Unstillbare Verlangen
Leise säuselte der Wind durch die sternenklare Vollmondnacht. Es war Juni, und somit nicht mehr kalt. Im Gegenteil, die sanfte Brise, die seine nackten Unterschenkel streifte, war wie ein warmer Hauch, eine zärtliche Berührung.
Lange schaute er zum Mond, ehe er sich wieder auf das Besann, wozu er eigentlich hierher gekommen war. Die Tränen, die sein Geicht wie frischer Morgentau benetzten, machten seinen Blick etwas unklar und verschwommen.
Friedlich lag die Stadt in ihrem schlaf, ohne zu wissen, wie traurig er war, wie allein er sich fühlte, in dieser großen, mit Menschen gefüllten Stadt.
Ein leiser Aufschrei, begleitet von einem leichten Zittern erfüllte seinen Körper, der stark war und vor Gesundheit strotzte. Warum, fragte er sich immer wieder, warum war alles so gekommen, ohne ein Anzeichen, eine Vorwarnung oder Ahnung in ihm selbst. Er verstand nicht, das es nie mehr so sein sollte, wie es war, ohne ihn und so allein.
Der Duft seiner Haare, seines Körpers, Die Umarmungen und Zärtlichkeiten, die Küsse seiner vollen Lippen auf den seinen, die mal salzig waren und mal süß wie Honig. Niemals mehr sollte er es erleben, all das war für immer vorbei. Vergangen. Vergangen wie die Tage, Wochen, Monate, Jahre die sie zusammen verbrachten, ohne zu wissen, das es je so jäh enden würde.
Im war klar, das er alles dafür geben würde, alles rückgängig zumachen, am Rad der Zeit drehen, um alles abzuwenden, den Schmerz, die Trauer, die Einsamkeit.
Durch seinen vertränten Augen sah er wieder zum Mond. Die silbrige, zarte Struktur, die er auf seiner Oberfläche erkennen konnte, bildeten für ihn das Gesicht seines Geliebten Da wurde ihm klar, das die Vergangenheit ein Land außerhalb seiner Erreichbakehit war, und das er nichts ändern konnte. Die Gegenwart wurde für ihn zu einem leeren Raum, zwischen dem guten und dem bösen. Und die Zukunft war seine Bestimmung, von der er nicht entkommen konnte. Er kannte seine Zukunft, unweigerlich und unabwendbar lag sie vor ihm.
Er erinnerte sich an die letzten Tage, die sie zusammen verbrachten, wie glücklich sie waren. Es war als könnte er durch den Schleier seiner Tränen in das Hotelzimmer sehn, indem sie so wunderschöne Stunden verbracht hatten, Wie sie sich zärtlich berührten, umarmten. Den Körper des anderen erkundeten, als würden sie sich das erste Mal sehn. Es war ihm, als wenn er den Duft von ihm wahrnehmen könnte, als wenn er neben ihm stehen würde. Doch es war nicht so, im Gegenteil. Ganz allein stand er hier.
Er war tot. Nie mehr bei Ihm sein, ihn beschützen, halten, für ihn da sein. Er war allein. Und das unstillbare Verlangen, bei ihm zu sein, wurde immer stärker, unüberwindbar. Ein Schrei, anfänglich wie ein leises Grollen eines nahenden Gewitters aus der Ferne, entwickelte sich zu einem schmerzvollen Schrei, mit dem er alle Ängste aus sich heraus zu schreien glaubte. Dann sprang er.