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Und heute ist Schluss.

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26.01.2017
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Und heute ist Schluss.

Der Herbst knistert unter meinen Füßen, während ich gehe. Es riecht nach Natur, nach Herbst, nach einem frischen Herbst. Ich vernehme das Harz der Bäume, den Geruch der Blätter. Auch höre ich Vogelgezwitscher, die hellen Töne aus den Bäumen. Ich sehe nach oben. Der kalte Herbstwind weht mir durch das Haar, ich verstecke meine Hände in den Jackenärmeln und spanne mich an, ziehe die Luft ein und als ich ausatme bilden sich kleine Wölkchen vor meinem Mund.
Zu meiner Linken die Siedlung. Eine Anhäufung unschöner Gebäude, die alle für sich stehen, nicht so recht zueinander passen wollten. Die unbefahrene Straße, die sich hindurch zog.
Zu meiner Rechten der Wald. Ich erinnere mich an unsere langen Spaziergänge, die zärtlichen Küsse und Umarmungen, die wir dort hinterlassen haben. Es ist, als wäre es gestern noch so gewesen.
Sein Haus ist ein kalter quadratischer Bau, die Fassade bröckelt, und die Vorhänge hinter den schmutzigen Fenstern tragen als einzige Farbe. Mehrere Familien leben dort, Familien mit Kindern, meine Schwester spielte oft mit ihnen im Garten, als wir zu Besuch waren. Im Gegenteil dazu viele Rentner, die Frau im vierten Stock mit ihren viel zu schweren Einkaufstüten, der Mann im Erdgeschoss, der sich für den Hausmeister hält. Auch Jesper lebt dort. Bei seinen Eltern, obwohl er bereits achtunddreißig ist. Er ist schon immer ein anhänglicher Mensch gewesen, kein Mann, der Neues mit Freude aufnimmt.
Noch einen Schritt näher.
Jesper steht auf der Terrasse. Er hat eine Zigarette im Mund, lässt die Hand sinken, bläst den Qualm in die Luft. Er hat mich gesehen, sofort ein Lächeln in seinem Gesicht.
Eigentlich ist er ein super Kerl, denke ich mir, so wie er da vor mir steht. Er ist groß und kräftig, sportlich. Sein pechschwarzes Haar ist kurz und ordentlich. Sein Gesicht konturiert, die Wangenknochen stechen deutlich hervor und er ist geprägt vom Leben. Aber genau das macht ihn so attraktiv. Genau das macht ihn zu einem wirklichen Mann. Ich weiß nicht warum, aber es ist so. Und glaubt mir: Jede Frau würde mir zustimmen.
Doch Jesper ist nicht der, für den ihn alle halten.
Er wirft die Zigarette zu Boden, als er mich sieht, drückt den Stummel mit dem Fuß aus. Ein schwarzer Fleck auf der Marmorterrasse. Sein Kopf ist gesenkt. Es dauert lange, bis er sich mir zuwendet.
Ich sehe ihn durchdringlich an. Der kräftige Oberkörper zeichnet sich deutlich unter dem schwarzen T-Shirt ab. Er trägt Jeans und Cowboy-Stiefel, die ich schon immer schrecklich fand.
„Ann! Wie schön, dass du kommst. Ich muss mir dir reden.“
Das kannst du dir sparen, mein Freund. Ich habe kein Interesse. Aber dann öffnet er die Arme wie zum Gruß, möchte mich in sich schließen. Und ich vergesse mich, lasse mich darauf ein. Ich spüre seinen massigen Körper, seine Wärme an diesem Herbsttag. Als ich meinen Kopf auf seine Brust lege, kann ich seinen Herzschlag hören. Ich hasse mich dafür, dass ich mich bei ihm wohlfühle.
Jesper seufzt.
„Wie geht es dir?“, fragt er schüchtern.
Ich zucke nur mit den Schultern. Er gibt mir einen Kuss auf die Stirn.
„Warum verschweigst du mir deine süße Stimme?“ Es ist nur ein Flüstern, dann ein zärtliches Grinsen.
„Warum tust du mir das an?“ Ich bemerke die Tränen zu spät, die mir die Wange hinunter kullern. „Warum fragst du nach allem, was passiert ist, wie es mir geht?“
„Bitte, Ann! Fang nicht wieder damit an!“ Er löst sich aus der Umarmung, geht an mir vorbei und schiebt die Hände in die Hosentaschen.
„Du hast sie ermordet, Jesper! Du hast meine Schwester erschossen!“ Ich werde laut, die Tränen unaufhaltsam.
„Sie wollte uns anzeigen, wir hätten sie einfach nicht mitnehmen dürfen.“
„Sie war alt genug.“
„Es war ein Banküberfall, Ann. Das ist nichts für ein junges Mädchen.“ Er schüttelt den Kopf. „Du hast es gewusst, trotzdem wolltest du sie dabeihaben.“
„Du gibst mir die Schuld?“
„Ja.“
„Du warst es doch, der die Waffe auf sie gerichtet und abgedrückt hat!“
„Was hätte ich denn tun sollen?“ Er wendet sich zu mit um und sieht mir nun direkt in die Augen. Ich weiß nichts mehr zu sagen.
„Ich weiß, dass du sie geliebt hast, Ann. Und ich weiß auch, dass du sie über mich gestellt hättest. Das konnte ich nicht zulassen. Dafür ist mir mein Leben zu viel wert.“
Es reicht. Ich greife nach der Waffe, die ich mir zuvor eingesteckt habe. Der Griff ist kalt und es fühlt sich ungewöhnlich an.
Jesper reißt die Augen auf und schreckt zurück.
„Was zum Teufel hast du damit vor?“
„Dein Leben ist dir also zu viel wert?“ Ich erschrecke vor mir selbst. Es ist nicht meine Art, jemanden zu verletzen oder gar zu erschießen. Doch die Umstände erfordern es.
„Sei vernünftig!“, fleht er. Sein Gesicht wird bleich, sein Brustkorb hebt und senkt sich schneller als zuvor, ich merke, dass seine Hände zittern, als er sie in die Höhe streckt, als wolle er sich ergeben.
„Lass uns zur Polizei gehen“, bittet er, macht einen vorsichtigen Schritt auf mich zu. „Lass uns die ganze Angelegenheit klären und es ist vorbei, in Ordnung?“
Ich schlucke, werde unsicherer, doch lege meinen Finger an den Abzug. Meine Finger zittern. Der Schweiß steht mir auf der Stirn. Ich bin mir nicht sicher, wer von uns beiden die größere Angst verspürt.
„Leg die Waffe weg. Wir können das klären. Keiner von uns trägt Schuld …“
Dann drücke ich ab. Ein Knall in der ansonsten ruhigen Siedlung. Ein Kind schreit. Ich lasse die Pistole fallen und mit einem harten Schlag kommt sie auf.
Mit der Hand auf der Brust sackt Jesper in sich zusammen, kippt vorn über. Blut quillt zwischen seinen Fingern hervor, bildet eine Lache auf dem weißen Marmor. Sein Körper erschlafft, der Brustkorb hebt sich nicht mehr.
Ich kann seine Leiche nicht ansehen. Ich wollte das nicht. Dann renne ich so schnell ich kann, auch, wenn ich nicht weiß, wohin. Es ist, als würde ich versuchen, vor mir selbst zu flüchten.

 

Hallo LolliTheWriter17

ich denke, du hättest dir mehr Zeit lassen sollen für die Charakterisierung der Figuren, insbesondere für Ann.
So gelingt es mir nicht, mit ihr mitzufühlen.

Am Spannungsaufbau könntest du auch ruhig etwas arbeiten. Ich wusste direkt nach den ersten Sätzen, das es eine Rache-Geschichte ist. Durch das ewige Wiederholen hast du das bisschen an Spannung sogar noch zunichte gemacht.

Beispiele:

Dass diese Idee bescheuert ist, braucht ihr mir nicht zu sagen. Das weiß ich selbst. Und ja, auch die Konsequenzen sind mir bewusst. Aber ich habe keine Wahl. Dieser Mann hat mich tief verletzt. Er hat mir genommen, was mir am wichtigsten ist.
Und jetzt bin ich an der Reihe.
Ich gehe die Straße hinunter. Meine Schritte sind zögerlich. Das Rascheln des Laubs unter meinen Füßen, es riecht nach Natur. Für einen Moment vergesse ich alles. Der kalte Herbstwind weht mir durch die Haare, ich verstecke meine Hände in den Jackenärmeln und spanne mich an, ziehe die Luft in mich ein und als ich ausatme bilden sich kleine Wölkchen vor meinem Mund.
Die fett markierten Sätze könntest du streichen, um es packender zu machen.

Soll ich es wirklich tun? Nach allem, was er mir angetan hat, scheint die Antwort einfach. Ja! Lass dir das nicht gefallen. Er hat dein Leben zerstört und das weißt du auch.
Hier war klar, dass es um Rache geht.

Gut, in dieser relativ kurzen Geschichte musstest du es irgendwann unterbringen. Ich hätte bis zum Ende gewartet.

Sein Haus war ein kalter quadratischer Bau.
Hier bist du auf einmal in der Vergangenheitsform gelandet.

Mehrere Familien leben dort, Kinder zuhauf, im Gegenteil dazu viele Rentner, Arbeitslose.
Finde ich unrund formuliert.

Aber ich habe keine Wahl. … Ich denke noch einmal darüber nach. Soll ich es wirklich tun? … Doch er hat etwas getan, was ich ihm niemals verzeihen könnte.
Hier, was ich mit den Wiederholungen meine.

Er flehte darum, ich solle doch vernünftig sein.
„Lass uns zur Polizei gehen“, bat er.
Warum die indirekte Rede im ersten Satz?
ich möchte miterleben, wie er schwitzt, blass wird, um sein Leben winselt.
Hier vergeudest du viel Potenzial.

Er kam einen Schritt auf mich zu. Ich legte meinen Finger an den Abzug. … Ein Kind schrie.
Wieder Vergangenheit. Am Ende wieder.

Leider hat mich deine kurze Geschichte nicht so überzeugt. Wie gesagt: Bau die Figuren aus, lass dir mehr Zeit, zeige auch die Gefühle von Ann anstatt immer nur zu behauten, er habe ihr wehgetan o.ä.
Außerdem könntest du auch was von der Vorgeschichte einbauen. Was ist da überhaupt passiert? Und wenn es nur Andeutungen sind ...

Warum eigentlich das Stichwort "Jugend"? Dass es sich um Jugendliche in der Geschichte handelt, wurde mir nicht bewusst (auch "Ältere" können noch bei ihren Eltern wohnen), auch finde ich nicht, dass es unbedingt eine Geschichte für Jugendliche ist.

Hoffe, du kannst mit meinen Anmerkungen etwas anfangen.

Beste Grüße,
GoMusic

 

Hallo Lolli,


ich muss mich GoMusic anschließen. Nach ein paar Zeilen erkennt man, dass es sich eine geplante Rache-Aktion handelt.
Eigentlich schade, weil du aus der Geschichte mehr machen kannst. Wenn du jetzt diesen "inneren Monolog" von Ann zu Beginn komplett rausnimmst oder dich dort wirklich nur auf das Nötigste beschränkst, erkenne ich, als Leser, nicht direkt, worum es geht. Dann kommt es erstmal zu rüber, als würde sie ihn nur "besuchen", wie einen Freund.
Du stellst Jasper darin als muskulösen Grobian mit vernarbten Gesicht dar und hebst die Narben sogar noch extra hervor. Dadurch erschaffst du unbewusst beim Leser die typischen Merkmale eines Aggressors, wahrscheinlich sogar Ex-Knastis.
Was dem Leser auch nicht ganz schlüssig sein wird ist, warum sie ihn erschießt. Ok, er hat eine Frau getötet und Ann hat es sehen müssen. Die offene Frage ist aber: Hat Ann ein persönliches Verhältnis zu dem Opfer? Schwester? Cousine? Beste Freundin? Etc.

Wenn du das Verhältnis der beiden Frauen offen lässt, lässt du den Leser mit einer Anzahl offener Fragen zurück, deren Antwort nur DU weißt.


Wenn du die Geschichte dementsprechend änderst und umschreibst, kannst du die Spannung von vorne herein aufrecht erhalten.

Ich freue mich auf die Überarbeitung!


LG

betze

 

Hallo Lolli!

Ich finde den Spannungsbogen ganz in Ordnung. Für mich geht es in der Geschichte nicht um die Frage, ob es sich um eine Rache-Story handelt, sonder darum, ob Anna den Racheakt letztendlich vollzieht.
Das bleibt im Text bis zum Schluss unklar.

Für mich ist das Motiv ein wenig dünn. Da könnte noch nachgelegt werden. Die Beziehung und die auslösende Tat sind sehr allgemein gehalten.

Auch die Charakterisierung der Anna ist zu dürftig. Man muss davon ausgehen, dass die wenigsten Menschen dazu in der Lage sind, einen Mord aus Rache (oder sonst welchen Motiven) zu begehen. Warum also schafft Anna es?

Lieben Gruß

Asterix

 

Hallo ihr!

Danke für eure Kritiken! Damit kann ich auf jeden Fall arbeiten und werde mich jetzt auch sofort an die Überarbeitung machen.
Und ich befasse mich - GoMusic und betzebub - mit dem Spannungsaufbau in (Kurz-)Geschichten, um das bei der Überarbeitung besser umsetzen zu können!

 

Hallo Lolli!

Ohne auf deine Geschichte einzugehen nur mal ein kleiner, gut gemeinter Rat von mir:
Geh ruhig etwas mehr und individueller auf die einzelnen Kritiker und deren Kritiken ein. Du hast dich zwar bedankt, jedoch in einem Vierzeiler-Rundumschlag. Sieh dir nur mal allein die Länge der Kritik von GoMusic an - die hat doch schon etwas mehr Herzblut verdient als ein lapidares "Danke an alle", meinst du nicht auch?:)
Stell dir nur mal vor, alle Kritiker würden sich hier zusammensetzen und "nur" ein gemeinsames Feedback geben.

Viel Spaß weiterhin wünscht dir der gut gelaunte EISENMANN - deswegen ist meine Anmerkung hier - verglichen mit meinem sonstigen Ton - schon geradezu eine Liebeserklärung:D

 

Hallo LolliTheWriter17,

"Und heute ist Sch(l)uss - guter Titel!

Ich wollte erst kurz fragen: wie riecht eigentlich die Natur?

Dann habe ich zwei Geschmacksrichtungen beobachtet, vor dem Hintergrund einer etwas entfremdeten Landschaft, entfremdeten Wörter (z.B. anstatt "Häuser" - "Gebäude"), die von der Erzählerinstanz hervorgehoben werden. Erst mal "die unschönen Gebäude und Menschen darin, die nicht zu einander passten". Das ist eine Perspektive, die ich nicht jedem Menschen öberflächlichen Natur zutrauen würde. Für mich erscheint Ann nach dieser Beobachtung als eine ziemlich reflektierende Persönlichkeit. Dann kommt aber ziemlich plötzlich ein anderer Wind ins Spiel. Ann zeichnet ihren Prinzen auf, und da sehe ich rein oberflächliche Details, wie Haare, Stiefel, betonte Männlichkeit etc. Keine Charakterzüge, die Mut, Gier, Zärtlichkeit etc. Ich erkenne die Frau nicht mehr, die mir kurz davor von irgendwelchen Gebäuden und dem darin stattfindenden Leben berichtet hat. Jetzt ist es nur reine Oberflächlichkeiten! Wolltest Du mit diesem Wechsel etwas spezielles betonen?

Dann die Abschlußfrage - nach dem Motiv! Warum tut die Dame so was? Ich habe die Geschichte noch einmal gelesen und nach den versteckten Hinweisen durchgesucht!!! Ohne Erfolg! Gibt es diese Hinweise? Gibt es eine Lösung? Wegen unschönen Gebäuden oder Menschen, die darin wohnten? Oder wegen der Luft, die nach Natur roch? Also, Motiv?

Wenn die Geschichte kein Motiv hat, und ich mich wieder an den Titel der Geschichte wende, dann habe ich den Eindruck, dass es eigentlich kein Motiv für den Mord an dem Mann geben kann. Das ist irrelevant für den Autor und den Leser. Außer, dass die Tante vielleicht einen Dachschaden hat und dringend in die Psychiatrie muss. Und das ist das zentrale Motiv der Geschichte. Dann kann ich die Erwähnung der Naturluft und die Geschmacksveränderungen besser nachvollziehen!

Also, wie Du merkst, das Sujet ist da, Du kannst schön schreiben! Es ist alles angenehm zu lesen! Aber, das Volk braucht mehr Details, Infos!

Sei gegrüßt,

Herr Schuster

 

Herr Schuster

Danke für deine Antwort und danke auch dafür, dass du dir meinen Text (sogar mehrere Male) durchgelesen hast! :)

Um zuerst auf den Geruch der Natur einzugehen: In diesem Punkt hast du recht und wenn ich so darüber nachdenke, bin ich mir nun auch nicht mehr so sicher, wie die Natur nun wirklich riecht. :Pfeif: An diese Stelle werde ich mich also noch einmal machen und sie überarbeiten. Danke für den Hinweis!

Dann zu Ann: Ich habe sie bewusst als eine oberflächlich denkende Person dargestellt, denn so ist sie. Dass du das Gegenteil heraus gelesen hast, wundert mich jetzt, aber in diesem Fall nochmals ein Punkt, dem ich mich nochmals zuwenden werde!

Zuletzt zum Motiv: Ja, du hast Recht, das Motiv habe ich in der ersten Version nicht dargestellt. Ich hoffe aber, dass es jetzt in der überarbeiteten Version deutlicher wird. Ich würde mich freuen, wenn du mich nach erneutem Lesen darüber aufklären würdest! :)
GoMusic, betzebub, Asterix und Eisenmann
Die erste Überarbeitung ist erledigt und ich würde mich freuen, wenn ihr sie lest! :D

 

Hallo und herzlich willkommen hierorts, LolliTheWriter!

Vorweg,

liebe Lolli (ich darf Deinen selbstgewählten Namen der Handlichkeit wegen ein wenig kürzen?),

an sich mag ich keine Krimis (es sei denn, Murot, alias Ulrich Tukur ermittelt und trifft auf Ulrich Matthes, wird von klassischer Musik begleitet und schließt den Tatort - oder doch eher ein Schlachtfeld? - mit Shakespeare), weil sie von der falschen Prämisse ausgehen, Verbrechen geschähen, um aufgeklärt zu werden, was man am deutlichsten in der Ausbeutung von Natur und Mensch erkennt. Das mit der Aufklärung bleibt Gott sei es gepfiffen dann doch dem Leser überlassen.

Aber, herzensguter Mensch, der ich nun mal bin, hab mich schlicht des Titels erbarmt, der wie das Falschparken eine Ordnungswidrigkeit darstellt: Überschriften enden im Deutschen üblicherweise ohne Punkt (der guten Ordnung halber sei angemerkt, dass dennoch Frage und Ausruf durch entsprechende Zeichen gekennzeichnet werden sollen, warum also kein Ausrufezeichen?).

Nun, da Dein Erstling eine wohltuende Kürze hat, wenn auch nicht gar so kurz wie der Knæckebrœdkrimi aus meiner bescheidenen Feder, will ich ihn mir weiter anschauen. Aber ach, schon im ersten Satz

Das Laub knistert unter meinen Füßen, während ich gehe
entdeck ich Kürzungspotenzial: Knistert es unter den Füßen, wenn einer steht?

Und beim zweiten drängt sich mir die Frage auf, die schon ein Vorredner stellte: Riecht Natur nicht überall anders - vom Vulkanausbruch, in der Umgebung eines versumpfenden/verlandenden stehenden Gewässers.

Nun gut, was am Anfang eingespart werden kann, würde hier nun wieder doppelt und dreifach ausgeweitet. Und am Ende der Naturbeschreibung und im ersten längeren Satz fehlt dann mindestens ein Komma, weil die vergleichende Konjunktion „als“ einen vollständigen Satz einleitet (ich atme aus“). Sieht man die als-Konstruktion als eingeschobene Apposition, so wäre auch noch ein Komma davor zu setzen ...

..., ziehe die Luft ein und als ich ausatme[,] bilden sich kleine Wölkchen vor meinem Mund.
(weiter unten zeigstu, dass Du es weißt … Flüchtigkeit also?) Ich bin von überzeugt, Du triffst die richtige Entscheidung!

Zu meiner Linken die Siedlung. Eine Anhäufung unschöner Gebäude, die alle für sich stehen, nicht so recht zueinander passen wollten. Die unbefahrene Straße, die sich hindurch zog.
Ja, das kenn ich, von dem Rhein bis jenseits der Elbe, überall dasselbe!, sehen wir vom Gezeitenwechsel ab - „hindurch zieht“.

Hier nun ersetzt an sich die Konjunktion „und“ das Komma innerhalb der Aufzählung, die nicht nur für gleichrangige Wörter, Satzteile, sondern auch für ganze, zusammengesetzte Sätze gilt

Sein Haus ist ein kalter quadratischer Bau, die Fassade bröckelt, und die Vorhänge hinter den schmutzigen Fenstern tragen als einzige Farbe.
Es sei denn, ein Satz solle besonders hervorgehoben werden ... Das entscheidest natürlich Du!

..., der Mann im Erdgeschoss, der sich für den Hausmeister hielt.
Gezeitenwechsel: „hält“.

Und die Last der Jahre, die man zählt, muss wohl jeder tragen.

Hier versteh ich das Abstrakte nicht

Sein Gesicht konturiert, abstrakt und geprägt vom Leben.

Hier verführt Dich der Dativ des Pronomens zu einem Vertipper, einmal t statt r, vermut ich mal
Ich muss mir dir reden.“

Hier behaupten die Auslassungspunkte, es fehle wenigstens ein Buchstabe am vorhergehenden Wort. Da wäre ein Apostroph sehr viel rationeller. Also besser ein Leerzeichen zwischen letztem Buchstaben und erstem Punkt
Keiner von uns trägt Schuld[…]...“

Ich wollte das nicht.
Sagen wir das nicht alle?Nur kann nicht jeder seine Hände in Unschuld waschen. Besonders, wenn die Schüssel Wasser fehlt.

Zu viel Beschreibung, Nebensächliches, Adjektive, vor allem Flüchtigkeit wäre abzustellen. Aber wer das gute alte "zuhauf" verwendet, das auf der Roten Liste der bedrohten Wörter steht, der/die kennt auch gute Vorbilder, an denen er/sie sich orientieren kann. So wie ich mir vor wenigen Wochen nach zwanzig Jahren wieder ne Gitarre besorgt hab und die steifen Fingerchen wieder trainieren muss.

wird schon werden,

meint der Friedel,

der noch ein schönes Wochenende wünscht!

 

Hallo Friedrichard

Das Ausrufezeichen im Titel wäre eine spannende Idee und ich denke, das würde auch gut passen. Aber da stelle ich mir die Frage, sind denn Punkte in Titeln den grundsätzlich "verboten" oder einfach nur unschön oder warum vergleichst du das mit dem "Falschparken"?

Dann zu deinem ersten Kritikpunkt:

Knistert es unter den Füßen, wenn einer steht?

Grundsätzlich natürlich nicht! ;) Ich habe in meiner Kurzgeschichte aber ja geschrieben: "Das Laub knistert unter meinen Füßen, während ich gehe." Da sehe ich dann schon einen Unterschied und beim Gehen ist es durchaus möglich, Laub unter den Füßen knistern zu hören!

Im nächsten Punkt hast du recht: Wie die Natur riecht könnte ich an dieser Stelle tatsächlich noch etwas herausarbeiten. Werde ich mich sofort/morgen daran machen und überarbeiten!

An den Flüchtigkeitsfehlern werde ich auch arbeiten und ich wundere mich, wie sich noch so viele einschleichen konnten, habe ich diese Geschichte doch nun wirklich unzählige Male vor Veröffentlichung durchgesehen. In diesem Falle entschuldige ich mich aber dafür und werde das auch schnellstmöglich verbessern.

Vielen Dank für deine weiteren Tipps, weniger Beschreibungen, Adjektive usw. zu benutzen und auch der hilfreiche Tipp mit der Leerzeile zwischen den Auslassungspunkten, das werde ich mir auch zu Hilfe nehmen.

Einen schönen Abend wünsche ich noch und ein ebenfalls schönes und erholsames Wochenende!

LolliTheWriter17

 

Aber da stelle ich mir die Frage, sind denn Punkte in Titeln den grundsätzlich "verboten" oder einfach nur unschön oder warum vergleichst du das mit dem "Falschparken"?

Hallo Lolli,

grundsätzlich sind Satzzeichen in einer Überschrift - sofern notwendig - anzubringen und am Ende ist es eigentlich "Gewohneitsrecht", den Punkt nicht zu setzen, wohl aber die anderen Satzzeichen, weil ja der übergeordnete Satz ("...", sagte/fragte/rief xy) fehlt.

Schönes Wochenende

Friedel

 

Hallo Lolli!

Gehe ich recht in der Annahme, dass du nicht weiter an deinem Roman arbeiten willst, sondern dich nun auf Kurzgeschichten konzentrierst?

Anmerkungen zum Text:

"Ich vernehme das Harz der Bäume"
=> "Vernehmen" bedeutet "hören". Du meinst "wahrnehmen", aber "riechen" klingt in diesem Fall besser.

"die zärtlichen Küsse und Umarmungen, die wir dort hinterlassen haben."
=> Wie hinterlässt man denn bitte irgendwo Umarmungen und Küsse?

"Mehrere Familien leben dort"
"Im Gegenteil dazu viele Rentner"
=> "Im Gegenteil" passt hier nicht.

=> Allgemein rate ich dir, dich einfach, in deiner dir eigenen Sprache auszudrücken. Versuche es nicht poetisch, denn so benutzt du zu viele Worte, deren Sinn du nicht hundertprozentig richtig erfasst hast.

"Er hat mich gesehen, sofort ein Lächeln in seinem Gesicht.
Eigentlich ist er ein super Kerl, denke ich mir, so wie er da vor mir steht."
=> Diese Leute, ihre Charaktere kann ich mir nicht vorstellen, sie sind unglaubwürdig. Jesper hat die Schwester deiner Protagonistin erschossen, deine Protagonistin hasst ihn so sehr, dass sie ihn gleich ermordet. Aber du stellst sie uns Lesern so vor, als wäre nichts passiert, als hätte er höchtens mal eine andere geküsst.

"Sein Gesicht konturiert"
=> Konturiert ist wieder eine Vokabel, die nicht wirklich passt.

"Und glaubt mir: Jede Frau würde mir zustimmen."
=> Ich bin auch eine Frau und sage zu so was nur: Bullshit. Schreibtechnisch ist es wirklich schwierig, jemanden so zu beschreiben, dass alle anderen Leute ihn ebenfalls attraktiv finden. Es nur zu behaupten, funktioniert nie.

"Es dauert lange, bis er sich mir zuwendet."
=> Aber er hat sie doch von Anfang an angelächelt! Das steht jedenfalls im Text.

"Ich sehe ihn durchdringlich an."
=> Durchdringlich passt auch nicht wirklich.

„Was hätte ich denn tun sollen?“
=> Mich würde interessieren, was da eigentlich passiert ist. Die drei machen gemeinsam einen Banküberfall, dann sagt die Schwester: "Ätsch, nun gehe ich zu den Bullen; mir völlig egal, dass ich Mittäterin bin und deshalb für Jahre in den Knast wandern werde", und dann knallt Jespser sie ab? So etwa?

"Es ist nicht meine Art, jemanden zu verletzen oder gar zu erschießen. Doch die Umstände erfordern es."
=> Wenn es nicht ihre Art ist, dann tut sie es auch nicht. Rechtlich gesehen ist das, was sie gleich tut, Mord. Geplant und kaltblütig.

„Sei vernünftig!“, fleht er.
=> Ich an ihrer Stelle würde ihr einfach eine reinhauen und ihr die Waffe abnehmen. Und ich bin kein so kaltblütiger Charakter wie der, den du uns als Jesper vorgestellt hast. Die Eine kaltblütig abknallen und vor der anderen winseln - das passt einfach nicht zusammen.

Der größte Schwachpunkt an deiner Geschichte ist meiner Meinung nach die Charakterisierung. Von allen Personen. Das liegt meiner Meinung nach daran, dass du noch jung bist und keine solche Personen, die du beschreiben willst, kennst.

=> Fazit: Ich empfehle dir, erstmal über Dinge zu schreiben, die du kennst. Ich kann mich hier selbst zitieren. "Vielleicht wäre es besser, du schriebest erstmal über Themen, die dir nah sind, in denen du dich genau auskennst?" Das habe ich unter deinen Romananfang geschrieben. Es muss doch nicht immer gleich um Leben und Tod gehen. Es gibt doch sicher auch andere Themen, die dich interessieren?

Grüße,
Chris

 

Hallo Chris Stone

Ich habe mit dem Roman begonnen, da mir eigentlich Geschichten in Romanlänge besser zusagen. Jedoch habe ich mich - aufgrund der konstruktiven Kritik unter meinem begonnenen Roman - dazu entschlossen, erst ein wenig an Kurzgeschichten zu üben, ein wenig meinen Schreibstil zu finden, mir Kritik und Rückmeldung zu holen und mich dann wieder an das Romanprojekt zu wagen. Aber es schläft nicht ein, das kann ich dir versprechen! Denn ich recherchiere immer wieder über das Thema, arbeite "offline" an dem Projekt und werde dann zu gegebener Zeit an diesem Monstrum weiterarbeiten.

Danke auch für deine hilfreichen Tipps! Ich werde die Kleinigkeiten noch überarbeiten und die Charakterisierung genauer vornehmen. Nur bin ich nun ein wenig verwirrt: Würde ich gleich zu Beginn zeigen, dass Ann Jesper hasst, dann würden sich die ersten Kritiker wieder melden und meinen, man würde sofort erkennen, dass es sich um eine Rache-Geschichte handelt. :confused:

Zum letzten Punkt: Für gewöhnlich lese ich sehr viel Fantasy und schreibe eigentlich für mich auch mehr Fantasy als realitätsnahe Geschichten. Aber ich finde, es ist noch um einiges schwerer, Fantasy zu schreiben, die Welten vorzustellen, die fremden Völker und Charaktere.
Ich werde aber im Laufe des Tages eine Kurzgeschichte veröffentlichen, die in den Fantasybereich gehört und ich würde mich freuen, wenn ihr euch diese ansehen würdet! ;)

Gruß an alle!

Lolli

 
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Nur mit der Ruhe. Kommentare sind Handarbeit und das dauert nun mal...

Und ich mag es, wie mir vorausgesetzt wird, alles auf einmal machen zu können.

Du bekommst deine Antwort @maria.meerhaba

Ich schreibe nur die Antworten erst, wenn ich die Punkte in der Geschichte bei mir überarbeitet habe, sonst werde ich irgendwann konfus und weiß nicht mehr, was, wann, wer, wo. :Pfeif:

Danke.

 
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Hey LolliTheWriter17

Kannst du zeitnahe Antworten jeweils in einen Post setzen? Dann wird der Thread nicht unnötig aufgebläht.

Wegen den Antworten: Es ist halt üblich, die Kommentare in der Reihenfolge des Eintreffens zu beantworten. Mach ich aber auch nicht immer, es gibt schon Gründe, auch mal davon abzuweichen. Ich schreibe dann jeweils einen entsprechenden Hinweis (@xy: Ich antworte dir später), um Missverständnisse (wie hier in diesem Thread) zu vermeiden.

Ich wünsche dir noch viel Spass im Forum!

maria.meerhaba: So was kann man auch als Frage formulieren (und als PN verschicken). Z.B: "Hast du meinen Kommentar evtl. übersehen?" Nur so als Tipp.

Lieber Gruss euch beiden
Peeperkorn

 

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