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Unerwartet

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28.12.2018
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Unerwartet

Tief ein- und ausatmen. Immer wieder.
Emily hasste es zu warten.
Aber manchmal musste man da durch. Heute war einer dieser Tage, an denen man einfach warten musste, auch wenn es zum Haare rausreißen war.

Sechs Minuten standen auf ihrem Timer, den sie sich gestellt hatte. Ohne den Kopf zu verdrehen starrte sie den kleinen Stab, der auf dem Badewannenrand lag, an.
Dieser verdammte Stab, genauer genommen war es ein Schwangerschaftstest, den sie in Eile gekauft hatte, würde ihr sagen was jetzt Sache war.

Sie hätte schon viel früher Verdacht schöpfen müssen. Vor zwei Monaten zum Beispiel, als sie das erste Mal ihre Regel nicht bekommen hatte. Spätestens bei zweiten Mal irgendetwas ahnen müssen.
Aber sie war so leichtsinnig, hatte es auf den Stress geschoben, den sie bei der Arbeit im Café hatte.
Sowas passiert öfter hatte sie sich gedacht, hat an dieser Hoffnung festgehalten und jeden Gedanken daran verdrängt.

Beim dritten Ausbleiben der Periode konnte sie den Gedanken nicht mehr verdrängen.
Jetzt saß sie auf dem Badewannenrand neben diesem gefährlichen Stab. Zugegeben er war nicht gefährlich, aber trotzdem hatte Emily verdammt große Angst vor dem Ergebnis, das er preisgeben würde.

Das Piepen von ihrem Handy ließ sie aufschrecken, schnell machten sie ihren Timer aus.
Mit geschlossenen Augen nahm sie den Stab in die Hand, hoffte auf das beste und bereitete sich mental auf das Schlimmste vor.

Sie stand unter Schock und sie fühlte eine warme Träne ihre Wange rollen.

Es waren zwei Striche. Zwei. Nicht einer, wie sie sich es so sehr erhofft hatte.

Sie war schwanger. Den zweiten Test, den sie sich gekauft hatte, wollte sie nicht ansehen. Dieser würde genau dasselbe sagen. Das war klar mit dem drei-maligen Ausbleiben ihrer Tage.

Mit beiden Stäben in der Hand lief sie leise in ihr Zimmer.
Aufmerksam auf sich machen wollte sie nicht. Ihre Eltern sollen nicht bemerken was sie gerade im Badezimmer abgespielt hat. Noch nicht jedenfalls.

Leise schloss sie die Zimmertür hinter sich und schmiss sich heulend auf ihr Bett.
Was sollte sie denn jetzt machen? Mit 19 Jahren schwanger zu werden war nicht ihr Plan, ganz und gar nicht.

Das Studium zum Lehramt hatte sie doch gerade erst angefangen. Den Job im Café hatte sie auch noch nicht lange. Sollte sie das alles etwa einfach so hinwerfen? Sie kann mit einem Baby nicht arbeiten gehen, oder studieren.

Der Gedanke an ihren festen Freund von zwei Jahren schlich sich in ihren Kopf. Oh Gott, was der wohl sagen wird?
Ben war die Liebe ihres Lebens da war sie sich sicher.
Eigentlich war er auch nicht die Art von Person, die direkt jemanden abservieren würde, wegen einer kleinen Lebenskrise, oder was auch immer das hier gerade war. Zumindest hoffte Emily das sehr.

Aber das hier war nicht irgendeine Lebenskrise, die man einfach so bewältigen konnte. Das hier war ein großer Eingriff in ihrer beider Leben.
Kurz, ganz kurz, dachte sie an etwas wie Abtreibung, aber sie wusste das sie das niemals übers Herz bringen könnte.

In der kurzen Zeit, seit sie den Verdacht hatte schwanger zu sein, hatte sie darüber nachgedacht. Doch sie hatte diese Idee schon mehrfach verworfen. Emily war einfach keine Person, die so etwas tun könnte.

Sie musste aber jetzt daran denken was sie jetzt tun sollte.

Ahnung von sowas hatte sie natürlich nicht.
Also tat Emily das, was sie am besten konnte, und das war Dinge im Internet zu recherchieren. Außerdem würde sie das von ihrem emotionalen Drama ablenken.


Ihr Handy lag auf ihrem weißen Schreibtisch, immer noch am Ladekabel angeschlossen. Beim Aufstehen nahm sie eine leere Kekspackung von ihrem Nachttisch und packte die Tests hinein und legte diese in ihre Handtasche. Nur zur Sicherheit, damit sie keiner findet.


Auf ihrem Handy blitzte das Display auf. Eine Nachricht von Ben. Er wollte sich mit ihr treffen, aber sie fühlte sich wirklich nicht danach. Wusste nicht einmal ob sie ihm in die Augen gucken konnte.
Schnell schrieb sie ihm, dass sie sich nicht wohl fühle und sie wann anders etwas unternehmen sollten.

Danach ging sie auf ihren Internetbrowser und fing an diverse Sachen, die mit Schwangerschaft zu tun hatten zu suchen. Was dabei rumkam war auf jeden Fall, dass sie einen Termin beim Frauenarzt machen muss. Hätte Emily sich auch selbst denken können.

Wieder poppte Bens Name auf ihrem Handy auf.
Hast du schon wieder Magendarm? Vielleicht solltest du echt zum Arzt gehen, auch wenn du das hasst. Überanstreng dich dann am besten nicht und ruh dich aus. Gute Besserung, hab dich lieb.

Sie schrieb ihm, dass sie nur eine Migräne hätte und sich hinlegen würde. Einem Danke und ein Ich dich auch, schrieb sie ihm zusätzlich.

Sie lehnte sich in ihrem Schreibtischstuhl zurück und guckte auf die pinke Uhr, die an ihrer Wand hing. Es war erst 21 Uhr, aber sie fühlte sich müde genug um schlafen zu gehen.
Morgen hatte sie Frühschicht im Café und musste deshalb auch früh aufstehen.

Die Müdigkeit hatte über sie gewonnen und sie legte sich eine halbe Stunde später in ihr Bett.
Ein kurzes Gute Nacht schrieb sie noch ihrem Freund und legte ihr Handy weg.

Zu leiser Musik legte sie sich hin und überlies ihre Sorgen erstmal der morgigen Emily, die würde das regeln müssen.

 
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Hallo @JaneDattel ,

herzlich willkommen bei den Wortkriegern!

Eine Kritikerin hier sagte neulich, sie kommentiere keine Texte von Leuten, die sie nicht ausstehen könne, und diese kluge Entscheidung sollte man vielleicht auch auf Protagonisten ausdehnen. Aber ich hab deinen Text gelesen und hoffe, dass dir einige Anmerkungen doch helfen können.

Dein Text ist weniger eine Kurzgeschichte, als eine kleine Szenenskizze. Zur Übung für dich ist das sicher erstmal okay, zum Lesen finde ich es zu wenig. Dem Text fehlt es an Struktur, Spannungsaufbau (auch emotionalem), einer inneren und/oder äußeren Entwicklung bzw. einem richtigen Plot. Er liest sich wie schnell runtergetippt und nicht editiert (zudem: auch nicht korrekturgelesen).

Die Handlungen und Haltung der Protagonistin kann ich nicht nachvollziehen – der Titel lautet „Unerwartet“ (wenn als einziges Wort im Titel: groß geschrieben), und das allein ist Nonsense: Sie ist neunzehn, also weiß sie schon wie das geht mit den Bienchen und Blümchen, sie hat Sex ohne Verhütung und wird schwanger – tadaaah! Das kann doch nicht unerwartet sein, oder wie doof ist die? Das sind solche Leute, bei denen ich eigentlich nur noch schreien will: „Please don’t breed!“. So verpeilt und dämlich, wie das Mädel der Welt gegenübersteht, kann man nur hoffen, dass sie keinen Nachwuchs in die Welt setzt. Wie eingangs gesagt, dümmliche Protagonisten, die keine interessanten/komplexen Gedankengänge oder Einsichten haben, deren Entscheidungen für einen als Leser absolut nicht nachvollziehbar sind, geben einfach keine Charaktere ab, denen ich in einer Geschichte folgen möchte.

Formalia:

Man macht nach Sprecherwechsel in wörtlicher Rede, Szenenwechsel, Zeitsprüngen etc. einen Absatz, aber nicht nach jedem Satz. (Außerdem wird ein einfacher, kein doppelter Absatz gesetzt.) Nur ein Bsp:

Aber das hier war nicht irgendeine Lebenskrise, die man einfach so bewältigen konnte. Das hier war ein großer Eingriff in ihrer beider Leben.
Kurz, ganz kurz, dachte sie an etwas wie Abtreibung, aber sie wusste das sie das niemals übers Herz bringen könnte.

In der kurzen Zeit, seit sie den Verdacht hatte schwanger zu sein, hatte sie darüber nachgedacht. Doch sie hatte diese Idee schon mehrfach verworfen. Emily war einfach keine Person, die so etwas tun könnte.

Das schließt doch schon über den Rückbezug „darüber“ direkt an, da kann man keinen Absatz reinhauen. Inhaltlich müsste da einiges geklärt werden: Aber wie bringt sie es übers Herz, ein Kind zu einem Zeitpunkt in die Welt zu setzen, zu dem sie ihm absolut nichts bieten kann als die blanke Existenz - und es ist fraglich, ob das Leben an sich irgendeinen objektiven Wert hat. Hier hättest du die Gelegenheit, etwas von der Weltsicht deiner Prota zu zeigen.
Ohne den Kopf zu verdrehen
Verdrehen und wenden ist nicht dassselbe, außerdem kann man sich nur - umgangssprachlich - den Hals verdrehen, nicht den Kopf. (Zudem ist es eine stehende Redensart: Jemandem den Kopf verdrehen heißt man bringt jemanden dazu, sich in einen zu verlieben). Was soll diese Info? Sie schaut auf den Test - warum sollte das nötig machen, sich den Hals zu verrenken? Willst du sagen aus den Augenwinkeln?
Sechs Minuten standen auf ihrem Timer, den sie sich gestellt hatte.
Klar, ein nicht gestellter Timer zeigt keinen Countdown an, und klar hat sie sich den gestellt, wem sonst? Raus damit.
Und: Die Minuten stehen nicht auf dem Timer (ein ziemlich lustiges Bild), sondern werden angezeigt.
drei-maligen
dreimaligen
weißen Schreibtisch,
Die Farbe ist doch irrelevant, was soll ich als Leser mit der Info? Tipp: Alles streichen, das nicht die innere oder äußere Handlung vorantreibt.
wann anders
Gibt es nicht – man sagt: zu einem anderen Zeitpunkt, zu einer anderen Zeit, später, oder von mir aus im Register deiner Prot: irgendwann später.
dabei rumkam
Das ist wirklich extrem umgangssprachlich, wirkt wie: entweder die Autorin selbst weiß es nicht besser, oder der Text ist zu eilig / schlampig geschrieben worden (keine Unterstellung, sondern Leseeindruck!).
Einem Danke und ein Ich dich auch, schrieb sie ihm zusätzlich.
Einem?!
Wenn du wörtlich zitierst, was sie schreibt, ihren Text am besten kursiv.
Die Müdigkeit hatte über sie gewonnen
Das ist so kein Satz. Du versuchst in all der Umgangssprache plötzlich was eher Hochsprachliches, a) fällt das aus dem Register (und macht die Erzählerin unglaubwürdig), b) produzierst du eine Stilblüte (was lächerlich und ungelenk wirkt). Du hast doch alles ganz einfach ausgedrückt, den Tonfall solltest du bis ans Ende durchhalten.

Der Gedanke an ihren festen Freund von zwei Jahren schlich sich in ihren Kopf.
Das ist so auch kein Satz, außerdem Infodump. Mach was draus, keine Ahnung - sie dachte an ihren Freund, mit dem sie seit zwei Jahren zusammen war oder so.
legte sie sich hin und überlies
Präsens überlassen -> Präteritum überließ.
Überlies!
ist der Imperativ zu überlesen.

Also tat Emily das, was sie am besten konnte, und das war[Komma] Dinge im Internet zu recherchieren.
Unglaubwürdig, sonst hätte sie vielleicht mal über Verhütungsmethoden "recherchiert". Die Aussage passt nicht zu dem, wie die Prota sonst beschrieben wird: ignorant, weltfremd.

Grundsätzlich: Es würde dem Text überhaupt guttun, wenn du zu umgangssprachliche Wendungen durch eher neutral klingende ersetzen würdest (damit alles mehr wie eine Kurzgeschichte und weniger wie ein mitgehörtes Telefongespräch klingt). Ich meine so etwas wie:

Das klingt, als wüsste sie nicht, wie das heißt, lässt sie noch naiver klingen, als sie möglicherweise ist.
ihre Regel nicht bekommen hatte
als ihre Regel (oder Periode) das erste Mal ausgeblieben war
hat an dieser Hoffnung festgehalten und jeden Gedanken daran verdrängt.
Wenn sie an einer Hoffnung festhält, denkt sie daran, wenn sie etwas verdrängt, erinnert sie sich tatsächlich nicht mehr an das Thema – entscheide dich für eines, beides geht physiologisch nicht.
gefährlichen Stab
Wie du gleich darauf sagst: Nicht der Stab ist gefährlich, sondern ihre … keine Ahnung, intellektuelle Beschränktheit, Naivität, Verantwortungslosigkeit etc.
Das Piepen von ihrem Handy
ihres Handys
Den zweiten Test, den sie sich gekauft hatte, wollte sie nicht ansehen.
Streng genommen müsste es heißen: den zweiten, den sie verwendet hatte – denn nur vom Kauf sieht sie kein Ergebnis.
schmiss sich heulend
Zu umgangssprachlich, wirkt damit albern und bewirkt das Gegenteil von dem, was du hier erreichen möchtest.

Zumindest hoffte Emily das sehr.
Tja, sie sollte mal von Wegsehen und Hoffen auf eine etwas sinnvollere Taktik umschwenken, würde ich sagen. Sorry – wie gesagt, ich finde deine Protagonistin echt unnachvollziehbar dusselig und kann daher in keiner Weise mitfühlen. Ich möchte sie nur an den Schultern packen und schütteln, damit sie mal aufwacht. Über so ein Aufwachen hätte ich sehr viel lieber gelesen, als zu sehen, wie sich die Erzählerin in ihrem kleinen engen Kreis dreht. Zumal der Text open end abbricht, ohne Aussicht auf irgendeine spannende, sinnvolle Lösung, einfach rausgezoomt wie man ohne Vorlauf eingestiegen ist.

Ahnung von sowas hatte sie natürlich nicht.
Wie man so schön sagt: Keine Ahnung, aber davon viel. :D Du fällst ein paar Mal im Text aus der Perspektive: Fast alles ist aus personaler Perspektive geschrieben (Innensicht der Prota), aber das 'natürlich' hier ist eine Wertung der Erzählerin (und/oder Autorin) - da solltest du nochmal nachbessern.

Zu leiser Musik legte sie sich hin und überlies ihre Sorgen erstmal der morgigen Emily, die würde das regeln müssen.
Das jedenfalls ist ein denkbar lahmes, langweiliges Ende und macht das Lesen des gesamtes Textes sinnlos - man nimmt keinerlei Einsicht, Erkenntnis oder überhaupt einen interessanten Eindruck mit. Es ist ja klar, dass die 'morgige Emily' auch nicht schlauer sein wird, als die heutige.

Schau auch nochmal über den ganzen Text, dir fehlen eine Menge Kommata.

Ich würde dir raten, dein Thema in einer etwas längeren Geschichte mit einer deutlichen, dramatischen Entwicklung zu erzählen, und auch deine Prot irgendeine Art emotionaler/psychischer Entwicklung durchmachen zu lassen – sodass sie nicht am Ende genauso ausweichend und verpeilt ist, wie am Anfang. Und es hätte die Prota sympatischer gemacht, wenn irgendwas mit der Verhütung nicht geklappt hätte - schadhaftes Kondom oder so - und sie daher einen guten Grund hatte, bis zum dritten Ausbleiben der Periode der Ansicht zu sein, sie könne nicht schwanger sein. Das hätte auch sehr viel mehr dramatisches Potential.

Dir noch viel Spaß beim Schreiben, viele Grüße,
Katla

 

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