Was ist neu

Verblendung

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08.05.2009
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Mein Zimmer hat keine Fenster, wie die meisten Räume keine Fenster haben auf Dijod, ganze Gebäude ohne Fenster auskommen, weil die Alten keine Fenster brauchen – sie sind allesamt blind – und die Jungen sich fragen, wozu Augen gut sein sollen, ihre Augen gar nicht zu nutzen wissen, so schwache Vorstellungen haben sie von Licht, schwach wie das ferne Leuchten der Sterne, dem einzigen blassen Schimmer auf dem Planeten Dijod, dessen Nacht ein halbes Leben lang dauert und dessen Tag das ganze Leben verbrennt.

Die Tür zu meinem Zimmer öffnet sich. Ein schwarzes Loch stanzt sich in eine schwarze Wand und ich erblicke keinen schwarzen Mann, weiß aber, er ist da, habe seine Schritte schon vor Minuten vernommen, stolze Schritte, die nun verstummen, abgelöst von einer ebenso stolzen Stimme – einschneidend, durchdringend, den Raum erfüllend und zuletzt auch mich einnehmend, ohne dass ich auch nur ein einziges Wort verstünde, so aufgeregt bin ich, allein der Tonfall packt mich an, lässt mich von meinem Stuhl hoch fahren, spult ein Programm ab in mir, das ich seit Monaten ein geübt habe: Fünf Schritte nach vorne gehen, hölzern wie eine Puppe, der die Kniegelenke fehlen, um die Beine an zu winkeln, dann stehen bleiben, Hacken zusammen schlagen, salutieren und bloß nicht atmen, auf keinen Fall bewegen – warten.

Der Mann ist zufrieden oder auch nicht, sein Tonfall lässt das nicht erkennen, schwankt zwischen lautem Reden und brüchigem Schreien, bleibt dabei aber emotionslos, routiniert, wahrscheinlich genauso, wie bei den anderen Jungen, die der Mann heute schon aus ihren Zimmern geholt hat und genauso wie bei denen, die er noch holen wird, nachdem er mich draußen abgeliefert hat, wo es dunkel ist wie immer, nichts und niemand zu sehen ist wie immer und vom Planeten nur das kleine Stückchen Boden zu spüren ist, das sich unter meinen Füßen befindet und spitz in meine Sohlen sticht. Außergewöhnlich ist jetzt nur eines: Ich höre nichts; ein paar andere Junge bohren mit ihren Schuhen im steinigen Grund herum, schlurfen aufgeregt hin und her, doch ist das kein Vergleich zu sonst, wenn hier Markt ist und das Trommeln der Schritte nahezu unerträglich an schwillt, der Platz unter Rufen lärmt, es schwer fällt, sich zu orientieren und man ständig mit jemandem zusammen stößt – das alles fehlt jetzt; niemand ist mehr da.

Wir Dijodan sind keine Ratten, wir verkriechen uns nicht in dunklen Höhlen tief unter der Erde, wo man den Tag über ausharren könnte, wir bleiben in Bewegung, ziehen weiter, wenn die Sonne naht, ziehen in unser zweites Heim, denn jeder Dijodan hat zwei Heime – eines dort, wo es ihm gefällt, wobei ohnehin alles gleich ist hier und das andere genau gegenüber, auf der anderen Seite des Planeten, so dass ein Dijodan nur senkrecht nach unten graben müsste, durch den Mittelpunkt des Planeten hindurch und immer geradeaus weiter, um von seinem ersten Wohnsitz zu seinem zweiten Wohnsitz zu gelangen; aber das ist natürlich Unsinn.

Bald dämmert es und die Sonne wird auf die verlassenen Hütten unseres Dorfes fallen, alles wird strahlen und ganz weiß sein, hat man mir erzählt, aber es fällt mir schwer, zu begreifen, was damit gemeint ist, was es heißen soll, dass alles leuchtet, dass alles wunderschön ist und schrecklich zugleich – die ganze Nacht beten die Alten ihre Geschichten davon herunter, reiben sich wehmütig die blinden Augen, ihre Finger zittern, dass man die aufgewühlte Luft auf der Haut spürt, doch wenn es wieder so weit ist, wenn der Sonnenaufgang naht, dann müssen sie gehen, müssen die Kinder mitnehmen, die noch zu jung sind; nur die Ältesten bleiben zurück, um ihre letzte Aufgabe zu erfüllen: Die jungen Dijodan ins Licht führen, ihnen die große Prüfung abnehmen, nach der auch sie sagen dürfen: Wir gehören zu den Alten.

Die Nacht erhellt sich. Ich kann sehen – noch nicht sehr viel, noch nicht sehr weit, aber ich kann sehen, kneife die Augen zusammen, schirme sie ab, indem ich meine Hand an die Stirn lege, was nicht erlaubt ist, ich weiß, doch das Licht ist so brennend hell und ich nehme die Hand erst wieder weg, als einer der Ältesten mich mahnend anblickt, schließlich auf mich zu kommt, ein Metallgestell in der Hand, das er mir über den Kopf zieht, es drückt an den Schläfen und noch schlimmer: Meine Augenlider werden an kleinen Haken befestigt, meine Augäpfel treten hervor, liegen nun fast frei in der Sonne, sind ihrer Schönheit ungeschützt ausgeliefert.

Etwas nähert sich vom Horizont; es glitzert bunt im Morgenlicht. Noch kann ich es nicht erkennen, doch ich weiß, was es sein muss, so oft haben die Alten davon erzählt, davon geschwärmt und es beschrieben bis ins kleinste Detail: die schwebende Burg, die nicht Schwarz ist wie die Nacht und nicht Weiß wie der Tag, sondern so viel mehr als das mit ihren kristallinen Formen und vielfarbigen Scheiben, von denen ich mir nie eine Vorstellung machen konnte, solange ich nur die Nacht kannte und nichts von Licht und Farben wusste – jetzt aber reicht ein Blick, um mir sicher zu sein: Sie ist es; und sie ist hier, um das Ritual zu überwachen.

Es gibt nur wenige schwebende Burgen, hat man mir erzählt, die Weisen des Lichts leben darin, denen die Sonne gnädig ist – sie dürfen unter ihr wandeln, dürfen ihre Schönheit genießen, ohne ihre Schmerzen ertragen zu müssen, dürfen sehen, was sie zeigt, ohne dabei zu erblinden, ohne in die ewigen Nacht verbannt zu werden wie unsere Alten und wie ich, der ich jetzt erfahren darf, wie köstlich es ist, zu sehen und erfahren muss, wie viel es kostet, zu erkennen; aber ich will nicht.

Die Sonne beißt, die Jungen um mich fangen an zu schreien, die Ältesten tanzen, die Weisen überwachen und ich reiße mich los, breche aus, ziehe mir das Metallgestell vom Kopf, die Haken schlitzen meine Lider auf, Blut füllt meine Augen, färbt das grelle Licht rot, doch schmerzt die Sonne noch immer, dringt durch die Löcher meiner Lider, nur mein linker Arm schützt mich, ich kann nichts mehr sehen, mein rechter Arm schwingt vor und zurück, vor und zurück, im Takt der rennenden Beine, ich stolpere, falle, stehe auf, renne weiter, weg von den Ältesten, die nicht schnell genug sind, mich ein zu holen, weg von den Jungen, denen jetzt Kohlen in den Augenhöhlen sitzen und weg von der schwebenden Burg, der ich nicht entkommen werde, wie schnell ich auch laufe, wie weit ich mich auch hinaus wage in den feuerzüngelnden Tag – die Weisen werden mich jagen, werden kommen und mich holen; weil ich mich im Licht nicht verstecken kann; weil ich nichts sehen kann im Licht, sie aber alles; weil sie mich zu lange im Dunkeln gelassen haben und ich stets ins Dunkel zurück geworfen werde, ihm nicht entkommen kann. Etwas schlägt mir gegen den Kopf.

 

Hallo Konrad,
dieser Text ist nach einem einfachen Rezept gebacken: eine interessante Situation, sinnliche Eindrücke, Empathie, Beschränkung auf eine Situation – und der Kuchen ist quasi aufgegangen. ;) Mir hats gefallen! Die Blendung als Ritual kann eine Parabel für mehrere Eigenarten des Verhältnisses des Einzelnen zur Gesellschaft sein. Es ist wirkungsvoll, die Geschichte dieser Gesellschaft nur zu skizzieren.

Auch der Stil gefällt mir gut. Er ist voller sinnlicher Details. Die Sätze sind lang und trotzdem verständlich. Persönlich finde ich Deine Vorliebe für das Wort „ist“ sympathisch. ;)

Die Tür zu meinem Zimmer öffnet sich. Ein schwarzes Loch stanzt sich in eine schwarze Wand und ich erblicke keinen schwarzen Mann, weiß aber, er ist da, habe seine Schritte schon vor Minuten vernommen, stolze Schritte, die nun verstummen, abgelöst von einer ebenso stolzen Stimme – einschneidend, durchdringend, den Raum erfüllend und zuletzt auch mich einnehmend, ohne dass ich auch nur ein einziges Wort verstünde, so aufgeregt bin ich, allein der Tonfall packt mich an, lässt mich von meinem Stuhl hoch fahren, spult ein Programm ab in mir, das ich seit Monaten ein geübt habe: Fünf Schritte nach vorne gehen, hölzern wie eine Puppe, der die Kniegelenke fehlen, um die Beine an zu winkeln, dann stehen bleiben, Hacken zusammen schlagen, salutieren und bloß nicht atmen, auf keinen Fall bewegen – warten.
Dieser Absatz enthält alle Vorzüge der Geschichte.

...ich weiß, doch das Licht ist so brennend hell und ich nehme die Hand erst wieder weg, als einer der Ältesten mich mahnend anblickt, schließlich auf mich zu kommt, ein Metallgestell in der Hand, das er mir über den Kopf zieht,...
Da stimmt etwas nicht: Der Älteste ist blind und der Junge, für den das Sehen neu ist, kann kaum sofort erkennen, was der Gesichtsausdruck bedeutet. Überhaupt geht der Übergang aus der Dunkelheit ins Dämmerlicht und schließlich in die Sonne etwas schnell.

...die schwebende Burg, die nicht Schwarz ist wie die Nacht und nicht Weiß wie der Tag, sondern so viel mehr als das mit ihren kristallinen Formen und vielfarbigen Scheiben, von denen ich mir nie eine Vorstellung machen konnte, solange ich nur die Nacht kannte und nichts von Licht und Farben wusste...
Sehr schön :)

Irgendwie kommt das Ende etwas abrupt:

Etwas schlägt mir gegen den Kopf.

Aber so ist das Leben...

Freundliche Grüße,
Berg

 

Hallo Berg,

vielen Dank für deine Kritik! Das viele Lob freut mich natürlich besonders.


Die Sätze sind lang und trotzdem verständlich.

Mit der Satzlänge experimentiere ich gerade ein wenig herum. Gut zu wissen, dass der Lesefluss durch die Länge nicht gehemmt wird.


Da stimmt etwas nicht: Der Älteste ist blind und der Junge, für den das Sehen neu ist, kann kaum sofort erkennen, was der Gesichtsausdruck bedeutet.

Ja, du hast absolut recht, da kann ich mich nicht rausreden: Das ist ein Fehler - und ein dummer noch dazu. Ist mir schleierhaft, wie ich da drüber lesen konnte :hmm: .

Beste Grüße

Konrad

 

Hi Konrad,

kann mich Berg anschlißen. Der Text geht auf. Zumindest bei mir hat er auch funktioniert. Kein großes Drumherum weshalb es so ist, wie es ist, der Fokus liegt auf der Situation.
Die Zweifel an dem Ritual bringst du schön mit dem Titel zur Geltung. Übrigens der Grund, weswegen ich die kg angeklickt habe.
Die Sprache finde ich angemessen.
Zum Ende: Ich würde den letzten Satz streichen. Der ist unnötig und holt den Leser zu unsanft aus dem eigenen Film. Es ist doch absehbar, dass dr Junge gefasst wird, gib diese Fantasie ruhig in die Hände des Lesers.
Wenn du dennoch dabei bleiben möchtest, würde ich eher die Dunkelheit in den Vordergrund rücken, die ihn überkommt, als er geschlagen wird. Das käme runder. Aber wie gesagt, ganz streichen wäre am intensivsten.

Viel Spaß noch auf kg.de :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo weltenläufer,

danke für deinen Kommentar!

Die Zweifel an dem Ritual bringst du schön mit dem Titel zur Geltung. Übrigens der Grund, weswegen ich die kg angeklickt habe.

Und ich hatte schon befürchtet, der Titel könnte etwas zu schlicht sein.

Zum Ende: Ich würde den letzten Satz streichen. Der ist unnötig und holt den Leser zu unsanft aus dem eigenen Film. Es ist doch absehbar, dass dr Junge gefasst wird, gib diese Fantasie ruhig in die Hände des Lesers.
Wenn du dennoch dabei bleiben möchtest, würde ich eher die Dunkelheit in den Vordergrund rücken, die ihn überkommt, als er geschlagen wird. Das käme runder. Aber wie gesagt, ganz streichen wäre am intensivsten.

Mit dem Ende habe ich auch lange gehadert. Deine Ideen dazu finde ich sehr interessant - sowohl mit dem Streichen, als auch mit der Dunkelheit könnte ich mich anfreunden. Ich werde darüber nachdenken.

Viel Spaß noch auf kg.de :)

Werde ich haben :) !

Beste Grüße

Konrad

 

Guten Abend, Konrad Jakob!

Schlecht ist das nicht. Aber es hyperventiliert schon ziemlich.
Die Geschichte ist interessant, driftet aber durch die nichtendenwollenden Satzgirlanden ein wenig ins Schwülstige ab. Außerdem wurde ich von dem dauernden Gefühl abgelenkt, Du hättest mit Absicht Punkte vermieden, aber nicht für die Handlung (die jeweilige Situation), sondern generell und aus Gründen, die mit der Geschichte nichts zu tun haben.
Du schreibst, daß Du mit der Satzlänge experimentierst, das ist eine elegante Ausrede. Aber ich las immer auf der einen Seite das Bandwurmsatzprojekt und auf der anderen die Geschichte, als sei sie nur Trägermaterial.
Vielleicht versuchst Du's mal mit zweiundzwanzig statt vierzehn Sätzen beim nächsten Mal, das Annäherungsverfahren ist sehr beliebt in Wissenschaft und Forschung.

Was mich aber viel mehr gestört hat, waren diese Auseinanderschreibsünden:

hoch fahren
an zu winkeln
zusammen schlagen
an schwillt
zusammen stößt
zu kommt
ein zu holen
hinaus wage
zurück geworfen
Das muß alles zusammengeschrieben werden.

Und hier noch Kleinkram:

genauso kein Komma wie bei den anderen Jungen
wo es ihm gefällt, wobei ohnehin alles gleich ist hier, und das andere genau gegenüber
es fällt mir schwer kein Komma zu begreifen
bis ins kleinste Detail: Die schwebende Burg
in die ewige Nacht verbannt
ich, der ich jetzt erfahren darf, wie köstlich es ist kein Komma zu sehen, und erfahren muss, wie viel es kostet kein Komma zu erkennen; aber ich will nicht.

Herzlich willkommen und freundliche Grüße!
Makita.

 

Hallo Makita,

vielen Dank für dein Feedback!

Außerdem wurde ich von dem dauernden Gefühl abgelenkt, Du hättest mit Absicht Punkte vermieden, aber nicht für die Handlung (die jeweilige Situation), sondern generell und aus Gründen, die mit der Geschichte nichts zu tun haben.
Du schreibst, daß Du mit der Satzlänge experimentierst, das ist eine elegante Ausrede. Aber ich las immer auf der einen Seite das Bandwurmsatzprojekt und auf der anderen die Geschichte, als sei sie nur Trägermaterial.

Ich muss zugeben, dass die meisten Sätze einfach deshalb so lang sind, weil ich Gefallen an langen Sätzen gefunden habe - also aus purem Selbstzweck. Dabei habe ich tatsächlich relativ wenig darauf geachtet, ob es für die Handlung immer Sinn macht, so zu schreiben.
Gekünstelt und aufgesetzt sollte das Ganze aber natürlich nicht wirken. Und ein Schreibstil der vom Inhalt ablenkt, ist einer Geschichte sicher auch nicht förderlich. Mal schauen, vielleicht freunde ich mich ja doch noch mit Punkten an.


Danke auch für die Korrektur! Wann und wie man was trennt, hat mir schon immer Schwierigkeiten bereitet. Damit sollte ich mich wohl besser mal beschäftigen.


Beste Grüße

Konrad

 

Ein Hersteller von Sonnenbrillen würde auf diesem Planeten das Geschäft seines Lebens machen.

Selbstzweck oder nicht - trotz der Bandwurmsätze kann ich den Stil nur loben.

Mit dem Inhalt habe ich so meine Schwierigkeiten. Ich versuche mir vorzustellen, wie das intelligente Leben auf einem Planeten entstanden ist, das nach einer extrem langen Nacht einer hellen Sonne ausgesetzt ist. Entwickeln sich unter solchen Umständen wirklich Wesen mit Augen, die in einer Hälfte des Jahres unbrauchbar sind, und in der anderen auch nicht viel helfen? Ich denke nein. Ich vermute daher, dass es Nachkommen menschlicher Siedler sind, die hier beschrieben werden, und deren Herkunft irrelevant ist, aber irgendwann dieses grausige Ritual erfunden haben. Leider bleibt das alles im Dunkeln, so dass die Story für sich genommen zwar ganz prima ist, aber mir persönlich zu viele Fragen offen bleiben.

Freut mich jedenfalls, Dich hier im Forum vorzufinden, nachdem mir auch Deine Story in Earth Rocks gut gefallen hat. Bin gespannt auf mehr von Dir.

Uwe
:cool:

 

Hallo Uwe,

vielen Dank, dass du dich mit meinem Text auseinandergesetzt hast!

Selbstzweck oder nicht - trotz der Bandwurmsätze kann ich den Stil nur loben.

:)

Leider bleibt das alles im Dunkeln, so dass die Story für sich genommen zwar ganz prima ist, aber mir persönlich zu viele Fragen offen bleiben.

Diese Frage bereitet mir häufiger mal Kopfzerbrechen: Wie viel erklären/beschreiben, wie viel nur andeuten? Dass ich eher dazu neige, viele Fragen offen zu lassen, liegt wohl nicht zuletzt daran: Ich mag keine dicken Bücher; und gerade im Science Fiction Genre stoße ich ständig auf Bücher, bei denen ich das Gefühl nicht los werde, der Autor habe auf Biegen und Brechen versucht, seine Geschichte auf 800 Seiten zu strecken - indem er z.B. jede Kleinigkeit ganz ausführlich beschreibt. Da ist es mir lieber, mich mit einem Text zu beschäftigen, der wenig Zeit zum Lesen beansprucht, über den ich dafür aber umso länger nachdenken kann; der mich dazu anregt, die Lücken selber zu füllen.

Es ist aber natürlich sehr ungünstig, wenn die Lücken in meiner eigenen Geschichte den Eindruck erwecken, irgendetwas würde da nicht ganz stimmen oder sie wäre nicht richtig durchdacht. Wenn du dir die Welt darin nur mit Mühe so zurecht biegen konntest, dass sie dich überzeugt, dann habe ich offensichtlich etwas falsch gemacht. Vielleicht gelingt mir in Zukunft eine bessere Balance.

Beste Grüße

Konrad

 

Ich denke, Dein vorletzter Satz trifft das Problem sehr genau: Die Welt hat mich nicht überzeugt. Daher wirkt die Story auf mich nicht rund, das Ende unbefriedigend.
Warum gibt es Sehende und Blinde, warum dieses Ritual, was hat das mit der langen Tag-Nacht-Phase zu tun?

Sagen wir mal so: Wenn Du die Antworten kennst, sie aber nicht in die Geschichte geschrieben hast, hast Du was falsch gemacht. Und wenn Du die Antworten nicht kennst, oder Dir die Fragen selbst nicht gestellt hast, auch ;-)

 

Hallo Konrad,

deine Geschichte erinnert ein wenig an an nightfall von Asimow, wenn auch mit umgekehrten Vorzeichen. Die Grundidee finde ich gut, aber wie z.B. Uwe schon geschrieben hat, fehlt der Umsetzung Tiefe. Warum existieren die schwebenden Burgen? Und warum überwachen sie das Ritual? Es ist sicherlich gut, dem Leser Freiraum für eigene Gedanken zu geben, aber zuviel Freiraum ist auch nicht gut.

Fazit: ich habe die Geschichte nicht ungerne gelesen, würde aber gerne die Lücken schließen können, ohne zu sehr spekulieren zu müssen.

lieben Gruß
Dave

 

Hallo Dave,

vielen Dank für deine Anmerkungen!

wie z.B. Uwe schon geschrieben hat, fehlt der Umsetzung Tiefe. Warum existieren die schwebenden Burgen? Und warum überwachen sie das Ritual? Es ist sicherlich gut, dem Leser Freiraum für eigene Gedanken zu geben, aber zuviel Freiraum ist auch nicht gut.

Einen Moment lang war ich versucht, mit der eingeschränkten Perspektive des Ich-Erzählers zu argumentieren oder mir eine andere Ausrede einfallen zu lassen; aber das wäre im besten Fall Eigensinn, im schlechtesten Ignoranz und würde vor allem an einem Punkt nichts ändern: Dass meine Geschichte den Leser irgendwie unbefriedigt zurücklässt. Und das ist ganz klar ein Problem, mit dem ich mich auseinandersetzen muss.

Beste Grüße

Konrad

 

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