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Valentin und Sophie

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07.02.2001
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Valentin und Sophie

Heißgeliebte Sophie!

Ohne Euch werden die Tage zu endlosen Qualen, jede Stunde wird zur neuen Herausforderung und jede Minute scheint sich als Kiesel auf meinen Weg zu legen, der in meine nackten Füße sticht und mir das Laufen schwer macht.
Ich laufe auf einem Meer von ungeschlíffenen Scherben und schleppe mich über die Zeit, die zwischen uns liegt und mein Glück von mir trennt.
Meine geliebte Göttin, denn nicht mehr oder weniger seid Ihr für mich. Ich kann nicht ohne Euch leben, doch Ihr wendet Euren Blick von mir ab, wenn wir uns sehen und senkt Eure langen Wimpern unschuldig nieder. Und ich kann in diesen Momenten nur daran denken, wie Ihr noch kurz zuvor in meinen Armen lagt und leise meinen Namen flüstertet, als wäre er ein Gebet.
Sophie, oh Sophie, jede Nacht träume ich von Euch, kann mich Eurer Seele nicht entreißen und meinen Blick nicht von Euch wenden. Liebe, ist mein einziger Gedanke und er trägt Euer Gesicht.
Wie sehr würde die Welt uns hassen, wie sehr würde Eure ehrwürdige Familie mich hassen, würden wir ehrlich zu dieser Liebe stehen.
Nur heimlich gibt es dieses Band zwischen unseren Seelen und doch spüre ich, dass keine Macht der Welt es zerschneiden könnte. Niemand kann uns trennen, meine kleine Sophie, niemand kann die tiefen Gefühle ersticken, sie sind wie eine Kerze, die noch kurz zuvor golden flammte und nun in schwarzer Stille auf neue Funken wartet.
Diese Welt ist nicht die unsere, das steht fest und wird auch niemals anders sein, doch es gibt einen Ort, an dem Ihr nur mir gehört und an dem ich Euer sein darf.
Kommt heute Nacht zum Waldsee, der im silbernen Mondlicht unser Versteck sein soll. Lasst uns entfliehen, nur für diese eine Nacht, aus der Hinterlist und dem Hass, der unsere Welten verbindet.
Im blauen Wasser werden wir in die Tiefen tauchen und unsere Seelen vereinen.

Seid dort, ich bitte Euch.
In ewiger Treue
Euer Valentin

Mein geliebter Engel!

Wie sehr entflammt mein Herz in Liebe bei Euren Worten, wie unruhig schlägt es in meiner Brust, wenn ich auch nur einen winzigen Moment an Eure baldige Nähe denke.
Ich sehne mich, sehne mich so sehr nach Euch, mein Valentin. In Euren Umarmungen möchte ich den Boden dieser Welt verlieren und mich dem leisen Schwindel hingeben, der meinem Leben eine Seele schenkt.
Nichts anderes auf dieser Welt ist mir so wertvoll, wie die Liebe, welche Ihr mir mit jedem Eurer Worte von neuem zeigt.
Ich werde auf Euch warten, und die Zeit bis zu unserem Treffen wird mir wie eine Ewigkeit erscheinen. Seid zu Mitternacht am seichten Ufer des Waldsees, auf dass die Sterne unsere einzigen Zeugen sein mögen.

In unruhiger Erwartung
Eure Sophie

Mein geliebter Valentin!

Wie schwergefallen ist es mir heute Morgen, Euch schlafend zurück zu lassen, doch die Zeit war schon zu weit voran. Seid gnädig mit mir, falls ich Euch damit verletzt haben sollte, die drängende Zeit hat mir keine andere Wahl gelassen.

In Liebe
Sophie

Meine angebetete Sophie!

Noch immer spüre ich Eure sanften Küsse auf meinem erbebenden Gesicht.
Doch ich will mich kurz fassen, denn mein Vater drängt zum Aufbruch, nur so viel, in zwei Tagen ist der Sommerball am königlichen Hof und soviel ich hörte, ist auch Eure Familie geladen. Trotz der verhassten Streitigkeiten unserer Väter will der König auf keinen von beiden verzichten.
Nun denn, es ist für uns als neue Möglichkeit zu sehen. Treffen wir uns im königlichen Garten, zur mitternächtlichen Zeit. Schleicht Euch kurz nach mir hinaus, niemand wird es zu dieser wirren Zeit bemerken.

Mit all meiner Liebe
Euer Valentin



Lieber Valentin!

Mit Schrecken las ich Euren Brief. Warum? Mein Herz schreit vor Angst, denn ich habe dunkle Ahnungen. Dieser Ball wird unser Ende sein!
Valentin! Bedenkt doch meines Vaters wache Augen, wie sie seiner Tochter ohne Unterlass folgen und jeden, der es wagt zu ihr zu sprechen aufs gründlichste betrachten. Wenn er Euer Gesicht in meiner Nähe sieht, dann wird er auch die Liebe sehen, die wir nun nicht mehr verbergen können.
Ich sehe doch selbst, wie Eure Augen bei meinem Anblick glühen, selbst meine Amme sprach mich kürzlichst darauf an, und mir wird es wohl nicht anders ergehen. Valentin, ich bitte Euch, bleibt am Balltag fern, mir selbst bleibt diese Maßnahme verwehrt, denn mein Vater besteht auf meine Anwesenheit, er will mich baldigst vermählen.

Vergesst nicht, dass wir Vorsicht walten lassen müssen.

In ergebener Liebe
Sophie

Meine liebe Sophie!

Nun ist es an mir Schrecken zu empfinden, obwohl es nicht der Ball oder dessen Konsequenzen sind, die mir Furcht einflößen. Nein, es ist die Gewissheit Euch demnächst an einen anderen zu verlieren, die mir das Herz zerbricht. Und eben deshalb werde ich den Sommerball nicht missen.
Noch ein letztes Mal möchte ich Eure warmen Augen sehen und Euer Herz an meiner Brust schlagen hören! Ich wünschte die Liebe könnte jeden Hass besiegen! Oh, wenn die Liebe bloß unser beider Schicksal sein könnte!
Meine geliebte Sophie, ich bitte Euch, mich niemals dafür zu hassen, aber ich werde den königlichen Ball besuchen, auch gegen Euren ausdrücklichen Wunsch.

Ich bitte vielmals um Verzeihung.

In verzweifelter Liebe
Valentin


Mein geliebter Valentin!

Ich sah das Unheil kommen, doch ich wusste keinen Weg es von uns abzuleiten.
Dieses Wissen bringt eine dumpfe Traurigkeit in mein Leben.
Woraus soll ich Kraft schöpfen, wenn Ihr nicht mehr bei mir seid, um sie mir zu geben? Wer wird mir noch die Liebe schenken, die mich am Leben hält, wenn nicht Ihr? Wie soll ich bloß ohne Euch leben, ohne die Hoffnung, die nur Ihr mir geben könnt?
Doch es ist zu spät und das Scheitern unserer Liebe, scheint mir ein Zeichen der göttlichen Macht. Wir waren wohl niemals für einander bestimmt. Doch brennt auch jetzt noch Schmerz in meinem Herzen heiß und alles verzerrend.
Ich mache mir schrecklichste Vorwürfe, dass ich eurem selbstmörderischen Treiben keinen Einhalt gebieten konnte. Ich hätte euch von Anfang an abweisen sollen, eurem Werben nicht nachgeben dürfen.
Doch nun ist es zu spät.
In Euch ist kein Funken Leben mehr und euer, einst so warmer Körper, ist nun in Kälte erstarrt.
Ich weine um Euch Valentin, um meine immer währende Liebe zu Euch. Mit all meiner Seele verfluche ich den Tag Eures grausamen Todes, verfluche meinen Vater, meinen Gemahl und mich selbst, die dem Treiben keinen Einhalt zu gewähren vermochte.
Nun ist mein Schicksal besiegelt und ich werde mich fügen müssen.
Wie nah scheint mir doch die Erinnerung an unsere gemeinsame Nacht! War es nicht gestern, als ihr mich in Euren Armen hieltet?
Heute ist mein Leben erfüllt von der Kälte des nahenden Winters und mein Herz scheint erstarrt in meinem Körper, kaum noch fähig im regelmäßigen Takte zu schlagen. So wie die Blätter von den Bäumen, fallen meine Tränen mit ihnen auf Euer Grab und ich finde keinen Trost.
Mit den Jahren werden meine Haare ergrauen und meine Haut wird welken, doch mein Herz wird immer das Eure sein. Niemals werde ich die Liebe vergessen, die für kurze Zeit mein Leben mit Glück erfüllte. Der Gedanke an Euch wird mich in dieser befremdlichen Welt verweilen lassen, mit der Hoffnung auf ein Wiedersehen in den ewigen Gefilden.
Möget ihr am Ende meiner Tage der Engel sein, der mich durch die ewigen Pforten führt.

Im ewigen Gedenken an eine vergangene Liebe.
Sophie

 

Hallo st.a.r!

Eine wohl recht ungewöhnliche Art des Geschichten-erzählens.
Aber ich bin Fan dieses Stils (Briefwechsel) und deshalb hat mir deine Geschichte schon mal von Vornherein gefallen. Denn davon gibt es meiner Meinung nach viel zu wenige.

Auch hätte ich nie gedacht, dass mich diese mittelalterliche Ausdrucksweise so mitreißen könnte. Und doch - das tat sie. Obwohl sich die ‚Euer‘, ‚Euch‘ und ‚Ihr‘ merkwürdig lasen, angesichts der Tatsache, dass sich die beiden ja näher zu kennen schienen. Aber es passte erst dadurch so richtig in die Zeit rein.

Abschließend:
Schöne Geschichte. Gerne und oft gelesen. Traurige Stimmung bei mir persönlich hervorragend rüber gebracht. Gefundene Fehler per PM geschickt.

LG

Jones

 

Hallo Jones,

du hast mich fast zu Tränen gerührt. Wirklich.

Eigentlich dachte ich, diese Geschichte wäre ein Stiefkind von mir.
Obwohl mich diese altmodische Art zu schreiben auch fasziniert.
Ich bin das "Ihr" udn "Euch" schon aus dem Rollenspiel gewöhnt, doch finde ich diese Ausdrucksweise irgendwie erhabener.

Ich habe hier noch keine andere Geschichte entdecken können, die in briefform geschrieben war und habe daher lange überlegt, ob ich sie hier posten könnte.

Wie schön, dass dich dieser Briefwechsel so mitreissen konnte. Es freut mich, dass es mir scheinbar gelungen ist, das Umfeld dieser Liebenden greifbar zu machen.

Deine PN habe ich empfangen und mache mich daran Ausbesserungen vorzunehmen.
Vieles habe ich einfach überlesen. Daher danke, dass du mich darauf hingewiesne hast. ;)


Vielen Dank fürs Lesen
Steffi

 

Diese Geschichte ist wunderbar, sie rührt einem ans Herz! Der Stil ist gelungen, die Umsetzung flüssig, und mich als Rollenspielerin stört das "Ihr" und "Euch" auch nicht...

 

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