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Serie Varianten eines Untergangs – Die Stadt

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26.08.2017
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Varianten eines Untergangs – Die Stadt


- Serienteile -
Erwachen
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Kapitel 1​


Die Tage der Menschheit endeten einst in einer Katastrophe, welche uns an den Rand der Ausrottung getrieben hatte. Kein schleichender Verfall hatte unsere Zivilisation dahingerafft, die Hölle selbst war auf die Erde gekommen, um uns von ihrem Angesicht zu tilgen. Der kümmerliche Rest von Überlebenden hatte sich in Bunkern verkrochen und in der Finsternis auf bessere Zeiten gewartet. Das hatte zumindest ihr Großvater immer in seinen sentimentalen Momenten gefaselt. Als ob er es gewusst hätte. Ihre Großeltern waren genauso in diesem Loch geboren worden wie sie selbst. Das Wissen, wie die Welt ihr Ende fand, war schon vor langer Zeit verloren gegangen. Nur kleine Fetzen an Informationen hatten bis heute überlebt.
Als die Welt unterging schätzte man, es würde 200 Jahre dauern bis wieder Menschen auf der Oberfläche leben konnten. Nur, was brachte einem diese Angabe, wenn niemand mehr wusste wie lange die Menschen schon in diesem Erdloch zusammengepfercht waren?
Früher gab es noch die Computer mit ihren Datenbanken. Jedoch hatten sich die meisten von ihnen inzwischen ins digitale Jenseits verabschiedet. All jene, welche sich zumindest noch einschalten ließen, hatten ständig Fehlfunktionen und den Großteil ihrer Daten schon lange verloren. Die letzte gottverdammte Maschine die funktioniert hatte, war die zentrale Lebenserhaltung gewesen und die hatte vor einigen Tagen den Geist aufgegeben. Immerhin war jetzt alles konsequent den Bach runtergegangen. Halbgare Sachen und unerledigte Aufgaben konnte sie noch nie leiden.
Dieses Loch hier, das sie ihr Zuhause nannte, bestand aus zwölf Räumen und einigen spärlich beleuchteten Gängen. Ohne die Luftaufbereitungsanlage würde der Sauerstoffpegel im Bunker kontinuierlich sinken. In zwei bis drei Wochen dürfte sie wohl spätestens erstickt sein.
Sie fragte sich kurz, ob wohl zuerst der Sauerstoffgehalt in der Luft unter einen überlebensnotwendigen Anteil sinken würde, oder ob sich das Kohlendioxid vorher so hoch am Boden absetzte, dass sie selbst im Stehen erstickte. Naja, nicht so wichtig. Tot war schließlich tot. Immerhin würde der Geruch aus der ebenfalls nicht mehr funktionierende Abfallverwertung dafür sorgen, dass sie die Luft bestimmt nicht vermissen würde. Bei diesem Gedanken musste sie unwillkürlich grinsen. Es schien als wollte ihr Unterbewusstsein die Hoffnungslosigkeit mit einem verschmitzten Lächeln und schwarzem Humor bezwingen.
Als sie gerade geboren war, war der Bunker noch wesentlich größer gewesen und in ihm lebten dutzende von Menschen. Jeder von ihnen ein Individuum mit eigenen Wünschen und einer eigenen Geschichte. Sie stellte sich vor, wie es wohl war andere Menschen zu treffen. Jede Person die sie jemals gekannt hatte, war einfach immer schon da gewesen. Sie hatte noch nie eine Bekanntschaft geschlossen.

Die Atemluft in den eingestürzten Bereichen hätte ihr sicher noch Monate an Zeit verschafft und wer weiß, eventuell hätte sich in den weiten Gängen voller Toter sogar noch ein Ersatzteil für die Lebenserhaltung auftreiben lassen. Heute zeugte nur noch ein Geröllhaufen vom anderen Teil der Anlage.
Früher hatte sie oft mit dem Gedanken gespielt den Tunnel wieder freizulegen, jedoch war nie jemand bereit gewesen ihr zu helfen, also hatte sie meist schnell wieder aufgegeben. Wie naiv sie damals doch war. Zu der Zeit war sie noch der Meinung gewesen, beim Einsturz hatte es sich um einen schrecklichen Unfall gehandelt. Irgendwann hatte sie dann die Wahrscheinlichkeit erkannt, dass sich beim Einsturz ihre, und nur ihre Familie auf der „richtigen“ Seite dieses Tunnels, nämlich jener mit den Vorräten, befunden hatte.
Sie hatte mit ihrer Familie nie über diese Erkenntnis gesprochen. Es war eines jener Geheimnisse welches einen mit ins Grab und in die Verdammnis danach begleitete. Sofern es so etwas wie ein „Danach“ denn überhaupt gab. Schlussendlich hatten sie es auch wirklich mit in den Tod genommen und ihr Ende war wohl nicht viel angenehmer gewesen als jenes der Menschen, die heute noch im anderen Teil des Bunkers vermoderten.
Sie stellte sich vor, wie die Skelette, auf der anderen Seite des Tunnels in ein vergnügtes, klackerndes Lachen verfielen, wenn sie an den Tod ihrer Familie dachten.

Jetzt hatte es keinen Zweck mehr an die Vergangenheit zu denken. Ihr Zuhause war genauso tot wie alles was jemals darin gelebt hatte. Nur sie war noch übrig und es blieb ihr nur noch eine einzige Möglichkeit. Nach draußen.
Selbst als noch jemand anderes am Leben war, hatte niemand gewusst wie es außerhalb des Bunkers aussah. Die Sensoren oberhalb der Anlage waren schon vor mindestens einem Jahrhundert zerstört worden und keiner hatte es je gewagt den Schutz dieses selbst errichteten Gefängnisses zu verlassen. Sofern ihr Plan aufging würde sie es heute auf die harte Tour erfahren.
Die Lebenserhaltung versagte auf Grund eines Erdbebens vor einigen Tagen und alle ihre Versuche die Ausstiegsluke händisch zu öffnen, scheiterten kläglich.
Die letzten zwei Tage hatte sie damit verbracht Teile der Hydraulik aus der nutzlosen Abfallverwertungsanlage auszubauen, unter der Luke zu platzieren und mit viel Klebeband an einen Kompressor anzuschließen.
Wenn ein einzelner Felsbrocken auf der Luke lag, würde sie in einigen Minuten nach draußen gelangen. Sollte eine meterhohe Gesteinsschicht auf der Luke liegen, dann würde sie sterben. Dann erfuhr sie vor ihrem Tod aber immerhin noch auf welche der zwei Arten sie schlussendlich ersticken würde.
Ein letzter Check der Ausrüstung. Sie hatte Lebensmittel, Feuerzeuge, ein Kletterseil, ein Messer, eine der letzten funktionierenden Taschenlampen mit Akku, Verbandszeug, einen kleinen Wasserfilter, ihren Schlafsack, Kleidung und einige weitere Dinge. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht eine der Gasmasken einzupacken. Wenn die Luft atembar war, würde sie sie nicht brauchen. Sollte sie toxisch oder verseucht sein, würden die Filter der Maske schlussendlich verstopfen und sie würde trotzdem sterben. Hier Zeit zu schinden schien zwecklos zu sein.
Auf eines hoffte sie jedoch. Sie wollte den Sternenhimmel, von welchem sie in so vielen Geschichten gehört hatte, mit ihren eigenen Augen sehen. Zumindest einmal das Gefühl von grenzenloser Weite erleben, nach diesem Leben im ewigen Grau von Beton und diese glitzernde Unendlichkeit genießen.
Was wäre wenn sie erstickt bevor es Nacht wurde? Sollte sie doch noch eine Gasmaske holen? Nacht. Schon das Konzept von Tag und Nacht erschien ihr fremd und gleichzeitig aufregend. Nein, es gab kein Zögern und Planen mehr und auch kein Zurück. Sie startete den Motor und wartete während sich die hydraulischen Kolben gegen die Luke stemmten.

Quälend langsam hoben sich die Kolben. Staub prasselte aus den Spalten rund um die Luke als sie sich langsam in Bewegung setzte. Zentimeter um Zentimeter öffnete sich ihr Weg in die Freiheit oder das sichere Ende. Ach verdammt, das ging alles viel zu langsam! Sie gab dem Klebeband rund um die Luftdruckschläuche keine zwei Minuten mehr, dann würde ihr die ganze Konstruktion um die Ohren fliegen. Mach schon verdammt, geh auf! Geh auf! Sie hörte etwas poltern, dann brach ein Schwall aus Staub durch die Luke und vernebelte ihr die Sicht. Natürlich atmete sie das gottverdammte Zeug auch noch ein und verfiel in einen kleinen Hustenanfall.
Einige Würgereflexe später sah sie auf. Sie hustete noch immer aber sah das Licht der Sonne durch den Ausgang scheinen. So sehr ihre Lunge auch brannte, einen kurzen Moment lang verharrte sie vollkommen ruhig und beobachtete wie die Staubpartikel durch das warme Licht der Außenwelt schwebten. Die Kolben hatten sich maximal ausgefahren und die Luke gerade weit genug geöffnet, damit sie sich hindurchzwängen konnte.
Sie stieg auf die Leiter und erklomm Sprosse um Sprosse, steckte zuerst ihren Arm durch die Öffnung und zog sich dann komplett hinaus. Noch im Dreck kniend sah sie zum Himmel auf. Es war Tag und zum ersten Mal in ihrem Leben sah sie die echte Sonne. Sie starrte gebannt darauf. Nur einen Augenblick später setzte ein stechender Schmerz ein und sie hob reflexartig die Hand, um ihre Augen zu schützen. Wie hatten die Menschen hier draußen bloß sehen können? Bei dieser abartigen Helligkeit musste man ja zwangsweise blind werden.
Nach ein paar Sekunden öffnete sie die Finger einen Spalt breit und lugte hindurch. Immer noch hell aber so schien es zu gehen. Es war wohl eine gute Idee, direkte Blicke in die Sonne zu vermeiden. Der Himmel war strahlend blau, nur ein paar vereinzelte weiße Wolken schienen reglos, wie an eine Wand gemalt am Himmel zu hängen. Vor ihr befanden sich einige kleine, eingestürzte Gebäude, ein zerbrochener Stuhl lag am Boden herum. Der Bunker musste unter einer Siedlung erbaut worden sein. Was war hier bloß passiert? Allerdings lag vor ihr nichts was den Ausstieg blockiert haben könnte. Sie stand auf, klopfte sich den Staub vom Gewand, drehte sich um und verlor den Verstand.

Vor ihr türmte sich ein Berg an … Sofas? Einige davon lagen direkt neben der Luke, doch dahinter erhob sich ein tatsächlicher Berg aus den Polstermöbeln. Ganz zweifellos, das waren Sofas. Sie bereute ihre Entscheidung auf die Gasmaske verzichtet zu haben. Offensichtlich hatte sie etwas eingeatmet, das sie ihren Verstand verlieren ließ. Allerdings hatte sie noch nie von etwas gehört das einen von Inneneinrichtung fantasieren ließ. War sie vielleicht schon immer etwas gestört gewesen und was auch immer in dieser Luft schwirrte verstärkte es nur noch? Welcher normale Verrückte hatte schon Wahnvorstellungen von Polstermöbeln. Sie torkelte zu einem der imaginären Sofas und setzte sich darauf. Für eine von toxischen Stoffen ausgelöste Fantasie war es ausgesprochen bequem.
Nach einigen Minuten des verwirrten Geradeausstarrens, rollte ein weiteres Sofa rechts an ihr vorbei und blieb einige Meter von ihr entfernt, neben diesem Berg aus Holz, Stoff und Leder stehen. Zwei Roboterarme schoben sich unter dem Sofa hervor, hoben es hoch und stellten es fein säuberlich auf ein anderes, dunkelbraunes Ecksofa. Dieses lag allerdings fürchterlich schief und so setzte sich der kleine Couch-Turm in Bewegung, riss noch ein weiteres aus dem Berg mit und zusammen blieben die drei am Boden liegen. Vollkommen unbeeindruckt davon fuhr der jetzt sichtbare, kleine Roboter, welcher aus einer Bodenplatte und den zwei Armen zu bestehen schien, einige Meter weiter. Dort lud er ein beschädigtes Sofa, ein hübsches Stück mit grauem Stoff und braunem Leder, auf seine Ladefläche und rollte behutsam wieder davon. Nach einigen Sekunden war er hinter einem der zerstörten Gebäude verschwunden. Zu diesem Zeitpunkt beschloss sie ein Nickerchen auf ihrer imaginären Sitzgelegenheit zu machen. Sie war zwar nicht richtig müde aber es schien ihr einfach ein guter Zeitpunkt für ein ausgiebiges Nickerchen zu sein.

Kapitel 2​

Eine schrille und auf nervtötende Weise fröhliche Stimme riss sie aus dem Schlaf.
„Ich heiße sie herzlich Willkommen im Von Neumann Einkaufsparadies. Dem einzigen Ort an dem Ihnen ihre Wünsche von den Augen abgelesen werden, und zwar komplett automatisiert. Hihi. Ich bin Vicky, ihre stets freundliche und fröhliche, persönliche Shopping-Assistentin. Ich bin untröstlich Liebste, aber das Schlafen auf Ausstellungsstücken wird von unseren Hausregeln leider explizit untersagt. Hihi.“
Sie rieb sich die Augen und rappelte sich von ihrem Schlafplatz hoch. Es war wohl Zeit einzusehen, dass ihr Sofa nicht so imaginär war wie angenommen. Nur wo kam diese Stimme her und wer konnte hier überhaupt mit ihr reden? Auf jeden Fall war es die erste andere Stimme die sie seit langem hörte und sie ging ihr schon jetzt gehörig auf die Nerven. Langsam stand sie auf und betrachtete systematisch ihre Umgebung. Hinter ihr erhob sich immer noch der Mount Couch mit seinen unzähligen Varianten von Sitzgelegenheiten. Sie entdeckte vereinzelte Liegestühle und ein vollkommen goldenes Sofa, welches mit kleinen funkelnden Steinen besetzt zu sein schien. Ein Schild mit der Aufschrift „Summer-Sale 99.9% Rabatt“ war an einer der Ecken befestigt. Nicht das irgendetwas an dieser ganzen Situation normal gewesen wäre, aber ihre spezielle Suche betreffend konnte sie nichts Auffälliges entdecken.
Sie ließ ihren Blick weiter zu der Ansammlung an ramponierten Gebäuden wandern. Schutt lag vor ihnen herum, bei zweien war das flache Dach eingebrochen. Zwischen den Trümmerstücken lagen Stofffetzen herum und hinter einem Betonklotz ragte etwas hervor, das vielleicht mal ein Kleiderständer gewesen sein mochte. Da! Hinter einigen Brettern die an eine der Häuserwände gelehnt waren leuchtete ein schwaches Licht hervor. Sie stieg über den Schutt hinweg, zog an dem hintersten Brett und ließ sie alle gemeinsam krachend zu Boden fallen. Dahinter kam eine auf wundersame Weise unbeschädigte Glasscheibe zum Vorschein. Es musste sich um eine Art riesigen, transparenten Bildschirm handeln, denn es lächelte ihr das bewegte Bild einer Frau entgegen, deren Aussehen ihrer nervtötenden Stimme in nichts nachstand.
„Ich heiße Sie nochmals herzlich willkommen. Dürfte ich ihren Namen erfahren?"
"Mein Name ..." Es war lange her seit sie ihn zum letzten Mal gehört hatte. Sie antwortete der Frau im Bildschirm: "Ich heiße Amelie."
"Willkommen Amelie. Wenn Sie sich für das Von Neumann Treueprogramm anmelden, erhalten Sie regelmäßig großartige Angebote und sagenhafte Rabatte, speziell zugeschnitten auf Ihre Bedürfnisse. Darf ich Ihnen auch ein paar der schmucksten Stücke aus unserer neuen Kleiderkollektion vorführen? Ihr derzeitiges Outfit scheint unsere letzten 223 Kollektionen verpasst zu haben. Hihi.“
„Wer oder was bist du?“
„Ich bin Vicky, ihre stets freundliche und fröhliche, persönliche Shopping-Assistentin. Hihi.“
„Das meine ich nicht! Was ist das alles hier?“
„Das hier ist das Von Neumann Einkaufsparadies. Der einzige Ort an dem Ihnen ihre Wünsche von…“
„Klappe! Lass mich nachdenken“
Amelie überlegte kurz und versuchte es dann erneut: „Wieso steht hier ein Einkaufsparadies?“
„Das Von Neumann Einkaufsparadies ist eine Einkaufsstadt und wurde von der Von Neumann Company im Jahr 2061 voll automatisch konzipiert und gebaut. Von Neumann, automatisch einen Schritt voraus.“
„Leben hier noch andere Menschen?“
„Das von Neumann Einkaufsparadies bietet seinen Gästen eine große Auswahl an den besten Hotels und Ferienapartments in jeder Preisklasse. Derzeit sind 9167 der 9167 Zimmer frei. Soll ich Ihnen ein Zimmer buchen? Für die Präsidentensuite im Grand Hotel gibt es nur noch für kurze Zeit einen exklusiven Rabatt von 99.99%. Hihi.“
„Arbeiten hier noch irgendwelche Menschen?“
„Die Von Neumann Company ist außerordentlich stolz darauf ihren Kunden ein vollständig automatisiertes Shopping-Erlebnis bieten zu können. Unsere Belegschaft besteht ausschließlich aus stets freundlichen, künstlichen Intelligenzen. Haben Sie schon von unserem kostenlosen, 10-jährigen Probeabo für die zahlreichen Solarien im Von Neumann Einkaufsparadies gehört, meine Liebste? Damit könnten Sie etwas gegen diese schreckliche Blässe unternehmen. Sie sehen ja aus als hätten Sie ihr Leben unter der Erde verbracht. Hihi. Ich würde Ihnen auch wirklich unsere neue Kleiderkollektion ans Herz legen. Dieses Kleid hier würde wunderbar zu ihren roten Haaren passen.“
Auf dem Bildschirm erschien ein Bild von Amelie selbst. Allerdings nicht mit ihrer abgetragenen grünlichen Hose und der hellbraunen Jacke, sondern in einem roten… Etwas. Das Ding erinnerte nur noch entfernt an ein Kleid und besonders verstörend waren die riesigen roten Metallspitzen die von ihren Schultern und ihren Brüsten wegstanden.
„Was in Gottes Name soll das denn bitte sein?!“, fragte Amelie entsetzt.
„Das Prunkstück unserer neuen Frühlingskollektion. Es wurde vom patentierten Von Neumann Design System basierend auf den Wünschen und der Nachfrage unserer Kunden entworfen.“
„Aber es gibt doch gar keine Kunden mehr…“
„Die Menge an Feedback war für die letzten 223 Kollektionen tatsächlich leicht unterdurchschnittlich. Daher wurden für die aktuelle Kollektion teils experimentelle und aufregende Parameter gewählt um den offensichtlich sehr speziellen Wünschen unserer Kundschaft gerecht zu werden. Hihi.“
Noch eine Frage, dann würde sie hier verschwinden bevor der Drang, diesem Ding eins aufs virtuelle Maul zu geben, endgültig überhandnahm.
„Du sagtest das hier wurde im Jahr 2061 erbaut. Welches Datum haben wir jetzt?“
„Diese Information steht mir leider nicht zur Verfügung. Hihi.“
Nutzloses Teil. Sie musste sich selbst einen Überblick verschaffen und endlich von dieser personifizierten Dauerwerbesendung wegkommen. Amelie hievte die zuvor entfernten Bretter wieder hoch und lehnte sie erneut gegen den Bildschirm. Viel besser. Dann machte sie sich wahllose in eine Richtung auf den Weg.
„Liebste, ich muss sie leider darauf hinweisen, dass das Verstellen von Werbeflächen gegen die Hausregeln verstößt. Sollten sie auf personalisierte Werbung verzichten wollen müsste ich Ihnen eine kleine Gebühr für die Dauer ihres Aufenthaltes verrechnen. Miss? Kommen Sie bitte zurück Miss.“.

Kapitel 3​

Endlich weg von dieser Stimme. Amelie hoffte nie zu dieser schwafelnden Werbetafel zurückkehren zu müssen. Außerdem hatten die Antworten die sie bekommen hatte mehr Fragen aufgeworfen als sie geklärt hatten. Es war vielleicht noch nie ein Kunde in dieser Stadt gewesen. Aber wer baute am Ende der Welt ein riesiges Einkaufscenter? Außerdem schien die Welt hier kein totes Ödland zu sein, warum gab es also keine Menschen mehr? War die große Katastrophe vielleicht eine Krankheit gewesen? Hatten die Keime bis heute überlebt und war sie selbst auch schon so gut wie tot? Zorn kochte kurz in Amelie hoch weil sie auf keine dieser Fragen eine Antwort kannte. Ohne etwas zu tun würde sie auf jeden Fall keine der Fragen jemals beantworten können. Sie musste herausfinden was es hier sonst noch gab.
Sie trank einen Schluck aus ihrer Wasserflasche. Schon sehr bald würde ihr mickriger Vorrat an Wasser aufgebraucht sein. Sie musste eine Quelle finden, außerdem einen Vorrat an Essen anlegen und einen sicheren Schlafplatz finden. Sie hatte gelesen, dass es auf der Erde früher wilde Tiere gegeben hatte. Manche davon mit Hörnern, spitzen Zähnen oder Krallen ausgestattet. Sie hatte bei Leibe keine Lust, im Schlaf von einem fliegenden Riesenpferd angefallen und auf dessen Horn aufgespießt zu werden.
Ihr Kindheitsfreund Ludwig fiel ihr ein. Ihre Kakerlake hätte ihr nie etwas getan. Sie hatte ihn immer mit kleinen Krümeln gefüttert, welche von ihrem Essen übriggeblieben waren. Zumindest hatte sie die Kakerlake immer als „er“ bezeichnet. Sie hatte keine Ahnung wie man das Geschlecht einer Kakerlake feststellen hätte sollen. Ihre Eltern waren nie begeistert von ihrem besten Freund gewesen. Sie machten sich offenbar "Sorgen um ihre Entwicklung", wenn sie mit Insekten, anstatt mit anderen Kindern aufwuchs. Zu ihrem sechsten Geburtstag hatte sie eine Puppe und ein dazu passendes, selbstgebautes Haus bekommen. Ihre Familie schien zu denken, dass ein totes, zusammengenähtes Stück Stoff besser als Freund geeignet war, als Ludwig. Das Haus hatte sie behalten und als Wohnung für ihre Kakerlake verwendet, die Puppe jedoch hatte sie bereits in der ersten Nacht in eine verschließbare Schublade gesperrt und nie wieder rausgelassen. Amelie hatte Todesangst bekommen, als die Puppe im Zwielicht, neben ihr im Bett gelegen hatte. Die seelenlosen Knopfaugen schienen sie zu beobachten, geduldig darauf wartend, dass Amelie einschlief. Jedes mal wenn ihr kurz die Augen zufielen, war sie sich sicher, die Puppe hatte sich ein Stück bewegt. Unmerklich den Kopf gedreht, den Arm das kleinste bisschen näher an ihr Gesicht gerückt.
Amelie schüttelte sich. Sie konnte Puppen wahrlich noch nie leiden und manche Horrorfilme, welche sie später gesehen hatte, hatte ihre Phobie nicht unbedingt besser gemacht.

Verloren in Gedanken war sie einen Weg entlang gegangen der auf beiden Seiten von Gebäuden umschlossen wurde, von welchen ein Großteil noch intakt zu sein schien. Alle davon waren von fast identer Bauart. Einstöckig und mit einer großen Glasfront hinter welcher die verschiedensten, absurden Dinge zu sehen waren. Amelie vermutete, dass es sich um Geschäfte handeln musste, allerdings konnte sie sich niemanden vorstellen der dieses Zeug haben wollte. Entlang der Straße reihte sich eine endlose Folge von Geschäften mit ausgestellten Gewändern.
Es kam ihr schon seltsam vor Gewand auf lebensgroßen Puppen aufzuhängen um sie zu präsentieren. Das Ganze schien eine nutzlose Platzverschwendung zu sein. Jedoch waren es die Ausstellungsstücke selbst die ihr besonders abstrus erschienen. Schuhe mit riesigen Stielen auf den Fersensohlen, in denen man unmöglich gehen, geschweige denn laufen konnte. Oberteile und Hosen die aus so wenig Stoff zu bestehen schienen, dass sie überhaupt keinen Zweck mehr erfüllen konnten und Geschäfte voll von winzigen Taschen in die weder ein Schlafsack, noch Werkzeug passen konnten. Diese Dinge waren mit Sicherheit durch grobe Fehlfunktionen entstanden. In dieser automatisierten Stadt schien noch mehr im Argen zu liegen als die einzelnen zerfallenen Gebäude vermuten ließen.
Einige dutzend Meter vor ihr entdeckte sie einen Automaten mit der Aufschrift „Von Neumanns köstliche Snacks“ und hielt zielstrebig darauf zu. Unter Umständen wären die Monstrositäten darin vor einigen Jahren sogar noch als Essen durchgegangen. Jetzt glich der Anblick eher einer Szene aus den alten Horrorfilmen die sie im Bunker gesehen hatte.

Hinter ihr ertönte ein helles Fiepen und einige Kieselsteine kullerten von einem Schutthaufen auf der anderen Straßenseite. Sie näherte sich der Stelle langsam und hielt gleichzeitig wachsam Ausschau nach etwaigen gehörnten Pferden, die sich an sie anschleichen könnten. Als sie den kleinen Geröllhaufen ohne weitere Zwischenfälle erreicht hatte, entspannte sich Amelie etwas. Das Fiepen ertönte immer wieder und kam eindeutig unter dem Schutt hervor. Einen Augenblick lang überlegte sie, einfach weiter zu gehen. Wer wusste schon was dieses Geräusch verursachte. Allerdings wollte sie auch Antworten haben und hier zu suchen schien genauso gut zu sein wie sonst wo.
Sie stemmte sich gegen eine große Sperrholzplatte die vom hervorstehenden Dach über ihr abgebrochen sein musste und schob sie mit einem angestrengten Stöhnen zur Seite. Als sie die Kiesel und den Staub darunter mit den Händen wegschaufelte, kam eine rundliche, zerkratzte Metalloberfläche zum Vorschein. Was auch immer es war, das Fiepen kam eindeutig von diesem Ding. Nach ein paar weitern Handgriffen, entpuppte sich die Metallfläche als Teil eines kleinen Roboters.
Fünf Minuten später hatte sie den größten Teil des Schutts entfernt und zog die weiterhin fiepende Maschine mit einem letzten Ruck aus dem Geröllhaufen. Amelie selbst war voller Staub und hatte sich ein paar Kratzer zugezogen aber im Vergleich zu dem kleinen Roboter schaute sie richtiggehend gepflegt aus. Der weiße Lack bedeckte nur noch vereinzelte Stellen des Gehäuses und selbst das einst glänzende Material darunter war fast gänzlich zerkratzt und matt gescheuert. Der Roboter bestand aus einer etwa fünfzig Zentimeter hohen Kugel, die bereits einige Dellen aufwies, und einer ovalen Halbkugel die als Kopfteil darauf saß. In den Kopf des Roboters war ein Bildschirm eingelassen, der runde, blaue Punkte anzeigte, die wohl seine Augen darstellen sollten und Amelie interessiert zu betrachten schienen.
Der Roboter rollte einige Meter über den Boden, wobei er eine beachtliche Wolke aus Sand und Staub hinter sich herzog und fast so wirkte, als wolle er davor flüchten. Seine Flucht verkam allerdings zu einer ungewollten Komik, da der Roboter wegen seiner verbeulten Kugel ständig kleine Hüpfer vollführte. Für ein beschädigtes Stück Metall wirkte er jedoch überraschend niedlich, wie er da so vor sich hin hüpfte. Er ließ seine neue Entdeckung, Amelie, während der ganzen Zeit jedoch nie aus den Augen und als sich der Staub hinter ihm verflüchtigt hatte, rollte er langsam und mit winzigen Hüpfern auf sie zu, blieb vor ihr stehen und betrachtete sie gebannt.
„Verstehst du mich“, fragte sie. Als Antwort kam ein zustimmendes Fiepen, oder zumindest interpretierte sie es als zustimmend. „Kannst du noch was anderes außer unangenehm hohe Geräusche zu machen?“. Die Augen des Roboters verschwanden kurz und der Bildschirm zeigte das Wort „Ja“.
„Und wie sieht es mit Sprechen aus?“
Auf dem Bildschirm erschien: „Sprachausgabe beschädigt“ und wurde dann wieder durch die interessiert blickenden Augen ersetzt.
„Ok, dann eben mit Text. Welches Jahr haben wir?“
„Information nicht verfügbar“
Scheiße, was war bloß mit diesem System los. Den Computern in der Oberwelt schien es nicht viel besser ergangen zu sein, als jenen im Bunker.
„Wann wurdest du erbaut?“
„2061“
„Du bist also hier seit die Anlage erbaut wurde? Wie lange hast du bloß unter diesem Schutthaufen gelegen?“
Keine Antwort. Ok, sie musste sich auf wichtigeres konzentrieren, wenn sie aus dem Ding etwas herausbekommen wollte.
„Was ist deine Aufgabe?“
Ein nach oben zeigender Pfeil erschien auf dem Bildschirm. Amelie beugte sich zu dem Roboter hinunter und fand eine zerkratzte und verblasste Aufschrift über dem Bildschirm, die kaum noch zu entziffern war. „…Mobiler…Shopping…Navigator...“.
Amelie fragte: „Du kennst dich hier also aus?“
Ein Fiepen kam als Antwort zurück.
"Und du bist hier um den Kunden zu helfen?"
Ein weiteres Fiepen.
„Ok, dann bring mich wo hin wo es genießbares Essen oder Trinken gibt. Vorzüglich beides gemeinsam.“
Der Roboter schien kurz zu überlegen und rollte dann zielstrebig und hüpfend in eine Richtung. Amelie folgte ihm mit zügigen Schritten.
„Ich werde dich übrigens Moppels nennen.“

Kapitel 4​

Völlerei, Fresssucht, Gelage. All diese wunderbaren, wohlklingenden Worte kamen Amelie in den Sinn als sie neben ihrem Berg aus fein säuberlich ausgeschleckten Plastiktellern und Verpackungen lag, in welchen all diese köstlichen Schlemmereien verstaut gewesen waren. Vier-Käse-Pizza, Spaghetti Carbonara, Pommes Frites, Baked Beans. Sie schwelgte in Erinnerungen an all diese neuen Geschmäcker und wälzte sich mit wohligen Bauchkrämpfen auf dem Boden. So frisches Essen hatte sie nicht mehr gehabt, seit ihre Familie, zu ihrem achten Geburtstag das letzte Glas eingelegter Gurken gegessen hatte, welches noch im verschütteten Teil des Bunkers hergestellt worden war. Auf den Verpackungen hatte sie gelesen, dass manche der Gerichte vor kaum mehr als zehn Jahren hergestellt worden waren! „Moppels, komm her.“, rief Amelie ihrem verbeulten Roboter zu. Als er mit einem letzten Hüpfer vor ihr zum Stehen kam, nahm sie stöhnend eine Hand von ihrem Bauch und tätschelte ihm den Kopf.
„Braver Moppels, das hast du klasse gemacht.“
Der Roboter verfiel in ein nervöses Fiepen als sie ihn berührte und sein Display fing zu flackern an. Schnell hob Amelie ihre Hand wieder ein Stück an.
„Verdammt, du scheinst wirklich beschädigt zu sein. Vielleicht war das eine Art Kurzschluss. Ich muss vorsichtiger sein, nicht dass du noch kaputtgehst.“
Amelie ließ ihren Blick von Moppels weg und nach draußen schweifen. Sie musste während ihrer kleinen, persönlichen Fressorgie die Zeit vergessen haben. Die Sonne war inzwischen untergegangen und vom Mond abgelöst worden. Nacht! Die Sterne! Amelie krallte sich noch einen Müsliriegel, stemmte sich stöhnen hoch und ging aus dem Restaurant.
Sie leuchteten noch heller und schöner als in jedem Film den sie je gesehen hatte. Tausende, nein zehntausende funkelnde Punkte waren über das Firmament verteilt. Manche strahlten so weiß wie die Sonne selbst, andere leuchteten in feinem Rot, Blau oder Grün. Daneben zog der Mond seine Bahn über den Himmel und überstrahlte alles andere. Keine noch so kleine Wolke versperrte Amelie den Blick auf dieses Schauspiel.
Ein Gefühl der Zufriedenheit breitete sich in ihr aus. Vielleicht konnte sie hier ja wirklich ein glückliches Leben führen. Amelie machte es sich auf dem Boden bequem und hielt ihren Blick auf die Sterne gerichtet. Hinter ihr hopste Moppels langsam heran und schmiegte sich eng an Amelie. Sie schob ihn einen halben Meter weg und schaute dann weiter zum Himmel auf. Nach einer Weile rollte der Roboter langsam und so leise wie möglich wieder ein bisschen näher an Amelie heran und so saßen sie dann schweigend, gemeinsam in der Nacht.

Kapitel 5​

Ein lautes Geräusch schreckte Amelie auf. Irgendein Haufen von Zeug in der Nähe musste ins Rutschen geraten sein. Da. Etwa zwanzig Meter von ihr entfernt rutschten noch einige Schachteln auf dem Boden herum. Hatte sie jemand beobachtet und war abgerutscht? Lächerlich, niemand lebte hier und wieso sollte sie eine der Maschinen beobachten. Wahrscheinlich hatte einfach nur einer der Transportroboter ein weiteres nutzloses Produkt auf den Haufen gelegt. Amelie atmete tief durch um sich zu beruhigen, aber es half nichts. Sie wusste es war irrational aber sie musste nachsehen oder ihr würden die ganze Nacht Bilder von intelligenten, wilden Tieren durch den Kopf geistern, die sie belauerten und geduldig warteten bis sie sie erlegen und zerfleischen konnten. Ein Schaudern lief ihr über den Rücken.
„Moppels, schau nach ob hinter dem Haufen irgendjemand oder… etwas ist.“.

Der Roboter setzte sich zielstrebig in Bewegung und verschwand schon kurz darauf hinter dem kleinen Berg an Schachteln. Sie hörte noch einige Sekunden das rhythmische Klappern des verbeulten Roboters, dann war es still. Erst eine Minute lang, dann zwei. Amelie wurde mit jeder Sekunde unruhiger. Sie musste selbst nachsehen. Sie nahm das Messer aus ihrem Rucksack und ging langsam auf den Haufen zu. Ihren Blick ließ sie dabei immer wieder über die Umgebung schweifen. Sie beobachtete die Dächer der Gebäude, die Kanten der Mauern, aber nichts rührte sich. Bisher hatte sie die Stille genossen, jetzt haftete ihr ein Gefühl der Bedrohung an und machte sie nervös. Amelie schloss den Griff um ihr Messer eine Spur fester und umrundete vorsichtig den Schachtelhaufen.
Nichts war zu sehen und nichts rührte sich. Beruhigend wirkte die Szene trotzdem nicht. Amelie wagte einen Blick auf die Schachtel, die neben ihrem linken Fuß lag. Aus dem Plastikfenster auf der Oberseite starrten ihr die toten Augen einer Kinderpuppe entgegen. Ausgezeichnet, als wenn nicht eine von denen im Hellen schon gruslig genug gewesen wäre, nein, sie stand auch noch neben einem Berg davon. Sie ging vorsichtig einige Schritte weiter und blieb dann abrupt stehen. Aus dem dunklen Gang zwischen zwei Gebäuden näherte sich etwas, schnell. Amelie wich zurück, spannte ihren Körper an und wartete. Das Geräusch war ein Surren und es wurde lauter. Und lauter.

Etwas kam aus dem Gang geschossen und hielt direkt auf Amelie zu. Sie konnte sich keinen Millimeter rühren. Das Ding blieb einen Meter vor ihr stehen. Erst jetzt erkannte sie Moppels. Er stand auf der Ladefläche von einem der Transportroboter und auf seinem Bildschirm prangte groß das Wort „Gefunden“. Amelie entspannte sich sichtlich und sagte mit einem tiefen Seufzer: „Gut gemacht.“
Der kleine Roboter zeigte auf seinem Display daraufhin einen Pfeil nach oben und eine Hand an.
„Willst du etwa gelobt werden? Gefällt dir dein Kurzschluss auch noch? Na schön.“
Bevor sie sich auf den Weg zurück machten ließ Amelie noch ein letztes Mal ihren Blick über die Umgebung schweifen. Sie durfte sich nicht verrückt machen, es war genauso gewesen wie sie sich von Anfang an gedacht hatte. Nichts in dieser skurrilen Einkaufsstadt lauerte irgendetwas auf. Trotzdem würde sie die Tür des Restaurants heute Nacht nicht offenlassen.

Kapitel 6​

In der restlichen Nacht war wie erwartet gar nichts vorgefallen. Nur ihre Fantasie hatte auch weiterhin keine Ruhe gegeben. Sie musste sich auf etwas anderes konzentrieren, dann würde sie auch wieder normal denken können. Mit dem Restaurant hatte sie gleichzeitig einen Schlafplatz, Wasser, wenn auch in verstörendem Ausmaß zuckerhaltiges, und genügend Essen für die nächste Zeit gefunden. Das war überraschend einfach gewesen. Jetzt war es an der Zeit Antworten zu finden. Irgendwo hier musste es Aufzeichnungen darüber geben was mit der Welt passiert war, wie lange das her ist und ob es noch andere Menschen außer ihr selbst gab.

„Moppels, komm her. Zeig mir eine Karte der ganzen Stadt.“
Der Roboter hüpfte heran und blendete auf seinem Bildschirm die gewünschte Karte ein, auf der allem Anschein nach aber nur die nähere Umgebung gezeigt wurde. Ein roter Punkt blinkte innerhalb eines stilisierten Gebäudes, das mit „Von Neumanns Familienrestaurant“ beschriftet war. Das war offensichtlich ihre derzeitige Position. Eine Hand erschien auf dem Display und verschob den Kartenausschnitt erst mit einem Finger, um ihn dann mit zwei Fingern zu vergrößern und wieder zu verkleinern. Ok, so funktionierte das also. Amelie verkleinerte die Karte so weit wie möglich. Die Einkaufsstadt schien als Kreis angelegt worden zu sein und der Ring darum herum schien die Grenze zu symbolisieren.
„Wo könnte ich hier Informationen bekommen?“
Einige grüne Punkte rund um ihre Position leuchteten auf und die Beschriftung „Vicky Info-Points“ erschien.
„Oh nein, da gehe ich mit Sicherheit nicht nochmal hin.“
Sie studierte die Karte weiter und sah sich den logischsten Punkt genauer an. Die Mitte der Stadt. Als sie weiter hineinzoomte, erschien genau das auf was sie gehoffte hatte. „Hauptverwaltungsturm von Von Neumanns Einkaufsparadies“. Turm? Waren Türme nicht etwas sehr hohes? Sie hätte ihn längst sehen müssen, die Gebäude um sie herum waren bisher ausnahmslos einstöckig gewesen. Und laut der Karte müsste dieser hier einen Durchmesser von dreißig Metern haben. Vielleicht zählte ein Gebäude hier ja bereits mit zwei Stöcken als Turm. Außer er war schon vor langer Zeit eingestürzt. Wie auch immer, es war die beste Chance auf Antworten die sie hatte, sie musste dorthin.

Der Weg dahin schien relativ einfach zu sein. Sie musste nur eine Seitenstraße durchqueren, links auf den Hauptgang abbiegen und diesem dann bis in die Mitte der Stadt folgen. Trotzdem wollte sie wissen was sie auf dem Weg erwartete, also vergrößerte sie die Karte und folgte ihrer Route. Der Weg schien mehrere Kilometer lang zu sein und sie musste mindestens zwanzig unterschiedliche Bereiche durchqueren. Derzeit befand sie sich in der Abteilung „Damen-Mode aktuelle Kollektion“. Danach folgten „Damen-Mode Schuhparadies“, „Damenschmuck“, „Kosmetikträume für Damen“, „Kleideroase“, „Bademode für Damen“, „Damen-Mode Retro“ und noch weitere siebzehn Abteilungen für Frauenbekleidung.
Vielleicht konnte sie in der Hauptverwaltung ja auch den zentralen Computer irgendwie reparieren, denn wenn der weiter solche wahnwitzigen Entscheidungen traf, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis er die ganze Stadt zerstörte.
Die letzte Abteilung zwischen ihr und der Hauptverwaltung war „Herren- und Kinderbekleidung“. Der winzige Bereich lag zwischen der Hauptstraße und dem Verwaltungsturm. Sie musste einen Weg durch die Gebäude finden, denn es schien kein Weg direkt zum Turm zu führen, welcher offensichtlich nicht für Besucher gedacht war.
Sie wusste alles Notwendige. Amelie packte etwas Essen und ein paar Getränke in ihren Rucksack und machte sich auf den Weg.
„Mitkommen Moppels, wir holen uns ein paar Antworten.“.

Kapitel 7​

Beim Hauptgang hatte sie Moppels auf ein seltsames Gefährt aufmerksam gemacht und so mussten sie glücklicherweise nicht die komplette Strecke laufen. Das Ding hatte kein Dach, war rund und bot auf einer ebenfalls runden Bank für etwa sechs Personen Platz. Amelie hatte ihren, verdammt schweren, Roboter-Begleiter hineingehoben und dann selbst Platz genommen. Inzwischen glitten sie bereits seit einiger Zeit lautlos in Richtung Verwaltungsturm. Der Positionspunkt auf der Karte auf Moppels Bildschirm rückte beständig vorwärts. Bei dieser Geschwindigkeit sollten sie in ein paar Minuten das Ende der Straße erreicht haben. Anfangs hatte Amelie noch interessiert die vorbeiziehenden Geschäfte beobachtet, allerdings hatte sich einfach immer nur eine Auslage mit nutzlosen Dinge mit der nächsten abgewechselt. Nach einer Weile hatte sie sich zurückgelehnt und angefangen die Wolken zu beobachten.

Etwas krachte mit einem ohrenbetäubenden Bersten gegen das Fahrzeug. Amelie zuckte zusammen und sah, wie in Zeitlupe, den Kopf einer Schaufensterpuppe an sich vorbeifliegen. Welcher idiotische Roboter hatte dieses Ding direkt auf die Fahrbahn gestellt? Während Amelie sich noch lautstark ärgerte sah sie eine weitere Schaufensterpuppe vorbeiziehen. Auf dem Dach eines der Geschäfte. Vier Gebäude weiter standen zwei weitere auf dem Dach. Sie schienen sie zu beobachten. Amelie starrte ihnen entgegen und sah zu wie sie zuerst näherkamen und dann hinter ihr immer kleiner wurden. Sie musste sich beruhigen, ihre Puppenphobie war lächerlich. Sie war noch nie ein ängstlicher Typ Mensch gewesen und sie würde jetzt sicher nicht damit anfangen. Sie hatte sich im Bunker einfach zu viele Horrorfilme angesehen.
Hatte eine der Puppen gerade den Kopf zu ihr gedreht? Amelie ließ sich etwas tiefer in den Sitz sinken.

Zum Glück war sie nach fünf Minuten am Ziel und entdeckte auf dem restlichen Weg keine unheimlich positionierten Schaufensterpuppen mehr. Sie stieg aus dem Gefährt aus, dicht gefolgt von Moppels, der sich mit einem lauten Knall ebenfalls aus dem Fahrzeug fallen ließ und ihr folgte. Gemeinsam betraten sie das Gebäude der Herren- und Kinderabteilung vor ihnen.
Im Inneren wurde es zunehmend dunkler. Es gab nur eine schwache, rötliche Notbeleuchtung und mit jedem Schritt entfernten sie sich weiter vom Eingangsbereich, durch dessen Glasscheiben etwas Tageslicht fiel. Die vereinzelte Notbeleuchtung, zusammen mit den Resten des Tageslichts hinter ihr, ließ die allgegenwärtigen Puppen lange, verzerrte Schatten werfen. Sie fühlte sich hier drin absolut nicht wohl und das Gebäude war größer als gedacht.
Nach dem Eingangsbereich war sie zu einem verwinkelten Gang mit mehreren Abzweigungen gelangt. Es gab allerdings nur einen einzigen Weg hindurch. Alle anderen Gänge waren mit Nachkästchen, Körperteilen von Puppen, Kisten voller seltsamem Gewand und sonstigem Gerümpel komplett verstopft gewesen. Sie hatten sie auf skurrile Weise an den eingestürzten Tunnel im Bunker erinnert. Dieses Geschäft gefiel ihr immer weniger, es wirkte als wollte ihr jemand einen bestimmten Pfad aufzwingen.
Im nächsten Raum gab es dann gar kein Tageslicht mehr. Alles war in das schummrige, pulsierende Rot der Notbeleuchtung getaucht. Was war überhaupt mit dem Licht los? Nichts hier schien beschädigt zu sein, wieso also funktionierte es nicht. Ein Krachen ertönte hinter ihr. Amelie wirbelte herum, wich gleichzeitig zurück und stieß gegen einen Kleiderständer der umkippte und das nächste Poltern verursachte. Vor ihr stand Moppels, der gegen eine der Puppen gestoßen war und sie umgeworfen hatte, und wippte unschuldig hin und her. Amelie seufzte und drehte sich wieder um. Da entdeckte sie auf der gegenüberliegenden Wand eine Tür mit einem Notausgangsschild. Sie musste das hintere Ende des Gebäudes erreicht haben. Endlich würde sie hier rauskommen, es wurde auch höchste Zeit.

Bevor sie den ersten Schritt in Richtung Tür gehen konnte, erhellte plötzlich ein einzelnes Licht, einige Meter von ihr entfernt, den Raum. Im Lichtkegel saß eine menschliche Silhouette auf einem Stuhl. Es war keine Puppe. Der Mann stieß ein leises Kichern aus.
„Amelie, Amelie, Amelie. Meine Kleine, ich muss zugeben du hast mich gehörig überrascht. So lange habe ich euch gesucht und nun bist du da, einfach so.“
„Wer bist und woher kennst du meinen Namen?“
Wieder dieses leise Kichern.
„Wie unhöflich von mir. Ich bin ein… Freund der Familie könnte man sagen. Apropos Familie, wo sind die Besten denn?“
„Tot.“
„Schade, ich hatte mich so darauf gefreut sie nach all den Jahren wieder zu treffen.“
Ein weiteres Kichern, dann fuhr er fort. „Ich hoffe doch sie hatten einen besonders unangenehmen Tod.“
Schweigen. Dann antwortete Amelie: „Du warst im anderen Teil des Tunnels.“
„Bravo Mädchen, du bist ein cleveres Ding.“
Es hatte tatsächlich jemand überlebt. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, was dieser Mann alles durchgemacht hatte. Das er nicht gut auf ihre Familie zu sprechen war, verwunderte sie nicht. Er musste auch die Gänge versperrt haben. Das hier war offensichtlich von ihm inszeniert und Amelie glaubte nicht, dass es ihm nur um eine freundliche Aussprache ging. Sie musste versuchen ihn zu beruhigen.
„Hör zu, es tut mir leid was meine Eltern dir und diesen ganzen unschuldigen Menschen damals angetan haben, aber ich hatte nichts damit zu tun! Ich war ein Kleinkind!“
„Ach wie süß, aber du musst wissen Kleine ich gebe einen feuchten Dreck auf deine ‚unschuldigen Menschen‘. Es war meine Idee dieses Ungeziefer loszuwerden! Deine ‚Unschuldigen‘ haben sich vermehrt wie die Kakerlaken. Fressen und Ficken, Ficken und Fressen! Das war alles was diese Tiere konnten. Noch ein paar Jahre und dieses degenerierte Gesindel hätte auch noch den letzten Krümel in diesem verfluchten Bunker gefressen und ausgeschissen. Also habe ich eine Lösung gefunden. Allerdings habe ich deine Mutter dazu gebraucht. Wir hatten einen fairen Deal. Sie half mir, dafür würde ihre ach so teure Familie überleben. Nur haben mich deine Eltern betrogen! Zurückgelassen mit diesem Abschaum haben sie mich!“
Eine kurze Pause entstand. „Es blieb mir leider nichts anderes übrig, ich musste jeden von ihnen töten. Die mickrigen Vorräte haben trotzdem nicht lange gereicht. Also habe ich mir ein dickes Loch in die Decke gesprengt und bin hier gelandet. Ist doch ein lauschiges Plätzchen dieses Einkaufsgefängnis, findest du nicht?“
Der Typ war eindeutig übergeschnappt. Sie musste hier rauskommen. Ein Kampf war viel zu gefährlich. Sie hatte noch nie mit jemandem kämpfen müssen und wer wusste schon, was der Kerl alles an Überraschungen vorbereitet hatte. Erstmal mitspielen, vielleicht ergab sich eine Möglichkeit zur Flucht. Danach konnte sie sich immer noch etwas besseres einfallen lassen.
„Es ist mir egal was du getan hast, wirklich. Lass mich einfach gehen, ich werde dir nicht in die Quere kommen. Ich kann auch die Stadt verlassen, wenn du willst.“
Er brach in schallendes Gelächter aus. „Die Stadt verlassen! Vor deinem Tod noch solche Späße machen, du bist mir eine meine Kleine. So amüsant du auch bist, ich muss dich leider töten. Weißt du, ich habe jetzt fast zwanzig Jahre den Tod und die Folterung deiner Eltern geplant. Das verändert einen. Man könnte fast sagen es macht einen ein bisschen irre.“
Wieder dieses leise Kichern. „Ich muss meine Fantasien jetzt einfach mal in die Tat umsetzen, ich hoffe du verstehst das. Also meine Kleine, war schön dich zu treffen und ich verspreche dir, wir werden bis zu deinem Tod noch genügend Zeit haben zu plaudern. Es wird dir wie eine Ewigkeit vorkommen.“
Er lachte und fügte dann mit grimmiger Stimme hinzu: „Sie ist eine Ladendiebin, schnappt sie!“.

Im ersten Moment passierte gar nichts, nichts bewegte sich. Mit wem redete der Irre da? Eine Bewegung im Augenwinkel. Diesmal war es keine Einbildung, die Puppen fingen an sich zu bewegen. Anfangs langsam und steif, aber die ersten stiegen bereits von ihren Sockeln und näherten sich ihr. Ein paar Meter vor ihr kroch eine Puppe in Form eines Säuglings langsam auf sie zu.
Plötzlich brach eine Kinderpuppe durch eine Reihe von Kleiderständern und stürmte auf sie zu. Da warf sich Moppels gegen sie und schleuderte die Puppe gegen einen Betonpfeiler. Der kleine Körper gab ein knackendes Geräusch von sich, sackte auf dem Boden zusammen und begann unkontrolliert zu zucken. Moppels drehte sich zu ihr um und auf seinem Display stand in großen Buchstaben „Laufen“.
Amelie machte auf dem Absatz kehrt und rannte so schnell sie konnte Richtung Notausgang. Das Lachen des Irren folgte ihr, aber auch die anderen Puppen hatten inzwischen Fahrt aufgenommen und rannten ihr in beängstigend schnellem Tempo hinterher. Sie preschte durch die Tür, dicht gefolgt von ihrem Roboter. Da, der Turm. Er schien wirklich nur aus einem einzigen Stockwerk zu bestehen, aber sie konnte nirgends eine Tür entdecken. Sie hechteten um den Turm herum. Die Schaufensterpuppen waren nicht mehr weit hinter ihnen und sie näherten sich. Es war dumm aber Amelie warf einen Blick über die Schulter. Es waren hunderte. Sie musste hier weg oder es war ihr Ende. Verdammt, wo war hier bloß eine Tür!
Sie waren fast auf der gegenüberliegenden Seite des Turms angelangt, da hörte sie die anderen. Die Puppen hatten ihn auch von der anderen Seite umkreist. Rechts von ihr stürmten weitere der mechanischen Monster aus den Türen der umliegenden Gebäude. Da, eine Leiter! Sie sprang mit einem Satz hinauf und fing an nach oben zu klettern. Dann hielt sie inne.

Moppels konnte keine Leitern verwenden. Sie blickte nach unten und ihr kleiner Begleiter blickte ihr entgegen. Er hielt für einen Moment vollkommen still und sah sie einfach nur an. Sein Blick wirkte ruhig. Dann wandte er sich ab, drehte sich um und warf sich mit voller Wucht in die Horde der Puppen. Dutzende wurden umgeworfen oder fielen über ihre Kameraden, aber es machte keinen Unterschied, die Nachfolgenden trampelten einfach über sie und ihren kleinen Freund hinweg. Nein! Verfluchte Scheiße!
Sie zwang sich ihren Blick abzuwenden und zog sich schreiend, aber so schnell sie konnte die Leiter hinauf. Jedoch hörte diese nicht nach dem einen Stock des Gebäudes auf, genauso wenig wie das Gebäude selbst. Sowohl die Leiter, als auch die Wand des Turms zeigten auf ihrer Oberfläche exakte Abbilder des Himmels und sie veränderten sich. Amelie sah wie sich vor ihr eine Wolke langsam über das „Himmelsgebäude“ schob. Sie hatte keine Zeit darüber nachzudenken. Vermutlich war es sowieso sinnlos, irgendwann musste dieses Gebäude enden und mit ihm ihre Leiter, und dann hatte sie nirgends mehr wohin sie flüchten könnte.
Ihre Beine schmerzten und schrien nach einer Pause, aber sie konnte nicht stehenbleiben. Die Puppen waren zum Glück nicht so schnelle Kletterer wie Läufer, aber sie wurden auch nicht müde und Amelie merkte, dass sie langsamer wurde, ob sie wollte oder nicht. Da stieß sie mit dem Kopf gegen die Decke. Eine Decke? Was zur Hölle? Amelie sah nach oben und entdeckte Konturen im Himmel. Direkt über ihr schien ein schwarzer Hebel mit der Aufschrift „Hier öffnen“ im Nichts befestigt zu sein. Sie griff danach und drückte ihn gegen den Uhrzeigersinn. Ein Zischen ertönte und glühend heiße Luft schlug ihr entgegen. Über ihr öffnete sich eine Luke. Eine Luke im verdammten Himmel. Als wenn sie aus dem nächsten Bunker klettern würde.
Sie zog sich hinaus und stand in einer anderen Welt. Doch unter ihr war noch die Welt die sie töten wollte, also drückte sie die Luke zu, schnappte sich eine rostige, abgebrochene Eisenstange die in der Nähe lag und versperrte sie. Sie stand auf einer gigantischen Kuppel welche sich kilometerweit in alle Richtungen erstreckte. Doch dahinter war ein endloses Meer aus Sand. Wohin sie sich auch drehte, sie sah nichts außer der Kuppel und einer Unendlichkeit aus Sand. Die Welt unter ihr war eine Lüge gewesen. Der Sternenhimmel und ihre Hoffnung, sie alle waren Lügen. Amelie stand inmitten einer ewigen Wüste und erkannte, diese Welt war wahrhaftig tot.

 

Hallo allerseits,

das hier ist nicht nur mein erster Beitrag im Forum, sondern gleichzeitig meine erste Kurzgeschichte mit der ich so weit zufrieden bin, dass ich sie gerne mit euch teilen will. Ich würde mich über Kritik und Anregungen, aber vielleicht auch ein paar freundliche Worte freuen.

Die Serien soll sich mit dem Thema beschäftigen was passiert wenn wir als Menschen verschwinden, unsere Zivilisation aber einfach ohne uns weiter macht. Die Geschichten werden dabei aber weitestgehend unabhängig voneinander sein.

Liebe Grüße und viel Spaß beim Lesen. (Lasst euch nicht zu sehr von meiner katastrophalen Beistrichsetzung ablenken)

 

Hallo JReichinger,

und willkommen hier.

Ich habe arge Probleme, in deine Geschichte einzutauchen.

Es gab einst eine große Katastrophe. Niemand wollte ihr jemals genau sagen was damals geschehen war. Vielleicht konnten sie es ja wirklich nicht und das Wissen darum war schon vor langer Zeit verloren gegangen. Die Computer mit ihren Datenbanken waren auch keine Hilfe mehr. Die Letzten hatten sich kurz nach ihrer Geburt ins digitale Jenseits verabschiedet. Allerdings waren sie in den Jahrzehnten davor bereits keine große Hilfe mehr gewesen. Ihre Eltern und Großeltern hatten von ständigen Fehlfunktionen und verlorenen Daten erzählt.
„Niemand wollte ihr“: Wer ist sie (also „ihr“) und wer ist „niemand“?
Um welche Katastrophe geht es? Atomkrieg?
„Die Computer mit ihren Datenbanken waren auch keine Hilfe mehr. Die Letzten (letzten) hatten sich kurz nach ihrer Geburt ins digitale Jenseits verabschiedet.“: Wo sind die Computer hin? Wenn sie sich doch verabschiedet haben, sind sie doch zerstört. Wie sollte man da noch auf die Idee kommen, in den Datenbanken zu suchen, wenn es keine mehr gibt?

Die letzte verdammte Maschine die funktioniert hatte, war die zentrale Lebenserhaltung gewesen und die hatte vor einigen Tagen den Geist aufgegeben.
Was für eine Maschine soll das gewesen sein? Ich als Leser kann mir da gar nichts drunter vorstellen. Ein riesiges wandelndes Metallmonster, das Lebensmittel ausspuckt, die Blümchen gießt und die Tiere füttert? :Pfeif:

Dieses Loch hier, dass sie ihr Zuhause nannte, war zwar nicht winzig aber auch nicht gerade übertrieben groß.
Nicht winzig und nicht sehr groß. Also „normal“ groß? Was soll mir diese undeutliche Beschreibung sagen?

Ohne die Luftfilterungsanlage würde der Sauerstoffpegel im Bunker kontinuierlich sinken.
Achso, sie ist im Bunker …

Also, ich würde die Story anders aufsetzen. Vorschlag:
Beginn damit, dass sie sich im Bunker befindet, beschreibe, wie sie sich fühlt (ihre Ängste, die Enge, die Luft, die Geräusche etc.), ob sie alleine ist, dann fang mit der Katastrophe an.

Ist nur meine persönliche Meinung. Ist aber deine Geschichte.
So wie es jetzt ist, ist das (zumindest der Anfang) für mich nur ein großes Durcheinander und ich habe die Befürchtung, dass der gesamte Text so weiter geht.

Die vielen fehlenden Kommas strengen mich beim Lesen an, den richtigen Rhythmus zu finden, teilweise die Aussagen im Satz richtig zu deuten. Hier solltest du unbedingt Hand anlegen (lassen).

Vor ihr türmte sich ein Berg an(LEERZEICHEN)… Sofas?

Vor ihr türmte sich ein Berg an… Sofas? Einige davon lagen direkt neben der Luke, doch dahinter erhob sich ein tatsächlicher Berg aus den Polstermöbeln. Ganz zweifellos, das waren Sofas. …
Welcher normale Verrückte hatte schon Wahnvorstellungen von Polstermöbeln. Sie torkelte zu einem der imaginären Sofas und setzte sich darauf
Was denn jetzt? Es sind tatsächlich Sofas und dann doch nur imaginäre? Wie kann sie sich auf ein imaginäres Sofa setzen? :confused:

„Klappe! Lass mich nachdenken“. Amelie überlegte kurz und versuchte es dann erneut: „Wieso steht hier ein Einkaufsparadies?“. „Das Von Neumann Einkaufsparadies ist eine Einkaufsstadt und wurde von der Von Neumann Company im Jahr 2061 voll automatisch konzipiert und gebaut. Von Neumann, automatisch einen Schritt voraus.“.
Bei Sprecherwechsel wird i.d.R. eine neue Zeile angefangen. Außerdem werden nach wörtlicher Rede keine Satzzeichen gemacht. Siehe auch hier: www.woertlicherede.de

Beispiel:
„Klappe! Lass mich nachdenken.“ Amelie überlegte kurz und versuchte es dann erneut: „Wieso steht hier ein Einkaufsparadies?“
„Das Von Neumann Einkaufsparadies ist eine Einkaufsstadt und wurde von der Von Neumann Company im Jahr 2061 voll automatisch konzipiert und gebaut. Von Neumann, automatisch einen Schritt voraus.“

PAM! Etwas krachte gegen das Fahrzeug.
„PAM!“: So etwas passt in einen Comic, aber nicht hier. Fehlen nur noch drei Ausrufezeichen. :D

Ich würde sagen, da steckt noch eine Menge an Arbeit im Text. Außer den Kommas und der wörtlichen Rede meine ich vor allem den Spannungsaufbau, den roten Faden. Daran solltest du zuerst werkeln, bevor du nun einen weiteren Teil deiner Serie hochlädst.

Ich schaue gerne später noch mal rein.

Wünsche dir noch viel Spaß hier.

Beste Grüße,
GoMusic

 

Hi GoMusic,

danke erstmal für das Feedback und das Lesen der Geschichte, sie ist ja doch etwas länger.

Ich habe jetzt das mit der wörtlichen Rede ausgebessert und auch einige Formulierungen geändert die du angeprangert hast. Besonders der Anfang des ersten Kapitels hat sich für mich selbst nie ganz flüssig gelesen. An der Kommasetzung werde ich auch noch arbeiten, aber die war leider auch noch nie meine Stärke.

Andere Dinge waren allerdings bewusste Entscheidungen von mir, ob gut oder schlecht sei dahingestellt und die werde ich auch beibehalten, außer man kann mir jetzt wirklich objektive Gründe nennen wieso sie schlecht waren.

Z.B. war es Absicht Amelies Namen am Anfang nicht zu nennen. Das mag den meisten Lesern vielleicht nicht auffallen aber es geht darum, dass das Konzept eines Namens ja nur Sinn macht wenn es in der eigenen Welt mehr als eine Person gibt. Amelie hatte alleine im Bunker nie einen Grund ihren Namen auch zu verwenden.
Und ich denke jeder der schon mal etwas mit Science-Fiction zu tun hatte wird sich grob vorstellen können was eine "zentrale Lebenserhaltung" macht.

Das gleich zu Beginn einige Dinge unklar sind war eigentlich auch beabsichtigt, da ich dachte unbeantwortete Fragen motivieren zum Weiterlesen. Wenn allerdings mehrere Leute finden, dass das eher abschreckend wirkt, kann man ja noch mal darüber nachdenken hier gleich einige Zusatzinformationen zu geben um das Ganze etwas zu entschärfen.

Das du die Geschichte nicht sehr spannend fandst ist schade, aber das ist eben mein derzeitiger Schreibstil. Vielleicht entwickelt er sich ja noch und du bist mit zukünftigen Geschichten von mir glücklicher.

Liebe Grüße,
JReichinger

 

Hallo JReichinger,

für eine Debüt liest sich deine Geschichte überraschend flüssig. Es fiel mir nicht besonders schwer, trotz der Länge bis zum Ende durchzuhalten. Allerdings hakt es doch an vielen Details - nicht nur die Kommasetzung - die den Lesefluss immer wieder ins Stocken bringen. Die Geschichte macht durchgängig den Eindruck einer ersten Fassung, die noch nicht überarbeitet wurde.

Die Kritikpunkte von GoMusic sind alle berechtigt. Meiner Ansicht nach solltest Du sie ernst nehmen und Dich nicht darauf berufen, so sei eben die Schreibstil.

Amelie und der "Mann" wirken als Charaktere leider extrem flach. Wahrscheinlich hast Du Dir die Mühe gespart, vor dem Schreiben eine detaillierte Charakterdefinition zu erstellen. Insbesondere stelle ich mir vor, dass jemand, der sein gesamtes Leben in einem Bunker verbracht hat, viel mehr Schwierigkeiten haben müsste, sich außerhalb zurechtzufinden, Dinge zu erkennen und beim Namen zu nennen. Würde etwa ein Mädchen, das nur ein Dutzend Menschen kennt, einen Fremden mit "Sie" anreden? Wahrscheinlicher ist doch, dass sie das Konzept "Du" vs. "Sie" überhaupt nicht kennt.

Der Mittelteil der Geschichte, also wie Amelie durch das Einkaufszentrum irrt, ist meiner Ansicht nach zu lang geraten, auch wenn er viele teilweise recht amüsante Anspielungen enthält. Die entscheidenden Passagen sind doch der Ausbruch aus dem Bunker, die Flucht und die Entdeckung der Außenwelt, wobei die Begegnung mit dem Mann und die Flucht eigentlich nicht einmal erforderlich sind, um die Aussage der Geschichte zu übermitteln. Klar, da kommt ein wenig Spannung auf, aber es erzeugt einen Bruch der bisherigen Atmosphäre.

Gruß
Notker

 

Hallo Notker,

mit der Vermutung der ersten, nicht überarbeiteten Fassung triffst du es ziemlich gut. In der ersten Euphorie habe ich sie wohl ein wenig verfrüht online gestellt. Ich mag meine Geschichte, aber es ich denke es wird ihr gut tun wenn ich sie einige Wochen liegen lasse, ein wenig Abstand gewinne und ihr dann noch mal einen ordentlichen Feinschliff verpasse.

Inzwischen habe ich auch die meisten von GoMusics Vorschlägen umgesetzt. Deine Kritik mit den flachen Charakteren ist auch nicht ganz unbegründet. In die Charakterentwicklung habe ich wirklich nicht übertrieben viel Zeit investiert.

Es freut mich aber, dass du meine Versuche komisch zu sein, zumindest ein bisschen lustig fandst.

Lg,
JReichinger

 

Hallo JReichinger,

jetzt liest es sich schon besser. :thumbsup:

Nun könntest du noch (weitere) Absätze oder Zeilenumbrüche an sinnvollen Stellen einbauen, das vereinfacht das Lesen und Atmen ;)
Dort, wo sich die Perspektive (Ort/Person) ändert oder wo es einen (kleinen) Zeitsprung gibt.

Beispiele:

und in der Finsternis auf bessere Zeiten gewartet. (ZEILENWECHSEL)Als die Welt unterging
schon in diesem Erdloch zusammengepfercht waren? (ZEILENWECHSEL)Früher gab es noch die Computer
noch nie leiden.(ZEILENWECHSEL)Dieses Loch hier,
Humor bezwingen. (ZEILENWECHSEL)Als sie gerade

Schau mal selber und guck mal, wie andere das machen. Da ist noch ein Potential von bestimmt drei Dutzend Zeilenwechseln oder Absätzen. Das wäre wirklich einfacher und flüssiger zu lesen.

Dann sind mir noch ein paar Kleinigkeiten aufgefallen (außen den sehr vielen fehlenden Kommas):

Nach Draußen.
Nach draußen.

es würde 200 Jahre dauern
aus einer etwa 50 cm hohen Kugel
etwa 6 Personen
nach 5 Minuten
Zahlen ausschreiben. An manchen Stellen hast du das gemacht.
cm geht gar nicht (Zentimeter)

und sagte mit einem tiefen Seufzer, „Gut gemacht.“
und sagte mit einem tiefen Seufzer: „Gut gemacht.“

Schönen Abend und liebe Grüße,
GoMusic

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo! :)

Ich habe bisher nur das erste Kapitel gelesen. Das Setting und die Hauptfigur haben mir gut gefallen. Ebenso bin ich auch auf den Roboter sehr gespannt, welchen sie am Ende von Kapitel 1 trifft. Der Einstieg hat mir leider nicht so gefallen.

Beginne doch mit einem Einstieg, der nicht so viele (trockene) Informationen beinhaltet. Diese Informationen über deine Welt kannst du auch noch später einfließen lassen. Einen guten Einstiegspunkt für deine Geschichte ist zum Beispiel dieser Moment. Der erste Satz dient gleich als Einstieg in die Geschichte. Der Leser möchte unbedingt wissen wie es weiter geht. Im dritten Satz weiß der Leser wo sich die Hauptfigur befindet. Im vierten Satz, dass die Welt draußen untergegangen ist. Das reicht erstmal. Man könnte sogar noch später einsteigen, während sich die Luke quälend langsam öffnet.

Nur sie war noch übrig und es blieb ihr nur noch eine einzige Möglichkeit. Nach Draußen. Selbst als noch jemand anderes am Leben war, hatte niemand gewusst wie es außerhalb des Bunkers aussah. Die Sensoren oberhalb der Anlage waren schon vor mindestens einem Jahrhundert zerstört worden und keiner hatte es je gewagt den Schutz dieses selbst errichteten Gefängnisses zu verlassen.

Ich würde auch nicht den Namen der Hauptfigur so nebenbei erwähnen, wie es am Ende von Kapitel 1 passiert. Man liest einfach so darüber und der Namen sollte, wenn er solange verborgen bleibt, beim ersten Mal einen Eindruck machen. Warum nicht bis zum ersten Dialog mit dem Roboter warten?

Du benutzt auch recht viel Füllwörter, die ich fast alle streichen würde. Die Sätze klingen für mich dann flüssiger.

Zwei Beispiele:

Nun gut, sofern ihr Plan aufging würde sie es heute auf die harte Tour erfahren.

zu

Falls ihr Plan aufging, würde sie es heute auf die harte Tour erfahren.

Hier fehlt auch ein Komma und statt "Sofern" besser "Falls" verwenden. Sofern verwendet man eher in Sätzen, die eine Verneinung beinhalten. Da weiß ich gerade aber nicht, ob das wirklich eine Regel ist ...

Hier Zeit zu schinden schien irgendwie zwecklos zu sein.

zu

Hier Zeit zu schinden schien zwecklos zu sein.

Noch ein Grammatikhinweis:

",das" lässt sich im Gedanken immer durch ",dieses", ",welches" oder ",jenes" ersetzen, ohne dass der Satz seinen Sinn verliert. Falls dies nicht geht: ",dass".

Liebe Grüße!


Edit:
Hier noch ein paat weitere Anregungen, mit Begründung.

Die Lebenserhaltung versagte auf Grund eines Erdbebens vor einigen Tagen und alle ihre Versuche die Ausstiegsluke händisch zu öffnen scheiterten kläglich. Vermutlich war das Erdbeben in Wirklichkeit eine Gerölllawine gewesen welche den Ausstieg verschüttet hatte.

"Die Lebenserhaltung hatte auf Grund eines Erdbebens vor einigen Tagen versagt und alle ihre Versuche die Ausstiegsluke zu öffnen waren kläglich gescheitert. Vermutlich war das Erdbeben nur eine Gerölllawine gewesen, welche den Ausstieg verschüttet hatte."

Ist ja egal, ob "händisch" oder nicht. Das Wort klingt außerdem sehr komisch. "nur" klingt besser.

Wenn ein einzelner Felsbrocken auf der Luke lag würde sie in einigen Minuten nach Draußen gehen. Sollte eine meterhohe Schicht aus Felsbrocken auf der Luke liegen, dann würde sie sterben. Dann erfuhr sie vor ihrem Tod aber immerhin noch auf welche der zwei Arten sie schlussendlich ersticken würde.

"Wenn ein einzelner Felsbrocken auf der Luke lag, würde sie in einigen Minuten nach Draußen gelangen. Sollte sich eine meterhohe Steinschicht auf der Luke befinden, würde sie sterben. Dann erfuhr sie vor ihrem Tod immerhin noch auf welche Art sie schlussendlich ersticken würde."

Aus einer Luke "geht" man nicht hinaus, deswegen das Verb ändern. Vielleicht passt auch "klettern" besser?
Zweimal "Felsbrocken", deswegen ausgetauscht.
"der zwei Arten" -> "welche Art"


Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht eine der Gasmasken einzupacken. Wenn die Luft atembar war, würde sie sie nicht brauchen. Sollte sie nicht atembar sein würden die Filter der Maske schlussendlich verstopfen und sie würde trotzdem sterben. Hier Zeit zu schinden schien irgendwie zwecklos zu sein. Auf eines hoffte sie jedoch.

"Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht eine der Gasmasken einzupacken. Hier Zeit zu schinden schien zwecklos zu sein. Auf eines hoffte sie jedoch inständig."

Der erste Satz wirkt so viel besser. Die Konsequenzen sind klar. Sie wird nicht lange überleben können, falls draußen die Luft nicht gesund ist, da es dann auch keine gesunden Tiere/Pflanzen und reines Wasser geben wird.
+"inständig": Es ist wirklich ein sehr großer Wunsch von ihr, bevor sie stirbt. Das Wort unterstreicht dies.

Was wäre, wenn sie erstickt bevor es Nacht wurde? Sollte sie doch noch eine Gasmaske holen? Nacht. Schon das Konzept von Tag und Nacht erschien ihr fremd und gleichzeitig aufregend.

"Was wäre, wenn sie ersticken würde bevor es Nacht wurde? Sollte sie doch eine Gasmaske mitnehmen?
Nacht.
Schon das Konzept von Tag und Nacht erschien ihr fremd und gleichzeitig aufregend."

+ "mitnehmen". "holen" ist umgangssprachlich.

Ach verdammt, das ging alles viel zu langsam!

"Verdammt, das ging alles viel zu langsam!"

- "Ach". Füllwort in der Umgangssprache.

Natürlich atmete sie das gottverdammte Zeug auch noch ein und verfall in einen kleinen Hustenanfall. Einige Würgereflexe später sah sie auf. Sie hustete noch immer aber sie sah das Licht der Sonne durch den Ausgang scheinen. Einen Moment lang hielt sie inne und betrachtete die Staubpartikel die im warmen Licht schwebten.

"Natürlich atmete sie das gottverdammte Zeug auch noch ein und verfiel in einen Hustenanfall. Dann sah sie das Licht der Sonne durch den Ausgang scheinen. Staubpartikel, die im warmen Licht schwebten."

+ "verfiel". Grammatikalisch korrekt.
- "Einige Würgereflexe später sah sie auf." Ein Hustenanfall dauert länger, das weiß jede/r LeserIn. Hier wird das nur nochmal ausgeführt. Das gleiche im nächsten Satz. Der Fokus sollte auf der Sonne und dem Licht liegen, nicht dem Husten.
Letzter Satz: Innehalten während des Hustenanfalls (was schwierig ist) oder des Hinauskletterns? Verwirrt, deswegen weglassen. Macht auch das Bild von den Staubpartikeln wirkungsvoller.

Immer noch hell aber so schien es zu gehen. Sie versuchte die Sonne möglichst zu meiden und betrachtete den restlichen Himmel. Er war strahlend blau, nur ein paar vereinzelte weiße Wolken schienen reglos wie an eine Wand gemalt am Himmel zu hängen.

"Immer noch hell, aber so schien es zu gehen. Der Himmel war strahlend blau, nur ein paar vereinzelte weiße Wolken schienen reglos wie an eine Wand gemalt am Himmel zu hängen."

- "Sie versuchte die Sonne möglichst zu meiden und betrachtete den restlichen Himmel."
Niemand schaut für länger absichtlich in die Sonne, machen wir alle im Alltag so. Muss also hier nicht extra erwähnt werden, weil es klar ist.

 

Hallo MerlinsTee,

danke gleich mal für das sehr ausführliche Feedback. Manche der Vorschläge habe ich auch direkt übernommen und bei manchen Kritikpunkten habe ich dann einen dritten Weg gewählt.
GoMusic
Der Text hat jetzt wesentlich mehr Zeilenumbrüche. Ich hoffe deine Atmung wird es mir danken =P Die Beistriche sind leider immer noch verbesserungswürdig.
Notker
Ich habe auch noch ein paar Passagen eingebaut/umgebaut die helfen sollten sich zumindest in Amelie besser hinein versetzen zu können. Beim "Mann" am Ende der Geschichte weiß ich leider nicht wie ich dem eine wesentlich bessere Charakterentwicklung spendieren kann ohne den Text komplett umzureißen oder wesentlich länger zu machen.

Danke übrigens an alle drei für das ganze Feedback, ich finde die Geschichte ist jetzt schon wesentlich stimmiger als am Anfang.

Lg,
JReichinger

 

Hallo JReichinger,

das ist ja ein elend langes Ding. Und das Ganze zieht sich sehr in die Breite. Das erste, was mir einfiel ist, den Text müsste man erheblich straffen. Kapitel 2 könnte man komplett weglassen. Sie trifft auf eine Werbetafel und ist froh, sie hinter sich zu lassen. Inhaltlich ist da nichts drin, das die Geschichte vorwärts bringt. Eigentlich nur Beschreibungen.

Die Tage der Menschheit endeten einst in einer Katastrophe, welche uns an den Rand der Ausrottung getrieben hatte

Also entweder die Tage der Menschheit endeten oder nicht.

Der kümmerliche Rest der Überlebenden hatte sich in Bunkern verkrochen und in der Finsternis auf bessere Zeiten gewartet.

Nicht der Rest der Menschheit, sondern der Rest der „Überlebenden.“ Was ist mit den anderen Überlebenden?
Warum in der Finsternis? Haben die da im Dunkeln gehaust?

]

Ohne die Luftfilterungsanlage würde der Sauerstoffpegel im Bunker kontinuierlich sinken

Wohl eher Luftaufbereitungsanlage.

Immerhin würde die ebenfalls nicht mehr funktionierende Abfallverwertung dafür sorgen, dass sie die Luft bestimmt nicht vermissen würde

Der Satz ist für mich unverständlich.

Es war eines jener Geheimnisse welches einen mit ins Grab und in die Verdammnis danach begleitete

Folgt dem Tod eine Verdammnis?

Vermutlich war das Erdbeben in Wirklichkeit eine Gerölllawine gewesen, welche den Ausstieg verschüttet hatte

Wie kommt sie darauf? Eine gewagte Annahme.

mit viel Klebeband an einen Kompressor anzuschließen.

Hier möchte ich bezweifeln, das es einem ausreichenden Druck standhält.

Ich könnte das jetzt so weiterführen. Es ist reichlich Unlogik in dem Text vorhanden, außerdem ist er zu ausschweifend. Es passiert nicht wirklich etwas, das eine Spannung aufbaut. Er erscheint wenig geplant und wie eine Erstversion. Auch der erste Absatz des 3. Kapitel erscheint mir nicht wichtig für die Geschichte. Und dann habe ich das Ganze auch nur noch überflogen. Reizvoll erschien mir noch dieser fiebsende Roboter, aber da war die Lust schon weg.

Muss dich aber nun nicht runterziehen. Meine ersten Geschichten sahen ähnlich aus mit ihren ellenlangen Beschreibungen. Die Kommasetzung ist aber sehr störend für einen Leser. Du hast es in einem anderen Kommentar mal erwähnt und ich selbst knabber auch daran, es ist schwierig einen besseren Plan von Konflikt, Spannungsaufbau und anderen Inhalten zu bekommen.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

Danke für das Feedback Rainer Hohn, denn ja der Text ist wirklich lang.

Er stimmt auch, dass die Geschichte extrem ausschweifend ist. Der ganze Text war eig. mehr darauf ausgelegt die skurrile Welt vorzustellen, die eigentliche Geschichte hab ich dann um die Idee für die Welt herum aufgebaut und anfangs mehr als Mittel zum Zweck behandelt. Das Herumdoktern an der Geschichte, um die Schwächen auszugleichen, hat dann offensichtlich wieder eigene Probleme erzeugt.

Ich denke ohne extreme Umbauten lässt sich die Geschichte jetzt aber auch nicht mehr wirklich verbessern. Er ist halt jetzt so wie er ist.

Bei den Anmerkungen zu den Formulierungen werde ich einige Dinge ausbessern und auf ein paar einfach stur beharren :Pfeif:

mit viel Klebeband an einen Kompressor anzuschließen.
Hier möchte ich bezweifeln, das es einem ausreichenden Druck standhält.
Hier muss ich dich schwer kritisieren. Es gibt NICHTS, das nicht mit genug Klebeband zu reparieren wäre! :lol:

 

Hallo JReichinger,

ich habe auch solche Geschichten, die man, im Nachhinein, eigentlich nur neu schreiben kann. Hake ich einfach ab und vielleicht gehe ich das Thema irgendwann mal neu an.

Eine skurrile Welt zu zeigen finde ich persönlich gut. Nur muss darin etwas Spannende oder Absurdes passieren.

Es gibt NICHTS, das nicht mit genug Klebeband zu reparieren wäre!

Ich benutze auch viel Panzerband, ist ein nützliches Hilfsmittel. Aber um einen Druck von mehreren Tonnen aufzubauen? Lassen wir das einfach so stehen.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

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