Turkey Boy
Turkey Boy
Als ich die Blume sah, weinte ich. Als sie plötzlich zu mir sprach, nahm ich zur Beruhigung noch eine Pille von Mamas Dose, das Schicksal wird dich noch kriegen, elender Barbar. Ich stieß mit dem Kopf an das Schüttelglas und es fing an zu schneien. Jesus hatte mich eingeladen, ich setzte mich an den Rand und weinte. Da vorne spielten Kinder auf der großen Blumenwiese, sie beschmissen mich mit Steinen und spuckten vor mir aus. Ich stand auf und schrie nach Jesus, doch der alte Saftsack kam nicht her. Ich ging auf eines der Kinder zu, packte es und warf es gegen das Schüttelglas. Es begann wieder zu schneien, ich tanzte. Blut klebte am Glas. Das Biest verbiß sich an meinem Bein, riß mir ein Stück Fleisch heraus. Ich lachte und tanzte. Es schneite. Von weitem hörte ich eine Stimme, es war die Stimme des Herrn. Ich sah ihn hinter den weißen, schneebedeckten Hügeln auf mich zu kommen. Er grinste und ich hatte Angst vor ihm. Er kam näher auf mich zu, immer näher kam er, ich schmiß das Kind nach ihm und er ging zu Boden. Musik ertönte: „Freude schöner Götterfunken...“ Jesus holte etwas aus seiner Tasche. Ich packte ein weiteres Kind und schmiß es nach ihm, aber es verfehlte ihn. Jesus stand mit wahnsinnigen Augen auf, trat das Kind und ich spürte seinen Schmerz. Ich wälzte mich auf dem Boden, so weh tat es mir. Jesus lachte. Er gab mir Tiernamen, malte mir eine Blume auf die Wange und ging. Ich stand auf und trat gegen das Schüttelglas, es schneite. Ich beschloß, mich von der Wand weg zu bewegen und es wurde dunkel. Ich suchte mir ein Nachtlager. Ich legte mich auf den toten Jungen und schlief ein. Gegen Morgen, als die ersten Sonnenstrahlen durch das Glas fielen, beugte sich Jesus über mich, rüttelte mich wach und Blut tropfte auf mein Gesicht. Er hatte sich die Pulsadern aufgeschnitten und schrie: „Das ist das Blut Christi! Trinkt!“ Er trennte sich einen Arm ab und schmiß das noch zappelnde Glied auf mich, er schrie: „Und das ist der Leib Christi! Eßt, meine Kinder! Eßt, denn das Reich Gottes ist nah!“ Ich kreuzigte ihn, doch den abgetrennten Arm aß ich. Es wurde abend und es wurde morgen, alles wurde gut.
© by Kory und Stephy, 01.07.2002