Unser misslungenes Klassenfest (erzählt von mir)
Ich will euch eine Geschichte erzählen, sie ist verrückt und komisch aber das weiß ich.
Es fing alles damit an, dass die Jungs nicht mit zum Klassenfest durften. Oh Gott, das gab einen Krawall! Aber sie waren ja eigentlich selbst schuld, sie hatten ja schließlich der Lehrerin eine Banane unter den Tisch gelegt (eigentlich war es eher eine Bananenschale, aber Banane ist nun einmal kürzer) – mit voller Absicht, war ja wohl klar - und selbstverständlich war unsere liebe Lehrerin (eigentlich eher doofe Lehrerin, aber liebe zu sagen ist nun einmal höflicher...) auf ihr (also der Bananenschale) ausgerutscht. Das sah sehr lustig aus und alle Jungs mussten lachen (ich bin ein Mädchen wie ihr gleich bemerken werdet). Wir Mädchen hielten uns zurück, denn wie das nun mal so ist in einer ganz normalen Klasse, sind Mädchen oft nicht so kurzsichtig wie Jungs (hihi!). Wir lachten also nicht, da wir uns denken konnten, dass das mit dem Klassenfest sonst nichts würde. Doch die Jungs hatten daran natürlich (ich kann auch selbstverständlich sagen, falls das besser klingt) nicht gedacht und lachten aus vollem Halse, und da fing die liebe Lehrerin (ja, ich nenne sie wieder liebe, ich habe doch schon erklärt, warum) auch schon an: „Wer hat dieses verkackte Mistding dahin getan?“ Doch weiter kam sie nicht, denn ein lachender Junge (der Junge heißt Mikkel, doch das spielt hier keine Rolle) unterbrach sie: „Erstens“, sagte er grinsend, „ist das kein verkacktes Mistding, sondern eine Bananenschale...“ Doch da wurde auch er unterbrochen, von der lieben Lehrerin (und wieder sage ich liebe, doch ich möchte euch noch einen 2. Grund verraten: Unsere Lehrerin heißt Marianne Lieblich, was nicht besonders gut passt, da sie viel brüllt und schätzungsweise 3 Tonnen auf die Waage bringt): „ Das spielt doch keine Rolle!“ brüllte sie also los. Doch weiter kam sie wieder nicht, denn Mikkel wollte anscheinend unbedingt fertig reden: „Und zweitens sind das Schimpfwörter übelster Art,“ (an dieser Stelle legte er eine kleine Kicherpause ein) „die man hier in der Klasse nicht gebrauchen darf.“ Nun war er fertig, und er sah sehr zufrieden aus. Unsere liebe Lehrerin sah allerdings eher wütend aus: „Das verbitte ich mir!“ Sie legte eine Kunstpause ein. Dann sagte sie mit gewichtiger Miene: „Hiermit verbiete ich den Jungs aus dieser Klasse, zu unserem Klassenfest zu kommen!“ Lautes Protestgeheul war die Antwort. Doch unsere liebe Lehrerin ließ sich nicht beirren: „Ihr seid doch selber Schuld, und Strafen gehören zum Leben!“ sagte sie nur. (Sie sagte das sehr oft, doch im Gegensatz zu anderen Lehrern meinte sie es auch.)
Mehr Spannendes gibt es von diesem Tag nicht zu erzählen, und so überspringe ich zwei Wochen und bin am Tage vor unserem Klassenfest gelandet, (nein, ich sage noch nicht misslungenes Klassenfest, da ich an diesem Tage noch gar nicht wusste, dass es ein misslungenes Klassenfest werden würde) Donnerstag der 12.4.2013. Ich ging ahnungslos in die Schule, ein bisschen aufgeregt war ich schon, aber ich hätte nicht erwartet, dass es um die meisten Mädels schon jetzt so schlimm stand: Alina war in Tränen aufgelöst (warum sollte ich später noch erfahren, aber alles der Reihe nach) und ich ging zu ihr hin. Sie wandte sich mir mit ernstem Gesicht zu und sagte mit zitternder Stimme: „Wir müssen das Fest absagen!“ Verdutzt schaute ich sie an (ich schaue oft verdutzt, aber meine Freundin meint, so doof wie an jenem Tag hatte ich noch nie ausgesehen). „Aber warum denn?“ fragte ich. „Weil“, sagte Alina schniefend (aber dennoch bestimmt), „weil morgen FREITAG DER DREIZEHNTE ist.“ Als ich sie immer noch so komisch anguckte und sie dann auch fragte, was denn am FREITAG DEM DREIZEHNTEN so doof sein sollte, setzte sie zu einer Erklärung an: „Freitag der Dreizehnte ist ein Unglückstag! Da passiert alles mögliche Schreckliche. Nur wenn du ein Hufeisen vor deiner Tür findest, kann dir nichts passieren!“ und mir ging ein Licht auf: Alina war abergläubisch, (das heißt, dass man Angst vor schwarzen Katzen hat, und noch vor ganz vielen anderen Dingen auch) und daher dachte sie, dass morgen etwas Schreckliches passieren würde. Doch mit Hilfe von meinen vorzüglichen Überredungskünsten, (das heißt, das ich super darin bin, andere zu etwas zu überreden) schaffte ich es mit Hilfe von den anderen Mädels alle abergläubischen zu überreden (ich war nun mal gut in so was).
Auch an diesem Tag passierte nichts Besonderes mehr, und so springen wir direkt zu unserem Fest. (Also Freitag dem 13.4.2013)
Wir Mädchen trafen uns kurz nach der Schule in unserem Klassenraum und gingen einkaufen (wir übernachteten in der Schule, daher brauchten wir auch etwas zu essen). Wir beschlossen, dass es Pfannkuchen mit Bananen und Nutella geben sollte. (Wir beschlossen das, da wir alle Pfannkuchen mit Nutella und Banane mochten, und weil wir wussten wie man das macht). Als wir im Supermarkt waren, trafen wir Mikkel, der einen ganzen Einkaufskorb voller Eier hinter sich her schleifte (wahrscheinlich ca. 40 Packungen). Natürlich wurden wir neugierig und fragten ihn, wozu in aller Welt er so viele Eier brauchte. (So was macht einen nun mal neugierig, kennt ihr das etwa nicht?) Doch Mikkel zuckte nur mit den Schultern und sagte gelassen: „Bei uns gibt es heute Spiegeleier zum Abendbrot!“ Dann ging er zur Kasse und beachtete uns nicht weiter. Wir Mädchen fanden das sehr merkwürdig, aber dann zuckte meine Freundin (sie heißt Silke, aber das hättet ihr schon noch herausgefunden) mit den Schultern und sagte „lasst ihn doch! Der spinnt doch vollkommen!“ und ging weiter, um Mehl zu suchen (meine Freundin ist immer so; durch nichts aus der Ruhe zu bringen, also genau das Gegenteil von mir). Als wir fertig mit dem Einkaufen waren, gingen wir in die Sporthalle. (Wenn ihr euch fragt, warum es absolut die Sporthalle sein musste, kann ich es euch erklären: Hier wollten wir schlafen, und hier errichteten wir unser Lager.) Alina hatte immer noch ein bisschen Angst, doch sie kam anstandslos mit. Da es noch ein bisschen dauern würde bis es Essenszeit war, beschlossen wir nach draußen zu gehen und dort noch ein bisschen zu spielen. Doch von diesem Moment an ging alles schief. Von diesem Moment an kam das „misslungen“ vor das Klassenfest (Wenn man es zusammensetzt, kriegt man misslungenes Klassenfest). Wir gingen also nach draußen, und kaum hatten wir der Turmhalle unseren Rücken zugedreht, traf mich ein glibbriges, widerliches Geschoss am Hinterkopf. Ich drehte mich wütend um, und sah womit ich getroffen worden war: einem Doppelspiegelei! (Doppelspiegelei bedeutet, dass aus 2 Eiern ein Spiegelei gemacht worden ist.) Erstaunt sah ich mich um: Wo kam das denn her? Ich rief also: „Kommt mal, mich hat ein...“ doch weiter kam ich nicht, denn da klatschte mir ein Spiegelei auf den Mund (dieses Mal kein doppeltes, aber eklig war es trotzdem). Wütend schmiss ich es auf den Boden, und beendete meinen Satz: „Doppelspiegelei am Hinterkopf getroffen!“ Meine Freundin drehte sich genervt zu mir um: „Du spinnst doch wohl, wo sollte das denn herkommen?“ sagte sie nur. „Von da!“ sagte ich, und zeigte vage in die Richtung, aus der es wohl gekommen war. „Haha, und warum kommt dann keins mehr?“ sagte sie. Ich zuckte mit den Schultern, woher sollte ich das denn wissen!
Also gingen wir einfach weiter. Als wir beschlossen, dass wir nun mal langsam wieder rein gehen sollten, um Essen zu machen, kamen die Spiegeleier allerdings wieder. Diesmal waren es aber so viele, dass wir kaum noch etwas sehen konnten. Dann traf mich plötzlich etwas Hartes am Kopf. Ich schrie auf und sah mich nach dem Übeltäter um. Ich musste nicht lange suchen: Auf dem Boden direkt neben mir lag eine Pizza. Und als ich mich umguckte, sah ich, dass sich jetzt auch Pizzas unter die Spiegeleier gemischt hatten. Da kam mir plötzlich ein böser Verdacht. Ich guckte hoch zum Dach vom Geräteraum und der Verdacht bestätigte sich: Dort oben auf dem Dach saßen doch tatsächlich die Jungs aus unserer Klasse und bewarfen uns mit Spiegeleiern! Jetzt wusste ich, warum wir Mikkel im Supermarkt getroffen hatten, er hatte die Eier für diese Aktion eingekauft! Und wirklich, wenn ich ganz genau guckte, konnte ich sehen, dass sie dort oben einen kleinen tragbaren Herd hatten, womit sie die Spiegeleier brieten. Durch die Schreie der erschrockenen Mädchen rief ich: „Alle in die Turnhalle!“ und flüchtete. Doch auch in der Turnhalle waren die Jungs gewesen: Musik dröhnte so laut daraus hervor, dass man fast taub wurde. Mit Gesten wies ich die anderen (die sich schon die Ohren zu hielten) auf den Hinterausgang der Halle zu. Endlich waren wir in Sicherheit.
Der Abend endete damit, dass unsere Eltern uns abholten, und die Jungs Hausarrest bekamen.