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Traurigkeit

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04.02.2002
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Traurigkeit

Traurigkeit. Ein schwerer Stein, der auf das Herz eines Menschen drückt, wenn er nicht hat, was er so dringend braucht. Wenn er von Menschen umgeben und doch einsam ist, verlassen, weil das Eine fehlt, das Bestimmte, nach dem er seine ganz persönliche Suche ausrichtet. Schmerzen, die keine sind, und doch so weh tun. Tränen, die nicht fließen, und doch so feucht sind, wenn sie ihren Weg beschreiten. Gedanken, die man niemals denkt, doch so bewegend. Ein Gefühl, als ob alles vergebens sei, Leben nicht mehr den Sinn hat, den man einmal in ihm sah. Momente, in denen wir zwar existieren, aber schon längst nicht mehr sind. Momente, in denen uns bewusst wird, was es heißt, abhängig zu sein. Momente, in denen wir uns wünschen, alles anders gemacht zu haben.
Ist es das? Ist das die Wirklichkeit, kann sie es sein? Ist es überhaupt angebracht, die Traurigkeit rational zu betrachten, sie gar erklären zu wollen? Oder ist alles nur ein Versuch, vom eigenen Leid abzulenken, die Situation erträglicher zu machen? Es fällt schwer, Worte für das zu finden, das einen Menschen zerbrechen lässt. Wogen sich überstürzender Emotionen, die über die Seele eines Einzelnen herabbrechen, das Treibholz verschlucken, das seinen Anker bildet, ihm den Boden unter den Füßen wegziehen. Ein aussichtsloser Kampf, und je länger er dauert, desto zerstörerischer wüten seine Ausläufer. Unser ganzes Leben gleicht einem Orkan, die Frage ist nur, wie lange wir uns im Auge des Sturms halten, bevor wir von ihm weggerissen werden.
Ist es nicht paradox? Wie leer man ist, wenn alles tobt? Und wie erfüllt, wenn alles schläft? Unser ganzes Leben sehnen wir uns nach Abenteuer, aufregenden Erlebnissen, und dabei wird uns gar nicht bewusst, dass wir am erfülltesten sind, wenn nichts passiert. Wenn der Kick ausbleibt, den wir erfahren, wenn wir uns in halsbrecherische Aktionen stürzen, wenn dem Adrenalin der Weg an die Oberfläche verwehrt bleibt. Und wir uns dennoch auf dem Höhepunkt unserer Gefühle befinden. Weil ganz einfach alles so ist, wie es immer war, weil die spektakulären Irrungen und Wendungen ausbleiben, die manchen so faszinieren.
Aber vielleicht sind auch die Abenteurer dieser Erde nur Flüchtende, die versuchen, zu verdrängen, was tief in ihrem Herzen sitzt. Oder die einzig wahren Helden dieser Welt, weil sie es schaffen, die Traurigkeit abzuschütteln, sich aus ihren Klauen zu befreien, die Last abzuwerfen, die alle anderen zerquetscht.
Es scheint so einfach, aber das ist es nicht, nur eine Illusion, die den Anschein erwecken will, Leben ist immer nur Freude, Spaß, und das es immer ein Glück sei, leben zu dürfen.
Aber das ist es nicht. Und in Momenten wie diesen wird das jedem von uns klar. So schön das Leben ist, so grausam kann es sein. Soviel Glück es uns bringt, soviel kann es uns nehmen. Aber wir dürfen nicht nachgeben. So schwer es auch jemals wird, wir müssen kämpfen, unser ganzes Leben lang, müssen stärker sein, und dürfen uns nicht von dem unterdrücken lassen, was uns das nimmt, wofür wir geboren sind. Das Leben.
Ich liege auf meinem Bett und habe dein Gesicht vor Augen. Den Anblick, für den ich alles aufgeben würde. Tränen brennen auf meinen Wangen, ich zittere, weil die Sehnsucht mich auffrisst. Die Sehnsucht nach dir, dem Einen, nachdem ich mein Leben ausgerichtet habe. Obwohl du in diesem Moment Meilen entfernt scheinst, bist du mir so nah wie selten zuvor. Weil du den Teil von mir übernommen hast, der mich antreibt, steuert. Weil du mich blockierst, nichts zu mir dringen lässt, außer dir. Weil ich dich liebe. Und du nicht hier bist, um mir zu zeigen, dass du dasselbe für mich empfindest. Und obwohl ich doch weiß, dass es so ist, bleibt die Einsamkeit, die Leere, die mein Innerstes zerfrisst, und mich dort berührt, wo es kein anderer schafft. In meinem Herzen, dass in diesem Moment zu zerspringen scheint.
Obwohl ich den Sturm spüre, der in mir wütet, möchte ich dir danken. Dafür, dass es dich gibt. Und du in mir dieses Gefühl des Vermissens weckst. Denn das beweist mir, grausam zwar, aber so deutlich, was du mir bedeutest. Und ich möchte die Momente nicht missen, in denen ich dir das zeigen kann.
Auch, wenn ich das bisher nie getan habe.

 

Hallo Basti,
Da dies nicht dein erster Text dieser Kategorie ist möchte ich dir sagen: Zumindest ich tue mir etwas schwer in Sachen Feedback an dich auf deine "Geschichten" (mehr: Abhandlungen). Ich weiß nicht recht, was du erwartest, wenn du solche Texte in dieses Forum stellst. Deine "Themaverfehlung" (keine Geschichte) ist dabei für mich noch das geringere Problem. Das gibt es ja noch öfters hier, trotz aller Abmachungen.
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Was mich aber besonders - für mich als dem Schicksal welcher hier erzählenden (fiktiven) Person auch immer nicht teilhabendem Menschen - an deinem Text störte war seine gnadenlose Subjektivität. Besonders: Ich erfahre einfach nichts über das offensichtlich angebete Mädchen am Schluss des Textes. Der Erzähler mag das Mädchen ja noch so gut kennen. Mir als Leser nutzt das herzlich wenig. Solch wichtige Figuren müssen doch erst mal irgendwie objektiv eingeführt werden! Nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, bitte!
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Zweitens ist es problematisch, alle möglichen Thesen, Ansichten und sonst was zu verallgemeinern. Du schreibst in den ersten zwei Drittel immer wieder "man", "er", "wir". Das bedeutet immer auch eine gewisse Anmaßung gegenüber deinen Mitmenschen, deren Rechtfertigung nun mal sehr fragwürdig ist. Schreibe lieber in der ersten oder zweiten Person! Das kommt einfach gleich viel sympathischer rüber. Es verhindert, dass der Leser das Gefühl bekommt, dass ihm hier irgendwelche Theorien aufgezwungen werden sollen. Außerdem sind diese Ansichten ja ohnehin sehr persönlich gefärbt, wie sich spätestens im letzten Abschnitt herausstellt und stammen im Übrigen wohl augenscheinlich nicht von einem Gelehrten.
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Drittens: Es gibt hier gewisse Autoren, und darüber gab es auch schon ausführliche Diskussionen, welche ausdrücklich nicht mit den Figuren in ihren Geschichten verwechselt werden möchten. Mit deinem (und nicht nur diesem) Text provoziert du beim Leser allerdings eine schwierige Grenzsituation: Was ist dein Motiv bzw. Erwartung? Kritik am Text? Oder Mitleid, Verständnis? Oder noch etwas anderes? Ich möchte dir nichts unterstellen, aber der letzte Part deines Textes liest sich etwa wie ein Liebesbrief, womöglich an eine real existierende Frau usw. Dabei komme ich mir wie ein Voyeur vor. Weil du mir durch Texte wie diese solche privaten Dinge, welche einzig und allein das Geheimnis zwischen zwei Menschen bleiben sollte, durch das Lesen quasi aufzwingst.
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Worauf ich noch hinaus will: Ich bin einfach der Meinung, nicht alles was man so schreibt, sollte auch hier hinein gestellt werden. Ich persönlich habe ungefährt dreimal mehr Geschichten in der Schublade als ich hier bisher veröffentlicht habe. Aber bis meine nicht veröffentlichten Geschichten nicht einen gewissen, wenn auch subjektiven Qualitätsstandard genügen bleiben sie bei mir eben auch in der Schublade. Klar: Mein Bier! Und damit mag ich vielleicht sogar in der Minderheit hier sein. Aber ich habe auch einfach das Bedürfnis, meinen Lesern hier etwas bieten zu wollen. Schließlich widmen sie mir auch einen Teil ihrer Zeit (auch dann, wenn sie keine Kritik schreiben).
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Das musste ich jetzt auch mal noch los werden. Nichts für ungut, wenn ich dir zu nahe getreten sein sollte, aber mit deinen Texten hab ich einfach ein Problem. :(
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Lieber Gruß
thomas
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Nachtrag: Gerade eben habe ich im Romantik-Forum "Sesam" von josephine gelesen. Genau das selbe Thema wie deines, aber mit einer völlig unterschiedlichen Herangehensweise! So geht es eben auch.

[ 09.05.2002, 21:25: Beitrag editiert von: Die philosophische Ratte ]

 

Ähm, bevor ich Stellung dazu nehme, bitte in Romantik/Erotik verschieben. Ich glaube, da passt das Ganze besser hin. Danke.

Bassi

 

@ philosophische ratte

also, ich weiß nicht, ich kann mich der ´kritik meines vorgängers nicht ganz, was heißt nicht ganz, eigentlich ganz und gar nicht anschließen.
ich persönlich kann mich in die situation gut hinein versetzen, und dazu muß ich auch nicht mehr über die "angebetete" wissen. sie interessiert nicht; mich zumindest nicht!
ich versteh auch nicht, was das problem bei "man" "wir" oder sonst was seion soll. nur weil "man" eine geschichte ließt, muß "man" doch nicht gleich irgendwelche theorien übernehmen. vielleicht ändert "man" seine ansichten in gewissen punkten, weil "man" sich anregungen geholt hat, aber sein weltbild wird "man" deswegen nicht gleich über den haufen werfen...
sorry, aber ich fand die kritik zu überzogen

@bassti

fand's super!!
und das schöne is, ich kann so gut mitfühlen...
weiter so
lg miri

 

hi Bastardo:

eigentlich keine KG, shcon klar. Aber ich finde, sprchlich gut ausgearbeitet.

Anmerkung dazu aber:

Es fällt schwer, Worte für das zu finden, das einen Menschen zerbrechen lässt.
hier wäre es schöner zu sagen: das..., was einen Menschen. Klingt gefälliger.

ausbleiben, die manchen so faszinieren.
Frage: müßte Manchen hier nicht groß geschrieben werden?
erwecken will, Leben ist immer nur Freude, Spaß, und das es immer ein Glück sei, leben zu dürfen.
hier würde ich wohl sagen: Leben sei ... wenn Du den Rest auch in den Konjunktiv setzt... sonst ist das ein Kontrast, der sich für mich nicht so ganz erklärt.

Aber das ist es nicht. Und in Momenten wie diesen wird das jedem von uns klar. So schön das Leben ist, so grausam kann es sein. Soviel Glück es uns bringt, soviel kann es uns nehmen. Aber wir dürfen nicht nachgeben. So schwer es auch jemals wird, wir müssen kämpfen, unser ganzes Leben lang, müssen stärker sein, und dürfen uns nicht von dem unterdrücken lassen, was uns das nimmt, wofür wir geboren sind. Das Leben.
in diesem Abschnitt kommst Du mir mit zuviel erhobenen Zeigefinger. Da fühle ich mich zu sehr, als wolltest Du mich als Leser auf einen bestimmten Kurs einschwören. Das schafft Dein Text in den anderen Passagen viel subtiler, und damit erfolgreicher.

Insgesamt ein sehr gefühlvoller Text, der es schaft, die Gefühle rüberzubringen. Naja, es fehlt eben Handlung oder Interaktion oder so... aber hätte hier auch nicht reingepaßt. So gesehen eben keine KG und damit hier eigentlich falsch.
Du beweist aber, daß Du mit Worten umgehen kannst.

Lieben Gruß,
Frauke

zu den Kritiken:
ja, ob das hier Biographie ist, darüber möchte ich nicht nachdenken. und unterstellen sollte ich es ja auch nicht. Aber da ist schon etwas dran: ich will auch kein aufgerdücktes Innenleben bekommen. Meiner Meinung nach hält sich dre Text hier aber noch gerade eben im machbaren Rahmen.
Über "sie" muß ich allerdings auch nicht mehr erfahren.

was das mit dem "man" angeht: dazu hab ich ja schon oben was gesagt... man sollte seine Texte wirken lassen können, ohne das begleitende "Und die Moral von der Geschicht..." ... ( noch nicht mal die Märchen, die so enden, brauchen das tatsächlich.. )

 

Hallo!

Habe mir deine Geschichte durchgelesen. Mein erster Eindruck war, dass du einfach deine Gedanken aufgeschrieben hast, vorallem im ersten Teil über das Thema Traurigkeit.
Dann im letzten Teil wirst du deutlicher, dass es um das Mädchen/Junge geht, die, die Traurigkeit empfindet.

Na ja irgendwie, hättest du auch den ganzen ersten Teil weg lassen können.

Tschaui!
Aitzo^-^

 

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