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Unterschall

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20.11.2001
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Unterschall

„Sehr gut!“, sagte der Prüfer und drückte ihm eine Luftmatratze in die linke Hand, während er ihm die rechte schüttelte. Sein Vater freute sich und schenkte ihm ein grünes Schwimmdress. Wegen der psychischen Wirkung auf sein Gegenüber, Rot sei zu aggressiv, wie er meinte. „Grün gefällt mir aber nicht...“, erwiderte Hans, betrachtete sein neues Outfit eine Weile und verstummte.

Bald fand er einen kleinen Fluss, legte die Luftmatratze darauf und bestieg sie andächtig.
„Wo wird mich dieser Fluss hinführen?“, fragte er sich nicht wirklich, sondern begann einfach, wie alle anderen, mit den Händen zu paddeln.
„Es ist wichtig, zu einer Gruppe zu gehören, sonst geht man unter.“, sagte schon sein Vater und an diese Worte erinnerte sich Hans immer öfter. Lieber schneller paddeln als den Anschluss zu verlieren.
„Der Fluss treibt uns doch, wozu paddeln?“, fragte niemand, es musste einfach schneller vorangehen, weil alle immer schneller paddelten. Es war für alle eine schreckliche Vorstellung, hinten zu bleiben und womöglich von der Luftmatratze zu fallen – sie richteten den Blick wieder nach vorn.

Manchmal flog jemand direkt über Hans hinweg. „Das will ich auch!“, durchfuhr es ihn wie ein Blitz und er schwamm noch schneller, in der Hoffnung, irgendwann abzuheben. Die Frage „Wer sagt eigentlich, daß Fliegen schöner ist als Tauchen?“ löste sich auf, bevor sie bei Hans ankam und so konnte er sie auch nicht wahrnehmen.

Später beneidete er Piloten, dann auch Astronauten. Möglichst schnell mußte auch er ins Weltall fliegen – jedenfalls war das sein angestrebtes Ziel, das er aber nie erreichen würde. Beim Schauen in die Sterne bekam er ein steifes Genick und mußte sich ans Ufer legen, um sich für weiteres Paddeln zu regenerieren.

Der Streß und die Hektik fehlten ihm nur zu Beginn. Niemals sonst sah er die vielen Menschen, die einfach so im Fluss badeten. Er fasste es kaum, was sie für einen Spaß gemeinsam haben konnten. Sie erforschten die Tiefen des Flusses, der an dieser Stelle sehr ruhig war. Vielleicht war er aber auch immer so ruhig und kam ihm nur durch sein stetiges Paddeln so vor, als wäre es ein reißender Strom.

Er bemerkte, daß er noch nie richtig ins Nass eingetaucht war, immer nur ein bisschen, soweit sich die Luftmatratze ins Wasser senkte und seine Hände beim Paddeln hineinreichten. Hans sah, wie sich Kinder mit Wasser bespritzten, wie manche unter Wasser Purzelbäume schlugen, hörte Singen und Lachen, sah eine Frau, die gerade ihr Gemüsebeet pflegte, und verliebte sich.

„Wohin wollt Ihr denn?“, fragte er sie.
„Wir leben hier am Fluss.“, bekam er zur Antwort.
„Aber wo wollt Ihr hin?“
„Wir wollen nirgends hin, es ist doch schön hier...“
„Aber Ihr müßt doch ein Ziel haben!“
„Wer sagt das?“
„Ist es nicht der Menschen Sinn, weiter zu kommen? Wo wären wir, hätte sich der Mensch nicht entwickelt? Könnten wir dann auf dem Mond landen, andere Planeten erforschen, mit Überschallgeschwindigkeit durch die Luft fliegen?“
„Sieh nur, wie diese Kinder glücklich sind!“

Erst dachte er, sie wäre einer Antwort ausgewichen...
Am nächsten Tag nahm er seine Luftmatratze, verabschiedete sich von ihr mit den Worten „Ab heute schwimme ich zu Fuß weiter“ und warf sie in den Fluss.
Erst jetzt konnte er richtig sehen. Er konnte in alle Richtungen blicken und entdeckte Dinge, die er früher nicht für möglich gehalten hätte.

Gemeinsam bauten sie sich ein Haus unweit des Flusses. Hans, von der Arbeit mit dem Holz ganz angetan, fertigte auch ein Ausflugsboot und montierte ein Teleskop darauf. Damit konnte er sich und ihr die Sterne ganz nah heran holen und gleichzeitig mit der Seele baumeln. Als dann auch noch Kinderlachen sein eigenes Haus füllte, wußte er: Er war der glücklichste Mensch auf Erden. Und damit war er dann auch ganz zufrieden.

 

Servus Häferl !

Mmmmh, schön. Ein Thema das mich sehr beschäftigt, das Fliegenwollen, der vermeintliche Stillstand, wenn man aufhört wie wild herumzupaddeln. Und irgendwann lässt man es zu, in die Tiefe zu gleiten.

Trotzdem ist es hart, wenn ihm sein angestrebtes Ziel in jedem Fall als nicht erreichbar aufgezeigt wird. Denn solange es, egal ob falsch oder nicht, als Ziel erscheint kann er sich doch zumindest darauf zu bewegen und in dieser Bewegung vielleicht sogar die Tiefe finden.

Deine Geschichte hat mir echt gut gefallen.

Lieben Gruß - schnee.eule

 

Liebe Schneeeule!

Danke fürs Lesen und Deinen Kommentar!:)
In der Interpretation bist Du schon nicht schlecht unterwegs, aber geh bitte mal noch ein Stück tiefer...;)

Alles liebe
Susi

 

Hallo Häferl,

der Titel ist Dir phantastisch gelungen! (Man kann sich nicht vorstellen, daß Du bei einer Deiner Geschichten `mal keinen Titel finden konntest...).
Besonders beeindruckt hat mich der Wendepunkt deiner Geschichte: „beim Schauen in die Sterne ...“. Hierdurch wird`s für mich auch philosophisch, weil ich überlegen muß, durch wen oder was die Einsicht zustande kommt. Brauchen wir gewissermaßen eine Hilfe von außen?
Ein anderer interessanter Punkt ist die Subjektivität aller Erkenntnis „... vielleicht war er auch immer so ruhig und kam ihm nur durch sein stetiges Paddeln so vor, als wäre es ein reißender Strom.“ Deine Aussagen hast Du geschickt verpackt. Die Sache mit den Ameisen - ist sie ein kleiner Seitenhieb gegen den „Unterschall“?

Tschüß... Siegbert

 

Liebste Susi!

Meine Hochachtung, Frau Gräfin! Da ist dir ein echtes Sahnestück gelungen.
Angefangen mit dem Prüfer, der die Paddel(=Lauf)-bahn deines Protagonisten einleitet - man beachte die Farbwahl des Outfits, je nachdem, ob es lieber aggressiv oder auch hoffnungsvoll beginnen soll - über den Gruppenzwang und Karrierewahn, bis hin zu der Erkenntnis, dass auch in der Ruhe und Zufriedenheit Kraft liegen können, bist Du in Bereiche des Lebens eingetaucht, die entscheidend sind.

Muß das nochmal durchgehen, wenn die Interferenzen in meiner Peripherie unter Kontrolle sind.


Liebe Grüße
Angelika

 

Hallo Woltochinon und Antonia!

Vielen Dank fürs Lesen dieser Geschichte, die ich als surreal-philosophisch bezeichnen möchte.

@Siegbert, Deine Deutung hat mich zum Nachdenken angeregt, weil sie nicht ganz die ist, die ich in die Geschichte schreiben wollte - allerdings auch nicht sehr weit entfernt. Aber da sie ja auch surreal ist, kann man halt verschiedenes hinein- oder herauslesen.

Ich wollte Dir jetzt eine Gesamtauflösung, so wie ich sie sehe, posten, hab sie eben wieder gelöscht... ;)
Antonia hat schon sehr viel gesagt, was genau das trifft, was ich mir dachte.
Das mit dem Unterschall: Die Geschichte ist quasi für die Langsamkeit. :)

@Antonia - Wie ich schon sagte, Du denkst in die Richtung, in die ich dachte. Aber wer weiß, was Du noch finden kannst...;)

Alles liebe
Susi

 

Hallo Susi,

darf ich eigentlich jetzt "Euer Durchlaucht" sagen? :D

Also, alle Achtung, was du da alles in deine Geschichte gepackt hast. Ich hab sie jetzt zweimal gelesen, und ich denke, dass man immer wieder neue Aspekte entdecken kann, wenn man sie neu liest - wohl auch solche, die du vielleicht gar nicht beabsichtigt hast. Würde mich interessieren, wie lange du daran geschrieben hast.

Höher, schneller, weiter. Ultraschall. Lichtgeschwindigkeit. So geht's wohl sehr oft.

Es fängst schon damit an, dass alles überprüft, zwischengeprüft und nachgeprüft sein muss – ohne das geht's ja schon gar nicht mehr. Gütesiegel, dann passt's.

Tja, dann paddelt er los, dein Held, und macht einfach mal mit – so, wie die anderen auch. Bloß nicht vom Schema abweichen, dazugehören, im Strom schwimmen. Ganz zurückbleiben wäre furchtbar. Dass manches auch ganz gut von alleine gehen würde, sieht man ja nicht – man hat schließlich keine Zeit, über so was nachzudenken. Der Tunnelblick ist streng nach vorne gerichtet. Und kaum entdeckt man was Neues, wird ein neues Ziel gesteckt. Zielorientiert denken, handeln. Nur daran ausrichten. Höher, schneller, weiter. Ob ein Ziel sinnvoll ist – egal. Ob es erreichbar ist – wurscht. Mitmachen. Erreichen muss man es auch nicht, kurz vorher hat man sich ja längst ein neues Ziel gesteckt. Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern.

Und der Stress schon wieder. Und man kann gar nichts dafür, wird einem von außen auferlegt. Man muss ja mitmachen. Hilft ja nix. Ist halt so.

Dann tritt die Liebe ins Leben, und alles ist plötzlich anders. Zumindest für kurze Zeit. Andere Sachen sind wichtig. Überschall – was ist das? Der Weltraum? He, alles, was man braucht, ist doch hier. Doch dann kommt wieder was Neues. Drangehängt. Weitergepaddelt. Bloß nicht gegen den Strom (wäre auch zu anstrengend).

Mancher erkennt aber auch, was er da macht, und der eine oder andere ändert mal was, zumindest ein kleines bisschen.

Eine schöne Geschichte, Susi. Hat mir sehr gut gefallen.

Viele Grüße

Christian

 

Hallo Criss!

Fast perfekt, wie Du das gelesen hast! Nur den Schluß hast Du noch nicht ganz richtig gelesen... Er paddelt nicht wieder mit. Er wirft die Luftmatratze in den Fluss, symbolisch dafür, daß er dieses hektische Leben nun über Bord wirft, sich auf das eigentliche, menschliche Leben besinnt, auf die Natur, und so natürlich auch Zeit hat, glücklich zu sein.

Würde mich interessieren, wie lange du daran geschrieben hast.
Würde mich zuerst interessieren, was Du schätzt... :D
und...
darf ich eigentlich jetzt "Euer Durchlaucht" sagen?
Aber dann darfst Du natürlich auch nur in der dritten Person mit mir sprechen...:lol:

Ich danke Dir fürs Lesen und Deinen Kommentar!
Alles liebe
Susi

 
Zuletzt bearbeitet:

Wie es Ihrer Durchlaucht beliebt!

Dachte zuerst, dass Sie schon etwas länger an der Geschichte gesessen hat, aber der :D sagt mir irgendwie, dass es nicht ganz so lang war (?). Auf jeden Fall hat Sie sich einige Gedanken gemacht - wie eigentlich immer - und diese Gedanken gar trefflich zu Papier gebracht. Vielleicht ist Sie auch überrascht, was dero niederes Lesevolk so alles hineininterpretiert.

Nur den Schluß hast Du noch nicht ganz richtig gelesen...

Mancher erkennt aber auch, was er da macht, und der eine oder andere ändert mal was, zumindest ein kleines bisschen.
Streiche das "kleine bisschen", dann passt's doch, oder? :D

Mit untertänigstem Gruß

Christian

 

Ach steh bitte wieder auf, das kitzelt so an den Zehen...:lol:

Ich denke, es waren so zwischen zwei und drei Stunden, aber da ist die Zeit des Gedankenmachens natürlich nicht mit drin, gedacht war sie da schon so ungefähr.;)

Streiche das "kleine bisschen", dann passt's doch, oder?
Na gut, sagen wir so. :)

Alles liebe
Susi

 

Nicht schlecht, die Geschichte. Mir hat sowohl der Inhalt wie auch die Ausarbeitung gefallen. Du drehst gewohnte Sprachwendungen gekonnt um und bringst den Leser so schon recht schnell dazu, mal genau nachzudenken, was er denn da ließt.

Geschrieben von Häferl
„Wo wird mich dieser Fluss hinführen?“, fragte er sich nicht wirklich...

„Der Fluss treibt uns doch, wozu paddeln?“, fragte niemand...

Auch der Inhalt ist überzeugend und regt zum Nachdenken an. Das Leben ist ein langer ruhiger Fluß, auf dem man schon kräftig paddeln muß um voran zu kommen. Das dabei die Lebensfreude, der Genuß des Lebens, schon mal auf der Strecke bleibt nehmen die meisten erst zu spät wahr, wenn überhaupt. Dein Protagonist hat es da besser. Dank seiner Träume trifft er eine Gruppe Aussteiger, die ihm einen besseren Weg zu leben zeigen.

Gerade Dir als Ortho-Gräfin muß ich eines aber doch vorhalten:

„Es ist wichtig, zu einer Gruppe zu gehören, sonst geht man unter.“, sagte schon sein Vater immer und an diese Worte erinnerte sich Hans immer öfter. Lieber schneller paddeln als den Anschluss zu verlieren.
„Der Fluss treibt uns doch, wozu paddeln?“, fragte niemand, es musste immer schneller vorangehen, weil alle immer schneller paddelten.

In fünf Zeilen vier mal "immer" unterzubringen ist schon nicht schlecht. :eek: Bei den letzten beiden geht's in Ordnung, aber die ersten würde ich abändern, zum Beispiel so:

...unter.", pflegte sein Vater zu sagen, und je länger die Reise dauerte, desto öfter erinnerte Hans sich daran. Lieber...

Nur so eine Idee... :)

Kane

 

Hi Kane!

Danke für Deine Zeit und Deine zu einem Lob geformten Worte! :)

Es sind jetzt weniger immer drin, ich hoffe zwei von der Sorte sind genehmigt? ;)

Alles liebe
Susi

 

Ich habe hier einmal reingeklickt, um zu schauen, ob die Gräfin tatsächlich auch ein philosophisches Thema bewältigen kann. Mit Spannung bin ich ans Lesen gegangen. Und ja, ich wurde nicht enttäuscht.

Mir gefällt die Stille und Aussagekraft Deiner Geschichte. Hier meine Gedanken:

Der erste Abschnitt hat mich an Kafka denken lassen, was wohl damit zusammenhängen mag, dass ich weiß, wie sehr er die Schwimmstunden mit seinem Vater hasste (Brief an den Vater). Also der starke Vater, der seinen Sohn in die von ihm gewählte Richtung drängt. Wobei der Vater hier nicht in den Vordergrund tritt und schlicht wohl die gesellschaftliche Kraft gemeint ist.
Mich verwirrte zunächst Deine "...fragte er sich nicht wirklich..."-Konstruktion. Sie lässt den Leser stolpern. Das aber ist ja Deine Absicht, damit er sich bewusst wird, dass es sich um eine wichtige Frage handelt. Ein wirksames Stilmittel.
Der sture Blick nach vorne, ohne Reflexion, dafür aber mit einer gehörigen Portion Angst, die hier zum Weiterpaddeln bewegt, aber in Wirklichkeit den Geist lähmt.
Dann ein surreales Element (Dir hat der Challenge wohl auch so gefallen wie mir?). Einige fliegen über Hans hinweg. Das gefällt Hans, weil es schnelleres Vorankommen bedeutet, ein schnelleres Sich-Nähern ans Ziel. Immer darauf bedacht kommt er nicht dazu das Element, in dem er sich befindet, näher zu erkunden. Er streift seine Umgebung, sein aufs schnelle Vorankommen geschulter Blick übersieht alle anderen Möglichkeiten. Alle anderen Variationen des Lebens.
Dann hält er still, um sich die Sterne anzusehen und ein weiteres Hoch-Hinaus zu wünschen. Höher, weiter, mehr. Auch in seiner Freizeit, in der Nacht denkt er geradeaus.
Und wieder eine Nicht-Passage. Hans übersieht alle anders eingestellten Menschen. Zweifel an den Leser gerichtet.
Ein dummer Zwischenfall, eine kleiner, aber eigenständiger Gedanke. Kurze Reflexion und er verliebt sich. Eine Gabelung eröffnet plötzlich einen anderen Weg.
Sie bringt die Wendung. Ein Leben ohne "sinnloses" Schuften. Den Blick für die Ruhe der Natur öffnen. Sich Zeit nehmen, um sich selbst zu erkennen. Nicht den Wahn der anderen (und dieses mal sind es die, zu denen man sich einst zählte, auch wenn unbewusst) mitzumachen.

Hm, ich weiß nicht genau, was ich von dem Ameisen-Beispiel halten soll. Das klingt ja fast schon, als ob sie für Stillstand plädierte. So war es schon immer, so ist es richtig. Oder geht es darum die eigene Natur zu erkennen? Und dieser zu folgen?

Alles in allem gefällt mir die Geschichte. Muss aber trotzdem noch den Schluss bedenken. Da steckt einiges mit drin, was vielleicht zu weit geht. Aber Geschmackssache.

 

Liebe Zaza!

Ich danke Dir fürs Lesen und Deine wirklich ausführliche Stellungnahme!

Dir hat der Challenge wohl auch so gefallen wie mir?
Sehr sogar, ich spüre irgendwie, daß das mein Gebiet ist und werde da auf jeden Fall weitermachen - natürlich nicht nur...;)

Mit dem Ameisenbeispiel hast Du genau den Punkt getroffen, den ich mittlerweile auch als zu wenig ausgereift empfinde. Natürlich meine ich keinen Stillstand, aber doch ein Langsamerwerden, ein Zurückfinden zur menschlichen Natur, zur Natur überhaupt - Bedachtsamkeit statt Hektik. Die Ameisen und Blattläuse waren nur ein Beispiel, wo die Natur in sich funktioniert, es im Kleinen funktioniert. Sie zeigt ihm aber auch, daß der eigene Garten näher ist als die Sterne.

Ich werde den Schluß noch überarbeiten, sie vielleicht an einem Gemüsebeet arbeiten lassen oder sowas.
Kommt Zeit, kommt eine Idee... :)

Alles liebe
Susi

 

Hallo Häferl,
Früh übt sich wer ein "Boris Becker" werden muss!

Ich glaube ich habe es mal ganz ähnlich so wie du geschrieben, in der surrealistischen geschichte von mir.

Rennen, rennen, rennen, noch schneller und vergessen wie die Blumen riechen, nicht wissen was geniessen ist.

So ungefähr müsstes du es gemeint haben!

Ja oder wie?

Ich machs einfacher! Wie eben Hermann Hesse "Unterm Rad"!

So, vielleicht, na jedenfalls in dieser Richtung.
Oooooch maannnn mit sind die dinger hier in surrealismus zu schwer, vor allen dingen um 1.00 uhr.

liebe grüsse stefan

Gut war´s natürlich schon, aber anstrengend für mein Köpfchen!

 
Zuletzt bearbeitet:

Was fang ich mit meinem Leben an? Diese Frage zu Beginn zu stellen, scheint nicht möglich zu sein. Hat wohl auch keiner von uns geschafft.
Anfangs wird man sozusagen eingelebt. An dieser Stelle habe ich mir Gedanken über den Prüfer gemacht, der ihm ja das Utensil gibt, welches ihm den Marathon, die Teilnahme an dem Wettstreit ermöglicht. Ich tendierte zwischen der Frage, ob einem so etwas in die Wiege gelegt wird - dann kann der Prüfer Gott sein, der ihm noch dazu gratuliert, zur richtigen Zeit am richtigen Ort geboren zu sein (das würde mir Gott aber unsympathisch machen, denn er sollte gerade wollen, dass der Mensch am Fluß lebt). Insofern wohl nicht Gott. Dann kam mir der Gedanke, dass, um das Recht auf eine Matratze zu haben, zumindest ein gewisser Startplatz in der Gesellschaft erreicht worden sein muss. Könnte vielleicht das Erreichen einer gewissen geistigen Stufe gemeint sein? Der Prüfer im mehr wörtlichen Sinn ein Lehrernder, der seinem Schüler das Blatt Papier gibt, dass ihm besagtes Recht auf die Luftmatratze sichert? Ich bin erstmal davon ausgegangen.
Der Vater erscheint ja nur kurz. Antonias Gedanke von Hoffnung oder Agression ist einleuchtend. Der Vater scheint unwichtig zu sein, sieht aber vielleicht in seinem Sohn die Möglichkeit, auf dem Fluß selbst auch noch ein Stück voran zu kommen - zumindest ideell. Deswegen Grün? Glaub schon. Er erkennt nicht, das die Zugehörigkeit zu einer Gruppe zwar vor dem Ertrinken im Fluß schützt, aber aktives Tauchen, Ruhen und Schweifen verhindert.
In seiner Naivität gibt er ihm das mit, an das er selbst schon immer glaubt.

Während Hans durch das Leben krault, passiert er die Stadien, die von den anderen schon genannt wurden. Er kommt zu Beginn nicht einmal zum Denken, denn das Rennen geht sofort los - mit aller Härte und Hast.

Interessant ist, das Hans nicht aktiv den alternativen Weg findet, sondern erst durch die Nachwirkungen des nach den Sternen Greifens zu einem Rundumblick veranlasst wird. Übrigens ein sehr schönes Bild, das mit den Sternen - als Symbol für Unerreichbarkeit und in gewisser Weise Wahnwitz. Aber der Fall und die Schmerzen des Vesuchs, beides ist gut für ihn - so trifft er zufällig auf die Gabelung, von der sein Vater nie wusste.
In der Beschreibung der Menschen findet sich ein sehr schöner Satz: "Sie erforschten die Tiefen des Flusses, der an dieser Stelle sehr ruhig war." Intensiv und auf voller Bandbreite das Leben zu erforschen, während der Fluß ruhig ist (sein Grundzustand - Hans zweifelt ja auch an seiner Sicht des aufgewühlten Wassers). An dieser Stelle wäre die Idee mit dem Beet, an dem gearbeitet wird nicht schlecht - irgenwie stellt das ja auch einen gesicherten Rückhalt dar, stellt die Reisen in die Tiefe des Flusses, das Spielen an der Oberfläche auf ein Fundament. Nur ne Idee... ;)

Hans hängt natürlich zuerst in seiner Lebensweise fest. Den Streß, die Hektik vermisst er nur kurz - logisch, dass der Körper diese schnell vergessen macht, sie sind es, die ihn krank machen.
Hans' Verstand muss vorher noch prüfen (in dem Gespräch). Ihre letzte Antwort gibt nach einiger Überlegung den Ausschlag und er entscheidet sich für das Richtige.

Soweit mein Verständnis.
Du hast eine in sich schlüssige, sich durch tolle Bilder darstellende Geschichte geschrieben. Die Aussage ist essentiell für den Menschen - ab dem Moment, da er zu eigenen Entscheidungen fähig ist.
Rundum gelungen :thumbsup:

Eins allerdings: Zaza hat mit ihrem Bedenken recht, wenn sie sagt, dass Ende gehe vielleicht zu tief. Als die Aussage, die zur Wende führt, bringt die letzte Antwort der Frau zuviel eigene Gedankengänge mit sich.
Die Idee mit dem Beet - wie schon gesagt - gefällt mir gut.

Das führt mich auch noch zu dem einen Hauptgedanken, der sich mit der Aussage der Story ansich beschäftigt. Wie Du schon gesagt hast: "Die Geschichte ist quasi für die Langsamkeit." Das kommt auch raus. Z.B. im zweiten Absatz die Frage, die niemand stellt.
Die Frage, die mir in den Sinn kam ist, ob da nicht ein Mittelweg ist.

Könnten wir dann auf den Mond fliegen, andere Planeten erforschen, mit Überschallgeschwindigkeit durch die Luft fliegen?“
Das sind wichtige Dinge, die zwar nicht mit dem Verlust der reinen Freude am Leben oder dem Verlust des Blickes für die Natur erkauft werden, aber auch nicht vergessen oder ungeschehen gemacht werden sollen.
Den menschlichen Drang nach Fortschritt, die menschliche Neugier halte ich grundsätzlich für etwas Gutes. Mir schwebt in Deinem Szenario ein Bild vor: Auf dem Fluß die Gruppe von Menschen, die sich dem Fortschritt verschrieben haben in einem großen Boot bei gemächlicher Fahrt; einige paddeln; andere genießen den Fluß, tauchen, besuchen das Ufer und die Menschen dort. Sie tauschen, jeder paddelt (um seinen Drang nach Fortschritt zu befriedigen) und jeder genießt das Leben. Alle haben die freie Wahl: ein Platz am Ufer, ein Platz auf dem Boot.

Das letzte war keine Kritik an Deiner Geschichte, sondern nur der Gedanke, der beim Lesen entstanden ist. :)

Zusammen mit dem Gänseblümchen gehört diese bei Deinen Geschichten auf jeden Fall ganz nach oben. Schön gemacht.

Lieben Gruß, baddax

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Arche!

Danke Dir fürs Lesen, Gedankenmachen und Antworten!

Das mit dem Rennen in Deiner Geschichte ist sicher ähnlich, Dein Protagonist macht in meinen Augen aber den Fehler, daß er genauso weitermacht, bloß mit ihr an der Hand. Meiner entdeckt aber das wahre Leben. :)

Hallo Baddax!

Sehr interessant, was Du da schreibst!

Daß es niemand schafft, die Frage am Beginn zu stellen, ist wohl Folge dessen, daß wir nur aufs Funktionieren in der Gesellschaft vorbereitet werden, aber nicht darauf, auf unser Inneres zu hören?

In dem Prüfer Gott zu sehen, ist eine interessante Variante, man könnte auch die Firmung als die Prüfung sehen - aber gemeint habe ich schon so eine Prüfung in Bezug auf Berufsausbildung, egal, ob man einen Beruf lernt oder studiert, werden Erwartungen in einen gesetzt, die man übernimmt und zu erfüllen versucht. Jemand, der keinen Beruf lernt, wird nicht in diese Situation kommen, in ihn werden von vornherein keine Erwartungen gesetzt, er hat nichts zu erfüllen. (Das heißt aber nicht, daß ich dagegen bin, was zu lernen...)

Warum grün: Grün beruhigt. Deshalb verstummen auch seine eigenen Gedanken, als er sagt, er will eine andere Farbe - man kann, wenn man will auch sagen, er beruhigt ihn mit materiellen Werten. Wenn du brav mitschwimmst, geht es dir gut...
- Allerdings gefällt mir Deine Deutung auch hervorragend!

Daß Hans nicht aktiv den Weg findet: Es ist sehr oft so, daß Leute erst spät draufkommen, sich selbst zu suchen. Oft werden die Leute krank vom ewigen Hetzen und allem Hinterherjagen und kommen dadurch erst drauf, daß es auch noch anderes im Leben gibt. - Schön für den, der früher und von selbst drauf kommt, aber häufig passiert es viel zu spät.

Das mit dem Beet werde ich auf jeden Fall umsetzen, ich brauch nur mehr Ruhe dazu, die ich vermutlich am Wochenende haben werde.;)

Daß Dir das mit der Frage so aufgefallen ist, freut mich.

Dein Bild mit dem Boot finde ich eine gute Überlegung. Vielleicht bau ich noch was in der Richtung ein.

Zum Forscherdrang des Menschen muß ich aber noch ein paar Worte verlieren, die mir auf der Zunge liegen...
Ich finde, daß wir auf der Erde noch derart viele ungelöste Probleme haben, daß wir noch gar nicht reif sind, den Weltraum zu erforschen, geschweigedenn einzunehmen.
Solange Flugzeuge etwa nicht wirklich sicher sind (man denke nur an Fehler wie die Schubkraftumkehr), ist es verantwortungslos, auch nur einen Menschen da hinauszuschicken. Sie haben doch auch ständig irgendwelche Pannen.
Und das ist ja auch ganz typisch für den Menschen, daß wir immer das lieber haben, was weiter von uns weg ist, als das, was uns eigentlich am nächsten ist. Im Kleinen gesehen, ist es unsere Seele, die wir nicht ernst genug nehmen, im Großen ist es die Menschheit, unsere Natur, unsere Umwelt, alles, was auf der Erde ist.
Sicher geht es nicht mehr ohne Technik, und langsam kommen sie ja auch drauf, daß man sich in der Natur Dinge abschauen kann, zum Beispiel beim Roboterbau. Aber die Technik sollte immer für den Menschen, für die Masse der Menschen sein. Menschen mit unheilbaren Krankheiten haben nichts davon, wenn wir den Weltraum erforschen, die Böden in den Hungergebieten werden nicht fruchtbarer, wenn wir Fotos vom Saturn sehen und wenn uns ein Komet trifft, leben wir auch nicht besser und schon gar nicht länger, wenn wir es vorher genau wissen.

Jedenfalls ist das Verhältnis der Geldbeträge, die in die Weltraumforschung investiert werden zu dem, was zur Behebung der wahren Probleme der Erde ausgegeben wird, nicht in der richtigen Relation.
Denn das eine kann Not lindern, das andere befriedigt nur die Interessen derer, die soviel haben, daß sie sich überhaupt über sowas Gedanken machen können. Aber letztere sind halt auch überall am Drücker...

Alles liebe Euch beiden,
Susi

 

Hab den Schluß verändert, bin aber selbst nicht so ganz zufrieden...

Bitte sagt mir Eure Meinung dazu... :)

(Verändert hab ich ab da, wo er sie sieht)

 

Hallo Häferl!

Der Text hat mir gut gefallen. Mir fällt auf, dass er die Frau auf ein Ziel anspricht, und er selbst jedoch kein richtiges hat, außer vorwärts zu kommen. Wohin ist unklar. Das einzige was ihm Sorgen bereitet, ist, dass andere schneller sind. Und natürlich gehts auch darum, dass er sich von den Lebenstipps seines Vaters freimacht.

Ich glaube aber auch, dass du es nicht so gemeint hast, dass im Stillstand das Glück liegt. Damit wär ich wieder weniger einverstanden. :-)

Der Text stimmt jedenfalls nachdenklich.

lg
klara

 

Danke, Klara, fürs Lesen und Deinen Kommentar! :)
Nein, Stillstand ist sicher nicht gut, aber wir sollten doch etwas zufriedener werden, das was sich uns bietet mehr genießen.
Ja, mein Protagonist hat in Wirklichkeit gar kein richtiges Ziel - nur immer weiter vorwärts, höher hinauf. Die Endlosigkeit dieses Ziels ist es, die diese Leute dann meistens so unzufrieden macht - weil sie ja nie mit sich zufrieden sind, sich über keine kleinen Ziele freuen können. Nur, wenn man mit der Gegenwart zufrieden ist, kann man in Ruhe, ohne Streß und Hektik, in die Zukunft blicken. :)

Alles liebe
Susi

 

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