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Traumloser Traum
Ach, was sah ich nur gestern in meinen Träumen? Ich habe nicht einmal eine vage Erinnerung, nein nur ein Gefühl, ein Gefühl, dass etwas Ungutes, Schlimmes passieren wird.
Ich dachte noch eine Zeitlang nach, wälzte mich im Bett hin und her und stand schließlich auf. Und durch das Strecken meiner Arme und Beine, das Knack-Knack meiner Wirbelsäule und ein lautes Gähnen, war das ungute Gefühl wie weggeschüttelt. Die Sonne schimmerte leicht durch die blauen Gardinen hindurch. Ich stand auf und vermisste den gestrigen Regentag, denn die Regentropfen spielten eine wunderschöne Musik auf dem Fensterblech, die beruhigend ist und das Schlafen erleichtert. Die blaue Gardine, die ich beiseiteschob, wirbelte den Staub in die Luft, sodass man alles sehen konnte. Ich schaute aus dem Fenster. Das Grün des Gartens glitzerte und der wolkenlose Himmel glich der Gardine. Lächelnd stützte ich mich leicht an sie. Dann bemerkte ich es und es lief mir ein Schauer über den Rücken.
"Aber das sind doch gar nicht meine Gardinen!".
Ich hörte Schritte aus dem Flur. Ein Geräusch. Es war, als würde etwas auf den Boden fallen oder gleiten. Ich drehte mich um. Das, was auf dem Boden lag, war ein Zettelchen. Es wurde unter die Tür geschoben. Ich hob es auf. Auf dem Zettelchen stand schnörkellos, in klarer blauer Tinte: "Komm raus und du wirst es sehen!". Als ich es gerade gelesen hatte, da hörte man wie jemand wegrannte. "Hey bleiben Sie stehen!".
Ich riss die Tür auf und rannte der Person hinterher.
"Wer ist das und wo bin ich überhaupt?"
Beim Rausrennen sah ich im Haus ein paar Möbel und Gemälde. Die ominöse Person war zu schnell für mich. Sie rannte und und rannte und rannte pausenlos. Als ich aus dem Haus daher gerannt kam, völlig aus der Puste, war sie schon weg. Links, rechts lauter Bäume. Vor dem Haus, ein Auto, ein roter Chevrolet. Der ungemähte Rasen kitzelte die schwarzen Autoreifen.
"Was ist das nur für ein Haus...". Da hörte ich etwas. Jemand lachte. Das Lachen wurde immer lauter und lauter. Es wurde höllisch laut.
"Wer bist du und was willst du von mir", fragte ich die unbekannte Person. Keine Antwort. Eine Kälte lag in der Luft. Dann kam aus dem Nichts:
"Dreh dich um", seine Stimme war schrecklich. Jeder Ton war ein Kratzen, dass in den Ohren wehtat. Ich drehte mich um und das, was ich sah, hätte ich mir niemals ausdenken können. Es war mein eigenes Gesicht. "Und jetzt stirb" und dann drückte die Person, die wie ich aussah, ab. Schuss. Perspektivenwechsel. Plötzlich war ich derjenige, der die Pistole in der Hand hielt und auf meine Leiche hinabblickte. "Was zum...", und Schuss.
Ich wachte auf und hatte ein ungutes Gefühl. Die Gardinen waren blau. Strecken, Arme und Beine. Knack-Knack. Gähnen. Zettelchen unter die Tür. Tür auf, Tür zu. Rasen, Himmel, Auto, Haus. Umdrehen und Schuss. Umdrehen und Schuss.
Ich wachte auf...