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Tribute

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Tribute

Ich saß am Fensterbrett und sah auf die Strasse hinunter. Unten war ein Lastwagen in ein Taxi reingekracht. Jede Menge Getöse, ich dachte schon 'ne Autobombe wäre losgegangen. Der Lärm legte sich auch nach einer Viertelstunde nicht. Der Taxilenker, ein Spaghetti wie aus dem Bilderbuch, beschimpfte den Lenker des Lastwagens wüst und wollte sich gar nicht mehr einkriegen. Die Polizei trudelte nach einer Weile ein und sah sich den ganzen Schlamassel an. Was für eine Zeitverschwendung, dachte ich, es war nicht mal einer verletzt worden!

Es war die ganze Woche schon sehr schwül, duschen hatte gar keinen Sinn, sobald man aus der Scheiß-Dusche kam und in frische Sachen schlüpfte, war man schon wieder klitschnass. Ich hatte momentan grad keinen Job, hin zuhause rum und sah fern. Hin und wieder hatte ich mich mit dem Gedanken gespielt, eine Nutte kommen zu lassen, hatte es mir dann aber doch anders überlegt. Scheiß drauf! Ich hatte Pornohefte, Vaseline, zwei Hände und jede Menge Zeit.

Für heute hatte sich ein alter Freund angekündigt. Er war vor vier Jahren nach Amerika geflogen, um Urlaub zu machen. Irgendwie hat es der Hurensohn dort geschafft, sich einen Wahnsinnsjob unter den Nagel zu reissen. Der Boss der Firma hatte sich um den ganzen Green Card Mist gekümmert, also war er gleich dort geblieben um anzufangen. Wahrscheinlich hat er ihm einen geblasen oder seinen Arsch hingehalten, anders konnte ich mir das nicht erklären. Manche Typen mussten sich einfach nicht anstrengen. Sachen, für die sich ein anderer den Arsch bis zur Hutkrempe aufreißen musste, flogen ihnen einfach so in den Schoß. Scheiß auf Fortuna! Meinen Namen kannte die Schlampe sicher nicht. Auf jeden Fall, war er wieder in der Stadt und hatte sich gleich gemeldet. Wir wollten ein paar Bier miteinander trinken und über alte Zeiten quatschen.

Ich sah auf die Uhr an der Wand. Es war Viertel nach fünf. Ich konnte frühestens in drei Stunden mit ihm rechnen, also schlüpfte ich in meine Sachen um schnell in den Laden an der Ecke zu gehen und mir Zigaretten und anderes Zeug zu kaufen. Auf dem Weg nach unten fiel mir ein, dass heute am Abend alle Freitag der 13. Folgen auf einem Privatsender ausgestrahlt wurden. Fuck! Hatte ich vergessen. Naja, um alle durchzuhalten, musste man wohl sowieso selber ziemlich kaputt im Kopf sein, was bei mir irgendwie nicht ganz so verkehrt war. Ich spielte mit dem Gedanken, mich abends nach ein paar Bieren wieder nach Hause zu verziehen um zuzusehen, wie Jason mit seinem Messer junge Mädchen ein kitzelte. Der Gedanke gefiel mir.

Als ich aus dem Haus trat, hatte sich der Tumult immer noch nicht gelegt. Der Itaker schrie und kreischte und zeterte und deutete auf den LKW-Fahrer, und warf ihm immer noch die schlimmsten Schimpfwörter an den Kopf, die ich je gehört hatte. Ein Polizist versuchte den Typen immer noch zu beruhigen und redete auf ihn ein, wie auf einen kranken Gaul. Jede Menge Gaffer standen rum und man konnte sehen, dass sie hofften, es würde zu Handgreiflichkeiten kommen. Der andere Polizist sprach mit dem LKW-Fahrer und schien sich Notizen zu machen. Ich hatte das Gefühl, dass die Angelegenheit noch nicht erledigt war, drehte mich um und steckte mir im Gehen eine Zigarette in den Mund. Paffend ging ich die Strasse hinunter Richtung Laden.

Ich wohnte hier schon seit drei Jahren. Es war keine so üble Gegend und die Wohnung kostete auch nicht allzu viel. Es wohnten zwar sehr viele Ausländer hier, aber das störte mich nicht. Solange mir keiner auf den Sack ging, war es mir scheißegal, welcher Nationalität er oder sie angehörte. Naja und wenn mir jemand auf den Sack ging, dann kümmerte es mich eigentlich auch nicht. Leben und Leben lassen. Vor einiger Zeit hatte die Polizei einen flüchtigen Bankräuber auf dieser Strasse erschossen. Der Idiot hatte seine Gaspistole gezogen und offensichtlich geglaubt, die Bullen damit einschüchtern zu können, als sie ihm zu sehr auf die Pelle gerückt waren. Kopfschuss, Bauchschuss. Tot. An Ort und Stelle. Tja, natürliche Auslese. Mutter Natur kümmert sich um die Schwachen und Schwachsinnigen, schätze ich.

Ich hatte bis vor Kurzem auch eine Freundin gehabt. Als ich sie mit meiner Cousine auf einer Party in einem Zimmer beim Ficken erwischt hatte, fand ich es zuerst gar nicht so schlimm. Sie haben ja eigentlich auch nicht gefickt, logischerweise. Ich kam da durch die Tür und sehe, wie meine Ex ihre Zunge im Arschloch meiner Cousine hat. Ehrlich, bis zum Anschlag war die drin! Meine Ex stöhnte und keuchte und meine Cousine machte Oh und Ah! Ich habe da sicher fünf Minuten oder so gestanden, ohne dass sie mich bemerkten. Ich spielte einen Augenblick mit dem Gedanken, es ihnen beiden zu besorgen, verwarf den Gedanken jedoch rasch wieder. Ich kann die Alte nie wieder küssen, dachte ich und plötzlich wurde mir übel. Ich sah sie, wie sie mit ihrer Zunge im alten Essen meiner Cousine rumstocherte und beschloss zu gehen. Ich habe ihr nie gesagt, dass ich sie gesehen hatte, als ich mit ihr Schluss machte. Sie fragte seltsamerweise auch nicht nach dem Grund. Ich schätze, mit einem Zungenschlag wie ein junger Hund, muss man sich nicht allzu viele Sorgen um die Zukunft machen. Ich habe mich oft gefragt, warum sie diesen Stunt nie bei mir gemacht hatte. Frauenscheiße stinkt doch auch, oder etwa nicht?

Ich bog um die Ecke, schnippte elegant meine Zigarette weg und betrat den Laden. Der Libanese stand hinter der Kassa, wie immer. Ich mochte diesen Burschen irgendwie. Man konnte ihn zwar kaum verstehen, aber er strahlte eine Ruhe aus, die ich bemerkenswert fand. Ich nickte ihm zu und ging nach hinten zum Kühlregal um mir einen Sixpack rauszufischen. Eine Frau betrat den Laden und ging zur Kassa. 'Haben sie Tampons?' fragte sie den Libanesen, er nickte und deutete auf ein Regal weiter hinten im Laden. Ich sah ihr nach. Sie hatte einen Gang, als hätte sie die ganze Nacht nackt auf einem Pferd gesessen, das mit 100 Sachen über die Prärie prescht. Irgendwer hatte da wohl seinen Spaß gehabt.

Ich ging zu den Magazinen um nachzusehen, ob das neue Hustler schon da war. Bingo! Mann, diese Weiber waren echt die Wucht. Ich fragte mich, wo sich die die ganze Zeit versteckten. Ich meine, ich bekam nie eine dieser Schnepfen zu sehen. Irgendwo mussten sich die doch verkriechen, oder nicht? Naja, wohnten wohl in einer etwas besseren Gegend als ich. Ich schnappte mir Bier und Hustler und ging zur Kassa. Gerade als ich auf das Regal mit den Zigaretten deutete, trat ein junger Bursche durch die Tür und zog eine Kanone. Er schloss die Tür, hinter sich, die Glocke an der Tür machte 'bing'. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Der Libanese verkrampfte sich und musterte den Burschen. 'Keinen gottverdammten Scheiß-Mucks, Alter, sonst knall ich dich ab!' Er sah mich an. 'Das gilt auch für dich.' Ich nickte. Die Schnepfe mit den Tampons kam nach vorn gehumpelt, 'Also ich finde meine Marke nicht, haben sie keine...'. Sie blickte in den Lauf der Waffe und fing an zu kreischen wie am Spieß. Oh Mann, bloß nicht, dachte ich.

Der Typ schoss ihr ein Loch in die Brust. Gleichzeitig mit dem Schuss verabschiedete sich auch mein Gehör. Ich war einen halben Meter weit vom Lauf gestanden und alles was ich ab dem Zeitpunkt vernahm, war ein irrsinnig lautes Kreischen in meinen Ohren. Ich ging sofort in die Knie. War der Typ verrückt, hier rumzuballern?? Keine 100 Meter von dem Laden standen Polizisten, die den Schuss sicher gehört hatten! Als ich aufsah, deutete der Lauf der Kanone genau auf meine Stirn. Ich sah den Typen an. Er sagte etwas. Ich nahm an, sowas wie, mach ja keinen Scheiß oder so.

Der Libanese war kreidebleich zurückgewichen, hob beschwichtigend die Arme und fing an, mit dem Typen zu reden. Er machte die Kassa auf und steckte das Geld in eine Papiertüte. In meinen Ohren kreischte es furchtbar. Ich wollte hier raus. Irgendwie muss der Libanese jedoch Mist gebaut haben, den plötzlich schoss ihm der Typ wild gestikulierend ins Gesicht und verteilte Hautstückchen, Knochenfetzen und Hirnmasse auf den Zigaretten, an der Rückwand der Kassa. Ich sah mein Ende nahen und senkte den Kopf. Plötzlich wurde ich hochgerissen. Der Lauf bohrte sich in meine Wange und der Typ quatschte auf mich ein. Ich sah aus dem Fenster. Draußen war die Hölle los, die Bullen hatten gemerkt, was hier abging und sich vor dem Laden positioniert. Ich wurde hochgerissen und vor die Tür gestellt. Wenn jetzt einer der Arschgeigen zu schießen begann, war ich geliefert. Sie begannen sich durch die geschlossene Tür anzuschreien.

Ich dachte nach. War dies mein Ende? Auf diese kuriose Art und Weise sollte ich also sterben? Was für eine Scheiße! Ich hatte immer gedacht, mich würde der Krebs erwischen. Schließlich rauchte ich ziemlich viel. Mal ehrlich, wer denkt schon darüber nach, daß er erschossen werden könnte? So wie's aussah, würde ich heute Abend keinen draufmachen. Zu schade. Mein Vater hatte mir mal erzählt, wie es sich anfühlt, wenn man angeschossen wird. Ich konnte mich nur daran erinnern, dass man sich unter Umständen sogar in die Hosen pinkelte oder schiss. Nun, ich war mehr als bereit dies zu tun, so lange ich nur überlebte.

Es war ein Hin und Her. Schließlich öffnete der Typ die Tür und trat mit mir als Kugelfang nach draußen. Ich konnte vage Wortfetzen wahrnehmen, mein Trommelfell beruhigte sich langsam wieder. Wir standen genau an der Ecke vor einem Hydranten. Ab dem Zeitpunkt ging alles wie in Zeitlupe. Ich weiß nicht warum, aber der Typ setzte mir die Knarre genau an die Schläfe. Genau zu dem Zeitpunkt als er abdrückte, jagte ihm einer der Polizisten, der sich seitlich angeschlichen hatte, eine Kugel in den Kopf. Das hinderte den Arsch leider nicht daran, mir, nachdem der Lauf nach unten gerutscht war, seitlich in den Unterkiefer zu schießen. Die Kugel trat rechts ein, nahm fast alle meiner Zähne mit und verabschiedete sich in rot auf der anderen Seite, nicht ohne ein kleines Stückchen aus meinem Hals auszureißen. Ich taumelte herum, versuchte mein Kinn zu halten, welches mir ständig wegglitschte. Ich dachte kurz an einen Fisch, den man mit bloßen Händen fangen will. Die Polizisten sahen mich mit aufgerissenen Augen an und bewegten ihre Münder wie Fische auf und zu. Blub, blub, blub. Langsam sank ich auf die Knie, hoffend, gleich aus diesem Albtraum aufzuwachen. Bis zum Spital sollte mir dieses Kunsstück nicht gelingen.

Tja, da lag ich nun wochenlang im Spital mit einer Hackfresse, wie man sie noch nie gesehen hat und dachte über vieles nach. Im Fernsehen liefen Comics und alte Gangsterstreifen. James Cagney machte alle platt. Verdammt, dachte ich, an dem würde eine Kugel abprallen. Ich hatte nicht soviel Glück gehabt. Ich hatte noch einen Tag bis zur Entlassung. Ich würde noch ein paar mal zur Kontrolle erscheinen und dann wäre ich mit meinem Arschgesicht auf mich gestellt. Schöne Scheiße. Ich beschloss, mir gleich als erstes eine Flasche Whisky zu kaufen. Und Zigaretten. Und wer weiß, vielleicht hatte ich sogar soviel Mumm, mir eine Packung Rasierklingen mitzunehmen. Mein Unterkiefer, oder das, was davon übrig war, mahlte und mahlte. Im Fernsehen lief gerade Johnny Bravo. Hubba, hubba, hubba.

 

Hi,
tolle Geschichte, die harte Sprache gefällt mir.

Hin und wieder hatte ich mich mit dem Gedanken gespielt, eine Nutte kommen zu lassen, hatte es mir dann aber doch anders überlegt.
Das mich muß weg, aber irgendwie hört sich der Satz dann immernoch komisch an. Vielleicht umstellen und dabei das zweite hatte weglassen?
Zuerst hielt ich es für einen Schreibfehler, da es aber häufiger auftaucht ist es wohl absicht. Hört sich aber für mich recht selsam an.
Ich weiß nicht warum, aber der Typ setzte mir die Knarre genau an die Schläfe. Genau zu dem Zeitpunkt als er abdrückte, jagte ihm einer der Polizisten, der sich seitlich angeschlichen hatte, eine Kugel in den Kopf. Das hinderte den Arsch leider nicht daran, mir, nachdem der Lauf nach unten gerutscht war, seitlich in den Unterkiefer zu schießen.
Ich dachte er schießt dem Typen in die Schläfe. Also eventuell solltest du die Sätze umstellen oder so.
Mein Unterkiefer, oder das, was davon übrig war, mahlte und mahlte.
Das hört sich aber hübsch ekelig an. :drool: :D
Tolle Geschichte und toller Stil, ist zumindest meine Meinung.

Wuff

 

Hallo grOOvekill,

harte, saloppe Sprache direkt aus den Straßen. Der Text hält diesen Stil konsequent durch, daher ein großes PLus für deine Geschichte. Es ist nicht der Glückstag des Prot, daher geht auch das Ende wie beschrieben in Ordnung.
Saubere Arbeit.

Grüße - Aqua

 

@Gaspode: Jo, hast teilweise recht. Habe einige Stellen dementsprechend geändert. Ist mir nicht aufgefallen, daß ich harte Sprache verwende. Ist bei mir so üblich, komme schließlich von der Straße. :D

 

So. Hab mal wieder einige Stellen ausgebessert. Von Zeit zu Zeit geh ich über meine Stories drüber um nach Patzern zu suchen. Lustig, wie ich immer wieder Sachen finde, die verbesserungswürdig sind. ;)

 

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