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Unterwegs

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17.04.2017
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Unterwegs

Ich bin allein. Allein in einem dunklen Abteil eines Zuges Richtung Paris.
Die Zeitung in meiner Hand blättere ich nur zur Beschäftigung durch.
Sinnlose Probleme der heutigen Gesellschaft stechen mir ins Auge,
Wie kann man am besten abnehmen? Was ist der neueste Schuhtrend?
Welcher C-Promi geht schon wieder seinem Partner fremd?
Seite für Seite gehe ich teilnahmslos durch und schon die Überschriften schrecken mich ab.
Das Buch neben mir habe ich schon seit Monaten nicht mehr angerührt.
Um mich die lange Zugfahrt ein bisschen zu beschäftigen habe ich es eingepackt,
doch nun kommt es mir etwas fehl am Platz vor.
So wie eigentlich alles im Moment.
Ich bin fehl am Platz in diesem Zug Richtung Paris.
Fehl am Platz in dieser Situation und sogar in dieser Kleidung.
Das Schwarz hebt meine Trauer nur noch umso mehr hervor.
Draußen wird es dunkel.
Die Landschaften ziehen wie in einem Film an mir vorbei.
Es sind nur noch die Umrisse der Bäume und Häuser zu erkennen.
Genauso fühle ich mich gerade.
Wie eine Silhouette, eine Hülle mit nichts anderem gefüllt als Leere.
Ich starre an die gegenüberliegende grüne Wand und verfolge mit meinen Augen die Risse in ihr.
Dieser ganze Raum schreit nur so nach Zerbrechlichkeit.
Die kaputte Lampe in der Ecke, in der das Licht ab und zu beginnt zu flackern.
Die völlig zerschlissenen Sitzbänke, die teilweise nur noch blass und grau sind.
Die Fenster, welche nicht mehr komplett zu schließen sind und dadurch alle paar Sekunden anfangen zu klappern.
Und dann gibt es noch mich.
Eine zusammengefallene, schwarze Figur mit überschlagenen Beinen
und einer Klatschzeitung in der Hand.
Eine Figur, die fast nur aus Zerbrechlichkeit besteht.
Denn sie hatte nicht nur eine geliebte Person verloren, sondern in diesem Moment auch sich selbst.

 

Hej Stella W,

Hoppers Bilder sind prädestiniert, um Geschichten um sie herum zu erfinden. Hoppers Figuren sind oft auf Reisen, entfremdet und isoliert, regen gerade auch wegen des Realismus die Phantasie an.
Dennoch findet sich in deiner Geschichte wenig von einer KG. Vielmehr ist es eine mögliche BildBeschreibung. Es gibt keine Entwicklung.

Das Buch neben mir habe ich schon seit Monaten nicht mehr angerührt.

Das klingt als würde sie seit Monaten in diesem Zug fahren. :shy:

Das schwarz hebt meine Trauer nur noch umso mehr hervor.

Das Schwarz

Die völlig zerschlissenen Sitzbänke, die teilweise nur noch blass und grau sind.

Das sehe ich gar nicht.

Du könntest, unabhängig vom Bild, eine Geschichte über eine zerbrechliche Frau schreiben, auf dem Weg von irgendwo nach nirgendwo. Ohne dieses Bild zu sehen, fehlt der Geschichte aber leider sehr viel.

Ein Leseeindruck und freundlicher Gruß, Kanji

 

Hola Stella W,

willkommen im Forum, denn Du kannst mit Worten umgehen.

Selbstverständlich hat Kanji recht mit ihrem Fingerzeig auf das, was der Geschichte fehlt, auch wenn ich ihr hier nicht folgen kann:

Das Buch neben mir habe ich schon seit Monaten nicht mehr angerührt.
Das klingt als würde sie seit Monaten in diesem Zug fahren.

Diesen Eindruck hatte ich beim Lesen nicht. Mir genügte die Erklärung:
Das Buch neben mir habe ich schon seit Monaten nicht mehr angerührt.
Um mich die lange Zugfahrt ein bisschen zu beschäftigen K habe ich es eingepackt, ...
Eher würde ich diesen Satz anders formulieren:
Dieser ganze Raum schreit nur so nach Zerbrechlichkeit.
Das Zugabteil ist schäbig, muss also nicht zusätzlich nach Schäbigkeit schreien, sondern nach Renovierung;
‚nach Zerbrechlichkeit’ finde ich unpassend, so ein Waggon-Abteil ist eine zuverlässige Konstruktion aus Stahl.

Ich bin fehl am Platz in diesem zu Richtung Paris.

Liebe Stella W., Du hast bewiesen, schreiben zu können – da wär’s doch schön, wenn Du etwas weiter ausholen und dabei hier andere Geschichten, Kommentare und (oft sehr informativ) die Antworten darauf lesen würdest. Das klappt bestimmt!

Ich fand Deine Bildbeschreibung gut gemacht. Vielleicht hätte sich mancher Leser ohne den Hinweis auf Hopper trotzdem an die Verlorenheit dessen Bilder erinnert.

Viel Spaß weiterhin!
José

 
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Hey Kanji,

vielen Dank für deine Bewertung und deine Anmerkungen.
Ich hatte diese Geschichte auch unter der Aufgabenstellung geschrieben, das Bild zu beschreiben und noch Dinge "neu zu erfinden" um die Situation der Frau in dem Abteil wiederzuerkennen.
Ich denke mal darüber nach vielleicht noch eine Geschichte zu der Frau zu schreiben ☺️

Einen freundlichen Gruß zurück, Stella W

Hey josefelipe ☺️,

vielen Dank!

Deine Hinweise sind auch absolut nachvollziehbar und ich werde mich auf jeden Fall nochmal an die Geschichte dran setzen.

Eine schöne Osterzeit noch, Stella W

Alle klar ?? ich merk's mir!

Danke für den Hinweis.

 

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