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Und es gibt sie doch!
Ich hab ja immer gedacht, so etwas wie die große Liebe gibt es nicht. Männer können nicht wirklich lieben, das ist meine feste Überzeugung gewesen. Wie schön, sich selbst einen derartigen Irrtum eingestehen zu können. Es gibt sie! Ich will allen zurufen: Glaubt an sie! Sie kommt auch zu euch! Es gibt nichts Schöneres als die Liebe.
Als ich das erste Mal in seine blauen Augen sah, war es um mich geschehen. Das ist er, sagte ich mir. Der Prinz, auf den du immer gewartet hast. Ich wusste es einfach sofort! Das gibt es wirklich! Ich hatte keine Chance, nein, nein, es traf mich wie der Blitz und ich bekam diese weichen Knie. Es war wie ... wie diese Spannung, die man zwischen Meryl Streep und Clint Eastwood in diesem Dingsbums-Film spürt, reine Leidenschaft, man weiß sofort, dass man füreinander geschaffen ist. An diesem Morgen hatte sich eine schneeweiße Taube auf mein Fensterbrett gesetzt, ein deutliches Zeichen, wie mir später klar wurde.
Er war im Supermarkt gegen meinen Einkaufswagen gefahren.
„Immer so schnell unterwegs, schöne Frau?“
Und sein Lächeln dabei war so spitzbübisch, richtig goldig. Ich werde es niemals vergessen. Dieses Lächeln kam direkt vom Himmel herab und ich hörte auch sofort sämtliche Geigen und Harfen spielen und Glocken läuten. So wie im Film.
Ich warf meine goldenen Locken gekonnt nach hinten, machte meine Augen zuerst ganz groß und ließ die Lider dann wieder halb zufallen. Ich kann das, das hab ich vor dem Spiegel geübt. Es muss unschuldig und verrucht zugleich aussehen. Diesem Blick kann keiner widerstehen. Unter Garantie.
„SIE sind doch in meinen Wagen geknallt!“, antwortete ich mit gespielter Entrüstung.
„Muss ich jetzt meine Versicherung anrufen?“ Sein Grinsen hatte jetzt genau die richtige Mischung aus Bubencharme und schmutzigem Versprechen. So wie das von Bruce Willis. Genau so.
Es fiel mir auch gleich auf, wie cool er angezogen war. Das weiße T-Shirt passte perfekt zu seiner sonnengebräunten Haut und war an den Ärmeln gerade eng genug, um seine Oberarmmuskeln eindrucksvoll hervortreten zu lassen.
„Zur Strafe helfen Sie mir, meine Einkaufstaschen zum Auto zu bringen! Mit DEN Armen wird Ihnen das ja nicht schwer fallen!“ Erst als ich den Satz beendet hatte, fiel mir auf, dass ich um mindestens zwei Oktaven tiefer gesprochen hatte als sonst. In der Cosmopolitan hab ich mal gelesen, dass das bei Frauen ein Zeichen für große sexuelle Erregung ist. Ich sah zu ihm auf. Oh ja, er war sehr groß, eine richtig tolle Cornetto-Figur in seinen verwaschenen Diesel-Jeans. Ich wusste sofort, das ist der heißeste Typ, den meine Freundinnen und ich jemals zu Gesicht bekommen hatten.
„Wenn ich´s nicht mache, was tun Sie dann? Führen Sie mich in Handschellen ab? Na ja, ich kann mir Schlimmeres vorstellen, als von Ihnen gefesselt zu werden, Schätzchen.“ Er neigte sich mit einem Zwinkern vor. Mir fiel gleich auf, wie gepflegt er war und er roch auch so gut. Hugo Boss. Das erkenn ich sofort. Das ist doch ungeheur wichtig bei einem Mann, dass er gepflegt ist. Ich mein, nicht dieses Metro-Sex-Ding, er soll schon noch ein Mann bleiben dabei. Und ich spürte gleich seine starke männliche Ausstrahlung, mein Bauchchakra wurde sofort in Schwingungen versetzt.
Mein Herz schlug so stark, in einem Rhythmus, aus dem man sicher einen wunderschönen Love-Song hätte machen können. Ich hab ja sämtliche Kuschel-Rock-CD´s zu Hause, ich kenn mich da aus. Irgendwann werd ich mal ein Lied schreiben, nur für ihn und mich, und es geht gar nicht anders, das wird sicher ein Welthit, denn jeder würde unsere Liebe in diesem Song fühlen können. Spürte ich mein Herz wirklich noch? Nein, ich hatte es ja gar nicht mehr, es war ihm bereits direkt zugeflogen.
Als wir mit dem Einkauf bei meinem Auto angelangt waren, flehte ich insgeheim nur noch eines: Bitte, geh nicht einfach! Und: Ich will dich wiedersehen! Fiebrig fragte ich mich nur noch, was ich jetzt bloß tun sollte.
„Ich kann´s ja mit einem Kaffee wieder gut machen!“
Was soll ich noch groß erzählen? Wir saßen dann drei Stunden im Cafe und die Zeit verging wie im Flug. Was er schon alles erlebt hatte, wie selbstbewusst er von seinem Job sprach. Manager der obersten Etage. Das ist ein Typ, der mit beiden Beinen im Leben steht, das war mir sofort klar. Einfach ein Alpha-Mann. Unsere Augen ertranken quasi ineinander. Als sich unter dem Tisch unsere Knie einmal zufällig berührten, zuckte es wie ein Blitz durch meinen ganzen Körper. Ich sah, wie die Kellnerinnen zu uns herübersahen und leise tuschelten. Ja, er ist einer, den keine Frau übersieht!
„Du bist so wunderschön!“ Und sein Blick dabei ... Der bekam so eine richtige Tiefe, der wurde ganz dunkel. „Ehrlich, ich hab noch nie eine Frau getroffen, die ich auf den ersten Blick gleich so anziehend gefunden hab.“
Er kann sicher jede haben, aber mich hat er auserwählt, schoss es mir in freudiger Erkenntnis durch den Kopf.
Danach sahen wir uns fast jeden Tag. Und jedes Mal pochte mein Herz vorher so stark, und es ist jetzt vor jedem Treffen noch immer so. Als wir uns beim zweiten Date endlich küssten, spürte ich den Boden unter den Füßen nicht mehr, ich schwebte mit ihm direkt in den siebzigsten Himmel. Er nahm mich einfach in seine starken Arme, und ich war hin und weg. Ließ mich einfach fallen, wollte nichts mehr, außer dass er mich hielt. Ich vergaß, wo wir waren, ob Leute um uns herum waren, was gestern war und was morgen sein würde, dass ich mir neue Strähnchen hatte machen lassen, ich vergaß einfach alles. Ganz komisch.
Und dann kam der große Tag, an dem er das erste Mal mit zu mir kam. Er machte es genau richtig. So zärtlich, überhaupt nicht brutal, er ließ mir viel Zeit. Er streichelte mich, als ob ich etwas ganz Kostbares wäre. Ich fühlte mich wie eine Göttin. Als er sein Ding in mich tat, da fühlte ich ganz deutlich, dass nicht nur unsere Körper, sondern auch unsere Seelen eins wurden. Irgendwann werde ich es sicher auch schaffen, dass ich es in den Mund nehme. Immer mehr und mehr verschmolzen wir in einem Rhythmus, ich spürte keine Grenze mehr zwischen uns. Ist doch egal, ob es mir dabei kommt oder nicht, er gehört zu mir und ich zu ihm. Das ist doch viel wichtiger. Wenn er mir beim Verkehr so tief in die Augen sieht, dann weiß ich einfach, dass wir bis an das Ende unserer Tage zusammenbleiben werden. Wir sind füreinander bestimmt. So etwas spürt man einfach. Er wird der Vater meiner Kinder sein, ich sehe schon jetzt, wie liebevoll er mit ihnen spielen wird. Bald schon wird er mich fragen, ob ich ihn heiraten will. Ganz bestimmt.
Morgen werden wir zusammen das erste Mal in einen Swinger-Club gehen, ich freu mich schon so darauf. Echt.