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Und der Mensch erschuf die Religion
Eines Tages, so erzählt man sich, sollen zwei Journalisten einen hohen Berg erklommen haben. Dort wollten sie einen Mann treffen, der so viele Jahre alt sein sollte, wie sich der Berg in die Höhe erhob. Sie wollten ihm die Frage nach der richtigen Religion stellen. So hatte man ihnen nämlich erzählt, dass der alte Mann von unübertroffener Weisheit sei und in den vielen Jahren seines Lebens sich unter anderem dieser und anderer, die Religionen betreffenden Fragen, gewidmet hatte.
Nach langer entbehrungsreicher Suche fanden sie ihn nun schließlich auf der Höhe des Berges sitzen und in die Weite der Landschaft blicken. Sie waren am Ziel ihrer Reise angekommen und fragten den Mann, welches nun die wahre Religion sei.
So wie man sich sagt, soll er ihnen folgendes geantwortet haben:
„Freunde, ihr seid so lange gereist, um mir diese Frage zu stellen, so will ich euch auch nicht um eine Antwort verlegen sein.
Wenn ihr mich nach der wahren, der richtigen Religion fragt, dann will ich euch zunächst antworten auf die Frage, was ist die Wurzel oder auch was sind die Wurzeln jeder Religion.
Die Wurzeln jeder Religion, meine Freunde, sind die Menschen, denn die Religionen sind von den Menschen geschaffen.
Religionen können so unterschiedlich sein, wie es nicht in Worten auszudrücken ist, doch haben sie alle den Glauben an etwas Übernatürliches. Das haben sie gemeinsam, ganz gleich ob sie an einen Gott oder an Götter, an Jahwe, Allah, den Gott der Christen, an Buddha oder an die Göttervielzahl der Hinduisten glauben.
Sie alle eint der Glaube an etwas Übernatürliches, daran, dass wir Menschen nicht alleine mit den Tieren und Pflanzen der Erde sind.
Sie alle geben ihrem Leben durch den Glauben einen Sinn.
Denn der Glaube an einen Gott, an ein himmlisches Paradies, wie auch immer es heißen mag, gibt ihnen Kraft.
Wenn sie glauben, dass sie einzigartig, unersetzlich sind, dann, nur dann sind sie wirklich glücklich.
Denn wenn es keinen Gott gibt, wie unglaublich unbedeutend und unwichtig ist dann das Leben eines einzelnen Menschen.
Wenn der Tod eines Menschen nur die Subtraktion eins von sechs Milliarden ist und er leicht durch eine Addition wieder ausgeglichen werden kann, kann dann ein Mensch glücklich sein?"
Die Journalisten, so erzählt man sich, sollen dem Mann gespannt und betroffen zugehört haben und ihn dann dieses gefragt haben:
„Soll das heißen, dass es keinen Gott gibt, sondern dass er rational als eine Hoffnung der Menschen zu verstehen ist?"
„Ich glaube das nicht, aber das ist die Sache jedes einzelnen Menschen.
Ich glaube an etwas Übernatürliches, nicht weil mir es die Religionen zeigen, sondern weil ich mir keine Welt ohne Gott vorstellen kann. Doch muss man erkennen und das ist die Antwort auf eure Frage, dass es keine ultimative Religion gibt. Eine Religion ist, meiner Auffassung nach, lediglich ein Weg zu einem Ziel, auf das all diese Religionen zulaufen. Ihr müsst euch nun entscheiden, welchen Weg ihr einschlagt. Auf jedem Weg werdet ihr andere Berichte über das Ziel hören. Jeder Weg wird ein anderer sein.
Geht den Weg, den ihr als euren erkennt!"