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Ungnade
Das leise Plätschern beruhigte meine lauten Gedanken. Die Hitze vertrieb den Rest aus meinem Kopf. Der Geruch von Fichtennadel machte mich träge, fast so sehr, dass meine Augen zufielen.
Langsam sank ich tiefer in das heiße Wasser, den erschöpften Blick noch auf die weiße Decke und die blaue Lampe über mir gerichtet.
Mein Atem strich über die Wasseroberfläche, welche sich leicht kräuselte. Der Geruch fing an in der Nase zu beißen, aber ich war zu müde, um was dagegen zu tun.
Meine Augenlider verloren gegen die Schwere, alles wurde schwarz.
Mein Kopf fühlte sich schwerer und schwerer an, meine Lunge brannte und schrie. Ich schlug meine Augen auf, bloß um auch meinen Mund zu einem erstaunten Schrei aufzureißen.
Wieder plätschernde Geräusche, dann entkam ich der nassen, heißen Hölle.
Tropfen fielen auf die warmen, weißen Fliesen.
Der Spiegel war beschlagen, verzerrt konnte ich mich als schemenhaften Umriss wahrnehmen.
Demotiviert, mit rasendem Herzen und pochendem Schädel stand ich nun da.
Wohin?
Raus aus diesem Raum. Meine nassen Fußabdrücke sind auf dem Boden im Flur nicht zu übersehen. Beim Gehen macht es leise Geräusche.
Helles Licht fällt auf die Möbel, alles glänzt silbrig, so sehr, dass andere Farben nicht zu erkennen sind.
Ich versinke in zwei weichen Kissen, mein Kopf wird immer schwerer und meine Augen brennen.
Leises Ticken begleitet von leisem, nervigem Summen.
Vermischt mit meinem unregelmäßigen Atem und dem kaum zu hörenden Klopfen meines Herzens, das sich bloß langsam beruhigt.
Noch ist alles andere still.
Keine Sorgen.
Keine nichtigen Sachen.
Keine Gedanken.
Alles still.
Wie nutzlos das doch sein kann, wie leer man sich fühlt und wie überflüssig.
Dann kamen die sinnlosen, nichtssagenden Sachen.
Ich bin zwar froh, wieder zu denken, jedoch fühlt es sich an wie ein einziger Betrug.
Warum an solches denken, wenn doch so viel mehr möglich wäre?
Mein Sichtfeld verschwimmt, als mein Atem ruhig und tief wird.
Nun beginnt mein Körper endlich zu ruhen, doch in meinem Kopf bricht ein Sturm aus, ein Haus ein, eine Welt wird zerstört und eine Stadt wiederaufgebaut.
Wirre Dinge, die mir große Angst machen, drängen sich mir auf.
Bunte Lichter, laute Pieptöne, Klacken und Rascheln.
Stimmen, die weinerlich sangen und beteten. Und Druck auf meinem Oberkörper, der zu meinen Zehen wanderte und zu meinen Fingerkuppen. Druck, der mich paralysiert zurückließ.
Dann ist einfach alles still.
Alles dunkel. Pechschwarz.
Ich fühle weder Druck noch Wärme oder Kälte. Schwebe ich, sitze, liege, stehe ich?
Um mich herum ist nichts, jedoch falle ich nicht und steige ich nicht.
Am Ende waren da nur wieder diese Worte.
Die mich verfolgten. Die mich hassten und mir Angst einjagen wollten.
Wie ein stolzer Ritter, der im Kampfe gegen den schrecklichen Drachen verliert. Der alles verliert. Ruhm, Ehre, Liebe - das Leben.
So verliere ich gegen diese Worte.
unnütz
überflüssig
schwach
ungeliebt
verantwortungslos
einsam
verlassen
Verlassen, verlassen, verlassen.
Selbst Schuld.
Ich bin schuldig, ich, bloß ich ganz allein.
Ich habe gesündigt. Die Worte sind meine Strafe.
Oh, so verzeiht mir doch!
Aber sie sind nicht gnädig, nicht gütig, nicht mitfühlend, denn das war ich auch nicht gewesen.