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Utopie
Es beginnt mich immer weiter zu zerfressen, die Gier nach Nähe, die Distanz zu schätzen wissend. Ich kann nicht beschreiben, wie schrecklich es ist, zu wissen, was genau man will, aber ebenso genau weiß, dass man nie das bekommt, was man zu bekommen wusste.
Jeden Tag höre ich mich selbst sagen, dass ich es nicht brauche, dass ich ohne es besser zurechtkomme, und schöpfe mir daraus die Kraft, das zu überstehen, das mich in einen noch tieferen Graben stürzen ließe. Doch irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem man genau weiß, dass man sich selbst nichts vormachen kann. Den eigenen Gedanken so zu verändern, dass das Gedächtnis die Erinnerung umschreibt in eine wundervolle Utopie, das funktioniert nicht, denn dein tiefstes Inneres durchschaut deine Oberflächlichkeit sofort.
Man muss sich dem stellen, was nicht läuft. Dazu muss man sich selber eingestehen, was genau man will, denn nur so gesteht man sich sein eigenes Ich sich selber und jedem anderen zu. Doch es ist nicht so leicht, wenn man schon genau weiß, dass dieser Versuch jedes Mal davor fehlgeschlagen ist. Jedes Mal.
Es ist wie bei Vollmond in der dunklen Nacht; er ist zum Greifen nahe, doch die Distanz verhindert jeden näheren Kontakt. Man steht sich selbst im Weg. Irgendwann muss man sich selber aus dem Weg räumen, um zu seiner eigenen Begierde zu gelangen.
Es kann mich nicht bezwingen. Ich lasse die Fesseln meiner Gedanken los und versuche mein Glück ein letztes Mal selbst zu erzwingen.
Es hat mich besiegt. Meine Gedanken, mein ganzes Gedächtnis lässt nicht mehr zu, mich an die schönen Momente zu erinnern, mich meiner Utopie hinzugeben. Der letzte Versuch war zwecklos, ich bin gescheitert.