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TV Kills

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13.01.2017
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TV Kills

Obwohl die bebenden Augenlider das obere Drittel seines Sehfeldes in zuckendes Schwarz hüllten, seine Schläfen pochten und ein Schmerz wie ein irres Messer durch seine Stirn schoss; irgendwie fand Herbie mit zitternden Händen die Fernbedienung neben seiner Matratze auf dem Boden liegen. Hastig drückte er darauf herum, doch das unerträgliche Sausen aus dem Fernseher einige Meter vor ihm nahm kein Ende. Er schrie. Seine Stimme kam ihm erschreckend fremd vor. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er festzustellen, wo er war. Dies war sein Zimmer, kein Zweifel – aber wie war er hierher gekommen? Das einzige woran er sich erinnern konnte, war, dass er mit Björn im „Fuchsbau“ war. Wie und wann er zurück in seine auf seltsame Weise verändert scheinende Wohnung kam, war ihm ein Rätsel.
Er versuchte sich aufzurappeln und den Fernseher auszuschalten. Das fiebrige Sausen in seinem Schädel wurde von einem dumpfen, pulsierenden Dröhnen abgelöst. Er ging nur ein paar Schritte in Richtung der schmerzbringenden Höllenapparatur, da durchsiebten tausend grelle Blitze seinen Kopf, als ob die Bildröhre des Apparates in der Lage gewesen wäre, Schmerzen in Form von Lichtimpulsen in seinen Körper zu senden. Ihm war kotzübel. Dass ihm trotz der unsäglichen Schmerzen in Kopf und Gliedern noch nicht sein Mageninhalt auf dem Fußboden seiner Einzimmerwohnung begegnete, grenzte an ein Wunder. Er schrie erneut, fuchtelte wild mit den Händen um sich und stolperte über seine eigenen Beine, die sich im Bettlaken verhäddert hatten. Es war sein Kinn, dass zuerst auf dem staubigen Linoleum aufschlug; mit einem leisen Knacken folgten kurz darauf nahezu zeitgleich linke Schulter und Kniescheibe. Er wollte abermals schreien, aber brachte keinen Ton hervor. Unter Qualen schob er seinen Körper zur Wand, vor der ein braunes, dreibeiniges Tischchen die schmerzstrahlende Fernsehapparatur trug. Sein Speichel zog Fäden von der Blutlache, die sein Kinn hinterlassen hatte. Herbies Haltung und die ihn begleitenden Sekrete gaben ihm etwas Schneckenartiges.
Endlich erreichte er auf einem Knie und beiden Ellenbogen kriechend die Wand - er hob den Kopf: direkt vor ihm summte ein schwarzes Netzteil in einer Steckdose. Er gab mühevoll Zug auf das Kabel, indem er sich aus der insektoiden Bauchlage auf seinen Rücken zu manövrieren versuchte. Ein blauer Funke züngelte ein paar Zentimeter vor ihm aus der Wand. Der Stecker pendelte schadenfroh über Herbies schmerzverzerrtem Gesicht. Er lag jetzt halb auf dem Rücken; mit aufgerissenen Augen - das Sausen des Fernsehers hielt an. Er blickte nach oben: Wie konnte diese Teufelsmaschine ohne Strom funktionieren? Er schrie und eine ihm fremde Stimme formte ungewohnte Laute. Panisch schob er sich rücklings in etwas Abstand zu dem verhängnisvollen Apparat, der auf seinem braunen Tischchen so dicht über ihm thronte, dass er glaubte, dessen Schmerzstrahlen töteten ihn augenblicklich. Wie kann diese Scheiß-Maschine ohne Strom funktionieren? Mit einer unwirklichen Mischung aus Wut und Panik schnappte sich Herbie das mahnend schwingende Stromkabel und zog mit aller verbleibender Kraft. In dem Augenblick, in dem Herbie realisierte, dass der Fernseher bereits aus war und seine Schmerzen allein mit dem gestrigen Alkoholexzess zu tun hatten, zerschnitt ihm die klirrende Mattscheibe das Gesicht. Zwei Drittel seines Sehfeldes waren pechschwarz, als ihm der aberwitzige Gedanke kam, dass er gerade mit seinem Kopf in einer Fernsehbildröhre feststeckte. Dann züngelte abermals ein blauer Funken und es war schlagartig finster.

 

Hej KlausHopper,

noch ganz warm (und noch mutig) möchte ich dir meinen Leseeindruck schildern.:shy:

Das theatralische Gebärden deines Protagonisten hat mir ziemlich viel abverlangt. Ich war im Grunde permanent beschäftigt, mir seine ständig wechselnde Position auf/unter und neben der Matratze und innerhalb eines Raumes vorzustellen, in Kombination mit den Geräuschen eines Fernsehapparates und dem Geschrei.
To much, um es mal mit deinem Anglizismus im Titel zu formulieren.
Dabei blieb bei mir leider auch die Komik, bzw. der Humor auf der Strecke.
Aus dieser Sequenz hätte Charlie Chaplin sicherlich eine komische slapstick-Einstellung inszenieren können, aber sie zu lesen funktionierte bei mir nicht.

Vielleicht war sie mir auch zu männlich, denn von einem verkaterten, wild tobenden, schreienden, robbenden, sein Umfeld nicht eruierenden Mann - vermutlich im Feinrippunterhemd ;) - lese ich offenbar nicht so gerne.

Macht ja nix, oder? Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hey Kanji, hab Dank für deine Kritik! Und nein, es macht nix, nicht gerne von Männern in Feinrippunterhemden zu lesen. ;)
Tatsächlich war bei dem obigen Textexperiment beabsichtigt, den Eindruck "too much!" zu provozieren und dem tobsüchtigen Rausch Herbies irgendwie sprachlich beizukommen. Es bleibt ein Versuch. Wie war das: try and error.. ;)
LG, Klaus

 

Hallo KlausHopper,

nach dem Willkomensgruß von mir auch ein ganz kurzes Feedback - quasi von Neuling zu Neuling:

Lies sich ganz gut lesen, war aber für mich nicht lustig (und ich lache gerne). Das kann aber eine Alterssache sein. Ich bin einfach aus dem Kater-Alter raus bzw. aus dem Alter raus, in dem man das noch witzig findet. Mich nervt es nur noch, wenn ich meine wertvolle Lebenszeit mit den Auswirkungen übermäßigen oder schlechten Alkoholgenusses verschwende.

Tja, und wenn man den Kater nicht lustig findet, dann bleibt als Geschichte ein Mann, dem ein alter Fernseher auf den Kopf fällt. Da bleibt der Lachensbrüller bei mir schon mal stecken. Aus dem Grund gehe ich auch nicht auf Details Deiner Geschichte ein, freue mich aber auf Deine nächste, die Du unbedingt schreiben solltest.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Lieber Geschichtenwerker,
danke dir für dein Feedback! Bei der nächsten Story werde ich mit der Kategorisierung "Humor" vorsichtiger umgehen. ;) Ich frage mich grade: ist Humor immer "lustig"? Jedenfalls nie für den, dem im Vollrausch ein Fernseher auf den Kopf fällt... das seh ich auch so.
LG
Klaus

 

Hallo KlausHopper,

gerne. Meine erste Geschichte war auch im Bereich Humor angesiedelt, weil ich dachte, Humor sei einfach. Mittlerweile ist mein Eindruck, dass "Humor" ein sehr schwieriges, wenn nicht sogar das schwierigste Genre ist. Deine Geschichte abends beim Bier erzählt, ließe mich wahrscheinlich auch lachen. Und das ist das Problem mit den humorigen Geschichten. Vieles, was auf der Bühne, im Film oder lebendig von Angesicht zu Angesicht wirkt, funktioniert trocken auf dem Papier nur sehr mäßig oder gar nicht.

Ich kann Dir nicht genau sagen woran das liegt, vermute aber, dass man erst in einer gewissen Stimmung sein muss, um etwas lustig zu finden (was gute Theaterstücke, Comedians, Filme, etc. natürlich perfekt beherrschen: einen in die richtige Stimmung zu versetzen).

Wahrscheinlich darf man bei guten humorvollen Geschichten nicht zu schnell einsteigen, sondern muss den Leser erst in die Richtung Stimmung versetzen, bevor man ihm versucht, das Lachen zu entlocken.

Wenn ich mir Deinen Einstieg ansehe, dann ist der nicht geeignet, mich in eine "lustige" Stimmung zu versetzen:

Obwohl die bebenden Augenlider das obere Drittel seines Sehfeldes in zuckendes Schwarz hüllten, seine Schläfen pochten und ein Schmerz wie ein irres Messer durch seine Stirn schoss; irgendwie fand Herbie mit zitternden Händen die Fernbedienung neben seiner Matratze auf dem Boden liegen. Hastig drückte er darauf herum, doch das unerträgliche Sausen aus dem Fernseher einige Meter vor ihm nahm kein Ende. Er schrie. Seine Stimme kam ihm erschreckend fremd vor.

Das klingt eher nach einer Horrorgeschichte.

Auch der nächsten Abschnitt, bereitet einen nicht auf Humor vor:

Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er festzustellen, wo er war. Dies war sein Zimmer, kein Zweifel – aber wie war er hierher gekommen? Das einzige woran er sich erinnern konnte, war, dass er mit Björn im „Fuchsbau“ war. Wie und wann er zurück in seine auf seltsame Weise verändert scheinende Wohnung kam, war ihm ein Rätsel.

Das könnte immer noch eine Horrorgeschichte sein.

An dem Punkt ist aber bereits fast ein Drittel Deiner Geschichte rum.

Es geht weiter mit:

Er versuchte sich aufzurappeln und den Fernseher auszuschalten. Das fiebrige Sausen in seinem Schädel wurde von einem dumpfen, pulsierenden Dröhnen abgelöst. Er ging nur ein paar Schritte in Richtung der schmerzbringenden Höllenapparatur, da durchsiebten tausend grelle Blitze seinen Kopf, als ob die Bildröhre des Apparates in der Lage gewesen wäre, Schmerzen in Form von Lichtimpulsen in seinen Körper zu senden. Ihm war kotzübel. Dass ihm trotz der unsäglichen Schmerzen in Kopf und Gliedern noch nicht sein Mageninhalt auf dem Fußboden seiner Einzimmerwohnung begegnete, grenzte an ein Wunder.

Klingt immer noch nach Horror und dann:

Er schrie erneut, fuchtelte wild mit den Händen um sich und stolperte über seine eigenen Beine, die sich im Bettlaken verhäddert hatten. Es war sein Kinn, dass zuerst auf dem staubigen Linoleum aufschlug; mit einem leisen Knacken folgten kurz darauf nahezu zeitgleich linke Schulter und Kniescheibe.

Das soll wohl lustig sein. Dieser Satz ist ziemlich genau in der Mitte.

Deswegen, denke ich, funktioniert das mit dem Humor nicht. Weil man als Leser erst eine Art Horrorgeschichte vermutet, die dann plötzlich völlig unmotiviert abdriftet.

Vielleicht kannst Du damit etwas anfangen.

Gruß

Geschichtenwerker

 

Hey Geschichtenwerker,
ich meinte eher, dass Humor keineswegs nur in "lustigen" Situationen stattfindet. Humor ist, denke ich, eine Art mit der Welt (auch mit ihren düsteren Seiten) umzugehen. Die zitierten Absätze finde ich nicht "lustig", aber "humorvoll", da sie zu überzeichnen versuchen, was da passiert. Tatsächlich ist die Story für eine Horrorgeschichte zu banal, nutzt aber deren Ton - das wirkt auf mich, ich kann mir nicht helfen, komisch. ;) Über Humor lässt sich wahrscheinlich ebenso schwer urteilen wie über andere ästhetische Kategorien... eine subjektive Sache eben.
Aber deine Kritik hat mich auf eine Idee für eine neue KG gebracht... Protagonist: ein Comedian, der nicht mehr lachen kann... (was "traurig" und nicht "lustig" ist - oder lässt sich's vielleicht doch humorvoll erzählen?)
LG
Klaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo KlausHopper,

klar findet Humor nicht nur in lustigen Situationen statt (siehe der Film "Das Leben ist schön").

Mir ist auch klar, dass das alles überzeichnet sein soll.

Ich glaube aber, dass Deine Geschichte auf Dich in erster Linie komisch wirkt, weil Du humorvolle Bilder im Kopf hast, die der Text nicht transportiert.

Nochmal zum ersten Absatz:

Obwohl die bebenden Augenlider das obere Drittel seines Sehfeldes in zuckendes Schwarz hüllten, seine Schläfen pochten und ein Schmerz wie ein irres Messer durch seine Stirn schoss; irgendwie fand Herbie mit zitternden Händen die Fernbedienung neben seiner Matratze auf dem Boden liegen. Hastig drückte er darauf herum, doch das unerträgliche Sausen aus dem Fernseher einige Meter vor ihm nahm kein Ende. Er schrie. Seine Stimme kam ihm erschreckend fremd vor.

Ich denke, Du hast einen Typen vor Augen, der noch mit Restalkohol kämpft und völlig neben der Spur ist (so ein wenig wie bei Hangover?).

Da ist also ein Typ, der auf dem Bett liegt wie eine tote Katze, die von der Decke gefallen ist, seine Haare stehen vom Kopf wie die Stacheln eines zertretenen Igels und sein Kopf fühlt sich an, wie eine Wassermelone, über die eine Dampfwalze gefahren ist und auf deren Reste gerade ein Elefant rumtrampelt. Der Mund ist so trocken, dass ihm die Sahara vorkommt, wie der Ozean aus Alkohol, den er gestern versucht hat auszutrinken, was ihm auch beinahe gelungen wäre. Leider drückt dieser Alkoholozean jetzt das Hirn an die Schädeldecke und schiebt den Mageninhalt langsam die Speiseröhre hoch, wobei das eine zu Schmerzen und das andere zu Brechreiz führt. Und weil das heute Freitag der 13. ist, dröhnt auch noch die Scheißglotze so laut in seiner Bude rum, dass dieser Ozean in Schwingungen versetzt wird und er die zerplatzte Wassermelone am liebsten dem blöden Elefanten in den Rüssel schieben würde.

Verstehe.

Steht nur nicht in Deinem Text.

Lachender Gruß
Geschichtenwerker

 

Lieber Geschichtenwerker,

Hallo KlausHopper,
Ich glaube aber, dass Deine Geschichte auf Dich in erster Linie komisch wirkt, weil Du humorvolle Bilder im Kopf hast, die der Text nicht transportiert.

Nee... es ist viel einfacher: wir finden einfach unterschiedliche Dinge komisch. ;)


Ich denke, Du hast einen Typen vor Augen, der noch mit Restalkohol kämpft und völlig neben der Spur ist (so ein wenig wie bei Hangover?).

Da liegst du falsch. Ich finde den platten Humor bei "Hangover" auch nicht komisch.

Da ist also ein Typ, der auf dem Bett liegt wie eine tote Katze, die von der Decke gefallen ist, seine Haare stehen vom Kopf wie die Stacheln eines zertretenen Igels und sein Kopf fühlt sich an, wie eine Wassermelone, über die eine Dampfwalze gefahren ist und auf deren Reste gerade ein Elefant rumtrampelt. Der Mund ist so trocken, dass ihm die Sahara vorkommt, wie der Ozean aus Alkohol, den er gestern versucht hat auszutrinken, was ihm auch beinahe gelungen wäre. Leider drückt dieser Alkoholozean jetzt das Hirn an die Schädeldecke und schiebt den Mageninhalt langsam die Speiseröhre hoch, wobei das eine zu Schmerzen und das andere zu Brechreiz führt. Und weil das heute Freitag der 13. ist, dröhnt auch noch die Scheißglotze so laut in seiner Bude rum, dass dieser Ozean in Schwingungen versetzt wird und er die zerplatzte Wassermelone am liebsten dem blöden Elefanten in den Rüssel schieben würde.
Verstehe.
Steht nur nicht in Deinem Text.

Naja, das steht da nicht, weil's mit meinem Text nichts zu tun hat und ich den "Hangover"-Style, den du in Worte zu fassen versuchst, nicht komisch finde.

Ist schon so 'ne Sache mit dem unterschiedlichen Humor. ;)

LG
Klaus

 

Hallo KlausHopper,

und genau deswegen empfinde ich mittlerweile das Genre "Humor" als das Schwierigste.

Irgendjemand hat hier mal sinngemäß geschrieben, dass humorvolle Texte vor Publikum vorgetragen viel besser funktionieren, weil es immer ein paar Menschen gibt, die lachen und dann lachen alle anderen mit und finden es auch plötzlich lustig (nicht umsonst gibt es bei vielen Fernsehserien dieses Publikumslachen im Hintergrund).

Bei einer Geschichte, die einer alleine im stillen Kämmerlein liest, hat man diesen Effekt nicht und dementsprechend lacht nur der Leser, der in diesem Moment gerade den Humor der Geschichte bzw. des Autors lustig findet.

Ich glaube, dass Humor so eine Art Gruppenemotion ist. Man kann sehr gut alleine traurig sein, aber mir passiert es echt sehr selten, dass ich mich alleine totlache. Das geht nur mit anderen Menschen wirklich gut.

Insofern bin ich mir nicht einmal sicher, ob wir so einen unterschiedlichen Humor haben oder ob es einfach an diesem Gruppeneffekt liegt (und wohl auch an der Schreibkunst). Ich finde zum Beispiel meine eigene Bommerlunder-Geschichte nach dem zeitlichen Abstand nicht mehr im Ansatz so humorvoll, wie sie mir beim Einstellen vorkam.

Vielleicht erfahre ich, wie es Dir mit Deiner Geschichte diesbezüglich ergeht.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Hallo KlausHopper,

Slapstick funktioniert für mich meist nur in Form von Bildern. Und auch dann hängt es von Figurengestaltung und Szenenaufbau ab. Und isoliert betrachtet, ist so eine Szene zu wenig. Ich muss weder schmunzeln noch fühle ich Spannung in mir aufsteigen. Ich finde auch gar keine Aussage, die über den geschilderten Ablauf hinaus geht.

Für mich war das nichts.

Grüße
Kellerkind

 
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Moin Geschichtenwerker,
ist ein guter Punkt, über den ich nachzudenken hatte. Ich erinnere mich, dass mir bei einer Reise in einem vollgepackten EuroCity von Italien nach Deutschland vor Lachen der Rotz aus der Nase lief - ich las irgendeine Stelle über das Onanieren des Protagonisten in "Fleisch ist mein Gemüse". Das ist Jahre her. Die Stelle hat mich nie mehr so zum Lachen gebracht, was daran liegt, dass ich mich verändert habe und über andere Dinge lachen MUSS. Dagegen finde ich oft Dinge saukomisch, während ich allein unterwegs bin (d.h. ohne das jemand mitlacht).
Von deiner Frage ausgehend hab ich das Gefühl, das wir vielleicht über zwei Dinge sprechen: zum einen "lustig" schreiben können, im Sinne von Pointen bauen, Rhythmen einhalten und Worte verdichten können (das wäre dann hauptsächlich der Schreibkunst eines Autors zu verdanken); zum anderen Humor als Sichtweise zu transportieren, zu der nicht unbedingt gehört das laut gelacht oder auch nur geschmunzelt wird, sondern die sich dadurch auszeichnet, dass sie den persönlichen, gesellschaftlichen oder spirituellen Unzulänglichkeiten eines Protagonisten und damit auch dem Leser bzw. einem Publikum ein Ventil bietet (das wäre dann eine subjektive Sache, die durch den passenden Autor/Performer gefördert werden kann). Zu letzterem fällt mich noch ein, dass z.B. E.A. Poe und Nietzsche in diesem Sinne für mich sehr humorvolle Autoren sind - und zwar gerade dann, wenn's zappenduster wird bei dem, was sie thematisch angehen.
Sollten wir den Thread langsam in ein anderes, theoretisches Forum schieben? ;)
LG & Dank für den Input!
Klaus

Hallo Kellerkind,
danke fürs ehrliche Feedback. Wie du der Unterhaltung mit Geschichtenwerker ansiehst: Ich denke, Humor kann weitaus mehr sein als Slapstick und braucht kein Schmunzeln zu erreichen. Eine Aussage, die über den geschilderten Ablauf hinaus geht, war nicht beabsichtigt. Wozu auch? Es geht um einen Mann, dem ein Fernseher auf den Kopf fällt. ;) Das ist alles. Die Tags waren falsch gesetzt, verzeiht.
LG
Klaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Erstmal ein paar Kleinigkeiten:

die sich im Bettlaken verhäddert hatten.

verheddert

Es war sein Kinn, dass

das

Mit einer unwirklichen Mischung aus Wut und Panik

Da mir gerade von dieser Mischung erzählt wird, ist sie nicht unwirklich, sondern wirklich. Ich weiß, du willst da aufzeigen, wie sauer er ist, aber das könntest du anders regeln.

****

Okay. Du hast als Stichworte Humor, Seltsam und Spannung angegeben. Seltsam, ja, da bin ich bei dir - Humor und Spannung eher nicht. Ich fand den Text wenig aufregend und war eine ganze Weile in den Sätzen verloren, die mir die ganze Zeit aufs Genauste berichtet haben, mit welcher Emotion Herbie was getan hat. Ich verstehe die Sache mit dem Humortag nicht wirklich, aber ich bin mir sicher, dass du den nicht ohne Grund gesetzt hast. Es ist nicht einfach, Humor im geschriebenem Wort zu übermitteln. Meist hat man als Autor eine Szene im Kopf, die man selbst zum Schreien komisch findet, also schreibt man sie auf ... und kein Schwein lacht. Warum? Na, weil die Situation in deinem Kopf statt findet und da viel plastischer ist, als es beim Leser der Fall sein wird. Du hast die ganzen Gesichtsausdrücke im Kopf, den Aberwitz der Situation, die Verrenkungen, die deine Figur macht und das ist echt der Knaller - aber bei mir kommt das nicht an. Ich bin mir sicher, dass die Geschichte mit Bild und Ton lustig sein könnte, aber als Kurzgeschichte funktioniert sie für mich nicht.

Das liegt vor allem daran, dass Slapstick in Textform überhaupt nicht funktioniert. Slapstick ist eine sehr visuelle Form der Komik. Es kommt auf genaues Timing, Mimik, Gestik und die Dynamik der Figuren an. Siehe Tom & Jerry oder Dick & Doof. Wenn man deren Abenteuer als Buch veröffentlicht hätte, hätten sich die meisten Leute eher gewundert, was das denn soll und warum die so unnötig grausam miteinander umgehen. Geschriebener Humor entsteht meist aus albernen Situationen, den Dialogen und Metaphern, die dem Leser ein überspitztes Bild der aktuellen Lage in den Kopf setzen. Ein Beispiel wäre z.B. "Von seinen Lehrern war er mehrfach darauf hingewiesen worden, in der Kunst der Magier sei er mindestens ebenso geschickt wie Fische beim Bergsteigen." (Terry Pratchett - das Licht der Phantasie)

Warum der Spannungstag da ist, musst du mir selbst erklären, glaube ich. Weil der Fernseher nicht direkt ausging? Da stehe ich etwas auf verlorenem Posten.

 

Hallo NWZed,
danke für's Feedback.
Und gut. Ich sehe das Experiment oben als Fehlschlag, da ja durchgängig an Slapstick gedacht wird, obwohl ich nie vor hatte Slapstick-artig zu schreiben.
Ich werde einen neuen Versuch starten... jawohl... irgendwann... irgendwann gelingt es mir Humor niederzuschreiben, bei dem niemand lacht!
;)
Dank & Gruß
Klaus

 

Hi KlausHopper

ich begrüße dich bei uns. Ja, da haben ein paar schon was zu deiner Geschichte gesagt. Sprachlich, vom Tonfall, vom Stil her, finde ich den Text ganz gut. Das Problem ist das Format. Für einen Witz ist der Text zu lang, da müsste er pointierter sein. Für eine Geschichte – mit Plot und Spannungsbogen, reicht ein einzelner Gag nicht aus. Aber daran und an der Geschichte selbst ließe sich arbeiten. Mag vielleicht schwieriger sein, als einen neuen Text zu schreiben, lernt man aber mehr draus, meine ich.

Paar Stellen

Obwohl die bebenden Augenlider das obere Drittel seines Sehfeldes in zuckendes Schwarz hüllten, seine Schläfen pochten und ein Schmerz wie ein irres Messer durch seine Stirn schoss;
gutes Bild am Anfang, wenngleich ich mir das irrende Messer gerade vorstelle :Pfeif:

Schmerzen in Form von Lichtimpulsen in seinen Körper zu senden. Ihm war kotzübel. Dass ihm trotz der unsäglichen Schmerzen
gleich zweimal Schmerzen

verhäddert
verheddert

viele Grüße
Isegrims

 

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