- Beitritt
- 19.06.2001
- Beiträge
- 2.198
Untitled
UNTITLED
Gelangweilt ritzte Josh mit seinem Messer Kerben in den massiven Holztisch. Gabe hatte sich das Hemd ausgezogen und sonnte sich auf der Treppe, ab und zu einen Schluck Bier zu sich nehmend. Bigs schlief seelenruhig in der Hängematte, die er zwischen zwei Bäumen gespannt hatte. Es herrschte eine angenehme, ruhige Atmosphäre. Mal abgesehen von den Schreien, die aus dem kleinen Metallverschlag zu hören waren, der mitten im Hof stand und der sengenden Hitze ausgesetzt war.
Gabe stellte die Flasche ab, suchte einen Stein und warf ihn gegen den Verschlag. „Halt endlich die Schnauze!“ Die Schreie verstummten. Zufrieden lächelte Gabe. „Geht doch.“ brummte er leise. Er sah rüber zu Josh. „Josh?“
Josh pustete die kleinen Holzsplitter weg. Er hatte aufgehört, zu zählen, wie oft er seinen Namen auf dem Tisch verewigt hatte. „Was denn?“
„Wie sieht´s mit Abendessen aus, Kleiner?“
„Leck mich!“ sagte Josh und machte eine abfällige Handbewegung. „Außerdem haben wir kaum noch was da, mal abgesehen von dem Dosenfraß.“ Er sah rüber zum Verschlag. „Aber der ist ja nicht für uns bestimmt.“
Gabe lachte laut. „Ja. Ich würde jedenfalls nicht Hundefutter essen. Pah, widerliches Zeug.“ Er spuckte aus. „Naja, Howie wird ja bald zurückkommen.“
Josh lächelte. Gabe nannte seinen großen Bruder immer Howie, obwohl der das überhaupt nicht mochte. Er steckte das Messer weg und lehnte sich zurück. Scheiße, dachte er.
Wieder ertönten Schreie aus dem Verschlag.
„Verdammte Scheiße!“ schrie Gabe, stand auf und ging zum Verschlag. Wütend trat er gegen die Wände. „Halt´s Maul! Halt endlich dein Maul!“ Er schüttelte den Kopf. „Bleib einfach ruhig, dann hat das alles bald ein Ende, klar!“ Er hörte nichts. „Klopf dreimal gegen die Wand, wenn du mich verstanden hast! Oder soll ich dich wieder knebeln?“ Bei dem Gedanken mußte er lächeln. Dann hätte er wenigstens seine Ruhe.
Kleine, kaum hörbare Schläge waren zu hören.
„Gut! Und jetzt kein Wort mehr! Kein Geschrei! Sonst komme ich rein zu dir, Arschloch!“ Er trat noch einmal gegen den Verschlag.
Josh stand auf und ging ins Haus. Scheißknebel, dachte er. Hier draußen kann ihn sowiso keiner hören. Er nahm eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank und hielt sie sich an den Kopf. Oh ja, das tut gut. Er hörte, wie jemand das Haus betrat. „Gabe?“ Er erhielt keine Antwort. „Bigs?“
„Ja, verdammt.“ Bigs kam in die Küche.
„Na, ausgeschlafen?“
„Hm.“ Bigs gähnte. „Wann gibt´s Abendessen?“ fragte er und nahm Josh das Bier aus der Hand.
Josh sah ihn wütend an und sagte: „He, hol dir gefälligst...“
„Was ist mit Abendessen, Josh!“ unterbrach ihn Bigs. „Howard wird bald zurück sein. Und er hat so wie ich Hunger. Garantiert.“ Er trank einen Schluck. „Hoffentlich bringt er Zigaretten mit.“
Josh winkte ab. „Mal sehen, was wir noch da haben.“ sagte er.
„Überanstreng dich nur nicht, Kleiner.“
„Sehr witzig.“ Josh holte eine Dose Hundefutter aus dem Schrank. „Es wird Zeit, daß ihm jemand was zu essen bringt.“
„Gib schon her.“ sagte Bigs und nahm die Dose. „Ich mach das.“ Er ging wieder nach draußen.
Wie großzügig, dachte Josh, während er weiter nach etwas suchte, was mehr als Hundefutter hergab.
Bigs öffnete die Dose und schüttete den Inhalt in einen kleinen und verdreckten Napf.
Gabe sah belustigt zu. „Fütterungszeit.“ sagte er zynisch.
„Halt die Klappe, Gabe.“ Bigs warf die Dose unter die Holztreppe, wo schon dutzende von Dosen lagen. „Halt einfach deine Klappe, okay?“ Er schätzte Gabe nicht, auch wenn er der Bruder von Howard war. In seinen Augen war Gabe ein nichtsnutziger Schläger, der den ganzen Tag faul in der Sonne lag und ständig nach einem Grund suchte, den Verschlag zu öffnen und seiner Brutalität freien Lauf zu lassen. Ein Blödmann, dachte Bigs und ging mit dem Napf zum Verschlag.
„Denk daran, es ist für ihn. Also nicht alles allein essen!“ rief ihm Gabe hinterher.
Bigs drehte sich zu Gabe um und sah ihn drohend an.
„Schon gut!“ murmelte Gabe und ging ins Haus.
„Arschloch!“ sagte Bigs leise. Als er den Verschlag erreicht hatte, kniete er sich hin und klopfte zweimal gegen das Metall. Scheiße, ist das heiß. Da drinnen muß es... Er dachte nicht weiter darüber nach. „He, wenn du Essen willst, mußt du antworten.“ sagte er laut und klopfte wieder zweimal. Er bekam keine Antwort. Bigs holte tief Luft und schüttelte den Kopf. „Okay, wenn du den Toten spielen willst, nur zu.“ Er klopfte erneut. „Du weißt, was Gabe das letzte Mal mit dir gemacht hat, als du versucht hast, uns zu verarschen! Das weißt du doch noch, oder?“ Er wartete. Dann hörte er das leise Klopfen. Zweimal. Lächelnd setzte den Napf ab und nahm den Schraubenzieher, der neben dem Verschlag auf dem Boden lag. Während er das kleine Stück Blech abschraubte, summte er vor sich hin. Bedeutungslos. Er nahm das Blech ab, hustete und verzog das Gesicht. Da drinnen stank es bestialisch. „Na los jetzt!“ keuchte er. Es dauerte, doch schließlich streckte jemand eine zitternde, völlig verschmutzte Hand aus dem kleinen Loch heraus. Bigs umklammerte sie mit festem Griff und drückte den Napf in die Hand. „Du hast drei Minuten!“ sagte er und ließ die Hand los.
Bigs entfernte sich ein paar Schritte von dem Verschlag. Ihm war beinahe schlecht geworden. Die ganzen Scheißfliegen, der Gestank. Er spuckte aus. Er wischte sich den Schweiß vom Gesicht ab. Unwillkürlich mußte er lächeln. Ihm war es gar nicht aufgefallen, aber sie hatten irgendwann aufgehört, sich mit ihren Tarnnamen anzureden, unter anderem deshalb, da Gabe nicht in der Lage war, sich einfachste Namen zu merken. „Ein Arschloch.“ sagte Bigs zu sich und sah auf die Uhr.
Er kauerte sich vor das kleine Loch. „Die Zeit ist um. Den Napf! Los, gib mir den Napf.“ Er hatte keine Lust auf Spielchen und fügte sofort hinzu: „Oder ich hole Gabe.“ Die Drohung wirkte. Der Napf wurde hinausgeworfen. Bigs schraubte das Blech wieder an. Er klopfte gegen die Wand. „Wenn du es schaffst, mal eine Zeitlang ruhig zu bleiben, dann... dann bringe ich dir nachher etwas Wasser.“ Er hob den Napf auf und ging zurück zum Haus.
Josh hatte Sandwiches gemacht. Sie saßen draußen am Holztisch.
„Hast du ihm Wasser gebracht?“ fragte Josh.
Bigs nickte.
„Ich kann diese Scheiß nicht länger essen.“ sagte Gabe und warf sein angebissenes Sandwich auf den Teller. „Haben wir wirklich nichts anderes mehr da?“
„Nein.“ sagte Josh und biß ab. Er spülte das trockende Brot mit einem Schluck Bier nach.
„Scheiße!“ Gabe stand auf.
Bigs nahm sich ein zweites Sandwich. „Wo willst du hin?“ Er sah Gabe an.
Gabe deutete zum Verschlag. „Nur sehen, ob alles in Ordnung ist.“
„Setz dich wieder hin.“ sagte Bigs.
Josh pflichtete ihm bei. „Ja, Gabe. Laß ihn in Ruhe und setz dich wieder!“
„Wer bist du denn, Kleiner? Hm?“ fragte Gabe spöttisch. „Plötzlich stark geworden durch den Fraß?“ Er nahm eines der Sandwiches und warf es weg.
Bigs stand auf und packte Gabe am Arm. „Du setzt dich jetzt hin, oder...“
„Oder was?“ Gabe versuchte, sich von Bigs Griff zu befreien, aber Bigs war stärker.
„Sonst scheiß ich drauf, daß du Howards kleiner Bruder bist.“ Er ließ Gabes Arm los.
Josh hatte Mühe, sich ein Lächeln zu verkneifen. Die Drohung hatte gesessen. Gegen Bigs hatte Gabe keine Chance.
„Ihr könnt mich beide mal.“ fluchte Gabe und setzte sich wieder hin. Mürrisch nahm er eines der Sandwiches und biß hinein. „Wird Zeit, daß Howie wiederkommt.“
Bigs setzte sich ebenfalls.
Josh trank einen Schluck Bier. Es wurde langsam dunkel. „Langsam wird es dunkel.“
Gabe und Bigs sagten nichts.
Josh sah zu ihnen. „Howard wird wohl heute nicht mehr kommen.“
Zwei Stunden später gingen sie schlafen.
Am nächsten Morgen wurden sie von lautem Hupen geweckt. Jemand rief: „He, ihr! Aufstehen!“ Wieder hörte man das Hupen.
„Scheiße!“ stöhnte Gabe und quälte sich aus dem Bett. Er sah rüber zu Josh und Bigs. „Howie ist zurück.“ Er sah vor sich auf dem Tisch eine halbvolle Flasche Bier. „Habt ihr gehört?“ Er nahm die Flasche und setzte an.
Josh rieb sich die Augen. „Ja, schon gut!“ schrie er, als Howard, es konnte nur Howard sein, erneut die Hupe des alten Trucks betätigte.
„Los, weck ihn, Kleiner!“ sagte Gabe und zeigte auf Bigs, der immer noch schlief.
„Ja.“ Scheiße, dachte Josh. Er hatte die Nacht nicht gut schlafen können und war wegen der Hitze ständig aufgewacht. „Ja, ich werde ihn schon wachbekommen.“
Gabe nickte und stand auf. Er hatte wieder in seinen Klamotten geschlafen. „Ich geh schon mal raus.“
„Na Jungs, habt ihr die Woche gut überstanden?“ Howard sah sie an.
„Scheiße, hast du Zigaretten dabei?“ fragte Bigs. Howard warf ihm eine Packung zu. „Danke.“
Josh wurde ungeduldig. „Scheiß auf die Woche! Sag, was los ist!“
„Ja, Howie. Wie ist es gelaufen? Was ist mit dem Geld?“ fragte Gabe.
Howard ging zum Track und nahm zwei Tüten vom Beifahrersitz.
„Scheiße, die haben dir das Geld in Papiertüten gegeben?“ Gabe sah seinen Bruder ungläubig an.
Bigs fing an zu lachen. „Du bist ein Idiot, Gabe!“
Howard stellte die zwei Tüten auf den Tisch ab. „Bring das Essen rein, Gabe!“ sagte er.
„Howie! Ich...“
„Du nimmst jetzt diese beschissenen Tüten und bringst sie ins Haus. Und wenn du wiederkommst, kannst du mir ein kühles Bier mitbringen, okay?“ Gabe sah ihn trotzig an. „Gabe!“
Widerwillig nahm Gabe die Tüten zu sich und ging ins Haus.
Howard sah ihm hinterher und fragte: „Hat er was angestellt?“
Josh winkte ab und sagte: „Das Übliche, Howard.“
„Hat er etwa wieder in den Verschlag gepisst?“
Bigs verneinte. „Das hat er nur einmal gemacht.“ Er zog an der Zigarette. „Und das wird er auch nie mehr tun.“ sagte er lächelnd.
Josh sah zu Bigs. Oh ja, das wird er garantiert nicht mehr. Nicht, nachdem Bigs ihn gehörig zusammengefaltet hatte.
Howard sah zum Verschlag. „Und wie geht es ihm?“
„Er lebt.“ sagte Bigs trocken. „Was ist jetzt mit dem verdammten Geld, Howard?“
Gabe kam aus dem Haus zurück und reichte seinem Bruder eine Flasche Bier.
„Tja.“ sagte Howard und schraubte den Verschluß ab. „Tja.“ sagte er noch einmal und trank einen Schluck.
„Die haben immer noch nicht bezahlt?“ fragte Josh.
Howard wischte sich den Mund ab und nickte. „Die haben immer noch nicht bezahlt.“
Sie saßen am Holztisch. Bigs hatte die Arme hinter den Kopf verschränkt und kaute auf einer Zigarette herum. Gabe verscheuchte die lästigen Fliegen. Josh ritzte mit dem Messer seinen Namen in das Holz. Howard beobachtete seinen Bruder und lächelte dabei.
Schließlich brach Bigs das Schweigen. „Und was nun? Noch weitere zwei Wochen hier draußen abwarten?“
„Hm.“ Howard hustete kurz. „Die haben exakte Anweisungen erhalten, wo und wann sie das Geld hinbringen sollten.“
Gabe gab es auf, die Fliegen zu verscheuchen. „Das ist jetzt schon die dritte Geldübergabe, die geplatzt ist. Haben die denn unsere Briefe gar nicht bekommen? Verfluchte Scheiße!“
„Doch haben sie.“ sagte Howard. „Aber sie reagieren nicht darauf.“
Josh stand auf. Er schüttelte den Kopf. „Ich verstehe das nicht!“ Er sah zum Verschlag. „Ich meine, bedeutet er denen gar nichts? Ist es denen egal, ob er... ich meine... ich verstehe das nicht. Die haben doch Geld wie Heu.“ Er blickte fragend Howard an. „Howard?“
„Bedeutet er denn dir etwas, Josh?“ Howard sah ihn lächelnd an.
„Die sind wahrscheinlich froh, daß er endlich weg ist.“ sagte Gabe. „Es hieß doch, daß der Typ ein Arsch sei. Was, wenn die wirklich froh sind, daß er endlich weg ist? Hm?“
Bigs spuckte die Zigarette aus. „Quatsch.“ sagte er verächtlich zu Gabe. „Das glaubst du doch wohl selbst nicht.“ Er kratzte sich am Arm. „Wenn jemand meine Schwester entführen würde, ich würde alles tun, um sie wiederzubekommen... Nein!“ Er schüttelte den Kopf. „Irgendwas ist hier schiefgelaufen. Vielleicht haben sie wirklich nicht die Briefe bekommen.“
Aus dem Verschlag waren wieder Schreie zu hören.
Entnervt sah Gabe rüber und brüllte: „Halt die Fresse! Halt endlich dein verluchtes Maul!“
„Reiß dich zusammen, Gabe!“ herrschte ihn Howard an. „Reiß dich zusammen, verdammt!“ Er sah zu Josh und sagte: „Geh mal nachschauen, warum er wieder angefangen hat zu schreien!“ So wie er das gesagt hatte, war es zwecklos dagegen zu protestieren.
Josh stöhnte und ging zum Verschlag.
„Gut.“ sagte Howard. „Nur mal angenommen, die hätten tatsächlich keinen unserer Briefe erhalten. Nur mal angenommen... Aber ich habe nirgends gelesen, daß er vermißt wird.“ Howard sah rüber zu Josh, der am Verschlag angekommen war. „Ich war sogar... bei der Polizei...“
„Du warst was?“ Bigs sah ihn entsetzt an. „Du warst bei der Polizei?“
„Nur die Ruhe, Bigs!“ sagte Howard. „Selbst dort... nichts. Als ob es keinen interessieren würde, daß er verschwunden ist.“
Gabe sah zu dem Verschlag. „Scheiße.“ sagte er. „Haben wir uns da den falschen Fisch an Land gezogen?“
„Nein, das glaube ich einfach nicht!“ sagte Bigs. „Howard, wir müssen einen neuen Brief schreiben. Ich glaube einfach nicht, daß man so abgebrüht sein kann, so etwas zu tun. Kein Mensch tut doch so, als... als ob nichts passiert wäre, wenn einer aus der Familie verschwindet. Das ist doch Scheiße! Nein, wir müssen einen neuen Brief schreiben!“
Howard nickte. „Also gut. Ja, so machen wir es. Gabe?“
„Ja, von mir aus. Ist doch scheißegal, ob wir hier noch eine Woche länger rumhängen. Hauptsache, wir bekommen dieses verdammte Geld!“ Gabe spukte auf den Boden. „Ja, okay.“
„Gut.“ sagte Howard. „Laßt uns reingehen.“ Sie gingen in das Haus. Bevor Howard die Tür hinter sich schloss, sah er erneut zu Josh, der am Verschlag stand. Er lächelte. Ja, Kleiner. Bleib noch ein bißchen draußen!
Josh haßte es, sich dem Verschlag zu nähern, wenn er schrie. „Ruhig! Sei bitte ruhig!“ rief er und schlug mit der Faust gegen das Metall. „Sonst... sonst hole ich Gabe!“ Sofort hörte das Schreien auf. Gott sei dank, dachte Josh. „Okay, okay! Glaub mir, bald ist es vorbei.“
Es klopfte von innen.
Josh trat näher an den Verschlag. „Was?“
Es klopfte sechsmal.
„Nein! Nein, das geht nicht. Erst, wenn das Geld da ist. Erst dann, nicht eher.“ Er sah zu Howard, Gabe und Bigs, die heftig miteinander diskutierten. Verdammt, was ist da los? Warum hat mich Howard weggeschickt? Nur wegen dem Scheißgeschreie?
Wieder klopfte es sechsmal.
„Verdammt, hör auf damit! Was soll der Mist!“ Josh trat gegen die Wand. „Hör auf!“
Die anderen drei gingen in das Haus. „Scheiße, was soll das?“ Josh war sich nicht sicher, aber ihm war so, als ob Howard noch einmal zu ihm schaute, bevor auch er in das Haus ging. Josh stand da und wartete ab. Nichts war zu hören.
Und dann plötzlich zwei Schüsse. Josh zuckte zusammen. Aus dem Verschlag kam kein Laut. „Scheiße. Scheiße, was geht hier vor?“ Er zitterte. Und überlegte. Lauf weg, Josh! Weg! Du mußt weg! „Scheiße... verflucht.“ Und dann sah er, wie Howard aus dem Haus kam und direkt zu ihm ging. „Oh Scheiße!“
Howard stand vor Josh. „Josh?“
„How...Ho... Howard?“
„Du zitterst am ganzen Körper, Josh.“ sagte Howard.
„Was ist da drinnen passiert?“
„Oh, du meinst im Haus?“ Howard drehte sich um. „Dort im Haus?“ Er holte tief Luft und sagte: „Nun, letztendlich haben sie doch bezahlt, weißt du?“
Josh verstand nicht. „Was? Wer... Wer hat bezahlt?“ Er sah zu der Pistole, die Howard in seiner Hand hielt. „Wer hat für was bezahlt, Howard?“
„Tja, Kleiner. Das Lösegeld. Vier Millionen Dollar.“ Howard zielte mit der Pistole auf Josh´s Kopf. „Aber ich teile nun mal nicht gern. Nicht einmal mit meinem Bruder.“ Er drückte ab.
„Schade, Kleiner.“ Er beugte sich zu dem Leichnam von Josh herunter. „Einen Augenblick lang habe ich wirklich überlegt, dich mitzunehmen.“
Als der Schuß gefallen war, kamen wieder die Schreie aus dem Inneren des Verschlags.
Howard steckte die Waffe weg. „He, hör auf!“ rief er und schlug mit den Fäusten gegen die Wände. „Es ist vorbei! Alles in Ordnung!“ Er klopfte sechsmal gegen das Metall. „He, hast du gehört?“
Es klopfte sechsmal.
„Gut!“ Howard holte einen kleinen Schlüssel aus seiner Jacke. „Ich werde jetzt den Verschlag öffen, hast du gehört?“
Es klopfte sechsmal.
Howard nickte. „Okay. Gleich hast du es geschafft!“ Er steckte den Schlüssel in das Schloß. Dann drehte er den Schlüssel um und öffnete die Tür des Verschlags. „Oh Scheiße stinkt das!“ Unzählige Fliegen schossen aus dem Inneren des Verschlags heraus. Da mußt du jetzt durch, Howard!
Er zog die Waffe und trat ihm gegenüber. „Weißt du, sie haben bezahlt. Und ich habe ihnen zugesichert, daß du leben wirst. Obwohl du ein ziemlich großes Arschloch sein mußt.“
Der andere wollte etwas sagen.
„Nein, hör zu.“ Howard entsicherte die Pistole. „Das Problem ist... ich kann dich nicht gehen lassen.“ Er sah in die entsetzten Augen. „Ja, ja ich weiß. Es tut mir leid. Ehrlich, das mußt du mir glauben!“
Howard wußte nicht warum, aber er hatte das Gefühl, dem anderen einen Gefallen getan zu haben, als er ihn getötet hatte.
„Wie gesagt... tut mir leid!“ Dann ging er zu seinem alten Truck.
In der unauffälligen Sporttasche, die neben ihm auf dem Beifahrersitz lag, befanden sich exakt vier Millionen Dollar. „Nicht übel, Howard.“ sagte er zu sich. Er schaute in den Rückspiegel. Das wird eine Ewigkeit dauern, bis die jemand findet, dachte er und lächelte. Howard machte das Radio an... It´s the end of the world and you know it... „Oh ja, und ob ich das weiß.“ flüsterte er leise. Nach Stunden hatte Howard den Highway erreicht und fuhr Richtung Süden. Da wollte er immer schon mal hin.
ENDE
copyright by Poncher (SV)
- - - - - - - - - -
Und jetzt richtet!