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Und jetzt?
"So ein verdammtes Arschloch!", dachte ich als Lars ging und die Tür hinter sich zuknallte. Ich ging in mein Zimmer und setzte mich auf mein Bett. Erst nach einiger Zeit realisierte ich was geschehen war. Er hatte gerade mit mir Schluss gemacht. Weil er eine andere kennengelernt hatte. Und dafür gab er einfach so alles auf? Alles, was wir beide zusammen durchgemacht hatten? Diese ganzen verdammten drei Jahre? Ich konnte es einfach nicht glauben. Ich lag wohl ewig auf meinem Bett und heulte vor mich hin. Es war ein totaler Schock für mich. Ich hatte gedacht, dass alles gut liefe und so. Natürlich gab es ab und zu mal kleinere Streitereien aber so schlimm waren sie ja wohl nicht. Oder doch?
Als ich mich wieder einigermaßen gefangen hatte, rief ich meinen besten Freund Philipp an und bat ihn zu mir zu kommen. Ich schaffte es gerade noch zu sprechen ohne in Tränen auszubrechen, aber als er dann eine halbe Stunde vor meiner Tür stand, brach ich total zusammen. Philipp nahm mich in den Arm, brachte mich ins Wohnzimmer, legte mich aufs Sofa und machte mir einen Tee. Dann setzte er sich neben mich und nahm meine Hand. Ich merkte das er nicht so genau wusste was er sagen sollte, also fing ich einfach an zu erzählen. Wie fies mein Exfreund denn sei, dass er mich einfach hatte sitzen lassen wegen so einer blöden kleinen Unischlampe und dass doch alles so wahnsinnig ungerecht sei. Philipp saß da und hörte mir einfach nur zu. Und ich redete und redete und redete, bis ich heiser war. Dann nahm ich eine von Philipps Zigaretten und rauchte eine. Eigentlich hatte ich ja aufgehört aber das war ja wohl definitiv ein Ausnahmezustand und wenn schon mal Kippen da sind sollte man diese Chance ergreifen. Fand ich zumindest. Da ich so unglaublich wütend, enttäuscht und traurig war, wollte ich nicht alleine in meiner Wohnung sein und so bat ich Philipp ein paar Nächte bei mir zu bleiben. Nicht dass ich Hintergedeanken gehabt hätte, ich wollte einfach nur nicht so alleine sein. Ich konnte ihn dazu überreden bei mir im Wohnzimmer zu schlafen. Mein Schlaf war dann aber trotzdem alles andere als beruhigend oder erholsam. Erst konnte ich sehr lange nicht einschlafen und dann träumte ich irgendwas von Lars und seiner Neuen. Ich wachte tränenüberströmt auf und konnte nicht mehr schlafen. Besser gesagt ich wollte nicht mehr schlafen weil dann wär der Traum ja vielleicht zurück gekommen. Ich stand auf, ging auf meinen kleinen Balkon und rauchte eine. "Wenn ich schon wieder anfange dann auch richtig", dachte ich mir. Danach schlich ins Wohnzimmer und holte das Telefon. Ich wählte Lars' Nummer und hörte es klingeln. Ich wollte ihn noch ein letztes Mal anrufen. Und gleichzeitig hoffte ich dass er nicht da wäre. Und er war nicht da. Enttäuscht und doch auch erleichtert tigerte ich in der Wohnung herum.
Schließlich stand Philipp auf und wir frühstückten. Er fragte wie es mir ginge, aber irgendwie war diese Frage überflüssig und das wusste er auch. Als wir also beim frühstücken saßen und uns anschwiegen klingelte das Telefon. War es vielleicht Lars? Nein nur mein Dad. "Na meine Kleine wie geht es dir denn? Was macht dein Studium? Also Lena hat gesagt..."
"Tut mir Leid Papa, aber ehrlich gesagt ist mir das im Moment sowas von egal!", unterbrach ich seinen Redefluss.
"Meine Güte Marie, was ist denn mit dir heute los??"
"Lars hat Schluss gemacht und ich will eigentlich gerade nur meine Ruhe haben. Danke. Schöne Grüße an Mama." Ich wollte schon auflegen, da hörte ich meinen Vater noch sagen ich solle doch in einen Horrorfilm gehen.
"Was bitte Dad??", fragt ich etwas verwirrt.
"Ja das ist gut weil du da abgelenkt wirst und auf andere Gedanken kommst!"
Ich berichtete Philipp von dem Vorschlag meines Vaters und was er denn davon halten würde. "Also schaden kann es ja nicht oder?", meinte er mit einem Grinsen.
"Ja da hast du recht. Versuchen kann ichs ja oder? Aber bitte komm mit!"
Ich wollte nicht alleine irgendwo hingehn.
"Ja also hat das denn jetzt was gebracht?", fragte mich Philipp nach dem Film.
"Ähm. Eigentlich nicht", musste ich zugeben. Bis auf ein paar kleine Kinder die bei den ganzen rollenden Köpfen und zuviel Popcorn schließlich auf den Stuhl neben mir gekotzt hatten, war ja nicht viel passiert.
Wir liefen noch eine Weile durch die dunklen Straßen und schließlich fragte ich ihn: "Du musst mich ja für schrecklich zickig halten! Es tut mir wirklich leid das ich im Moment so rumnerv aber ich weiß gar nicht wohin mit mir. Es tut mir wirklich leid und es ist wahnsinnig lieb das du so für mich da bist!!" Etwas ratlos schlug ich die Augen nieder und wusste nicht was ich noch sagen sollte.
"Hey, des geht schon. Zugegeben so zickig kenn ich dich nicht aber auf der anderen Seite ist das ja auch durchaus verständlich. Ich weiß ja wie viel er dir bedeutet hat. Komm schon. Das wird schon wieder!" Er nahm meine Hand und brachte mich nach Hause.
Als wir dann wieder bei mir waren, saßen wir noch einige Stunden in der Küche, rauchten und unterhielten uns über Gott und die Welt und wie grausam doch das Schicksal sei. Das kam wohl hauptsächlich von mir aber egal. In dieser Nacht konnte ich gar nicht schlafen. Mir zogen ständig Bilder vor den Augen vorbei. Lars und ich im Urlaub,Lars und ich bei unserm ersten Treffen, Lars und ich in der Stadt, Lars und ich in der Uni, Lars und ich... Immer nur Lars und ich. Also schaute ich die ganze Nacht Videos, vorzugsweise keine Horrorfilme, an, rauchte viel zu viel und rief ihn an. Ein letztes Mal noch. Und sobald es klingelte, hoffte ich, er wäre nicht da. Und er war nicht da.
Eine oder zwei Wochen quälten sich elend langsam dahin. Ich schlief kaum und wollte absolut nichts mehr unternehmen. Außerdem hatte ich auch keine Lust darauf, Lars mit seiner Neuen irgendwo in der Stadt oder so zu treffen. Obwohl mir dann einfiel das ich sie bestimmt nicht treffen würde, weil sie ganz sicher bei ihm oder ihr daheim wären und sich vergnügten. Und dann verging es mir endgültig wegzugehen.
Wieder einmal griff ich in einer schlaflosen Nacht zum Telefon und wählte Lars' Nummer. Ein letztes Mal. Und ich hoffte, dass er nicht da sei. Er nahm ab.
"Äh Lars?", sagte ich etwas verwirrt. Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass er tatsächlich hingehn würde.
"Marie? Was willst du denn? Weißt du wie spät es ist??" Ja natürlich wusste ich das. Ich hatte ja nichts besseres zu tun als die Minuten zu zählen.
"Und überhaupt was willst du denn?" Also diese Frage war da schon eher berechtigt.
"Ich, ähm, also... Also ich wollte nur mal fragen wie es dir geht." Pause. "Und ob wir uns vielleicht nochmal treffen können. Einen Kaffee trinken oder so?!"
"Ja klar. Wenn du meinst. Ähm, wann hättest du denn Zeit?" Auch er hörte sich etwas verwirrt an.
"Ja könntest du vielleicht morgen? So gegen 16:00 Uhr?"
"Okay. Dann bis morgen. Treffen wir uns an der Brücke?"
"Ja gut. Bis dann." Ich legte auf. Hatte ich ihn gerade tatsächlich zu einem Kaffee eingeladen? Ja hatte ich. Okay, irgendwie werde ich auch das durchstehen.
Am nächsten Tag regnete es. Ich wartete an der Brücke auf ihn und als er kam standen wir minutenlang einfach nur da. Ich wusste nicht wie ich ihn begrüßen sollte. Nur die Hand geben? Umarmen? Bussi geben? Zum Glück nahm er mir die Entscheidung schließlich ab, als er mich plötzlich in die Arme schloss und sein Gesicht in meinen Haaren vergrub. Es war genau wie früher. Ich wusste nicht ob mein Gesicht von den Tränen oder vom Regen nass war oder von beidem. Wir setzten uns auf die Bank.
Schließlich brach ich das Schweigen und fragte ihn:"Bist du jetzt glücklich?"
"Ja!", antwortete er.
Ich nickte. Was hatte ich denn auch erwartet? Das er nein sagt und zu mir zurück kommt?
"Warum?", fragte ich,"habe ich dir gar nichts bedeutet?Die drei Jahre mit mir, war das denn alles nur ein Spaß?"
"Marie sag so etwas nicht, du weißt dass das nicht wahr ist! Du weißt doch das ich dich geliebt habe. Aber wir haben uns auseinander gelebt! Die letzten Wochen, die letzten Monate, waren wirklich furchtbar. Wir haben uns doch nur noch gestritten!" Dabei sah er mich an. Ich wusste er hatte recht aber gab es denn keine Chance mehr für uns?
"Können wir nicht versuchen uns wieder zusammen zu leben?"
Er senkte den Blick und sagte: "Vielleicht. Irgendwann mal. Ich kann es dir nicht sagen."
Ich wusste dass es nichts mehr zu sagen gab und stand auf. Schweigend brachte er mich zum Bus. Wir umarmten uns noch einmal und ich stieg ein.