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Vampirprobleme oder Die Tücken des Untotseins

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23.07.2003
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Vampirprobleme oder Die Tücken des Untotseins

„Und dann als ich achtzehn wurde, wurde ich von einem Vampir gebissen!“
„Sie meinen eine Fledermaus, nicht wahr. Echte Vampire gibt es doch nicht!“
„Nein, nein! Ich meine einen richtigen Vampir. Sein Name war Miguel, anscheinend ein echter Nachfahre von Graf Dracula!“, sagte der Vampir stolz.
„Miguel hört sich für mich aber eher wie ein spanischer Aufschneider an, nicht wahr?“
„Darüber habe ich auch schon nach gedacht, aber solange mich niemand vom Gegenteil überzeugt bleibe ich bei meiner Meinung. Ich bin ein Vampir, der zu einem Vampir wurde, weil er von einem Vampir gebissen wurde der einen großen Vampir zum Vorfahren hatte.“
„Graf Dracula!“
„Ja!“ sagte der Vampir stolz.
„Okay, und aus welchem Grund sind sie heute zu mir gekommen?“
„Tja, wissen sie. Ich habe gewisse Probleme. Ich weiß nicht genau wie ich es beschreiben soll, bei mir geht einfach immer alles schief. Nachdem ich von zu Hause ausgezogen bin, meine Eltern wollten keinen Vampir als Sohn, habe ich mir eine eigene Gruft gesucht, doch na ja, Grüfte sind nicht billig. Ich musste mir eine Arbeit suchen!“
„Und, haben Sie eine gefunden!“
„Ja, aber die behielt ich nicht lange!“
„Wieso nicht!“
„Ich arbeitete in einem Sonnenstudio. Nicht unbedingt das idealste für einen Vampir!“
„Und warum haben Sie den Job dann angenommen!“
„Ja was sollte ich machen. Der Zombie von nebenan, mein Vermieter, wollte endlich die Miete haben. Ich war gezwungen den Job anzunehmen!“
„Die Arbeitslage für Untote ist nicht unbedingt die Beste, oder!“
„Naja, eigentlich ist sie nicht unbedingt schlecht, doch die Besten Jobs sind leider schon vergeben. Mein Freund Elroy, er ist ein Schwarzer Mann, sie wissen schon, springt nachts aus dem Kasten und erschreckt kleine Kinder oder versteckt sich unter dem Bett, der hat einen Job auf dem Jahrmarkt bei der Geisterbahn.“
“Und wieso bewerben sie sich nicht dort!“
„Habe ich ja, aber Mr. Spooky, der Besitzer meinte, Vampire sind heut zu tage nicht mehr gefragt. Er meinte kein Kind fürchtet sich mehr vor Vampiren. Das liegt an diesem blöden Film „Der kleine Vampir“. So ein Scheiß!“
„Als sie den Job verloren hatten, machten Sie sich auf die Suche nach einem neuen?“
„Ja!“
„Und haben Sie einen gekriegt?“
„Ja, allerdings war das so eine Sache. Ich habe ihn einer Holzfabrik gearbeitet!“
„Und was haben Sie hergestellt.“
„Holzpflöcke!“
„Auch nicht das non plus Ultra!“
„Nicht unbedingt!“
„Und danach?“
„Weihwassermanufaktur, Knoblauchaufzucht, Kunstschmied, ich musste Kettchenanhänger herstellen!“
„Was waren das für Anhänger!“
„Kruzifixe.“
„Schöne Scheiße, nicht wahr!“
„Das können sie laut sagen!“
„Haben Sie schon mal versucht einen Job zu bekommen, der für sie passen würde.“
„Ja habe ich. Ich habe mich bei einer Blutbank beworben und bei einem Sargtestzentrum!“
„Und, wieso ist das nichts geworden?“
„Wissen Sie, da muss man gewisse ,Freunde’ haben um da reinzukommen. Sie verstehen was ich meine? La Familia! Ich gehöre leider nicht dazu. Verstehe nichts vom organisierten Untotsein.“
„Schon klar! Was mich noch interessiert, nachdem sie quasi gestorben sind ...“
„Also, nachdem ich gebissen wurde ...“
„Nein, ich meinte, aufgrund ihrer Tätigkeiten.“
„Entschuldigen Sie, aber wir Untoten hätten gerne, wenn man das vorübergehend Lebensunfähig nennt.“
„Entschuldigen Sie, das wusste ich nicht. Also, nachdem sie vorübergehen Lebensunfähig waren, wie kamen Sie wieder zum Leben ... oder sollte ich besser sagen zum Tode?“
„Zum Leben ist schon ok, auch wenn es mehr eine Form von lebloser Existenz ist, aber halten wir uns nicht mit solchen Kleinigkeiten auf. Tja, was soll ich sagen, ein Tropfen Blut und ich bin wieder ganz der Alte!“
„Aha, interessant!“
“Bitte, Herr Psychiater, können sie mir helfen?“
„Psychiater, Mann sie sind hier in einer Kirche bei der Beichte“.
„Verdammt!!“
Ein leises „Puff“ war zu hören und der Vampir löste sich in Staub auf. Von irgendwo unten hörte der Priester eine leise Stimme: „Haben Sie vielleicht einen Tropfen Blut für mich?“
„Ich fürchte fast nicht!“ antwortete der Priester und holte Besen und Schaufel!

 

Klar kenn ich Pratchett! Hab vor nicht mal einer Stunde ein Buch von ihm fertig gelesen und schon das nächste angefangen. Die einzigen Vampirgeschichten die ich von ihm kenne, sind "Ruhig Blut" und "Der 5. Elefant". Bei keiner von beiden wäre mir eine vergleichbare Situation aufgefallen, also will ich mich vehement gegen das Wort "Abklatsch" wehren.

Tja, natürlich ist es nicht einfach, was neues zu schreiben. Wieso nicht? Mann, wir leben im 21. Jh. Alles ist schon mal dagewesen.
Hat deswegen King alleiniges Anrecht auf Horror, Stoker auf Vampire, Grisham auf Gerichtsstories und Pratchett auf Humor, tut mir leid, aber dem kann ich nicht zustimmen.

C ya,
Dreamcatcher

 

Ich habe mich auf keinen Fall für Ideenlosigkeit ausgesprochen, ich habe nur gesagt, dass alles schon mal da war und es schwierig ist was komplett neues zu erfinden. Oder kannst du von dír behaupten, alle deine Stories sind was vollkommen neues. Ich glaube eher nicht.

Zu den eigenen Einflüssen. Wieviele Geschichten von mir hast du schon gelesen um darüber urteilen zu können? Ausserdem, wer sagt dass es falsch ist, wenn man mit verschiedenen Stilen experimentiert. Ich habe das jetzt schon ein paar mal gemacht und immer daraus eine Lehre bzw. Rückschlüsse ziehen können! Ich finde solches Ausprobieren extrem sinnvoll, denn wie merke ich, welcher Stil am Besten zu mir passt und mit welchem ich die besten Geschichten schreibe?

Da ich nur einige Bücher gelesen, aber keines der Spiele gespielt habe, kann ich doch nicht wissen was in diesen Spielen vorkommt. Wenn es Ähnlichkeiten gibt, meine Güte, was kann ich dafür. Wenn du es noch immer als billigen Abklatsch abtust tut es mir leid, aber was soll's. Werd mich deswegen nicht aus den Fenster stürzen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Mahlzeit!

Also, die Story ist recht nett geschrieben, wenngleich etwas bieder - das Zündende fehlt etwas, so rein sprachlich, vom Witz her. Der Dialog wirkt auf mich etwas zu sehr um Witzigkeit bemüht bzw. versucht in kürzester Zeit m.E. zuviele Witzigkeiten auf einmal zu transportieren. Etwas weniger wäre evtl. mehr gewesen?

Zum Inhalt:

Ja, das Pratchett-Problem: Du magst vehement dagegen anrennen, aber dieser Dialog hat Pratchett in SO dicken Lettern über sich stehen! Und es wirkt leider in der Tat wie ein etwas müder und bemühter Abklatsch, der aus diversen Scheibenwelt-Szenen zusammengewürfelt wurde. Für mich als langjährigen Pratchett-Verschlinger war dieser Text lediglich eine Aneinanderreihung von expliziten Scheibenwelt-Untoten-Motiven - organisiertes Untot-Sein, der Vampir mit den gefährlichen Jobs bis hin zu der Sache mit der Kehrschaufel. Namentlich fallen mir spontan gleich drei Bücher, in denen exakt diese Motive mehr oder weniger genauso vorkommen: "Reaper Man" (Die Liga der Untoten um Reg Schuh), "Feet of Clay" (eine Szene, in der sich ein Vampir bei der Wache beschwert, er sei bei einem "Unfall" in der Zahnstocherfabrik(!) staubifiziert worden) und "The Truth" (der junge Vampir-Fotograf, der ständig zu Asche zerfällt und deshalb eine Phiole mit Blut um den Hals trägt).
Insofern war für mich leider dieser Text auch lediglich eine etwas müde Zusammenballung von mir persönlich altbekannten Motiven. In einem Stil, der sehr bemüht wirkt, möglichst Pratchett-like daherzukommen. Mag sein, dass dir selber das evtl. gar nicht so auffällt, aber genau das ist mein Eindruck.

Mein Tipp: Such dir ein Motiv, dass du dann intensiver verarbeitest - Und versuche dabei vielleicht eher eine eigene Stimme zu finden - es gibt schon jemanden, der wie Pratchett schreibt. Sein Name ist Pratchett... ;)

Gruß,
Horni

PS: Technische Anmerkung am Rande: Aus irgendeinem Grund brichst du gleich zweimal mit dem reinen Dialog-Stil, und unschönerweise beide Male mit dem exakt gleichen Satz ("...sagte der Vampir stolz."). Wirkt nich so doll! ;)

 

Hallo Horni!

kingofloss und du haben mich überzeugt! ich bin einfach nicht witzig und werde mich wieder eher schnulzigen, blutrünstigen und strangen Geschichten widmen!
Das mit dem Stilbruch habe ich gemerkt! Kommt noch weg!

Mfg, Dreamcatcher

 

Heyho, wer wird denn gleich die Flinte ins Korn werfen? :D

Unwitzig bist du nicht - musst halt noch ein bißchen am Stil feilen, den richtigen Rhythmus und das richtige Maß finden. Zusammen mit dem passenden Motiv wird das dann schon. Aber das braucht auch Zeit und Erfahrung. Experimentierfreudigkeit ist dabei absolut von Vorteil! (Ich hatte auch so meine Experimente, mit denen ich auf die Nase gefallen bin, man lernt daraus - kommt Zeit, kommt Gag! :D ) Also: Einfach weiterschreiben! ;)

Gruß,
Horni

 

Naja, im Prinzip war die Geschichte nur als kurzer Ausflug in die wunderbare Welt des Humors geplant. Mehr oder weniger, nur um zu sehen, ob ich auch in dieser Sparte was auf die Reihe kriege. Ich hab auf anderen Seiten schon wunderbare Kritik für diese Geschichte bekommen, hier kam sie halt nicht so gut an, aber ich hatte nie vor, in nächster Zeit mehr humoristische Geschichten zu schreiben. Da les ich sie lieber selbst und bleib bei dem was ich kann, the good old classic fantasy!

Liebe Grüße,
Dreamcatcher

 

Hehehe - vielleicht hattest du auch einfach nur Pech, ausgerechnet an zwei Pratchett-Kenner zu geraten - die lesen diesen Text natürlich ganz anders als irgendwelche ketzerischen Pratchett-Ignoranten! :D :D :D

 

Hi Dreamcatcher,

Tja, was soll ich sagen? Auch bin ein Fan der Scheibenwelt, habe allerdings beim Lesen nicht an Prattchet (ich kann mir nie merken, wie man bei dem Namen die T's verteilt) gedacht. Warum auch? Humorvolle Geschichten über Vampire gibt es sicher zuhauf - und stilistisch ist das hier anders als P., finde ich.

Trotzdem hat mich der Text nicht wirklich überzeugt. Das liegt weniger am Stil (der ist gut, der Dialog kommt flüssig rüber), sondern mehr an den doch zumeist eher alten Gags. Du steckst deinen Vampir in ein Sonnenstudio und läßt ihn Holzpfähle herstellen. Das wirkt auf mich alles ein wenig gekünstelt und zu gewollt komisch. Du hast ein paar Vampirklischees genommen (Sonne, Holzpflock) und diese gegen ihn gerichtet. Im Prinzip nichts gegen einzuwenden, aber irgendwie fehlt mir das Hintergründige, das lockere, wenn du verstehst.
Auch den Schlußgag fand ich arg konstruiert. Warum zerfällt der Vampir erst, wenn er merkt, daß er in einer Kirche ist? Eigentlich dürfte er sich doch gar nicht betreten können, oder?

Für einen kurzen Ausflug in die Welt des Humors aber auf jeden Fall gelungen (unterhaltsam wars sicherlich) - in die Richtung kannst du dich gerne weiterbewegen.

 

@gnoebel:

Da kann man mal sehen, wie unterschiedlich Leute lesen - ich hab praktisch sofort an Pratchett (die beiden tt da kommen ans Ende! :D ) gedacht - und spätestens bei der Holzpflock-Fabrik war's vorbei. Liegt aber vielleicht auch daran, dass mir eben jene Motive aus den o.g. Büchern noch sehr gut in Erinnerung sind bzw. ich selbst auch sonst niemanden kenne, der die Vampir-Klischees so konsequent und plakativ durch den Wolf gedreht hat wie Pratchett... das Lesen bestimmt das Bewußtsein? ;)

 

Hallo gnoebel!

War schon kurz davor aus dem Fenster zu springen, doch dann kam dein rettendes Posting!
Wie schon gesagt, es war meine erste humoristische Geschichte (ausser einer Deutschschularbeit bei der mein Deutschlehrer verarscht wurde) und deshalb nicht unbedingt ein Meisterwerk. Ich wollte einfach mal probieren ob ich sowas auch hinkrieg!
Warum der Vampir nicht gleich zerfällt! Tja, es ist einfach nur ein sehr sehr sehr dummer Vampir. Einen genauen Grund gibt es nicht bzw. es würde Jahre dauern ihn zu erläutern, hat aber sicher etwas von einem Agnostiker an sich (wenn ein Agnostiker wirklich der ist, den ich jetzt meine).
Sollte die Antwort nur wirres Zeug beinhalten, meine Schwester hat gerade Sponsion gehabt und ich bin ein wenig besoffen!

Mfg, Dreamcatcher

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Dreamcatcher,
hat mir gut gefallen.
..............
„Ich arbeitete in einem Sonnenstudio.
............Spitze!
und der Schluss: Genial.

Mit herzhaftem Lachen und besten Grüßen
Manfred

 

Hallo Manfred!

Tut gut einmal wirklich gute Kritik zu lesen. Hat mich wirklich gefreut, dass dir meine Geschichte gefallen hat und du bist auch anscheinend der erste, der den Schluss bedingungslos hinnimmt.
Mal raten, du hast noch nich viel Pratchett gelesen oder?

Mfg, Dreamcatcher

 

keine ahnung.
wenn ich ein buch gelesen habe vergesse ich den autor sofort.
nur an einen kann ich mich erinnern, der heiß steven qeen, oder so und schreibt gruselsachen.
nee, quatsch!
aber pratchett kenn ich tatsächlich nicht.

 

Mir gehts bei deiner Geschichte wie kingofloss und horni. Alles schon bei T.P. dagewesen. Das mit der Holzpflockfabrik stammt aus einem Wachen-Roman (ich glaube, es war "Hohle Köpfe"), viele andere Witze stammen aus "Die volle Wahrheit". Leider kann ich dazu nichts besseres sagen.
Aber wirf deshalb nicht die Flinte ins Korn. gnoebel hats auch geschafft sich von den Pratchetteinflüssen zu lösen. Ich erinnere mich da an einer seiner ersten Geschichten bei uns ... :D


Zum Stil:

An manchen Stellen frage ich mich, warum du Ausrufezeichen statt Fragezeichen setzt. Beispiel:

„Und warum haben Sie den Job dann angenommen!“
oder hier:
„Die Arbeitslage für Untote ist nicht unbedingt die Beste, oder!“

Überhaupt fällt mir auf, dass du recht viele Ausrufezeichen verwendest. Durch den gehäuften Gebrauch davon, läuft man Gefahr, dass sie an Wirkung verlieren. Auf der anderen Seite kann der Text auch ungewollt komisch werden (der Leser denkt sich dann, warum schreien die die ganze Zeit? ;) ).
Aber abgesehn davon muss ich auch sagen, dass sich der Dialog flüssig liest. :thumbsup:

 

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