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Unterwegs

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11.09.2003
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Unterwegs

„Schirm und Robert fliegen dort,
durch die Wolken immerfort.
Und der Hut fliegt weit voran,
stößt zuletzt am Himmel an.
Wo der Wind sie hingetragen,
ja, das weiß kein Mensch zu sagen.“

Von wegen.
Mit einem berstenden Geräusch in den Ohren, in seinem Kopf und in seinem kleinen Kinderherzen durchbrach er die Gewitterfront und befand sich mitten im Sturm.
Der Wind schleuderte ihn und den Regenschirm, dessen Griff er fest umklammert hielt, in alle Himmelsrichtungen. Von überall her regnete es Nässe und Kälte auf ihn herab.
Immer höher, immer schneller flog er, einem Licht entgegen.
Wie lange der Flug angedauert hatte konnte er hinterher nicht mehr genau sagen, doch nach Ewigkeiten hörte der Orkan doch irgendwann auf zu toben und verebbte. Es war still.
Robert war im Auge aller Stürme.
Die Welt, von der er kam, war weit, weit entfernt.
Vorsichtig schüttelte er seinen Regenschirm aus, klappte ihn zu und blickte sich um.
Unter ihm, über ihm, vor ihm und scheinbar überall um ihn herum waberte und wuchs ein gewaltiges Wolkenmassiv; grau, weiß und gleißend. Die Luft war herrlich frisch und satt, wie nach einem Schauer, und Robert fröstelte in seinem durchnässten Mantel. Stimmen flüsterten von irgendwoher in allen bekannten und unbekannten Sprachen und Akzenten, wurden jedoch von einer keifenden Stimme, die sich über irgendetwas aufzuregen schien, übertönt.
Sie kam von der anderen Seite der Gebirgskette, die vor ihm lag.
„Mecker, mecker, mecker, immer dasselbe hier. Ächz, stöhn.“
Robert war die ganze Sache nicht geheuer, doch er beschloss den Ursprung der Stimme zu finden, denn irgendwen musste er schließlich fragen, was er hier sollte, und eine Stimme war besser als niemand.
Eine heranbrausende Bö einfangend öffnete er rasch seinen Schirm und überquerte in einem eleganten Bogen das Gebirge. Er landete weich, schloss den Schirm und wischte sich einen Schneeball aus den Augen, den er gedankenlos zu Boden warf und der eine Lawine in den Alpen zur Folge hatte, bei der es zum Glück keine Verletzten gab.
Noch ehe er etwas erkennen konnte hatte ihm jemand ein Ding in die Hand gedrückt, welches sich als goldene Schaufel entpuppte. „Beeilung, Jungchen, Beeilung,“ begann der Besitzer der keifenden Stimme krächzend die Meckerorgie erneut.
„Gewitter schaufeln, Regen holen, Blitze werfen, und das alles auf einmal. Seit die antiken Götter in Rente sind, bin ich nur noch Schuften, Hallelujah. Und dann...“ setzte er trocken hinzu, „... schickt ER mir einen Anfänger, der mir nur im Weg rumsteht.“
Der Alte bekreuzigte sich rasch und knurrte ein trotziges „Amen“ in seinen langen grauen Bart, der sein weißes Hemd vorne fast völlig verdeckte. Er wirkte mit seinen mächtigen gefiederten Schwingen beinahe wie ein Engel, wäre da nicht die blaue Latzhose gewesen.
„Du kannst Meister Petzold zu mir sagen“, bot er Robert an. „Ich bin hier der Hausmeister. Und jetzt: MARSCH, AN DIE ARBEIT!!!“
Der Junge tat wie ihm geheißen war, und kam gar nicht erst auf die Idee den Meister anzusprechen, geschweige denn ihn irgendetwas zu fragen.
Wieder ganz in seine Arbeit vertieft begann der Alte unterdessen wie wild schaufelweise Wolkenberge aufzutürmen und zwischendurch mit einer knallgrünen Gießkanne den Boden zu tränken, schimpfend und zeternd wie ein griesgrämiger Weihnachtsmann mit eingeschneiter Auffahrt.
Auf einmal schien ihm etwas Wichtiges einzufallen. Er hielt inne und drehte sich zu Robert um. Prüfend musterte er das Kind von oben bis unten.
„Bist Du vielleicht der Junge von der Erde? Der... ähem... fliegende Roland?“
„Mein Name ist Robert“, stellte der Angesprochene richtig. „Aber der Rest stimmt. Ich komme von der Erde.“
Meister Petzold nickte wissend und nahm Robert die Schaufel aus der Hand.
„Gott will Dich sehen.“ Daraufhin schnippte der himmlische Hausmeister mit den Fingern und sogleich erschien eine mittelgroße Windhose, die Robert direkt und ohne Umweg in die himmlischen Gärten katapultierte, und die waren schier atemberaubend.
Ein Rundbogen aus Marmor erschloss einen Weg, der zu einem kleinen aber beachtlichen Vorgarten führte in dem zwei kunstvoll gemeißelte Brunnen glitzernde Fontänen glasklaren Wassers durch die Luft wirbelten und Regenbögen an die nahe Himmelsdecke malten.
Bäume, Farne und Sträucher boten den absonderlichsten Lebwesen Raum.
Früchte wuchsen überall in Hülle und Fülle.
Affen plünderten begeistert Bananenstauden, kleine grüne Männchen mit großen, schwarzen Augen ernteten Erdbeeren und menschenähnliche Kreaturen mit überdimensionalen Schmetterlingsflügeln spielten in einer Höhe von nicht weniger als fünf Metern über dem Himmelsboden Badminton.
Ehrfürchtig bestaunte Robert die Residenz des Allmächtigen; eine Festung aus Marmor, Wolken und strahlendem Weiß.
Das Tor wurde von zwei goldenen Statuen flankiert.
Die Linke war das Abbild eines Mannes, der einen spitzen Hut trug und einen angespannten Gesichtsausdruck zur Schau stellte. Seine Kleidung war die eines Läufers der Antike.
In seiner rechten Hand hielt er eine Fanfare.
Auf der rechten Seite stand die Figur einer sehr schönen Frau mit langem, lockigem Haar.
Der Saum ihres Kleides war verziert mit sonnenähnlichen Symbolen und Mustern, ebenso wie das Tuch, das auf ihren Schultern lag. Ihre Augen waren geschlossen.
Gerade als Robert sich fragte, wie er das Tor aufbekommen sollte, ertönte es von rechts:
„ Robert is in the hopse!!!“, und von links ein zaghaftes:! „TÖRÖÖÖÖ!!“.
Knarrend öffnete sich die Pforte.
Die Frau aus Gold applaudierte noch einmal kurz, und wurde dann, genau wie der antike Läufer, dessen Sandalen bestückt waren mit Taubenflügeln aus Platin, wieder zu einer Statue.
Robert schüttelte den Kopf.
Ihn verwirrte das alles sehr.
Die Wärme der alleserreichenden Sonnenstrahlen im Rücken betrat der das Haus von Gott.

Er konnte nicht genau sagen, wie er sich IHN vorgestellt hatte, doch er konnte sagen, wie er IHN sich nicht vorgestellt hatte, doch genau so sah ER aus. „Von unscheinbarer Gestalt und Erscheinung“, hätte es wohl am Besten getroffen.
Nicht Bart, Mantel oder Zepter, sondern eine lässige Jeans, ein Greenpeace-T-Shirt und Birkenstock-Sandalen waren angesagt.
ER lümmelte auf einem komfortablen Chefsessel und telefonierte, während auf seinem haarlosen Haupt ein Hut hin und her rutschte, der Robert sehr bekannt vorkam. Zurückhaltend näherte er sich seinem Schöpfer und hustete verlegen.
„Hallo,“ begann er freundlich. „Ich glaube, ich habe einen Termin bei Ihnen.“
Der Himmelsvater wandte sich ihm zu, erkannte ihn und legte keck lächelnd den Hörer auf.
„Willkommen, kleiner Mensch.“ Er stand auf und durchmaß mit großen Schritten den Raum.
Roberts Hand schüttelnd sagte er: „Schön, dass Du Zeit hattest vorbeizuschauen. Da wäre eine Frage, welche ich Dir stellen möchte.“
Verdutzt blickte Robert auf. Darauf war er nicht vorbereitet gewesen, und so erwiderte er:
„Ich habe keine Antworten, Herr, aber ebenfalls eine Frage die mir auf dem Herzen liegt, seit ich hier bin.“
„Nun,“ sprach Gott. „Dann stelle Du deine Frage als Erster.“
Robert nahm seinen ganzen Mut zusammen, und hauchte: „Warum bin ich hier?“
„Mist, ich wollte dasselbe fragen.“
„Wie bitte?“, hakte Robert nach.
„Ähem... och... nix. Ich habe mich nur gefragt,... wie das Wetter so bei euch ist... da unten. In Ordnung so oder soll´s ein bisschen sonniger sein? Ich könnte da was deichseln.“
„Nö, das Wetter is OK. Alles bestens.“
„Schön!“
Schweigen.
In einem langsamen hypnotischen PLATSCH, PLATSCH, PLATSCH tropfte der Regen von der Spitze seines Schirmes zu Boden und wurde ein Regenschauer in einem kleinen, unbedeutenden Provinznest namens Immenhausen.
„Und die Antwort?“, brach Robert die Stille.
Gott blickte ihn an wie ein Pferd. „Welche Antwort?“
„Auf meine Frage.“, versuchte er SEIN Gedächtnis aufzufrischen.
„Welche Frage?“ Der Groschen wollte nicht fallen.
„Die von vorhin.“, sagte Robert ungeduldig.
Gott dachte nach.
„Ach, DIESE Frage!“, rief er erinnernd und schlug sich leicht an die Stirn.
„Nun,“ setzte ER feierlich an.
„Die Antwort auf diese Frage ist sehr komplex und schwer zu verstehen für Dich und Deinesgleichen. Sie erfordert ein reines Herz und einen tiefen Glauben.“
Der rechte Zeigefinger des Schöpfers wies mahnend zur Decke, und fand danach den Weg zur Nase, wo er andere Arbeit zu leisten hatte.
ER blickte Robert an. Der Finger blieb wo er war.
„Wie lautete sie noch gleich?“
Robert wiederholte seine Frage, langsam, zum Mitschreiben.
„Warum... bin... ich... hier?“
Gott dachte nach, zog den Finger aus der Nase, schmunzelte und sprach:
„Warum... nicht?“
Mit einem Mal wirkte die Halle in der sie standen sehr groß, und der Junge mit dem Schirm und dem Mantel fühlte sich ganz fürchterlich klein, doch der allmächtige Vater hob die Hand und intonierte formvollendet:
„Das Licht am Ende des Tunnels mag verlöschen, doch der Tunnel wird bleiben!“
Beide hielten inne, dachten kurz darüber nach und zuckten dann einhellig mit den Schultern.
„Der Einzige“, begann Gott nach einer Weile, „der Dir helfen könnte, die Antwort auf die Frage zu bekommen, die Dich wirklich beschäftigt, ist Asmodines.“
Als hätte Robert ihm beigepflichtet nickte Jahwe und sah sehr konzentriert nirgendwohin.
„Ja,“ sprach ER langsam und gewiss.
„Der Hüter der Zeit. Er weiß immer einen Weg.“
„Wo finde ich ihn?“, wollte der Junge ungehalten wissen, doch Gott schüttelte den Kopf.
„Hier oben, in meinem bescheidenen Reich, findet man nicht indem man sucht. Man merkt erst, dass man auf der Suche war, wenn man gefunden hat.“
Mit diesen Worten setzte er dem Knaben den Hut auf den Kopf, und dieser erkannte, dass es sein eigener war den er auf dem Hinflug verloren hatte.
Außerdem sah er nun warum der Hut auf dem Kopf des Herrn hin und her gerutscht war: auf der Stirn des Schöpfers wuchs etwas, dass seine Allmacht über Gut und Böse unübersehbar zur Schau stellte.
Das Hörnerpaar war nicht sonderlich groß, doch es war Furcht einflößend, und, gerade weil es nicht zu den vertrauenswürdigen Augen passte und den sanft lächelnden Mund erscheinen ließ wie einen gefallenen Halbmond, rundete es sein Gesicht, wie ein perfektes Gemälde, ab. In seinen Zügen konnte man das Universum erahnen.
Überwältigt und entsetzt rannte Robert zum Ausgang.
„Nichts ist wie es scheint, kleiner Mensch,“ rief der Gehörnte, Allgegenwärtige, Allwissende durch die marmornen Hallen mit ihren Obsidianwänden und Jadeobelisken, doch es waren nur noch zwei Ohren anwesend die seine Worte hätten vernehmen können, und das waren seine eigenen.
Also vergaß er das Kind, machte es sich wieder in seinem Sessel bequem, und tat, was er als omnipotenter Gott am liebsten tat: er telefonierte mit sich selbst.
Robert, der weder die Sache mit dem Suchen ganz verstanden, geschweige denn sich von seinem Schock erholt hatte, wurde alsbald vom Gegenstand seiner eigenen Suche auf wahrlich himmlische Art und Weise gefunden: er stolperte über eine umgefallene Standuhr und fiel der Länge nach hin.
Verwirrt rappelte er sich auf und fand sich in einer engen, staubigen Werkstatt wieder, die voll gestopft war mit Uhren aus aller Herren Galaxien.
Ihr Ticken und Summen erfüllte den Raum wie ein ankommender Zug.
Was war geschehen?
War er nicht eben noch aus Gottes Haus geflüchtet und müsste sich jetzt noch in dessen Vorgarten befinden? Auch konnte er sich nicht erinnern die goldenen Statuen beim Verlassen des Hauses gesehen zu haben.
Hatte er es überhaupt verlassen?
„Hast Du und hast Du wieder nicht“, röhrte eine tiefe, männliche Stimme in der Mitte des Raumes, aus der Mitte der Zeit.
„Du bist jenseits von DORT und HIER, mein Freund. JENSEITS!“
Asmodines, der uralte, weise Engel der noch viel urälteren, weiseren Rasse der Ahnen allen Lebens, versuchte verbissen die Standuhr wieder aufzurichten, was ihm jedoch nicht gelang; war sie doch mit einem Meter sechzig auf 200 Pfund fast doppelt so groß und bestimmt viermal so schwer wie er.
Mit einer auffordernden Handbewegung bedeutete er dem Jungen ihm zu helfen, und gemeinsam wuchteten sie den Trümmer wieder, aufrecht schwankend, auf seinen Platz zurück. Dabei stießen sie jedoch eines der zahlreichen Regale an, die voll gestopft waren mit Zeitgebern und –messen aus Räumen hinter den schwarzen Löchern, und so geschah was geschehen musste.
Unbemerkt fiel eine Sanduhr zu Boden, landete watteweich und rollte unter einen Beistelltisch, auf dem eine welke Gladiole mattes Licht spendete und hoffte bald wieder gegossen zu werden.
Der Sand stand still.
Zur gleichen Zeit blieb auf der weit, weit entfernten Erde ein Mann im Mittagspausengedränge auf dem Times Square mitten auf der Hauptstrasse stehen und rührte sich nicht mehr.
Asmodines klopfte sich unterdessen den Staub von seinem karmesinroten Samtgewand und hustete heftig, als dieser aufwirbelte und das Licht in der Stube in Streifen und Flecken zerteilte. „Danke für die Hilfe,“ sagte er zu Robert.
„Seit zwei relativen Tagen und Nächten versuche ich jetzt schon die Uhr wieder aufzurichten, doch es wollte mir einfach nicht gelingen.
Meine Praktikantin Hannah hat sie beim Kehren umgestoßen. Schon wieder.
Zum Glück ist sie gerade beim Desensibilitätstraining in Racoon City.“
Erschöpft aber erleichtert seufzte er auf und legte eine Hand auf seinen schmerzenden, buckligen Rücken, was ihn aussehen ließ wie einen eingelaufenen Zauberer.
„Du musst wissen“, erklärte er Robert, „dass diese Uhr die Zeit in Proxima Centaury misst und gibt. Während sie am Boden gelegen hatte waren die Bewohner dieser Welt... nun, sagen wir ziemlich zeitlos.“
Dem folgte ein spitzbübiges Gelächter wie nach einem guten Scherz.
Auf dem Times Square herrschte mittlerweile Chaos.
Da stand doch glatt ein Mann mitten auf der Strasse und ging nicht weg.
Sein eingefrorener Blick hing an einem Himmel dessen Wolken gnadenlos weiterzogen, unerbittlich und lähmend wie heranrasende Scheinwerfer, während er nur apathisch beobachten konnte.
Glücklicherweise bemerkte Asmodines zufällig die Sanduhr, die unter den Tisch gerollt war, folgerte daraus, dass er sie hätte suchen sollen, und stellte sie rasch wieder ins Regal zurück.
Derweil hatten weder hupende Autos, noch empörte oder besorgte Passanten, den Mann dazu bewegen können genau das zu tun: sich zu bewegen.
Doch auf einmal tat dieser genau das, nur anders.
Rückwärtslaufend sagte er Dinge wie: „! hcon gaT nenöhcS“, und schlenderte, wie ein Betrunkener wirr um sich blickend, schlaksig und unbeholfen den Weg zurück den er gekommen war.
Von da an dauerte es noch ganze zwei Häuserblocks bis der Hüter der Zeit bemerkte, dass die Uhr auf dem Kopf stand. Blitzschnell drehte er sie um und räusperte sich.
Der Times Square-Mann stand mittlerweile wieder vor seiner Haustür und hatte ein merkwürdiges Deja-vu-Gefühl, dass man eigentlich nur dann bekam, wenn man sich zwei Schnulzenfilme hintereinander angesehen hatte, doch er konnte sich an nichts erinnern.
Verwirrt kratzte er sich am Kopf und blickte nach oben.
Hätte er genau hingesehen, hätte er vielleicht den kleinen Jungen bemerkt, dessen Mantel zu groß an ihm wirkte als versuche er noch hineinzuwachsen, und der, mit dem Schirm in der einen und dem Hut in der anderen, unglaublich traurig und fehl am Platz wirkte.
„Warum bin ich hier?“ stellte Robert seine Frage erneut.
Er klang hoffnungslos, als rechnete er nicht mehr mit einer Antwort.
Asmodines jedoch, der diese Frage schon unzählige Male gehört hatte, war wie jedes Mal entzückt und amüsiert über so viel Naivität und Blindheit.
„Falsche Frage. Überdenke die Antwort, “ lautete sein ernst gemeinter Rat an das Menschenkind. Sein Gewand pompös um sich hüllend thronte er in einem schier gewaltigen Ohrensessel, in dem er zu versinken schien, und zog sich seinen spitzen Zauberhut tiefer ins Gesicht. Er nahm an durch die diese Geste erhaben zu wirken, doch die ihn umgebenden Proportionen ließen ihn eher erscheinen wie den Hauptdarsteller der Augsburger Puppenkiste.
„Tick, tack, tick, tack“, äffte er mit einer Hand in der staubigen Luft wedelnd die Uhren nach, die sich davon jedoch nicht beeindrucken ließen und unbarmherzig weitertickten.
„Wer weiß, wer schwarz, wer bunt?“
Etwas ernster setzte er hinzu: „Warum, Robert, hast Du nicht auf deine Mutter gehört, als sie Dich vor dem Unwetter warnte?“
Der Hüter der Zeit hatte die richtige Frage gestellt, doch das Kind blieb ihm die Antwort schuldig. Traurig blickte Robert nach unten.
Er fühlte sich, als wäre jemand gekommen und hätte ihn seiner Familie weggenommen, und das Schlimmste daran war, dass er selbst dieser Jemand gewesen war.
Eine verlorene Träne lief an seiner Wange herunter und tropfte auf den Ärmel seines Mantels.
Tief in seinem Innern wusste er, warum er nicht hatte auf seine Mutter hören WOLLEN, und zwar nur deshalb nicht, weil er auf sie hatte hören SOLLEN, doch das konnte und wollte er nicht zugeben.
„Ich würde es besser machen, wenn ich es noch einmal tun könnte“, schluchzte er.
„Noch mal, von vorn.“
Asmodines blickte ihn verblüfft an, wobei seine Mütze leicht verrutschte, und entgegnete:
„Warum hast Du das nicht gleich gesagt?“
Mit einer leichten Handbewegung griff er in die Seitentasche seines Gewands, holte eine silberne Taschenuhr hervor und öffnete sie.
Die Gravur auf dem Deckel lautete: universelle Universalzeit.
„Viel Glück, kleiner fliegender Robert“, sagte er verschmitzt grinsend und drehte die Uhr zurück.

Robert schaute aus dem Fenster
und sah das Gewitter
und hörte das Donnern der Blitze
und wünschte sich nichts sehnlicher
als durch den feuchten, kalten Regen zu marschieren
und in die Pfützen zu springen.
Hastig zog er seinen Mantel an, nahm den Schirm aus dem Ständer
und setzte sich den Hut auf den Kopf.
In freudiger Erwartung verließ er das Haus.

 

Hallo Alexander,

es kommt wirklich selten vor, dass ich das frage, aber bei deiner Geschichte, die ich bis zum Ende nach wenigstens einem Hauch von Satire abgesucht habe, stellt sie sich mir vorrangig: wohin möchtest du deine Geschichte verschoben haben?

Mir fehlt die Satire so gänzlich, dass ich denke, deine Geschichte sollte wirklich woander mehr Würdigung finden. Hier jedenfalls ist sie deplatziert. Sorry.

Grüßles
lakita

 

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