Urlaubsfreuden
ABFAHRT
Endlich. Ich fahre mit meiner Freundin bereits um ein Uhr morgends weg. Bei einer Fahrtzeit von acht Stunden sind wir dann schon am Vormittag dort und können gleich an den Strand gehen. Ich freu mich schon so.
TAG 1
Verdammt. Ich steh schon länger im Stau als Amerika alt ist. Das darf doch nicht wahr sein. Jetzt ist es drei Uhr nachmitags und ich bin noch nicht einmal annähernd am Urlaubsort. Der kleine Bengel im Merzedes vor mir geht mir auch schon seit zwei Stunden auf den Sack. Andauernd grinst er aus dem klimatisierten Auto auf mein schweißbedecktes Angesicht. Wenn meine Freundin nicht hier wäre, hätte ich ihm schon längst eine gelangt.
TAG 2
Wir sind gestern noch am späten Abend angekommen. Mann war ich erledigt. Mein Opel auch. Heute wollte ich frühmorgends an den Strand gehen, aber wir haben beide verschlafen. Wir kamen dann am Nachmittag am Strand an. Und ich bekam keinen einzigen schattigen Platz. Alle Plätze rund um die Bäume besetzt.
"In die prahle Sonne leg ich mich sicher nicht" sagte ich zu meiner Freundin. Ihr war das egal. Der ist sowieso immer alles egal. Während sie sich in der Sonne aalte, beschloss ich, mir ein Bier zu kaufen. Gut dass eine kleine Bar gleich daneben war. Ich sah mir die Karte genau an, und ließ mir alle Getränke, die ich nicht kannte, erklären. Dann bestellte ich mir ein Bier. Ein "vindrico". Der Kellner sagte mir das heißt "windritschko" und ist ein Wein. Hält er mich für bescheuert?
Ich ließ mich schließlich von ihm überreden, ein normales Bier zu trinken.
Der schattige Gastgarten war sehr angenehm, weswegen ich mir gleich noch ein paar Bierchen genehmigte. Meine Freundin war dann abends sauer auf mich, weil ich nicht mehr mit ihr Fortgehen wollte. Ich muss doch morgen früh aufstehen, um einen vernünftigen Platz zu bekommen.
TAG 3
Ich bin schon ganz bald aufgestanden und wollte runter zum Strand. Meine Freundin hat mich für blöd erklärt. Was weiß die schon. Pünktlich um acht Uhr kam ich unten an und bekam schon wieder keinen Schattenplatz!!
Überall Handtücher, aber keine Leute. Die müssen wohl alle gerade im Wasser sein. Ich war wütend. Wütend weil ich nicht schon viel früher aufgestanden bein. Ich war sogar so wütend, dass ich einem kleinen Mädchen das Eis weggenommen habe. Ihr Vater hat mich dann beschimpft.
Nachdem ich dann an einer Wand
"Sommer, Sonne, Strand und Meer;
was wollen Sie, geschätzter Tourist, denn mehr?"
gelesen hatte, reichte es mir und ich ging zurück. Ich erzählte meiner Freundin von meinen Erlebnissen. Anstatt Verständnis zu zeigen, lachte sie mich aus und ging runter zum Strand. Ich ging nicht mehr mit, schließlich muss ich ja morgen bald aufstehen, noch viel früher als heute.
Am Abend weckte sie mich kurz auf, sie wollte Essen gehen. Ich hab dann zu ihr gesagt, dass ich keine Zeit habe. Sie war schon wieder sauer auf mich.
TAG 4
Um fünf Uhr morgends machte ich mich auf den Weg. Knapp vorm Strand stieß ich mit einem Betrunkenen zusammen.
Am Strand angekommen, dachte ich, hier kann es doch nicht mit rechten Dingen zugehen. Alles besetzt. Überall wieder diese Handtücher. Ich glaube das es dieselben sind wie gestern. Es war doch noch dunkel. Wo konnten diese Leute nur sein?
Ich legte mich auf die Lauer. Ich musste ziemlich lange warten und wurde fast wegen Landstreicherei verhaftet. Um neun!! Uhr kamen die ersten mit ihrem Gepäck. Diese Lumpen! Sie hatten die Handtücher schon am Vortag dort hingelegt. Denen werde ich es schon noch zeigen. Am Abend sind dann meine Freundin und ich Essen gegangen. Sie sagte das ich irre bin, weil ich bis jetzt noch nie im Wasser war und so. Außerdem schlug sie mir vor, einen Sonnenschirm zu kaufen. Pah! Der Urlaub ist so schon teuer genug.
Sie ist dumm wie blöd.
TAG 5
Um acht Uhr war ich am Strand und hab alle Handtücher ins Meer geschmissen. Ich lass mir doch von denen nichts gefallen! Dann hab ich mich quer über drei Bäume ausgebreitet. Zu diesem Zweck hab ich alles mitgenommen, was in den Koffern zu finden war. Dreizehn Handtücher, zwei Liegestühle, eine Kühlbox und diverse andere Sachen. Die Sonne konnte sich drehen und wenden wie sie wollte, ich hatt immer Schatten.
Um ca. neun Uhr kamen wieder die ersten Gäste und wollten wissen, wo ihre Handtücher seien. Ich habe gesagt das ich keine Ahnung habe, als ich gekommen bin, war alles frei.
Zu Mittag ist dann meine Freundin nachgekommen und hat mich gefragt, ob ich einen Vogel habe. Obwohl ich ihr mein System detailliert erklärte, war sieder Überzeugung, dass ich verrückt geworden sei, diese blöde Ziege!
Danach hab ich sie den ganzen Tag über nicht mehr gesehen. Nachts im Bett, als ich sie an ihre körperlichen Pflichten erinnern wollte, stieß sie mich von sich. Naja, sie sah sowieso komisch aus. Überall braun, nur am Hintern war sie weiß wie ein Gänseblümchen. Sonnt sie sich etwa oben ohne?
Ich werde sie morgen einmal daraufhinweisen, das mir das ganz und gar nicht gefällt.
TAG 6
Ich bin erst spät am Nachmittag aufgestanden. Ich hatte ja von nun an keinen Stress mehr, da ich die ganzen Sachen unten liegen gelassen hatte. Gut gelaunt ging ich runter und schwang mich in meinen Liegestuhl. Ein paar Leute, die neben meinem Terrain in der Sonne lagen, fragte mich, ob noch andere kommen. Ich sagte ihnen, das noch ganz viele kommen und widmete mich wieder meinem Kreuzworträtsel.
Das Leben ist schön.
Ich war heute sogar einmal im Wasser. Ausgerüstet mit Schnorchel und Flossen wollte ich die aufregende Unterwasserwelt erkunden. Ich sah nur Sand und bin zweimal mit einem Schlauchboot zusammengestoßen.
Ich beschwerte mich beim übergewichtigen Rettungsschwimmer. Er sagte, dass hier sei ein Sandstrand, da gäbe es nirgends Korallen oder ähnliches. Ich denke, dass er mich belogen hat. Meine Freundin habe ich schon wieder den ganzen Tag lang nicht gesehen.
TAG 7
Als ich aufgewacht bin, hab ich meine Freundin gefragt, wo sie gestern gewesen sei. Sie sagte, dass sie schwimmen war und ein paar nette Leute getroffen hatte. Abends sind sie dann zusammen ausgegangen. Ich sagte ihr, dass mir das nicht gefällt und bin dann beleidigt in Richtung Strand abgerauscht.
Dort wär mir fast das Herz in meine flippige Badehose gerutscht. Alles weg! Auch mein Kreuzworträtsel. Jetzt werde ich nie erfahren, wie dieser griechische Totengott hieß. Ich fragte die herumliegenden Leute, ob sie wissen, wo all meine Sachen seien. Sie hatten keine Ahnung. Angeblich. Ich glaube dass sie mich bestohlen hatten und sich dann meine Platz unter den Nagel gerissen hatten. Das wird ein Nachspiel geben.
Abends hab ich dann einen Zettel in unserem Zimmer gefunden:
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Hallo Georg,
du bist vollkommen durchgeknallt und
ich halte dich nicht mehr aus! Ich hab
meine Sachen gepackt und bin mit meiner
Urlaubsbekanntschaft "Pierre" nach Hause
gefahren. Ich möchte dass du in den nächsten
Wochen aus meiner Wohnung ausziehst.
Deine Franziska
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Dieses Flittchen! Na der wrd ich noch was erzählen, sobald ich zuhause bin. Aber vorher muss ich hier noch so einiges klären.
TAG 8
Bin heute etwas früher aufgestanden, weil ich abends noch ein paar Bier getrunken hab. Die behaupten immer noch alle, dass "vindrico" ein Wein ist und kein Bier. Diese Blödmänner!
Am Nachmittag hab ich mir dann in einem Spielzeugladen eine "Supermegasocker mit ultragroßen Nachfülltanks" gekauft.
Mit ihrer Hilfe würde ich mich rächen. Ich beobachtete das feindliche Terrain. Da lagen sie gemütlich im Schatten und tranken lauwarmes Bier. "Eure Idylle wird bald nur noch ein Trümmerhaufen sein" dachte ich mir.
Ich preschte dann nach vor und beschoß alle mit meiner Supermegasocker. Statt Wasser hatte ich Cola eingefüllt, damit es Flecken gibt. Hehe. Keiner konnte dem mächtigen Strahl entkommen. Hihihi, ich muss jetzt noch lachen, wenn ich an ihre verdutzten Gesichter denke. Danach hat mir dieser übergewichtige Rettungsschwimmer nahegelegt, das Gelände schleunigst zu verlassen.
Ich hab ihn angespritzt und bin dann davongelaufen. Puh war das ein Tag. Ich werde heute noch ein bisschen fortgehen.
TAG 9
Gestern hab ich ein einer Bar ein paar meiner Strandfeinde getroffen. Sie haben mich wüst beschimpft und gesagt, dass ich ein Psychopath bin. Wenn sie mich noch einmal sehen sollten, würden sie mir die Beine brechen. Aber nicht mit mir! "Denen werde ich es heute zeigen!" dachte ich mir noch im Bett und konnte mir ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen.
Ich bin dann runter zum Strand gegangen, wärmte mich ein bisschen auf und trank ein Bier. Dann sprintete ich mitten in ihre Reihen. Als ertes nahm ich einen kackbraunen Liegestuhl und eine Kühlbox mit, rannte damit davon und schmiss es geübt ins Meer hinein.
Dieses Schicksal ereilte auch noch allen anderen Sachen, die mir in die Quere kamen. Einige von ihnen wollten mich aufhalten, aber fünf Jahre als Stürmer bei der örtlichen Fußballmannschaft machen sich eben bezahlt. Geschickt wich ich ihren unbeholfenen Attacken aus und beförderte einen Liegestuhl nach den anderen ins salzige Wasser.
Ich war sehr stolz auf mich, bis mich dann der übergewichtige Rettungsschwimmer über den Haufen rannte.
Höflicherweise wurde ich in Handschellen von der "Policija" abtransportiert. Ich erklärte ihnen, was mich zu meinem Handeln bewogen hatte. Sie lachten mich aus und stecken mich in eine Zelle.
TAG 10
Sehr gut hab ich nicht gerade geschlafen, mein Zellenkollege Bruno schnarcht wie ein Pferd.
Aber ansonsten ist er sehr freundlich, nur etwas ungeschickt. Beim Duschen lässt er seine Seife immer fallen.
Wir werden während meiner Inhaftierung hier sicher noch viel Spaß zusammen haben ...