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Unbeweglich
Unbeweglich
Militärische Zeit: 0.21.33.45
Als die Dunkelheit aus seinem Hirn wich, sah er das erste Mal die Stehlampe.
Er versuchte den Kopf zu drehen, aber irgend etwas hielt ihn wie in einem Schraubstock fest.
Auch seine Arme und Beine waren nicht beweglich, sie wurden von irgend etwas festgehalten.
Beim Versuch an sich herunterzusehen, was denn die Ursache seiner Unbeweglichkeit war, merkte er nun , daß auch seine Augenlider wie festgeklebt waren, sein Blick blieb starr, seinen Kopf konnte er nicht senken - und er sah wie durch eine Glaswand weiterhin die Stehlampe, hörte ein dumpfes Murmeln, sah Schatten, die nun immer mehr an Farbe gewannen.
Ein Mann in einem blauen Arbeitsanzug, ein Frau in einer bunten Schürze....sie gewannen immer mehr Kontur – er konnte es erkennen.
„Was ist bloß los mit mir?“ quälten sich mühsam seine Gedanken in sein Bewußtsein – und nun erst wurde ihm bewusst, daß auch seine Zunge und seine Stimme nicht funktionierten.
„Warum kann ich nicht sprechen?“ waberte es in seinem Kopf.
„Was ist das?“
„Du träumst“ dachte er, „ganz klar – ein Traum“.
Er fühlte sich für einen Moment erleichtert.
Es wurde wieder dunkler um ihn herum.......
*
Unter der Stehlampe sagte die Frau in der bunten Schürze zu ihrem Mann: :
„Irgendwie stört mich das Gebilde.
Ich verstehe ja, dass der Kerl von der Brücke herunter in Deinen Behälter mit flüssigem Giessharz geflogen ist.
Aber meinst Du nicht, daß wir die ganze Angelegenheit melden sollten?
Bitte dreh‘ den Block wenigstens zur Seite.
Ich finde es einfach nicht gut, daß der hier im Wohnzimmer steht – ich habe nichts gegen Deine Insektensammlung, aber das hier geht einfach zu weit.
Im übrigen habe ich die ganze Zeit das Gefühl, als wenn der noch lebt, so wie der mich anguckt.“
„Quatsch“ sagte der Mann, zog erneut seine Zigarettenschachtel aus dem blauen Overall und betrachtete interessiert den mannshohen Block.
„Manchmal spinnst Du wirklich.“
© K. Briesemeister