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Triumph der Kräfte
Triumph der Kräfte
Es war das bestgehütetste Geheimnis der Neuzeit.
Nicht einmal CNN, die Washington Post, oder der National Enqierer bekamen Wind davon.
Das allgemeine Rätselraten verdichtete sich zu einem Wirbel wildester Spekulationen, als man begann Downtown weitläufig abzusperren, und mit dem Aushub einer gewaltigen Baugrube anfing.
Ein nicht enden-wollender Strom an großvolumigen Muldenkippern fuhr Tag und Nacht durch die Stadt, und ließ das immer noch geheime Vorhaben zum Dauerbrenner der Berichterstattung aller Sender, sowie zum Hauptthema der Endlosdiskussionen an den abendlichen Stammtischen werden.
Nach neun Wochen war der Aushub beendet und eine umgekehrte Bewegung des Lastwagenstromes setzte ein.
Monatelange Vorbereitung war diesem Strom vorausgegangen, indem auf einem riesigen Freigelände außerhalb der Stadt Unmengen von Stahl, Glas, Marmor, Kunststoff und Kabelsträngen in genau vorgegebene Formen gepresst und auf millimetergenaue Maße zugeschnitten wurden.
Keiner der dort Angestellten wußte irgendetwas Erhellendes über den Sinn seiner Arbeit zu berichten. Wenn es jemanden geben sollte der all das durchschaute, so war die betreffende Person durch eine Stillschweigeklausel in ihrem Vertrag zum Schweigen verurteilt.
Unterdessen, von der übrigen Welt fast unbemerkt, fanden immer wieder Treffen geistiger Führungskräfte der gesamten Weltreligionen statt.
Niemand fehlte, nicht einmal die Stammesältesten der fast schon ausgestorbenen ethnischen Minderheiten noch überlebender Indiostämme, oder Schamanen der Ureinwohner entferntester Gebiete, ebenso wenig wie die Führer der großen Weltreligionen.
Während die Grube in Downtown sich zunehmends mit einem scheinbaren Wirrwarr seltsam geformter Teile füllte, begannen die Auserwählten ihrer Völker, sich in eine tiefe, machtstrahlende Trance zu versetzen, aus welcher sie bis zum Zeitpunkt der Erfüllung des Vorhabens nicht mehr erwachen sollten.
Der übrigen Welt blieb das aber verborgen, weil man die Hinweise einiger Personen aus der Wissenschaft als pure Spinnerei abtat, wie man es mit allem hielt, was in irgendeiner Form mit Glauben oder Spiritualität zu tun hatte.
Der große Tag rückte näher.
Dies wurde dadurch offenbar, dass die Polizeipräsenz mit einem Male spürbar zunahm, als die festen Barrieren um den Ort des Geschehens abgebaut und durch Flatterbandabsperrungen ersetzt wurden.
Aus aller Welt reisten nun Kamerateams an und begannen die neue Begrenzung zu belagern.
Jeder der hineinging, wurde überfallartig von einem Wall aus Mikrofonen und Kameras umgeben, aus dem es für die so Eingekreisten schier kein Entrinnen gab.
Selbst der Bürgermeister der Stadt wusste nicht zu sagen, was dort, im Herzen seiner Stadt, vor sich ging, da er nur das Datum und die dazugehörige Uhrzeit des angekündigten Geschehens kannte.
Alles war absolut topSecret.
Das einzige, was er zum Vorhaben zu sagen imstande war, beschränkte sich auf die Worte:“Es wird sich etwas noch nie dagewesenes, Unglaubliches ereignen, und mir wurde versichert, dass es die Welt verändern wird.“
Es begann mit einem plötzlichen Sog in Richtung Zentrum der abgesperrten Zone.
Der Himmel verfinsterte sich, als augenblicklich alles herumliegende Papier, aller Staub der Stadt in Richtung des abgesperrten Platzes gesogen wurde.
Menschen rannten schreiend auf das Zentrum dieses Wirbels zu, welcher in seiner Mitte den staubigen Orkan geradezu aufzufressen schien, als die gewaltige Wolke sich mit einem Mal unter grollendem Donnerhall aufbäumte, um in zwei kurz aufeinanderfolgenden Wehen zwei mächtige, in der Mittagssonne glitzernde Wolkenkratzer zu gebären, welche je 400 Meter hoch in den blauen Septemberhimmel hinaufragten.
Seitlich eines jeden Turmes befanden sich große, gezackte Löcher aus denen es emsig Rauchte und große orangerote Flammenzungen herausleckten.
Fast sah es so aus, als wäre etwas schiefgegangen, als sich plötzlich eines der Löcher mit einem Donnerknall in eine orangerote Feuerblume hüllte, aus ihr heraus ein vierstrahliges Düsenflugzeug entließ und sich im selben Moment wie durch Zauberhand hinter dem Luftgeborenen schloss, als sei dort niemals zuvor eine Öffnung gewesen.
Kurze Zeit später wiederholte sich der Vorgang an dem Turm, welcher erst als zweiter in den Himmel gewachsen war.
Die Sicherheitskräfte zogen sich vom Areal rund um die beiden neuerstandenen Giganten zurück, noch während sich das Summen der Düsentriebwerke des letzten Flugzeugs in der Ferne verlor.
Erstaunlich schnell fand die Stadt zu ihrem gewohnten Rhythmus zurück.
Es war getan.
Der 11. September ging in die Annalen der Geschichte ein.
26.04.2002 AP
Basierend auf der Idee von „Großvaters Ankunft“//CD„Zeitumkehr“ von CoraTanou.
[ 30.05.2002, 12:08: Beitrag editiert von: Lord Arion ]