Was ist neu

Und sie glaubte nicht an Wunder

Mitglied
Beitritt
16.02.2004
Beiträge
47
Zuletzt bearbeitet:

Und sie glaubte nicht an Wunder

Der Winter war eisig. Tag für Tag fiel die Temperaturanzeige der Apotheke am Theresienplatz in den Minusbereich. Trotz der Kälte huschten die vielen Menschen in der Fußgängerzone zwischen den Geschäften hin und her. Socken im Sonderangebot, singende Weihnachtsmänner, Lebkuchen für 1,20 und Glühwein kündigten den großen Festtag an. Weihnachten stand vor der Tür und die Leute waren wie besessen auf der Suche nach den letzten Geschenken. Trotzdem waren die Menschen spendabler als sonst und alle paar Minuten näherte sich eine Hand der Dose, die vor dem Mundharmonika spielenden Mädchen mit den zerzausten Haaren stand und warf ein paar Münzen hinein oder stellte ihr einen BigMac und eine Cola vor die kalte Nase.
Wie dieses Mädchen hieß, das wusste sie selbst nicht. Man nannte sie „armes Ding“, „Kleene“, „Problemfall“, „Straßenkind“ oder „Nichtsnutz“. Ihre Pflegeeltern nannten sie „Schmarotzer“ und in den Akten vom Jugendamt stand „Margot Müller“. Doch wie sie wirklich hieß, das hatte sie vergessen. Zu viel war geschehen, das sie verdrängt hatte. Zu viel, um sich an schöne Zeiten zu erinnern und zu viel, um mit einer richtigen Familie Weihnachten feiern zu können.
„Margot Müller“, das war nicht sie, das war nur der Aktenname, den man ihr gab, als man sie ins Waisenhaus steckte. Die Erinnerung an das was vorher war, hatte der Schock ihr genommen. Ein Förster fand das kleine Mädchen eines Morgens zitternd am Straßenrand auf. Wie durch ein Wunder hatte sie den Unfall überlebt, der sich auf einer kleinen Landstraße in den Bergen ereignet hatte. Die Leichen der vermutlichen Eltern im Auto waren nicht mehr identifizierbar, das Autowrack ein Totalschaden und das Kennzeichen zu einem grau-schwarzen Klumpen zerschmolzen. Das kleine Mädchen brauchte lange Zeit bis es wieder anfing zu reden. Doch was sie sagte, half den Ermittlern nicht weiter. Die 7-Jährige wusste nicht einmal mehr ihren Namen. Das einzige, was das Mädchen seit dem Unfall bei sich trug, war ein Kettchen mit Anhänger, das sie immer gut versteckte, denn es war das wichtigste, das sie besaß. Nachdem das Mädchen aus dem Krankenhaus kam und die Polizei ihre Fragerei ohne ein Ergebnis einstellte, nahm sich das Jugendamt ihrer an. Man steckte sie in eine Pflegefamilie, denen das Kind jedoch nicht passte. Also kam sie zu einer anderen Familie. Doch dort erging es ihr überhaupt nicht gut. Das Jugendamt hätte keine schlimmere Entscheidung treffen können. Die Familie behandelte sie schlecht, missbrauchte sie als Haushaltsmagd und als sie 13 war, kam der Vater ihr bedrohlich näher. Sie hielt es nicht mehr aus und lief davon. Sie flüchtete auf die Straße, versteckte sich vor der Polizei, vor dem Jugendamt und all den anderen Menschen, die nur ihr „Bestes“ für sie wollten. Sie entschied sich ihren eigenen Weg zu gehen, auch wenn das manchmal nicht so einfach war, wenn sie abends unter der Brücke bei eisiger Kälte und mit knurrendem Magen einzuschlafen versuchte. Tagsüber verrichtete sie, wenn sie Glück hatte, kleinere Jobs oder sie saß in der Innenstadt und spielte ihre Lieder.
Als sie nun die Kinder mit den großen Augen und den roten Bäckchen sah, die ihre Nasen an die bunten Schaufenster drückten und ihren Müttern genau zeigten, was der Weihnachtsmann ihnen schenken sollte, spielte das Mädchen wieder das traurige Lied, das ihr in solchen Momenten auf der Seele lag. Wie gerne hätte sie die Rollen getauscht.
Von außen her wirkte sie so stark, so trotzig, so, als ob sie völlig gleichgültig durchs Leben gehen und nur ihrem eigenen Weg folgen würde. Doch der Winter nagte an ihr und an ihrem Willen. Das trotzige Mädchen bedankte sich nun mit einem gepressten Lächeln bei den Passanten und führte wieder die Mundharmonika an ihre spröden Lippen und spielte ihre Melodie.
Die Mundharmonika war außer ihrem Anhänger das teuerste, was sie besaß. Sie gehörte einmal Günther, einem alten Mann, der im Sommer davor mit ihr unter der Brücke hauste. Er war ein toller alter Mann, Anfang sechzig und konnte fantastische Lieder darauf spielen. Günther hielt Margot die Töppengang vom Hals, wenn die mal wieder jemanden brauchten über den sie sich lustig machen konnten.
„Töppenick braucht keine Penner und Kakerlaken wie euch!“, spotteten sie. Töppenick hieß das Viertel am Fluss. Lauter verwöhnte reiche Spießer wohnten da in ihren Einfamilienhäusern, die ihren Sprösslingen nur Intoleranz und das Gesetz des Stärkeren und des Geldes beigebracht hatten. Und so türmten sich eines Tages diese Halbwüchsigen vor Günther auf, um ihn zu verprügeln. Als er am Boden lag traten sie weiter auf ihn ein, bis das Blut aus seinem Mund quoll und die Jungs dem Pennermädchen auch noch einen Tritt verpassten und dann stolz und zufrieden davonliefen, mit dem Gedanken etwas Gutes für die Stadt beigetragen zu haben. Tagelang versuchte Margot, ihren alten Freund wieder gesund zu pflegen. Sie schaffte es irgendwie, ihn an einen sichereren Ort zu bringen, mit all den Kräften, die sie dafür noch aufbringen konnte. Sie hatte selbst eine schlimme Rippenprellung und das Atmen fiel ihr schwer. Von ihrem letzten Geld kaufte sie eine neue Decke und erbettelte etwas zu essen, um ihren Freund zu versorgen. Wenige Tage später erlag Günther seinen Verletzungen. Er war zu schwer verwundet und der herannahende Winter machte die Nächte nicht leichter. Doch bevor sich seine Augen schlossen, schenkte er Margot seine Mundharmonika. Und immer wenn sie auf diesem metallenen Instrument spielte, erinnerte sie sich an ihren guten Freund Günther, der vielleicht der einzige wahre Freund war, den sie je hatte.
Als sie die Augen aufschlug schauten sie zwei große, schwarze Punkte in der Mitte eines kleinen, runden Gesichtes an. Ein kleiner Junge stand vor ihr und bestaunte ihre Mundharmonika.
„Was ist das?“, fragte der Kleine neugierig.
„Das is ne Mundharmonika.“, lächelte Margot.
„Und warum kommen da Töne raus wenn du sie küsst?“, wollte der Junge wissen.
„Ich küsse nich, ich puste Luft rein. Hörst du?“
Margot zeigte es ihm und der kleine Junge war ganz fasziniert von den Tönen und fragte schließlich: „Aber warum sitzt du hier so alleine?“
„Weil ich niemanden habe außer meiner Mundharmonika. Doch des reicht mir auch. Die stellt wenigstens nich so viele Fragen wie du, Kleiner.“
Da zog der Junge ein Lebkuchenherz aus seiner Tasche heraus und reichte es ihr mit einem warmherzigen Lächeln. Margot lächelte zurück, nahm das Herz an und genoss den leckeren Schokoladenguss. Doch noch bevor sie „Danke“ sagen konnte, war der kleine Junge verschwunden.
Margot nahm ihre Mundharmonika und fing wieder an zu spielen und versuchte sich daran zu erinnern, wie es war, als sie so alt gewesen war wie der Junge. Doch sie wusste nur noch wie sie in das Heim gesteckt wurde, bei der Pflegefamilie geschlagen und benutzt wurde und all der Hass und die Wut stiegen wieder in ihr hoch.
Ein freundliches „ Hallo“ riss sie aus ihren schrecklichen Erinnerungen. Es war eine schick angezogene, hübsche Frau.
„Du hast so schön gespielt. Wie heißt du? Darf ich dich zu einem Kuchen und Kaffee einladen?“
„Ne kein Bedarf, ich mag keinen Kaffee. Schmeiß mir was in die Dose wenn’s dir so gefallen hat un geh weiter.“, raunzte Margot sie an.
Erst irritiert, fasste sich die Frau wieder. „Aber dir muss doch kalt sein, Mädchen.“
„Ich bin nicht dein Mädchen.“
„Das habe ich auch nicht gesagt.“, meinte die Frau gelassen und lächelte.
„Mir is grad nich kalt un ich würd jetzt einfach gern weiterspiel’n, damit noch ein bisschen Kohle in den Topf da kommt. Klar?“
„Warum willst du meine Hilfe denn nicht annehmen? Es ist Heiligabend, da kannst du doch nicht so allein auf der Straße sein und frieren. Hast du denn sonst keinen? Was ist mit deiner Familie?“
„Hör mal zu, ich geh meinen eignen Weg und meine Familie hat dich verdammt noch mal gar nich zu interessiern, also schwirr ab! Ich komm selbst klar, seit gut 4 Jahren, ok?“
„4 Jahre, das ist eine lange Zeit. Tut mir leid, wenn ich dich irgendwie verärgert habe. Ich wollte dir nur helfen.“
„Ich brauch deine Hilfe nich! Klar?“, antwortete das Mädchen.
Margot konnte der Frau nicht einmal in die Augen schauen. Sie hasste es auf diese Weise angesprochen zu werden und hasste noch mehr, solchen Leuten zu begegnen, die ihr irgendwie helfen wollte. Diese Hilfe hatte ihr in der Vergangenheit nur Schwierigkeiten eingebracht. Margot wirkte plötzlich so abgebrüht, so kalt, so ohne Empfindungen, dass wohl kaum einer noch ihr Vertrauen hätte gewinnen können, wenn nicht ein Freund, wie Günther.
Die Frau sagte schließlich: „ Na gut. Ich sehe du bist eine unabhängige junge Frau. Ich bin sicher du wirst deinen Weg im Leben noch finden.“ Und mit diesen Worten steckte die Frau einen Zettel in die Dose und verschwand in der Menge der Menschen.
Margot war neugierig und versuchte mühsam den Zettel zu lesen. „Werfet euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Zukunft hat. Hebräer 10,35.“ Was sollte sie damit? Fromm werden, ihr Leben umkrempeln und von nun an immer in die Kirche gehen? Sie zerknüllte den Zettel und schmiss ihn weg. Er landete vor den Füßen einer alten, runzeligen Frau. Diese betrachtete Margot und rief sie zu sich. Die Frau auf ihrem Stock sah sie mit durchdringendem Blick an und machte ihr ein Angebot:
„Du siehst aus, als suchst du Arbeit. Es ist zwar nur für heute, aber du würdest mir sehr helfen, wenn du mir meine Einkäufe tragen würdest.“
„Un was krieg ich dafür?“, erkundigte sich Margot mit unfreundlichem Ton.
„20 Euro und etwas vom Bäcker. Also, was ist? Hilfst du mir oder brauchst du noch lange zum überlegen?“, entgegnete die alte Frau kurz und knapp.
20 Euro waren eine fast zu gute Bezahlung und sie wurde misstrauisch. Doch Margot nutzte die Chance, packte ihr Zeug zusammen und ging mit der Frau in den Markt. Sie redeten nicht viel und das fand Margot auch gut so und als die Dame nach ihren Eltern fragte, gab das Mädchen keine Antwort. Die alte Frau griff in das Gemüse, betrachtete alles mehrmals, bis sie es dann für gut empfand und in den Korb legte. Die Dame bezahlte, kaufte etwas beim Bäcker und Margot trug ihr die schweren Einkäufe bis zu einem Haus am Theresienplatz. Inzwischen war es dunkel geworden und die letzten Läden machten zu.
„So, setz den Korb hier ab, den Rest schaffe ich alleine. Danke für deine Dienste. Du bist ein fleißiges Mädchen. Hier hast du deinen Lohn.“
Und die Frau reichte ihr den Schein und gab ihr noch eine Kleinigkeit zu essen mit.
Das Mädchen bedankte sich bei ihr und ging auf den Platz zurück. Und als sie sich zu einem letzten Gruß umdrehte, war die Frau verschwunden. Doch über den Dächern erblickte sie eine Sternschnuppe. Im Rückwärtsgehen schloss sie die Augen und wünschte sich etwas, als sie jedoch plötzlich stolperte und mit einem anderen Passanten zusammenstieß. Der alte Mann hatte seine Aufmerksamkeit auch dem Himmel zugewandt und beide hatten nicht mehr auf ihren Weg geachtet.
Der alte Mann rappelte sich wieder auf und half Margot aufzustehen. Etwas verlegen standen sie nun da und anstatt sich darüber aufzuregen, sahen sich die beiden an. Es war komisch. Der alte Mann betrachtete sie und auch Margot war wie gebannt von seinem Blick, dabei war es nur ein Fremder. Das Mädchen wollte etwas sagen und als sie tatsächlich ein kurzes „Entschuldigung“ herausbrachte, sagte dies der Mann gleichzeitig mit ihr und die zwei schauten sich verwundert an. Irgendetwas ließ Margot nicht los und auch der Mann ging nicht weiter.
„Was ist denn passiert? Alles in Ordnung?“, drang eine Frauenstimme an Margots Ohr. Sie drehte sich um und da stand eine alte Dame. Nicht die Dame von vorhin, aber auch sie starrte sie plötzlich so komisch an. „Ich bin mit dieser jungen Dame zusammengestoßen.“, erklärte ihr Mann. „ Na so was“, erwiderte die Frau erstaunt und ermahnte ihren Mann besser auf den Weg zu achten. Und noch immer lag dieses komische Gefühl in der Luft. Als sich dann die Frau nach Margots Zuhause erkundigte, antwortete diese mit leiser Stimme: „Ich habe kein Zuhause. Ich leb auf der Straße.“ Die Frau bemerkte erst jetzt, wie dünn das Mädchen war und wie verwahrlost es aussah. Auch der Mann schaute Margot immer noch etwas verwirrt an und fragte sie schließlich, ob sie mitkommen und zum Weihnachtsessen ihr Gast sein wolle. Zögerlich und ganz erstaunt über diese Einladung, willigte sie dann doch ein. Sie wusste nicht warum sie das tat, doch irgendetwas sagte ihr, dass es die richtige Entscheidung war.
Da saß sie nun in einem gemütlichen, großen Haus an einem schön gedeckten Tisch und sah ihr Spiegelbild in dem glänzenden Porzellan. Verlegen streifte sie sich ihre fettigen Haare aus dem Gesicht. Sie fühlte sich schmutzig angesichts der leuchtend weißen Tischdecke. Die Frau stellte ihr einen Teller mit Knödeln, Rotkraut und Rehbraten hin und Margot stürzte sich auf das Essen. Für den Moment war sie glücklich. Ja, sie war glücklich und bekam feuchte Augen bei dem Kerzenlicht des bunt geschmückten Weihnachtsbaumes. Als die drei dann vor dem Kamin saßen und schweigend in die Wärme des Feuers sahen, wollte Margot die Gastfreundschaft nicht länger ausnutzen und wollte gehen. Doch der Mann wollte sie zum dableiben überreden und berührte leicht ihren Arm. Margot erschrak und plötzlich fiel ihre Kette mit dem Anhänger herunter. Der Mann bückte sich und hob den Anhänger auf.
„Woher hast du das?“, fragte er erschrocken. Und der alte, große und starke Mann sank in den Sessel, starrte auf die Kette in seiner Hand, schluchzte und fing an zu weinen.
„Ich hab das seit ich mich erinnern kann. Als ich ungefähr 7 Jahre alt war kam ich in ein Waisenhaus. Man sagte mir später, man hätte mich mit einem Schock am Straßenrand gefunden und meine Eltern seien bei nem Autounfall gestorben, doch ich kann mich an rein gar nichts mehr erinnern. Ich wusste noch nich einmal mehr meinen Namen.“ Die Frau stand plötzlich auf und nahm die überraschte Margot unter Tränen in die Arme. Das Mädchen ließ es zu und war verwirrt darüber, wie gut es tat, diese Nähe zu spüren.
Da öffnete der Mann den Anhänger und lächelte, als er das Foto darin sah. Sein Gefühl hatte ihn nicht getäuscht. Das Mädchen, das Foto im Anhänger, er konnte seine Tränen nicht zurückhalten. Und nun erzählte er seine Geschichte und Margot setzte sich mit der Frau auf das Sofa. Während die alte Dame ihr beruhigend den Rücken streichelte, erzählte der Mann, dass er und seine Frau ein Kind hatten. Ein Mädchen, auf das sie einst sehr stolz gewesen waren. Und ihre Tochter wurde älter und wurde eine junge, hübsche und unabhängige Frau. Er erzählte, dass sie sich in einen Musiker verliebte und die beiden heiraten wollten. Doch Mann war mit den Hochzeitsplänen seiner Tochter nicht einverstanden und als er erfuhr, dass die beiden heimlich geheiratet hatten, war sie nicht mehr die Tochter auf die er einst so stolz gewesen war. Die junge Frau ging ihren eigenen Weg – fort von Zuhause. Es fiel ihm schwer diesen Fehler zuzugeben, doch er bereute, was er getan hatte. Ein paar Jahre später plagte ihn sein Gewissen so sehr, dass er sich mit seiner Frau auf die Suche machte. Doch das Ehepaar konnte nicht gefunden werden. Irgendwie erfuhren sie dann, dass sie eine Tochter hatten und die Familie bei einem Autounfall gestorben sei. An diesem Tag brach die Welt für ihn zusammen und er machte sich immer schrecklich Vorwürfe deswegen.
Der Mann machte eine Pause und das Herz des Mädchens pochte unaufhörlich. Nun atmete er noch einmal tief durch und schaute sie an. Die Tränen liefen seine Wangen herunter. Er hielt Margot die Kette mit dem geöffneten Anhänger hin und sagte mit zitternder Stimme: „Dieses Medaillon habe ich meiner Tochter an unserem letzten, gemeinsamen Weihnachtsfest geschenkt. Das ist deine Mutter. Wir sind deine Großeltern. Du bist Louisa, unsere Enkelin. Anders kann ich mir das hier nicht erklären.“
Das Mädchen konnte es nicht fassen. War das, das Wunder von dem sie nie gedacht hätte, dass es einmal wahr werden würde? Die Fragen nach ihrer Herkunft - wer sie war und wo ihr Platz war - hatten nun ein Ende.
Louisa – das also war sie.
Und draußen schauten drei dunkle Gestalten dem Geschehnis zu und lächelten. Es waren die Silhouetten eines kleinen Kindes, eines Erwachsenen und eines alten Menschen und über ihnen funkelte eine helle Sternschnuppe und erleuchtete die kleine Welt in dieser kalten Winternacht und legte ein geheimnisvolles Licht über die Stadt.


(c) Tatjana Berle

 

Hallo!
Also diese Geschichte hab ich zum Thema Weihnachten geschrieben. Doch irgendwie bin ich nicht so ganz zufrieden. Was meint ihr? hätte ich die 3 Personen weglassen sollen? Kind, Erwachsener und alte Frau? ich wollte so eine Anspielung auf drei Weihnachtsengel oder so machen. Der Junge, der dem Mädchen etwas schenkt/Gutes tut (Lebkuchen). Die Frau, die ihr helfen will, jodoch die Hilfe nicht angenommen wird. Dann die Dame die eine Leistung von ihr verlangt und ihre Hilfe benötigt und schließlich sind es die Großeltern, von deren Freundlichkeit sie annimmt.
ach... irgendwie so^^
schreibt einfach eure Kommentare dazu, dann weiß ich bescheid ;)

Grüßle, Tatjana

 

Hallo beeljata,
den Hintergrund Deiner Geschichte find ich schön gewählt für Weihnachten, wenn auch spätestens ab der Stelle mit der Sternschnuppe recht vorhersehbar.
Die drei Personen (ich sehe in ihnen irgendwie die Geister der vergangenen, der gegenwärtigen und der zukünftigen Weihnacht) stören nicht, im Gegenteil. Z.B. die Szene mit dem Jungen (wer kommt schon auf die Idee, dass eine Mundharmonika "geküsst" wird) fand ich richtig gut gelungen.

Allerdings ist die Geschichte m.E. recht schwierig zu lesen, irgendwie fehlt noch ein wenig mehr Fluss und Struktur.

Margot / Louisa hat sicherlich ein schlimmes Schicksal hinter sich, aber irgendwie bleibt es mir als Leser gefühlsmäßig fern. Ich lerne Deine Prot nicht wirklich kennen. Vielleicht schreibst Du (wie beispielsweise in dem Absatz mit Günther) etwas mehr, was sie empfindet, nicht nur, wie andere sie sehen.
Wie möchte sie gern gesehen werden? Warum ist sie so trotzig, wenn ihr Hilfe angeboten wird? Ist es nur die Art des Angebotes?

Vielleicht schaust Du ja noch mal drüber.
Liebe Grüße
Tamlin

 

Hallo beeljata,

auch wenn man bei Weihnachtsgeschichten durchaus etwas Romantik erwartet, hast du für meine Begriffe etwas zu dick aufgetragen: Die typischen Problembereiche (Unfalltod, Waise, schlechte Familie, sexuelle Belästigung usw.) reihen sich aneinander. Natürlich kann jemand so ein Schicksal haben, doch dann muss man es weniger berichtend vermitteln (gut gelungen ist dir das bei der `Mundharmonika-Szene´).
Es wird nicht deutlich, warum das Mädchen einmal die Hilfe brüsk ablehnt, später aber mit dem Paar mitgeht.

Änderungsvorschläge:

Trotzdem waren die Menschen spendabler als sonst und alle paar Minuten näherte sich eine Hand der Dose, die vor dem Mundharmonika spielenden Mädchen mit den zerzausten Haaren stand und warf ein paar Münzen hinein oder stellte ihr einen BigMac und eine Cola vor die kalte Nase.

- Viel „und“.
Trotzdem waren die Menschen spendabler als sonst. Alle paar Minuten näherte sich eine Hand der Dose, die vor dem Mundharmonika spielenden Mädchen mit den zerzausten Haaren stand, warf ein paar Münzen hinein oder stellte ihr einen BigMac und eine Cola vor die kalte Nase.
(`Stellen´ und „kalte Nase“ passt nicht so gut, da die Cola nicht auf Nasenhöhe steht. Wenn man sagt `setzt dich nicht vor meine Nase´, wird Nasenhöhe errreicht.)

Wie dieses Mädchen hieß, das wusste sie selbst nicht

- wusste es selbst


„Margot Müller“, das war nicht sie, das war nur der Aktenname, den man ihr gab,

- das ist schon bekannt

Die Leichen der vermutlichen Eltern im Auto waren nicht mehr identifizierbar, das Autowrack ein

- Vermutlich waren die Leichen in dem Auto ihre Eltern, man konnte sie nicht mehr identifizieren

als man sie ins Waisenhaus steckte.

- Wiederholungen: steckte; versteckte; steckte


und als sie 13 war, kam der Vater ihr bedrohlich näher.

- die Zahlen ausschreiben.


Lauter verwöhnte reiche Spießer wohnten da in ihren Einfamilienhäusern, die ihren Sprösslingen nur Intoleranz und das Gesetz des Stärkeren und des Geldes beigebracht hatten

- Ein starkes Vorurteil, sehr verallgemeinernd, scheint nur durch den Hausbesitz begründet.

L G,

tschüß Woltochinon

 

Ich kann zwar keine Kritik geben, aber vom Gefühl her fand ich die Geschichte wunderschön (Am Ende sind mir doch glatt die Tränen gekommen).

Licht und Liebe
Dario

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom