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Unter Marsmenschen

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02.06.2001
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Unter Marsmenschen

Andrew Corman war ein wenig enttäuscht. Er hatte sich seinen ersten großen Auftritt im Fernsehen wesentlich aufregender, erhabener, spektakulärer vorgestellt. Anstatt dessen verkündete eine monotone Stimme einen Countdown und war soeben bei der vier angelangt.
Ein letztes Mal gestattete sich Corman einen Blick zurück, hinter die wenig beeindruckenden Kulissen der Fernsehunterhaltung. Im Knast hatte er ein paar Mal die Sendung verfolgt und dabei den Showmaster - Frank Cyrus - für dessen Coolness und apartes Auftreten bewundert.
Doch jetzt, da besagter Frank Cyrus nur wenige Schritte neben ihm stand, durch einen schwer bewaffneten, betont mürrisch und gereizt dreinblickenden Wärter von ihm getrennt, erschien er ihm wie ein nervöser kleiner Junge vor einer entscheidenden Klassenarbeit.
„Eins“ sagte die geschlechtslose Stimme emotionslos, „Abspann läuft.“
Cyrus tupfte sich mit einem Baumwolltaschentuch eine Schweißperle von der Stirn, sorgsam darauf bedacht, sein Make-Up nicht zu verwischen.
„Willkommen zu unserer beliebten Gameshow „Todesstrafe!“, ertönte eine Stimme, die aus der Tonkonserve stammte. „Auch heute wieder präsentieren wir Ihnen acht Menschen, die ihre letzte Chance auf Freiheit wahrnehmen wollen. Und der Gastgeber des Abends ist wie immer-„ Eine kurze, bedeutungsschwangere Pause, die wohl Spannung aufbauen sollte, wo durch die allwöchentliche Routine längst keine mehr war. „Fraaank Cyrus!“
Tobender Applaus brandete auf, als die beiden Flügeltüren von zwei milchgesichtigen Mitarbeitern nach außen aufgestoßen wurden. Eine Illusion weniger, wie sich Corman seufzend eingestehen musste. Leichtfüßig trat Cyrus unter dem Türbogen auf die Bühne und verwandelte sich in eben jenem Augenblick in einen souveränen Showmaster.
„Danke, vielen Danke!“, rief er dem enthusiastischen Publikum entgegen, bescheiden lächelnd, die Hände wie zu einem Gebet gefaltet. „Danke, ihr seid großartig!“, fügte er grinsend hinzu.
Corman wusste, dass es bezahlte Claqueure waren, die das Publikum erst zum Klatschen animierten. Langsam sank der Geräuschpegel und nur noch vereinzelt schlugen Handteller gegeneinander, bis auch diese endlich verstummten.
„Hallo“, sagte eine unsichere, helle Stimme, an Corman gerichtet.
Automatisch, von einer auf Höflichkeit konditionierten Gesellschaft bestens geschult, erwiderte dieser den Gruß. Der Körper hinter der Stimme war mindestens einen Kopf kleiner als Corman und extrem schmächtig, geradezu ausgemergelt. Wie eine jener von Hunger geschwächten Schreckensgestalten, die man manchmal in den Nachrichtenreportagen aus von Missernten und menschenverachtenden Bürokratien regierten Gebieten rund um das Erdenrund zur Schau gestellt bekam, wenn fiktive oder reale Skandale und Katastrophen ihren Sensationswert verloren hatten. Was mochte dieses kleine, Mitleid erregende Bürschchen ausgefressen haben?
Cyrus beendete derweil seinen Anfangsmonolog mit einem politischen Witz. Heiteres Gelächter im Publikum, das an diesen heiligen Ort der Fernsehunterhaltung gepilgert war, um sich zu amüsieren, koste es, was es wolle – auch das Leben von Menschen.
„Sehr geehrtes Saalpublikum, liebes Fernsehpublikum. Ich habe die zweifelhafte Ehre, Ihnen die Protagonisten des heutigen Abends präsentieren zu dürfen.“
Erneut wurden die Kulissentüren geöffnet. Ein bewaffneter, athletischer Hüne bedeutete erst dem Jungen, dann Corman ihm zu folgen. Mit der würdelosen Ergebenheit stromgeschockten Schlachtviehs taten sie wie ihnen geheißen. Alsbald sie die Bühne - ein in psychedelischen Farben gehaltener Halbmond aus Edelhölzern - betraten, wechselte die Stimmung des Publikums schlagartig von gut gelaunt in aggressiv. Buhrufe, Hasstiraden, von gewöhnlichsten Schimpfworten durchsetzt, und gellende, in den Gehörgängen schmerzende Pfiffe bildeten ein akustisches Spalier. Etwa zwei Dutzend Sicherheitsbeamte grenzten die Bühne von der rund tausendköpfigen, empörten Menge ab. Es nahm fast eine Minute in Anspruch, bis sich das Studiopublikum halbwegs beruhigt hatte.
Dann stellte Cyrus einen Häftling nach dem anderen vor. Corman wurde an sechster Stelle genannt. Fasziniert lauschte er den Ausführungen des Showmasters.
„Zu meiner linken Seite nun Andrew Corman. Im Jahre 2002 tötete er kaltblütig zwei junge Menschen. Seither trauern zwei Elternpaare um ihre geliebten Söhne. Der eine war 19, der andere gar erst 17. Andrew Corman - er löschte gewissenlos dieses beiden hoffnungsfrohen Leben aus.“
Auf einer riesigen Telewand erschienen Bilder der beiden Toten. Lächelnd, bei einem Millionenpublikum um Mitleid heischend, adrett, gepflegt, sympathisch. Und er hatte sie auf dem Gewissen. Atemloses Entsetzen im Publikum, Corman vermeinte sogar, heiseres Schluchzen zu vernehmen.
Er hätte nun einwerfen können, dass diese „hoffnungsfrohen Leben“ ihrerseits versucht hatten, ihm mit Springmessern die Luft rauszulassen. Und sie hätten es zweifelsohne getan, wäre Corman unbewaffnet gewesen. Zu ihrem Pech zog er jedoch plötzlich eine Pistole - die er verbotenerweise stets bei sich trug, als hätte er geahnt, dass er sie dereinst benötigen würde - und schoss sie nieder. Er hatte sie nicht töten wollen. Aber das hatte man ihm bereits vor Gericht nicht abgenommen.
Oder, wie es sein Pflichtverteidiger formuliert hatte: „Die Richterin und die Geschworenen weinen sich die Äuglein aus dem Kopf, die schluchzenden Verwandten der Toten belegen die eine Hälfte des Saales, heuchlerische Journalisten die andere, und da draußen fordern etwa zweihundert Befürworter der Todesstrafe Ihren Tod. Sie sollten sich mit dem Gedanken anfreunden, dass ihre Kreditkarten und Coupons für Diät-Cola wertlos geworden sind.“
Mitten in seine rekapitulierenden Gedanken platzte Cyrus´ Stimme: „Unser Stargast des Abends: Gerome Burke! Seine Grausamkeit ist bereits Legende, sein Name auch. Gewiss können Sie sich an jenen Freitag erinnern, an welchem wir von seiner unvorstellbar entsetzlichen Tat aus den Nachrichten erfahren mussten. Noch selten zuvor habe ich mich vor einem menschlichen Wesen derart geekelt. Aber seit diesem Tage im Oktober weiß ich, dass es Menschen gibt, die keine Seele in ihrem Körper beheimaten. Hier ist ein besonders abscheuliches Exemplar eines seelenlosen Verdammten: Gerome Burke.
In einem der blutigsten Gemetzel in der Geschichte unseres Staates, ermordete er achtzehn Menschen, darunter fünf Kinder, und alles nur deshalb, weil in seinem Hamburger auf ein Salatblatt vergessen worden war. Und hätte er noch mehr Munition besessen, zweifelsohne wären noch mehr Menschen seinem Wahn zum Opfer gefallen.“
Corman wandte sich um. Zu seinem größten Erstaunen handelte es sich bei besagtem Burke um jenen schmächtigen jungen Mann, der ihn kurz zuvor scheu begrüßt hatte.
„Gerome“, sagte Cyrus, einen verbissenen, dennoch süffisanten Ausdruck um die Lippen, „wie fühlt man sich, wenn man den Tod von elf Menschen auf dem Gewissen hat?“
„Die Geschichte mit dem Hamburger ist unwahr, Sir, wahr ist vielmehr, dass ich sie tötete, weil sie als Menschen verkleidete Marsianer waren, die unsere Gesellschaft infiltrieren und unser geheiligtes Land erobern wollten.“
Einige Zuseher im Publikum lachten kurz hell auf. Cyrus setzte eine betrübte Miene auf und erklärte die Spielregeln. Es galt, alle Spielebenen zu meistern. Doch was in der Theorie einfach klang, war in der Praxis ungleich schwieriger, wie Corman bewusst war.
Andererseits stellte die Show die einzige Rettung vor der Todeszelle dar, die einzige realistische Hoffnung, zu überleben. Manchmal konnten sich zwei oder drei Kandidaten vor dem Tode retten, manchmal kein einziger. Plötzlich fröstelte es Corman.
„Alle diese Verbrecher haben es verdient, den Tod als ihre gerechte Strafe zu empfangen!“, polterte Cyrus, setzte dann jedoch überraschend versöhnlich fort: „Aber, so Gott will, werden sie lebenslänglich in ihren Zellen schmoren, anstatt den Weg in die Todeskammern antreten zu müssen. Ladies and Gentlemen ... die erste Spielebene!“

Unter pompös-dröhnender Musik senkte sich die Decke etwa zwanzig Meter herab und entblößte acht Taue, jedes einzelne zehn Meter lang. Erneut brach das Publikum in Jubelstürme aus. 11 Meter vom Bühnenboden entfernt stoppte die Hydraulik. Die Taue pendelten hypnotisch im Kreise.
„Ich möchte die Spieler bitten, sich vor jeweils eines der Taue zu begeben und zu warten, bis ich das Kommando zum Start gebe.“
Corman stellte sich vor das zweite Tau von links, um möglichst weit von Cyrus entfernt sein. Ein anderer Spieler war schneller gewesen und hatte das äußerste Tau bereits in Beschlag genommen.
„Meine Herren, Sie haben exakt eine Minute Zeit, das Tau zu erklimmen und den Knopf, der sich an jeder Decke oben befindet zu drücken. Bedenken Sie, dass die Taue mit Glassplittern durchsetzt sind. Sind Sie bereit?“
Ohne etwaigen Widerspruch abzuwarten, gab Cyrus den Start frei. Augenblicklich ergriff jeder der Männer sein Tau und begann, sich daran hochzuziehen. Corman legte innerhalb weniger Sekunden zwei Meter zurück. Bei der medizinischen Untersuchung, der sich alle Teilnehmer der Show eine Woche vor der Show unterziehen mussten, hatte einer der Ärzte Cormans ungewöhnliche Ausdauer und Zähigkeit gelobt. Daraufhin hatte Corman den Arzt darauf hingewiesen, dass es im Knast genügend Möglichkeiten zur körperlichen Ertüchtigung gab, welche er weidvoll auszuschöpfen pflegte. An jenen Tagen der Seelenqual war sein Körper der einzige Freund und Trost gewesen, der ihm noch geblieben war.
Entschlossen nahm Corman den fünften Meter in Angriff. Soweit er feststellen konnte, führte er das Feld an. Ohne Vorwarnung schnitt ein brennender Schmerz in seinen rechten Handteller. Instinktiv ließ er das Seil mit der rechten Hand aus und stieß einen heiseren Schrei aus. Der linke Arm war kaum stark genug, das gesamte Gewicht des Körpers zu tragen, weshalb er einige Zentimeter hinunter glitt. In panischer Angst umklammerte er das Tau mit beiden Beinen. Einstweilen war er gerettet, doch wie sollte er in der verbleibenden Zeit die restlichen Meter erklettern?
Wohl oder übel müsste er die rechte Hand wieder einsetzen. Ein kurzer Blick auf die Handinnenseite entblößte einen kleinen Glassplitter, der wie durch Butter das zarte Fleisch durchschnitten hatte. Überraschend wenig Blut floss seinen Arm entlang und tröpfelte wie Wasser aus einem lecken Wasserrohr nach unten. Corman gemahnte sich zur Ruhe und zwang seine schmerzende rechte Hand das Tau zu ergreifen, um seinen Aufstieg fortsetzen zu können. Ein schriller Aufschrei ließ ihn erschaudern und nach rechts blicken. Zwei Seile weiter brüllte sich ein baumlanger Häftling mit blasser Haut die vermutlich nicht existente Seele aus dem Leibe.
Corman biss die Zähne zusammen und ergriff das Tau am sechsten Meter. Diesmal war er auf den Schmerz vorbereitet. Der Schock verblies die Schmerzen. Dieses Mal blickte er stur nach oben, anstatt auf die blutende Handinnenfläche.
Wenige Sekunden später verspürte er im linken Schenkel Schmerzen. Vermutlich derselbe Glassplitter, der seine linke Hand malträtiert hatte. Dank unbändbarer Willensstärke ignorierte Corman den Schmerz. Immer wieder einsame Schreie der Mitspieler. Doch keiner ließ sich soweit übermannen, dass er das Seil losließ und nach unten stürzte. Je näher Gorman dem Ziele kam, desto mehr Schmerzenswellen schlugen auf ihn ein.
"Nein", flüsterte Corman, "Nein, ich werde mich nicht ergeben. werde den Schmerz ignorieren."
Wie ein pervertiertes Mantra murmelte er den Satz unhörbar für das Publikum und die Mikrophone. Nur noch ein verdammter Meter, dachte er.
4 Klimmzüge später vermochte er den Knopf zu drücken. Er hatte einen ersten Erfolg verzeichnet. Die übrigen Spieler taten es ihm nach. Einer der Häftlinge, ein kleiner, sehr muskulöser Mann, der im Rufe stand, seine Schwester erstochen zu haben, überwand die Hürde in vorletzter Sekunde. Erleichterung stand ihnen allen ins Gesicht geschrieben. Eine kurze Verschnaufpause später begannen sie den Abstieg. Inzwischen spürte Gorman seine Hände kaum noch. Auf dem Weg nach unten floss erneut Blut, aber diesmal war der Schmerz süßlich, ja, tröstend.
Ein Zwischenfall überschattete den Abstieg: Ein etwa 30jähriger Spieler ließ sich rund 4 Meter über dem Boden erschöpft fallen und klatschte unsanft auf.
"Oh mein Gott, ich habe mir den Knöchel verstaucht, oh mein Gooott!", brüllte er mit schmerzverzerrter Miene.
Corman glaubte, dass betreffender Spieler den Qualen seiner Hände nachgegeben hatte und lächelte. Eingedenk dieses Zwischenfalles ließ er das Tau sicherheitshalber erst einen Meter über der Bühne los. Sie hatten die erste Spielebene bezwungen. Die zweite Spielebene würde sie dezimieren, dachte Gorman mit leichter Übelkeit in der Magengegend.

Er hatte aus Aufregung am Morgen und zu Mittag kaum etwas zu sich genommen, was sich jetzt unangenehm bemerkbar machte. Die Spielebene befand sich aus Sicherheitsgründen in einem anderen Studio. Jeder der Spieler musste innerhalb von 18 Sekunden einen Weg von 100 Metern zurücklegen. Um Rempler oder etwaige andere Unfälle zu unterbinden, stand jedem Spieler eine eigene, gläserne Laufbox zur Verfügung. Exakt 20 Sekunden nach dem Start verschloss sich die Box automatisch durch computergesteuerte Tore. Keine allzu schwierige Aufgabe, wären die Boxen nicht mit C7, einer tödlichen chemischen Substanz – in einem erst kürzlich zur Rettung der Demokratie ausgefochtenen Kriege erfolgreich getestet - gefüllt gewesen.
Man musste somit den Atem fast 18 Sekunden lang anhalten und innerhalb dieser Zeitspanne das Tor passieren. Andernfalls wurde man unwiderruflich in der Box gefangen – und starb qualvoll.
Corman stand unbehaglich vor dem geschlossenen Starttor seiner Box. Dutzende Fernsehkameras waren in allen erdenklichen Positionen über und neben den jeweiligen Boxen angebracht. Da nur eine konzentrierte Dosis von C7 tödlich war, wurde jede Gefahr gebannt, alsbald das gläserne Tor sich hinter dem Spieler schloss. Corman hatte Angst, denn er war zwar ausdauernd, aber nicht besonders flink. Seine Stärke lag in seiner Kondition.
In der Werbepause waren die Wunden der Spieler mit Jod und Vereisungssprays behandelt worden..
"Bitte machen Sie sich bereit für den Start.", ertönte eine Stimme aus den Lautsprechern über den Studiotoren. "Die Tore öffnen sich in drei Sekunden ... zwei ... eins ... jetzt."
Mit erstaunlicher Leichtigkeit glitten die dicken Glastore am Start nach oben. Leistungsstarke Motoren surrten leise. Corman nahm einen letzten frischen Atemzug und lief in seine Box. Es erwies sich als schwierig, 100 Meter ohne zu respirieren zu laufen. Bereits nach etwa der Hälfte der Distanz brannten Cormans Lungen, als stünden sie in Flammen. Er kämpfte gegen den wahnwitzigen Drang an, auszuatmen.
Nach zwei Dritteln des Weges lag er auf einem der hinteren Plätze des Rennens. Das Ziel vor Augen, schloss sich hinter zwei Spielern das Tor sie hatten es mit Bravour geschafft. Fast vermeinte Corman, ihre erleichterten, hastigen Atemzüge zu hören. Unbarmherzig und gleichgültig verrannen die Sekunden.
Eine Stimme verriet Corman, dass er noch 4 Sekunden Zeit hätte, das Tor hinter sich zu lassen.
Noch 3 Sekunden und er war einige Meter vom Tor entfernt.
Noch 2 Sekunden. Eine salzige Schweißperle tropfte ihm ins Auge. Reflexartig kniff er das Auge zu.
Die letzte Sekunde brach an, während er gut 2 Meter vom Tor entfernt war. Blitzschnell schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass er hier sterben würde. Sterben! Er würde gegen das Glastor hämmern, verzweifelt, Tränen der Wut und Angst in den Augen. Er würde schreien und diese Schreie würden seine letzten sein.
"Null", vermeldete kühl und sachlich die Stimme.
Null, und er befand sich immer noch in der mit Todesatem angereicherten Box. Schon hörte er das monotone, heisere Brüllen der Motoren, die das Tor binnen weniger Sekunden unbarmherzig schließen würden. Mit dem Mute der Verzweiflung und der erstaunlichen Kraft eines in Todesgefahr schwebenden Menschen hechtete er unter das halb geschlossene Tor durch.
Höchstens eine halbe Sekunde nachdem er der Box entflohen war, krachte das schwere Tor auf den Betonboden herunter. Auf seinem Gesicht verspürte er einen kalten Windhauch. Ein paar der Mitspieler applaudierten ihm leichten Herzens. Noch war er einer von ihnen, kein Kontrahent.
Hatten es alle geschafft? Corman blickte in sechs erleichterte Gesichter. Sechs. Eines fehlte. Während er sich aufrichtete hörte er einen Mitspieler leise fluchen. Sieben Augenpaare verfolgten das einsame Sterben eines aus ihrer Mitte. Corman war wenig erstaunt darüber, dass es jener Mann war, der sich angeblich den Knöchel verstaucht hatte. Verzweifelt schlug dieser mit den Fäusten gegen das Tor. Sein Gesicht verfärbte sich purpurn. Seine Bewegungen wurden hektischer. In einem Akt der Hilflosigkeit presste er sein Gesicht gegen das Glas. Seine Augen waren geschlossen, so, als wollte er seinen eigenen Tod nicht schauen. Endlich öffneten sich die Lippen. Durch das dicke Glas drang kein Schrei, kein Keuchen, auch nicht der letzte Atemzug, den der dem Tode Geweihte durchführte. Sein heißer Atem beschlug die Scheibe. Urplötzlich sank der Körper in sich zusammen, zuckende Bewegungen kündeten von einem qualvollen Sterben. Corman wandte sich ab. Auch dieses Mal war er dem Tod von der Schippe gesprungen. Doch wie oft würde er dazu noch in der Lage sein?

Ein zehnminütiger Werbeblock - unter anderem mit Spots, welche für die körperliche Ertüchtigung warben - verschaffte den Spielern eine dankend willkommene Verschnaufpause. Von Gerome Burke abgesehen, ließen sich alle Häftlinge auf dem Boden nieder. Fast zwei Minuten lang herrschte betretenes Schweigen unter den Männern.
"Ich kann's nicht fassen, dass ich mich für diesen sadistischen Scheiß gemeldet habe.", durchbrach ein Spieler die Stille.
Corman rief sich die Präsentation der Spieler zu Beginn der Show ins Gedächtnis. Bei dem etwas korpulenten Mann handelte es sich um Frank irgendwas. Frank hatte seiner Ehefrau mit einer Bratpfanne, deren Garantie längst abgelaufen war, den Kopf eingeschlagen.
"Würdest du jetzt lieber auf dem Stuhl braten?“, warf ein Spieler mit Glatze ein.
Frank irgendwas hielt mit seiner Antwort nicht hinterm Berg: "Als ich am Seil hing und Glasscherben meine Hand in Grandma O’Brian´s feines Hundefutter umwandelten, hatte ich ein paar kurze Momente, in welchen ich gerne getauscht hätte."
"Warum bist du nicht einfach froh darüber, dass du bereits die Hälfte des Spieles erfolgreich absolviert hast?", merkte Corman an.
Frank irgendwas starrte ihn wie ein seltsames Tier an. "Warst du zufällig mal früher ein Seelsorger? Einen von der Sorte habe ich nämlich umgelegt. Dachte wohl, er wäre klüger als ich. Aber dem hab ich´s gezeigt."
Mit diesen wenigen Dialogen gefroren die Gespräche wieder ein. Alle warteten auf das Ende der verdienten Ruhepause. Und allen spukte dieselbe Frage im Kopf herum: Welche Qualen würden ihnen noch beschieden sein?

Auf den ersten Blick unterschieden sich die Fahrräder in nichts von ganz normalen Fitnessfahrrädern. Auf den zweiten Blick gewahrten die Spieler ein metallenes Kästchen von der Größe zweier nebeneinander platzierter Zigarettenpäckchen. Auf den dritten Blick waren dünne Kabel zu erkennen, welche unschuldig von den Lenkstangen herabbaumelten.
"Die dritte Spielebene, sehr geehrtes Publikum, nimmt 15 Minuten in Anspruch.“, erklärte Cyrus, und ein diabolisches Grinsen reichte von einem Ohr zum anderen. "Aber ich kann Ihnen versprechen, dass keine Sekunde davon langweilig werden wird."
Mit der linken Hand deutete er auf die sieben Fahrräder.
"An jedes dieser Gefährte ist eine Hochleistungsbatterie angeschlossen, welche von einem Mikro-Computer gesteuert wird. Jene Kabel, die Sie an der Lenkstange erkennen können, werden mit einer Manschette am Unterarm der jeweiligen Spieler befestigt. Das andere Ende der Kabel ist mit der Batterie gekoppelt. Nach dem Start haben die Spieler zehn Sekunden Zeit, ihre Fahrräder auf 20 Meilen die Stunde zu beschleunigen.
Danach gilt es, 15 Minuten lang mindestens 20 Meilen die Stunde zu fahren. Wird eine der beiden Bedingungen nicht erfüllt, erhält der Spieler einen tödlichen Stromstoß verpasst. Nach 15 Minuten unterbricht der Computer automatisch die Stromzufuhr und der Spieler kann gefahrlos vom Fahrrad absteigen. Die Rennstrecke befindet sich also in diesem Studio, was Ihnen ein hautnahes Erleben des Todesrennens ermöglicht.
Eine Bitte an unsere jungen Zuseher: Bitte stellt dies nicht an Daddys Fitnessrad nach."
Gelächter brauste im Publikum auf. Ohne hierzu das Kommando vernommen zu haben, schritten die Spieler auf die Fahrräder zu. Corman beschlich ein mulmiges Gefühl. Würde er die Kraft haben, 15 Minuten zu überstehen?
Ironischerweise hatte man aus Fitnessrädern Geräte des Todes gemacht. Fit für den Tod.
Die Häftlinge stiegen auf. Missgelaunte Bühnengehilfen befestigten die mörderischen Kabel an den Unterarmen der Männer.
"Elektrischer Stuhl auf Rädern.", flüsterte einer der Spieler verächtlich, woraufhin Corman ein Schauder durchfuhr.
Schwer lasteten seine Sohlen auf den Pedalen.
"Sind Sie bereit?", fragte Cyrus lakonisch. "Dann ... los!"
Auf dem Display am Lenkrad erschien neben der Anzeige „Zeit“ 00:01. Augenblicklich traten die Männer in die Pedale, was das Saalpublikum zu aufmunterndem Klatschen animierte. Aufmunternd im Sinne von: Wir wollen euch tot sehen.
Nach drei Sekunden bestätigten die digitalen Zahlen neben der Geschwindigkeitsanzeige, dass Corman mit 21.71 Meilen pro Stunde unterwegs war. Dieses Spiel hatte nichts mit einem Ausflug in die Natur zu tun, wie es Corman als Jugendlicher gewohnt war. Keine Bäume huschten vorbei, kein Wasser plätscherte beruhigend gegen die Riffs des Strandes, keine frische Luft füllte seine Lungen. Stattdessen verharrten die dünnen Studiokulissen an ihren Plätzen im Hintergrund, ewig gleich, Neonlicht erhellte das Studio und abgestandene Luft, von Hunderten Mündern ausgestoßen drang in seine Lungen.
Bald war eine Minute vorbei. Noch 14 Minuten, dachte Corman. Er musste keinen Blick in das Publikum werfen um zu wissen, dass ihre Spannung atemlos war. Sie wollten ihn sterben sehen, von einer Sekunde auf die andere, wenn er Glück hätte. Wenn er Pech hätte, würde er vielleicht sogar überleben. Und würde erneut den Gang in die Todeszelle antreten müssen.
Plötzlich erschien ihm sein ganzes Leben wie eine absurde Episode einer belanglosen Seifenoper, in welcher der Hauptdarsteller vom Schicksal arg gebeutelt wurde. Wozu diese Quälerei? Wäre es nicht einfacher gewesen, sich dem Tode im Gefängnis auszuliefern? Selbst wenn er die Spielshow überlebte, wäre er für immer ein Gefangener. Man würde ihn niemals begnadigen, nicht ihn, einen zum Tode Verurteilten. Was also hatte ihn dazu bewogen, an dieser dummen Show teilzunehmen? Die Angst vor dem ohnedies unvermeidbaren Tode? Die Aussicht, ein paar Stunden außerhalb der düsteren Gefängnismauern zu verbringen?
Ein kurzer Blick auf das Display bestätigte ihm, dass er gut im Rennen lag. Er „fuhr“ fast konstant 22 Meilen die Stunde. Noch war er fit genug hierzu. Aber 12 weitere Minuten könnten ihn auspumpen und ... Er wagte nicht, den Gedanken weiterzuspinnen. Nein, es sollte nicht hier geschehen, nicht hier, im Angesicht eines tausendköpfigen Publikums und Millionen freier Menschen vor den Fernsehapparaten. Ja, er war ein von der Gesellschaft ausgestoßenes Geschöpf, doch das durfte nicht heißen dass er keinen Stolz, kein Recht auf Würde mehr hätte.
Der Mann mit Glatze keuchte asthmatisch. Langsam richtete Corman den Blick auf ihn. Sein Gesicht war stark gerötet, seine Augen zugekniffen. Es war offensichtlich, in welcher Phase des Sterbens er sich befand: In jener der Apathie.
Cormans Herz schlug schneller. Er musste sich auf seine eigene Leistung konzentrieren. Noch 10 Minuten. Die nächsten 5 Minuten verstrichen mit liebevollen Gedanken an seine Freundin, an seine Familie, an sein Leben vor jenem verhängnisvollen Dienstag vor 6 Jahren. Dabei hatte er angenommen, nur noch Hass empfinden zu können. Seine Freundin hatte sich völlig von ihm abgewandt. In all den Jahren hatte sie ihn nicht ein einziges Mal besucht oder ihm wenigstens einen kurzen Brief geschrieben. Seine Eltern hatten ihm zweimal ihre Aufwartung gemacht. Beide Male hatten mit Schuldvorwürfen und einem erbärmlichen Tränenausbruch seiner Mutter geendet. Seit 4 Jahren hatte man ihn von der Liste der Lebenden gestrichen. Kein Familienmitglied, kein ehemaliger Freund hatte sich nur ein einziges Mal mehr blicken lassen. Geschenke oder Briefe waren gänzlich ausgeblieben. Hatten sie ihn absichtlich aus ihrer Mitte gestoßen oder ihn schlicht und einfach vergessen? Herrgott, es hatte weh getan, wenn dies einzugestehen auch hart gewesen war. Tatsächlich schien es niemanden zu kümmern, ob er noch am Leben oder bereits dem Tode anheim gefallen war.
Zögernd sah er auf das Display. 05:01. 05:00. 04:59.
Inzwischen fühlte er sich müde. Seine Beine schmerzten und eine der Schnittwunden an der rechten Hand war aufgeplatzt und spie winzige Bluttropfen aus. Unglaublicherweise hatte der Mann mit Glatze den schweren Kampf mit seinem Körper nicht aufgegeben. Sein Gesicht glühte wie eine aufglühende Leuchtdiode und ab und an wischte er Schweißperlen aus eben diesem Gesicht. Vielleicht würden sie alle überleben, ging es Corman durch den Kopf.
Doch wie um ihm das Gegenteil zu beweisen, begann einer der Spieler um sein Leben zu flehen: "Bitte, ich kann nicht mehr. Stellen Sie den Computer ab, ich kann nicht mehr, bitte."
Begleitet wurden die hastigen Worte von einem rasselnden Keuchen, einer uralten Dampflokomotive gleich. Niemand erbarmte sich seiner. Das flüsternde Wispern im Publikum wurde häufiger und lauter. Die Menschenmenge ahnte den bevorstehenden Tod eines Teilnehmers und wurde unruhig. Corman brachte es nicht übers Herz, den Mann zu beobachten.
04:06 zeigte das Display an.
"Bitte, ich kann nicht mehr.", jammerte der Spieler verzweifelt.
Bei 04:01 ging das Keuchen in einen rasch ersterbenden Schrei über. Das Publikum kreischte auf und klatschte wie verrückt. Vereinzeltes Gelächter mischte sich in die Euphorie. Von diesem Augenblick an wusste Gorman, dass es weitere Spieler erwischen würde Obgleich seine Beine anderer Meinung waren, hielt es Corman für sicher, dass er auch die letzten 4 Minuten überstünde.
Die letzten 3 Minuten brachen an. Seine Beine schmerzten höllisch, als stünden sie in Flammen. Ein weiterer Spieler wurde in die ewige Verdammnis geschickt. Und wieder war es nicht der Mann mit Glatze, sondern ein etwa 40jähriger, großgewachsener Schwarzer mit einer Narbe über der rechten Augenbraue.
Noch 2 Minuten. Die, Zeit schien sich wie Kaugummi auszudehnen. Corman nahm all seine Willenskraft zur Hilfe, um eine gefährlich nahe Situation an der Grenze zwischen Sein und Nichtsein zu meistern. Die imaginären Flammen züngelten höher, bald brannten seine Oberschenkel. Er kämpfte sich von Sekunde zu Sekunde.
Seine Geschwindigkeit betrug nur noch 20.22 Meilen die Stunde. Er durfte sich keinen einzigen Fehltritt leisten, deshalb trat er sicherheitshalber schneller in die Pedale, woraufhin seine Beine erneut aufheulten und um Gnade winselten. Bald erreichte er 23.31 Meilen die Stunde. Corman spürte, wie das Blut in seine Wangen schoss. Er begann hektisch zu keuchen und musste plötzlich trocken husten. Seine ganze Konzentration galt seinen Beinen und dem Display.
Bei 01:02 fiel seine Geschwindigkeit auf 21.91. Sein Leben bestand aus Pedaltritten, einer nach dem anderen. Zum dritten Mal während der Dauer der Spielebene jubelte das Publikum.
00:49. Er hatte das dringende Bedürfnis, sich auf den Boden zu übergeben. Wieder einer weniger. Keine 50 Sekunden vor dem Ende dieses Spieles hatten sie den dritten, insgesamt somit den vierten Mann verloren. Corman schloss kurz die Augen und mobilisierte allerletzte Kraftreserven. Als er die Augen wieder öffnete und auf das Display richtete, hoffte er, das Spiel wäre bereits vorbei. Es musste ganz einfach bereits vorbei sein...
00:29. Noch eine halbe Minute. Seine Beine schienen nur noch aus Schmerzen zu bestehen. Seine Zehen verspürte er überhaupt nicht mehr. Ein Schweißtropfen rann die Wange entlang.
00:21. Warum verging die Zeit nicht schneller? War Manipulation im Spiel, um sie alle zu töten? Dieser Gedanke kam ihm nicht töricht vor, im Gegenteil, er hatte den hellen Klang erbarmungsloser Logik.
00:14. War der letzte Tote der Mann mit der Glatze? Er wagte nicht aufzusehen.
Noch 10 Sekunden. Unmöglich, jetzt noch zu sterben. Irgendwie müsste er die letzten Sekunden überdauern. Wie konnte so wenig Zeit über Leben oder Tod entscheiden? 10 Sekunden. Wie lange dauerte der Todeskampf nach Verabreichung einer mit Zyankali gefüllten Spritze?
5 Sekunden. In seinen Ohren hörte er das Rauschen des Blutes.
Eine Null verdrängte die Eins. Es war vollbracht. Cormans Kopf sank auf das Lenkrad. Er konnte nicht absteigen, unmöglich. Er würde einschlafen, live, vor Millionen Augenpaaren. Seine Arme umklammerten verkrampft das Lenkrad. Vorsichtig lösten zwei Hände die Manschette von seinem Unterarm. Doch anstatt dankbar zu sein, fühlte er nur noch Wut und Hass. Seine treulose Freundin, seine gesamte Familie und seine verräterischen Freunde eingeschlossen.

Zitternde Finger umklammerten die Zigarette wie einen rettenden Strohhalm. "Willst du auch eine?"
"Nein, danke.", antwortete Gorman.
Gerome Burke nickte und zündete seine Zigarette mit einem Feuerzeug an, auf welches das Emblem einer großen Automobilfirma aufgedruckt war, die einer der Sponsoren der Gameshow war.
Der Mann mit der Glatze lehnte ebenfalls dankend ab. "Ich will nicht an Lungenkrebs sterben.", sagte er und lachte irre.
Corman stellte fest, dass der Mann mit der Glatze kurz davor stand durchzudrehen. Der vierte Überlebende war ein etwa 20jähriger Kerl mit stechenden, tückisch-intelligenten Augen. Er schien von allen Überlebenden am wenigsten erschöpft zu sein. Schluckweise trank Corman aus dem Wasserbecher, den man ihm während der Pause gereicht hatte.
"Immerhin haben wir eine halbe Stunde zur Regeneration.", meinte Gerome.
"Yeah. Nachrichten, Werbung und Previews.", sagte der Mann mit der Glatze. "Sag mal, Kleiner, weshalb hast du ein Mädchen getötet?"
Der junge Mann zuckte mit. den Schultern. "Ich bezweifle, dass ihr das versteht."
"Ich werde es verstehen."
„Na schön.", fuhr der Junge fort, "Ich war damals 17 und auf diesem miesen okkulten Trip. Ich hing dauernd mit ein paar Freunden rum und wir suchten den Kontakt zu dunklen Wesenheiten. Einer dieser Freunde hatte in 'nem Buch gelesen, dass man mit Hilfe eines Menschenopfers Dämonen beschwören könne. Also taten wir es. Wir lockten ein Mädchen aus unserer Schule in einen Hinterhalt und brachten es als Blutopfer einem Dämonen dar."
"Und? Hattet ihr Kontakt mit einem Dämonen?", wollte Gerome wissen.
"Nein, hatten wir nicht. Übrigens ist das der Teil der Geschichte, der mich am Wütendsten macht. Ich meine, ich nahm Gefängnis und diesen ganzen Scheiß auf mich und wurde dafür nicht einmal mit der Manifestation eines verfickten Dämonens entlohnt."
"Was war mit deinen Freunden?", fragte der Mann mit der Glatze.
"Nichts. Ich nahm die ganze Schuld auf mich und beteuerte, meine Freunde hätten nichts mit der ganzen Sache zu tun gehabt."
"Du bist verrückt.", stellte Gerome fest. "Ach ja? Und aus welchem Grunde hast du ein Massaker angerichtet?"
Gerome nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette gierig in sich auf. "Das war etwas anderes, reales."
"Real? Marsmenschen, als Menschen verkleidet nennst du real?", ereiferte sich der junge Mann lachend.
"Wenn du sie siehst, wirst du sie erkennen.", sagte Gerome geheimnisvoll und blies blaue Rauchschwaden in die stickige, todesschwangere Luft.

Jetzt war es also soweit. Der richtige Kampf konnte beginnen - Mann gegen Mann. Die vierte und zugleich finale Spielebene würde die endgültige Entscheidung bringen.
Zuvor hatten der Junge und Gerome miteinander gekämpft. Dabei hatte sich Gerome als überaus geschickter Kämpfer erwiesen und dem Jungen schwere Wunden zugefügt. Gerome - der Stargast des Abends - hatte das Publikum nicht enttäuscht. Unter den gellenden Pfiffen hunderter Münder hatte er das Studio in Begleitung von drei Gefängniswärtern grinsend verlassen. Gerome würde die letzten Jahre seines trostlosen Lebens hinter Gittern verbringen. Der Junge hingegen würde seine Injektion bekommen.
Nun lag es an Corman und dem Mann mit der Glatze, die letzte Entscheidung auszufechten. Als Waffe erhielten die beiden Kontrahenten jeweils ein Messer mit einer etwas 15 Zentimeter langen Klinge. Die Regeln waren denkbar einfach: Alles war erlaubt, solange es dazu diente, einen Sieger und einen Verlierer zu erwählen. Den Verlierer erwartete so oder so der Tod.
Die Kammer war klein. Sie maß acht mal sechs Meter und war an den Wänden und an der Decke mit Mini-Kameras bestückt. Das Publikum sollte schließlich keiner Perspektive beraubt werden.
"Tut mir leid, Mann.", sagte der Mann mit der Glatze fast bedauernd, "Nichts gegen dich persönlich, aber ich möchte noch nicht sterben."
Corman nahm eine Breitseite in Beschlag. Sein Gegner näherte sich ihm bis auf 2 Meter, wobei er das Messer hin und her schwang wie eine Sense. Corman hielt das Messer fest mit der rechten Hand umklammert, obgleich dies auf Grund der Wunden an der Hand schmerzhaft war. Der Mann stieß das Messer drohend in den luftleeren Raum. Ganz langsam schritt Corman auf den Kontrahenten zu, seine Waffe starr in der Hand haltend.
Mit erstaunlicher Geschwindigkeit wirbelte der andere Mann nach vor und attackierte. Gorman zog sich in eine Ecke zurück. Der Mann grinste. Erneut startete er einen Versuch, Corman zu verletzen, doch diesmal war Corman darauf vorbereitet und sprang flink zur Seite. Der Mann mit der Glatze zerschnitt lediglich Luft.
Es war Corman, der mit dieser geschickten Aktion in Vorteil geriet: Entschlossen hieb er mit dem Messer auf den linken Oberarm des Mannes ein. Dieser schrie auf und stellte sich Corman erneut mit verblüffender Behändigkeit. Corman gelang es dennoch, einen weiteren, blutigen Treffer zu erzielen. Anstatt sich nun rasch zur Ecke zurückzuziehen, machte der Mann eine Bewegung nach vor und fügte dabei Corman eine tiefe Fleischwunde zu. Corman sank in sich zusammen. Der jähe, unerwartete Schmerz lähmte ihn und ließ seinen Atem kurz stocken. Der Mann keuchte und schien bereit, sich auf ihn zu stürzen, um ihm den endgültigen Garaus zu machen. Aber Corman war schnell auf den Beinen und bereit, den Kampf fortzusetzen. Blut floss aus der Wunde und tropfte zäh zu Boden.
Sein Gegner - überrascht von der Ausdauer Cormans - blieb mitten in der Bewegung stehen. Beide warteten ab, was der jeweils andere unternehmen würde. Keiner wagte es, den ersten Schritt zu tun. Endlich hatte die Geduld des Mannes mit der Glatze ein Ende und er stürmte wild nach vor, das Messer in Augenhöhe drohend haltend. Corman konnte einer tödlichen Verwundung gerade noch ausweichen. Die Klinge des anderen ritzte die Wand. Der Mann schnaubte wütend. So er noch etwas Verstand besessen hatte, war ihm dieser nun völlig abhanden gekommen. Er war verrückt vor Wut und Raserei. Corman belastete seine schmerzende Wunde. Mit einem Schrei tief empfundenen Hasses stürmte der Mann auf ihn zu. Diesmal konnte Corman nicht ausweichen. Von Panik erfasst blieb er wie angewurzelt stehen. Der Mann hob sein Messer zum tödlichen Schlag, aber Corman war schneller, was ihn selbst erstaunte, und rammte mit einem Aufschrei die Klinge bis ans Heft in den Bauch des Gegners. Betäubt vom Schmerz ließ der Mann sein Messer augenblicklich fallen und legte die Hände auf die Wunde. Er versuchte gurgelnd zu atmen.
"Oh Gott", flüsterte Corman stockend.
Als hätte er eine besonders ergiebige Blutquelle angezapft, strömte das Blut aus dem Mann. Sehr langsam fiel der Spieler auf die Knie. In dieser Position verharrte er mehrere Sekunden lang. Mit einem stillen, keuchenden Aufschrei fiel er der Länge nach auf den Boden und bewegte sich nicht mehr. Die Blutlache umspülte Cormans Sohlen. Nach endlos langer Zeit versiegte der grausige Quell endlich und Corman kam zu Bewusst sein, dass er seinen dritten Mord begangen hatte. Und erneut war es Notwehr gewesen.

Der Weg auf die Bühne fiel ihm schwer. Die Brustwunde hatte inzwischen aufgehört zu bluten. Frank Cyrus empfing ihn mit einem sardonischen Lächeln.
"Hallo Andrews. Wie fühlt man sich, nachdem man gemordet hat?"
Corman wusste nicht, welche Art von Antwort Cyrus erwartete: Eine zynische? Eine witzige?
"Tot. Man fühlt sich, als wäre man selber gestorben."
Durch das Saalpublikum ging ein Aufraunen.
"Nun, Andrew, wie dem auch sei, Sie haben sich heute Ihrer gerechten Strafe entzogen."
Plötzlich ahnte Corman, was Gerome gemeint hatte. Im Publikum erkannte er tatsächlich Hundertschaften von Marsmenschen. Allesamt waren sie als Menschen verkleidet. Und Frank Cyrus war der Grässlichste unter ihnen.
"Wissen Sie schon, was Sie mit Ihrem neu erworbenen Leben anfangen werden?"
Corman schüttelte lethargisch den Kopf.
"Nein", wisperte er. Die Erkenntnis war entsetzlich. Marsmenschen, so viele Marsmenschen. Sie wollten die Menschheit unterjochen.
"Ehe Sie in Ihre Zelle zurückgebracht werden, haben Sie uns noch etwas zu sagen?"
Corman taxierte den Showmaster.
"Ja", sagte Corman mit heiserer Stimme, "ihr seid real."
Niemand hatte bemerkt, dass Corman das Messer unter seinem blauen Hemd versteckt gehalten hatte.
"Was...", stieß Cyrus noch hervor, ehe er mit einem Messer in seiner Kehle stumm wie eine Flickenpuppe zusammenbrach und Corman - einen vierten und letzten Mord auf seinem Gewissen - von Dutzenden Kugeln durchsiebt wurde.

[ 03.08.2002, 17:40: Beitrag editiert von: Rainer ]

 

Hallo Rainer,

jetzt mal eine kleine Kritik von mir zu Deiner Story. Habe sie noch nicht gelesen, aber auf den ersten Blick läd sie nicht gerade zum Lesen ein (werde es dennoch tun!), denn: das Auge liest mit! - Für meine Begriffe fehlen einfach eine Menge Absätze. Das Auge kann am Ende einer Zeile nicht kurz verweilen, bleibt man nicht konstant am Text, so verliert man schnell den Punkt, an dem man aufgehört hat zu lesen.

Vielleicht liegt es ja auch nur an der Wiedergabe an meinem Gerät, falls das jedoch nicht so sein sollte, solltest Du mal darüber nachdenken.

Gruß

 

:confused: Ich verstehe schon, was du meinst. Aber sollten Absätze nicht sinnvoll gesetzt werden? Als Trennung zwischen einzelnen "Szenen", und nicht, um es hübscher ausschauen zu lassen? Ich hoffe doch sehr, dass das kein Kriterium ist, ob einem eine Story gefällt oder nicht.
Danke jedenfalls für deine Kritik

 

Hallo Rainer,

das ist korrekt, sinnvolles setzen von Absätzen sollte sein. - Aber daneben ist es doch auch sinnvoll, Absätze dort einzubauen, wo der Leser vielleicht einmal verschnaufen sollte. Ich weiß, daß ich dies in meinen Stories durchaus übertreibe, finde aber, daß sich dadurch die Lesequalität drastisch erhöht. Bei mir jedenfalls erweckt ein so gestalteter Text mit minimalen Absätzen eine gewisse Scheu überhaupt an ihn heranzugehen.

P. S. ich habe die Story noch immer nicht gelesen, aber ein Statement kommt noch, versprochen.

Gruß

 

Hallo Rainer,

ich habe es vollbracht, Story ist gelesen!

Sie liest sich flüssig und durchaus spannend. Wie Du bereits eingangs erwähntest ist der Titel zuerst irreführend, zum Schluß wird jedoch drastisch klar, was Du damit meinst.

Kurz, die Geschichte gefällt mir gut. Hast Du schon mal darüber nachgedacht, sie auch in Printmedien zu veröffentlichen? Ich persönlich findes das ansprechender als hier im Internet, auch wenn man sich ja vor der Technik nicht verschliessen kann und sollte. Beispielsweise der SFCD e. V. oder diverse ander SF-Clubs bringen regelmäßig Periodika heraus in denen (Fan-)Stories abgedruckt werden, ich denke, daß Deine Story da durchaus Chancen hätte. Bei Bedarf stelle ich Dir gerne Adressen der Ansprechpartner zur Verfügung.

Allerdings, und hier bleibe ich bei meiner Meinung, ist die Story in der vorliegenden Layoutform fast unlesbar. Tut mir Leid, wenn ich Dich damit treffen sollte, es ist nicht persönlich gemeint. Du solltest wirklich mehr Absätze einbauen. Beispielsweise wenn unterschiedliche Protagonisten aufeinander reagieren indem sie sich gegenseitig Fragen beantworten oder ähnliches. Da gehört m. E. ein Absatz hin! Zur besseren Abgrenzung zwischen den Kapiteln hast Du derzeit Absätze eingefügt, dort würden sich m. E. Kapiteltrennungen, beispielsweise durch * besser machen.

So, ich hoffe die Kritik war konstruktiv und nicht destruktiv.

Bis dann

 

ich habe es vollbracht, Story ist gelesen!

Der Mann hat Edelmut! :D

Sie liest sich flüssig und durchaus spannend. Wie Du bereits eingangs erwähntest ist der Titel zuerst irreführend, zum Schluß wird jedoch drastisch klar, was Du damit meinst.

Ich hoffe nur keiner glaubt, dass es WIRKLICH Marsmenschen sind!

Kurz, die Geschichte gefällt mir gut.

Reden wir von der GLEICHEN Geschichte?!?

Hast Du schon mal darüber nachgedacht, sie auch in Printmedien zu veröffentlichen? Ich persönlich findes das ansprechender als hier im Internet, auch wenn man sich ja vor der Technik nicht verschliessen kann und sollte. Beispielsweise der SFCD e. V. oder diverse ander SF-Clubs bringen regelmäßig Periodika heraus in denen (Fan-)Stories abgedruckt werden, ich denke, daß Deine Story da durchaus Chancen hätte.

Es würde jetzt zu weit führen und wäre wohl einen weiteren Thread hier wert, aber ich habe vor langer Zeit, vor 8 Jahren, intensiv versucht, bei den Verlagen Feedback zu bekommen, ohne Erfolg. Leider gibt es in Österreich keine Fanzines oder dergleichen, wo man den ersten Schritt machen könnte.

Bei Bedarf stelle ich Dir gerne Adressen der Ansprechpartner zur Verfügung.

Das wäre nett! Und ich bin sicher, es würde auch andere Leute interessieren. Ích fürchte zwar, deine Worte sind zu nobel gewählt, wenn du von Chancen sprichst, aber die paar Schilling fürs Porto kann ich mir auch noch leisten.

Allerdings, und hier bleibe ich bei meiner Meinung, ist die Story in der vorliegenden Layoutform fast unlesbar.

Das Formatieren ist hier ziemlich aufwändig, im Word ist es viel einfacher, zB doppelte Zeilenschaltung oder kursiv usw. Deshalb habe ich sie hier einfach nur reingestellt, ohne großartig dran rumzumachen. Ein Manko ist halt auch, dass viele meiner Stories relativ lang sind und Geduld erfordern, während man im Internet fast schon gewohnt ist, nach ein paar Zeilen weiterzulesen oder weiterzuklicken.

So, ich hoffe die Kritik war konstruktiv und nicht destruktiv.

Sie war sehr konstruktiv, vielen Dank! Es freut mich, dass doch mal jemand eine meiner Stories liest - vermutlich stöhnen hier alle schon auf, wenn sie wieder mal meinen Namen lesen. :)
Wie gesagt, ich würde mich freuen, wenn du mir Adressen geben könntest. Meine Neugierde würde mich dazu zwingen, tatsächlich was einzusenden. Ich könnte ja dann meine Erfahrungen im Forum weitergeben. Ach ja: Hast du es schon mal probiert?

Wie auch immer: Sei bedankt für deine netten Zeilen und beste Grüße aus Österreich

 

Hallo Rainer,

selbstverständlich habe ich es schon versucht woanders zu veröffentlichen. Mit stetig wachsendem Erfolg übrigens. Derzeit bin ich fast jeden Monat irgendwo vertreten. Anfang 2000 kam in G. Meyer´s Taschenbuchverlag, Hanau eine von mir verfasste Storysammlung mit dem Titel Iteration (ISBN 3-934193-17-X) heraus, die problemlos über Amazon.de beziehbar ist, bei normalen Buchhandlungen dauert es in der Regel etwas länger.

So aber nun mal zu ein paar Kontaktadressen:

1. SFCD e. V. zuständig dort ist derzeit : Seidl, Johann E-Mail-Adresse: seidl.forsthaus@t-online.de

2. ASFC zuständig dort ist derzeit: Müller, Wilko E-Mail-Adresse: asfc@wilkomueller.de

3. G. Meyer`s Taschenbuchverlag Meyer, Gerald E-Mail-Adresse: gmeyer3943@aol.com

4. Wilfried Hary Hary, Wilfried
E-Mail-Adresse(n):
wah@HaryPro.de (Veröffentlicht die DISKOMANE, d. h. digitale Stories auf CD-Rom)

Sofern Du hinmailst, sag einfach einen schönen Gruß von mir, die müßten mich eigentlich alle kennen. So auf die schnelle habe ich im Moment keine weiteren Adressen parat, werde aber bei Gelegenheit mal daran denken.

So, jetzt muß ich mal wieder etwas arbeiten, die Bilanzen und Steuererklärungen machen sich leider nicht von alleine.

Gruß

 

Vielen Dank! Ich probier die Adressen einfach mal aus und schicke denen ein paar Stories unter Berufung auf dich. ;)
Es würde mich noch interessieren, wie du an die Sache rangegangen bist. Falls du mal Zeit hast würde ich mich über ne Antwort freuen - ich bin sicher, das interessiert eine Menge Leute hier, denn der größte Teil schafft es nie, irgendwas zu veröffentlichen.
Grüße aus Österreich

 

Hallo Rainer,

also viel Geduld, sehr viel Geduld. Zur Information, ich bin gerade 38 geworden und schreibe ca. seit meinem 14. Lebensjahr. Bis ich die erste semiprofessionelle Veröffentlichung hatte hat es lange Jahre gedauert. - Falls das jemanden interessieren sollte, ich habe bislang nicht einen Pfennig für irgendeine wie auch immer geartete Veröffentlichung gezahlt und werde dies auch zukünftig nicht tun. Es gibt genug Stellen an denen man seine Ergüsse loswerden kann ohne irgendwelche Druckkostenzuschüsse oder ähnliches. Einige wenige habe ich hier ja genannt.

Hinsichtlich der Buchveröffentlichung ist anzumerken, daß auch diese ohne Druckkostenzuschuß gelaufen ist. Hier habe ich dann jedoch für die Bücher den normalen Ladenpreis bezahlt, die ich zur privaten Verwendung benötigte. Die Honorarvereinbarung beschert mir, vorausgesetzt, daß ein bestimmtes Kontingent verkauft werden kann, einen prozentualen Anteil am Umsatz. Alles in allem also m. E. eine faire Abwicklung.

Aufmerksam auf diesen (Klein-)Verlag bin ich durch einen Artikel in den Andromeda-Nachrichten des SFCD e. V., dort werden auch regelmäßig Rezensionen fannischen Kurzgeschichten und Adressen von Herausgebern abgedruckt. Für meine Begriffe ist eine Mitgliedschaft in diesem Verein als SF-Fan ein absolutes Muß.

So, für heute mache ich jetzt Schluß. Sollten noch Fragen offen sein, so mail mich doch einfach an.

Gruß

 

Hallöchen Ihr zwei!

Ich hoff, ich kann mich mal in die freundliche Runde einmischen... ;)

@ Rainer;
Die Geschichte ist vom Grundgedanken her nicht wirklich neu :( ; Mir kommt wie eher wie eine (aber sehr gut geschriebene!!!!) Mischung aus Kings "Running Man" und "Todesmarsch" vor... :( ;) Aber geschrieben ist die Story wirklich gut, nur wirst Du beim patentieren der Recht (wie gesagt *grins*) ein paar Probleme kriegen... ;)

Ziemlich gut geschrieben, aber mehr Absätze würde auch ich mir wünschen... ;)

Griasle
stephy

 

Huch, ein Spion!!! :D

Danke erstmal für die netten Worte. Neu ist sie nicht, das stimmt, sie ist sogar ein total alter Hut. Running Man ist übrigens auch "geklaut", und zwar bei Robert Sheckleys "Prize of Peril", das in den 50ern (!) geschrieben wurde. Und seitdem ständig "inspirierend" wirkt. Nun ja. Das ist etwas, das mir Sorgen macht: Ich habe ja doch einiges bislang geschrieben, aber nie irgend eine verblüffend neue Idee einbringen können. Ich meine, da liest man HG Wells, und der Mann hat Invasionen vom Mars, Zeitmaschinen, ein unsichtbarmachendes Serum quasi "erfunden" - und man selber? Zerbricht sich den Kopf und es fällt nix wirklich neues ein. Na ja, ein paar Jährchen habe ich ja wohl noch, vielleicht wird´s mal was mit einer revolutionär neuen Story-Idee.

 

Hallo Rainer,

was ist schon revolutionär neu? Welcher Autor läßt sich nicht von anderen inspirieren? Das geht doch bisweilen hin bis zum dreisten abschreiben.

Aber mal andersherum, ist es denn verboten aus diversen Vorlagen Ideen zu verwenden und diese zu einem neuen Ergebnis zusammenzufügen? - Wohl gemerkt es darf nicht einfach nur abgeschrieben sein.

Der Vergleich mit Sheckley stimmt übrigens. Wobei Sheckley selbst mindestens dreimal bei sich selbst abgekupfert hat. Die Titel sind mir derzeit entfallen, muß mal in meinem Archiv nachsehen, aber es ging immer wieder um ähnliche Thematiken.

Nichtsdestotrotz, die Story hier ist gut gemacht - bis auf das Layout...

ad astra

 

Ja, ja, du hast ja recht! Aber ich stelle einfach hohe Anforderungen an mich selber und da stört es mich, dass ich nie wirklich originell bin.
Von Sheckley kenn ich leider nur ein paar seiner Kurzgeschichten. Am stärksten fand ich jene, wo es keine Kriege mehr gibt - nur noch Privatfehden. Ich glaube, 11th Victim heißt die Story, müsste da mal nachschauen.
Leider ist Abschreiben total üblich. Der bislang unverschämteste Plagiator, den ich jemals las, heißt John Saul. Der hat - ungelogen! - einen bestimmten Dean Koontz-Roman herangezogen und daraus die Basis für praktisch ALLE seiner Bücher gemacht. Kennst du einen seiner Romane, kennst du alle. Und der Typ verdient sich dumm und dämlich und wird gefeiert - unglaublich!
Hast du zufällig Tomb Raider gesehen? Da gibt es einen 1:1 aus dem ersten Indy Jones-Film entnommenen "Gag", nämlich jenen, wo Indy einen schwertschwingenden Araber ganz cool erschießt.
Wir haben es wohl nicht besser verdient...

 

So. Gelesen!

Hi Rainer, zu der Sache mit den Absätzen kann ich nur sagen, dass ich mir auch welche gewünscht habe. Es ist verdammt schwer so einen langen Text am Bildschirm zu lesen wenn kaum Absätze vorhanden sind. Da gehts nicht darum die Sory hübscher aussehen zu lassen, sondern auch um Respekt dem Leser gegenüber der sich die Mühe macht Deine langen Sachen zu lesen ... :p ;)

Die Geschichte selber hat mich natürlich auch an "Menschenjagd" und "Todesmarsch" erinnert, macht aber nix, denn solche Stories kann ich immer wieder lesen. Hier ist außerdem der interessante Aspekt, dass es sich nicht um normale Freiwillige wie bei "Todesmarsch" handelte sondern um zum Tode Verurteilte. Da fragt man sich wirklich was perverser ist, die Todesstrafe oder diese Gameshow ... :(

Ich hab sogar einen Tippfehler entdeckt, jajaja. :D

Wenn et Pech hätte, würde er vielleicht sogar überleben.
Und nochwas:
Man musste also den Atem fast 18 Sekunden lang anhalten und innert dieser Zeitspanne ...
Innert?!? :confused: Ösi-Deutsch? :D

Mir hat die Geschichte gefallen. Am Anfang kam mir der Stil etwas holperig vor, etwas gestelzt, nicht ganz so überzeugend ... aber später hat sich das gelegt und es wurde immer fesselnder.
Besonders die Stelle, als Corman auf dem Fahrrad um sein Leben strampeln muss und die Minuten und Sekunden zählt hats mir angetan, das hast Du sehr mitreißend beschrieben. Fast King-mäßig. :D

Dass Corman am Ende in den Menschen ebenfalls Marsmenschen sieht kam mir ein bischen zu plötzlich ... mir hätte es auch gefallen, wenn er en Spielleiter bewusst ermordet hätte um sich für dieses grausame Spiel zu rächen.
So ists aber auch ok, so inhuman wie diese Menschen sich da aufführen kann man sie wirklich leicht für Außerirdische halten ... ;)

Gruß, Ginny

[ 03.08.2002, 14:57: Beitrag editiert von: Ginnyrose ]

 

Huch! Ein Blick in die Literatur-Gruft!!! :D
Ich muss mich wirklich entschuldigen für meine Nachlässigkeit - muss die Story ein bisserl gliedern, klar. So ist sie quasi unlesbar.

Das mit den Außerirdischen ist natürlich eine Metapher und nicht wortwörtlich aufzufassen.
Übrigens könnte ich mir eine solche Show gut vorstellen - was hätten die Typen schon zu verlieren?!?

Innert bedeutet "innerhalb" und ist zugegeben veraltet, jedoch "normales Deutsch" so viel ich weiß. Nix Ösi-spezifisch.
Danke fürs Lesen.

 

Hi Rainer, hi Forum!
Die Rubrik "SF" sollte durch "Horror" ersetzt werden. Oder? Der Inhalt reicht als Motiv 1970 Jahre zurück und Barrabas lag in der Gunst des Puplikums vor. Die "Blutrünstigkeit" kann ich im Vergleich zu realem menschlichen Handeln als zwar nah der oberen Moralschranke zuordnen, doch diese Spezies hat immer ganz schön zugelangt: "Wer schneller schießt und besser trifft bleibt Sieger" ist der Wahlspruch vieler Uniformierter mit "hartem Hut". Mir fehlt allerdings die Balance zu Nächstenliebe, Humor, d.h. mir kommen Leser, die Horror begeistert lesen, zu sehr auf ihre Kosten. Der Gesamtansatz kommt bei mir verwirrend an, d.h. son' bischen vermute ich immer, daß du den Leser und dessen soziale Umwelt durcheinander bringen willst und dazu auch die Textlänge benötigst. Das Thema Todesstrafe ist international und auch in der BRD durchaus aktuell, d.h. Art. 139 GG läßt noch Gesetzte aus der Nachkriegszeit zu. Dem wird natürlich heftig widersprochen. Das wär' die Sache da am Glasscherben-Seil: Zunge rausstrecken zur süchtigen Menge.Eine Edition Balance wollte ich nur anregen. Aber da fallen Dir sicherlich noch andere Möglichkeiten ein. Dein Schriftstil ist 1A.
Diskussionen über die Länge haben wir immer wieder, ist egal, mein' ich. Nur bleibe ich ein Defender der Zwei-Seiten-Geschichte mit etwas angespannt, verfremdeter Wortwahl.
Tschüß Gerd

 

Übrigens könnte ich mir eine solche Show gut vorstellen - was hätten die Typen schon zu verlieren?!?
Ihre Würde vielleicht...?
Ist die Frage ob es einem Todeskandidaten letztendlich egal ist wie er stirbt, oder ob man dann nicht doch den schnellen Tod durch die Hinrichtung vorzieht ...

Übrigens finde ich Deine Vorbemerkung vor der Story eigentlich unnötig. Einmal hast Du Dich in einer Geschichte von "Alien" inspirieren lassen, da versteh ich dann schon dass man da vorher eine Erklärung einschieben sollte.
Hier fand ichs nicht so angebracht ... dass es sich um keine wirklichen Marsmenschen-Geschichte handelt findet der Leser schon selbst raus ...
... wenn er denn zuende liest. :D

Gruß, Ginny

 

Gerade beim Showmoderator habe ich sein stereotypes Wesen nicht als störend empfunden. Irgendwie passt es zu ihm, er ist eben kein Individuum sondern so ein Ekel von Moderator wie man es sich eben vorstellt und verkörpert ein bsschen das ganze unmenschliche System, das dahinter steckt.

 

@ Mammut
Mag sein, dass du recht hast. Ich weiß nicht, an welcher Stelle du zum Lesen aufgehört hast. Aber es geht in dieser Geschichte überhaupt nicht um den Showmaster. Seine Rolle ist eher unwichtig und könnte von jedem beliebigem Typen ausgefüllt werden, der schleimig ist. :)
Aber danke für die Rückmeldung!

 

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