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Und alles wegen einer (nicht ganz) toten Katze

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23.06.2002
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Und alles wegen einer (nicht ganz) toten Katze

Wie jeden Morgen, verließ Willi gegen halb acht das Haus, in dem er zur Miete wohnte. Als er die hölzerne Eingangstür hinter sich ins Schloß zog und sich umdrehte, fiel sein Blick auf eine Katze. Sie saß friedlich auf dem Bürgersteig und schien das schöne Wetter zu genießen. Ihr getigertes Fell glänzte in der Sonne.
Tierlieb, wie Willi nun einmal war, bückte er sich, um der Katze einen guten Morgen zu wünschen.
Die Katze blickte auf und sah einen riesigen Mann, der sich zu ihr hinunter beugte. Sie erschrak, war für einen Moment wie gelähmt und rannte dann um ihr Leben.
Fast endete es unter einem Auto, dass im gleichen Moment, zwanzig Kilometer schneller als erlaubt, über die Straße bretterte. Der Fahrer des Wagens machte lediglich eine leicht verägerte Miene, als er ein dumpfes Geräusch vernahm und fuhr weiter, ohne sein Tempo zu verlangsamen.

Willi sah auf die Straße. Dort lag die Katze. Besser gesagt, dort lag das, was von ihr übrig war. Ihre Vorderbeine zuckten noch ein wenig und ihr Bauch schien aufgeplatzt oder aufgerissen zu sein. Blut lief auf die Straße. Dass arme Tier, dachte Willi und beobachtete entsetzt, dass sich ihre Beine immer noch bewegten. Sie muss schreckliche Schmerzen haben, dachte Willi. Hätte er sie doch nur nicht aus Versehen aufgescheucht. Die Katze tat ihm sehr leid.

Er kratzte sich ratlos im Nacken und überlegte, was er jetzt tun sollte. Eigentlich war es sehr wichtig, dass er pünktlich zur Arbeit kam. Sein Resozialisierungsprogramm lief seit zwei Monaten. Bisher war alles gut gegangen.
Andererseits konnte er das arme Ding doch nicht einfach seinem Schicksal überlassen.

Willi ging ins Haus und durch den Keller in den Garten, auf der anderen Seite. Er wusste, dass der Hausmeister in der kleinen Holzhütte einige Gartengeräte verwahrte. Zum Glück war die Tür nicht verschlossen. Willi ging in den dunklen Raum und suchte nach dem Lichtschalter. Schließlich fand er ihn in einer Ecke. Die nackte Glühbirne unter der Decke flackerte ein wenig, als er den Schalter betätigte. In der Ecke fand er einen Spaten. Er nahm ihn und suchte noch nach einer Plastiktüte. Er fand lediglich einen Leinensack und ging wieder zum Haus zurück.
Er bemerkte nicht, dass ihn dabei jemand beobachtet hatte.

Hannelore Müller hatte sich gerade einen Tasse frisch aufgebrühten Tee aus der Küche geholt und sich in ihren Lieblingssessel vor das Fenster gesetzt, als sie Willi sah. Aus dem Hintereingang kommend, trat er auf den frisch gemähten Rasen. Hastig stellte Frau Müller die Tasse auf den kleinen Beistelltisch und griff zu ihrer Brille, um besser sehen zu können.
Ha, hatte sie doch gleich gewusst, dass dieser Kerl irgendwann Ärger machen würde. Mit hervor geschobener Unterlippe, zog sie mit einiger Anstrengung, den Sessel näher zum Fenster. Sie beobachtete wie Willi in der Gärtnerhütte ihres Mannes verschwandt. Sie griff zum Telefonhörer, legte ihn dann aber wieder zur Seite.
In eine Hütte gehen, würde wohl kaum genügen um ihn aus dem Haus zu bekommen. Angestrengt sah sie weiter aus dem Fenster. Von dem intensiven Gucken begann ihr Kopf zu schmerzen. Die Brille hatte einfach nicht die richtige Stärke. Dass hatte sie ihrem Augenarzt schon mindestens hundertmal gesagt.
Willi kam aus der Hütte. In der linken Hand trug er eine Schaufel und in der rechten Hand den alten Leinensack. Ihr Mann schob ihn bei Gartenarbeiten immer unter seine arthrosegeplagten Knie.
Frau Müller stellte befriedigt fest, dass es sich hier eindeutig um einen Fall von Diebstahl handelte. Sie ergriff erneut zum Hörer und rief die Polizei an.

Willi stand wieder auf dem Bürgersteig und stellte bedauernd fest, dass kein Autofahrer die Güte besessen hatte, die Katze endgültig tot zu fahren. Ihm würde wohl keine Wahl bleiben. Mit einem Seufzer legte er den Sack, mit der Öffnung nach oben auf die Straße. Er hob das immer noch leicht zuckende Tier mit der Schaufel hoch und beförderte es in den Leinensack.
Blut tröpfelte auf den Asphalt. Kaum zu glauben, die Katze schien immer noch nicht endgültig tot zu sein. Willi nahm den Sack und ging zurück in den Garten, hinter dem Haus.

Polizeioberwachtmeister Steger legte entnervt den Hörer zurück auf die Gabel.
"Das war mal wieder die Müller", sagte er zu seinem Kollegen. Manfred Meyer, mit dem er seit geraumer Zeit das Büro teilte, sah ihn belustigt an.
"Was ist es denn diesmal? Haben Nachbarskinder vom Kirschbaum genascht?"
"Diesmal ist es Diebstahl."
"Ist nicht wahr."
"Doch. Kannst du dich noch an den Fall Willi Schneider erinnern?"
"Du meinst diesen Idioten, den wir am hellichten Tag erwischt haben, als er ein Auto knacken wollte?"
"Genau den. Er hat hinterher behauptet, dass er das Auto nur leihen wollte, weil er so gerne mal Jaguar fahren würde. Vor Gericht ist er dann als nicht schuldfähig, freigesprochen worden. Der arme Kerl ist dann einem Sozialarbeiter überlassen worden. Na ja. Auf jeden Fall wohnt der jetzt bei der Müller im Haus. Sie hat gerade gesehen, wie er eine Schaufel geklaut hat."
"Tja, dann lass uns besser mal hinfahren. Bei den Psychos weiß man ja nie."
Die Beamten beendeten gemächlich ihre Mittagspause und machten sich in aller Ruhe auf den Weg.

Hannelore Müller verschluckte sich fast an ihrem Tee, als sie Willi erneut in den Garten stiefeln sah. Mist, er wird die Schaufel doch wohl nicht zurück bringen wollen? Sie tastete nach ihrer Brille. Willi legte den Sack auf den Rasen. Frau Müller konnte erkennen, dass er sich an einer Seite rot färbte. Mein Gott, war das etwa Blut? Sie griff unter ihre linke Brust und rang nach Atem.

Mit leichtem Bedauern in seiner Miene, hob Willi die Schaufel und ließ sie auf den Sack hernieder sausen. Um wirklich sicher zu gehen, wiederholte er die Prozedur noch drei weiter Male. Mit einem angewiederten Schnaufen, ließ er die Schaufel schließlich ins Gras fallen und sah vorsichtig nach. Die Katze war zu eindeutig, totem Brei geworden.

Keuchend stand Frau Müller auf und stolperte über eine Teppichkante.

Willi sah sich um und entdeckte ein Stück unbepflanztes Beet. Er grub ein Loch. Er ließ die Katze hineingleiten und sie landete mit einem glitschigen Plopp auf der schwarzen Erde. Den Gedanken ein Gebet zu sprechen verwarf Willi wieder. Er war nie ein sonderlich religiöser Mensch gewesen.

Mit gerunzelter Stirn betrachtete er den Rasen und den blutverschmierten Sack. Er beschloss zu Frau Müller herüber zu gehen und ihr die ganze Geschichte zu erzählen. Nicht das die arme, alte Dame einen Schreck bekam, wenn sie in den Garten ging und die Blutspur entdeckte.
Willi klopfte ein paar Mal an die gläserne Tür des Wintergartens. Sie war nur angelehnt. Willi konnte erkennen, dass die Tür die ins Haus führte, ebenfalls offen stand. Er ging hinein. Wiederholt rief er Frau Müllers Namen, erhielt aber keine Antwort.

Im Wohnzimmer entdeckte er sie. Ihre Brille war ihr von der Nase gerutscht. Aus dem Gesicht war jegliche Farbe gewichen. Der Kopf war in einem seltsamen Winkel nach hinten gekippt. Der Mund stand offen und ein Speichelfaden lief an ihrem spitzen Kinn herunter. Sie lag auf dem Boden und das Kabel einer Lampe, hatte sich einmal um ihren Hals gewickelt.

Willi eilte zu ihr. Er befreite ihren Hals von dem Kabel und versuchte es mit Mund zu Mund Beatmung. Immer wieder presste er seinen Mund auf den ihrigen und versuchte ihr Leben einzuhauchen.
Willi hörte nicht, dass die Eingangstür der Wohnung aufgeschlossen wurde. Erst als er bemerkte, dass die Beatmung keinen Sinn mehr machte, sah er auf und entdeckte Herrn Müller im Türrahmen.
Herr Müller stand kreidebleich da und hielt krampfhaft seinen Hut fest. Die Knöchel seiner dünnen Finger traten weiß hervor.

"Was haben sie getan" presste er hervor. Willi war in seinem Leben schon oft in Schwierigkeiten geraten. Er erkannte, dass er mal wieder kurz davor war, in eine dumme Sache hinein zu geraten. Das Blut an seinen Hosenbeinen machte die Sache auch nicht gerade besser. Wahrscheinlich würde ihm mal wieder kein Mensch glauben. Er sah keinen anderen Ausweg, als sich aus dem Staub zu machen. Der alte Herr stand immer noch wie erstarrt da, als Willi durch die Hintertür in den Garten rannte.

Die Polizei traf fünf Minuten später ein. Die Beamten Steger und Meyer sollten sich noch lange Vorwürfe machen, dass sie nicht schneller reagiert hatten. Der Sozialarbeiter, der sich um Willi gekümmert und bei Gericht für ihn ausgesagt hatte, wurde mit den Folgen seiner offensichtlichen Fehleinschätzung von Willi nicht fertig und kündigte seinen Job.

Willi hatte in den darauffolgenden Tagen immer wieder darüber nachgedacht, sich zu stellen. Schließlich hatte er nichts verbrochen. Gerade als er sich auf dem Weg zur Polizeistation machen wollte, fiel ihm eine Zeitung in die Hand. "Sadistischer Psychopath tötet auf grausame Weise Katze und Rentnerin". Willi las den Artikel nicht. Er machte kehrt, verschwandt in der Hektik der Großstadt und wart nie mehr gesehen.

 

Liebe drea,
eine nette Geschichte. Der Kerl kann einem wirklich leid tun, da er ja eigentlich nur Gutes wollte. Und die böse, alte Frau von Nebenan hat wieder mal alles versaut. Ehrlichgesagt musste ich bei der Geschichte ziemlich schmunzeln.
So kommen wir aber zu den Kritikpunkten:

, zwanzig Kmh schneller
Liest sich ziemlich holprig, vielleicht solltest du eher "zwanzig Kilometer zu schnell oder Kilometer die Stunde" falls du es aber doch so belassen willst muss es Km/h heißen
und putzte sich die Schnurrhaare
ich habe selber eine Katze und wie das, was du beschreibst, gehen soll musst du mir erklären ;)
. Der Fahrer des Wagens machte lediglich eine leicht verägerte Miene und fuhr weiter, ohne sein Tempo zu verlangsamen.
vielleicht solltest du kurz erwähnen, das das Auto sie angefahren hat, so ist es etwas irreführend
Willi ging in den dunklen Raum und suchte nach dem Lichtschalter. In der Ecke fand er einen Spaten.
Hat er den Lichtschalter gefunden ;)?
Du meinst diesen Idioten, den wir am hellichten Tag erwischt haben, wie er ein Auto knacken wollte?"
, als er ein Auto knacken wollte.

Nur ein paar Dinge die mir aufgefallen sind.
Generall solltest du vielleicht etwas daran arbeiten, weniger allzu umständliche Satzkonstruktionen zu bauen. Manchmal wirkt die Sprache dadurch etwas holprig.

Nun ein paar Verständnisfragen:
Nachdem der Bauch der Katze aufgeplatzt und die Gedärme offenbar zermatscht (Kot auf der Straße) sind, lebt die Katze noch? Katzen haben wirklich massig Leben, diese dürfte so an die drei Millionen haben, mindestens :susp: !
Warum hat die Frau sich bitte Augehängt oder erdrosselt? Hatte sie so viel Angst, dass der Willi sie umbringen würde, so das sie es lieber gleich selber gemacht hat :susp: ?
Oder hat ihr Mann sie umgebracht? Übrigens wo kam der eigentlich plötzlich her ;) ?

Hoffe ich habe dich jetzt nich überrannt. Übrigens würde mich interessieren warum die sie gerade in Gesellschaft gestellt hast. Zwar kann man mit Sicherheit auch aus dieser Geschichte eine Gesellschaftskritik ziehen aber besonders dem Stil der Geschichte angemessen fände ich das nicht.
Würde vielleicht besser unter Humor, Satire oder irgendwas in der Richtung passen. Was denkst du?

Schlecht ist die Geschichte aber auf keinen Fall.
Lieben Gruß
Roman

 

Hi drea,
tolle Geschichte, schön zu lesen. Ein wenig schade ist, dass man leider schon sehr früh erahnen kann in welche Richtung die Handlung verläuft. Das Willi an einem Resozialisierungsprogramm teilnimmt sollte daher vielleicht erst später in der Geschichte auftauchen.

Ganz klar wurde mir nicht wie Hannelore Müller ums Leben kam. Sie ist gestolpert und ein Kabel hat sich um ihren Hals gewickelt (?). Bei einer genaueren Untersuchung hätte man doch feststellen müssen, dass sie nicht ermordet wurde, auch wenn sich Fingerabdrücke von Willi auf dem Kabel finden lassen.
Aber wahrscheinlich hätte es bei einem solchen Fall auch keine genauere Untersuchung gegeben, da ja alles klar zu sein scheint.
Tolle Geschichte, lese gerne mehr von Dir!
ciao peachlessbreach

 

@peachlessbreach: Wie willst du feststellen ob jemand gefallen oder geschubst wurde?
Willi hat das Kabel abgemacht, also werde seine Fingerabdrücke zwangsläufig auf dem Kabel sein!

 

Hallo Prodi.

Erst mal ganz herzlichen Dank für deine ausführliche Kritik. Hab mir ein paar deiner Anregungen zu Herzen genommen und einige Sätze geändert. Die Katze müsste jetzt mit ihren neun Leben auskommen und genießt lediglich die Sonne, anstatt sich die Schnurrhaare zu putzen....

Zu deinen übrigen Fragen:
Der Tod der Frau:
Sie hat sich nicht erdrosselt, sondern hatte eine Herzattacke oder irgendetwas in der Richtung. Wenn sie aber lediglich einen Infarkt gehabt hätte, könnte Willi nicht des Mordes verdächtigt werden. Also hab ich mir folgendes gedacht: Die Frau steht auf, bekommt keine Luft, hat Angst, ist nicht ganz bei Sinnen. Sie stolpert über eine Teppichkante. In der Nähe steht ein Schrank auf dem eine Lampe steht, dass Kabel hängt schräg über den Boden. Frau Müller stolpert und reißt dabei die Lampe, indem ihr Hals auf dem Kabel landet von dem Schrank. Sie versucht die Lampe noch auzufangen, dreht sich, will sich im Todeskampf von der Lampe befreien und schafft es dabei, dass das Kabel sich um ihren Hals wickelt.
Ok, ok, ich gebe zu, dass das nicht völlig realistisch und glaubwürdig klingt. Aber mir ist nichts besseres eingefallen, damit es hinterher so aussieht, als ob Willi sie ermordet hätte seine Fingerabdrücke sind ja jetzt auf dem Kabel....

Mit der Rubrik Gesellschaft bin ich ebenfalls nicht ganz glücklich. Das gibt der Geschicht meiner Meinung nach so einen etwas ernsthafteren Touch, der nicht gewollt ist. (Hat mich gefreut, dass du zwischendurch schmunzeln musstest..) Aber wohin sonst? Humor: vielleicht doch nicht witzig genug. Satire: ist sie ja auch nicht wirklich. Also ist sie quasie in der Wahl des kleiner Übels hier gelandet...

Hallo peachlessbreach,
auch dir vielen Dank für deine Kritik. Hat mich gefreut, dass die Geschichte dir gefallen hat. Das mit der Todesursache hat sich ja jetzt hoffentlich geklärt.

Das man schon früh erkennen kann wohin die Handlung verläuft, war beabsichtigt. Ich wollte darstellen wie Willi, ohne etwas dafür zu können seine eigene Grube immer tiefer gräbt..

Liebe Grüße an euch beide, Andrea

 

Hi Andrea,
Der witzige Titel hat nicht zu viel versprochen...
Mit ein paar kleinen Überarbeitungen (Straffungen!)
wird es eine wirklich gelungene Geschichte mit einer guten Struktur.

LG Petra

 

Hallo Petra,
vielen Dank für deine Kritik, werde mal über Straffungen nach denken, wüsste aber im Moment nicht wo, da ich mir ansich mal etwas mehr Zeit beim erzählen lassen wollte.

Lieben Gruß, Andrea

 

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