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Valentinstag

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25.02.2006
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Valentinstag

Valentinstag

Die Basken bzw. ihre Sprache sind nach wie vor gnadenlos. Ich kämpf mich durch die baskische Wirklichkeit, Tag für Tag, Stück für Stück. Und wenn die mich mal wieder zur Verzweiflung bringt, so weiß ich: ein paar Meter tiefer rauscht ein Fluss mit dem klangvollen Namen Agauntza. Die ansässigen Fische mögen zwar sicherlich lieber die Brotkrümel, die ich ab und an mal nach unten werfe, aber sie könnten sich ja auch an bedrucktes Papier gewöhnen. Und wenn sie dann nicht ganz leseunkundig sind, dann haben sie eine nette Lektüre für unterwegs – zumindest wenn sie weit kommen und nicht gerade der Nachbar mit seiner Angel auf dem Balkon sitzt, weil er zum Mittagessen gerne Fischfleisch haben möchte.

Wie ist wohl so ein mit Grammatik angereicherter Fisch? Schwer verdaulich? Leichte Kost? Nun, irgendwie weder Fisch noch Fleisch, bloß ein wenig kontaminiert, nehme ich an. Wenn der Fisch sich voll von Grammatik gesogen hat, verliert er an Fischigkeit. Grammatik ist nicht des Fisches Natur. Je voller der Fisch mit Wissen, desto plumper seine Flossenbewegungen: er muss aufpassen, dass er nicht untergeht. Umso leichter gerät er an Nachbars Angel, sind seine Ruderbewegungen ungrazil und schwerfällig. Nachbar, bereits beim 3. Bier, freut sich über Petri Heilsches Anglerglück. Da es bereits frühlingshaft warm ist, packt er den Grill aus und beschließt, den grammatischen Kugelfisch auf dem Balkon zu grillen.

Grammatisch-fischige Grilldüfte wabern durch den Ort und die Menschen unten auf der Brücke wundern sich: „Was ist das? Riecht irgendwie nach Fisch, aber doch nicht so richtig.“

Indess verdrückt der Nachbar auf dem Balkon mit seiner Frau genüsslich die fischig-grammatische Substanz. Und dann fängt er fröhlich an zu singen: Deutsche Volkslieder. Schnappt sich sine Fruu und setzt zum Tanz an. Auf dem winzigen Balkon drehen der Fischer und sine Fruu ihre Runden, während sie von glotzenden Augenpaaren nebst staunenden Mündern beobachtet werden. Dann fängt einer aus der Augen- und Münder-Menge an zu applaudieren. Welch neckisches Tänzlein haben der Fischer & sine Fruu aufs Balkonparkett gelegt! Das spornt das Paar zu weiteren Tänzen an.

Die Menge unten auf der Brücke wächst, beginnt mitzusingen und dann, erst ganz zaghaft pochend, aber denn immer forscher klopfend, fragt der Gonzales die Etxeberria, ob sie denn gemeinsam tanzen. Die Etxeberria willigt gern ein. Schon immer hat sie auf den Gonzales gestanden, aber sich nie getraut.

Nach und nach fangen auch andere Passanten an zu tanzen. Auf der Brücke tanzt der – nicht vorhandene – Bär wie zu Silvester in der teutschen Lindenstraße. Die Stimmung ist grandios. Der Fischer und sine Fruu winken der Menge zu.

Gonzales und die Etxeberria werfen sich erst einen verstohlenen Blick zu, dann zwei. Beim dritten kichert die Etxeberria vor Aufregung und Peinlichkeit. Gonzales legt ihr weise den Zeigefinger auf die kussfreudigen Lippen und sie hält inne. Aber eigentlich ist sie so guter Dinge, dass sie Gonzales am liebsten sofort einen Heiratsantrag machen würde. Sie traut sich aber dann doch nicht. Einerseits liegt ihr das Heiraten auf der Zunge, andererseits ... .

Inzwischen wird die Brücke abgesperrt, so dass der Verkehr über die Tangente geleitet wird. Ungefähr 50 Dorfbewohner haben sich auf der Brücke versammelt und tanzen zu des Nachbars Volksliedern, die er aus inniger Kehle vom Balkon in die tanzende Menge brüllt. Jemand hat sein Akkordeon geholt und begleitet den Gesang. Stimmung, Stimmung! Es ist Dienstag, 14. Februar 2006, Nachmittag und zumindst ein paar der ungefähr 5.000 Dorfbewohner tanzen ausgelassen zu deutschen Volksliedern auf der Brücke.

Don Pedro, der gerade die Brücke gesperrt hat, sitzt zufrieden in der Bar an der Brücke und genehmigt sich ein giftig grün anmutendes Kräuterschnäpschen. Die Welt ist (noch, aber nicht mehr lang, hihi!, Anmerkung des Autors) herrlich in Ordnung. Er sieht dem bunten Treiben auf der Brücke zu. Dabei fällt ihm auf, dass der Gonzales mit der Etxeberria ... „na was ist denn das“, fragt er sich. Dieses Bild gefällt ihm gar nicht, wo er doch selbst auf die Etxeberria scharf ist. Zu spät! Der Gonzales ist ihm in puncto Schärfe längst zuvor gekommen und der Heiratsantrag bereits in valentinischer Romantik über die dünnen Lippen gerutscht. Sehr hastig, aber sehr bestimmt ... und sehr glaubwürdig. Auch die Antwort, ein gurrendes bai - zu Deutsch „ja“, ist der gegenpoligen Leidenschaft schüchtern über die Lippen vibriert, schwach, aber hörbar und ernsthaft willig getränkt. Hübsche gegenseitige Duselei.

Der Nachbar auf dem Balkon und sine Fruu haben das turtelige Gedusel von oben herab (wahrlich richtungsmäßig, aber ohne Arroganz) auch registriert und da gerade Valentinstag satt ist und der gute Nachbar siner Fruu morgens 14 (!) Röslein geschenkt hatte, schnappt diese sich das liebgemeinte Romantik-Sträußlein und lässt einen herzergreifenden Rosenblätterregen über das valentinisch turtelnde Paar hinabrieseln.

Das ärgert, na Sie dürfen raten, unsern Don Pedro und so entschließt der sich kurzerhand, dem ganzen bescheuerten Spektakel ein Ende zu bereiten und die Brücke wieder freizugeben.

Daraufhin ganz schnell allgemeines Gehupe und LKW-Gepose, dann Vertreibung der tanzenden Dorfbewohner. Don Pedro fühlt sich wichtig. Die Etxeberria ist ein bisschen schlapp vom ausgelassenen Tanz und Gonzales in Stimmung, dem Don Pedro eine reinzuhauen. Noch nie hat er diesen opportunistischen Doppelmoral-Hiwi gemocht. Na ja, das wär eine feine Gelegenheit für die Fäuste.

Während die Etxeberria immer noch an ihm, dem coolen Gonzales hängt, der - was sie nicht gecheckt hat – kurz davor ist, alles um sich herum zu vergessen, beobachtet des Fischers Fruu vom Balkon aus das Geschehen und sie weiß, was sich gleich abspielen wird. Geistesgegenwärtig rennt sie die Treppen hinunter zur Brücke, während der Fischer, unser lieber Nachbar, mit seinem kugelfischigen Grammatikbauch auf dem Wohnzimmersofa liegt und gemütlich vor sich hin schnarcht.

Die Fruu ist nun unten in der Menge angelangt und rechtzeitig gelingt es ihr, einigermaßen albern zwischen die demnächst potentiell in Betracht kommenden Streithähne zu hüpfen. Sie verhindert das, was sich bereits in ihrem phantasievollen Geiste abgespielt hat und der Feuerwehr wird glücklicherweise einiges erspart geblieben sein.

Der rauflustige Gonzales ist völlig verblüfft, als die Fruu zwischen ihm und dem dämlichen Don Pedro steht. Letzterer kapiert nicht, worum es geht.

Die Etxeberria hat vor lauter Verausgabung und Verliebtheit zunächst ein valentinisches Elysium (oder sowas ähnliches) erreicht, was ihr keiner nehmen kann – deshalb (aber auch nur deshalb) nehm ich sie mal in Schutz. Don Pedro, allmählich wieder die Oberhand gewinnend, stößt alle von sich und bewegt sich flugs auf die Etxeberria zu, die plötzlich hysterisch zu schreien beginnt, als sei sie aus einem schlimmen Traume erwacht.

Welch dramatische Wende! Die Fische im Fluss Agauntza drehen und wenden sich voller Abscheu und Unmut über so blöde Geschehnisse!

Der Nachbar wacht auf, geht auf den Balkon und sieht unten sine Fruu mit Don Pedro rumzackern. Aber das stört ihn nicht besonders; viel mehr stört ihn die grammatische Würzmischung, die seine Gedärme nun passiert hat und die nicht wirklich leicht verdaulich ist. Er ist sich fast sicher, nahe einer Fischvergiftung zu sein, aber er schiebt keine Panik, sondern begibt sich einfach wieder aufs Sofa, um fernzusehen.

Sine Fruu und Don Pedro haben sich inzwischen wieder eingekriegt, zu dem Schluss gekommen, dass sie wahrlich erwachsene Menschen seien. Gonzales speit lauter Hassbrocken auf den Gehsteig, was die Etxeberria, die inzwischen mit ihrem Geschrei aufgehört hat, anekelt. Welch Unflätiger! Gonzales kotzt und würgt und kotzt und würgt, Bröckchen für Bröckchen. Na ja, wirlich ein wenig eklig, oder?

Don Pedro und die Fruu sind mittlerweile in einen Flirt vertieft, der gute Chancen gehabt hätte, sich zu einem ausgewachsenen und standesgemäßen Techtelmechtel zu entwickeln.

Der Fischer indessen schont seine Därme und schaut sich ein leicht verdauliches Fußballspiel im Fernsehen an.

Während der Brücke immer noch der gewisse Zauber eines unvergesslichen Nachmittags anhaftet, zirkuliert der Verkehr zwar einerseits wie gehabt, andererseits jedoch auch ein wenig partyesk: LKW und PKW tanzen auf der Brücke und raunen sich verstohlen geheime Liebesschwüre zu.

Unser Nachbar, der Fischer, kugelt grammatikfischig auf der Couch vor sich hin, während sine Fruu mit dem blöden Hiwi immer noch auf keinen Nenner gekommen ist. Beide wollen sie, aber dieser bescheuerte Hiwi ist irgendwie nicht ganz so in der Lage, irgendwas anzufangen. TV geht weiter.

Gonzales und die Etxeberria haben sich inzwischen gedacht, mal eine Runde Fußball spielen zu gehen, als die Etxeberria endlich wieder zu Kräften gekommen ist.

Später hat Gonzales ihr einen Druck von Munchs Bild „Der Schrei“ geschenkt. Die Etxeberria, zunächst schockiert, hat sich dann in das Bild verliebt. Mehr als in Gonzales. Und dann aus Leibeskräften geschrien.

 

Hi Kordoiaga,

Versteh mich jetzt nicht falsch, die Frage ist wirklich ernst gemeint: Wo ist die Satire? Hätte die Geschichte nicht in Humor untergebracht werden sollen?

Apropos, den meinen hat sie nicht getroffen. Das ist natürlich Geschmackssache, aber bei Kalauern wie

Die Welt ist (noch, aber nicht mehr lang, hihi!, Anmerkung des Autors) herrlich in Ordnung.

oder

Gonzales kotzt und würgt und kotzt und würgt, Bröckchen für Bröckchen. Na ja, wirlich ein wenig eklig, oder?

kräuseln sich mir die Fußnägel.

Was soll das mit dem Grammatikfisch? Irgendwas mit der Zwiebelfischkolumne?
Oder ist das einfach nur Unsinn?

Sorry. Aber wenigstens ist's stilistisch o.k. und weitestgehend fehlerfrei. ;)

Gruß,

Jan-Christoph

 

Hallo Kardoiaga,

:confused: Tja, viel mehr kann ich leider auch nicht dazu sagen! Denke aber auch, daß die Geschichte, wenn überhaupt irgendwo, in Humor gehört! Wobei ich auch dort nicht darüber lachen würde! Versteh mich nicht falsch, aber vielleich solltest Du die Geschichte noch einmal grundsätzlich überarbeiten (hm, jett frag mich aber nicht nach Ideen, hab´ leider im Moment hierzu auch keine ...

Aber net entmutigen lassen!

LG
Leser1000

"Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt."
(Albert Einstein)

 

Es ist ein Anfang. Die Versuche, witzig zu sein, würde ich bleiben lassen. ;)

 

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