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Vatertag

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29.01.2004
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Vatertag

Er erwachte in einer seltsamen, dickflüssigen Pfütze. Blut. Den Geschmack
erkannte er sofort.
Innerhalb eines Augenblicks war er wieder hellwach.
Was war passiert? Er versuchte sich zu erinnern, fischte im Trüben, versuchte
das Licht am Ende des Tunnels zu erreichen. Erfolglos. Er sah sich um.
Dunkelheit umgab ihn. Von irgendwo in der Ferne hörte er ein Geräusch.
Plink.Plink. Was war das?
Langsam richtete er sich auf, streckte die Hände aus, versuchte die Wand zu
erreichen. Er stolperte über etwas. Sterne kreisten um seinen Kopf. Wenig
später begann er zu erforschen worüber er gefallen war. Er tastete danach,
es war weich und feucht. Er nahm seine Hand wieder zurück. An ihr befand
sich etwas, dass sich wie menschliches Haar anfühlte.
Er zuckte zurück als sei Gehirn diese Information verarbeitet hatte. Haare.
Schnell richtete er sich auf und taumelte weiter durch den Raum. Irgendwo
muss es doch einen Ausgang geben. Einen Ausgang woraus? Wo war er
überhaupt?
Sein Fuß berührte etwas. Eine Flasche. Sie war zerbrochen. Er tastete weiter
und fand schließlich die Wand. An ihr ging er entlang bis er den Lichtschalter
fand. Er war sich sicher, dass er nicht sehen wollte, was er gleich sehen wird
und dennoch betätigte er den Schalter.
Seine Augen brauchten lange um sich an das grelle Licht zu gewöhnen, aber
schon die ersten Umrisse die er registrierte liesen ihn erschrecken.
Den Raum kannte er, es war sein Wohnzimmer. Doch der einst so ordentliche
Raum war nun ein totales Chaos. Stühle waren umgeworfen, zerbrochene Flaschen
lagen überall herum, Bilder waren von der Wand gerissen, Regale umgekippt.
Sein Blick suchte das, worüber er gestolpert war. Es war ein Stück Stoff,
blutgetränkt und voller Haare. Lange Haare. Haare wie die seiner Frau.
Ihm wurde übel.
Was war hier passiert? Hatte er soviel getrunken, dass er nicht mehr wußte
wie dieses Chaos entstanden ist?
Er öffnete die Tür und betrat den Flur. Hier bot sich ihm ein ähnlicher Anblick.
Bilder von der Wand gerissen, Flaschen überall. Auch die Küche machte keinen
Unterschied. Der Kühlschrank war umgefallen, der Tisch in der Mitte zerbrochen.
Die Stapel mit unbezahlten Rechnungen waren umgeworfen worden. Irgendwann
muss er sie mal bezahlen. Wovon? Hatte er nicht einen Plan gehabt? Einen Ausweg
aus der misslichen Lage? Er konnte sich nicht mehr erinnern.
Doch was war das? Auf dem Boden lag etwas. Sein Hammer. Voller Blut.
Was war geschehen? Tausende Gedanken wirbelten durch seinen Kopf. Er
versuchte sich zu erinnern. Er sah Bilder vor seinem geistigen Auge. Seine Frau.
Seine Tochter. Sie weinten, kreischten, liefen. Und dann? Was geschah dann? Er
wußte es nicht mehr. Aber wichtiger war die Frage: wowaren sie?
Er ging nach oben, zum Kinderzimmer. Seine Tochter war elf Jahre alt. Ein liebes
Mädchen, das nie Probleme machte. Manchmal wehrte sie sich. Dann musste er
ihr zeigen, wie man sich zu benehmen hat. Doch meist lag sie einfach nur da,
schwieg und ließ alles mit sich machen. Ein braves Mädchen.
Er liebte sie. Oh ja, das tat er. Manchmal liebte er sie zu sehr, aber sie wußte, dass er
alles nur zu ihrem Besten tat. Wußte sie das wirklich? Hatte sie nicht eine Lektion
verdient um es ein für alle Mal zu lernen? Wo war sie?
Er schaute sich in ihrem Zimmer um. Auch hier herrschte Unordnung. Auch hier
lagen Flaschen herum. Teils zerbrochen, teils noch gefüllt. Er schaute sich die
Flaschen genauer an. Bier. Hatte er noch genug Bier im Haus? Ohne
Bier war es immer so schwer einzuschlafen. Er beschloß noch einkaufen
zu gehen. Doch erst musste er seine Tochter finden.
Er fand sie.
Sie lag im Bett und schaute mit weit geöffneten Augen an die Decke. Ihr
Mund war aufgerissen, als hätte sie geschrien. Blut war überall. Ihr Kopf sah aus,
als wäre er eingeschlagen worden. Der Hammer.
Ihr Blut tropfte auf den Boden.
Plink.
Ihm wurde wieder übel.
Er verließ das Zimmer. Wo war seine Frau? Warum hatte sie nichts unternommen?
Sie tat nie etwas. Weder für ihn, noch für die Familie. Seine Familie. Er war der
Herr im Haus. Respektierte sie das? Oder musste er es ihr erklären? Meistens
respektiert sie es. Manchmal nicht. Dann musste er mit ihr reden. Danach verstand
sie es.
Er näherte sich dem Schlafzimmer.
Die Tür war angelehnt. Er wollte nicht sehen was sich dahinter befand. Dennoch
öffnete er die Tür. Da lag sie. Es sah aus als würde sie schlafen. Doch auch bei
ihr stellte er sofort das riesige Loch im Kopf fest. Der Hammer. Blut.
Ihr Blut tropfte auf den Boden.
Plink.
Tränen liefen über sein Gesicht. Was war geschehen? Wer hat das getan? Warum?
Das Chaos, das Blut, seine Frau, seine Tochter.
Er verließ das Zimmer und ging wieder auf den Flur. Er nahm alles nur noch ver-
schwommen wahr. Er versuchte sein Spiegelbild zu erkennen, sah aber vor
lauter Tränen nichts.
Ihm fiel die Treppe zum Dachboden auf. Oben brannte Licht. Wer war auf dem
Dachboden?
Er ging nach oben. Langsam. Als er ankam sah er sich um. Da war jemand.
Dieser Jemand hatte sich erhängt und er kam ihm seltsam vertraut vor. Er
schritt näher. Die seltsame Figur drehte sich. Er konnte das Gesicht erkennen.
Es war sein eigenes.

 

Hallo Sore

bei deiner Geschichte bin ich etwas im Zwiespalt.

Als ich anfing sie zu lesen, dachte ich als erstes: "Woher will er wissen, dass er in Blut gelegen hat, wo der Raum doch zu dunkel zum sehen ist?"

genauso hatte ich probleme damit, dass mir zwar ziemlich schnell klar wurde, dass er wohl der Täter war, aber warum er nichts davon wusste kam nicht wirklich rüber.

soweit hielt ich die Geschichte für ziemlich verworren, bis zum schluss, wo er sich dann selbst erhängt im Dachboden findet und klar wird dass er nur noch ein Geist ist.

Mit dieser Erkenntnis kann man zwar alle vorausgegangenen Ungereimtheiten erklären, wenn man will, aber irgendwie fehlt mir dennoch etwas. Vieleicht ein Grund, oder eine Erklärung, warum er den nun als Geist durch das Haus wandelt. Warum er sich nicht erinnern kann. Oder was mit ihm passiert, nachdem er sich gefunden hat. Ich glaube das würde viel zum Verständnis der Geschichte beitragen.

ein paar Fehler die mir aufgefallen sind.


Zitat:
Schnell richtete er sich auf und taumelte weiter druch den Raum.

durch


Zitat:

Hatte er soviel getrunken, dass er nichtmehr wusste
wie dieses Chaos entstanden ist?

nicht mehr


Zitat:
aber sie wusste das er alles nur zu ihrem Besten tat

,dass

LG

porcupine

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich finde diese Story zu banal, abgegriffen, primitiv.
Warum hat er das getan? Diese Frage bleibt völlig offen.
Die Liebe zu seiner Tochter???
Wieso hat sie eine Lektion verdient?
Außerdem, die vielen leeren Schnapsflaschen - ein praktisch schon Alkoholtoter ist doch gar nicht mehr im Stande derartiges zu machen und erhängen braucht er sich auch nicht mehr.

Sorry, mir gefallen solche Geschichten einfach nicht.
Es ist wie bei manchen Action-Filmen, viel Gewalt - kaum eine Handlung oder Hintergründe.

Positiv fiel mir auf:
- Spannung ist vorhanden und steigert sich
- gut lesbar
- der Schluss

Das ist wie gesagt nur meine Meinung, vielleicht denken andere ja ganz anders darüber.

lieben Gruß

Nachtrag:
Oops, da war jemand schneller als ich - war wohl zu lange offline und hab nicht aktualisiert

 

Also, erstmal danke für die Kritik!

Zu den Ungereimtheiten:

Ich schreibe solche (sehr kurzen) Kurzgeschichten grundsätzlich in einer kreativen Minute. Ich fange mit einem Satz an ("Er wachte in einer Pfütze aus Blut und Schweiß auf") und habe noch keine Ahnung von dem, was mal daraus wird. Nach und nach baut sich alles auf, bis es zu einem Schluß kommt. Den Plot für diese Geschichte hatte ich in knapp zehn Minuten geschrieben. Einige Sachen ausgebessert, Rechtschreibfehler gesucht, etc.
Insgesammt brauche ich für eine solche Geschichte knapp 20 Minuten. Kleinere Fehler können also passieren :)
Deswegen auch fehlende Hintergrundinformationen ("Warum hat er das gemacht", etc.) Aber: Ich schreibe damit der Leser interpretieren kann! Ich will ihm alle Möglichkeiten offenhalten! Ich gebe ihm Fakten und es ist seine Sache, wie er sie verwertet. Warum hat seine Tochter eine Lektion verdient? Warum hat er sie aus Liebe getötet? Alles Fakten, auf die es eine Antwort zu finden gilt....
Ich gebe zu: ganz ausgereift ist die Hintergrundgeschichte nicht, aber ich denke zum interpretieren sind genug Fakten vorghanden (Alkohol, zerstörte Wohung,...)

So, jetzt hab ich mich genug gerechtfertigt
:)

Noch was: solche "kreativen Minuten" hab ich eher selten, wenn ich was schreibe sitze ich eigentlich mehrere Monate daran...und unter 100 Seiten schreibe ich auch selten :D

 

Hallo Sore,

ich kann dich gut verstehen. Der Anfang deiner Geschichte war wirklich toll. Wenn einem so ein Anfang einfällt, muss man einfach weiterschreiben! Geht mir auch manchmal so. Hinterher ist die Geschichte dann manchmal nicht ganz stimmig. Auch das geht mir so. Besser wäre es halt, wenn einem nicht der Anfang sondern das Ende einer Geschichte einfallen würde. Das passiert aber leider viel seltener. Man kann sich eben nicht aussuchen, wo man von der Muse geküsst wird.

Lass dich auf keinen Fall entmutigen. Der Anfang deiner Geschichte war m. M. nach so gut, dass der Gesamteindruck positiv ist.

Beste Grüße
knagorny

 

Hallo nochmal

Ich wollte dich mit meiner Kritik nicht beleidigen, entmutigen oder sagen dass du nichts drauf hast

Warum hat seine Tochter eine Lektion verdient? Warum hat er sie aus Liebe getötet? Alles Fakten, auf die es eine Antwort zu finden gilt....

ist sicher eine Variante aber ein paar Denkanstöße bräuchte man schon

Da wir jetzt wissen in welch kurzer Zeit du die KG geschrieben hast, sage ich mal, sie ist einfach noch nicht fertig.

lieben Gruß

 

Ich könnt sie ja nochmal überarbeiten ;)

Dann geht zwar das "spontane" und "reine" an der Geschichte verloren, aber es bleiben wenigstens keine Fragen mehr offen *g*

Werd mich mal drum kümmern...

 

So, hier eine etwas überarbeitete Version. Entweder ist es jetzt einfacher zu verstehen oder ich habe noch mehr Aspekte zum interpretieren gebracht. Bin auf eure Meinung gespannt *g*

 

Hallo Sore

Mir gefällt die Geschichte jetzt besser, viel besser.
Sie ist ja auch (zirka) doppelt so lang geworden.

Die jetzigen Denkanstöße kommen gut.

lieben Gruß

 

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