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U-Bahn

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13.06.2003
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Ich weiß es nicht mehr. Manchmal denke ich, ich wäre durchgeknallt. Ich versuche mir dann immer einzureden, es läge nicht an mir. Aber sind es wirklich immer die Anderen? Nun, macht euch am besten selbst ein Bild.
Es passiert immer dann, wenn ich in eine U-Bahn steige. Ich suche mir einen mehr oder minder gemütlichen Platz und vertreibe mir die Zeit damit, die Leute um mich herum zu beobachten. Dort erlebt man Sachen, wenn es mir noch nicht passiert wäre, ich würde es nicht glauben.
Letzte Woche saßen gegenüber von mir zwei Engländer. Engländer sind ja schon von Natur aus etwas eigen, aber diese Beiden waren unübertrefflich. Kurze Badeshorts, darauf ein weisses Polohemd und ein, auch weisser, Stoffsonnenhut. Den obligatorischen Sonnenbrand möchte ich nicht auch noch detailliert beschreiben. Ihr Gesprächsthema war auch hervorragend. Sind die Deutschen verrückt oder sehen sie einfach nur sehr merkwürdig aus? Und das von diesen beiden, die aussahen als kämen sie geradewegs aus der Rocky Horror Picture Show. Mit mir ging es schon wieder bergauf und bergab. Sagte ich schon, dass ich manchmal glaube, ich sei etwas spinnert?
Aber nicht das es nur die Ausländer wären. Weit gefehlt. Die Deutschen sind noch viel schlimmer!
Einer meiner absoluten Lieblingstypen ist zum Beispiel der engagierte Grünen-Wähler, zu erkennen an den alten Jesuslatschen und weiteren alten Kleidungsstücken, die man nicht einmal mehr in den Tüten vom Roten Kreuz findet. Und die Leute von heute sind ja so kommerzialisiert und achten nicht im Geringsten auf ihr Umwelt! Gut, das ist in der Regel wohl war, aber muss man deshalb aussehen wie der letzte Strassenköter?
Apropos Strasse! Unsere guten alten Obdachlosen sind auch nicht ohne. Will sagen, sie sind schon arm dran, aber nachhelfen ist doch wirklich nicht nötig. Vielleicht ist das aber der springende Punkt in diesem Land. Man kann nicht anders. Sobald man sich als irgendetwas bezeichnet, verfällt man in die unglaublichsten Klischees, wohl zu dem Zwecke, die allgemeinen Vorurteile zu bekräftigen. Ich sag ja nicht, dass ich nicht vorurteilsbehaftet bin, doch glaubt mir, die hier beobachteten Vorfälle sind weder Vorurteile noch unrealistische Gedankenspiele. Also die Obdachlosen. Nachdem sie sich in der U-Bahn gemütlich eingerichtet haben, beginne sie zu erzählen. Dabei macht es keinen Unterschied, ob ihnen einer zuhört, ja ob sogar einer in ihrer Nähe ist. Das treibt sie vielleicht noch dazu an, lauter zu sprechen, mehr aber nicht. Dann beginnt sie, die immergleiche Moralpredigt, die grundsätzlich damit endet, dass alle Leute keine Manieren haben und so weiter. Am Ende kommt dann noch die Aufforderung zu einer kleinen Spende, die bestimmt ohne die Rede viel erfolgreicher wäre, aber wen stört das zu diesem Zeitpunkt noch? Das Geld ist die Ruhe wohl wert. Oder bin ich wieder zu mental angeschlagen, um die Dinge zu sehen, wie sie sind?
Den letzten Typ, der mir regelmäßig zuwider ist, ist die vierzig-fünfzig jährige Societylady mit hinter der Designer-Sonnenbrille versteckten Augen. Diese Apologeten des schlechten, aber dafür umso teureren Geschmacks sind unvergleichlich. Leute, die ihr ganzes Leben mit absolut nihilistischen Kleinigkeiten zermürben, mein Respekt! Aber wer will ihn schon, den Respekt eines verrückten, von der Gesellschaft dazu gemachten Menschen?

 

hallo ArthurielRubinstein,

wahrscheinlichhaben sich deine Freunde daheim über diesen Text schlapp gelacht, alleine mir fehlt der Humor für diese Aufzählung an Klischees.
Sicher, man kann in der U-Bahn so manches erleben, was einem keiner glaubt, oder was wirklich den gängigen Klischees entspricht.
Aber irgndwie zählst du nur auf. Mehr als dass du in die U-Bahn einsteigst passiert nicht, und irgendwieist mir das zu wenig für eine Geschichte.

Aber ich bin sicher, es gibt eine Menge Menschen, die darüber anders denken als ich, also lasse dich von mir humorlosem Griesgram nicht entmutigen.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo,

ich schließe mich sim's Kritik an und muss hinzufügen, dass mir persönlich dein Stil nicht gefällt. Du schreibst etwas zu holprig für meinen Geschmack. Außerdem mag ich keine Klischees mehr hören, es langweilt mich mehr als ich darüber lachen könnte. Zumal ich erst vor kurzem etwas über Obdachlose gelesen habe (Dieter Eue: "Alles Kino", top Buch). Aber auch die Beschreibung eines grünen Wählers stieß mir auf... Naja...

MfG

 

Hi,
zuerst mal, falls das nicht klar ist, ist der Text nicht aus meiner Sicht geschrieben, sondern aus der Sicht eines Jemands, der vollkommen im Selbstzweifel erstickt, und ich habe versucht, mich in die Lage eines solchen Individuums zu versetzen. Ob es mir gelungen ist, mögen andere entscheiden.
Weiter ging es mir nicht um die Tatsache, dass man in der U-Bahn Dinge erleben kann, auch nicht darum, Klischees, die leider oft ein Körnchen Wahrheit enthalten, aufzuzählen, sondern nur knapp zu schildern, dass es in unserer Gesellschaft doch merkwürdige Leute und Begebenheiten gibt.
Bei Leuten, die sich durch einige Schilderungen angegriffen fühlen, möchte ich mich in aller Form entschuldigen, das war nicht meine Absicht, und ich hätte auch über jeden anderen Typ von Person schreiben können, diese kamen mir nur zuerst in den Kopf.

 

Hier ist noch ein weiterer Absatz:

"Diese Gesellschaft, eine, in der man solche Leute trifft, kann man dort noch leben, ohne dass einen die geistige Malaise gefangennimmt? Ich für meinen Teil bin, wie gesagt, tief gespalten. Ich sehe kaum noch einen Ausweg ausser der Irrenanstalt, aber ich habe Angst davor, dass es dort noch schlimmer sein könnte.
Was soll ich tun? Hilfe!"

 

Naja, was soll man sagen? Ich sehe irgendwie nichts rundes hinter der Geschichte. Du erzählst mir keine Story und beendest den Text nicht mit einer raffinierten Moral.

Aber eines muss man dir lassen: den Menschentyp den du da beschreibst, den gibt es leider viel zu häufig. Leute die gegen alles und jeden wettern und dabei nur mal vor ihrer eigenen Tür kehren müssten. Eine Idee könnte es daher sein dem Protagonisten ein oder zwei schwere Laster anzuhängen. Ein Mangel an Hygiene etwa, oder die neueste Daniel Küblböck CD im Discman. Das würde dann eine Moral wie "Wer im Glashaus sitzt soll nicht mit Steinen werfen" oder "Kritisiere nicht den Splitter im Auge deines Gegners, sondern entferne erstmal den Balken in deinem eigenen" ergeben.

Allerdings kannst du das nicht mehr in die vorhandene Geschichte einbauen, da müsste man ein völlig neue schreiben.

Ich schicke dir mal eine Kurzgeschichte von mir mit einem ähnlichen Thema. Ich habe nicht eine Fahrt in der U-Bahn benutzt, sondern die Gesellschaft anhand der einzelnen Fernsehprogramme kritisiert. Allerdings hat es seinen Grund, warum ich die Story nicht veröffentlicht habe. ;)

 

Hi,
es ging mir nicht darum, eine raffinierte Moral oder etwas ähnliches einzubauen, vielmehr ist es einfach ein unterhaltender Text, zumindest soll es mehr in diese Richtung gehen. Es ging einfach nur darum, dass es wohl Leute gibt, die auf Grund der heutigen Gesellschaft durchdrehen, dabei sei völlig dahingestellt, ob sie eigene Probleme haben oder ob sie perfekt sind, wenn es soetwas gibt.

 

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