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Trialog der Endlichkeit

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21.08.2002
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Trialog der Endlichkeit

- ... dreihundertzweiundzwanzig, dreihundertvierundzwanzig, dreihundertfünfundzwanzig.
- Punkt.
- Dreihundertsechsundzwanzig, dreihundertsiebenundzwanzig,
dreihundertachtundzwanzig,
dreihundertneunnundzwanzig,
dreihundertunddreißig.
- Punkt.
- Dreihunderteinunddreißig,
dreihundertzweiunddreißig,
dreihundertdreiunddreißig,
dreihundertvierunddreißig,
dreihundertfünfunddreißig.
- Was macht ihr da?
- Wir zählen. Punkt.
- Dreihundertsechsunddreißig, dreihundertsiebenunddreißig,
dreihundertachtunddreißig,
dreihundertneununddreißig,
dreihundertundvierzig.
- Und was zählt ihr?
- Zahlen. Er zählt, und ich zähle seine Zahlen. Punkt.
- Und warum zählt ihr Zahlen?
- Wir wollen etwas beweisen. ... dreihundertdreiundvierzig, dreihundertvierundvierzig, dreihundertfünfundvieruig.
- Ja, genau - etwas beweisen. Punkt.
- Was denn beweisen?
- Das ist doch sonnenklar! ... dreihundertneunundvierzig, dreihundertundfünfzig.
- Sonnenklar. Punkt.
- Sonnenklar? Wie, was? Ich verstehe Bahnhof!
- Ganz einfach, nicht schwer zu verstehen: wir beweisen ... dreihundertundfünfundfünfzig.
- Also, wir beweisen die Endlichkeit. Punkt.
- Die Endlichkeit?
- Richtig: die Endlichkeit! ... dreihundertundsechzig.
- Haargenau: wir beweisen die Endlichkeit! Punkt.
- Und wie? Und so? Und wieso?
- Das ist so: Wir sind konditioniert in Unendlichkeiten zu denken ... dreihundertundsiebzig.
- Stimmt doch gar nicht!
- Sehr wohl! Punkt.
- Gott, ewiges Leben, der Kosmos, das Universum; all das läuft nur auf das Eine hinaus: Unendlichkeit! ... dreihundertundachtzig.
- Gott hat doch die Welt erschaffen, ist somit der Inbegriff der Endlichkeit!
- Falsch: Gott war immer da, in unserem Denken jedenfalls - Gott ohne Unendlichkeit ist undenkbar! Punkt.
- Und darum zählen wir: wir zählen und zählen bis es nichts mehr zu zählen gibt! ... vierhundert.
- Wir zählen bis zur Grenze der Endlichkeit. Punkt.
- Und wenn es keine Grenze gibt?
- Es muss eine Grenze geben, zumindest in unseren Köpfen, ein Jenseits der Zahlen - überall gibt es Grenzen, überall ein Anfang und ein Ende, nur wollen wir das nicht wahrhaben. ... vierhundertundzwanzig.
- Grenzen, stellt euch das nur vor: Herrlich! Punkt.
- Was soll da so herrlich sein? Im Gegenteil ich finde das sehr bedrückend!
- Ach wo! Es ist brilliant: das Leben - ein geschlossenes Intervall. Eine neue Dimension der Göttlichkeit - die göttliche Zahl! ... vierhundertundfünfzig.
- Die Setzung von Grenzen hätte weitreichende Folgen für unser Denken - etwa für Mathematik, oder für die Philosophie - schließlich wären zum Beispiel alle Religionen von dieser Erkenntnis betroffen! Punkt.
- Inwiefern?
- Eine neue Form der Prädestination: das Leben von x nach y - jeder beliebiger Kurvenverlauf, ob Hoch, ob Tief kann durch DIE Funktion nachgezeichnet werden. ... vierhundertundachtzig.
- Es ist wunderbar: die Funktion der Zukunft; einfach unvorstellbar. Punkt.
- Und wie käme man auf diese Funktion?
- Wie? Na, das sind aber Fragen! Natürlich gar nicht! Außer es gäbe ein Leben nach dem Tod, allerdings, äh, nein, gar nicht. ... fünfhundert.
- Diese Funktion wäre nur post mortem definierbar - aber allein das Wissen darum, einzig und allein das Wissen darum eröffnet schon eine neue Ebene des Denkens. Punkt.
- Und wenn ihr euch irrt?
- Wir? Irren? Dann bleibt eben alles beim Alten. ... fünfhundertundfünfzig.
- Errare humanum est - aber wir irren nie, wir sind Götter, die Götter der Zukunft. Punkt.
- Götter der Zukunft? Eher Lakaien der Zahl!
- Die Wahrheit der Wahrheit willen. ... fünfhundertunndneunzig.
- Punkt.

 

zäh - vielleicht!

wahrscheinlich fehlt das bildliche äquivalent:
zwei ergraute herren, um die vierzig in weißen kittel in einem labor - einer zählt, der andere mit bleistift und papier nebenbei, notiert alle fünf zahlen einen punkt - und warum? sie zählen bis es nichts mehr zu zählen gibt, um die endlichkeit zu beweisen.

also, ich finde dieses bild herrlich absurd, kann sein, dass dieses (absurde) element zu wenig in den trialog eingegangen ist.

im übrigen danke ich progman für seine kritik.

 
Zuletzt bearbeitet:

lieber linjus,
kannst du die zahlen als zahlen schreiben?
mir würde das beim lesen (für das schnelle erfassen) helfen. der zwischendialog höbe sich ab von dem eigentlichen zählen...
denn ich denke, dass in deinem text interessantes steckt - nur formal muss es leichter erfassbar sein...
einen text nehme ich nicht nur inhaltlich wahr, sondern auch "bildlich", d. h. formal...

was meinst du dazu?

gruss,
nikto

ps: wenn du es nicht tust, dann muss ich es wohl tun... :)

 

o schade - zahlen als zahlen?

dabei hab ich mir soviel mühe gegeben sie auszuschreiben!

ich werd mal drüber nachdenken

formal ließe sich sicher noch einiges machen!

 
Zuletzt bearbeitet:

mach bitte, ich möchte den text gern in dieser form lesen...

gruß,
nikto

 

OK - Hier die Spevialversion für nikto:

Trialog der Endlichkeit

- ... 323, 324, 325.
- Punkt.
- 326, 327, 328, 329, 330.
- Punkt.
- 331, 332, 333, 334, 335.
- Was macht ihr da?
- Wir zählen. Punkt.
- 336, 337, 338, 339, 340.
- Und was zählt ihr?
- Zahlen. Er zählt, und ich zähle seine Zahlen. Punkt.
- Und warum zählt ihr Zahlen?
- Wir wollen etwas beweisen. ... 343, 344, 345.
- Ja, genau - etwas beweisen. Punkt.
- Was denn beweisen?
- Das ist doch sonnenklar! ... 349, 350.
- Sonnenklar. Punkt.
- Sonnenklar? Wie, was? Ich verstehe Bahnhof!
- Ganz einfach, nicht schwer zu verstehen: wir beweisen ... 355.
- Also, wir beweisen die Endlichkeit. Punkt.
- Die Endlichkeit?
- Richtig: die Endlichkeit! ... 360.
- Haargenau: wir beweisen die Endlichkeit! Punkt.
- Und wie? Und so? Und wieso?
- Das ist so: Wir sind konditioniert in Unendlichkeiten zu denken ... 370.
- Stimmt doch gar nicht!
- Sehr wohl! Punkt.
- Gott, ewiges Leben, der Kosmos, das Universum; all das läuft nur auf das Eine hinaus: Unendlichkeit! ... 380.
- Gott hat doch die Welt erschaffen, ist somit der Inbegriff der Endlichkeit!
- Falsch: Gott war immer da, in unserem Denken jedenfalls - Gott ohne Unendlichkeit ist undenkbar! Punkt.
- Und darum zählen wir: wir zählen und zählen bis es nichts mehr zu zählen gibt! ... 400.
- Wir zählen bis zur Grenze der Endlichkeit. Punkt.
- Und wenn es keine Grenze gibt?
- Es muss eine Grenze geben, zumindest in unseren Köpfen, ein Jenseits der Zahlen - überall gibt es Grenzen, überall ein Anfang und ein Ende, nur wollen wir das nicht wahrhaben. ... 420.
- Grenzen, stellt euch das nur vor: Herrlich! Punkt.
- Was soll da so herrlich sein? Im Gegenteil ich finde das sehr bedrückend!
- Ach wo! Es ist brilliant: das Leben - ein geschlossenes Intervall. Eine neue Dimension der Göttlichkeit - die göttliche Zahl! ... 450.
- Die Setzung von Grenzen hätte weitreichende Folgen für unser Denken - etwa für Mathematik, oder für die Philosophie - schließlich wären zum Beispiel alle Religionen von dieser Erkenntnis betroffen! Punkt.
- Inwiefern?
- Eine neue Form der Prädestination: das Leben von x nach y - jeder beliebiger Kurvenverlauf, ob Hoch, ob Tief kann durch DIE Funktion nachgezeichnet werden. ... 480.
- Es ist wunderbar: die Funktion der Zukunft; einfach unvorstellbar. Punkt.
- Und wie käme man auf diese Funktion?
- Wie? Na, das sind aber Fragen! Natürlich gar nicht! Außer es gäbe ein Leben nach dem Tod, allerdings, äh, nein, gar nicht. ... 500.
- Diese Funktion wäre nur post mortem definierbar - aber allein das Wissen darum, einzig und allein das Wissen darum eröffnet schon eine neue Ebene des Denkens. Punkt.
- Und wenn ihr euch irrt?
- Wir? Irren? Dann bleibt eben alles beim Alten. ... 550.
- Errare humanum est - aber wir irren nie, wir sind Götter, die Götter der Zukunft. Punkt.
- Götter der Zukunft? Eher Lakaien der Zahl!
- Die Wahrheit der Wahrheit willen. ... 590.
- Punkt.

 

mist, ich hatte dir jetzt eine lange kritik geschickt und die ist im universum des unendlichen internets verschwunden...

ich werde es nochmal später versuchen.
entschuldige.

gruß,
nikto

ps: danke für die umsetzung meines formalen wunsches.

 

so .. und ich hätte die geschichte gern mit anführungszeichen gelesen .. kannst du mir bitte die version schreiben .... nein, ein scherz

im ernst: der dialog ist ziemlich gelungen. es ist interessant, wenn philosophische fragen literarisch aufzuarbeitet werden. in der geschichte wird die frage nach der endlichkeit wirklich gut rübergebracht.

klara

 

tja, danke für eure kritiken!

weitere formatierungswünsche werden nicht mehr berücksichtigt!

 

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