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Traumreise
Die Sonne lacht.
Sonja liegt auf dem frisch gemähtem Rasen und zählt die Schäfchenwolken. Eins, zwei, drei..,dann fällt sie in einen tiefen Schlaf.
Angekommen am Meer, läuft Sonja am Strand entlang und
wundert sich über die Stille.
Warum höre ich das Rauschen des Meeres nicht? Wo sind die singenden, lachenden Kinder, die mit ihren Eltern glücklich im Sand spielen?
Sonjas Reise wurde zur Suche, die nicht enden will. Nachdem Sonja stundenlang umherirrte, erkannte sie ihre Einsamkeit. Sie sank zu Boden und weinte bitterlich. Die Tränen kullerten ins Meer. Ein salziges Meer voller Tränen und Sehnsucht.
Ein tropisches Gewitter entlud sich und der einst so stille Ozean verwandelte sich in eine tobende, schäumende Brandung. Sonja sah am Horizont einen goldenen Schimmer und sie traute ihren Augen nicht, als plötzlich ein riesiger, goldener Fisch unter einer fast schon brechenden Welle aus der rabenschwarzen Tiefe empor tauchte.
Mit einem eleganten Manöver glitt der Fisch aus der Welle hinaus und spritzte bei seiner Kehrtwende Sonja nass.
"Wer bist du?", rief Sonja.
Und die Stimme des Meeres drang direkt in Sonjas Herz:
"Ich bin die Gelegenheit, dein wahres Selbst zu finden. Manchmal werden Träume lebendig, auch wenn du nicht damit rechnest", sagte der Fisch.
"Ist das ein Traum?", fragte Sonja.
"Es ist wichtig, dass du an deine Träume glaubst. Viele Menschen haben aufgrund von Mißerfolgen aufgehört, an sich zu glauben. Denke immer daran:
Du bist nie allein", sagte der Fisch. "Glaub an dich!"
Die Stimme verschwand. Sonja brauchte einen Moment, bis sie begriff, dass sie eine Welt voller Glück und Erkenntnis gefunden hatte.
Gerne hätte sie sich mit dem Fisch noch unterhalten, doch dieser funkelte ein letztes Mal in der Ferne, bevor er endgültig im tiefblauen Ozean verschwand.
Die Dämmerung verdunkelte den Himmel und Sonja wurde kalt. Sie sah in der Ferne Hunderte von Lichtern.
"Vermutlich ist dort ein Dorf", dachte sie.
Sonja war müde geworden und sehnte sich nach einem warmen zu Hause.
Stunden später kam sie in dem kleinen Ort an. Sonja stand vor einem kleinen Haus und schaute durchs Fenster, um zu erfahren, ob noch jemand wach ist.
Doch sie konnte nicht viel erkennen. Mutig klopfte sie an die Tür.
Ein Seestern öffnete.
Sonja fragte: "Was machst du hier?"
Der Seestern antwortete: "Ich wohne hier!"
Der Seestern bat Sonja, herein zu kommen.
Beide schauten sich verwundert an. Der Seestern erklärte Sonja, dass ihn schon lange kein Mensch mehr besuchen kam.
Traurig sprach er:
"Die Menschen haben ihre Träume aufgegeben und akzeptiert, dass der Sinn des Lebens darin liegt, Reichtümer zu besitzen. Doch die Menschen sind nicht die Güter, die sie besitzen und auch nicht das Auto, das sie fahren. Die Menschen haben sich eine Welt erschaffen, in der nur falscher Reichtum herrscht. Mit diesem falschen Reichtum sind Träume und Hoffnungen in euren Herzen gestorben!"
"Aber ich habe dich doch gefunden", antwortete Sonja.
"Weil du heraus gefunden hast, wer du bist!", antwortete der Seestern.
"Sonja! Du siehst die Dinge mit dem Herzen und dein Herz wird niemals alt und müde werden!"
Sonja lächelte und hatte das Gefühl, dass es Zeit war heimzukehren.
"Ich muss nun gehen, wir werden uns schon bald wiedersehen. Vielleicht in einem anderen Traum?"
Der Seestern nickte.
Sonja hatte entdeckt, was sie entdeckten wollte, obwohl die Suche nach Weisheit und Erkenntnis nie enden würde.
Sie hatte beschlossen, ihre Träume auszuleben.
Ja, sie glaubte an sich und nach kurzer Zeit erwachte sie.
Es ist der Nachmittag eines sonnigen Tages. Sonja liegt immer noch auf dem frisch gemähten Rasen. Um sie herum spielen Eltern mit ihren glücklichen Kindern, ein alter Mann singt und ein paar Mädchen kichern, doch ein kleiner Junge weint.
"Warum weinst du?", fragt Sonja.
"Ich hab mir beim Fußballspielen das Knie aufgeschlagen!"
Sonja sucht in ihrer Tasche nach einem Pflaster oder Taschentuch. Plötzlich entdeckt sie zwischen den anderen Gegenständen in der Tasche einen Seestern.
Der Junge sagt: "Wir können ihn nicht behalten, wir müssen ihn wieder ins Wasser setzen!"
Sonja und der kleine Junge gehen zum See, der ganz in der Nähe ist, und setzen den Stern vorsichtig hinein.
Der Seestern wollte schon davon schwimmen, da ruft der Junge:
"Hey, wann werden wir uns wiedersehen?"
"Schon bald", antwortet der Seestern. "Vielleicht heute Nacht in deinen Träumen."
Mit diesen Worten schwamm er davon.