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Vasall bis in den Tod

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27.03.2003
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Vasall bis in den Tod

Vasall bis in den Tod

Unheilverkündend thronte Twarthing Castle über St. Bryntwith. Ständig schoben sich dunkle Regenwolken an den verwitterten Dachziegeln vorbei, so dass die Sonne kaum eine Chance hatte, den einstmals kupfrigen Glanz des Metalls zum Funkeln zu bringen. Die Eingangstore des Schlosses wirkten ebenso abweisend wie der Rest des Gemäuers, dessen äußeres Erscheinungsbild vor allem durch den mächtigen Bergfried gekennzeichnet war. Teilvernagelte Schießscharten wechselten sich mit winzigen blinden Glasfenstern ab und an der Frontseite prangte ein durch Unwetter verblichenes Wappen, das durch seine Größe Zeugnis abgeben konnte von der ehemaligen Macht der Bewohner des Gebäudes.
Ein idyllisches, wenn auch gruseliges Bild bot sich dem Betrachter wohl immer, auch wenn die tiefhängenden Wolken und der stetige Regen das Gesamtbild gespenstischer aussehen ließen. Zum Schloss hoch führte ein mit Eichen und Schwarzerlen gesäumter Weg, der mit unregelmäßigen Steinplatten belegt war.
Twarthing Castle war schon seit geraumer Zeit unbewohnt. Die letzten Bewohner, die Grafen von Bittermore, waren bei einer Belagerung durch den Herzog von Bermondsay überlistet worden und hatten schließlich aufgegeben. Das Schloss fiel an den siegreichen Herzog, doch dieser hatte keine wirkliche Verwendung für die weitläufige Festungsanlage, so dass sich seit besagtem Ereignis vor fünfzehn Jahren niemand mehr um Twarthing Castle gekümmert hatte.
Ab und zu nutzten vorbeifahrende Gaukler und Spielmänner die große Eingangshalle, um ihre derben Possen und Späße in völliger Abgeschiedenheit zu proben, doch zumeist suchten die heimischen Waldtiere die schattenspendenden Mauern als ungestörten Aufzuchtsort ihrer Jungtiere. Zuletzt konnte man jedoch des öfteren ein schwaches Licht hinter den spinnenetzbehangenen Fensteröffnungen erspähen.
Der erste, der das schwache Flackern entdeckte, war der Prior des nicht all zu weit entfernt liegenden Klosters St. Vedast, Bartholomäus von Vindsby, der am Morgen des St. Johannistages mit seinem Zelter unterwegs nach St. Bryntwith war. Der Weg vom Kloster führte geradewegs am Schloss vorbei und Bartholomäus wollte in dem Moment in den steilen Pfad hinunter in den Ort einbiegen, als im das ungewöhnliche Leuchten auffiel. Er zügelte seinen Zelter, brachte ihn zum Stehen und beobachtete die Umgebung. Nirgendwo bemerkte er einen Hauch von Veränderung, alles schien ruhig und friedlich den Tagesanbruch zu genießen.
Er dachte nach. Hatte er sich das Licht nur eingebildet? Bartholomäus konnte, nun nicht mehr zu Pferde, das Licht auf dem Boden stehend nur noch schemenhaft erkennen. Oder spiegelte sich etwa nur die jetzt langsam immer höher steigende Sonne in den Fenstern? Bartholomäus war unsicher geworden. Sollte er nachschauen? Was wäre wenn tatsächlich jemand einen Raum des Schlosses besetzt hätte?
Unentschlossen setzte er sich in Bewegung, doch ein Rascheln im Unterholz ließ ihn innehalten. Vorsichtig blickte er sich um, konnte aber nichts Verdächtiges entdecken. Hatte er sich getäuscht? Die Szenerie schien friedlich zu sein, doch da war ja immer noch das Licht, das Bartholomäus Interesse geweckt hatte. Er wollte gerade seine Untersuchung fortsetzen, da packte ihn jemand mit festem Griff an der Schulter und riss ihn herum.
„Wohin des Weges so früh am Morgen, Pfaffe?“ Die alkoholgetränkte Stimme ließ Bartholomäus erschauern. Er blickte in ein feistes, bartstoppelübersätes Gesicht, das von vielen blauen Äderchen überzogen war. „Warst wohl neugierig, was? Wirst schon sehen, was du davon hast!“ Bartholomäus musterte seinen Gegenüber ohne Furcht. Wenn es Gottes Wille war, ihm jetzt gegenüber zu treten, so wolle er ohne Zögern seine Pflicht erfüllen. Der Mann wirkte durch sein barsches Auftreten, das durch die nachlässige, grobe Bekleidung noch unterstützt wurde, zwar bedrohlich, jedoch schien er in anbetracht der Sachlage, wen er da eigentlich erwischt hatte, auch ein wenig verstört.
„Was macht ein Mann der Kirche an diesem unseligen Ort?“ fragte er seinen Gesprächspartner wider Willen. Bartholomäus wusste nicht recht, was er sagen sollte. Stillschweigend beobachtete er den Mann erst einmal genauer. Er trug sackleinene Kleidung, keine Schuhe und hatte lange, dunkle verfilzte Haare. Im Gesicht hetzten zwei rastlos wirkende blaue Augen hin und her und argwöhnten trotz des stark alkoholvernebelten Gesamteindrucks bei jeder ungewollten Bewegung Bartholomäus das Schlimmste.
„Ich sah ein Licht oben auf Twarthing Castle und wollte nachschauen. Schließlich wohnt doch seit Jahren kein Mensch mehr dort!“ Bartholomäus war auf seltsame Art und Weise gefasst. Von seinem Gegenüber schien keine wirkliche Gefahr auszugehen und irgendwie verspürte er sogar ein wenig Mitleid mit dem verwahrlosten Gesellen. „Das Licht, das war ich. Aber, wieso mischt sich ein Mönchlein wie du überhaupt in fremde Angelegenheiten? Müsstest du nicht längst auf dem Weg zur Kirche in St. Bryntwith sein? Ist schließlich St. Johannis heute, da hältst du doch das Hochamt, oder?“
Bartholomäus war sichtlich erstaunt. Wirkte sein Kontrahent auf eigentümliche Weise unnahbar, so war er doch scheinst bestens informiert. Eigentlich hätte er es gar nicht wissen können, war doch der Dorfpfarrer, Vater Collyn, erst am Vorabend verstorben. Die Nachricht vom plötzlichen Tod des Gemeindevorstehers hatte das Kloster spät abends erreicht, doch da am nächsten Morgen Hochamt in St. Bryntwith gehalten werden sollte, musste schnellstmöglichst ein geeigneter Zelebrant gefunden werden. Bartholomäus war mit den Gepflogenheiten bestens vertraut und entschied kurzerhand selbst, früh am Morgen in das benachbarte Dorf aufzubrechen. Schon in der Nacht hatte er einige Bedienstete des Klosters vorausgeschickt, die die Feierlichkeiten vorbereiten sollten und er selbst war früh am Morgen losgeritten, um noch vor der eigentlichen Messe genug Zeit zu haben, sich mit den Umständen zu arrangieren.
Woher wusste dieser nun augenscheinlich nicht der Dorfbevölkerung zugehörige Mann, warum Bartholomäus so früh schon unterwegs war? „Sag mir, woher weißt du von meinem Ziel? Niemand hatte auch nur die geringste Ahnung!“
„Ich war heute nacht zufällig im Dorf und habe mir einige Kirschen von der Wiese hinter der Kirche gepflückt und da sah ich mehrere Menschen rund um das Pastorenhaus stehen. Nanu, dachte ich mir, Winfric, was geht dort vor? Ich bin näher hin gegangen und hörte, was du mir gerade bestätigt hast. Doch ich glaube nicht, dass du noch rechtzeitig in der Kirche erscheinen wirst.“ Winfric kicherte heiser. Plötzlich hob er einen mannshohen Knüppel und schwang ihn drohend über dem Kopf.
Der Prior schaltete einen Augenblick zu spät. Kaum war er die Bedrohung durch den finsteren Gesellen gewahr geworden, schon hatte ihm Winfric einen saftigen Schwinger gegen seine Schulter versetzt, der Bartholomäus in die Knie zwang.
„Hör auf, hör auf, was willst du denn von mir? Sollte es Geld sein, so suche in dem Beutel, den ich am Pferd mit mir führe, ansonsten habe ich nur das, was ich am Leibe trage!“ Doch Winfric wollte sich damit anscheinend nicht zufrieden geben. Er schlug noch einmal zu und traf den Gottesmann hart am Kopf. Bartholomäus kippte langsam zur Seite. Winfric schleppte den leblosen Körper ins nächste Gebüsch und wartete. Hatte er richtig gehandelt? War es nicht eigentlich Sünde, Hand an einen Mann Gottes zu legen und konnte man deshalb nicht wohl in die Hölle kommen?
Winfric war immer gläubig gewesen. Bis zu seinem gesellschaftlichen Fall war er ein rechtschaffener Kirchgänger, gottesfürchtiger Ehemann und pflichtbewusster Vasall seines Lehnsherrn gewesen. Er hatte in den Belagerungstagen von Twarthing Castle treu an der Seite des Grafen von Bittermore gestanden, er war es gewesen, der versucht hatte die Gattin des Burgherrn über einen Geheimgang ins Freie zu bringen, damit diese in Sicherheit wäre. Als kleiner Landedelmann mit noch kleinerem Grundbesitz war er auf Wohl und Wehe der Gunst seines Lehnsherrn ausgesetzt und um eben diese Gunst bestmöglichst gewährt zu bekommen, sorgte Winfric sich gerade in den schwierigsten Zeiten um das Fortbestehen der Grafen von Bittermore.
Winfric schaffte es damals, Silvyn von Bittermore durch den Geheimgang aus Twarthing Castle fortzuschaffen, wurde jedoch bei seiner Rückkehr von den feindlichen Spähern aufgegriffen und in Gewahrsam genommen. Unter Folter verriet er den Belagerern den geheimen Zugang zur Burg, so dass diese innerhalb kürzester Zeit sämtliche Wachen überwältigen konnten und somit die Befehlsgewalt auf der Burg innehatten. Graf Stephen von Bittermore konnte den Verteidigungszustand nicht mehr aufrecht erhalten und so kam es zur Aufgabe. Dem Sieger, Herzog Bryn von Bermondsay, war Twarthing Castle so gut wie ohne Widerstand zugefallen, trotzdem mussten selbstverständlich sämtliche Beteiligten der gegnerischen Partei entweder unterworfen oder beseitigt werden. Stephen wurde noch auf der Anlage vor aller Augen in Ketten gelegt und in eine Kellerverlies gesperrt. Wahrscheinlich lassen sich seine Überreste auch heute noch in den Kellergewölben finden, da er seit den Ereignissen am Ende der Belagerung nicht mehr gesehen worden war. Silvyn von Bittermore wurde erst zwei Jahre nach dem Verlust ihres Stammsitzes bei dem Versuch, die Überreste ihres Mannes aus dem Verlies zu holen wieder entdeckt und kurzerhand von Sympathisanten derer von Bermondsay festgesetzt. Sie fristete danach ihr Dasein als Kammerzofe von Glenna von Bermondsay, der ältesten Tochter Bryns.
Winfric hingegen schaffte es nach einen Monaten Gefangenschaft, die sämtlichen Angehörigen der Unterlegenen angedacht war, durch glückliche Umstände zu fliehen. Er tauchte in St. Bryntwith unter, wo er immer beliebt und angesehen war, bis ihn wiederum einige Monate später, der nun verstorbene Dorfpfarrer Collyn verriet. Winfric erfuhr früh genug von der Intrige und konnte sich gerade noch rechtzeitig bevor ihn die Häscher in die Finger bekamen in Sicherheit bringen. Seit der Zeit streunte er als Outlaw durch die Wälder und ließ sich gelegentlich in der Nähe des Ortes sehen. Erst seit einigen Wochen führte ihn sein Weg wieder Hoch nach Twarthing Castle. Er hatte sich einen Raum im Erdgeschoß einigermaßen behaglich eingerichtet, in dem er zuweilen ein Feuer entzündete. Das Flackern der Flammen hatte Bartholomäus zum Schloss gelockt und nun hatte Winfric das Problem, den Kirchenmann irgendwie in sein improvisiertes Zimmer zu zerren.
Winfric zog Bartholomäus an den Füßen aus dem Gebüsch heraus. Irgendwie musste er es schaffen, den schweren Bewusstlosen hoch in seine Kammer zu schaffen, bevor dieser die Augen wieder aufschlug. Unter größten Anstrengungen bewegte er den leblosen Körper vorwärts und hatte ihn nach einer Zeit fest verpackt und verschnürt in sein Schlupfloch geschafft. Winfric wollte Rache für seinen gesellschaftlichen Abstieg, er hatte es nie verwunden, dass ausgerechnet ein Mann der Kirche seine Zukunft auf so eklatante Art und Weise zum Negativen beeinflusst hatte. Was er mit seinem Gefangenen anstellen sollte, war ihm zwar momentan noch nicht wirklich klar, doch er war sicher, dass das Bistum oder zumindest das Kloster ein beträchtliches Lösegeld zahlen würde, schließlich war Bartholomäus immerhin Prior eines der wichtigsten Kirchengüter der Grafschaft. Aber wie sollte er es bewerkstelligen, dass er Forderungen stellen konnte. Er hatte ja noch vor wenigen Stunden niemals damit rechnen können, dass ihm so schnell ein Vögelchen ins Netz gehen würde. Vielleicht sollte er sich vertrauensvoll an die ehemalige Gräfin wenden, die sich zeitweilig des Nachts aus ihrem Gemach schlich, um ihn mit Resten aus der Küche ihres Dienstherrn wider Willen zu versorgen. Er war der Familie ja auch heute noch treu ergeben und sollte jemals die Möglichkeit auf ein Wiedererstarken seines ehemaligen Lehnsherrn aufkommen, so würde er dafür kämpfen wie ein Löwe. Winfric beschloss, dass dieses die einzige Alternative war, zum einen Kapital aus der Sache zu schlagen, zum anderen seinem verstorbenen Dienstherrn die letzte Ehre zu erweisen.
Ein leises Stöhnen ließ ihn zusammenfahren. Bartholomäus war aufgewacht und zerrte mit erstaunlicher Kraft an seinen Fesseln. „Binde mich sofort los und lass mich ziehen, sonst wirst du nach dem jüngsten tag Höllenqualen in den tiefsten Tiefen des Jenseits erleiden! Ich werde auch deine Identität geheim halten, so dass du keinerlei Strafmaß zu fürchten hast. Wenn ich wieder unter Menschen bin, werde ich sagen, dass mein Pferd im Galopp über eine Wurzel gestolpert ist und ich mehrere Stunden bewusstlos im Wald gelegen habe. Es würde alles zu deiner und meiner Zufriedenheit laufen!“
Winfric war einen Augenblick lang überlegt, Bartholomäus Angebot anzunehmen. Zu schwer schien ihm die Aufgabe, einen Gewinn aus der verhängnisvollen Aufgabe zu ziehen, doch er zögerte noch. „Wie kann ich mir sicher sein, dass du dein Wort nicht brichst und ich schon morgen wegen der vielen Jäger in meinem Wald nicht mehr schlafen kann? Ich bin schon einmal von einem Mann der Kirche hinters Licht geführt worden und würde es beileibe kein zweites Mal gerne werden.“ Bartholomäus hatte keine andere Antwort erwartet. „Ihr müsst mir glauben. Ich weiß, dass dich damals der verstorbene Collyn von Creweshire verraten hat, doch ich weiß auch, dass dieser zeitlebens ein Anhänger des Herzogs von Bermondsay war. Ich hingegen könnte nichts beruhigenderes finden, als wenn diese Familie endlich das Weite suchen würde.“
Winfric war erstaunt. Er konnte nicht wirklich glauben, was er da hörte. Ihm war nicht klar gewesen, dass der Prior von St. Vedast so einen Hass auf weltliche Herren haben konnte. Er wollte seinen Gefangenen schon befreien, zwang ihm aber vorher noch das Versprechen ab, seine Beteuerungen hinsichtlich Winfrics unbeschadeter Zukunft wahr werden zu lassen.
Kaum hatte Bartholomäus bejaht, dass er seinen Peiniger in Ruhe und Frieden ziehen lassen wollte, machte dieser sich an den tief ins Fleisch geschnittenen Fesseln zu schaffen. Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, da hatte der Mann Gottes eine Hand frei und langte damit unter seinen dunklen Umhang.
Stahl blitzte auf und ehe Winfric sich versah, hatte Bartholomäus dem Outlaw die Klinge seines Dolches quer über die Kehle gezogen.
Aus waidwunden Augen sah Winfric seinen Mörder an. Ein anklagender Blick, wohl teils aus Überraschung, teils aus Entsetzen ob der frevelhaften Tat zeichnete seinen zusammensackenden, blutüberströmten Körper. Bartholomäus hingegen grinste diabolisch. Der teuflische Plan war also doch noch zu seiner besten Zufriedenheit ausgegangen.
Er legte seinen Umhang und seine übrige Verkleidung ab und schüttelte den Kopf über die Einfachheit seines Auftrags.
Bartholomäus war nicht mehr Bartholomäus. Es war ein leichtes gewesen sich als Prior des Klosters St. Vedast auszugeben, wenn man sich als eigentlicher Grundherr aller Ländereien rund um St. Bryntwith kaum noch in der Gegend aufhielt. Herzog Bryn von Bermondsay hatte sein Bestreben, alle Angehörigen seines einstigen Gegners vor des Schöpfers Angesicht zu schaffen. Er musste nur noch Winfric ausdem Weg schaffen, dieses hatte er mit der heutigen List endlich erreicht.
Auch Silvyn von Bittermore hatte vor einigen Tagen durch einen Küchenunfall das Zetliche gesegnet, so dass ihm nur noch Winfric als letzter Vasall seines Erzfeindes im Wege stand.
Bartholomäus oder vielmehr Bryn legte den letzten Teil seiner Kostümierung, seinen schwarzen Bart und eine ebenso dunkle Perücke ab und ging nach draußen. Seine List hatte vollends eingeschlagen. Niemand hätte vermutet, dass sich der Prior von St. Vedast auf sein Possenspiel eingelassen hätte und ebenso war es unvorstellbar einfach gewesen, Winfric mit der Gewissheit, dass Vater Collyn ihn verraten habe, im Wald vor sich hinvegetieren zu lassen. Auch damals hatte es Bryn, als Meister der Maskerade verstanden, seine Interessen durchzusetzen und den Outlaw in seinem Glauben von der Schlechtigkeit der Kirche zu lassen.
In jedem Augenblick der letzten fünfzehn Jahre hatte Bryn sich nichts sehnlicher gewünscht, als endlich den letzten seiner Widersacher zu beseitigen. Nun hatte er es geschafft. Er stieg auf seinen Zelter, den Winfric gewissenhaft an der Schlossmauer angeleint hatte und ritt mit unendlicher Befriedigung den langen Weg hinunter.
Twarthing Castle liegt seit jeher wieder ruhig auf dem Berg über St. Bryntwith.

 

Die Geschichte hat Potential, das Du jedoch nicht ausnutzt!

Beim ersten Lesen erinnert mich das Ganze ein wenig an die Brother Cadfael Geschichten von Ellis Peters.

Da reitete ein Bruder an einem alten Gemäuer vorbei, bemerkt Licht und entschließt sich, mal nach zu sehen was denn da los ist. Prompt wird er aus einem durchaus nachvollziehbaren Grund von einem Mann umgehauen und verschleppt. Dann plötzlich die Auflösung - der Bruder wird zum Mörder, ist gar kein Bruder, und die Geschichte ist zu Ende.

Wenn man eine Geschichte dieser Art ließt möchte man zum Schluß eine Pointe haben, eine überraschende Wendung. Die jedoch fehlt bei dieser Geschichte völlig.

Du könntest die Geschichte nun entweder aus der Sicht eines Ermittlers (wie Brother Cadfael) schildern, der den Tod von zwei Geistlichen und einem Obdachlosen untersucht und dabei auf den Herzog stößt, oder Du kannst die Geschichte komplett aus der Sicht von Winfric erzählen. Im ersten Fall taugt das Ganze wohl kaum noch zur Kurzgeschichte, im zweiten mußt Du vor allem das Ende prägnanter, kürzer, schärfer gestalten, damit es besser wirkt und eine überraschende Wendung zu stande kommt.

Kane

 

Hallo Kane,

danke für deinen Beitrag zu meiner Geschichte. Ich dachte schon, das keiner sie jemals lesen würde.

Deinen Kritikpunkt, dass das Ende der Geschichte nicht plötzlich bzw. unvermittelt endet, und so mehr Spannung auftritt, habe ich mit Interesse zur Kenntnis genommen. Genau hier habe ich auch überlegt, bin allerdings dann zu dem Schluß gekommen, das ich, wenn ich stärker gekürzt hätte, so ein bißchen meinen Erzählstil gebrochen hätte. Schließlich versuche ich gerade durch die relativ höhe Detailgenauigkeit Dichte zu erzeugen.
Aber irgendwie hast du schon recht ...?
Mal sehen, vielleicht schreibe ich daran noch mal ein bißchen um.

Bis denn,

Gawain

 

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