Mitglied
- Beitritt
- 11.05.2003
- Beiträge
- 10
- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 6
Trauma auf Ewig
„Marina, was zum Teufel machst du da???“, fragte Pierre entsetzt. Sie schreckte zusammen. Sie verbarg das eben Geschriebene. Sie lächelte scheu zu ihm auf. Pierre sah unglaubwürdig auf sie herab. Er hatte seine Gesichtsfarbe verloren. Konnte es nicht glauben. Er hatte es gesehen. Er. Hatte. Es. Gesehen.
Sie starrte zu ihm hoch. „Ich weiß nicht was du meinst.“ Pierre sah auf das Geschriebene. Er wollte es noch einmal sehen. Marina verbarg es. Setzte ein Lächeln auf. „Ich mache Mathe. Kannst du mich bitte weitermachen lassen?“
Sie verbarg das Geschriebene noch immer. Hatte aber schon wieder ihren Kulli in der Hand.
Pierre war imnmer noch erstarrt. „Du-du hast da was geschrieben! Über-über….. Du willst sie- “ „Pierre! Ich habe Mathe gemacht!“, sagte sie empört. „Töten!“ brachte Pierre den Satz zu Ende. Schweigen. Keiner sagte ein Wort. Es schien sogar, dass die Vögel für einen Moment aufgehört hatten zu zwitschern. Das Wort drang durch den Raum. Töten. Töten. Töten. Sie töten.
Marinas Unterlippe zitterte, Tränen stiegen in ihre Augen. Doch sie konnte sich beherrschen. Langsam begann sie, Pierre anzulächeln. Leise aber bestimmt sagte sie „Hey Pierre. Ich. Mache. Mathe. Du musst dich beruhigen. Bitte.“ Pierre brach zusammen. Er zuckte mit den Augen, quetschte ein Lächeln hervor und sagt nur „Es tut mir Leid, Marina.“ Dann, ganz urplötzlich, fing er an in Strömen zu weinen. Sie kniete sich zu ihm. Er erhaschte einen Blick auf den Schreibtisch. Das Geschriebene war weg. Da waren nur ihre Mathesachen. Kein Kulli. Nur ein Füller. Sie verbarg nichts. Es war nichts.
Er sah Marina mit hervorgequollenen Augen an. Sie sah zurück. Sie wollte ihm helfen, doch sie konnte es nicht. Pierre kam nicht davon weg. Er tat ihr Leid.
Seit seine Freundin gestorben war, hatte er diese Anfälle. Er sah Dinge in seiner Fantasiewelt, die nicht existieren. Er war in einem Trauma auf Ewig gefangen.
Sie nahm ihn in die Arme. Schluchzte. Wischte ihre Tränen weg. „ Was wollen wir heute Abend im Fernsehen gucken, Pierre?“, fragte sie.