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Vampir?

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13.09.2013
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Vampir?

Ungeduldig warf Jon einen Blick auf die Uhr und trat von einem Fuß auf den anderen. Viertel nach drei. Gabriel hatte sich schon um eine Viertelstunde verspätet. Eigentlich undenkbar, denn sonst war er immer pünktlich. Überpünktlich sogar.
Ein Schüttelfrost durchlief Jons Körper. Ihm war kalt, obwohl er eine dicke Winterjacke trug. Kein Wunder bei Temperaturen von minus zehn Grad. Die Bäume des kleinen Parks, an dessen Eingang Jon stand, krümmten sich unter der erdrückenden Last des Schnees, der sich wie eine Daunendecke auch über den Rest der Landschaft ausbreitete.
In wirren Bahnen trudelten die Schneeflocken herab, ließen sich überall nieder, wo sie Platz finden konnten. So verletzlich sie als Einzelne waren, so gefährlich wurden sie als Ganzes. Durch sie lebte der Winter. Sonst wäre es einfach nur kalt gewesen.
Jon seufzte resignierend, zog den Kopf weit zwischen die Schultern ein und vergrub die in dicken Handschuhen steckenden Hände in den Taschen seiner Jacke. Er sah sich in alle Richtungen um, doch keine Spur von Gabriel. Genau genommen konnte er gar niemanden erkennen. Vielleicht lag es an dem immer dichter werdenden Schneegestöber, das den Blick auf wenige Meter beschränkte, vielleicht aber auch daran, dass er der einzige Vollidiot war, der bei diesen Temperaturen draußen vor dem Park herumstand.
Doch Gabriel war sein bester Freund, er hätte ihn nicht einfach zum Spaß warten lassen, nur damit er sich den Arsch abfror. Er hatte sich mit ihm treffen wollen. Genau hier, oder? Ja, Jon war sich ganz sicher. Und er hatte ihm etwas mitteilen wollen. Etwas Wichtiges.
So etwas war ihm bisher noch nie untergekommen. Er fummelte mit steifen, ungelenken Fingern in seiner Tasche herum, doch, verdammt, wo war nur sein Handy? Er hatte es also schon wieder vergessen. Wie konnte es auch anders sein? Mit einem weiteren Seufzen beschloss er, noch fünf Minuten zu warten. Dann würde er gehen. Bestimmt hatte sich Gabriel nur wegen dem Schnee verspätet, oder es war ihm etwas dazwischengekommen. Etwas sehr wichtiges, sonst hätte er Jon nicht einfach sitzen gelassen. Erreichen und ihm Bescheid geben hatte er ihnen natürlich nicht können, doch daran trug er wohl alleine die Schuld.
Noch einmal fröstelte Jon und schlang beide Arme um den Körper. Wärmer wurde ihm davon nicht. Doch er wartete. Vergebens. Nach fünfzehn Minuten war Gabriel noch immer nicht erschienen, und so schnell ihn seine Füße trugen, begab sich Jon auf den Heimweg. Mit Sicherheit würde sich die ganze Sache schnell aufklären. Es würde eine einfache Lösung geben, und alles wäre wieder gut.

Am ganzen Körper zitternd und durchgefroren bis auf die Knochen betrat er schließlich die Wohnung. Nur mit Mühe war es ihm gelungen, den Schlüssel ins Schloss zu stecken und ihn herumzudrehen. Nachdem er sich bei einer Tasse heißen Kakaos aufgewärmt hatte, versuchte er, Gabriel anzurufen. Einmal, zweimal, dreimal. Kein Ergebnis, nur die Mailbox.
Zuerst dachte er, irgendetwas wäre mit seinem Handy nicht in Ordnung, doch auch über den Festnetzanschluss konnte er kein Ergebnis erzielen. Was war nur los? Die Sache wurde immer seltsamer und, wenn er ehrlich zu sich selbst war, auch unheimlicher, und Jon fand einfach keine Antwort oder Erklärung auf die drängende Frage, was denn nun eigentlich los war.
Den ganzen Nachmittag grübelte er darüber nach und versuchte immer wieder, Gabriel zu erreichen, doch die Funkstille hielt an. Jon wurde immer unruhiger, auch ein wenig wütend auf Gabriel, obwohl er sich eigentlich nicht vorstellen konnte, dass dieser Schuld an der Sache war, und zu einer auch nur halbwegs vernünftigen Lösung kam er noch immer nicht. Schließlich schaltete er am Abend, noch immer aufgewühlt, die Nachrichten ein. Nur mit halbem Ohr verfolgte er die wichtigen Meldungen des Tages. Oder eben weniger wichtigen. Langweilig wie immer, nichts Neues oder Spannendes. Ihn interessierte im Moment keine Politik oder sonstiger Kram, denn er begann sich langsam ernsthafte Sorgen um seinen Freund zu machen.
Er hatte schon die Fernbedienung in der Hand und wollte gerade ausschalten, als plötzlich eine Eilmeldung eingeblendet wurde. Gerade erst angekommen. Er nahm den Finger vom Knopf und ließ sich in den Sessel zurück sinken. Mit großen, ungläubig geweiteten Augen und nunmehr wachem Geist verfolgte er die Meldung. Eine Leiche war gefunden worden, draußen, in der Nähe des Parks, bei dem er gewartet hatte. Draußen, in der arktischen Kälte.
Sein Herz setzte für einige Augenblicke aus, verkrampfte sich. Er vergaß zu atmen. Es war Gabriel, das wusste er instinktiv. Keine Frage. Die letzten Zweifel wurden ausgeräumt, als der Tote beschrieben wurde. Die Beschreibung stimmte haargenau, sogar die erwähnte Kleidung kannte Jon.
Ursache seines Todes waren laut der Nachrichtensprecherin nicht einmal die zahllosen Erfrierungen, von denen der gesamte Körper übersät war, sondern zwei tiefe Einstichwunden im Hals, die die Schlagader regelrecht zerfetzt hatten.
Sofort musste Jon an den Biss eines Vampirs denken. Gabriel hatte sich vor Vampiren gefürchtet wie vor der Pest, und bis jetzt hatte Jon nur darüber gelacht, doch schlagartig wurde das Ganze von einer vollkommen anderen Seite beleuchtet. Doch das konnte doch nicht sein, durfte nicht sein. »Es gibt keine Vampire«, murmelte Jon vor sich hin, immer und immer wieder. Seine Gedanken kreisten nur um dieses eine Thema, seltsamerweise blendete er dadurch sogar den Schmerz über den Tod seines Freundes aus.
Und es stimmte. Vampire oder andere übernatürliche Kreaturen gab es nicht, das war längst wissenschaftlich bewiesen. Blieb immer noch die Frage nach Gabriels Tod … Wieder hatte Jon keine Erklärung parat. Er zitterte am ganzen Körper, den genauen Grund wusste er nicht.
Irgendwie machte ihm die Sache Angst. Große Angst. Wer sollte Gabriel ermorden, und warum? Er hatte niemandem etwas getan, und dass es ein Vampir gewesen war, war seiner Meinung nach von vornherein ausgeschlossen. Unmöglich. Nicht relevant.
Ein wildes Tier? Auch unwahrscheinlich, welche wilden Tiere sollte es in einem Stadtpark schon geben? Nein, das kam nicht infrage.
Kalter Schweiß brach ihm aus, und ein dumpfes Gefühl der Furcht verbreitete sich in ihm, klemmte ihn ein, steigerte sich zu Panik, legte sich wie undurchdringlicher Nebel um seinen Geist, ließ ihn keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er schüttelte sich, doch das Gefühl blieb. Es war, als würde sich alles um ihn herum zusammenziehen, sich eine eiserne Klammer um seine Brust legen, alles Licht weichen und verschluckt werden von Dunkelheit. Absoluter Dunkelheit, der Dunkelheit des Todes, vielleicht sogar dem Tod selbst.
Er wusste nicht genau, konnte nicht sagen, wovor er sich überhaupt so sehr fürchtete, doch es genügte auch so. Er wollte es eigentlich gar nicht wissen. Vielleicht war es nur Gabriels brutaler Tod, den er auf diese seltsame Weise zu verarbeiten versuchte, doch wie auch immer – er durchlebte die schlimmste Angst, die er je kennengelernt hatte.
Es gab keinen Ausweg. Und es gab auch keine Vampire. Oder?
Dann klingelte es auf einmal an der Tür. Ein kurzer Ton, der Jon gleichermaßen vertraut wie fremd und unheimlich vorkam. Er flößte ihm nur noch größere Angst ein, warum, konnte er nicht sagen. Am liebsten wäre Jon weggerannt, hätte sich in einer dunklen Ecke verkrochen und wäre nie wieder herausgekommen. Oder wäre nie geboren worden. Doch irgendeine unsichtbare Macht schien ihn zu zwingen, zur Türe zu gehen.
Und er folgte dem stummen Befehl. Unaufhaltsam, Schritt für Schritt. Immer weiter. Es gab kein Zurück. Er kam nicht gegen ihn an. Obwohl sich alles in ihm dagegen sträubte, öffnete er die Türe, schob sie Zentimeter um Zentimeter auf. Eisige Kälte strömte ihm entgegen, durchdrang ihn bis auf die Knochen. Nicht nur seinen Körper, sondern auch seinen Geist. Bis in den letzten Winkel seiner selbst. Er versuchte zu schreien, doch er brachte keinen Laut hervor. Am liebsten hätte er geglaubt, dass das alles nur ein Traum war, ein böser Traum, doch er wusste es besser. Es war Realität, nichts anderes. Und zwar die schlimmste Sorte davon. Voll und ganz real.
Vor der Türe stand eine Gestalt, nur mit einer kurzen Hose und einem blutigen, zerrissenen T-Shirt bekleidet. Sie hatte diverse Erfrierungen, über den ganzen Körper verteilt, blau und schwarz verfärbte Haut, die sich schon von Knochen und Fleisch zu lösen begann. »Gabriel!«, entfuhr es Jon. Doch das konnte, durfte nicht sein. Gabriel war tot, musste tot sein. Erfroren, ausgesaugt und wer weiß was sonst noch alles. Er hatte es selbst gesehen.
Deutlich erkannte Jon die tiefen Bissspuren am Hals. Also doch. Gabriel antwortete ihm nicht, stattdessen entblößte er seine Zähne in einer Geste, die wohl ein Grinsen sein sollte. Riesige, gekrümmte Reißzähne, von denen der Geifer rann. Sie hatten nichts menschliches mehr an sich, wirkten wie die eines Raubtiers. Und das waren sie schließlich auch. Sie waren todbringend, und er konnte ihnen nicht entkommen.
Das wusste er, und es wurde immer mehr zur Gewissheit, als sein ehemals bester Freund einen Schritt vortrat. Jon versuchte, nach hinten zu springen und die Türe zuzuschlagen, doch er konnte es nicht. Seine Beine versagten ihm den Dienst, drohten nachzugeben und bewegten sich keine handbreit von der Stelle. Doch er blieb stehen, fiel wenigstens nicht zu Boden.
»Es gibt sie also doch«, flüsterte er vor sich hin, mehr zu sich selbst als zu Gabriel gewandt. Der schüttelte traurig den Kopf und bleckte die Zähne. Dann schnellte er mit einem einzigen Satz nach vorne und grub die Reißzähne tief in Jons Hals. Jon fühlte, wie ihm das Blut entströmte, sein Hals zerfetzt wurde, doch es war nicht warm, wie er erwartet hatte, sondern kalt. Eiskalt oder sogar noch kälter.

Erst als Jon zusammensackte und schwer zu Boden fiel, ließ Gabriel von ihm ab. Jon war tot, genau wie er selbst auch. Langsam, beinahe andächtig nahm sich Gabriel die künstlichen Zähne aus dem Mund und wischte das Blut mit der Hand ab. Dann trat er aus der Wohnung, die Türe wurde von einem eisigen Windstoß zugefegt.
»Es gibt keine Vampire«, sagte er halblaut und schritt, nur mit einem Shirt und einer kurzen Hose bekleidet, durch die Kälte.

 

Hallo Arathorn,

und herzlich Willkommen hier.
Erst Mal ein ganz wichtiger Hinweis. Du solltest unbedingt Absätze in deine Geschichte einbauen. Das erleichtert das Lesen ungemein. Ich meine, wenn du andere Geschichten hier liest oder bei dir mal ein Buch aufschlägst, siehst du ja auch, dass dort Absätze gemacht werden. Wo, in wie oft, ist eine Sache des Stils. Da muss man erst ein Gespür für entwickeln. Aber sie wegzulassen ist keine Option. Wenn du das noch korrigierst, werden sich sicher noch mehr zu deiner Geschichte äußern, weil sie sich nicht sofort von diesem Backstein eines Textes erschlagen fühlen.
Apropos Stil, der gefällt mir weitgehend in dem Text.
Natürlich hast du dir da ein sehr klassisches Thema ausgewählt. Wenn man sich nun eine Vampir- oder Werwolfgeschichte zum Thema macht, sollte man schon etwas besonderes hineinbringen. Ein besonders Setting beispielsweise - wie bei Unbelievers Text "Blutgier (Rubrik Horror). So etwas habe ich eben schon sehr oft in dieser Form gelesen.

Nun ein paar direkte Anmerkungen zum Text:

VAMPIR?
doppelte Überschrift

Die Bäume des kleinen Parks, an dessen Eingang Jon stand, krümmten sich unter der erdrückenden Last des Schnees, der sich wie eine Daunendecke auch über den Rest der Landschaft ausbreitete. Langsam und scheinbar zögerlich und in wirren Bahnen trudelten die Schneeflocken herab, ließen sich überall nieder, wo sie Platz finden konnten.
Du brauchst dem Leser nichts zu erzählen, was er ohnehin schon kennt. Manchmal muss man die Fantasie des Lesers mit einer knappen, aber zutreffenden Beschreibung anregen. Einen Park im Winter kann sich sicher jeder vorstellen.
Den ersten Satz finde ich aber dennoch gut, weil er etwas verspieltes hat und ein schönes Bild vermittelt. Den zweiten allerdings würde ich rauswerfen oder kürzen. Entscheide dich doch für eines: Langsam oder zögerlich? Oder einfach: In wirren Bahnen fielen die Schneeflocken herab.

Etwas Wichtiges, so viel stand fest, doch etwas Genaueres hatte er Jon noch nicht anvertraut. Jon hatte nicht die leiseste Ahnung, um was es ging.
Du kaust dem Leser wieder zu viel vor. Den zweiten Satz würde ich wieder streichen, der geht doch aus dem vorigen Satz hervor.

Gelangweilt, desinteressiert und nur mit halbem Ohr verfolgte er die wichtigen Meldungen des Tages.
Mit Adjektiven sollte man sparsam umgehen. Hier solltest du dich unbedingt für eines entscheiden, da sie ja eh so ziemlich das Gleiche ausdrücken. Das funktioniert höchstens als Klimax, aber das ist ja hier auch nicht der Fall.

Gerade erst angekommen.
Würde ich auch streichen. Das ist wieder so eine unbrauchbare Wiederholung.

Der Biss eines Vampirs. Gabriel war zum Teil das Blut ausgesaugt worden.
Klingt so, als höre er das gerade aus den Nachrichten. Das ist für mich einfach nicht glaubwürdig. Alles kann funktionieren. Du kannst mir eine postapokaliptische Welt mit drei Monden verkaufen, aber trotzdem muss die Geschichte von einer inneren Logik getragen werden. Hier geht diese leider Flöten. Er ist gerade erst heimgekommen, und da kommt die Eilmeldung: Mann tot im Park gefunden. Aber welche seriösen Nachrichten würden da sofort davon sprechen, dass es sich bei dem Tod um einen Mord handelte und dann auch noch von einem Vampir begangen. Außerdem wären solche Thesen ja erst nach stundenlanger Obduktion bestätigt. Vielleicht wäre so eine Schlagzeile am nächsten Morgen in der Bild zu lesen, aber doch nicht in den Nachrichten.

und er konnte ihnen nicht entkomme.
siehste selbst

Jon war tot, genau wie er selbst auch. Langsam, beinahe andächtig nahm sich Gabriel die künstlichen Zähne aus dem Mund und wischte das Blut mit der Hand ab. Dann trat er aus der Wohnung, die Türe wurde von einem eisigen Windstoß zu gefegt. »Es gibt keine Vampire«, sagte er halblaut und schritt, nur mit einem Shirt und einer kurzen Hose bekleidet, durch die Kälte.
Mit dem Ende habe ich so meine Schwierigkeiten. Hier windest du dich plötzlich aus Jons Perspektive. Das verwirrt. Wahrscheinlich würde ich die Geschichte mit dem Wegdämmern Jons beenden. Wenn nicht, an dieser Stelle unbedingt einen Zeilenumbruch vornehmen. Mir ist auch nicht klar, warum er dann "Es gibt keine Vampire" sagt. Vielleicht weil er Jons letzte Gedanken mit seinem Blut herausgesaugt hat? Hm. Und das er dies halblaut sagt, ist für mich auch überflüssig.
Dass er ein Shirt und kurze Hosen trägt, hast du auch schon weiter oben verlauten lassen.

Konnte ich mir auch ohne diesen Hinweis denken.

Hört sich jetzt vielleicht nach sehr viel Kritik an, aber es geht ;) Ich meine, du arbeitest sehr sauber, was die Rechtschreibung angeht, ist mir jetzt beim schnellen Lesen kaum etwas aufgefallen. Und auch dein Stil gefällt mir, wie gesagt gut. Du setzt diese langen Sätze sehr bewusst. Aber da diese auf dauer langweilen würden, kommt dann plötzlich wieder einer oder eine ganze Reihe prägnanter Sätze, die den Leser wieder wachrütteln. Das kam mir sehr routiniert und lebhaft vor. Allerdings muss man dann eben darauf achten, dass man nichts wiederholt.

Ich wünsche dir noch viel Spaß beim Schreiben, Lesen und Kommentieren.

Gruß
Hacke

 

Hallo Hacke,

Zuerst mal möchte ich mich bedanken, dass du dir so viel Zeit genommen hast, um dich mit meiner Geschichte zu beschäftigen. (Und danke natürlich auch für dein Lob ;)

Die meisten deiner Tips habe ich auch gleich umgesetzt, z.B. die doppelte Überschrift/das ENDE und die Hinweise zu den einzelnen Sätzen.

Auf einige Sachen möchte ich allerdings noch genauer eingehen:

1.:

Erst Mal ein ganz wichtiger Hinweis. Du solltest unbedingt Absätze in deine Geschichte einbauen. Das erleichtert das Lesen ungemein.

Bei meinen meisten Geschichten verwende ich Absätze, nur bei den sehr kurzen (wie eben "Vampir?") nicht. Es ist also beabsichtigt. Eine Kurzgeschichte dieser Länge sollte man sowieso gut an einem Stück durchlesen können. Und ich finde, durch das Wegfallen der Absätze wird das Ganze noch ein wenig eindringlicher, und man ist weniger versucht, während dem Lesen eine Pause einzulegen.
Aber allgemein stimmt es natürlich.

2.:

trotzdem muss die Geschichte von einer inneren Logik getragen werden. Hier geht diese leider Flöten. Er ist gerade erst heimgekommen, und da kommt die Eilmeldung: Mann tot im Park gefunden. Aber welche seriösen Nachrichten würden da sofort davon sprechen, dass es sich bei dem Tod um einen Mord handelte und dann auch noch von einem Vampir begangen. Außerdem wären solche Thesen ja erst nach stundenlanger Obduktion bestätigt.

Du hast zwar Recht, es erscheint ein wenig unglaubwürdig. ABER: Er ist eben nicht gerade erst nach Hause gekommen. Zu Beginn der Geschichte war es ungefähr drei Uhr, am Ende ist es Abend. Also war dazwischen genügend Zeit für eine Obduktion.

3.:

Mit dem Ende habe ich so meine Schwierigkeiten. Hier windest du dich plötzlich aus Jons Perspektive. Das verwirrt. Wahrscheinlich würde ich die Geschichte mit dem Wegdämmern Jons beenden. Wenn nicht, an dieser Stelle unbedingt einen Zeilenumbruch vornehmen. Mir ist auch nicht klar, warum er dann "Es gibt keine Vampire" sagt.

Auch das stimmt zum Teil, ist aber ebenfalls beabsichtigt. Wie man an dem künstlichen Gebiss erkennen kann, ist Gabriel vermutlich doch kein Vampir.
Frage: Was ist er dann? Ein Zombie? Ein Auferstandener? Oder etwa doch ein Vampir? (Deshalb auch das Fragezeichen in der Überschrift)
Das soll den Leser noch einmal ein wenig zum Nachdenken anregen, und er kann seiner Fantasie ein wenig Spielraum geben.
Wenn Jon am Ende einfach von seinem Freund Gabriel, der durch einen Biss selbst zu einem Vampir mutiert ist, umgebracht wird, bietet die Geschichte ja überhaupt nichts Neues.

Das war's dann erstmal.
Und nochmal vielen Dank für deine vielen Tipps ;)

LG
Arathorn

 

Grüß dich Arathorn!

Sprachlich fand ich deine Geschichte sehr angenehm zu lesen. Du hast einen flüssigen Schreibstil und bringst die Bilder gut rüber. Deshalb hab ich deine Geschichte gelesen, weil mir der erste Absatz wirklich gut gefallen hat.

Inhaltlich ist kommt dann leider für eine ganze Weile nichts mehr. Ich meine, er steht im Kalten und wartet auf seinen Freund. Warten kann so nervig sein, nicht? Spannung ging Satz für Satz dahin.

Noch einmal fröstelte Jon und schlang beide Arme um den Körper.

An der Stelle hab ich nichts mehr großartig erwartet. Aber gut, er geht jetzt nach Hause.

Die Nachrichtensendung mit dem Vampir hat für mich satirischen Charakter. War doch nicht ernst gemeint, oder? ;)
Vielleicht hätte da eine schlichte Leiche im Park genügt. Und von mir aus hatte sie die Jacke oder das T-Shirt von Gabriel an. Aber mehr ist unglaubwürdig.

Dann kommt das Treffen mit dem Vampir. Da baust du Spannung auf. Aber es ist doch eigentlich klar, wer da vor der Tür steht. :dozey:

Bitte nicht böse sein. Aber was bringt eine sprachlich schön erzählte Geschichte, die man auch in einem Satz verpacken könnte?

Und der Dreh, dass es eventuell ein Wesen anderer Art sein könnte, also dass hat mich eher verwirrt, nicht zum Nachdenken angeregt.

Sorry, das kannst du alles viel besser, da bin ich mir sicher.

Grüße,
Cybernator

 

Hallo Arathorn und willkommen bei KG.de

Ich habe deine Geschichte vor einigen Tagen gelesen und mir Gedanken gemacht, ob ich zu flüchtig war. Der lange Einspann, das Warten von Jon auf Gabriel, verführte mich bald mal dazu überfliegend zu lesen. Dies obwohl du auf sympathische Weise Bilder geschaffen, die frostige Seite des Winterzaubers eingefangen hast. Die Geduld von Jon unter diesen Umständen auszuharren, lässt erahnen, dass ihm viel an seinem Freund gelegen sein musste. Doch in einer Kurzgeschichte, die hinführend von Raffung gezeichnet sein darf, wäre ein kürzerer Vorspann angezeigt, umso mehr, da er sich dann im Gesamtzusammenhang als überproportioniert erweist.

Die letzten Zweifel wurden ausgeräumt, als das Bild seines toten Freundes eingeblendet wurde.

Hier umgehst du für mein Empfinden unnützerweise die Wirklichkeit. Es widerspricht der Ethik von Medien, solche Bilder, zumindest in aktuellem Zusammenhang, einzublenden. Die Erwähnung des Namens und in diesem Fall die ungewöhnliche Verletzung am Hals hätte ausreichend plausibel gewirkt.

Ursache seines Todes waren laut der Nachrichtensprecherin nicht einmal die zahllosen, über seinen ganzen Körper verteilten Erfrierungen, sondern ein tiefer, schrecklicher Biss am Hals, der die Schlagader regelrecht zerfetzt hatte. Der Biss eines Vampirs.

Bei dieser Passage wäre es mir eindrücklicher und glaubwürdiger für die Vampir-These, wenn die Spuren der Todesursache dezenter aufträten. Zwei gut erkennbare Einstichstellen, durch die dem Opfer Blut entzogen wurde. Ansonsten würde man wohl erst von einem tollwütigen Tier ausgehen.

Langsam, beinahe andächtig nahm sich Gabriel die künstlichen Zähne aus dem Mund und wischte das Blut mit der Hand ab.

Dieser Ausgang ist zwar unerwartet, aber gleichermassen für mich als Leser enttäuschend. Dass es keine Vampire gibt, steht ausser Frage. Insofern stehen diese Figuren symbolisch für etwas Böses oder Wahnsinniges in Menschen. Hier wäre eine Wendung in der Geschichte möglich, wenn sich die Wesensart von Gabriel entlarven würde, das Motiv seiner Tat sich klärte, und eine unerwartete Dimension sich für den Leser zeigen würde. Eine Kurzgeschichte kann durchaus ein offenes Ende haben, wenn die möglichen Variablen auf zwei begrenzt sind. Doch hier fehlt jegliche Spur für den Leser, was keineswegs fantasieanregend wirkt. Da es den Eindruck erweckt, der Autor habe sich selbst ausweglos verstrickt und mit einem Slapstick ein Ende gesetzt, wirkt es mir unfertig.

In deiner Antwort zum Kommentar von Hacke schriebst du:

Eine Kurzgeschichte dieser Länge sollte man sowieso gut an einem Stück durchlesen können. Und ich finde, durch das Wegfallen der Absätze wird das Ganze noch ein wenig eindringlicher, und man ist weniger versucht, während dem Lesen eine Pause einzulegen.

Absätze sind für die visuelle Aufnahme des Textes angenehm und sind bei Szenenänderungen logisch und unabdingbar. In deinem Text wären von dem her nur einige wenige Absätze notwendig. Sie könnten die Dramaturgie unter Umständen verstärken. Keinesfalls zwingt es den Leser zu Pausen, sondern signalisiert fliessend den Szenenumbruch. Dein Einwand hinkt hierin.

Vielleicht regt dich das an, dir nochmals Gedanken zu machen. Hier im Forum bietet sich die Möglichkeit aufgrund von erhaltenem Feedback, die Perspektiven zu bedenken und nachzubessern. Natürlich muss niemand etwas ändern, von dem er selbst nicht überzeugt ist. Letztlich findet ein Autor bei Lesern aber dann Anklang, wenn diese seine Geschichte weitgehend widerspruchsfrei aufzunehmen vermögen und sich unterhalten fühlen.

Die Idee an sich hat mich angesprochen, und wenn die "Unebenheiten" sich glätten würden, könnte ich da mehr abgewinnen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

@Cybernator

Erstmal Danke für dein Lob am Anfang, hat mich echt gefreut.
Und: natürlich hast du auch mit deiner Kritik vollkommen recht. Die Geschichte ist nichts wirklich neues, man weiß ungefähr bei der Hälfte, wie sie ausgeht. Lässt sich aber nicht mehr ändern, wenn ich das umschreibe, wird's ja eine komplett andere Geschichte.

Die Nachrichtensendung mit dem Vampir hat für mich satirischen Charakter. War doch nicht ernst gemeint, oder?
Vielleicht hätte da eine schlichte Leiche im Park genügt. Und von mir aus hatte sie die Jacke oder das T-Shirt von Gabriel an. Aber mehr ist unglaubwürdig.

Das mit der Nachrichtensendung wurde in bisher jedem Kommentar erwähnt, werde ich also auf jeden Fall noch überarbeiten.

Da du auch mit dem Ende einige Probleme zu haben scheinst - ich schau mal, was sich da machen lässt.

Danke jedenfalls für deinen Kommentar und das nette Ende:

Sorry, das kannst du alles viel besser, da bin ich mir sicher.
Ja, ich werd mich bemühen, dass die nächste Geschichte besser wird, versprochen.

LG
Arathorn

 

@Anakreon

Auch dir ein Dankeschön, dass du dir die Mühe gemacht hast.

Wie schon im vorherigen Kommentar gesagt, die Sache mit der Nachrichtensendung werde ich auf jeden Fall ein bisschen umschreiben.

Was sich am Schluss noch machen lässt, muss ich noch schauen. Vielleicht lässt es sich ja noch irgendwie retten.

In deiner Antwort zum Kommentar von Hacke schriebst du:

Eine Kurzgeschichte dieser Länge sollte man sowieso gut an einem Stück durchlesen können. Und ich finde, durch das Wegfallen der Absätze wird das Ganze noch ein wenig eindringlicher, und man ist weniger versucht, während dem Lesen eine Pause einzulegen.
Absätze sind für die visuelle Aufnahme des Textes angenehm und sind bei Szenenänderungen logisch und unabdingbar. In deinem Text wären von dem her nur einige wenige Absätze notwendig. Sie könnten die Dramaturgie unter Umständen verstärken. Keinesfalls zwingt es den Leser zu Pausen, sondern signalisiert fliessend den Szenenumbruch. Dein Einwand hinkt hierin.

Das mit den Absätzen hatte ich dann ja auch geändert, stimmt auf jeden Fall. Nächstes Mal mach ich's besser.

LG
Arathorn

 

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