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Twist
Er stand vor der Disco. „Twist“ prangerte in großen Neonbuchstaben über dem Eingang. In das Twist kam nicht jeder, man brauchte Stil. Den hatte er. Graues Jackett, brombeerfarbenes Hemd, elegante schwarze Hose, Lederschuhe, frisch poliert, glänzend. Der Türsteher würde ihm kein Problem machen. Vor ihm standen zwei junge Frauen. Die eine hatte ein kurzes weißes Kleid an, langes braunes, etwas gewelltes Haar und duftete angenehm. Die andere trug ein schwarzes Top mit Spaghettiträgern und eine weiße Hose.
"Sie ja, du nicht", sagte der Türsteher und zeigte auf die Frau mit dem weißen Kleid.
„Was soll der Mist!“, rief sie aufgebracht.
„Komm reg dich nicht auf, wir gehen woanders hin,“ beschwichtigte sie ihre Freundin.
„Nein, ich hab keine Lust mehr. Geh du ruhig rein zu den anderen.“
„Ach komm lass uns nicht im Stich.“
Der Türsteher wurde ungeduldig und die Leute in der Schlange drängten. „Entweder Sie gehen jetzt rein Lady oder sie machen beide Platz.“
„Tschau, ich geh. Arschloch.“ Die Frau guckte den Türsteher Böse an, drehte sich um und ging.
„Michaela!“, rief ihre Freundin ihr nach, aber die zeigte keine Reaktion.
Etwas unentschlossen ging sie durch den Eingang der Disco, drehte sich noch einmal um und war dann in einer Wolke aus Musik und Stimmengewirr verschwunden.
Er trat vor den Türsteher. Ohne jeden Zweifel, selbstsicher, seriös. Du kannst durchgehen. Der große Mann winkte ihn durch und versperrte hinter ihm wieder den Weg. Er hörte noch die Worte: „Tut mir leid, ihr nicht“, dann war auch er in einer dröhnenden Wolke aus Musik und Stimmen verschwunden. Bisher lief alles bestens. Er ging zur Kasse und bezahlte, löste eine Getränkekarte und betrat dann sein Jagdrevier für diese Nacht. Obwohl es erst zehn war, war es drinnen schon heiß und stickig. Auf der Tanzfläche warfen leichtbekleidete Mädchen und verschwitze Männer ihre Körper hin und her. Er starrte für einen Moment auf eine Frau die ein besonders weit ausgeschnittenes Kleid trug. Ihre Brüste wippten im Takt der Musik und pressten sich von innen gegen das Kleid. Ihre Dekolletee glänzte im Licht der Scheinwerfer. Sie tanzte wild, ein Engel der Lust, wie geschaffen um Männer wie ihn zu verführen.
Er brauchte was zu trinken. Mühsam drängelte er sich durch die Menge zur Bar. Einen Wodka Martini bitte. Ohne Olive. Während er auf sein Getränk wartete schweifte sein Blick über die Tische am hinteren Rand der Tanzfläche. Seine Augen blieben bei der Frau hängen, die vor ihm in der Schlange gestanden hatte. Sie saß mit einer anderen Frau am Tisch und stocherte in einem Cocktail.
„Ihr Wodka Martini.“
„Danke.“
Er nahm sein Glas und trank einen Schluck, ohne die Frau aus den Augen zu lassen. Sie war hübsch und irgendwie fand er, dass sie nicht ins Bild passte. „Ins Discobild‘“, dachte er. Die andere Frau stand auf und sagte etwas. „Kommst du mit tanzen?“, las er von ihren Lippen.
Die Frau mit dem weißen Kleid schüttelte den Kopf, ihre Freundin verschwand in dem Gewühl auf der Tanzfläche. Es war wirklich warm. Er öffnete die obersten zwei Knöpfe seines Hemdes. Jetzt war der richtige Zeitpunkt, das fühlte er. Langsam pirschte er sich an die Frau am Tisch. Er schlängelte sich durch die Menge und stand dann vor ihrem Tisch. Ein Satz würde genügen.
"Sind sie ganz alleine hier?"
Sie war in Gedanken versunken gewesen und hatte ihn gar nicht bemerkt. Jetzt guckte sie etwas verwundert zu ihm hoch. Dann sagte sie: "Nee. Bin mit zwei Freundinnen hier."
Sie zeigte zu zwei Frauen auf der Tanzfläche.
"Darf ich mich zu ihnen setzen?"
"Von mir aus."
Sie machte eine einladende Handbewegung und er setzte sich ihr gegenüber. "Ich bin Thomas." Er gab ihr die Hand
"Lena. Freut mich" Ihre Hand war weich und warm, der Händedruck zart und zurückhaltend.
"Bist du öfters hier?", fragte er sie.
"Nein, manchmal."
Sie nahm den Strohhalm ihres Cocktails in den Mund und saugte den letzten Schluck aus ihrem Glas.
"Möchtest du noch einen? Ich lad dich ein", sagte er.
"Gerne. Bist du immer so großzügig?"
"Bei Frauen..." Sie lächelte und schaute dann in ihr leeres Glas.
"Ich muss mal auf die Toilette. Bin gleich wieder da."
"OK."
Sie stand auf und verschwand.
Er ging zurück zur Bar und orderte einen Orangencocktail. Dann ging er mit dem Glas zurück zum Tisch. Er griff in seine Tasche und holte das kleine Fläschchen heraus, dass schon seit ein paar Tagen auf seinen Einsatz gewartet hatte. Er verdeckte es mit einer Hand und drehte den Deckel auf, dann träufelte er ein paar Tropfen in den Cocktail. Danach ließ er das Fläschchen schnell wieder in seiner Tasche verschwinden. Gerade rechtzeitig, denn nur kurze Zeit später kam Helena um die Ecke und setzte sich wieder zu ihm an den Tisch. "Oh danke", sagte sie als sie den Cocktail sah. Alles lief so wie er es sich vorgestellt hatte. Sie trank immer wieder einen Schluck und er verwickelte sie in Gespräche. Nach einiger Zeit sagte sie dann: "Du, mir geht's irgendwie nicht so gut."
Es begann zu wirken.
"Soll ich dich nach Hause bringen?"
"Ach was, ich komm schon nach Hause."
"Nein, ich bestehe darauf. Nicht das noch was passiert."
Schließlich konnte er sie überreden sie nach Hause zu fahren. Sie sagte noch ihren Freundinnen bescheid, die verschmitzt lachten. Eine sagte noch: "Sei vorsichtig."
Dann verließen sie die Disco und traten hinaus in die kühle Nacht. Frische Luft. Sie atmete tief ein.
"Heute ist Vollmond", sagte er.
"Mein Kopf brummt höllisch“, erwiderte sie.
Sie gingen zu seinem Wagen, er öffnete ihr die Tür und sie ließ sich erschöpft in den Sitz fallen. Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern.
"Wo wohnst du?"
"Marktstraße 26."
Er fuhr los und schon nach einer Minute Fahrt, waren ihre Augen zugefallen und sie saß zusammengesunken in ihrem Sitz. Er fuhr vorbei an der Marktstraße, hielt kurz Ausschau nach ihrem Haus und fuhr dann weiter, vorbei an der kleinen Kirche und am St. Antonius Krankenhaus, bis er schließlich in die Weidenstraße einbog und vor einem Altbau hielt. In dem Haus gab es 4 Wohnungen, er hatte die im obersten Stockwerk. Er stieg aus dem Auto und schaute sich kurz um. "Die Luft ist rein." Vorsichtig öffnete er die Beifahrertür und zog seine unfreiwillige Begleiterin aus dem Auto. Er legte sich ihre Arme über die Schultern und trug sie so auf dem Rücken. Sie war schwerer als er gedacht hatte. Der Vollmond wurde von dunklen Wolken verdeckt, so dass nur die Straßenlaternen die schmale Straße beleuchteten. Er schleppte sie zur Haustür, welche er mühsam mit einer Hand öffnete, während er Helena mit der anderen festhielt. Die Tür flog auf und er stolperte so leise wie möglich in den dunklen Hausflur. Er schaltete das Licht nicht an, sondern machte sich gleich auf den Weg nach oben über das enge Treppenhaus. "Ein Aufzug wäre jetzt extrem praktisch", dachte er.
Stufe um Stufe schleppte er den warmen Körper nach oben, dabei kam er langsam ins schwitzen. Ihre Füße schlugen bei jedem Absatz gegen die Stufen und jedes mal zuckte er zusammen. In einer Wohnung im ersten Stock brannte noch Licht und er hielt kurz den Atem an, als er daran vorbei ging. Hin und wieder knarrte der Boden unter seinen Füßen. Plötzlich gab es ein lautes Geräusch, ein lautes Atmen und kurzes Röcheln. Er blieb wie angewurzelt stehen. Es war direkt hinter ihm. Dann wurde ihm klar, dass es Lena war, die laut anfing zu schnarchen. Auch das noch. Wenn eine Frau schnarcht wie ein Mann, machte sie das für Harald nicht gerade attraktiver, aber das konnte man ja vorher leider nie wissen. Zum Glück regte sich nichts in den Wohnungen und so stieg er jetzt auch die letzte Treppe hinauf, bis er endlich vor seiner Wohnungstür stand. Er setze Helena auf den Boden und lehnte sie gegen die Wand. Mit leicht zittrigen Fingern schloss er die Tür auf. Er packte seine schöne schnarchende Beute unter den Armen und zog sie in das kleine Wohnzimmer. Jetzt konnte er Licht machen um seine Errungenschaft im hellen zu betrachten. Da lag sie auf dem Teppichboden, schön mit ihren langen dunkelbraunen Haaren und ihrem weißen Kleid. Er hatte wirklich einen guten Fang gemacht. Abgesehen davon dass sie schnarchte...
Ihr Kleid war etwas hochgerutscht, so dass er den Ansatz ihres Slips sehen konnte. Gleich würde er sie ins Schlafzimmer bringen, wie ein Wolf die erlegte Beute in seine Höhle schleppt und dann würde er über sie herfallen, sich mit ihr vereinige, sie ausziehen, sie riechen, sie fühlen...
Aufgeregt trug er sie zu seinem Bett und legte sie auf die weiche Decke. Schnell ließ er sein Jackett zu Boden gleiten, schleuderte seine Schuhe in die Ecke, knöpfte sein Hemd auf (jetzt war ihm wirklich warm) und öffnete den Gürtel seiner Hose. Jetzt stand er vor Helena, nur noch mit einer Unterhose bekleidet, sein Körper war haarig und schwitzte. Sie war dran. Er trat näher ans Bett und beugte sich über sie. Langsam streifte er ihr die Träger des Kleides über ihre Schultern und zog es dann runter über ihre Beine. Sie trug einen schönen BH mit Rüschen, aber ihn interessierte viel mehr was darunter war. Vorsichtig drehte er sie auf die Seite und öffnete den Verschluss. Er entblößte ihre Brüste und sein Blick verharrte kurz auf der makellosen, leicht gebräunten Haut und den rosafarbenen Brustwarzen. Er küsste ihre Brust und ihren Bauch, roch an ihrem Hals und küsste ihren Mund. Dabei streichelte er sie am ganzen Körper, bis er etwas an ihrem Oberschenkel spürte. Er richtete sich auf und entdeckte ein Pflaster. Neugierig löste er es an einer Seite. Darunter befand sich eine fast schon verheilte Wunde, die aussah, wie ein Biss. Leicht irritiert klebte er das Pflaster wieder fest. Jetzt gab es wichtigeres. Plötzlich drehte sie sich leichte und streckte einen Arm aus, dabei atmete sie geräuschvoll aus. Er erschrak kurz und hielt einen Moment inne, bevor er sich sicher war, dass sie nicht aufwachen würde. Dann küsste er sie weiter und strich über ihre zarte Haut bis seine Finger ihren Schritt berührten. Vorsichtig zog er ihren Slip nach unten und ließ ihn auf die Erde fallen. Er beugte sich über sie und drängte sich zwischen ihre Beine. Da nur etwas Licht aus dem Wohnzimmer hereinfiel konnte er ihr Gesicht nur Schemenhaft erkennen. Er vergrub seinen Kopf in ihren Haaren. Strich über ihren Rücken. Weich, wie Fell.
Er tastete forschend weiter, leicht erschrocken. Da waren doch tatsächlich Haare auf ihrem Rücken. Aber die waren doch vorhin noch nicht da gewesen, oder? Etwas angeekelt setzte er sich langsam wieder auf. Die Uhr auf dem Nachttisch zeigte 23:57 Uhr. Aber sonst ist sie wunderschön, abgesehen von den haaren und dem Schnarchen, sagte er sich. Einen sehr animalischen Touch. Er überlegte kurz und war sich dann sicher, dass er damit leben konnte, außerdem war er viel zu spitz um jetzt einen Rückzieher zu machen. Entschlossen zog er seine Unterhose aus und senkte seinen Körper wieder über sie. Er schloss die Augen und atmete tief ein. Er spürte ihren warmen Schoß.
Der Zeitpunkt war gekommen.
Mondlicht fiel in das Zimmer, die Wolken hatten sich verzogen. Die Uhr zeigte Mitternacht. Plötzlich fühlte er etwas auf seinem Rücken.
Hände.
Sie klammerten sich um ihn und drückten ihn so stark, dass er sich nicht befreien konnte. Lena war aufgewacht.
Sie gab merkwürdige grunzende Schreie von sich und ihre Beine Zappelten. Ihre langen Haare hingen in seinem Gesicht. Ihre Finger bohrten sich ihm ins Fleisch, schienen spitze Krallen zu haben und er spürte, wie es anfing zu bluten. Unter seiner Hand die auf ihrem Bauch lag sprossen lange Haare hervor. Er befreite mit Mühe seinen Kopf und sah wie überall aus ihrer Haut dunkles schwarzes Fell spross.
Ihr Gesicht war seltsam verzerrt. Ihr Kiefer war vorgetreten und ihre Zähne waren lang und spitz geworden. Sie schlug ihre Klauen immer wieder in seinen Rücken und er schrie vor höllischen Schmerzen. Dann biss sie ihm in die Schulter. Er konnte sehen, dass ihre Ohren lang und spitz geworden waren. Sie verbiss sich immer mehr und Blut spritzte auf die Bettdecke. Er zappelte und schrie, spürte wie sein Rücken brannte, wie das Fleisch aufgerissen war. Dann warf sie ihn zu Boden und er kroch voller Panik zurück, bis er gegen die Zimmerwand stieß.
"Geh weg, geh weg!", schrie er wie ein Kind.
"Lena!", flehte er, aber vor ihm stand keine schöne Frau mehr, sondern ein unheimlicher schwarzer Wolf mit langen Krallen und funkelnden Zähnen. Der Engel der Lust war zu einem Engel des Todes geworden. Aus ihrem Maul tropfte Sabber und sie bellte gefährlich.
Dann sprang sie auf ihn. Er schrie abermals vor Angst und Schmerz. Sie hieb ihre Krallen in seine Brust und riss ihm das Fleisch auf. Blut, überall Blut. Dann fletschte sie ihre Zähne. Ihre Augen waren gelb und funkelten. Sie kam ihm ganz nah, ihr Atem war warm und stank. Sabber tropfte ihm ins Gesicht. Er betete, flehte, versuchte vergeblich ihr zu entkommen und wand sich unter ihren Krallen.
Immer näher kam sie ihm und er starrte in ihre wahnsinnigen Augen. Ihr riesiges Maul war das letzte was er sah, dann verschlang sie seinen Kopf, zerfleischte sein Gesicht und erstickte seine Todesschreie indem sie immer wieder zubiss. Immer wieder riss sie wild an seinem Kopf bis dieser sich schließlich vom Rumpf löste. Genüsslich leckte sie sein Blut, aß sein Fleisch und nagte an seinen Knochen, bis am Ende nur noch ein blutiges Gerippe auf dem Boden lag. Daneben ein blutiges Jackett, ein brombeerfarbenes zerfetztes Hemd, eine elegante schwarze Hose und Lederschuhe. Dann ging sie satt und zufrieden zum Bett und legte sich hin um zu schlafen.
Von draußen fiel das Licht des Vollmondes ins Zimmer.