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Unter dem Bett

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19.07.2021
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Unter dem Bett

Ich höre die Geräusche nicht zum ersten Mal, und ich habe das, was sie macht, gerade auch nicht zum ersten Mal gesehen. Wenn ich meiner Mama sage, was da unter meinem Bett lebt, sagt sie immer: Es gibt keine Monster, Timmy, du musst schlafen. Obwohl ich doch nie gesagt habe, dass es Monster gibt. Komisch, oder? Im Prinzip sieht er auch nicht gruselig aus, eher wie ein Mensch mit zu vielen Augen. Und Ohren.

Früher hatte ich Angst vor ihm, aber ich glaube, ich habe mich an ihn gewöhnt. Daran, dass er immer am Bett wackelt, wenn ich versuche einzuschlafen. Aber wenn meine Mama dann hochkommt, ist er mucksmäuschenstill. Genau wie ich, wenn ich heimlich unter der Bettdecke Gameboy spiele. Ich denke, wir haben vielleicht vieles gemeinsam. Er hat mich mal gefragt, wie alt ich denn sei, aber sonst redet er eigentlich kaum. Als ich ihm gesagt habe, dass ich in ein paar Wochen sieben werde, hat er gesagt, dass er schon hunderte von Jahren alt ist. Ich wusste nicht, dass man so alt werden kann. Obwohl, eigentlich kenne ich sogar jemanden, der zweihundert Jahre alt ist, nämlich meine Oma. Immer wenn die nämlich Auto fährt, sagt meine Mama, dass sie doch schon mindestens zweihundert ist und das sein lassen sollte. Aber vielleicht meint sie das auch nicht ernst, Erwachsene meinen nämlich vieles nicht ernst.

Ich wünschte nur, sie könnte das unter meinem Bett sehen, dann würde sie mir vielleicht glauben. Aber sie sagt immer nur, ich brauche keine Angst zu haben. Angst habe ich aber überhaupt nicht, ich glaube, im Grunde ist er ganz lieb. Ich habe ihn mal gefragt, wie er heißt, aber darauf hat er nicht geantwortet. Manchmal antwortet er mir tagelang nicht und dann fragt er mich wieder Dinge.

Doch einmal, da hatte ich richtig Angst vor ihm. Es war die Nacht vor meinem fünften Geburtstag und ich kann mich noch daran erinnern, wie er unter dem Bett hervorgekrochen ist. Es hat sich dann nämlich mächtig aufgebläht und wäre fast geplatzt, doch dann ist meine Mama ins Zimmer gekommen und er ist schnell wieder unter das Bett gehuscht. Vielleicht wollte er mir nur zum Geburtstag gratulieren, aber als meine Mama nicht einmal nachschauen wollte, da bin ich sauer geworden. So sauer, dass ich geschrien habe und fast meinen ganzen Geburtstag lang in meinem Zimmer bleiben musste. Vielleicht hat meine Mama auch Unrecht und es gibt wirklich Monster. Aber das unter meinem Bett ist dann keins, das hat mich jedenfalls nie in meinem Zimmer eingesperrt.

Jedenfalls hat er mich heute Nacht wieder angesehen mit seinen vielen Augen und gesagt, die nächste Nacht wird blutrünstig. Ich weiß nicht genau, was das heißt, aber meine Mama sagt nur, ich soll nicht so viel Videospiele spielen, dann habe ich solche Fantasien nicht. Mal sehen, was die Nacht bringt.

 

Hallo @Danielwalczak

Eine Persona non grata treibt sich unter dem Bett herum, in der Geschichte mal mit „sie“, mal mit „er“ mal mit „das“ bezeichnet. Wie auch immer, sie scheint recht friedfertig zu sein, so dass der Horror auf die nächste Nacht vertagt ist. Aber bei dem Wort „blutrünstig“ sollten auch bei einem unbedarften Kind sämtliche Alarmglocken schrillen, finde ich.

Bis auf kleine Ausreißer triffst du die kindliche Sprache und damit die kindliche Sicht ganz gut und mir gefällt auch, dass du es bei Andeutungen das Aussehen des Monsters betreffend belässt. So kann die Fantasie des Lesers sich an die Arbeit machen. Allerdings ist die Situation mit dem Monster unter dem Bett doch schon etwas abgegriffen. Ich habe sogar hier im Forum vor einiger Zeit so etwas Ähnliches gelesen.

Und warum die Mutter sich standhaft weigert, mal unter dem Bett nachzusehen, erschließt sich mir nicht. Weil es der Autor so will? Sie könnte ja einfach nachsehen und das Monster für sie unsichtbar sein.

Hier noch Kleinigkeiten:

Ich höre die Geräusche nicht zum ersten Mal[, ]und ich habe das, was sie macht, gerade auch nicht zum ersten Mal gesehen.
Komma zu viel und der Satz ist irgendwie schief, weil gerade nicht an der richtigen Stelle steht. … und ich habe das, was sie gerade macht, auch nicht zum ersten mal gesehen.
Und warum "sie"? Später ist es ein "er". Entscheide dich. Übrigens, was macht sie denn gerade. Das hätte ich als Leser gern gewusst.
Wenn ich meiner Mama sage, was da unter meinem Bett lebt, sagt sie immer: Es gibt keine Monster,
Es ist ja eine Person, wenn auch eine non grata, also „wer“
Er hat mich mal gefragt, wie alt ich denn sei, aber sonst redet er eigentlich kaum.
"sei" klingt nicht kindlich. Als ob das Kind um die richtige Anwendung des Konjunktivs I wüsste. "wie alt ich bin". Und eigentlich ist eigentlich entbehrlich.
Ich wünschte nur, sie könnte das unter meinem Bett sehen, dann würde sie mir vielleicht glauben.
da das KInd „ihn“ vorher schon mit „er“ bezeichnet, könntest du „ihm auch ein „ihn“ gönnen, statt ihn wie eine Sache zu bezeichnen
ich glaube, im Grunde ist er ganz lieb.
„im Grunde“ fällt aus der kindlichen Sprache heraus.

Grüße
Sturek

 

Hallo @Danielwalczak,


einerseits mag ich die Idee deiner Geschichte, die noch nicht so abgegriffen ist wie das berühmte Monster unter dem Kinderbett, andererseits finde ich Timmy für sein Alter dennoch eine Spur zu abgeklärt. Eine erschrocken-neugierige Haltung könnte für ein wenig mehr Lebendigkeit in der Geschichte sorgen.

Ich höre die Geräusche nicht zum ersten Mal, und ich habe das, was sie macht, gerade auch nicht zum ersten Mal gesehen.
Das "gerade" wurde für mich zum Stolperstein, das liegt hauptsächlich am Satzbau und seiner Position. Der Satzbsau liest sich, als sei das "gerade" kein Zeitanzeiger, was es ja ist. Vielleicht ist es streichbar?
Wir sind also in einer Situation, in der dich das Wesen mal wieder hören und sehen lässt.
Wenn ich meiner Mama sage, was da unter meinem Bett lebt, sagt sie immer: Es gibt keine Monster, Timmy, du musst schlafen. Obwohl ich doch nie gesagt habe, dass es Monster gibt. Komisch, oder?
Daran bin ich auch hängen geblieben. Timmy sagt seiner Mama also in etwa (vielleicht wäre es in der Geschichte besser ganz konkret gestaltet), etwa: "Da ist ein Monster unter meinem Bett." Da er das Wesen aber selbst nicht für ein Monster hält oder als solches bezeichnet, sagt er das eher nicht. Wenn er sagt: "Da ist/lebt etwas unter meinem Bett", wäre die logische Folge, dass die Mutter "Was denn?" fragt, anstatt darauf gleich den Monstergedanken anzubringen.
Genau wie ich, wenn ich heimlich unter der Bettdecke Gameboy spiele. Ich denke, wir haben vielleicht vieles gemeinsam.
Das ist ein schöner Gedanke, wenn es insgesamt auch wenig Berührungspunkte gibt zwischen Timmy und dem Wesen unter seinem Bett. Auch: es täte der Geschichte besser, denke ich, wenn du entscheiden würdest, ob das Wesen "er", "sie" oder "es" sein soll.
Aber das unter meinem Bett ist dann keins, das hat mich jedenfalls nie in meinem Zimmer eingesperrt.
Das bebildert nochmaldas Vetrauliche, da sine Mama das wahrscheinlich im Gegensatz zum Wesen schonmal hat. Da wäre noch mehr Raum in der Geschichte, das Verhältnis direkt oder indirekt, zwischen Timmy und dem Wesen zu bebildern und da etwas tiefer zu gehen. Da wäre ja nahezu jede Richtung denkbar.
Jedenfalls hat er mich heute Nacht wieder angesehen mit seinen vielen Augen und gesagt, die nächste Nacht wird blutrünstig. Ich weiß nicht genau, was das heißt, aber meine Mama sagt nur, ich soll nicht so viel Videospiele spielen, dann habe ich solche Fantasien nicht. Mal sehen, was die Nacht bringt.
Der Schluss gefällt mir nicht sehr. Der Gedanke des Aufschiebens ist noch recht fein, aber Timmy, als fast Siebenjähriger, kann sich mit Sicherheit mehr unter dem Begriff "blutrünstig" vorstellen, es sei denn, er ist sehr eingeschränkt. Dass er die Bedeutung des Wortes gar nicht erahnen kann, glaube ich nicht. Und das "Mal sehen, was die Nacht bringt" ist mir, wie gesagt, entschieden zu abgeklärt.

Ach so: statt "Horror" würde ich eher "Kinder" oder so taggen, Horrormerkmale entdecke ich hier keine. Ist für mich noch niedlicher Natur.

Damit willkommen hier,
viele Grüße,
Helen

 

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