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Trostlichter

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01.10.2002
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Trostlichter

Leuchtgloben verteilen sich um sein Bett. Ich liebe das warme Licht, die Atmosphäre in seinem Zimmer. Er ist mein Lieblingsgast, obwohl ich ihn nicht kenne. Es gibt kaum etwas zu tun. Das einzig Wichtige: Ich soll mir die Hände desinfizieren. Warum? Ist er krank?
Ich lasse den Staubsauger einfach laufen. Hier gibt es nie etwas zu saugen. Ich sehe noch die Saugspuren vom Vortag und im Schutz des Brummens schaue ich mich um.
Seine Globen. Hat er sie geerbt oder in Antiquitätenläden entdeckt? Sie sehen aus wie eine Familie, kleine, größere, ältere, jüngere Exemplare. Weltkugeln mit anderen Grenzziehungen, ein Reliefglobus für Blinde. Ob er eine Frau hat? Vielleicht sogar Kinder? Würde man sonst eine Ersatzfamilie um sich herumscharen?
Er wäre Journalist, sagte die muffige Zimmerfrau.
Vielleicht braucht er tröstliches Licht, wenn er nachts schreibt. Eine Trostlampe, wie das grüne Steckdosenlicht im Kinderzimmer meiner Schwester.

Ich habe nur ein kleines Zeitfenster zum Putzen, darf seine Dinge nicht anrühren. Außer einer randlosen Brille liegt kaum etwas auf dem Schreibtisch. Ein aufgeschlagenes Reisemagazin, Wüstenfotos, ein Porträt: Wind in den Haaren, scharfkantiges Profil. Ist er das? Wozu braucht er eine Suite? Wenn er außer Leuchten nichts besitzt? Ich darf die Lichter nicht ausmachen. Er braucht sie, wenn er wiederkommt, seine Familienlichter.

Ich halte es nicht aus, möchte wissen, was mit ihm los ist.
Ist dies seine letzte Station, sein letztes Hotel? Braucht er das Gefühl fort zu sein, auch wenn er nicht verreist? Vielleicht will er nicht ins Krankenhaus, Hotel statt Hospiz.
Ich hocke mich neben sein Bett und drehe die Globen. Manchmal leuchtet das Meer zartblau, manchmal nachtblau. Manchmal auch türkis oder wie heller Tee. Am liebsten möchte ich Fotos machen und sie bei Instagram einstellen. Aber dann würde ich ihn verraten.
Sas habe ich ein Foto von der Leuchtglobenfamilie gezeigt. Das war etwas anderes. Sas kennt alle meine Geheimnisse. Sie ist nicht wie die anderen in der Uni. Keine Beautybloggerin. Keine Einrichtungsfetischistin. Sollen die anderen bei Scandinavian Rainbow bleiben. Alles in Grautönen mit Kaktus im Regal, bis auch der aus Lichtlosigkeit grau wird.
„Fallen seine Wangen ein?“, hatte Sas gefragt. „Wird seine Haut grau?“
Sie will immer alles wissen. Wie ein Kind, direkt und ohne Rücksicht. So war sie schon immer.

Sie ruft mich an, wie jeden Abend: „Hey, was macht dein Journalist?“
Und dann stürzen weitere Sas-Fragen auf mich ein, jeden Tag die gleichen. Von denen ich mir die meisten selbst stelle.
Was macht er, wenn er nicht auf seinem Zimmer ist?
Über was schreibt er jetzt? Wann hörte er auf, Reisejournalist zu sein? Warum hat er sich nicht eine Wohnung genommen? Wer zahlt die Rechnungen?
Sas ist immer so geschäftssinnig. Und gierig.

Obwohl mich ihre Fragen zunehmend nerven, oft sogar ärgern, bin ich froh, mit ihr über ihn zu sprechen. Auf der Uni darf sonst niemand etwas erfahren. Weder über meinen Putzjob, noch meine Obsession. Beides würde dort ohnehin niemand verstehen.

Ich träume von Reisen mit ihm, an „seine“ Orte.
„Was meinst du, Sas? Würde er sich in mich verlieben? Ja oder nein?“
„Vor seiner Krankheit eher nein. Da wärst du nur ein Zimmermädchen gewesen.“
Sie sagt Zimmermädchen, nicht sein Zimmermädchen. Warum muss sie mich immer kränken?
„Du weisst genau, dass das hier nur eine Etappe ist“, sage ich. In zwei Wochen tausche ich wieder Bücher gegen Putzeimer.
„Frauen waren für ihn bestimmt auch nur Etappen“, meint Sas lapidar. „Und seine letzte Freundin hätte ebenfalls darauf bestanden, den Unterschied klar zu betonen.“ Sas geht auf unser Spiel mehr ein, als mir lieb ist. Sie tut ja fast, als ob sie ihn kennen würde.
Hey, das ist nur ein Spiel, möchte ich sie am liebsten anschreien.
„Du bist selbst überheblich.“ Jetzt möchte ich Sas bewusst verletzen. Meine immer dünner werdende Sas auf ihrer Dauerdiät.
„Was wird aus den Globen, wenn er nicht mehr da ist? Wer wird sie erben?“
„Vielleicht du?“ Sas kichert, bis sie hustet. „Er hat niemanden, sonst würde er nicht im Hotel wohnen.“
„Man kann trotzdem im Hotel wohnen, oder?“, entgegne ich schärfer als beabsichtigt. „Wenn man niemanden belasten will.“
„Ich würde nichts sagen. Ich wäre einfach weg.“
„Weißt du, was meine größte Angst ist? Wenn ich ihn finden würde. Morgens beim Putzen.“
„Das wäre traurig.“ Sas hört sich an, als ob sie gleich weinte.

Sas wird in letzter Zeit unmöglicher. Sie hat immer Zeit. Was macht sie bloß? Studieren auf keinen Fall. Auch wenn Semesterferien sind. Meine Süße interessiert sich für nichts mehr, auch nicht für unsere gemeinsamen Treffen. Auf Insta sehe ich, dass sie langsam knochig wird. Sie ist eine Kerze, die schon in der Schule von beiden Seiten brannte und in letzter Zeit lichterloh. Und bald wird sie alles in Brand setzen.

Plötzlich steht Sas vor mir. Ich zucke zusammen.
„Hey spinnst du?“, zische ich zur Begrüßung und hoffe, dass die strenge Zimmerfrau nichts mitbekommen hat.
Was soll das? Warum muss Sas mich ausgerechnet auf der Arbeit besuchen? Und wie konnte sie sich an der Rezeption vorbeimogeln?
Vorher wollte sie mich Wochen lang nicht sehen, nur abends telefonieren.
Und jetzt steht sie vor mir. Im schwarzen Minikleid mit Augenringen und durchsichtiger Handtasche. So ein Monsterteil, das sie wie ein kleines Mädchen wirken lässt. Der Inhalt ist das einzig Bunte an ihr, nicht wirklich bunt, was vor allem an der Familienpackung Tempos liegt.
„Komm, hab dich nicht. Du hast mir von ihm vorgeschwärmt.“
Sas stolziert im Zimmer herum, als wäre sie schon oft hier gewesen.
Sie streicht über den Blindenglobus. Erst vorsichtig, dann grob.
„Da sind sie ja, deine berühmten Einschlaflampen.“ Sie dreht an den Leuchtgloben. Knipst die Lichter an und aus. An und aus. Ein Licht geht kaputt.
„Was soll ich machen?“ Ich werde sauer.
„Was soll ich machen?“, äfft sie mich nach. „Freu dich doch, hast du endlich einen Grund, ihn kennenzulernen.“
Ja, ich würde ihn tatsächlich gern kennenlernen.
„Er ist wirklich attraktiv.“
„Sas, das ist kein Spiel mehr.“
Rasch verschwindet sie im Bad, füllt ihre doofe Aquarium-Tasche mit Miniseifen und Shampoos. Ich hoffe, dass die Zimmerfrau nichts bemerkt.
„Sie wird denken, dass ich alles eingesteckt habe.“
Aber Sas kichert nur. „Das ist doch fast das Gleiche. Ob ich oder du.“
„Ich lass dich rausschmeißen.“
„Dann schmeißen sie dich mit raus ...“
Sie spielt mit dem kleinsten Globus Fußball. „Da, jetzt lohnt es sich wenigstens zu beichten.“

Sas ist wie das Logo auf dem Janus-Wechselbildglobus. Doppelgesichtig, wechselhaft.
Wie ein Kind. Oder ein ungezogener Hund.
Ich lasse mir Strategien durch den Kopf gehen.
Einmal musste ich einen unangeleinten Hund ins Fell packen, um Schlimmeres zu verhindern.
Ich versuche, Sas den Globus zu entwenden.
Sie lässt sich kichernd aufs Bett fallen, und wirft ihn auf das gegenüberliegende.
„Was ist nur los mit dir?“
So überdreht kenne ich sie gar nicht.
Ich fasse in ihre Haare. Ein Quieken wie bei einem Hund. Am liebsten würde ich sie vor die Tür zerren.
Haare in meiner Hand. Auch das noch.
„Sas, hör endlich auf mit deiner Dauerdiät, du hast bald keine Haare mehr auf dem Kopf!“
Dabei ist er doch der Kranke.
„Pass auf, Sas“, zische ich leise, bemüht nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf uns zu lenken. „Vielleicht hat er Glatze und bemerkt deine Haare!“
„Was für ein Quatsch!“, entgegnet sie immerhin flüsternd. „Fremde Haare fallen immer auf, anders als die Eigenen. Vielleicht nimmt er eine Freundin mit.“
Der Gedanke war mir noch nie gekommen.
„Vielleicht hat er auch hier eine Freundin. Und die achtet auf fremde Haare.“
Sas und ich haben die gleichen, dichten Korkenzieherlocken, ihre dünner als meine, in letzter Zeit noch dünner.
Ich beneidete sie deswegen, meine Haare lassen sich nie bändigen.
Aber jetzt übertreibt sie alles. Nicht nur ihre Haare sehen beschissen aus.
„Sas, es geht nicht immer um dich.“ Ich nehme ihr Gesicht in die Hände, ihre Wangen sind schmaler als sonst. „Schau mich an. Alle werden denken, dass ich es war. Dass ich Pause gemacht habe im Hotelbett.“
Sie schaut mich fragend an.
„Ich könnte nie beweisen, dass ich damit nichts zu tun habe.“

Sas steht geschwind auf, klaut meine Schlüsselkarte und rennt raus.
Ich höre, wie sie gegen etwas stößt. Der Putzwagen. Garantie für neue blaue Flecken. Ich hechte hinter ihr her, stolpere über den Staubsauger.
Die kleine Verzögerung nutzt Sas und verschwindet.
Im offenen Nebenzimmer. Ihre Handtasche füllt sich verräterisch mit weiteren Seifen und Proben.
Wo bleibt nur die Zimmerfrau? Sonst entgeht ihr nie etwas. Aber vielleicht raucht sie heimlich auf der alle Zimmer umlaufenden Außenterrasse. Ganz hinten, wo man nur noch den Aufzug hört.
Sas ist meine Freundin gewesen.
Diese kleine Egoistin.
Ihre Haare liegen überall im Bett. Am besten hole ich neues Bettzeug und lasse das alte unauffällig verschwinden.

Und was mache ich mit dem Globus?
Vielleicht denkt er, ein Wind hätte ihn heruntergefegt.
Sas im Nachbarzimmer. Wie ich ihr Kichern hasse!
Und dann Schritte.
Kommt sie zurück?
Oder die Zimmerfrau?
Oder er?

Die Begegnung habe ich mir anders vorgestellt.
Er ist nicht grau im Gesicht. Stattdessen Gletscheraugen, Winterbräune.
Haare, ja. Aber vielleicht sind es nicht seine.
Er schaut mich an.
Ein Erschrecken, als würde er mich kennen.

Ich habe ihn nie gesehen.
Aber er mich. Oder jemanden, der mir ähnlich sieht.
Ich fühle, Eifersucht in mir hochkommen. Sehe ihn mit einer anderen. Sehe, wie er das Bett zerwühlt.
Das Bett ist schon zerwühlt.
Seine Augen weiten sich. Er entdeckt das Chaos. Hoffentlich bin ich meinen Job nicht los.
„Ich dachte ...“, sagt er leise, mehr zu sich selbst. „Ich habe Sie mit jemandem verwechselt.“
Erst jetzt fällt mir der Beutel auf, den er um den Hals trägt. Ein Chemotherapiebeutel.
Er macht hier seine Therapie. Vielleicht eine moderne Variante, bei der nicht die Haare ausgehen.
„Ich werde alles in Ordnung bringen.“
„Das alles brauche ich ohnehin nicht mehr.“
Ich werde traurig. Möchte nicht, dass er auszieht.
„Nein, nicht so, wie Sie denken“, beeilt er sich zu sagen, als wolle er mich beruhigen.
Woher will er wissen, was ich denke?
„Was wäre für Sie das Schlimmste?“ So eine klassische Was-wäre-wenn-Frage, wie in der Uni. Will er Spielchen spielen? Das ist fast noch schlimmer, als dass er mich ertappt hat.
„Vorhin fragte ich mich, wie ich alles wieder aufräume.“ Ich entscheide mich für die Wahrheit.
Er schaut mich offen an. Durchdringendes Blau, etwas zu forsch, Lachfältchen, die ich normalerweise sexy fände. Sas hat Recht. Er ist attraktiver als gedacht. Hoffentlich entgeht ihm, wie sehr ich über ihn nachdachte. Dass er mir vertrauter ist als ein Liebhaber.
„Das war ich nicht.“
„Das habe ich mir schon gedacht.“

„Mir geht es gut“, sagt er nach einer Pause, um mich – vielleicht – zu trösten. Aber ich lasse mich nicht verarschen. Das Blut auf dem Klo. Oberflächlich entfernt. Aus Sicht eines Zimmermädchens. Aber ich sah sie, die kaum sichtbaren Spritzer.
„Das war harmlos“, meint er, als hätte er meine Gedanken erraten. „Das war nur eine Fissur. Verstopfung von der Chemo.“ Er redet so vertraut wie mit einer Leidensgenossin, die er wöchentlich mehrmals sieht. „Nett, dass Sie sich Sorgen um mich machen. Aber es ist die Kleine, die Ihnen so ähnlich sieht ...“
Was sagt er da? Die Kleine?
Meint er die Kleine mit den Taschen voller kleiner Seifen und Mini-Shampoos? Die vielleicht im Nebenzimmer Schubladen aufzieht? Und ihre Tasche mit Uhren und Schmuck füllt?
Oder noch erschreckender: Vielleicht wollte Sas gar nicht mich besuchen. Sondern ihn.
Weil sie ihn schon kannte. Länger, als sie je zugeben würde.
Bevor ich sie suche, brauche ich selbst den Trostglobus, das Trostlicht.
Wie Gute-Nachtlampen in Steckdosen, bevor das Licht ausgeht. Bevor das Licht ausgeht.

 

Hallo @petdays

eine interessante Geschichte. Ich mag das Tempo, die Spannung wird langsam aufgebaut. Allerdings bleiben bei mir einige Fragen offen. Vielleicht hast Du bewusst so geschrieben, dass nicht alles beantwortet wird?
Ich kann mir die Szenen gut vorstellen, bin nah bei Deiner Protagonistin, bin mir nicht sicher, ob ich sie sympathisch finde. Einige Verhaltensweisen von ihr finde ich seltsam.

Hier einige Anmerkungen:

Leuchtgloben verteilen sich um sein Bett.

Da hab ich erstmal überlegt, was das sein soll :D Aber dann erklärst Du es ja zum Glück recht schnell.

Ich liebe das warme Licht, die Gute-Nachtlampen-Atmosphäre in seinem Zimmer.

Würde ich streichen. Ist unnötig.

Braucht er das Gefühl zu reisen, auch wenn er nicht reist?

Unschöne Doppelung
Vorschlag: Braucht er das Gefühl, die Welt zu erkunden, obwohl er nicht auf Reisen ist?

Sas habe ich ein Foto gezeigt. Von der Leuchtglobenfamilie.

Klingt holprig
Vorschlag: Ich habe Sas ein Foto von der Leuchtglobenfamilie gezeigt.

Was macht er, wenn er nicht im Hotelzimmer ist?
Über was schreibt er? War er früher Reisejournalist? Warum hat er sich nicht eine Wohnung genommen? Wer zahlt die Rechnungen?
Sas ist immer so geschäftssinnig. Und gierig.

Der letzte Teil sollte nicht kursiv sein.

„Man kann doch trotzdem im Hotel wohnen oder?“,

Streichen. Unnötiges Füllwort.

Sas wird in letzter Zeit aunmöglicher. Sie hat immer Zeit. Was macht sie bloß? Studieren auf keinen Fall. Auch wenn gerade Semesterferien sind. Sie interessiert sich für nichts mehr. Sie ist eine Kerze, die schon in der Schule von beiden Seiten brannte und in letzter Zeit lichterloh. Und bald setzt sie alles in Brand.

Ich finde es komisch, dass sie nicht mit Sas drüber redet? Wenn sie so eine enge Freundin ist. Warum wird da nicht offen kommuniziert?

Sas verschwindet im Bad, füllt ihre Tasche mit Miniseifen und Shampoos. Wo soll ich Ersatz her bekommen? Die Zimmerfrau hat den Schlüssel zu allem. Ich bin nur das Zimmermädchen.
„Sie wird denken, das ich alles eingesteckt habe.“

Hier ist Deine Protagonistin sehr passiv. Warum lässt sie sich das gefallen? Sas benimmt sich total daneben und sie nimmt es einfach hin.

Sas ist wie das Logo auf dem Janus Wechselbildglobus.

Janus-Wechselbildglobus

Ich versuche, Sas den Globus zu entwenden.
Sie lässt sich kichernd aufs Bett fallen, und wirft ihn auf das gegenüberliegende.

Auch hier finde ich das Verhalten nicht wirklich nachvollziehbar

Sas im Nachbarzimmer. Wie hasse ich ihr Kichern!

Wie ich ihr Kichern hasse!

Er macht hier seine Therapie. Vielleicht eine moderne Variante, wo nicht die Haare ausgehen.

bei der

Ich finde es gut, dass sie den Gast kennenlernt. Und sich aufklärt, weshalb er hier ist. Allerdings sollte sie neugieriger sein. In ihrem Kopf sind so viele Fragen, aber sie bekommt den Mund kaum auf. Das ist schade.

„Vorhin fragte ich mich, wie ich alles wieder aufräume.“ Ich entscheide mich für die Wahrheit.
Er schaut mich offen an. Hoffentlich entgeht ihm, wie sehr ich über ihn nachdachte. Dass er mir vertrauter ist als ein Liebhaber.
„Das war ich nicht.“
„Das habe ich mir schon gedacht.“

Es ist schade, dass das Kennenlernen nicht noch intensiver wird.

Bevor ich sie suche, brauche ich selbst den Trostglobus, das Trostlicht.
Wie Gute-Nachtlampen in den Steckdosen, bevor das Licht ausgeht. Bevor das Licht ausgeht.

Der Schluss ist sehr traurig.

Ganz liebe Grüße und einen guten Wochenstart,
Silvita

 

Hallo Silvita,

Danke fürs Lesen und Deine vielen Anmerkungen! Ich werde sie später noch genauer durchgehen. Dein Feedback bringt mich dazu, über die psychologische "Grundlage" der Protagonistin noch einmal intensiver nachzudenken. Eigentlich weiß ich, wie sie sich fühlt. Ich möchte ein paar Leerstellen in der Geschichte für den Leser lassen, aber villeicht sind es ein paar Lücken zu viel.

Ich wollte eine klassische Slice-of-Live-Geschichte schreiben, wo viel zwischen den Zeilen schwingt, wo viel Raum für Interpretation bleibt, für leise Gefühle, für Trauer.

Ich finde es komisch, dass sie nicht mit Sas drüber redet? Wenn sie so eine enge Freundin ist. Warum wird da nicht offen kommuniziert?
>> Durch Sas' Krankheit ist eine von der Protagonistin noch nicht richtig bemerkte Entfremdung hineingekommen. Das habe ich selbst bei uns im Freundeskreis zweimal mitbekommen. Gerade ganz schwere Krankheiten wurden in der Anfangszeit manchmal länger geheim gehalten. Wobei ich auch mehrere gegenteilige Erfahrungen gemacht habe, z.B. als meine Cousine so schwer krank war, waren wir minutiös an allem beteiligt.

Hier ist Deine Protagonistin sehr passiv. Warum lässt sie sich das gefallen? Sas benimmt sich total daneben und sie nimmt es einfach hin.
>>Die Protagonistin nimmt es nicht wirklich hin, aber im Hotel hat man ein immenses Arbeitspensum, da hat man kaum Zeit für solche nervigen "Extras". Sie hofft, dass sich Sas durch kluges "Ignorieren" eher wieder von allein "einkriegt" und vor allem möchte sie keinen lauten Streit, der womöglich noch die Aufmerksamkeit der Zimmerfrau auf sich lenkt und eine Kündigung nach sich ziehen könnte. Die Prot behandelt Sas in diesem Moment wie eine zu erziehende Katze. Da helfen keine lauten Worte, sondern eher Ablenkung oder Ignorieren.

Dein Hinweis ist jedoch gut, ich möchte die Protagonistin nicht als passiv darstellen.Vielleicht sollte ich oben genannte Überlegungen lieber noch mehr in der Geschichte erwähnen.

Auch hier finde ich das Verhalten nicht wirklich nachvollziehbar
>> siehe oben
In ihrem Kopf sind so viele Fragen, aber sie bekommt den Mund kaum auf. Das ist schade.
>> Die Prot möchte aus Feinfühligkeit heraus nicht übergriffig neugierig erscheinen. Sie bezwingt ihre Neugier aus Höflichkeit und Respekt. Auch ist es ihr unangenehm, vom Gast plötzlich "ertappt" worden zu sein. Für sie ist die Situation noch völlig neu. Sie steht quasi noch unter Schock. Und, ja, da sind so viele Fragen und die Antworten so nah.
Und statt Antworten erfährt sie neue Fragen, die noch viel schlimmer sind als die alten.

Das ist für mich eins der Themen der Geschichte. Die Prot macht sich über den Gast Gedanken, aus einem Mix aus Mitgefühl, Neugier, Langeweile und aufkommender, leiser Verliebtheit. Das Fragen-Spiel ist noch ein Spiel. Aber als es um Sas geht, wird aus dem Spiel Ernst.

Es ist schade, dass das Kennenlernen nicht noch intensiver wird.
Es geht eigentlich nicht wirklich um den Gast, er ist zunächst eher eine Projektionsfläche für die Protagonistin, an der sie ihre Sehnsüchte knüpft. Und ja, sie könnte ihn am Schluss näher kennen lernen, aber da ist der Schock, die Trauer über ihre Freundin und vielleicht lernt sie den Gast darüber noch näher kennen ... Es sei zu hoffen. Für mich ist das Ende leicht offen. Der Gast wird ihr viel über Sas erzählen können, wenn es an der Zeit ist.

Liebe Grüße, petdays

Hallo @Rob,

Danke für Deinen Gegenbesuch! Dein Feedback hilft mir auf jeden Fall weiter.

Eine mysteriöse Geschichte, bei der du von Absatz zu Absatz die Spannung aufbaust und steigerst. Ich habe sie in einem durchgelesen, wollte wissen, wie es weitergeht, finde ich also insgesamt gut formuliert und aufgebaut.
>> Danke. :)

Was mir nicht ganz klar ist: Wer ist die Protagonistin, aus deren Perspektive du erzählst? Aber das ist wahrscheinlich nicht ganz zufällig ... Ich gehe grundsätzlich davon aus, dass sie ein Zimmermädchen ist. Jedoch befürchtet sie in einer Szene zum Ende hin, dass "die Zimmerfrau" hereinkommt, fand ich etwas verwirrend.
>> In Hotels gibt es folgende Hierarchie: Das übergeordnete Zimmermädchen heißt Zimmerfrau. Die Zimmerfrau ist auch ein Zimmermädchen aber in einer ranghöheren Stellung. Ihre Aufgabe ist es, die anderen Zimmermädchen zu kontrollieren, besonders auf Schnelligkeit hin.

Wenn man nicht aus dem Gewerbe ist, kennt man die Bezeichnungen wohl nicht.
Danke für Deinen Hinweis. Vielleicht muss ich an der Stelle noch etwas mehr erklären.

Auch ist mir nicht ganz klar, woher ihre Obsession kommt, es ist ja mehr als nur ein Interesse an dem seltsamen Gast mit seinen Globen.
>> Ja, es ist eine Art von Obsession. Sie fühlt sich zum Teil wie eine Detektivin, möchte unbedingt wissen, was los ist, worin sein Geheimnis besteht. Andererseits fühlt sie sich dem unbekannten Gast nah. Dass jemand statt Lampen Leuchtgloben um sich herum versammelt, berührt sie.
Aber das sind ja durchaus interessante Fragen, über die ich als Leser selbst nachdenken kann und wahrscheinlich soll, ich finde die Geschichte auf jeden Fall gut gelungen!
>> Ein paar Fragen wollte ich offen lassen. Es sollte eine klassische Slice-of-Live-Geschichte werden, die gerade von den Fragen, von all dem Unbeantworteten zwischen den Zeilen lebt. Aber es ist eine andere Frage, wann die Leerstellen zu groß werden.

Das hört sich sehr aktiv an, als würden sich die Globen gerade selbst um das Bett verteilen.
>> Sollte eine Personifizierung sein.

Etwas Globen-Dominant hier, vielleicht kannst du das Wort ab und zu durch ein anderes ersetzen?
>> Da hast Du Recht, das war mir auch aufgefallen. Leider gibt es für Globus kaum ein anderes Wort ... Deshalb habe ich es jetzt erst mal so stehen gelassen. Vielleicht werde ich die Textstelle einkürzen, um die Globen-Dichte zu verringern ...
Hier habe ich mich gefragt, warum nicht? Gerade über den Putzjob?
>> Zimmermädchen ist ein interessanter Nebenjob (all diese Geheimnisse in den Zimmern), aber das sehen die meisten Leute nicht so. Viele schauen eher herablassend auf Zimmermädchen, sehen nur die harte, unterbezahlte Arbeit, glauben, dass man zu "dumm" war, um etwas "Besseres" zu bekommen und vergessen, dass mancher vielleicht lieber einen aktiveren, sportlicheren Job mag als Stunden lang im Büro zu sitzen ... Die Bezahlung könnte natürlich tatsächlich besser sein.

Obsession. Das würde die Prot gegenüber ihren Studienkolleg*innen ungern zugeben. Sie hat sich in etwas hineinverrannt, zum Teil auch aus Langeweile, Detektivin-spielen-wollen und daraus ist so eine kleine Verliebtheit entstanden, die etwas Tagträumerisches, Eskapistisches hat. Sie ist sehr von dem Geheimnis um diesen Mann fasziniert. Und ihre Obsession könnte nach außen hin als etwas "Stalkermäßiges" interpretiert werden, was allerdings nicht zutrifft, weil die Prot dafür viel zu feinfühlig und empathisch sit.

Wie kommt sie darauf? Es ist ja bisher nur eine Vermutung, dass er krank ist. Und bisher weiß er doch gar nichts von der Protagonistin?
>> Das sollte eine getarnte Vorausdeutung sein. Sas kennt den Hotelgast. Sie weiß, dass er krank ist, genauso wie sie selbst. Die kennen sich aus der Onkologie. Sas hat Geheimnisse vor der Protagonistin als auch vor ihrem Mitpatienten.

"Und bald wird sie alles in Brand setzen" ?
Ja. Danke für den Hinweis, werde Deine Version übernehmen.
Das zweite "er" könntest du streichen.
Übernommen.
Der markierte Satz muss m.E. heißen: "Alle werden denken, dass ich es war."
Ja, stimmt.
Ich würde "der Beutel" schreiben.
Das klingt besser.
Das meinte ich eingangs. Wer ist die Protagonistin, wenn sie befürchtet, dass die Zimmerfrau hereinkommt?
Sie ist das Zimmermädchen in untergeordneter Stellung. Die Zimmerfrau soetwas wie ihre "Vorarbeiterin".

Vielen Dank noch einmal für Dein sorgfältiges Lesen und Deine guten Verbesserungsvorschläge!

Viele Grüße, Petdays

 

Hallo @petdays,

ich glaube, wir hatten auch noch nicht das Vergnügen.

Von mir nur ein kurzes Feedback, weil ich nicht so ganz schlau werde, was die Intention des Textes ist.

Mir kommt die Protagonistin, ein wenig voyeuristisch vor, ein wenig naiv und so als ob sie die Leerstellen in ihrem Leben mit der Fokussierung auf den Gast füllen möchte. Mir ist die Psychologie nicht ganz klar. Aber trotzdem war das interessant zu lesen. Irgendwie schräg, aber das Schräge ist ja auch interessant. Jedenfalls hast Du Dir sicher etwas bei dem Text gedacht, was aber für einen Leser wie mich vielleicht noch etwas geschärft werden könnte.

Wie auch immer, ein paar Flusen habe ich auch noch:

„Sie wird denken, dass ich alles eingesteckt habe.“

„Sas, hör endlich auf mit deiner Dauerdiät, du hast bald keine Haare mehr auf dem Kopf.“

Kling für mich nach Ausrufezeichen.

„Pass auf, Sas. Vielleicht hat er Glatze und er bemerkt deine Haare.“

Auch hier.

Jedenfalls interessiert gelesen.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Hallo Geschichtenwerker,

Danke fürs Vorbeischauen und auch das Aufzeigen der Flusen. :)

Mir kommt die Protagonistin, ein wenig voyeuristisch vor, ein wenig naiv und so als ob sie die Leerstellen in ihrem Leben mit der Fokussierung auf den Gast füllen möchte. Mir ist die Psychologie nicht ganz klar. Aber trotzdem war das interessant zu lesen. Irgendwie schräg, aber das Schräge ist ja auch interessant. Jedenfalls hast Du Dir sicher etwas bei dem Text gedacht, was aber für einen Leser wie mich vielleicht noch etwas geschärft werden könnte.

Sicherlich ist sie auch etwas voyeuristisch. Aber vielleicht würde das jedem so gehen, der täglich eine Hotel-Suite putzen soll, in der ein kranker Mann wochenlang wohnt, den man nie zu Gesicht bekommt.

Der Grundgedanke: Studentin putzt im Nebenjob ein Hotelzimmer und möchte das Geheimnis des unbekannten Kranken entschlüsseln, dabei entgeht ihr, wie krank ihre Freundin in Wirklichkeit ist. Das Geheimnis klärt sich auf, aber anders als sie es erwartet. Vor allem viel schlimmer.

Ein Twist am Ende:

1. ihre Freundin und der Gast kennen sich.
2. die Freundin ist kränker als der Gast.
Sie verbringen die Tage als Mitpatienten in der ambulaten Chemotherapie. Die Prot hat ihre Freundin länger nicht mehr gesehen, nur mit ihr telefoniert. Deshalb hat sie von den drastischen Veränderungen ihrer Freundin nichts mitbekommen. Ihre Freundin überrascht sie auf der Arbeit und da erlebt die Prot gleich mehrere Dinge hintereinander:

  • Sas benimmt sich völlig daneben. > Sie hat Angst, ihren Nebenjob zu verlieren
  • Sas hat - diesmal - einen Grund, sich so daneben zu benehmen. > Sie ist schwer krank und hat nichts mehr zu verlieren. Vielleicht ärgert sie sich auch über die Prot, die sich über den unbekannten Gast so viel Gedanken gemacht hat, aber über sie Sas viel weniger. Sie ist vielleicht eifersüchtig und verärgert.
  • Die Prot trifft auf den Gast. Sie wird quasi ertappt. > Sie befürchtet, dass er sie verpetzen könnte. Aber das trifft nicht ein. Der Gast ist großzügig, nachsichtig und weiß, dass das, was er der Prot erzählen wird, sie sehr traurig machen wird. Aber es muss sein.
Hoffe, der Text, ist jetzt etwas verständlicher.

Vielleicht muss manches - im Text selbst - stärker verdeutlicht werden ... Deshalb ist mir Dein Feedback wertvoll, zeigt es mir, dass die Leerstellen vielleicht doch etwas zu groß sind.

Viele Grüße, Petdays

 

Hallo @Geschichtenwerker, @Rob F, @Silvita,

Hab über Eure Kommentare noch einmal länger nachgedacht und die Geschichte daraufhin intensiver überarbeitet. Danke für den wertvollen Input! Ich hoffe, der Text liest sich jetzt verständlicher.

Viele Grüße, Petdays

 

Hi @petdays,

hmm, also ich hatte deine Geschichte gestern so um 0:30 bis 1:00 Uhr noch gelesen - dann war die Überarbeitung also noch nicht drin? Ich lasse dir trotzdem meine gespeicherten Kommentare da, wenn es erledigt ist, einfach ignorieren...

„Verfallen seine Wangen?“, hatte Sas gefragt.
Meinst du eher, dass seine Wangen einfallen? Bei verfallen denke ich an Verwesung...

Weder über meinen Putzjob. Noch meine Obsession.
Also manchmal wundere ich mich über solche Sätze - gibt es für dich hier einen besonderen Grund, den Punkt anstatt ein Komma zu setzen? Ich finde bei solchen gängigen Konstrukten wie weder...noch hemmt das die Flüssigkeit, wenn man einen Punt dazwischen setzt.

Seine Letzte war schon dünkelhaft.“
Interessantes Wort, habe ich noch nie gehört :)

Sas hört sich an, als ob sie gleich weint.
Bei als ... ob gehört ein Konjunktiv II rein (auch von Friedel gelernt :)), also demnach "weinte"

Der Inhalt ist das einzig Bunte an ihr, nicht wirklich bunt, was vor allem an der Familienpackung Tempos liegt.
Versteh ich nicht so richtig. Es ist bunt, aber nicht so richtig bunt, wegen der Tempopackung?

Vielleicht hat er Glatze und er bemerkt deine Haare.“
Da kann man das 2. "er" streichen. (Mein Kopf setzt da ein "eine" vor Glatze rein, kp ob das muss.)

Wie hasse ich ihr Kichern!
Wie ich ihr Kichern hasse!

„Nein nicht so, wie Sie denken.“
Woher will er wissen, was ich denke?
Finde ich gut :)

Also, dass ich nach Mitternacht, nachdem ich nur kurz die ersten Sätze gelesen habe, deine Geschichte dennoch durchgelese hab, spricht für sie: Ich wollte wissen, was passiert. Du baust also eine stetige Spannung auf. Das Ende musste ich zweimal lesen, da ich nicht direkt ganz verstanden habe, was der Mann mit seinen Aussagen genau meint. Dann habe ich gerade deinen vorletzten Kommentar gelesen, in dem du schreibst, dass Sas ihn kannte und auch eine Chemotherapie macht. Das habe ich aus deinem Ende nicht herauslesen können, wäre ich also nicht drauf gekommen. Vielleicht müsste da noch ein wenig mehr angedeutet werden. Kann auch sein, dass es einfach zu spät war gestern :)
Aber die Aussage habe ich trotzdem verstanden, nämlich dass die Prot sich um den Mann sorgt, ihr aber ihre Freundin etwas egal ist. Nicht egal, aber sie versucht nicht, ihr aktiv zu helfen. Das fand ich gut. Die Freundin verhält sich allerdings auch echt asozial, was das Desinteresse der Prot an Sas verständlich macht. Aber diese Erkenntnis, dass sie sich vielleicht mal mehr mit ihrer Freundin beschäftigen sollte, das fand ich gut!

Gern gelesen!
rainsen

 

Guten Morgen @petdays

Danke fürs Lesen und Deine vielen Anmerkungen! Ich werde sie später noch genauer durchgehen. Dein Feedback bringt mich dazu, über die psychologische "Grundlage" der Protagonistin noch einmal intensiver nachzudenken. Eigentlich weiß ich, wie sie sich fühlt. Ich möchte ein paar Leerstellen in der Geschichte für den Leser lassen, aber villeicht sind es ein paar Lücken zu viel.

Gern geschehen.
Es freut mich, dass Du aufgrund des Feedbacks noch mal intensiver über die Prota nachgedacht hast. Ich habe eben die überarbeitete Version gelesen. Einige Stellen sind besser, aber es bleiben immer noch viele Fragen offen.

Ich wollte eine klassische Slice-of-Live-Geschichte schreiben, wo viel zwischen den Zeilen schwingt, wo viel Raum für Interpretation bleibt, für leise Gefühle, für Trauer.

Das finde ich generelll gut, nur z.B. kommt bei mir Sas´ Krankheit nicht deutlich genug rüber.

Durch Sas' Krankheit ist eine von der Protagonistin noch nicht richtig bemerkte Entfremdung hineingekommen. Das habe ich selbst bei uns im Freundeskreis zweimal mitbekommen. Gerade ganz schwere Krankheiten wurden in der Anfangszeit manchmal länger geheim gehalten. Wobei ich auch mehrere gegenteilige Erfahrungen gemacht habe, z.B. als meine Cousine so schwer krank war, waren wir minutiös an allem beteiligt.

Als ich die erste Version gelesen habe, bin ich gar nicht drauf gekommen, dass Sas krank sein könnte. Sie macht Dauerdiät und ihr fallen dadurch die Haare aus. Mehr war da nicht. Bei der überarbeiteten Version habe ich nun durch Dein Kommentar auf mein Feedback versucht mehr rauszulesen. Klar, da ist Raum für Interpretation. Hat sie ebenfalls Krebs, dadurch keinen Appetit und Haarausfall? Oder hat sie eine Essstörung? Magersucht? Du schreibst, sie wird immer dünner und auch hier würden die Symptome passen.
Mir persönlich ist das aber zu viel Spielraum, ich würde mir hier eine deutlichere Fährte wünschen.

Die Protagonistin nimmt es nicht wirklich hin, aber im Hotel hat man ein immenses Arbeitspensum, da hat man kaum Zeit für solche nervigen "Extras". Sie hofft, dass sich Sas durch kluges "Ignorieren" eher wieder von allein "einkriegt" und vor allem möchte sie keinen lauten Streit, der womöglich noch die Aufmerksamkeit der Zimmerfrau auf sich lenkt und eine Kündigung nach sich ziehen könnte. Die Prot behandelt Sas in diesem Moment wie eine zu erziehende Katze. Da helfen keine lauten Worte, sondern eher Ablenkung oder Ignorieren.

Mmh. Während meiner Ausbildung hatte ich einen Nebenjob im Hotel, anfangs auch in der Zimmerreinigung. Daher kann ich mir gut vorstellen, wie es da so zugeht. Und finde es nach wie vor nicht sehr glaubhaft. 1. Kommt Sas einfach rein (war die Rezeption nicht besetzt?) 2. Auch wenn Deine Prota ein hohes Arbeitsaufkommen hat, darf sie nicht zulassen, dass Sas die Keycard klaut und sich mit Proben eindeckt. 3. Müsste es ja keinen lauten Streit geben, es gibt andere Mittel, sich durchzusetzen.
Alles in allem erscheint Deine Prota durch ihr Verhalten halt schwach, und ich bin mir nicht sicher, ob Du das wirklich so beabsichtigst?

Dein Hinweis ist jedoch gut, ich möchte die Protagonistin nicht als passiv darstellen.Vielleicht sollte ich oben genannte Überlegungen lieber noch mehr in der Geschichte erwähnen.

Das ist schön und da freu ich mich.
Gut, dass Du sie nicht passiv darstellen möchtest. Das hab ich mir fast gedacht.

Die Prot möchte aus Feinfühligkeit heraus nicht übergriffig neugierig erscheinen. Sie bezwingt ihre Neugier aus Höflichkeit und Respekt. Auch ist es ihr unangenehm, vom Gast plötzlich "ertappt" worden zu sein. Für sie ist die Situation noch völlig neu. Sie steht quasi noch unter Schock. Und, ja, da sind so viele Fragen und die Antworten so nah.
Und statt Antworten erfährt sie neue Fragen, die noch viel schlimmer sind als die alten.

Okay. Also hinsichtlich des unbekannten Gastes lasse ich mir das Gefallen, aber auf keinen Fall hinsichtlich Sas.
Ich kann verstehen, dass es ihr unangenehm ist, ertappt zu werden. Keine Frage. Und auch erstmal ein kleiner Schock ist glaubwürdig. Auch dass sie erschrocken ist, als sie den Chemobeutel sieht, kann ich total verstehen.

Aber irgendwie passt es für mich immer noch nicht, dass sie das Zimmer eines Mannes reinigt, sich in Gedanken reinsteigert, die dann sogar Eifersucht auslösen. Dafür müsste sie ihn doch zumindest mal gesehen haben, sich in irgendwas verguckt haben.
Ich hab bei dem Bild des Gastes immer ein Bild von einem älteren Herrn im Kopf. Und die Prota ist ja noch nicht mal an der Uni.

Das ist für mich eins der Themen der Geschichte. Die Prot macht sich über den Gast Gedanken, aus einem Mix aus Mitgefühl, Neugier, Langeweile und aufkommender, leiser Verliebtheit. Das Fragen-Spiel ist noch ein Spiel. Aber als es um Sas geht, wird aus dem Spiel Ernst.

Es kommt gut rüber, dass die Prota sich Gedanken um den Gast macht (bis auf die Verliebtheit/ das passt für mich nicht wirklich).
Und hier schreibst Du auch wieder, dass es Ernst wird, wenn es um Sas geht, aber ich weiß als Leser immer noch nicht, was sie eigentlich hat.

Es geht eigentlich nicht wirklich um den Gast, er ist zunächst eher eine Projektionsfläche für die Protagonistin, an der sie ihre Sehnsüchte knüpft. Und ja, sie könnte ihn am Schluss näher kennen lernen, aber da ist der Schock, die Trauer über ihre Freundin und vielleicht lernt sie den Gast darüber noch näher kennen ... Es sei zu hoffen. Für mich ist das Ende leicht offen. Der Gast wird ihr viel über Sas erzählen können, wenn es an der Zeit ist.

Ah ok. Also dafür finde ich wird der Gast viel zu oft erwähnt.
Wenn Du von Verliebtheit schreibst und Eifersucht - dann geht es doch der Prota konkret um ihn. Oder nicht?

Und wieso wird der Gast viel über Sas erzählen können, wenn es an der Zeit ist?
Das blick ich jetzt ganz und gar nicht.

Hab über Eure Kommentare noch einmal länger nachgedacht und die Geschichte daraufhin intensiver überarbeitet. Danke für den wertvollen Input! Ich hoffe, der Text liest sich jetzt verständlicher.

Gern geschehen.
Die überarbeitete Version ist besser, aber mir bleiben immer noch viel zu viele Fragen offen.

Hier noch ein paar Anmerkungen zum neuen Text:

Seine Globusfamilie. Gehören ihm die Globen? Hat er sie geerbt oder in Antiquitätenläden entdeckt? Sie sehen aus wie eine Familie, kleine, größere, ältere, jüngere Exemplare. Weltkugeln mit anderen Grenzziehungen, ein Reliefglobus für Blinde. Ob er Familie hat? Sonst würde man nicht eine Ersatzfamilie um sich herumscharen.

Hier kommt mir zu oft das Wort Familie vor.

Vorschlag: Seine Globusfamilie. Hat er sie geerbt oder in Antiquitätenläden entdeckt? Sie sehen aus wie eine Familie. Kleine, größere, ältere, jüngere Exemplare. Weltkugeln mit anderen Grenzziehungen, ein Reliefglobus für Blinde. Ob er Angehörige hat? Kinder? Ist er Vater? Fragen über Fragen, die in meinem Kopf toben.

Die Frage, ob ihm die Globen gehören würde ich streichen. Dem Hotel gehören sie ja eindeutig nicht.

„Verfallen seine Wangen?“, hatte Sas gefragt.

Hier würde "Sind seine Wangen eingefallen?" besser passen.

„Verfallen seine Wangen?“, hatte Sas gefragt. „Wird seine Haut grau?“
Sie fragt immer alles, was sie wissen will. Wie ein Kind, direkt und ohne Rücksichten. So war sie schon immer.

Wortwiederholung

Vorschlag: "Sind seine Wangen eingefallen?", hatte Sas nachgehakt. "Wird seine Haut grau?"

Meine immer dünner werdende Sas auf ihrer Dauerdiät.

Hier tippe ich erstmal auf Magersucht.

Sas wird in letzter Zeit unmöglicher. Sie hat immer Zeit. Was macht sie bloß? Studieren auf keinen Fall. Auch wenn Semesterferien sind. Meine Süße interessiert sich für nichts mehr. Sie ist eine Kerze, die schon in der Schule von beiden Seiten brannte und in letzter Zeit lichterloh. Und bald wird sie alles in Brand setzen.

Auch die Verhaltensänderung würde zur Magersucht passen.

Nach wie vor finde ich es seltsam, dass die Prota nicht weiß, was Sas macht.

Vorher wollte sie mich Wochen lang nicht sehen, nur abends telefonieren.

Woher weiß sie dann, dass Sas immer dünner wird?
Das kann sie doch dann erst im Hotel feststellen, oder?

„Was soll ich machen?“, äfft sie mich nach. „Freu dich doch, hast du endlich einen Grund, ihn kennen zu lernen.
Ja, ich würde ihn tatsächlich gern kennen lernen.

kennenzulernen
kennenlernen

Wo soll ich Ersatz her bekommen? Die Zimmerfrau hat den Schlüssel zu allem. Ich bin nur das Zimmermädchen.

Hier hab ich mich an meinen Hoteljob gedacht. Bei uns hatte zwar die Zimmerchefin den Schlüssel zu den Schränken, aber die Putzwagen der Zimmermädchen waren mit Nachfüllartikeln bestückt.

„Sas, hör endlich auf mit deiner Dauerdiät, du hast bald keine Haare mehr auf dem Kopf!“
Dabei ist er doch der Kranke.

Hier spricht die Prota die Dauerdiät an. Ich denke also weiter an Magersucht.

n den offenen Nebenzimmern. Ihre Handtasche füllt sich immer mehr.
Ich sehe, wie sie sich noch mehr Seifen und Proben einsteckt.

Wie kann sie das sehen?
Sie ist doch gar nicht in die anderen Zimmer hinterhergegangen.

Ich fühle, Eifersucht in mir hochkommen. Sehe ihn mit einer anderen. Sehe, wie er das Bett zerwühlt.
Das Bett ist schon zerwühlt.

Diese Gedanken finde ich schon sehr irritierend.

Ich hoffe, mein Feedback ist nicht zu heftig. Wenn ja, dann tut es mir sehr leid. Ich hoffe, es hilft Dir weiter.

Ganz liebe Grüße und einen schönen Tag,
Silvita

 
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Hallo,

der Twist am Ende, ich weiß nicht, so was hast du doch gar nicht nötig, oder? Das wirkt so konstruiert und aufgesetzt. Und wäre das überhaupt realistisch? Die ganze Ausgangssituation kommt mir unrealistisch vor: eine Frau, die im Housekeeping arbeitet, während ihrer Semesterferien? Das ist etwas unklar, weil du schreibst, auf der Uni darf niemand etwas erfahren? Oder ist das im Kontext mit Sas, die dann ihre Tochter sein müsste? Mir ist das Beziehungsgeflecht unklar. Und warum sollte das niemand erfahren, dass sie im Housekeeping arbeitet? Ist das etwas Verwerfliches?

Ist es nicht so, dass du im Housekeeping in einem mittelgroßen Hotel so ca 10 Minuten für ein Zimmer hast? Die meisten Arbeitskräfte sind ja von Fremdfirmen rekrutiert, die hängen sich jetzt nicht unbedingt sooo rein, in die Arbeit, aber die Frage ist auch: Hätte eine solche Frau überhaupt die Zeit, sich diese Gedanken zu machen? Das passiert ja während der Arbeit. Ich würde mal vermuten, vielleicht eher, wenn die zu Hause ist, und etwas durchschnaufen kann. Und auch, dass Sas da einfach während der Arbeit reinspaziert, finde ich unglaubwürdig. Da sind doch noch andere Arbeitskräfte, und die Hausdame würde dir was anderes erzählen, wenn da einfach fremde Menschen, die keine Gäste sind, in die Zimmer rennen, alleine schon aus versicherungstechnischen Gründen. In einer kleinen Pension, das wäre etwas anderes, das würde ich vielleicht eher glauben, aber so kommt mir das recht arg vor.

Er wäre Journalist, sagte die sonst muffige Zimmerfrau. Und vielleicht bräuchte er tröstliches Licht, bei dem man nachts schreiben könne. Eine Trostlampe, wie das grüne Steckdosenlicht im Kinderzimmer meiner Schwester.

Das sagt ja die Zimmerfrau, dass er vielleicht tröstliches Licht brauche. Setzt voraus, dass die eine Unterhaltung vorher hatten, wo sie über den Mann gesprochen haben. Ich bezweifele, dass sie diese Unterhaltung in der Art geführt haben, wie du sie hier für die Geschichte benötigst, denn das wäre ja ergebnisorientiert. Tröstliches Licht. Die Zimmerfrau, Ende 50, vom Leben gegerbt, sagt dann zur Reinigungskraft: Ich glaube, der braucht das tröstliche Licht, um nachts schreiben zu können. Das ist mir einfach zu konstruiert. Ich glaube nicht, dass die so über einen Gast reden würden, und wenn, dann anders, nicht so, so gebildet, mit so ausgesuchten Wörtern, nicht so beschreibend.

Sie war ein bisschen dünkelhaft.“
Das ist auch so ein Satz, dieses Wort, ich weiß nicht. Es wirkt unpassend für das Setting. Sas scheint mir keine zu sein, die so ein Wort benutzt.

Was ist nur los mit ihr? So überdreht kenne ich sie nicht.
Hinter ihrer Albernheit lauert - für Momente - ein vorwurfsvoller Blick, als hätte ich sie ungerecht behandelt, ihre Augen sehen aus, als hätte sie in letzter Zeit öfters geweint.
Doch dann funkelt sie mich wieder herausfordernd an. Fast boshaft.

Ich glaube, mein Hauptproblem mit dieser Geschichte ist, dass du deinem Personal so wenig vertraust. Du erklärst immer alles hinterher, jede Regung, jeden Gedanken, als würde der Leser das nicht verstehen, bzw, du glaubst, er versteht das nicht. Traue dem Leser mal mehr zu, der ist mündig und nicht dumm. So, wenn du so schreibst, immer alles beschreibend, vorwurfsvoll, ungerecht, boshaft, dann nimmst du dem Text Tiefe, er wird nie atmen können, und dann ist da auch nichts zwischen den Zeilen. Leerstellen sind ja bewusst, keine Erklärungen, keine Rechtfertigungen, aber eine gewisse Figurenechtheit, die du etablieren musst, damit es funktioniert, damit der Text und die Charaktere lebendig werden.

Mir fehlt auch der Fokus. Um was geht es hier? Diese Idee, dass sie die Gäste so etwas bespitzelt, die finde ich total super. Das mit den Globen auch. Mysteriös. Dieses Sas stört mich hingegen nur. In welcher Beziehung stehen die zueinander? Ist das ihre Tochter oder nur eine Freundin? Die telefonieren täglich, kennen sich, reden dann immer und ewig über diesen Gast, aber dann bekommt sie nichts von der Krankheit mit, bringt das nie zur Sprache? Das ist irgendwie ein seltsames Verhältnis. Dass die Globen für etwas stehen, eine Art Symbol sind, für Ferne, für Möglichkeiten, das ist klar, und das dieser Gast, der für sie ein Fremder ist, den sie noch nie gesehen hat, dass dieser Gast eine Projektionsfläche wird, in die sie sich hineinträumt, eine Art Was wäre wenn, das finde ich schon reichlich. Diese zweite Ebene würde ich reduzieren, als eine Art Realität, als das Echte, was sie immer wieder zurückholt aus dieser Traumwelt sozusagen; irgendwann könnten sich die beiden Welten vermischen, was weiß ich. Aber diese zweite Ebene mit Sas, die ist einfach zu sehr als Konstrukt erkennbar, vor allem im Kontext mit dem Ende, das ja eben nicht offen ist - du schreibst es nur nicht explizit hin, da schwebt aber nichts mehr, die Aussage ist gemacht, this is the point of no return. Das ist schade, weil die grundsätzliche Idee sehr gut ist.

Viele schauen eher herablassend auf Zimmermädchen, sehen nur die harte, unterbezahlte Arbeit, glauben, dass man zu "dumm" war, um etwas "Besseres" zu bekommen und vergessen, dass mancher vielleicht lieber einen aktiveren, sportlicheren Job mag als Stunden lang im Büro zu sitzen ... Die Bezahlung könnte natürlich tatsächlich besser sein.
Eine Sache noch. Ich weiß nicht, aus welcher sozialen Schicht du kommst, aber den Job des Housekeeping mit aktiv und sportlich zu umschreiben, das halte ich schon für ... sehr weit draußen. Meine Frau hat jahrelang in Hotels im Housekeeping gearbeitet (viel in Nordamerika), und die Arbeit ist alles, aber sicherlich nicht sportlich zu nennen. Das ist jedenfalls der beste Euphemismus, den ich dieses Jahr gehört habe. Die Arbeit ist brutalster Akkord, du findest Kot, Sperma, Blut im und auf dem Bett, im Zimmer etc, und wenn du wirklich viel Glück hast, findest du auch eine Leiche, wie es meiner Frau passiert ist. Deine Arbeitskollegen in der Kolonne sind meistens Migranten, die allesamt noch unterbezahlter sind als du selbst es bist, und die natürlich aufgrund ihres Status als Dumpinglöhner dich auch noch zusätzlich unter Druck setzen, zudem barely speaking english. Ich behaupte mal, niemand, der halbwegs gerade im Kopf ist, würde diesen Job NICHT gegen einen Bürojob eintauschen. Du machst diesen Job, weil du nichts anderes bekommst, nicht weil du dir die Mitgliedschaft in einem Fitnessclub sparen willst. Das ist wie diese bürgerliche Mär vom Handwerker, der immer an der frischen Luft ist - glaub mir, ich komme aus einer Handwerkerfamilie, Dachdecker, Kernbohrungen, Abriss, Schreiner, das sind alles Märchen, mit denen sich die Oberklasse das schönredet, dass diese Menschen einfach einen anderen Status in der Gesellschaft haben, als sie selbst, aber dass die schon auch irgendwie an ihren Platz gehören, mal schön da bleiben sollen, denn die sind glücklich da, wo sie sind, denen geht es gut, die haben frische Luft, die machen umsonst Sport ... so klingt das hier.

Gruss, Jimmy

 
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Hallo @rainsen,

Danke für den zweiten Besuch. :)

Meinst du eher, dass seine Wangen einfallen? Bei verfallen denke ich an Verwesung...
>>Autsch, was für ein Verschreiber! :D Gut, dass Dir das aufgefallen ist!!
Interessantes Wort, habe ich noch nie gehört
>> Dünkelhaft meint eine Kombination aus Arroganz, vornehmer Geziertheit, Herablassung. Da, das Wort vielleicht zu negativ aus dem Gesamttext heraussticht, habe ich es gelöscht.
Bei als ... ob gehört ein Konjunktiv II rein (auch von Friedel gelernt :)), also demnach "weinte"
>> übernommen.
Es ist bunt, aber nicht so richtig bunt, wegen der Tempopackung?
>> ja.
Das habe ich aus deinem Ende nicht herauslesen können, wäre ich also nicht drauf gekommen. Vielleicht müsste da noch ein wenig mehr angedeutet werden.
>> Auf jeden Fall. Ich habe versucht, noch mehr anzudeuten.

Danke für Dein gutes Feedback und viele Grüße, Petdays

@Silvita,

Danke, dass Du noch einmal drauf geschaut hast, das finde ich sehr engagiert und hilfreich!


Das finde ich generelll gut, nur z.B. kommt bei mir Sas´ Krankheit nicht deutlich genug rüber.
>> Da hast Du Recht, ich hab versucht, die Krankheit mehr zu verdeutlichen. Aber vielleicht muss ich noch einmal ran.

ich würde mir hier eine deutlichere Fährte wünschen.
>> Gutes Stichwort.

Mmh. Während meiner Ausbildung hatte ich einen Nebenjob im Hotel, anfangs auch in der Zimmerreinigung. Daher kann ich mir gut vorstellen, wie es da so zugeht. Und finde es nach wie vor nicht sehr glaubhaft. 1. Kommt Sas einfach rein (war die Rezeption nicht besetzt?) 2. Auch wenn Deine Prota ein hohes Arbeitsaufkommen hat, darf sie nicht zulassen, dass Sas die Keycard klaut und sich mit Proben eindeckt. 3. Müsste es ja keinen lauten Streit geben, es gibt andere Mittel, sich durchzusetzen.
Alles in allem erscheint Deine Prota durch ihr Verhalten halt schwach, und ich bin mir nicht sicher, ob Du das wirklich so beabsichtigst?
>> Deine berechtigten Kritikpunkte habe ich versucht, einzuarbeiten. Jetzt klingt zumindest für mich die Szene glaubwürdiger. Ich habe als Studentin früher selbst kurze Zeit als Zimmermädchen gearbeitet und bei uns im Hotel hätten sich viele Leute "einschleichen" können, wenn sie es drauf angelegt hätten. Man weiß ja nicht unbedingt, wie die Gäste aussehen oder welchen Besuch sie haben und hat so viel zu tun, dass man nicht unbedingt auf alles achtet. Und das nächste Zimmermädchen ist mehrere Zimmer weiter.
Dafür müsste sie ihn doch zumindest mal gesehen haben, sich in irgendwas verguckt haben.
Ich hab bei dem Bild des Gastes immer ein Bild von einem älteren Herrn im Kopf
. Und die Prota ist ja noch nicht mal an der Uni.
Vielen Dank für Deine Eindrücke. Hab den Gast jetzt visualisiert. Die Prota geht auch zur Uni, das habe ich an manchen Stellen noch mal konkretisiert.
Und wieso wird der Gast viel über Sas erzählen können, wenn es an der Zeit ist?
>> weil er und Sas sich kennen. Sie ist seine Mitpatientin.
Hier kommt mir zu oft das Wort Familie vor.

Vorschlag: Seine Globusfamilie. Hat er sie geerbt oder in Antiquitätenläden entdeckt? Sie sehen aus wie eine Familie. Kleine, größere, ältere, jüngere Exemplare. Weltkugeln mit anderen Grenzziehungen, ein Reliefglobus für Blinde. Ob er Angehörige hat? Kinder? Ist er Vater? Fragen über Fragen, die in meinem Kopf toben.

Die Frage, ob ihm die Globen gehören würde ich streichen. Dem Hotel gehören sie ja eindeutig nicht.

>> Danke für den Korrekturvorschlag!! Finde ich sehr einleuchtend.
Das kann sie doch dann erst im Hotel feststellen, oder?
>> Sie sieht Sas vorher auf Instagram.
Wie kann sie das sehen?
>> Die Tasche ist durchsichtig. Und immer wenn Sas aus einem Zimmer kommt, sieht sie, was neu dazugekommen ist.
Ich hoffe, mein Feedback ist nicht zu heftig. Wenn ja, dann tut es mir sehr leid. Ich hoffe, es hilft Dir weiter.

>> Nein, im Gegenteil. Ich finde Dein Feedback sehr hilfreich!! Danke noch einmal!:)

Liebe Grüße, Petdays

Hallo Jimmy,

Danke fürs Vorbeischauen und Deine kritischen Anmerkungen! Ich finde sie sehr hilfreich. Vielleicht eher bei einer der nächsten Geschichten. Da ist viel dabei.

der Twist am Ende, ich weiß nicht, so was hast du doch gar nicht nötig, oder? Das wirkt so konstruiert und aufgesetzt.
>> Ich versteh, was Du meinst. Konstruiert ist immer schlecht. Die Geschichte gab es in mehreren Versionen. Anfänglich ohne Sas und Twist. Fand ich zu ruhig ... Dann mit den beiden Elementen und ich gebe Dir recht, dass man die Konstruktion zu stark gesehen hat. Jetzt habe ich noch einmal viel überarbeitet und hoffe, dass die Knochen des Plots nicht zu stark "rausgucken" ... Ich fand es eine echte Herausforderung, der ich mich stellen wollte.
Hätte eine solche Frau überhaupt die Zeit, sich diese Gedanken zu machen? Das passiert ja während der Arbeit.
>> Auf jeden Fall! Man hat ja unendlich viel Zeit, über Dinge nachzudenken, wenn man nicht mit Gästen direkt zu tun hat.
Und auch, dass Sas da einfach während der Arbeit reinspaziert, finde ich unglaubwürdig. Da sind doch noch andere Arbeitskräfte, und die Hausdame würde dir was anderes erzählen, wenn da einfach fremde Menschen, die keine Gäste sind, in die Zimmer rennen, alleine schon aus versicherungstechnischen Gründen. In einer kleinen Pension, das wäre etwas anderes, das würde ich vielleicht eher glauben, aber so kommt mir das recht arg vor.
>> Vom Hotel kenne ich es, dass nur die Zimmerfrau, als Chefin der Zimmermädchen "aufpasst", aber meist ist selbst sie zu abgelenkt oder lenkt sich selbst ab ... Ich habe versucht, diese Stellen noch einmal gründlich zu überabeiten und hoffe, dass sie jetzt glaubwürdiger klingen.
Ich bezweifele, dass sie diese Unterhaltung in der Art geführt haben, wie du sie hier für die Geschichte benötigst, denn das wäre ja ergebnisorientiert. Tröstliches Licht. Die Zimmerfrau, Ende 50, vom Leben gegerbt, sagt dann zur Reinigungskraft: Ich glaube, der braucht das tröstliche Licht, um nachts schreiben zu können. Das ist mir einfach zu konstruiert. Ich glaube nicht, dass die so über einen Gast reden würden, und wenn, dann anders, nicht so, so gebildet, mit so ausgesuchten Wörtern, nicht so beschreibend.
>> Sehr guter Aspekt. Ja, es war ergebnisorientiert. Nicht ideal. Hab ich jetzt geändert.
Gerade unter Zimmermädchen und Putzfrauen gibt es durchaus auch gebildete Frauen, manchmal Osteuropäerinnen, denen ihr Abschluss nicht anerkannt wurde oder Frauen aus ehemaligen DDR-Berufen, die es nicht mehr gibt.
Das ist auch so ein Satz, dieses Wort, ich weiß nicht. Es wirkt unpassend für das Setting. Sas scheint mir keine zu sein, die so ein Wort benutzt.
>> Hab ich geändert.
Ich glaube, mein Hauptproblem mit dieser Geschichte ist, dass du deinem Personal so wenig vertraust. Du erklärst immer alles hinterher, jede Regung, jeden Gedanken, als würde der Leser das nicht verstehen, bzw, du glaubst, er versteht das nicht. Traue dem Leser mal mehr zu, der ist mündig und nicht dumm. So, wenn du so schreibst, immer alles beschreibend, vorwurfsvoll, ungerecht, boshaft, dann nimmst du dem Text Tiefe, er wird nie atmen können, und dann ist da auch nichts zwischen den Zeilen. Leerstellen sind ja bewusst, keine Erklärungen, keine Rechtfertigungen, aber eine gewisse Figurenechtheit, die du etablieren musst, damit es funktioniert, damit der Text und die Charaktere lebendig werden.
>> Vorher habe ich fast nur mit Leerstellen gearbeitet. Da gefiel mir der Dialog besser und ich verstehe, was Du meinst. In dieser Fassung ist manches vielleicht noch zu plakativ, aber für den Gesamttext verständlicher.
Mir fehlt auch der Fokus. Um was geht es hier? Diese Idee, dass sie die Gäste so etwas bespitzelt, die finde ich total super. Das mit den Globen auch. Mysteriös. Dieses Sas stört mich hingegen nur.
>> Das mit den Globen ist der einzige Punkt, den ich nicht erfunden habe ... Es gab tatsächlich diesen Journalisten, der Monate lang in einer viel zu großen Suite wohnte. Ein faszinierender Raum mit freistehender Badewanne und vielen Extras. Niemand wusste, was der Mann machte. Das war für mich der Ausgangspunkt der Geschichte, alles andere, auch die Figuren sind erfunden.
Die telefonieren täglich, kennen sich, reden dann immer und ewig über diesen Gast, aber dann bekommt sie nichts von der Krankheit mit, bringt das nie zur Sprache? Das ist irgendwie ein seltsames Verhältnis.
>> Das wirkt seltsam. Aber oft ist es einfacher, über andere zu reden, als miteinander. Ich wollte Figuren, die viel reden und doch sprachlos bleiben.
Eine Sache noch. Ich weiß nicht, aus welcher sozialen Schicht du kommst, aber den Job des Housekeeping mit aktiv und sportlich zu umschreiben, das halte ich schon für ... sehr weit draußen. Meine Frau hat jahrelang in Hotels im Housekeeping gearbeitet (viel in Nordamerika), und die Arbeit ist alles, aber sicherlich nicht sportlich zu nennen. Das ist jedenfalls der beste Euphemismus, den ich dieses Jahr gehört habe. Die Arbeit ist brutalster Akkord, du findest Kot, Sperma, Blut im und auf dem Bett, im Zimmer etc, und wenn du wirklich viel Glück hast, findest du auch eine Leiche, wie es meiner Frau passiert ist.
>> Ich glaube, dass in Nordamerika vieles härter ist als hier.


Ich habe viele Putzfrauen und Putzmänner kennengelernt, die ihren Job tatsächlich lieben, auch wenn sich das für andere vielleicht unverständlich anhört und die meisten mochten die viele Bewegung. Als Studentin habe ich mal einen Sommer nachts in einem Autohaus geputzt. Das war echt Akkordputzen. Und wir haben die "freigeschaufelte Extrastunde" in der dunklen Stille zwischen den Autos verbracht. Strange, aber auch irgendwie magisch und dann mit dem Fahrrad im Morgengrauen 10 Kilometer nach Hause radeln ...

viele Grüße, Petdays

 

Strange, aber auch irgendwie magisch und dann mit dem Fahrrad im Morgengrauen 10 Kilometer nach Hause radeln .

Jo, ist alles magisch und poetisch, wenn man einen akademischen Grad zu Hause hängen hat, oder weiß, in ein paar Jahren ist es dann so weit, und ich kann dieser Welt jederzeit den Rücken kehren und einen gut bezahlten, sauberen white collar job ausüben; dann ist das alles ein riesiges Abenteuer. Es macht eben schon einen gewaltigen Unterschied, aus welcher Position man über etwas spricht. Vielen ist das gar nicht bewusst. Du siehst aber schon, wie man das vielleicht als eine klassistische Aussage auffassen könnte, wenn du sagst, eine Tätigkeit als Reinigungskraft sei aktiv und sportlich? Ich denke nicht, dass du das so sagen wolltest, dass deine Intention schlecht war oder du das insgesamt negativ gemeint hast, trotzdem empfinde ich deine Aussage als genau das, als klassistisch. Für einen Menschen, der in diesen Zusammenhängen arbeiten muss, der keine Möglichkeiten und Qualifikationen besitzt, sich aus dieser Hölle herauszuholen (sozialer Aufstieg ist für solche Menschen meistens oder fast nicht möglich, das ist immer schwieriger geworden) mögen deine Worte wie blanker Hohn klingen, denn die können nicht jederzeit einen weich gefederten Ausweg nehmen. Das soll jetzt kein persönlicher Angriff sein, es geht hier nur um Sensibilitäten - heute wird auf alles geachtet, Hautfarbe, Ethnie, Geschlecht, Religion, da darf man keinen Fehler machen, sonst wird man von den social justice warrior direkt gecancelt - nur die Arbeiterklasse, die Erwerbstätigen, die Lohnabhängigen, über die darf man alles sagen, ohne das mit der Braue gezuckt wird.

Gruss, Jimmy

 
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Hallo Jimmy,

Für einen Menschen, der in diesen Zusammenhängen arbeiten muss, der keine Möglichkeiten und Qualifikationen besitzt, sich aus dieser Hölle herauszuholen (sozialer Aufstieg ist für solche Menschen meistens oder fast nicht möglich, das ist immer schwieriger geworden) mögen deine Worte wie blanker Hohn klingen, denn die können nicht jederzeit einen weich gefederten Ausweg nehmen.
Sozialer Aufstieg ist nicht für alle möglich, das stimmt. Aber auch ein Diplom oder mehrere schützen nicht und bieten einen weich gefederten Ausweg... Oft kann man schon aus familiären Gründen nicht mehr umziehen und gerade in Ostdeutschland gibt es unter den "Working poor" überraschend viele Akademiker. Die Trennung verläuft für mich nicht unbedingt zwischen Qualifikation und Nicht-Qualifikation, sondern zwischen Menschen, die tarifgerecht bezahlt werden und Leuten, die in ausbeuterischen Strukturen leben, deren Arbeit nicht wertschätzend und vor allem: adäquat bezahlt wird. An Schulen gibt es bei uns mittlerweile den Trend nicht jede Lehrerstelle "richtig" zu besetzen. Da gibt sehr viele Honorarlehrkräfte (Lehrer, die nicht nur in den Ferien kein Honorar beziehen). Das trifft sogar junge, grundständige Lehrer...

Ausbeutung. Das betrifft Arbeiter, (selbst leitende) Angestellte, Selbständige oft gleichermaßen. Wobei es vielen Angestellte noch vergleichsweise gut geht und sie sich nicht mehr in die Lage von Arbeitern und Soloselbständigen hineindenken können ...

Qualifizierung. Vieles hat man (theoretisch) selbst in der Hand.. Wer programmieren lernen möchte, könnte sich z.B. günstig bei Udemy für einen ersten Einstieg Kurse kaufen ... An Medienakademien oft kostenlos weiterbilden ... Besonders wenn man noch jung genug ist, hat man viele Chancen. Leid tun mir in erster Linie ausländische Schüler, deren Abschluss in Deutschland nicht anerkannt wird.

da darf man keinen Fehler machen, sonst wird man von den social justice warrior direkt gecancelt - nur die Arbeiterklasse, die Erwerbstätigen, die Lohnabhängigen, über die darf man alles sagen, ohne das mit der Braue gezuckt wird.

>> Es ist wichtig im Gespräch zu bleiben, die Leute selbst zu Worte kommen zu lassen. Viele Stimmen müssen gehört werden. Es gibt so viele Vorurteile, Empfindlichkeiten, unsolidarisches Denken und Handeln...
heute wird auf alles geachtet, Hautfarbe, Ethnie, Geschlecht, Religion, da darf man keinen Fehler machen,
>> Die Liste ließe sich noch ergänzen. Besonders Alters- und Gewichtsdiskriminierung sind weitere große Themen. Ab 60 + bekommt man fast nirgendwo mehr einen neuen, guten Job, egal wie qualifiziert. Bei jeder Stellenausschreibung sollte es nur noch nach Qualifikation gehen.

Viele Grüße, Petdays

 

@petdays

Entweder wir reden aneinander vorbei, oder du verstehst nur das, was du verstehen willst. Was hat dein Kommentar nun mit meiner Aussage zu tun? Das ist eine einzige Rechtfertigung, die niemand von dir verlangt hat. Du solltest dir einfach eingestehen, dass du aus einer privilegierten Position heraus sprichst und auch urteilst. Warum ist das so schwer? Niemand sagt: Du hast es nicht schwer in deinem Leben. Aber es ist ein Unterschied, ob du gelernt hast, wie man sich weiterbildet, die Didaktik der Bildung, ob du diese Skills, dieses Handwerkzeug bereits besitzt, weil es dir jemand beigebracht hat - Eltern, Lehrer, Universität - oder ob dieses ganze komplexe System ein einziges Labyrinth für dich ist, zu dem du keinen Zugang findest.

Allein für die Uni habe ich 10 neue, teilweise sehr anspruchsvolle Programme gelernt wie z.B. Adobe Premiere, um auch Filme mit Animationen zu produzieren. // Jetzt trainiere ich pro Woche zusätzlich viele Stunden diverse weitere Skills, denn ich will mir neben dem Unterrichtsbusiness ein eigenes Onlinebusiness aufbauen. Ich glaube, da möchte niemand tauschen, das muss man schon wollen.

Man muss das wollen.
Eine Putzfrau, die in deinem sogenannten aktiven und sportlichen Job malocht, hat gar nicht die Möglichkeiten, die Voraussetzungen, sich diese Programme draufzuschaffen - möchtest du das denn nicht einsehen? Selbst wenn sie den prinzipiellen Willen und die Intelligenz dazu hätte - das ist ein ganzes Dispositiv, ein gesellschaftlicher Zusammenhang, der Wissen produziert, über welches du aufgrund deiner Herkunft, deiner sozialen Schicht und der damit zusammenhängenden Bildung verfügst: diese andere Person weißt eventuell nicht, wie Weiterbildung funktioniert, an wen sie sich wann und wo wenden sollte, was man dafür benötigt, geschweige denn, dass dies überhaupt eine konkrete Möglichkeit für sie darstellt. Ihr fehlt zudem eine gesellschaftlich gefestigte Position, soiale Sicherheit, familiäre Emanzipation, Selbstermächtigung, das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.

Qualifizierung. Vieles hat man (theoretisch) selbst in der Hand.. Wer programmieren lernen möchte, könnte sich z.B. günstig bei Udemy für einen ersten Einstieg Kurse kaufen
Sozialer Aufstieg ist in Deutschland extremst mit der Herkunft verbunden. Du implizierst hier, dass die Menschen, die diesen Aufstieg nicht schaffen, im Grunde irgendwie selbst Schuld sind. Die Statistik sagt etwas anderes. Noch einmal: Du musst erstmal auf die Idee kommen, das zum Beispiel Programmieren überhaupt eine konkrete Möglichkeit für dich sein könnte. Du brauchst Selbstvertrauen, das Vertrauen deiner Familie, den Glauben an einen selbst, um diese Möglichkeit zu ergreifen; das fällt nicht aus dem Himmel. Innerhalb einer sozialen Klasse gibt es ungeschriebene Regeln: Mein Vater hat mich ausgelacht, als ich ihm sagte, ich würde gerne Schriftsteller werden, ein Poet. Das war für ihn brotlose Kunst und was für Schwuchteln. Bourdieu nannte das Habitus. Es herrscht eine schwer zu beschreibende, soziale Dynamik innerhalb einer Klasse, die Unterschiede nivellieren möchte und auf eine größtmögliche Homogenität zielt - wenn ich es nicht schaffe, soll es der andere auch nicht schaffen. Wenn ich es geschafft habe, sind die anderen faule Schweine, weil ich habe es ja auch geschafft. Hälst du dich für was Besseres? Und du glaubst, du schaffst das, ja? Bist du also klüger als wir? Für uns hat das auch immer gereicht. Das sind keine Thesen, das sind Teile meiner Biografie, denn ich entstamme einer Familie, die sozial mobil war, vom Proletariat zum Kleinbürgertum; es sind Erfahrungen.

Meine Freundin, von der ich schon erzählt habe, macht neben ihrem Regaleinräumerjob noch einen (gut bezahlten) Putzjob, das finde ich echt cool. Und das mit mehreren Diplomen.
Wirklich verdammt cool. Aber sie kann, wenn sie will, jederzeit wieder zurück. Sie ist nicht in diesem Hamsterrad gefangen, es ist ihre freie Wahl, dies so und zu diesem Zeitpunkt zu tun. Andere Menschen haben nicht so viel Glück, noch haben sie Möglichkeit, die grundlegende Basis, aufgrund ihrer Herkunft und ihrer Klasse, das zu ändern, die müssen diese Linie in den meisten Fällen bis ganz zu Ende gehen, da gibt es keine bis wenige Ausnahmen. Für die ist das kein Abenteuer, wo sie mal schön ihren Körper spüren können. Und deswegen ist auch die Position deiner Freundin privilegiert.

Mir ist aufgefallen, dass du in deiner Antwort eigentlich nur über dich sprichst. Du sprichst nur davon, wie hart du arbeiten musst und wie schwer das alles für dich ist. In meinem Kommentar ging es aber nicht um dich und deine persönliche Situation (die ich nicht bewertet habe und dies auch nicht tue, weil mir das nicht zusteht und das auch eine andere Diskussion ist), sondern darum, wie du mit deinen Worten andere Menschen potentiell verletzt, sie respektlos behandelst und in ihrer Würde herabsetzt, weil was für dich eine aktive und sportliche Tätigkeit ist (meine Frau ist fast vom Stuhl gefallen, als ich dir das erzählt habe) ist für diese Menschen eine harte, zermürbende, schlecht bezahlte und oft erniedrigende Arbeit, die sie bis zu ihrer Rente durchhalten müssen, weil sie nicht das Glück der Herkunft oder der Bildung hatten. Falls du das nicht sehen kannst, dann tut es mir wirklich leid.

Gruss, Jimmy

 
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Hallo @ morphin,

Danke für Deinen guten, entspannten, tiefsinnigen Kommentar.

Das Gute an meinen letzten 56 Jahren ist die Vielzahl an Lebenssituationen. Das Schlechte ist, dass man überall ein Stück von sich zurücklässt. Auch deine drei Menschlein durchlaufen das.
>> Warum sollte das schlecht sein? Oder gewertet werden? Manchmal ist es so, sicherlich. Aber auch die schlechten Dinge erweitern den Horizont, formen einen Menschen, lassen ihn vielleicht dankbar werden, weil man auch die "Gegenseite" kennengelernt hat.
Manchmal geht es nur um das Bild im Inneren, und wie wir damit fertig werden. Von außen betrachtet egoistisch. Aber wenn uns die inneren Bilder zersetzen, nutzen wir der Außenwelt nicht mehr viel.
>> Klug beobachtet. Letztendlich ist das vielleicht auch der Unterschied zwischen fiktionalen Texten und Sachbüchern. Diese Innenansicht, dieses Bild im Inneren.

Was kann und soll Literatur leisten? Wie radikal persönlich darf sie sein? Wie authentisch? Wie wahr?

Was muss alles bedacht werden? Wer könnte sich durch was verletzt fühlen?
Egal, welches Buch. Irgendeine Textstelle wird immer irgendeinen Leser verletzen. Sei es, wie Tiere beschrieben werden. Oder egal was. Es hängt immer vom gesellschaftlichen Kontext ab, wie Dinge betrachtet, interpretiert, gewertet werden.

Manche meiner liebsten Autoren waren oft sehr radikal und gleichzeitig humanistisch, wie z.B. Jan Wolkers.

Ich nehme meine physischen Erfahrungen mal ganz raus. Ich habe deinen Text gern gelesen und ihn bildlich vor mir gesehen. Die beiden Mädels waren mir nah. Und der Patient auch.
>> Das freut mich, besonders, dass Dir die Figuren nah gekommen sind. Das ist für mich eine wertvolle Rückmeldung. Da hat sich die weitere Textarbeit, das intensive Ringen mit dem Text, das Durchdenken, die vielen guten Anmerkungen, das Umsetzen, Neuformulieren, schon noch gelohnt.

Einen guten Rutsch! liebe Grüße, Petdays

Guten Abend @Jimmy,

Entweder wir reden aneinander vorbei, oder du verstehst nur das, was du verstehen willst.
>> Schade, dass Du das so sehen möchtest. Ich versuche, im Dialog zu bleiben.

oder ob dieses ganze komplexe System ein einziges Labyrinth für dich ist, zu dem du keinen Zugang findest.
>> das mag es zum Teil tatsächlich geben, vor allem auch in anderen Ländern, und kann für die Betreffenden tatsächlich wie ein Labyrinth erscheinen ... Trotzdem glaube ich immer an das Potential von Menschen, an ihre Möglichkeiten, versuche lösungsorientiert zu denken. Und: die meisten Menschen, die in Deutschland sozialisiert worden sind, haben die üblichen Stationen: Kindergarten, Schule, Ausbildung absolviert. Natürlich nicht immer glatt, aber dieses Labyrinthische in dieser krassen Form wird immer seltener.

über welches du aufgrund deiner Herkunft, deiner sozialen Schicht und der damit zusammenhängenden Bildung verfügst: diese andere Person weißt eventuell nicht, wie Weiterbildung funktioniert, an wen sie sich wann und wo wenden sollte, was man dafür benötigt, geschweige denn, dass dies überhaupt eine konkrete Möglichkeit für sie darstellt.
>> Ja, es wäre schön, wenn Hilfsangebote alle erreichen würden. Das ist traurig, wenn Menschen diese Möglichkeiten nicht ergreifen können, weil sie um sie nicht wissen. Vieles ist jedoch schon sehr niederschwellig, zum Beispiel Berufsberatung in der Stadtbücherei, Stadtteilangebote etc, Berufsberatung im Jobcenter. Ich denke, dass die wenigsten in ihrem Traumjob arbeiten, wo alles stimmt und dass die Realität viel mit Kompromissen zu tun hat.

Ich kenne auch "abgehängte" Menschen, das hat bei jüngeren Leuten oft völlig andere biografische Komponenten und liegt selten an fehlenden, konkreten Möglichkeiten.
Für Leute Ü40 ist der Arbeitsmarkt leider oft viel verschlossener.
Deshalb gibt es unter den Soloselbständigen auch so viele gut ausgebildete Leute Ü40.

Du implizierst hier, dass die Menschen, die diesen Aufstieg nicht schaffen, im Grunde irgendwie selbst Schuld sind.
>> Ich denke nicht in Schuldkonzepten. Schuld hilft niemandem. Es gibt verfahrene Situationen. Und was bedeutet sozialer Aufstieg? Anerkennung, Wertschätzung, Geld, Bildung, später eine Rente, Familie, Prestige, freie Zeit(einteilung), Jobs, wo man nicht mit Gesundheit bezahlt, Selbstverwirklichung, Glück? In einigen Punkten fehlt es meist bei allen. Und es gibt kaum jemanden, der wirklich alles für sich verwirklichen kann. Das ist nicht toll, das ist klar. Ich wäre deshalb für ein Grundeinkommen für alle.

Mein Vater hat mich ausgelacht, als ich ihm sagte, ich würde gerne Schriftsteller werden, ein Poet. Das war für ihn brotlose Kunst und was für Schwuchteln.
>> Brotlose Kunst. Das denken leider immer noch die meisten Leute über Kunst. Und es ist nicht schön, wenn Eltern ihre Kinder auslachen ...
Sie ist nicht in diesem Hamsterrad gefangen, es ist ihre freie Wahl, dies so und zu diesem Zeitpunkt zu tun.
>> Sie ist frei, weil sie einen frugalen Lebensstil lebt, den die meisten so, in dieser harten Konsequenz niemals leben wollen.

Fakt ist: Die Türen zu den Hamsterrädern stehen meist offener, als man denkt. Man muss nur mit den Konsequenzen leben wollen/können als Einzelner oder als Familie. Zum Beispiel Konsumverzicht. Stichpunkte: Minimalismus. Nachhaltigkeit. Second Hand in vielen Bereichen, selten ausgehen. Wohnungen mit Ofenheizung. Das funktioniert auch auf der Detailebene. Leitungswasser statt Cola und Bierkästen schleppen. Natürlich muss man das nicht so hardcore mäßig durchziehen. Aber es ist mehr möglich, als man denkt.

sondern darum, wie du mit deinen Worten andere Menschen potentiell verletzt, sie respektlos behandelst und in ihrer Würde herabsetzt, weil was für dich eine aktive und sportliche Tätigkeit ist
>> ich möchte niemanden verletzen und respektlos behandeln. Das wäre wirklich nicht meine Art. Und ich habe auch nie behauptet, an keiner Stelle, dass harte, körperliche Jobs = immer + für alle aktive und sportliche Tätigkeiten darstellen, über die man sich freuen sollte. Es tut mir leid, dass Deine Frau unter ihrem Job leidet. Gibt es wirklich keine Lösungen?

Aber man kann diese Jobs auch positiv für sich (!) sehen. Kann. Wie gesagt, ich habe sehr viele Reinigungskräfte im Leben kennengelernt und bin sehr selten auf jemanden gestoßen, der ohne Berufsabschluss war. Das mag hier im Osten anders sein, als woanders. Da waren Frauen von Mitte 50, 60 dabei, meist aus DDR-spezifischen (Männer)berufen, die mit ihrer neuen Tätigkeit (auch wenn sie nicht freiwillig gewählt war) als solche dennoch zufrieden waren, und von sich aus (!) den Sportaspekt ansprachen und stolz für sich betonten. Natürlich hat sie die schlechte Bezahlung gestört, aber das ist etwas anderes.

Ich habe Leute getroffen, die 40 Jahre in der gleichen Süßwarenfabrik am Band gearbeitet haben, einen tatsächlich glücklichen Eindruck machten und ein Haus besessen haben...
Mein Opa war ein sehr glücklicher Mensch und hat über 50 Jahre in einer Fleischfabrik geschuftet.

Gern möchte ich die Diskussion wieder auf das Thema Kunst, Literatur und konkrete Textarbeit zurückführen. Denn darum geht es letztendlich hier.

Grüße, Petdays, hoffend, dass es bald wieder um Geschichten geht.

 

Liebe @petdays

>> Da hast Du Recht, ich hab versucht, die Krankheit mehr zu verdeutlichen. Aber vielleicht muss ich noch einmal ran.

Ja, finde ich schon. Hab eben die überarbeitete Version gelesen und mir ist es immer noch nicht deutlich genug. Nur dadurch, dass Du mir in Deinen Antworten auf mein Feedback die Infos gegeben hast, weiß ich, was los ist. Aber im Text finde ich es nicht.
Da solltest Du nochmal dran feilen.
Wäre nämlich sonst echt schade. Ich mag Deine Geschichte und da ist so viel Potential.

Du solltest Dir vor Augen halten, dass alle Fragen, die Du uns Kommentatoren per Nachricht beantwortest, Fragen sind, die in Deiner Geschichte offen bleiben.

>> Deine berechtigten Kritikpunkte habe ich versucht, einzuarbeiten. Jetzt klingt zumindest für mich die Szene glaubwürdiger. Ich habe als Studentin früher selbst kurze Zeit als Zimmermädchen gearbeitet und bei uns im Hotel hätten sich viele Leute "einschleichen" können, wenn sie es drauf angelegt hätten. Man weiß ja nicht unbedingt, wie die Gäste aussehen oder welchen Besuch sie haben und hat so viel zu tun, dass man nicht unbedingt auf alles achtet. Und das nächste Zimmermädchen ist mehrere Zimmer weiter.

Das finde ich jetzt besser in der Überbeitung, ein Punkt hat mich noch gestört. Dazu komme ich weiter unten in den Anmerkungen zur Überarbeitung.

Vielen Dank für Deine Eindrücke. Hab den Gast jetzt visualisiert. Die Prota geht auch zur Uni, das habe ich an manchen Stellen noch mal konkretisiert.

Gern geschehen.
Ich finde es sehr gut, dass Du den Gast jetzt visualisiert hast :thumbsup: Könnte sogar noch ein wenig deutlicher sein.
Und auch das mit der Prota/ Uni finde ich jetzt stimmiger.

>> weil er und Sas sich kennen. Sie ist seine Mitpatientin.

Danke für die Info. Sehr aufschlußreich.
Aber woher soll ich das als Leser wissen? Steht nirgends in der Geschichte. Da ist ne vage Andeutung, dass er Sas eventuell schon mal gesehen hat, die ist allerdings viel zu vage. Das muss klar rüberkommen in der Story, sonst blickt man es als Leser nicht.

>> Danke für den Korrekturvorschlag!! Finde ich sehr einleuchtend.

Gern geschehen.
Schön :thumbsup:

>> Sie sieht Sas vorher auf Instagram.

Gut, dass das jetzt im Text steht.

>> Die Tasche ist durchsichtig. Und immer wenn Sas aus einem Zimmer kommt, sieht sie, was neu dazugekommen ist.

Und auch das steht in der Überarbeitung jetzt drin. Gut :thumbsup:

>> Nein, im Gegenteil. Ich finde Dein Feedback sehr hilfreich!! Danke noch einmal!

Das ist schön. Da bin ich froh und beruhigt. :)

Und hier nun noch meine Anmerkung zu der Überarbeitung:

Ein aufgeschlagenes Reisemagazin, Wüstenfotos, ein Porträt: Wind in den Haaren, scharfkantiges Profil. Ist er das?

Ich finde es gut, dass Du ihn visualisiert.
Allerdings ist die Frage "Ist er das?" schon wieder irritierend. So weiß der Leser wieder nicht, was Sache ist.
Ich würde hier an dieser Stelle konkret erwähnen, dass sie Fotos von ihm sieht. Vielleicht liegt irgendwo ein Zeitungsartikel von ihm mit Foto, wodurch klar wird, dass er es tatsächlich ist.
Und ich würde hier kurz und knapp auch ein wenig seine Attraktivität rüberbringen, damit klar wird, warum sie ihren Liebhaberphantasien hat.
Die Aussage "Wind in den Haaren, scharfkantiges Profil" ist mir zu wenig. Das ergibt kein Bild im Kopf.

Wie ein Kind, direkt und ohne Rücksichten.

... ohne Rücksicht

„Du weisst genau, dass das hier nur eine Etappe ist“, sage ich. In zwei Wochen tausche ich wieder Bücher gegen Putzeimer.

Hier wäre vielleicht die Anmerkung gut, dass dann die Semesterferien rum sind.

Meine Süße interessiert sich für nichts mehr, auch nicht für unsere gemeinsamen Treffen. Auf Insta sehe ich, dass sie langsam knochig wird.

Sehr gut, dass das jetzt erwähnt ist.

Was ich nach wie vor seltsam finde ist, dass sie Sas bei dem Überraschungsbesuch im Hotel nicht drauf anspricht.

„Hey spinnst du?“, zische ich zur Begrüßung und hoffe, dass die strenge Zimmerfrau nichts mitbekommen hat.

Ich würde hier kurz erwähnen, dass Sas auftaucht.
Vorschlag: Und plötzlich steht Sas vor mir. Ich zucke zusammen. "Spinnst du?", zische ich zur Begrüßung und ...

Rasch verschwindet sie im Bad, füllt ihre doofe Aquariums-Tasche mit Miniseifen und Shampoos.

Aquarium-Tasche

Rasch verschwindet sie im Bad, füllt ihre doofe Aquariums-Tasche mit Miniseifen und Shampoos. Wo soll ich Ersatz her bekommen? Die Zimmerfrau kontrolliert gern auch meinen Putzwagen.

Vorschlag: Statt "wo soll ich Ersatz herbekommen" würde ich einfach nur schreiben.
Ich hoffe inständig, dass die Zimmerfrau nichts bemerkt.

Alles andere führt nur wieder zur Verwirrung. Du hast in nem Hotel gejobbt, ich in nem anderen. Und in jedem Hotel wird sowas anders gehandhabt. :)

Was ist nur mit ihr los? So überdreht kenne ich sie gar nicht.
Ich fasse in ihre Haare. Ein Quieken wie bei einem Hund. Am liebsten würde ich sie vor die Tür zerren.
Haare in meiner Hand. Auch das noch.

Warum fragt sie nicht einfach?
Das Verhalten fällt ihr auf, sie sagt nichts.
Sie hält plötzlich Haare in der Hand, sie sagt nichts.

Ich finde das immer noch unglaubwürdig. Wenn ich das wäre und hätte plötzlich die Haare einer guten Freundin in der Hand, mensch, ich würd sie mir schnappen und sofort drauf ansprechen.

In den offenen Nebenzimmern.

Warum sind die offen?
In dem Hotel, in dem ich gejobbt hab, wurde immer das Zimmer aufgeschlossen, das mit Reinigen dran war. Danach abgeschlossen und rein ins nächste.

Ihre Handtasche füllt sich verräterisch mit weiteren Seifen und Proben.
Wo bleibt nur die Zimmerfrau?

Warum hier die Frage nach der Zimmerfrau?
Willst Du die Sorge der Prota rüberbringen?

Sas ist meine Freundin gewesen.
Diese kleine Egoistin.
Ihre Haare liegen überall im Bett. Am besten hole ich neues Bettzeug und lasse das alte unauffällig verschwinden.

Wieso gewesen?
Letztendlich ist sie zwar sauer und angepisst, aber sie wird ihr doch deshalb nicht die Freundschaft kündigen, oder?

Sonst würde ich das im Dialog andeuten.

Deine Prota ist mir immer noch zu passiv.

Haare, ja. Aber vielleicht sind es nicht seine.
Er schaut mich an.

Hat er ne Perrücke an?

Was sagt er da? Die Kleine?
Meint er die Kleine mit den Taschen voller kleiner Seifen und Mini-Shampoos? Die Kleine, die vielleicht im Nebenzimmer Schubladen aufzieht? Und ihre Tasche mit Uhren und Schmuck füllt?
Bevor ich sie suche, brauche ich selbst den Trostglobus, das Trostlicht.
Wie Gute-Nachtlampen in den Steckdosen, bevor das Licht ausgeht. Bevor das Licht ausgeht.

Und auch hier würde ich mir wünschen, dass es deutlicher ist.
Vorschlag: Sas könnte zurückkommen, schließlich wollte sie den Mann auch unbedingt sehen. Und dann erkennt die Prota, dass die beiden sich schon mal begegnet sind. Und dann fragt sie endlich, was mit Sas los ist.

Ein Ende, das ich mir auch vorstellen könnte ist, wie Deine Prota in einer letzten Szene daheim auf ihrem Bett sitzt, weint, über Sas nachdenkt, endlich Klarheit hat darüber, dass ihre Freundin schwer krank ist.
Wenn Du in der ganzen Geschichte nie zulassen möchtest, dass Deine Prota Sas anspricht, dann könntest Du es in so einer letzten Szene durch ihre Gedanken ausdrücken und beschreiben. Dann hätte der Leser Klarheit.

Ganz liebe Grüße und einen schönen Tag,
Silvita

 

Liebe @Silvita,

Ganz herzlichen Dank, dass Du mir nochmals einen Anstupser gegeben hast!! :)

Da solltest Du nochmal dran feilen.
Wäre nämlich sonst echt schade. Ich mag Deine Geschichte und da ist so viel Potential.
>> Danke. :) Und ich habe auf Deinen letzten Kommentar hin noch mal an der Geschichte gefeilt.
Das muss klar rüberkommen in der Story, sonst blickt man es als Leser nicht.
>> Ja.
Ich würde hier kurz erwähnen, dass Sas auftaucht.
Vorschlag: Und plötzlich steht Sas vor mir. Ich zucke zusammen. "Spinnst du?", zische ich zur Begrüßung und ...
>> Danke. Hab ich übernommen.
Aquarium-Tasche
>> ebenso
Vorschlag: Statt "wo soll ich Ersatz herbekommen" würde ich einfach nur schreiben.
Ich hoffe inständig, dass die Zimmerfrau nichts bemerkt.

Alles andere führt nur wieder zur Verwirrung. Du hast in nem Hotel gejobbt, ich in nem anderen. Und in jedem Hotel wird sowas anders gehandhabt.

>> Guter Vorschlag! Danke.
Warum sind die offen?
In dem Hotel, in dem ich gejobbt hab, wurde immer das Zimmer aufgeschlossen, das mit Reinigen dran war. Danach abgeschlossen und rein ins nächste.
>> ebenso.
Willst Du die Sorge der Prota rüberbringen?
>> ja
Hat er ne Perrücke an?
>> nein. Bei mancher Chemo fallen die Haare nicht aus.
Und auch hier würde ich mir wünschen, dass es deutlicher ist.
>> ja. Hab ich noch einmal versucht, stärker zu verdeutlichen. Und gut, dass Du so insistiert hast! :) Jetzt gefällt mir das Ende viel besser.

Ganz lieben Dank für Deine nochmalige, intensive Beschäftigung mit meinem Text. Dein Feedback war toll und hat mir sehr geholfen.

Liebe Grüße und einen wundervollen 1. Tag im Neuen Jahr.

Petdays

 

Hallo Manlio,

Danke fürs Vorbeischauen, Lesen und Deine Eindrücke.

Ich versuche, die Geschichte für Dich etwas zu erklären:

Die Intention des Textes war, eine ruhige, atmosphärische Slice-of-Life-Geschichte mit einem Twist zu bauen.

Die erste Leserichtung: Da ist eine Studentin, die neben dem Studium in den Ferien in einem Hotel als Zimmermädchen jobbt. Jeden Tag putzt sie das gleiche Zimmer. Im Gegensatz zu anderen Räumen, muss sie hier mit großer Vorsicht putzen. Sie denkt viel über den ihr unbekannten Gast nach, von dem sie nur wenige Dinge weiß: er ist Journalist und vermutlich krank. Sie fragt sich, wovon er lebt, was er macht.

Sie hat niemanden mit dem sie sich über den Journalisten austauschen kann. Weil sie vor ihren Studienfreunden nicht zugeben möchte, dass sie die Sommerferien im Hotel verbringt. Aber da ist Sas, eine enge Freundin, die es auch liebt: das Frage-Spiel über den unbekannten Journalisten. Statt sich intensiv miteinander zu unterhalten, tauschen sich die Freundinnen über den unbekannten Mann aus, als Projektionsfläche für allemöglichen Gefühle: "Verliebtheit", Geheimnisse, "Detektivspielen" ....

Jetzt der Twist: Was Die Prota nicht weiß: Ihre Freundin Sas kennt den Journalisten. Sie tut nur gegenüber der Prota so, als ob sie ihn nicht kennt. Eigentlich braucht Sas nichts zu fragen. Sie weiß ja alles. Sie spielt mit ihrer Freundin. An mehreren Stellen arbeite ich im Text mit Vorausdeutungen, die verraten, dass Sas den Mann kennt.

Sas selbst geht es nicht gut. Die Prota vermutet, dass sie wieder auf Dauerdiät ist (> Abmagern, beginnender Haarausfall) und vielleicht "Depressionen" hat. Sas zieht sich von allem zurück.

Schluss: Sas will den Mann im Hotel besuchen. Dabei trifft sie auf ihre Freundin.

Aus der Sicht der Prota: Sie wundert sich, dass Sas im Hotel auftaucht. Sas sorgt dort für Ärger. Und dann taucht auch noch der Gast auf. Noch mehr Stress. Und dann wird ihr klar, wie alles zusammenhängt. Der Gast klärt sie auf. Er und Sas kennen sich, weil Sas seine Mitpatientin ist (vielleicht auch mehr, vielleicht ist sie mit ihm enger befreundet).

Der Text sollte mehrere Ebenen haben, mehrere mögliche Lesarten.

Themen:

  1. Manchmal kennt man seine engsten Freunde nicht wirklich und hat einen blinden Fleck.
  2. Man macht sich um jemand Fremdes Sorgen und bemerkt nicht, dass die Näherstehenden viel größere Sorgen haben.
  3. Man redet jeden Tag miteinander, aber immer aneinander vorbei, ohne es zu merken. Obwohl die Wahrheit zum Greifen naheliegt, wenn man nur ganz genau zuhören würde.

Die Konstellation hat mich leicht verwirrt. Anfangs dachte ich, sie wäre eine Freundin von ihm, aber sie ist Putzfrau. Aber ist das nicht der Job der Zimmerfrau? Gibt es da noch Unter-Zimmerfrauen, die Anweisungen von anderen bekommen?
>> Es gibt Zimmerfrau und Zimmermädchen. Zimmermädchen putzen die Zimmer, die Zimmerfrau ist sozusagen die "Vorarbeiterin", die auch putzt, aber die Zimmermädchen gleichzeitig kontrolliert.
Ich bin verwirrt. Ich dachte, die Erzählerin hat ihn nie gesehen, wieso fragt Sas das? Ist er krank irgendwie?
Warum hat Sas überhaupt so viele Fragen? Das ist schon interessant, aber die Hintergründe erschließen sich mir an dieser Stellen nicht ganz ...
>> Sas liebt es über den Mann zu sprechen, weil sie ihn kennt. Die Prot liebt es über den Mann zu sprechen, weil sie ihn nicht kennt.
Der Text liest sich für mich, als wäre der Journalist nur eine Folie für die Träume und Phantasien zweier junger Frauen - wenn es ihn überhaupt nicht gäbe, würde sich an der Geschichte kaum etwas ändern.
>> Ja, er ist Folie und Projektionsfläche, aber auch mehr, wie man im Twist sieht.
Also taucht er doch auf, das finde ich fast gar nicht so gut, vielleicht wär`s schöner, er würde immer nur ein Phantom bleiben, nur bin ich wieder leicht verwirrt, hat die Erz. von seiner Krankheit nun gewusst oder nicht? Oben schien es so, als habe die Erz. mit Sas darüber gesprochen. Hier wirkt sie überrascht.
>> Die Prota wusste indirekt von seiner Krankheit, bzw. hat eine Krankheit vermutet, weil so viel Sicherheitsvorkehrungen beim Putzen eingehalten werden mussten. Sie ist nicht überrascht.
In dieser Textstelle ist der Gast überrascht, nicht die Prota.
Jetzt bin ich komplett verwirrt
>> Der Text ist ein Text zum zweimal lesen, wie viele Geschichten, die mit einem Twist arbeiten. Denn erst beim zweiten Lesen fallen die vielen Hinweise auf, die man beim ersten Lesen nicht einordnen konnte.
Ein spannender, geheimnisvoller Text.

Danke. Das beschreibt es sehr schön.

Viele Grüße und einen guten Start ins Neue Jahr!

Petdays

 

Liebe @petdays

Ganz herzlichen Dank, dass Du mir nochmals einen Anstupser gegeben hast!!

Gern geschehen :)

ja. Hab ich noch einmal versucht, stärker zu verdeutlichen. Und gut, dass Du so insistiert hast! :) Jetzt gefällt mir das Ende viel besser.

Das ist schön. Da freue ich mich. Hab die Überarbeitung gerade gelesen.

Ganz lieben Dank für Deine nochmalige, intensive Beschäftigung mit meinem Text. Dein Feedback war toll und hat mir sehr geholfen.

Von Herzen gerne. Ich freu mich, dass Dir mein Feedback geholfen hat.

Hier noch einige wenige Anmerkungen:

Sas ist meine Freundin gewesen.

Hier wird immer noch angedeutet, dass die Freundschaft für Deine Prota beendet ist. Ist das so beabsichtigt?

Nett, dass Sie sich Sorgen um mich machen. Aber es ist die Kleine, die Ihnen so ähnlich sieht ...“
Was sagt er da? Die Kleine?
Meint er die Kleine mit den Taschen voller kleiner Seifen und Mini-Shampoos? Die vielleicht im Nebenzimmer Schubladen aufzieht? Und ihre Tasche mit Uhren und Schmuck füllt?

Vorschlag:
"Nett, dass Sie sich Sorgen um mich machen. Aber es ist die Kleine, die Ihnen so ähnlich sieht."
Ich erstarre. Was sagt er da? Die Kleine? Meint er Sas?

Oder noch erschreckender: Vielleicht wollte Sas gar nicht mich besuchen. Sondern ihn.
Weil sie ihn schon kannte. Länger, als sie je zugeben würde.
Bevor ich sie suche, brauche ich selbst den Trostglobus, das Trostlicht.
Wie Gute-Nachtlampen ins Steckdosen, bevor das Licht ausgeht. Bevor das Licht ausgeht.

Vorschlag:
Ich halte den Atem an, in meinem Gehirn rattert es. Vielleicht wollte Sas gar nicht mich besuchen, sondern ihn. Weil sie ihn kennt. Länger, als sie zugeben würde.
Ein letzter Blick auf den Gast, ich seufze. Bevor ich Sas suche, brauche ich selbst den Trostglobus, das Trostlicht.
Wie Gute-Nachtlampen in Steckdosen, bevor das Licht ausgeht. Bevor das Licht ausgeht.

Ganz liebe Grüße und einen gemütlichen Sonntag,
Silvita

 

Liebe @Silvita,

Hier wird immer noch angedeutet, dass die Freundschaft für Deine Prota beendet ist. Ist das so beabsichtigt?
In diesem Moment, in ihrer Wut, meint sie das tatsächlich. Da ist eine wirklich große Wut, vielleicht auch Hilflosigkeit. Das bedeutet nicht, dass sie die Freundschaft für beendet erklärt. Momente später ändert sie ja ihre Meinung wieder.

Vielen Dank auch für Deine weiteren Überlegungen. Das Bild, dass Sas womöglich mehr als nur Seifen in ihre Tasche steckt, würde ich - vorerst - behalten, weil es ihre Verzweiflung, dieses Gefühl "es kommt auf nichts mehr an" ausdrückt, vielleicht möchte sie gern "erwischt" werden, sucht absichtlich nach dem Konflikt, um letztendlich getröstet zu werden.

Liebe Grüße und einen schönen Abend.

Petdays

 

Liebe @petdays

In diesem Moment, in ihrer Wut, meint sie das tatsächlich. Da ist eine wirklich große Wut, vielleicht auch Hilflosigkeit. Das bedeutet nicht, dass sie die Freundschaft für beendet erklärt. Momente später ändert sie ja ihre Meinung wieder.

Okay. Und das kann ich nachvollziehen.

Vielen Dank auch für Deine weiteren Überlegungen. Das Bild, dass Sas womöglich mehr als nur Seifen in ihre Tasche steckt, würde ich - vorerst - behalten, weil es ihre Verzweiflung, dieses Gefühl "es kommt auf nichts mehr an" ausdrückt, vielleicht möchte sie gern "erwischt" werden, sucht absichtlich nach dem Konflikt, um letztendlich getröstet zu werden.

Gern geschehen.
Das kann ich verstehen.

Ganz liebe Grüße und weiterhin viel Spaß beim Schreiben und Kommentieren,
Silvita

 

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