Urlaub in Österreich
Urlaub in Österreich
Unser Nachbarland Österreich ist eine Wiege deutscher Kultur und Gemütlichkeit. Wie hochstehend diese Kultur ist, können Sie schon daran erkennen, daß es auch ein Gott der Musik wie Mozart, nur bis zum Armengrab gebracht hat. Sollten Sie sich jedoch zwei Bretter unter die Füße schnallen und damit wie ein Geistesgestörter einen Berg hinunterrutschen, können Sie schon zu Lebzeiten zum Nationalhelden werden, dem ein Staatsbegräbnis zusteht.
Versäumen Sie es also nicht, dieses wunderliche Land im Sommer oder Winter kennenzulernen! Eines vorweg: eigentlich mögen die Ösis uns Piefkes nicht. Trotzdem lassen sie sich dazu herab, unser Geld anzunehmen und uns großzügigerweise während dieser Zeit im Land zu dulden.
Bevor man Österreich bereist, sollte man jedoch einige Ratschläge beherzigen, die leicht das Überleben sichern können. Ähnlich gefährlich, wie in Deutschland einen ICE zu benutzen, ist es, in Österreich eine Bergbahn zu besteigen, da diese gelegentlich ausbrennen. Auch ist es für den Besucher weniger gemütlich, am Urlaubsort von einer Lawine begraben zu werden. Sicher untergebracht sind Sie jedoch in den Gefängnissen des Landes. Verlassen Sie sich jedoch nicht darauf, rechtzeitig wieder entlassen zu werden. Es kann durchaus mal vorkommen, daß Sie darin vergessen werden. Auf die österreichische Küche dürfen Sie während dieser Zeit verzichten - auch ohne einen Tobsuchtsanfall wie einst Richard Burton bekommen zu müssen. Gottseidank sind die Wände der Zellen oft ausreichend feucht, sodaß zumindest für Trinkbares gesorgt ist. Dies sind keine leeren Versprechungen! Österreich kann dies alles bieten - auch ohne Zuschlag für Abenteuerurlaub.
Überall kann man sich einen Eindruck vom hohen Bildungsstand und der Weltgewandtheit seiner smarten Bewohner verschaffen. Wollen Sie im Supermarkt z.B. eine Kleinigkeit einkaufen, und merken in der Kassen-Schlange, daß sie Ihre Geldbörse vergessen haben, tönt unweigerlich der verstörte Aufschrei der aufmerksamen Kassiererin bis in den letzten Winkel des Marktes: "Herr Chef, der Mann da kann nicht zahlen!". Leider verfügen diese Märkte auch in Österreich über kein Loch im Fußboden.
Sollten Sie ihr Getränk im Straßencafe zu hastig genossen haben, eilen sofort aufmerksame Bedienstete herbei, die Sie durch den freundlichen Hinweis: "Wann Sie nix trinka, können's net hier sitzen bleiben!" zum Konsum ermuntern. (Und Sie wollen doch nicht, daß Sie von ihrer Familie am Tisch getrennt werden?)
Wollen Sie den besonders einnehmenden Charakter der Menschen kennenlernen, so können Sie dies in den Touristenzentren tun. In ihrer Bescheidenheit bieten sie Ihnen hier jedoch kaum kostenlose Leistungen an. Trotzdem sind sie deswegen nicht eingebildet und verweisen darauf, daß ihre Nachbarn die Eidgenossen noch viel einnehmender sind. In eigens dafür eingerichteten Antiquariaten, die wir banalerweise als Fremdenverkehrsbüros bezeichnen, erhält man schon für relativ wenig Geld bunte Kostbarkeiten, die sich Prospekte nennen.
Sollten Sie sich irgendwie als zahlungskräftig geoutet haben, so wird Ihnen gewöhnlich ein akademischer Titel verpaßt. Widersprechen Sie nicht! Ein Tourist ohne Titel ist ein Prolet. Diese Methode zeigt auch die Bauernschläue dieses Volkes. Die vermeintiche Ehrung dient nur dem Zweck, dem Touri glauben zu machen, daß man ihn respektiert. In Wirklichkeit manövriert man ihn jedoch in eine Falle: Wollen Sie Ihren guten Ruf nicht aufs Spiel setzen, müssen Sie entsprechende Trinkgelder geben. Es sollte Ihnen also klar sein: Sie können sich in Österreich nicht als Akademiker beschimpfen lassen, ohne die diesem Stande gemäße Barschaft bei sich zu tragen. Die armen Leute haben eben ihren Kaiser nicht mehr, und brauchen etwas, zu dem sie aufblicken können - auch wenn es nur der Tourist bzw. dessen Geld ist.
Besonders zu empfehlen ist der Urlaub mit Kindern auf einem Bauernhof. Uns wurde angesichts der schnuckeligen Abstellkammer in der wir nächtigen durften klar, daß Käfighaltung auch in Österreich kein Tabuthema ist. Die fürsorgliche Art der Herbergsleute verschonte uns vor unbekannten Ernährungsrisiken jeglicher Art: Wir kamen während der zwei Wochen in den herrlichen Genuß, jeden Morgen ausschließlich das unter Kennern so begehrte und leckere Marmeladebrot aufgetischt zu bekommen. (Offensichtlich eine Spezialität der österreichischen Küche.) Mehr brauchte es ja auch nicht. Insbesondere, nachdem ich aus meiner Tasse einen Ohrwurm vor elendiglichem Ertrinken retten mußte: "Aus der Kanne frisch auf den Tisch". Auch die Kinder wurden liebevoll von den wilden gehörnten Tieren im Zwinger ferngehalten. Die mehr- oder weniger freundliche Aufforderung: "Schleicht's euch ihr Bangerten" - was immer es bedeuten mochte, ersparte den Kleinen den Schock, den sie zweifellos beim Anblick dieser Milchmonster erlitten hätten. Trotzdem konnten wir zumindest die fliegende Fauna des Landes, die uns ohne irgendwelche Scheu auf den Frühstückstellern Gesellschaft leistete, gründlich studieren. Das nahe Biotop Misthaufen, lernten wir als Quelle unerschöpflichen Nachschubs an Gerüchen und zutraulichen Tierchen kennen.
Abends war der herrliche Gesang der Stechmücken zu vernehmen, wozu wir uns begeistert, in landestypischer Weise, auf die Schenkel und andere Körperteile schlugen. Das Wasser in den Seen war im Hochsommer Gott sei Dank eisig kalt. Wir zogen diese kostenlose Erfrischung dem Freibad vor, welches Billets zum stundenweisen Besuch an Besserverdienende feilbot.
Österreich ist und bleibt mein Traumland. Trotzdem schrecke ich immer noch hoch, wenn ich davon träume. Danach trockne ich mich ab und schlafe beruhigt weiter.