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Unschöne Wahrheit
Es ist mitten in der Nacht und doch bekomme ich kein Auge zu. Wieder und wieder schaue ich mir das Bild an, das mir anonym geschickt worden ist. Meine Augen sind verquollen und meine Nase läuft ununterbrochen. Meine Finger sind verkrampft und starr wie der Rest meines Körpers. Ich weiß nicht, wie lange ich schon in dieser angespannten Position liege . Gerne würde ich meine steifen Glieder bewegen, doch ich kann mich nicht rühren. Den Blick unabwendbar auf mein Handy gerichtet. Ich atme tief durch den Mund ein und wieder aus, in der Hoffnung mich beruhigen zu können. Tränen steigen mir wieder in die Augen und ich lass sie einfach laufen, keine Kraft sie weg zu wischen. Es ärgert mich, dass ich so schwach bin. So schwach wegen ihm.
Plötzlich überkommt mich eine Wut, eine Wut, die ich vorher noch nie in mir gespürt habe.
Alles tobt in mir, meine Hände zittern unkontrollierbar.
„Du verdammtes Arschloch!'', schreie ich, während ich mein Handy durch mein Schlafzimmer schmeiße. Zum Glück treffe ich das Bild mit meinem ''tollen Freund'', das an der Wand hängt. Als ich mein Handy sehe, wie es mit einem Knall auf den Boden landet, zucke ich zusammen.
„Scheiße!", fluche ich und springe vom Bett auf.
Sobald meine Füße den Boden berühren, knicken diese auch schon ein, durch das stundenlange liegen.
Die Wut brodelt immer noch in mir und schlage besinnungslos auf meinen Boden ein.
„Ich hasse dich!'' brülle ich noch lauter als zu vor.
Wut, Trauer, Ekel und Enttäuschung. Diese Gefühle beherrschen gleichzeitig meinen Körper.
Das Bild flammt wieder vor meinen Augen auf. Das Bild wie mein Freund zurück gelehnt auf einem Bett sitzt und die Augen geschlossen hat. Vor ihm eine fremde Blondine kniend die seinen Schwanz im Mund hat. Es ist einfach zu viel, der Ekel überkommt mich so heftig, dass ich mitten auf meinen Boden kotze. Ich übergebe mich so lange, bis nur noch Galle hoch kommt.
Schlapp krieche ich auf alle viere in mein gegenüberliegendes Badezimmer und ziehe mich an meiner Heizung hoch. Endlich am Waschbecken angekommen, stelle ich den Wasserhahn auf eiskalt. Ich hebe meinen Blick und sehe mein Spiegelbild. Erschrocken von mir selbst, lasse ich sofort meine Augen wieder Richtung Wasser sinken.
Meine blauen Augen sind nicht nur komplett geschwollen, sondern auch noch knallrot. An meinem Mundwinkel hängt noch erbrochenes und meine schwarzen Haare sehen aus wie ein Vogelnest.
Mit dem kalten Wasser wische ich mir übers Gesicht, in der Hoffnung auch wieder klar denken zu können.
Nachdem ich mein Gesicht gereinigt habe, schnappe ich mir meine Zahnbürste und bürste mir sorgfältig die Zähne.
Während ich meinen Mund ausspüle, höre ich plötzlich mein Handy klingeln.
Schnell renne ich in mein Schlafzimmer zurück, meinem erbrochenes ausweichend. Darum muss ich mich gleich kümmern.
Als ich auf mein Handy blicke, rast mein Puls. Es ist Tyler. Mein jetzt Ex-Freund.
Selbstverständlich drücke ich ihn weg, wie sooft heute schon.
Als mich das Bild vorhin erreicht hat, habe ich es ihm weitergeleitet mit den Worten ''Falls das Bild nicht aussagekräftig genug ist, verpiss dich aus meinem Leben Arschloch!''
Seit dem hat er schon 10 mal versucht anzurufen, mir viele Nachrichten geschickt das es ihm leid täte und wir doch darüber sprechen können. Worüber will er denn jetzt noch sprechen?
Ob sein verdammter Blowjob gut war ?
Schnell lass ich mein Handy sinken, um nicht wieder in die Versuchung zu kommen mir das Bild anzuschauen. Es tut einfach so unfassbar weh. Ich frage mich was ihn dazu veranlassen konnte mich zu betrügen. Was habe ich verbrochen? Ich schüttle mein Kopf, versuche die bösen Gedanken zu vertreiben. Es ist nicht deine Schuld das Tyler ein Arschloch ist. Diese Worte gehe ich wie ein Mantra durch, während ich ins Badezimmer gehe um mein Putzmittel zu holen.
Als ich gerade einen Putzeimer voll laufen lasse, klingelt es an der Tür. Ich rühre mich nicht, bin komplett starr. Langsam dreh ich den Wasserhahn zu.
Es klingelt wieder, nur diesmal im Sturm. Dann fällt mir ein das dies bestimmt Mia ist, meine Beste Freundin. Ich habe mich den ganzen Tag nicht bei ihr gemeldet. Wollte heute einfach keinen sehen.
Als es wieder klingelt, kann ich mich nun doch aufrappeln und renne auf die Tür zu.
„ Mein Gott Mia du bist so.." Meine Worte bleiben im Hals stecken, als ich die Tür aufreiße.
Es ist nicht Mia. Es ist er.
Mein Herz setzt kurz aus, die Luft beibt mir weg.
Ich bin schockiert. Ich liebe ihn. Ich hasse ihn. Ich will ihn nie wieder sehen. Glaub ich.
Tyler steht einfach nur da und blickt mich nervös an. Seine braunen Augen sehen traurig aus. Was bildet er sich ein traurig zu sein!
„Was willst du? War meine Nachricht nicht eindeutig genug?" frage ich ihn schnippisch.
„Ich wollte mit dir sprechen, mich persönlich bei dir entschuldigen. Es war ein Fehler, ein blödes Missgeschick.."
„Ein blödes Missgeschick? Du bist dein eigener Herr und hast mich betrogen! Du hast alles kautt gemacht!" schreie ich ihn an.
„ Bitte Lucy, lass uns drüber sprechen. Gib uns doch nicht einfach so auf." bettelt er.
Nun bin ich mir doch sicher. Er hat was in mir kaputt gemacht, hat mein Herz zerbrochen. Ich will diesen Menschen nie wieder sehen und mache endlich das was ich sofort hätte tun sollen. Ich hole aus und verpasse ihm eine kräftige Ohrfeige. Sein Kopf fliegt zurück und er schaut mich schockiert an.
„Tyler, du hast uns aufgegeben. Es war allein dein Werk! Und jetzt verschwindest du aus meinem Leben. Ich will dich nie wieder sehen." brülle ich und hasse mich dafür, dass man hören kann wie verletzt ich bin. Schnell schlage ich ihm die Tür vor der Nase zu.
Erleichtert atme ich aus. Ich habe es geschafft. Ich bin stark geblieben und habe ihm nicht verziehen. Es klopft nochmal an der Tür aber dieses mal mache ich nicht auf.
Ich schleppe mich zurück ins Bad und hole endlich den Putzeimer.
Es tut wirklich verdammt weh. Doch ich werde darüber hinweg kommen. Vielleicht nicht morgen, vielleicht auch nicht in drei Monaten. Aber ich werde wieder glücklich. Da bin ich mir ganz sicher.