Was ist neu

Traumjob Saufdolmetscher – ein Beruf etabliert sich

Mitglied
Beitritt
19.09.2013
Beiträge
5

Traumjob Saufdolmetscher – ein Beruf etabliert sich

Der Trendberuf des Ethanollinguisten, besser als Saufdolmetscher bekannt, könnte den Schritt in die Akademisierung bewerkstelligen. Alexander Junker, der als einer der Vorreiter der Ethanollinguistik gilt, wirbt für die Schaffung eines neuen Studiengangs an der BH(Besondere Hochschule)-Hudelsburg.
Ein Redakteur der FRAZ (fachlich richtige Abendzeitung) hatte die Ehre, ein Interview mit dem aufstrebenden jungen Mann zu führen.

FRAZ: Guten Tag, Herr Junker. Sie sind 22 Jahre alt und ehemaliger Student. Sie gelten als derjenige, der den Trendberuf des "Saufdolmetschers" in die Öffentlichkeit gebracht hat. Nun planen Sie, an der privaten Hochschule BH-Hudelsburg einen Studiengang zu etablieren. Wie kam es dazu?

Junker: Guten Tag. Zunächst möchte ich anmerken, dass ich die Bezeichnung "Ethanollinguist" bevorzuge. "Saufdolmetscher" ist leider eher negativ konnotiert und erweckt den Eindruck, wir würden uns unkontrolliert betrinken, was wir selbstverständlich nicht tun. Auch weil wir in der Öffentlichkeit und bei Arbeitgebern darum kämpfen müssen, dass diese Tätigkeit als akademischer Beruf anerkannt wird, liegt mir diese begriffliche Unterscheidung sehr am Herzen.
Angefangen hat alles in meiner Jugend, so um das fünfzehnte Lebensjahr herum. (Lacht.) Das klingt ja, als wäre ich schon uralt. Damals habe ich eben, wie viele meiner gleichaltrigen Freunde hier in Hudelsburg, regelmäßig in der in der Altstadt gelegenen Hinteren Straße zum Feiern getroffen. Natürlich haben wir damals schon, wie alle anderen auch, Erfahrungen mit Alkohohl gemacht. Meine Freunde waren oft sehr betrunken - Sie kennen das sicher. Wenn sich Betrunkene miteinander unterhalten, verstehen die sich wunderbar und haben einen Heidenspaß. Außenstehende hören in solchen Situationen oft nur ein unverständliches Kauderwelsch. Schwierig wird es also vor allem dann, wenn sich zwei Personen unterhalten wollen, deren Promillewerte eine starke Diskrepanz aufweisen. Der eine versteht einfach nicht, was der andere sagt! - Damals war das meine Chance!
Nach und nach kam ich bei meinen Freunden in die Rolle eines Übersetzers, der zwischen den unterschiedlich Bedudelten vermittelte. Ich hatte schon damals ein Händchen dafür.

FRAZ: Und wie kamen Sie auf die Idee, daraus einen Studiengang zu machen?

Junker: Ich habe erst an der BH-Hudelsburg ein paar Semester BWL studiert, jedoch schnell festgestellt, dass Mathe, wo man viel - wie soll ich sagen? - Ab-staktionsvermögen benötigt, keine meiner Stärken ist. Ich bin halt eher der Macher. Ich will mehr, ich will aufsteigen. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass dieses Wissen eher meine Kreativität beeinträchtigt. Also habe ich das Studium abgebrochen.
Jetzt arbeite ich daran, Ethanollinguistik an der BH-Hudelsburg zu etablieren. Der Wunsch, diesen Beruf für alle zugänglich zu machen, war schon lange in mir. Und die Chancen stehen gut. Viele Abiturienten interessieren sich sehr für den Studiengang.
Sie sehen darin die Möglichkeit, Hobby und Beruf zu verbinden.

FRAZ: Gibt es einen Grund, damit nicht an eine Staatliche Hochschule oder Universität zu gehen?

Junker: Naja, wie bereits erwähnt: Das Problem ist, dass der Staat erst Belege sehen will, dass dieser Beruf Zukunft hat und dass wir auch eine gute Ausbildung anbieten.
Dazu fehlt noch einiges an Forschung, aber das werden wir natürlich alles nachholen.
Außerdem ist dieser eher praxisorientierte Studiengang für eine Universität auch zu wenig theoretisch.
Wir werden zwar ein paar Vorlesungen anbieten, die sich mit Brauerei, Winzerei und verschiedenen Alkoholsorten befassen. Ebenso ein wenig Biologie, damit wir auch verstehen, was Alkohol im Körper bewirkt. Aber hauptsächlich werden wir natürlich Übungsgruppen anbieten, in denen die Studenten unter sich ihr gesammeltes Wissen testen, sich im alkoholbedudelten Zustand an Ethanolrhetorik üben und ihren ethanolischen Wortschatz aus der Erfahrung heraus verbessern können.

FRAZ: Das klingt nach viel Spaß. Haben Sie zu guter Letzt noch einen Tipp aus der Ethanollinguistentrickkiste für unsere Leser?

Junker: Soviel kann ich verraten: Euer Promillewert sollte am besten genau zwischen dem eurer beiden Korrespondenten liegen. Damit ist schon viel gewonnen.

 

Hallo Understabler,

hm...einerseits finde ich die Grundidee gut, aber die Umsetzung enttäuscht mich.

Du machst aus einer pfiffigen Idee eine biedere Sache, indem du den Interviewer sowie den Antwortenden ernüchternd reden lässt.
Und es fehlt mir insoweit auch das durchgängige Konzept, so dass ich im Zweifel darüber bin, was genau du satirisch betrachten wolltest.

Für mich ist angekommen, korrigiere mich, wenn ich mich täusche, dass es dir um die Kritik am Niedergang der Kommunikation geht. Man redet nicht mehr miteinander. Wenn man aber miteinander redet, dann nur noch im vernebelten Zustand und um das wenigstens ein wenig nutzen zu können, kommt dann der sog. Dolmetscher zum Zuge.

Ausgehend von meiner Deutung stünde dann für mich aber mehr im Vordergrund des Interviews, dass die Notwendigkeit, überhaupt dies als Studiengang zu etablieren, erklärt werden muss. Nicht die Frage, weshalb es auf einer Sonderuni stattfinden soll, sondern mit welchem Ziel überhaupt es als Studienfach geschaffen werden soll. Hier verschenkst du Potential deinem Plot Logik zu geben.
Unlogisch fand ich auch, Vorlesungen über Brauerei und verschiedene Alkoholsorten anzubieten. Ich hätte statt dessen eher Vorlesungen erwähnt, die sich mit der Sprache befassen, also gibt es Unterschiede zwischen alkoholisierten Menschen, wenn sich Mann und Frau unterhalten, oder wenn sich ein Whiskytrinker mit einem Biertrinker, Rotwein zu Weißwein, Sekt zu Cocktail. Oder benötigt man nicht eine andere Dolmetscherausbildung für Diskobesucher als für Familienfeiern? Da überall könnte es ja immense sprachliche Unterschiede geben, die zunächst auch erforscht werden müssten. Forschung und Lehre, die Uni ist für beides da.

Ich hoffe, du verstehst, wie ich es meine. Du könntest intensiver im Thema bleiben und skurriler werden. Und in dem Interview könnten viel, viel mehr Informationen darüber stehen. Die beiden schwafeln zu ausgiebig, die Geschichte kommt so nicht voran.

So wie es jetzt da steht, hatte ich immer wieder, speziell zum Ende hin, das Gefühl, du kehrst um, verlierst den Plot aus den Augen.


Ab-staktionsvermögen
müsste es nicht Abstraktionsvermögen heißen?

Jetzt arbeite ich daran, Ethanollinguistik an der BH-Hudelsburg zu etablieren. Der Wunsch, diesen Beruf für alle zugänglich zu machen, war schon lange in mir. Und die Chancen stehen gut. Viele Abiturienten interessieren sich sehr für den Studiengang.
In diesem ganzen Absatz kommt nix Neues. Es ist nur die Wiederholung dessen, was der Leser bereits weiß und sich gemerkt hat.

Gefallen hat mir aber auf jeden Fall, dass du versucht hast, eine Satire zu schreiben. Die Ansätzedafür sind absolut richtig.


Lieben Gruß

lakita

 

Hallo Understabler,

Ethanollinguist ist großartig. Die Erklärung, zwischen wem gedolmetscht werden soll, ist auch sehr gut. Dieser Begriff und Deine Erklärung dazu bilden das Zentrum Deiner Satire.
Aber ich habe keine Satire gelesen. Das Interview hält mich nicht, fesselt mich nicht.
Dein Text ist sicher, holpert auch nicht, aber er kommt nicht aus dem Pott.
Eine Satire muss krachen.
Sie muss mich überraschen, mitnehmen.

Der Text ist nicht verloren.
Die Grundidee des Interviews würde ich beibehalten. Aber all diese Ausführungen interessieren nicht, die langen Sätze und Erklärungen.
Raus damit oder im besten Falle kürzen und und anspitzen!
Ich würde mich auf konkrete Beispiele konzentrieren, wie der Ethanollinguist in der Praxis wirkt, wie er agiert. Jedes Beispiel muss einen kleinen Spannungsbogen haben und am Ende eine Pointe, einen Lacher oder einen Aha-Effekt.
Kontrastiere, verspotte verdeckt!
Mach es noch einmal, die Substanz lohnt.

Viele Grüße, Svenson

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom