Ich blinzle den ersten Sonnenstrahlen entgegen, die durch das Fenster deines Erdgeschosszimmers dringen. Bin noch im Halbschlaf, suche nach Orientierung und spüre dich neben mir. Ich bin mit dem Kopf auf deiner Brust und umschlungen von deinen Armen selig und erschöpft eingeschlafen. Du schläfst noch tief und fest. Ich sehe dich an. Friedlich und ruhig liegst du da und bist so gar schlafend in der Lage mich zu verzaubern. Aber schleichend holt mich die Realität ein. Ich ordne meine Gedanken und erst jetzt wird mir wirklich bewußt, was letzte Nacht mit mir, mit uns, geschehen ist. Ich war dein. Ich war eine ganze Nacht lang nur dein. Bedingungslos und ohne es in Frage zu stellen nur dein.
Aber das war letzte Nacht. Nun wird es Zeit für mich, dich zu verlassen. Ich gleite aus deinen Armen, verlasse dein Bett, dass noch den Duft der letzten Nacht in sich trägt und ziehe mich an. Du erwachst, siehst mich an. "Ich muss jetzt gehen. Bevor mich noch jemand sieht." sage ich zu dir. Du fasst mich am Arm, siehst mich an und sagst: "Danke, dass du hier warst, danke für diese Nacht. Du bist etwas ganz Besonderes für mich." Das du diese Worte ernst meinst, habe ich gespürt, gefühlt bei allem was in den letzen Stunden geschehen ist.
"Ich bitte dich, das ..." fange ich an. "Niemand." sagst du. "Niemand wird je etwas von dieser Nacht erfahren." Ich sehe dich dankbar an und gehe zur Tür. "Warte! Sehen wir uns bald?" fragst du.
"Natürlich. Freunde sehen sich doch, oder?" sage ich und gehe.