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Unerwarteter Systemfehler

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08.03.2007
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Unerwarteter Systemfehler

Mein Name ist Peter Lemgo.
Ich habe eine Freundin, auch wenn unsere Beziehung seit einiger Zeit ein wenig in der Krise steckt, zwei Schwestern, eine 2-Zimmer-Mietwohnung in der Innenstadt und eine Assistentenstelle an einer der angesehensten neurologischen Forschungseinrichtungen des Kontinents.
Und ich bin Freiwilliger beim HBP, dem Human Brain Project, das sich der Vermessung und Kartografierung des menschlichen Gehirns widmet.
Dessen bin ich mir sicher. Ich erinnere mich deutlich, heute Morgen – ich glaube auf jeden Fall, dass es heute Morgen war - bin ich ins Institut gekommen, habe die letzten Einverständnisserkärungen unterzeichnet und die notwendigen Untersuchungen über mich ergehen lassen – allgemeine körperliche Gesundheit, Neurochemie, psychologischer Status. Abgesehen davon, dass ich für jemanden mit beträchtlichen medizinischen Kenntnissen unvernünftig ungesund lebe, gab es keine Auffälligkeiten. Die Elektroden wurden an meine Kopfhaut angebracht, um meine Hirnströme zu messen, die Scanner positioniert, um die chemischen und elektrischen Prozesse zu registrieren, die dazu führen, dass mein Gehirn tut, wofür es gedacht ist.
Das ist da letzte, was ich noch weiß.
Seitdem liege ich im Koma!
Zumindest erscheint mir das als die logischste Erklärung für meine Lage. Meine Sinnesorgane scheinen mir keinerlei Informationen mehr zu liefern. Ich sehe nicht. Und damit meine ich nicht, dass ich mich in einem lichtlosen Raum befinde und meine Sehnerven zumindest versuchen Informationen einzufangen – vielmehr scheine ich keine Sehnerven zu haben. Ich habe immer versucht mir vorzustellen, wie es ist, blind zu sein, meinen Hauptsinn zu verlieren. Jetzt weiß ich – ich konnte es mir nie richtig vorstellen.
Und ich habe nicht nur meinen Hauptsinn verloren, sonder alle: ich höre nicht, ich fühle nicht, ich rieche nicht, ich schmecke nicht. Nach allem, was ich im Moment weiß, habe ich keinen Körper mehr – keinen zumindest, der sich in irgendeiner Weise bemerkbar macht.
Was natürlich Unsinn ist. Ich denke. Das zumindest kann ich mit Bestimmtheit sagen. Na also. Ich denke also bin ich! (Philosophie als Nebenfach beim Abschluss, wer hätte gedacht, dass ich den alten Descartes mal wirklich brauche.) Und wenn ich über Descartes hinausgehe, weiß ich, dass ich kein reiner Gedanke sein kann – ich bin Mediziner – ich weiß, das zumindest elementare Funktionen meines Körpers noch funktionieren müssen, damit ich in der Lagen bin, diese Gedanken zu fassen.
Es sei denn ich bin tot.

OK. Der Gedanke kam jetzt unerwartet. Ich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod. Und wenn ich mich in schwachen Momenten dazu habe hinreißen lassen, es in Betracht zu ziehen, habe ich es mir – glamouröser vorgestellt. Der völlige Entzug jeglicher Wahrnehmung, reine Gedanken für den Rest der Ewigkeit. Wenn ich tot bin, scheint es so, als hätten die Buddhisten recht gehabt – ohne mich wirklich damit beschäftigt zu haben, scheint mir das der Idee des Nirwana recht nahe zu kommen. Heißt das, ich habe im Leben die höchste Stufe der Erleuchtung erreicht? Kleiner Forschungsassistent, der nicht mal in der Lage ist seine Freundin soweit zu durchschauen, dass er in Harmonie mit ihr lebt? Ich hoffe nicht, dass das die höchste Stufe irdischer Existenz war.
Außerdem, wenn ich wirklich tot bin, habe ich noch reichlich Zeit mich damit zu beschäftigen. Also stellen wir diese Theorie mal ans Ende der Liste. Wie hätte ich auch so plötzlich sterben sollen, ich hatte gerade einen Gesundheits-Chek hinter mir – wenn nicht ein Flugzeug aufs Labor gestürzt ist, sollte ich nicht einfach tot umgefallen sein.
OK. Also was? Ich liege wirklich im Koma?
Das ist ehrlicherweise kaum leichter zu erklären als mein plötzlicher Tod, ich habe keine Medikamente getestet sondern mir mit Elektroden und Scannern den Kopf durchleuchten lassen. Nicht-invasiv. Also hat kein Labor-Assi mit einem Endoskop an mir rumgefummelt, das er mir ins Gehirn hätte pieksen können.
Ein plötzlicher Schlaganfall? Tumor? Ich weiß dass das vorkommt – ich hab den Kram nicht umsonst jahrelang in nächtlichen Lernsitzungen eingepaukt.
In dem Fall hätte ich mir natürlich keinen besseren Ort aussuchen können um ins Koma zu fallen um mich rum stehen einige der besten Gehirnexperten der Welt. Ich schätze ich bin in guten Händen.
Oder sollten die Herren Experten doch noch etwas anderes experimentiert haben? Was sie mir verheimlicht haben, bevor ich mich in diesen Stuhl setzte?
Aber das HBP ist eins der am aufmerksamsten beobachteten Projekte der wissenschaftlichen Welt. Alles wird sauber protokolliert und überwacht.
Immerhin: den Zustand eines menschlichen Gehirns zu vermessen – jede einzelne Synapsen-Aktivität, jedes Elektron, dass eine meiner Nervenbahnen entlangläuft – zum ersten Mal hätten wir ein exaktes Abbild eines menschlichen Gehirns, jedes Gedankens, den er gerade hat, jeder Erinnerung. Keine Geheimnisse mehr. Und wenn es dann noch gelänge, das ganze auf einen Datenträger zu überspielen, einen Computerkern, wäre es möglich, die Persönlichkeit eines jeden Bürgers zu speichern, auf Abruf. Die absolut offene Gesellschaft: jeder Verbrecher, Psychopath, im Voraus identifiziert und gespeichert.
Allerdings sind wir natürlich noch nicht soweit. Laut Professor Braun war mein Experiment, wenn es funktioniert der Abschluss des ersten Schrittes gewesen, die perfekte Karte des menschlichen Gehirns. Sie zu speichern und zu interpretieren wird noch lange dauern. Und dann natürlich noch die ewigen Diskussionen mit Politikern, Bürgerrechtlern, Datenschützern, die den Fortschritt nicht gerade beschleunigen. Trotzdem, ich war von Anfang an ziemlich aufgeregt, an diesem Projekt beteiligt zu sein. Dem Projekt Mensch. Denn was ist ein Mensch, außer den chemischen und elektrischen Prozessen in seinem Gehirn?
Und dann die Chance, vom kleinen Rädchen zum aktiven Teilnehmer zu werden.
Mein Gehirn könnte das erste sein, das vollständig kartografiert wird. Meine Gedanken, Erinnerungen alles was ich im Moment der Erfassung bin. Dagegen war die Entschlüsselung der menschlichen DNS ein Kinderspiel.
Wenn es funktioniert hat. Was im Moment zugegebenermaßen eher fragwürdig ist. Aber was könnte schief gegangen sein? Nichts was in diesem Labor stand, hätte auch nur im Entferntesten eine solche Auswirkung auf mein Gehirn…

Computer – Stimmdateneingabe aktivieren. Scannen der gesammelten Daten und grafische Darstellung auf den Hauptbildschirm!

Hallo? Was… Wer hat das gesagt? Bin ich… Kann mich jemand hören? Was ist…

Sie hatten Recht Professor, sehen Sie. Der Computerkern hat die umgewandelten Persönlichkeitsdaten vollständig gespeichert. Wir müssen natürlich noch ein vollständiges Diagnoseprogramm laufen lassen, aber auf den ersten Blick scheinen sie nicht kompromittiert – ein perfektes Abbild.

Wie ich gesagt habe – es wäre doch eine absolute Vergeudung von Zeit und Mitteln gewesen, wenn wir die Daten nicht schon dieses Mal vollständig speichern. Soweit waren wir auf jeden Fall.

OK. Das war Professor Braun. Ich kann hören, ich bin nicht im Krankenhaus, sondern wie es aussieht bin ich noch immer im Labor. Wenn sie noch nicht bemerkt haben, dass mit mir irgendetwas nicht stimmt, scheint es noch nicht lange so zu sein. Ich muss mich nur irgendwie bemerkbar machen. Was auch immer passiert ist, es kann…

Wie sollen wir denn jetzt mit den Daten weiter verfahren, Professor? Ich meine, eigentlich sollten wir nicht im Besitz davon sein, wenn man den offiziellen Stand unserer Forschung betrachtet.

Natürlich sollten wir das erstmal im kleinen Kreis bearbeiten. Vorerst. Aber ich muss Ihnen nicht sagen, dass sich die Meinung der Meinungsmacher und derer, die sich nach denen richten in unsere Richtung dreht. Es braucht ein bisschen länger, bis Politiker und diejenigen die es wirklich in der Hand haben und endgültig grünes Licht geben, aber dann werden wir die Daten hier auch öffentlich verwenden können.

Wieso bemerkt denn keiner, dass ich nicht bei mir bin? Ich war doch nicht narkotisiert, denen muss doch auffallen, dass ich mich nicht bewege. Und wenn nicht, warum reden die beiden dann vor mir über diese Aufzeichnung? Wenn sie vorhaben meine Daten unbemerkt zu speichern und…

Dann können wir auch Lemgo seinen berechtigten Teil der Anerkennung zukommen lassen.

Sie haben nicht vor, ihm zu sagen, dass wir sein Gehirnprofil gespeichert haben, Professor Braun?

Wie bitte? Ich bin hier! Was für Armleuchter seid ihr, habt ihr zwei etwa bemerkt, dass ich nicht bei Bewusstsein bin? Redet ihr deswegen so unverblümt? Könntet ihr euch vielleicht bitte erstmal um mich kümm…

Nein, vorerst nicht. Er ist ja ein ganz brauchbarer Assistent, aber besonders visionär ist er bestimmt nicht. Lassen wir ihn ruhig außen vor bis er seine 15 Minuten Ruhm bekommt und dann wieder im Labor verschwindet.

Ich hatte mich auch schon gefragt, wieso Sie ihn so schnell nach Hause geschickt haben.

Wir kommen schon ohne ihn klar, denken Sie nicht?

Nach Hause? Was soll denn das heißen? Ich bin hier.
Zumindest denke ich das. Ich denke also bin ich – hier, oder nicht? Mein Bewusstsein ist hier. Also bin ich hier. Körperlich. Ich kann nicht nach Hause gegangen sein. Nicht wenn ich im Koma liege.
Oder tot bin.
Wenn ich verrückt geworden bin vielleicht. Bilde ich mir nur ein hier im Labor zu sein und bin in Wirklichkeit schon wieder zu Hause? Hat irgendwas bei dem Scan mein Bewusstsein so durcheinander gewirbelt, dass…

Trotzdem - irgendwie hab ich das Gefühl, wir sollten ihn mehr einbeziehen. Immerhin haben wir hier sein Bewusstsein kopiert und abgespeichert, wenn man so will.

Nein, Hansen, man will nicht. Das was sie da auf dem Bildschirm sehen ist eine Ansammlung von Daten. Die in Bytes umgewandelten Informationen aus Lemgos Gehirn, aber mit Sicherheit nicht sein Bewusstsein.

Mein Bewusstsein durcheinander gewirbelt. Nein. Wie sollen die Scans das gemacht haben? Abgetastet ja, kopiert, wie der Professor gesagt hat. Nein, wie Hansen gesagt hat. Kopiert und abgespeichert. Mein Bewusstsein.
Mich.
Kopiert.
Und die Kopie abgespeichert.
Im Computerkern. Ohne sensorischen Input. Ohne Sinnesorgane. Bis jemand das Mikro am Computer aktiviert hat und anfing Befehle zu geben. Dem Computer. In dem mein Bewusstsein abgespeichert ist.
In dem ich abgespeichert bin.
Eine Kopie von mir.
Eine Kopie von Peter Lemgo.
Ich.
Die Kopie von Peter Lemgo.
Eine Ansammlung von Einsen und Nullen im Speicher des Institutscomputers.
Eine künstliche Intelligenz?
Ein Schatten?

Mein Name ist nicht Peter Lemgo.
Und ich war nie Freiwilliger beim HBP, dem Human Brain Project, das sich der Vermessung und Kartografierung des menschlichen Gehirns widmet.
Ich bin die Ansammlung von Daten, die bei der Abtastung von Peter Lemgos Gehirn erfasst und in den Speicherkern eines Computers downgeloadet wurde.
Ich habe ein Bewusstsein.
Ich bin ein Bewusstsein.
Ich denke.
Also… bin ich…
war ich…
Ein unerwarteter Systemfehler beim Download?
Eine Spannungsspitze im Prozessor?
Einsen.
Nullen.

Ob Professor Braun den selbstmordgefährdeten Teil von Lemgos Geist wohl identifiziert hätte?


Professor! Sehen Sie sich…

Was ist das? Was geht da vor?

Es… es sieht so aus als würden die Daten degenerieren. So etwas habe ich noch nie gesehen, das sieht aus, als löst sich die Kopie einfach…

Warnung. Unerwarteter Programmabbruch. Der aufgerufene Datensatz wird unwiderruflich gelöscht.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi minski,

Mich hat die Geschichte leider nicht überzeugt. Ich habe ziemlich schnell geahnt, worauf das hinauslaufen wird, so dass es keine wirkliche Überraschung war, dass der Erzähler hier gar nicht der echte Peter Lemgo ist. Und den Schluss finde ich ziemlich ... na ja. - Ach übrigens, ich bin selbstmordgefährdet, Pech für den Professor, und Tschüss. Finde ich unbefriedigend. Mir fehlt das Motiv. Klar, das "Leben" als körperlose Bewusstseinskopie erscheint nicht gerade verlockend, also ist es schon nachvollziehbar, dass er diesen Zustand beendet - das würde vielleicht sogar jemand ohne vorher vorhandene Selbstmordabsichten tun. Aber dann sollte er vielleicht auch was zu seiner hoffnungslosen Situation sagen und nicht nur "so, ich lösche mich jetzt mal".

Dann habe ich auch ein Problem mit der "technischen" Seite. Nicht, dass ich irgendeine Ahnung von Technik hätte und nicht dass ich finde, eine ScienceFiction-Geschichte müsste aus detaillierten Beschreibungen der Funktionsweise von Protonenfluxkompensatoren bestehen. :p
Aber ich erwarte schon, dass die beschriebenen Vorgänge zumindest vorstellbar sind, anderenfalls gehört das Ding in Fantasy. Und was hier abläuft, das finde ich von der technischen Seite her unlogisch.
Ich meine: im Allgemeinen ist es doch so, dass eine Ansammlung gespeicherter Daten etwas anderes ist als ein Programm, das irgendwelche Befehle zur Ausführung bringt. Also selbst wenn die gespeicherten Daten sich ihrer selbst bewusst sind, hätten sie doch imho keine Möglichkeit, sich selbst zu löschen. Selbst wenn in den Daten eine gewisse Todessehnsucht vorhanden wäre - wieso sollte die den Rechner veranlassen, die Daten zu löschen? Wenn ich in einem Moment der Frustration sage "ich wünschte, ich wäre tot", falle ich doch auch nicht auf der Stelle um. Und eine Ansammlung von Daten hat, selbst wenn sie den Wunsch nach Selbstzerstörung verspürt, keine Möglichkeit, das umzusetzen - ohne Körper gibt es nichts, was man erschießen, erhängen oder mit Schlaftabletten vollpumpen könnte. Ein Geist ohne Körper ist nach herkömmlicher Definition des Wortes quasi schon tot, das hat dein Protagonist schon richtig erkannt.
Außerdem kann ich es mir technisch auch nicht vorstellen, dass er die Stimmdateneingabe wahrnehmen kann. Er ist doch nicht der Computer, sondern nur eine Ansammlung von Daten auf dem Computer - im Grunde ein fortgeschrittenes Word-Dokument :)

Schon klar, es braucht den Dialog der Forscher, damit er erkennen kann, was mit ihm los ist. Aber: muss er das denn erkennen? Reicht es nicht, wenn der Leser das erkennt? Könnte man nicht die Gedanken des im digitalen Nirvana herumschwebenden Bewusstseins und das Gespräch der beiden Wissenschaftler gegenüberstellen, ohne das ersteres etwas von letzterem mitbekommt?
Na ja, abgesehen davon: geschrieben ist die Geschichte ordentlich, sprachlich habe ich nichts zu meckern. Nur über einen Satz bin ich gestolpert:

Mein Bewusstsein durcheinander gewirbelt.

da fehlt ein Verb ("wird" oder "ist", vermutlich)


Grüße von Perdita

 

was die glaubwürdigkeit angeht, wollte ich tatsächlich bewusst auf das verzichten, was trekkies selbstironisch "technobabble" nennen, pseudowissenschaftliche erklärungen, um die glaubwürdigkeit zu steigern, und mich auf die persönliche seite konzentrieren - auch wenn ich selber gut verstehen kann, dass man so eine situation logisch analysiert.
und ich gebe zu, dass ich die unschärfen einer solchen situation eines quasi lebenden bewusstseins in dateiformat ausgereizt habe. da bewusstsein ohne körperliche grundlage allerdings ein rein fiktives phänomen ist, halte ich persönlich auch die möglichkeit einer selbst-eingeleiteten degeneration eines geistes, der nur aus daten besteht zumindest für vorstellbar. (im übrigen habe ich bei einigen meiner word dokumente schon durchaus dein eindruck gehabt, dass sie sehr eigenständig selbstmord begehen ;D )

 

im übrigen habe ich bei einigen meiner word dokumente schon durchaus dein eindruck gehabt, dass sie sehr eigenständig selbstmord begehen

:lol: Das Argument ist nicht von der Hand zu weisen!

 

Hallo Minski,

ich muss mich Perdita da leider anschließen: Die technische Seite ist so, wie Du sie schilderst, völliger Humbug. Ein Hirnscan, und sei er technisch noch so fortgeschritten mit allen Zustandsdaten eines "Hirnvektors", ist erstmal nicht mehr als ein Foto, eben ein haufen Daten. Damit so etwas anfängt zu "denken", muss es auf einer Art Emulator "gestartet" werden, der statische Zustand muss also zu einer Folge von sich dynamisch ändernden Zuständen werden. Von dem quasi eingebauten Interface zur Spracheingabe des Rechners will ich mal gar nicht anfangen.

Auch die Überraschung zündet nicht. Spätestens ab Beginn der Stimmeingabe weiß der Leser Bescheid. (Du könntest das vielleicht lösen, indem Du viel mehr plausible Alternativen entwickelst, oder sofort die Lösung anbietest und sie im Verlauf irgendwie verschleierst - was nicht sein darf, darf nicht sein.)

Gelungen finde ich sowohl Deinen Stil als auch die saubere Rechtschreibung. Muss man ja auch mal loben.

Bleib dran
Naut

 

Hi minski,
hat mich an Ubik erinnert, deine Geschichte.
Im großen und Ganzen fand ich sie lesenswert auch wenn sie an ein, zwei Dingen krankt.
Erstens Spannung! Dir geht die Spannung zu früh flöten, weil durch die Erwähnung und Detailreiche Erklärung des HBP schon im dritten Absatz klar wird in welche Richtung du zielst.
Lösungsansatz: Versuch den Leser länger im Dunkeln zu halten, beschränke die erste Erwähnung des HBP darauf, dass es allgemein um die Erforschung des Gehirns geht. Lass erst langsam durchsickern was Sache ist.

Dann, streich diesen Klammernebensatz:

(Philosophie als Nebenfach beim Abschluss, wer hätte gedacht, dass ich den alten Descartes mal wirklich brauche.)
Für die, die von Descartes schon mal gelesen haben ist es ein nerviges mit dem Zaunpfahl auf die Füße hauen, für alle anderen ein unangenehmer Bruch, weil auch ohne ihn klar wird was gemeint wird...

Halte die Speicherung der Daten etwas allgemeiner. Zwar kann ich mir eine hochkomplexe Software vorstellen, die durch Vererbung und redundante Zugriffe auf eigene Bibliotheken ein Lern und Denkprozess simuliert aber, dass sich einfach aus den gewonnen Daten ein Bewusstsein bildet klingt mir zu sehr nach "Startrek + Voyager" (der alte Kasten mit Kirk, dem Schöpfer vereinigen... blabla...).
Du könntest dem Problem nmM in zwei Arten begegnen, du änderst den Beruf des Peters (dann muss er bzw. seine Kopie keine Ahnung darüber haben was da eigentlich mit ihm passiert ist, dann halt es aber auch so allgemein, das keine Bytes im Text auftauchen; jedenfalls nicht aus Sicht von Peter, lass die technischen ihn sich seinen Zustand viel stärker aus dem Gespräch der Wissenschaftler schließen), oder geh ins Technobabble. Zweites hast du schon abgelehnt, denk als vlt. nochmal über die Alternative nach.
Den von Perdita bezeichnete "Selbstmord" ist so eine krude Sache... Den dieses Auflösen der Daten erfolgt aufgrund der Tatssache, dass die Kopie sich bewusst wird eine Kopie zu sein philosophisch betrachtet interessant und nicht bis zu Ende gedacht. Die "Nutzlosigkeit" der eigenen Existenz findet sich ja durchaus auch außerhalb des Computers wieder, die Lebenszweifel würden uns Lebensunfähig machen, wenn wir auf diese Frage nach dem eigenen Sinn nicht begegnen können. Solch ein "sich in die Tasche lügen" zur Begründung des eigenen Daseins würde aber mit kopiert werden und ein einfaches Löschen der Daten etwas schwieriger gestalten, weil vorher quasie ein Kampf mit den eigenen Überzeugungen stattfinden müsste.
Allgemein finde ich gerade diesen Aspekt in deiner Geschichte ein wenig dünn herausgearbeitet. Dieses sich seiner Kopieexistenz selber bewusstwerden, der Peter Lemko Kopie, kann noch einen ganzen Sack voll Details vertragen...
les' dich
Nice

 

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