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Unter dem Bett

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07.05.2012
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Unter dem Bett

Am ganzen Körper zitternd, mit verstört starrenden Augen stolperte Isolde B. in das Zimmer. Unablässig fuhr sich die junge Frau durch die, ohnehin schon völlig zerzausten, Haare. Heiße Tränentropfen verharrte in ihrem eiskalt gewordenen Gesicht, welches eine ungesund-gräuliche Farbe angenommen hatte.
Von heftigen Schluchzern unterbrochen wühlte Isolde in Schubladen herum. Bald wurde sie fündig. Aus einem Stapel von Zeitschriften zog sie ein kleines schwarzes Heftchen hervor. Hastig öffnete sie es und las.

Tagebucheintrag 28. 12.:
Gestern ist etwas überaus Merkwürdiges geschehen. Meine Eltern sind über Weihnachten verreist, darum habe ich bis zum Ende der Ferien sturmfrei. Wie dem auch sei, gestern haben Walter, Dan, Lise, meine Schwester Isolde und ich bei uns gefeiert. Wir sind dann allerdings bald schlafen gegangen, da wir am Vortag schon ausgelassen gefeiert hatten. Doch so etwa um Mitternacht ist etwas sehr seltsames passiert:
Ich wachte auf, denn ich hatte ein wenig Halsweh. Anschließend wollte ich aufstehen, um etwas zu Trinken zu holen. Da hörte ich ein ungewöhnliches Geräusch. Es klang wie ein ersticktes, heiseres, keuchendes Ausatmen, doch im Gegensatz zu einem gewöhnlichen Atemzug riss das Geräusch, das ich hörte, einfach nicht ab.
Es kam aus der Küche. Da ich mir sowieso etwas zu Trinken holen wollte, ging ich dort hin. Der Raum war stockfinster und zu allem Überfluss konnte ich den Lichtschalter nicht finden. Also tastete ich mich langsam vorwärts. Ich öffnete die Kühlschranktür und Licht quoll daraus hervor. Plötzlich stand da jemand neben mir. Ich erschrak natürlich, und das Geschöpf, das ich im Dunkel nicht erkennen konnte, huschte davon.
Ich dachte mir nichts weiter, aber, um ehrlich zu sein, war das sehr unheimlich, und ich hatte ziemliche Angst.

„In der Tat merkwürdig“, sagte Isolde vor sich hin, doch das konnte es unmöglich gewesen sein, was ihren Bruder derart in den Wahnsinn getrieben hatte. Sie schlug die nächste Seite auf und las weiter:

Tagebucheintrag 29./30. 12.:
Ich sitze in meinem Bett. Die Nachttischlampe wirft schemenhafte, düstere Schatten an die Wand. Ich glaube, ich werde langsam wahnsinnig. Unter meinem Bett ist etwas. Ich höre scharrende Kratzgeräusche und das selbe Atemgeräusch wie gestern Nacht. Vielleicht träume ich ja nur. Wenn ja, dann ist es ein Alptraum. Ich traue mich nicht nachzusehen. Ich spüre es könnte meinen Verstand zerfressen, wenn ich sehe, was sich dort unten verbirgt.

Isolde begann abermals zu weinen. Der Tagebucheintrag war erst drei Tage alt. Wäre sie doch bei ihrem Bruder geblieben, dann wäre das alles nie passiert. Isolde las den Tagebucheintrag aus der Nacht vom 30. Dezember:

Tagebucheintrag 30. 12.:
Ich hatte solche Angst. Die letzte Nacht war furchtbar. Ich leide zunehmend unter Verfolgungswahn. Ich habe versucht meine Schwester zu erreichen, aber sie hat offenbar ihr Telefon ausgeschaltet.

Bei diesem letzten Satz stockte Isolde in furchtbarem Zorn über sich selbst, las jedoch gleich weiter:

In diesem Haus halte ich es nicht mehr aus. Ich muss irgendwo anders hin. Kann nicht wieder in diesem, oder einem ähnlichen Bett schlafen. Ich gehe erst einmal in die Stadt, vielleicht in den Park, um mir einen klaren Kopf zu verschaffen.

Später:
Ich hab Walter getroffen. Ich habe ihm alles erzählt. Hat mich ausgelacht. Wundert mich nicht. Er hat mir angeboten, heute bei ihm zu übernachten. Ich nahm dankend an. Wenn es mir wieder so schrecklich geht, heute Nacht, dann habe ich wenigstens ihn in meiner Nähe. Obwohl ich mich wie ein kleines, verängstigtes Mädchen anhöre, schäme ich mich nicht. Die letzte Nacht war zu furchteinflößend.

Isolde verstand es einfach nicht. Sie verstand das einfach nicht. Ihr Bruder war doch nicht verrückt gewesen. Was war bloß mit ihrem armen Bruder geschehen? Die Gedankenflut wirkte auf Isolde unerträglich. Sie ging nach draußen in die Küche. Das Zimmer ihres Bruders wirkte nun auch schon auf sie furchterregend. Ein freundlicher Polizist gab ihr eine Tasse Kaffee. Er sagte ihr sie sollte versuchen sich zu beruhigen, obwohl er natürlich wusste wie schwer das jetzt für sie war. Er sah ihr in ihr blasses, müdes Gesicht, erblickte danach das ausgefranste Tagebuch in ihrer Hand, und riet ihr es besser nicht zu lesen. „Eigentlich merkwürdig, dass er das nicht als Beweismaterial beschlagnahmt“, dachte Isolde, verlor aber keinen Gedanken mehr darüber, sondern freute sich, dass der Polizeibeamte es nicht getan hatte.
Isolde setzte sich mit ihrem Kaffee und dem Tagebuch ihres Bruders an den Esstisch im Wohnzimmer. Draußen schneite es. Genau bei so einem Wetter wollte ihr Bruder immer begraben werden. Das hatte er ihr gesagt. Isolde kam nicht umhin, flüchtig zu lächeln. Sie betrachtete das Spiel der dicken, weißen, flauschig-kalten Flocken im Wind. Nachdem sie das Naturkunstwerk eine Weile lang betrachtet hatte, und sich dabei erinnert hatte, wie gern ihr Bruder das immer getan hatte, während sie ein solches Wetter immer gehasst hatte, blätterte sie in dem Tagebuch weiter:

Tagebucheintrag 31. 12.:

Habe bei Walter übernachtet. Wir haben bis spät in die Nacht Fernsehen geschaut, Bier getrunken und sind dann irgendwann zwischen zwei und fünf Uhr auf dem Sofa eingeschlafen.
Langsam fange ich an zu glauben, dass ich in der letzten Nacht einfach nur ein bisschen durchgedreht habe. Vermutlich habe ich wirklich nur schlecht geträumt. Hat vielleicht was mit dem Weihnachtsstress zu tun. Jedenfalls denke ich, dass ich heute wieder wie ein toter schlafen werde. Zu Hause in meinem Bett. Ohne irgendwelche Alpträume.

Isolde verstand gar nichts mehr. Wenn es ihrem Bruder gestern so gut ging, wieso…? Wieso? Es war einfach so grauenvoll. Isolde brach wieder in bitterlichsten Tränen aus. Sie verschloss sich im Arbeitszimmer ihres Vaters, aus Angst jemand könnte ihr das Tagebuch wegnehmen. Sie beugte sich über den Schreibtisch und las den letzten Tagebucheintrag, in der Hoffnung er würde ihr die furchtbare Tat ihres Bruders erklären.

Tagebucheintrag 31. 12./ 1. 1.:
Ich ertrage es nicht. Es ist unter mir. Ich kann kaum noch die Feder halten, mit der ich diese Zeilen schreibe. Ich schlief in meinem Bett. Meine eine Hand glitt in der Nacht auf den Boden. Es hat mich gepackt. Ich habe es gesehen. Hat aus der Dunkelheit unter meinem Bett mich angefaucht. Angeschrien. So furchtbar. Was ist es? Es war so grauenvoll. Diese stechenden Augen, die Mumienhafte haut, haarig wie ein Tier und verfault, die Kiefer eines, ja, eines Monsters. Ich habe das Licht eingeschaltet, vermag jedoch nicht es zu vertreiben. Es kriecht dort unten, scharrt. Unter meinem Bett. Es hat mich mit seinen grauenvollen, giftigen Reißzähnen verletzt. Es ist dort unten, unter dem Bett. Ich höre es. Im Zimmer ist es hell, aber alles ist dunkel. Ich muss weg! Weg von dem Bett. Nach oben. Dort kann es mich nicht erwischen. Es kriecht am Boden. Ich muss über das Bett. Ich höre es. Es will mich holen. Ich muss fliehen. Nach oben. Dieses Monster! Unter dem Bett.

Isolde wischte sich die vertrockneten Tränen aus ihren rotgeschwollenen Augen, und steckte das Buch ein. Sie durchschritt die Absperrung der Polizei, bevor man sie aufhalten konnte, und trat in das Zimmer ihres Bruders. Da sah sie ihn. Er hing, ganz oben an einem Haken an der Decke aufgeknüpft, eine Schlinge um den Hals, über seinem Bett, und baumelte hin und her. Eine Hand war abgeschlagen, oder vielmehr abgerissen, und beklebt mit Haaren. Und mit Blut hatte der arme, kranke Junge in großen Lettern dieses Wort an die Wand geschmiert. Das Wort war: ES. Wieso? Isolde sah zitternd ihrem toten Bruder in die irren, offenen Augen. Lieber sah sie ihn an, als diesen Ort, unter dem Bett.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo bsb123, herzlich willkommen hier im Forum!

Da hast du dir ja ein sehr gängiges Thema ausgesucht: das Monster unterm Bett.
Ein interessanter Ansatz, im Angesicht eines Ergebnisses das Geschehen anhand eines Tagebuchs zu rekonstruieren. Aber auch künstlich. Ich denke nicht, dass ich in so einer Situation die Ruhe und Konzentration hätte, zu lesen, selbst dieses Tagebuch. Warum weiß Isolde eigentlich, dass es ein Tagebuch gibt und wo es ist? Zumindest kommt sie mir ziemlich zielstrebig vor.
Ein paar Stellen fand ich ziemlich umständlich resp. unrealistisch, komme ich gleich noch zu.
Und bei so einem Aufbau musst du aufpassen, dass die Handlung nicht nur zu einem Rahmen verkommt, um die Tagebucheinträge rauszuhauen - die Problematik sehe ich hier. Also im Mittelteil ist das so: Sie liest einen Eintrag, sie ist entsetzt und geht in die Küche, sie liest den nächsten Eintrag, ist entsetzt und guckt den Schnee an, sie liest den nächsten Eintrag usw. Weißt du?
Übrigens würde ich die Tagebucheinträge kursiv setzen, dann ist die Struktur deutlicher, und so lang sind die ja nicht. Zu guter Letzt sind noch Fehler drin, die ausgemerzt werden wollen.
Gehen wir mal durch.

Am ganzen Körper zitternd, mit verstört starrenden Augen stolperte Isolde B. in das Zimmer.
Das ist umständlich. verstört starrende Augen? Warum nicht einfach "Zitternd und mit verstörtem Blick stolperte Isolde (Was soll überhaupt das "B."? Hat keine Funktion, weg damit.) ins Zimmer."?

Unablässig fuhr sich die junge Frau durch die, ohnehin schon völlig zerzausten, Haare.
Diese Kommas sind unnötig

Heiße Tränentropfen verharrte in ihrem eiskalt gewordenen Gesicht, welches eine ungesund-gräuliche Farbe angenommen hatte.
Tränen sind Tropfen, doppelt gemoppelt, weg mit den Tropfen. eiskaltes Gesicht finde ich persönlich übertrieben, aber wenn du meinst, ich weiß, du willst diesen Gegensatz. "welches" klingt gestelzt: das.

Den ersten Tagebucheintrag fand ich sehr umständlich.

Meine Eltern sind über Weihnachten verreist, darum habe ich bis zum Ende der Ferien sturmfrei. Wie dem auch sei, gestern haben Walter, Dan, Lise, meine Schwester Isolde und ich
So schreibt niemand Tagebuch. Das sind zu offensichtlich Hintergrundinformationen für den Leser.
Doch so etwa um Mitternacht ist etwas sehr seltsames passiert:
Sowas Ähnliches hast du schon am Anfang gesagt. Lieber nur kurz darauf beziehen und dann loslegen. Außerdem: Seltsames
Ich wachte auf, denn ich hatte ein wenig Halsweh. Anschließend wollte ich aufstehen, um etwas zu Trinken zu holen. Da hörte ich ein ungewöhnliches Geräusch. Es klang wie ein ersticktes, heiseres, keuchendes Ausatmen, doch im Gegensatz zu einem gewöhnlichen Atemzug riss das Geräusch, das ich hörte, einfach nicht ab.
Es kam aus der Küche. Da ich mir sowieso etwas zu Trinken holen wollte, ging ich dort hin.
Wieder umständlich. Dieses Kratzen im Hals und Trinkenwollen hat hier nur die Funktion, um den Gang in die Küche zu rechtfertigen. Unnötig, ein unheimliches Geräusch reicht da doch.
Es klang wie ein ersticktes, heiseres, keuchendes Ausatmen
Ein Adjektiv würde ich streichen.
riss das Geräusch, das ich hörte, einfach nicht ab.
Der Einschub ist unnötig, da dieses Geräusch das einzige ist, das du erwähnst..

Ich erschrak natürlich
Natürlich... Mach's doch spannender! Wie fühlt sich das an, wenn man erschrickt?

Ich dachte mir nichts weiter
Da huscht eine Gestalt durch die dunkle Küche, und er denkt sich nichts weiter? :confused:

„In der Tat merkwürdig“, sagte Isolde vor sich hin
Hier gibt es einen starken Bruch. Davor war Isolde völlig aufgelöst, zittern, verstört, heiß, eiskalt, und hier sagt sie das.. Fehlt nur noch "Hmmm" und eine gerunzelte Stirn.. ;)

und das selbe Atemgeräusch wie gestern Nacht.
dasselbe

Ich traue mich nicht nachzusehen.
,

Ich spüre es könnte meinen Verstand zerfressen
,

Isolde begann abermals zu weinen. Der Tagebucheintrag war erst drei Tage alt. Wäre sie doch bei ihrem Bruder geblieben, dann wäre das alles nie passiert. Isolde las den Tagebucheintrag aus der Nacht vom 30. Dezember:

Tagebucheintrag 30. 12.:

Viele Doppelungen, diese Tagebuchüberschrift würde ich in diesem Fall weglassen, würde auch diese immer gleiche Struktur mal etwas auflockern.

Ich hatte solche Angst. Die letzte Nacht war furchtbar.
Würde ich umdrehen.

Ich habe versucht meine Schwester zu erreichen
,

Bei diesem letzten Satz stockte Isolde in furchtbarem Zorn über sich selbst, las jedoch gleich weiter:
"Bei diesem letzten Satz" ist überflüssig. Zorn... Ich weiß nicht. Warum nicht nur: Sie zuckte zusammen, oder so? Der Leser weiß schon, wie man sich in so einer Situation fühlt..

Ich hab Walter getroffen. Ich habe ihm alles erzählt.
Doppelung. Ab kurz vorher wird außerdem der Stil lapidarer, wenn, würde ich das aber konsequenter machen.

Isolde verstand es einfach nicht. Sie verstand das einfach nicht.
Unnötige Wiederholung, durch das "einfach" schon stark genug

Ihr Bruder war doch nicht verrückt gewesen. Was war bloß mit ihrem armen Bruder geschehen?
ihm

Die Gedankenflut wirkte auf Isolde unerträglich.
Naja, eine Flut ist das ja nicht gerade

Er sagte ihr sie sollte versuchen sich zu beruhigen
, ,

obwohl er natürlich wusste wie schwer das jetzt für sie war.
Überflüssig, wird durch das "versuchen" klar

erblickte danach das ausgefranste Tagebuch in ihrer Hand, und riet ihr es besser nicht zu lesen.
:confused: Warum sollte er das tun? Realistischer wäre, dass er fragt, ob das das Tagebuch ihres Bruder sei und ob sie sich vielleicht setzen wolle oder so... (finde ich)

Genau bei so einem Wetter wollte ihr Bruder immer begraben werden. Das hatte er ihr gesagt. Isolde kam nicht umhin, flüchtig zu lächeln.
Vielleicht die unrealistischste Stelle überhaupt. Die Frau ist geschockt! Sie würde vielleicht denken: Oh Gott, und jetzt ist es wirklich so gekommen, OH GOTT! - aber doch nicht lächeln! (Das hieße, sie hätte das verarbeitet und damit Frieden geschlossen...)

Nachdem sie das Naturkunstwerk eine Weile lang betrachtet hatte, und sich dabei erinnert hatte, wie gern ihr Bruder das immer getan hatte, während sie ein solches Wetter immer gehasst hatte,
Das meinte ich vorhin mit Rahmen für die Einträge. Das ist nur Zwischenblabla, um etwas Platz zum nächsten Eintrag zu schaffen

sind dann irgendwann zwischen zwei und fünf Uhr auf dem Sofa eingeschlafen.
Würde ich streichen, hat keine Bedeutung, und so unpräzise schon gar nicht

ein bisschen durchgedreht habe.
bin

Hat vielleicht was mit dem Weihnachtsstress zu tun.
Seltsame Assoziation. Was hat Weihnachten mit so einem gängigen Horrothema zu tun?

wieder wie ein toter schlafen werde
Toter

Isolde verstand gar nichts mehr.
Ja, das hatten wir beim letzten Zwischenspiel auch

Isolde brach wieder in bitterlichsten Tränen aus.
Schmalzig, weg damit

in der Hoffnung er würde ihr die furchtbare Tat ihres Bruders erklären
,

Ich kann kaum noch die Feder halten
? wann spielt die Geschichte?

Meine eine Hand glitt in der Nacht auf den Boden.
"eine" ist überflüssig ; wann sonst?

Hat aus der Dunkelheit unter meinem Bett mich angefaucht.
Satzbau..

die Mumienhafte haut
andersrum: erst klein, dann groß

vermag jedoch nicht es zu vertreiben
, (gestelzt)

Ich muss über das Bett.
klingt komisch

Dieses Monster! Unter dem Bett.
Ja ist doch gut, langsam hat's der Leser begriffen...

Ähm, also er sitzt auf seinem Bett, unter dem dieses Viech rumramentert - und schreibt Tagebuch? :confused:

Isolde wischte sich die vertrockneten Tränen aus ihren rotgeschwollenen Augen
Wie kann man denn etwas Vertrocknetes wegwischen?

Er hing, ganz oben an einem Haken an der Decke aufgeknüpft, eine Schlinge um den Hals
Jo, das ist inzwischen keine Überraschung mehr. Evtl. lässt sich da noch ein Kniff einbauen?

Und mit Blut hatte der arme, kranke Junge in großen Lettern dieses Wort an die Wand geschmiert. Das Wort war: ES.
Och nöö! So ein blödes Klischee. Nicht von Horrorelementen leiten lassen, sondern von der Geschichte!
Und dann:
Wieso?
Ja, genau, Isolde. Wieso bloß? ...

Lieber sah sie ihn an, als diesen Ort, unter dem Bett.
Lieber sah sie in sein Gesicht, als unter das Bett ...

So. Die Story ist ja nicht gerade innovativ, aber diese Umständlichkeiten und Ungereimtheiten (warum versucht der Bruder nicht stärker, jemanden zu überzeugen?) stören.
Generell würde ich dir empfehlen, dich immer genau zu fragen: Was will ich vermitteln und warum? Und danach: Wie kann ich das prägnant tun?

Viele Grüße,
Maeuser

 

unter dem Bett

Hallo.
Das Grauen, das von dem schmalen, dunklen Spalt unter dem Bett ausgeht kennt jeder und die Idee eine Gruselgeschichte darüber zu schreiben gefällt mir gut.
Ich habe mir die Geschichte durchgelesen und nehme mir jetzt die Freiheit ein paar Kommentare zu geben. Die mag ein anderer vielleicht nicht so sehen wie ich, aber möglicherweise geben sie dir ein paar Anregungen. Sei mir nicht böse wenn ich hier und da etwas kleinlich erscheine. Du kannst mir auch gerne deine Sicht der Geschichte erläutern. Ich schreibe einfach mal an den Stellen direkt in deinen Text rein, die mir aufgefallen sind. Anmerkungen schreibe ich krusiv dazu.

Unter dem Bett
Am ganzen Körper zitternd, mit verstörtem Blick stolperte Isolde das B. braucht kein Mensch, denn der Name spielt keine Rolle mehr. Außerdem klingt die Geschichte plötzlich ungewollt bürokratisch (Aktenzeichen XY ungelöst) in das Zimmer ihres toten Bruders.
[/I] man könnte hier vielleicht ein wenig vorgreifen, um einen Spannungsbogen zu Ende zu schlagen und dem LEser anzudeuten, dass etwas Furchtbares geschehen wird[/I] Unablässig fuhr sich die junge Frau durch die zerzausten, Haare. Heiße Tränentropfen verharrten in ihrem eiskalt gewordenen Gesicht, Diese Formulierung verstehe ich nicht so ganz. Sind die Tränen getrocknet, die ihre Wangen benetzt hatten? Und wieso ist das Gesicht eiskalt geworden. Das es Winter ist, wird einem erst durch das Datum der Taebucheinträge klar. Isolde könnte in einen Mantel gehüllt das Zimmer des Bruders betreten, auf dem noch tauende Schneeflocken hängen, das eine ungesunde, gräuliche Farbe angenommen hatte.
Von heftigen Schluchzern unterbrochen wühlte Isolde in Schubladen herum. Bald wurde sie fündig. Aus einem Stapel von Zeitschriften zog sie ein kleines schwarzes Heftchen hervor. Nervös öffnete sie es und las.

Tagebucheintrag 28. 12.:
Gestern ist etwas Merkwürdiges geschehen. Meine Eltern sind über Weihnachten verreist, darum habe ich bis zum Ende der Ferien sturmfrei. Wie dem auch sei, gestern haben Walter, Dan, Lise, meine Schwester Isolde und ich bei uns gefeiert. Wir sind dann allerdings bald schlafen gegangen, da wir am Vortag schon ausgelassen gefeiert hatten. Doch so etwa um Mitternacht ist etwas sehr seltsames passiert:
Ich wachte auf, denn ich war durstig. Anschließend stand ich auf, um etwas zu Trinken zu holen. Da hörte ich ein ersticktes, heiseres, keuchendes Ausatmen. Doch im Gegensatz zu einem gewöhnlichen Atemzug riss das Geräusch nicht ab.
Es kam aus der Küche. Hier solltest du anfangen den Schrecken aufzubauen, der von dem eigenartigen Geräusch ausgeht und den Bruder so verstört Da ich mir sowieso etwas zu Trinken holen wollte, tappte ich schlaftrunken durch das Haus. Die Küche war stockfinster und zu meinem Pech konnte ich den Lichtschalter nicht finden. Als würde er nicht wissen wo im Haus seiner Eltern der Lichtschalter ist. Vielleicht kennt er sich auch so gut aus, das er genau weiß, wo er was vorfindet Ich tastete mich schrittweise vorwärts, öffnete die Kühlschranktür und totes Licht quoll daraus hervor. Plötzlich stand da jemand neben mir. Diesen Schockmoment musst du noch weiter ausbauen. Was für ein Horror ist es, wenn eine schattenhafte Gestalt mitten in der Nacht neben einem steht. Der Schock, Das Adreanlin, das Herzklopfen. Ich finde du solltest dieem Moment mehr Bedeutung geben Ich erschrak natürlich, und die Gestalt, die ich im Dunkel nicht erkennen konnte, huschte davon.
Ich dachte mir nichts weiter, Das kann ja eigentlich nicht sein. Hellwach wäre man durch den Adrenalinschub und würde alle Lichte anschalten und sich in der Wohnung umsehen. Er könnte zu Beispiel seiner Schwerste Isolde noch in der gleichen Nacht von dieser verstörenden Begegnung erzählen aber, um ehrlich zu sein, war das sehr unheimlich, und ich hatte ziemliche Angst. Wieder finde ich, dass du seine Angst genauer beschreiben könntest. Wie äußerst sie sich. Immerhin nimmt er sich in ein paar Tagen das leben, weil er die Angst nicht mehr ertragen kann.

„Eigenanrtig“, murmelte Isolde vor sich hin, doch dieses Ereignis konnte es unmöglich gewesen sein, was ihren Bruder in den Wahnsinn Gut, hier sprichst du von kommendem Wahnsinn, der sich meiner Meinung nach aber noch mehr wie die Krallen eines Monsters um den Bruder legen müsste getrieben hatte. Sie schlug die nächste Seite auf und las weiter:

Tagebucheintrag 29./30. 12.:
Ich sitze in meinem Bett. Die Nachttischlampe wirft schemenhafte, düstere Schatten an die Wand. Ich glaube, ich werde langsam wahnsinnig. Unter meinem Bett ist etwas. Ich höre scharrende Kratzgeräusche und das selbe Atemgeräusch wie gestern Nacht. Vielleicht träume ich ja nur. Wenn ja, dann ist es ein Alptraum. Ich traue mich nicht nachzusehen. Ich spüre es könnte meinen Verstand zerfressen, wenn ich sehe, was sich dort unten verbirgt.

Der Wahnsinn befällt ihn sehr schnell. Ich denke du könntest dir mehr Zeit lassen und nicht alles innerhalb von drei Tagen geschehen lassen. Lies doch mal ein paar Geschichten von Howard Philips Lovecraft und lass dich von seiner genialen Art inspirieren, wie man Wahnsinn und geistigen Verfall beschreibt und inszeniert.

Isolde begann abermals zu weinen. Der Tagebucheintrag war erst drei Tage alt. Wäre sie doch bei ihrem Bruder geblieben, dann wäre das alles nie passiert. Isolde las den Tagebucheintrag aus der Nacht vom 30. Dezember:

Tagebucheintrag 30. 12.:
Ich hatte solche Angst. Die letzte Nacht war furchtbar. Ich leide zunehmend unter Verfolgungswahn. Ich habe versucht meine Schwester zu erreichen, aber sie hat offenbar ihr Telefon ausgeschaltet.

Bei diesem letzten Satz stockte Isolde in furchtbarem Zorn über sich selbst, las jedoch gleich weiter:

In diesem Haus halte ich es nicht mehr aus. Ich muss irgendwo anders hin. Kann nicht wieder in diesem, oder einem ähnlichen Bett schlafen. Ich gehe erst einmal in die Stadt, vielleicht in den Park, um mir einen klaren Kopf zu verschaffen.

Später:
Ich hab Walter getroffen. Ich habe ihm alles erzählt. Hat mich ausgelacht. Wundert mich nicht. Er hat mir angeboten, heute bei ihm zu übernachten. Ich nahm dankend an. Wenn es mir wieder so schrecklich geht, heute Nacht, dann habe ich wenigstens ihn in meiner Nähe. Obwohl ich mich wie ein kleines, verängstigtes Mädchen anhöre, schäme ich mich nicht. Die letzte Nacht war zu furchteinflößend.Was genau war an der letzten Nacht so furchteinflößend?

Isolde verstand es einfach nicht. Ihr Bruder war doch nicht verrückt gewesen. Was war bloß mit ihm geschehen? Die Gedankenflut wirkte auf Isolde unerträglich. Sie ging nach draußen in die Küche. Das Zimmer ihres Bruders wirkte nun auch schon auf sie furchterregend.
Auch der Beschreibung des Zimmers hättest du vorher ein wenig Platz einräumen können Ein freundlicher Polizist gab ihr eine Tasse Kaffee. Er sagte ihr sie sollte versuchen sich zu beruhigen, obwohl er natürlich wusste wie schwer das jetzt für sie war. Er sah ihr in ihr blasses, müdes Gesicht, erblickte danach das ausgefranste Tagebuch in ihrer Hand. „Merkwürdig, dass er das nicht als Beweismaterial beschlagnahmt“, dachte Isolde, verlor aber keinen Gedanken mehr darüber, sondern akzeptierte, dass der Polizeibeamte es nicht getan hatte.
Isolde setzte sich mit ihrem Kaffee und dem Tagebuch ihres Bruders an den Esstisch im Wohnzimmer. Draußen schneite es. Genau bei so einem Wetter wollte ihr Bruder immer begraben werden. Das hatte er ihr gesagt. Sie betrachtete das Spiel der dicken, weißen, flauschig-kalten Flocken im Wind. Nachdem sie das Naturkunstwerk eine Weile lang betrachtet hatte, und sich dabei erinnert hatte, wie gern ihr Bruder das immer getan hatte, während sie ein solches Wetter immer gehasst hatte, blätterte sie in dem Tagebuch weiter:

Tagebucheintrag 31. 12.:

Habe bei Walter übernachtet. Wir haben bis spät in die Nacht Fernsehen geschaut, Bier getrunken und sind dann irgendwann spätnachts eingeschlafen.
Langsam fange ich an zu glauben, dass ich in der letzten Nacht einfach nur ein bisschen durchgedreht habe. Vermutlich habe ich wirklich nur schlecht geträumt. Hat vielleicht was mit den Nachwirkungen des Weihnachtsstresses ist doch schon Sylvester? zu tun. Jedenfalls denke ich, dass ich heute wieder wie ein Toter schlafen werde. In meinem Bett. Ohne Alpträume.

Isolde verstand gar nichts mehr. Wenn es ihrem Bruder gestern so gut ging, wieso…? Wieso? Es war grauenvoll. Isolde brach wieder in bitterlichste Tränen aus. Sie verschloss sich im Arbeitszimmer ihres Vaters, aus Angst jemand könnte ihr das Tagebuch wegnehmen. Sie beugte sich über den Schreibtisch und las den letzten Tagebucheintrag, in der Hoffnung er würde ihr die furchtbare Tat ihres Bruders erklären.

Tagebucheintrag 31. 12./ 1. 1.:
Ich ertrage es nicht. Es ist unter mir. Ich kann kaum noch die Feder halten, mit der ich diese Zeilen schreibe. Ich schlief in meinem Bett. Meine eine Hand glitt in der Nacht aus dem Bett und hing über dem Boden. Es hat mich gepackt. Ich habe es gesehen. Hat mich aus der Dunkelheit unter meinem Bett angefaucht. Angebrüllt. Furchtbar. Was ist es? Es war so grauenvoll. Diese stechenden Augen glotzen aus der mumifizierten Haut. Es ist behaart wie ein Tier und scheint an manchen Körperstellen zu faulen. Es hat die Kiefer eines Monsters. Ich habe das Licht eingeschaltet, vermag jedoch nicht es zu vertreiben. Es kriecht dort unten, scharrt. Unter meinem Bett. Es hat mich mit seinen grauenvollen, giftigen Reißzähnen verletzt. Es ist dort unten, unter dem Bett. Ich höre es. Im Zimmer ist es hell, aber alles ist dunkel. Ich muss weg! Weg von dem Bett. Nach oben. Dort kann es mich nicht erwischen. Es kriecht am Boden. Ich muss über das Bett. Ich höre es. Es will mich holen. Ich muss fliehen. Nach oben. Dieses Monster! Unter dem Bett.

Isolde wischte sich die vertrockneten Tränen aus ihren rotgeschwollenen Augen, und steckte das Buch ein. Sie durchschritt die Absperrung der Polizei, bevor man sie aufhalten konnte, und trat in das Zimmer ihres Bruders. Da sah sie ihn. Er hing, ganz oben an einem Haken an der Decke aufgeknüpft, eine Schlinge um den Hals, über seinem Bett, und baumelte hin und her. Eine Hand war abgeschlagen, oder vielmehr abgerissen, und beklebt mit Haaren.Die Wunde ist beklebt mit Haaren, denn die HAnd ist ja fort, oder liegt die Hand da noch rum? Und mit Blut hatte der arme, kranke Junge in großen Lettern dieses Wort an die Wand geschmiert. Das Wort war: "ES." Wieso? Isolde sah zitternd ihrem toten Bruder in die irren, offenen Augen. Lieber sah sie ihn an, als diesen Ort, unter dem Bett.

 

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