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Traffickin’

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12.04.2007
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Traffickin’

Traffickin’

oder für den Export:

Kindly dealin’ with’em

„Was kann ich für dich tun?“, fragt freundlich der Dealer.
Der Kunde interessiert sich für dies und das. Als er aber den Preis hört, kann er sich einen ironischen Seitenhieb aufs Missverhältnis von Geldmenge und wenig Ware nicht verkneifen und endet: „Nee, für so’n klein’ Vergnügen nehm ich kein’ Kredit auf.“
Routiniert, kurz und bündig wie ein Werbespot setzt der Anbieter die herausragende Qualität der Ware dagegen, die sich in
gehobener Stimmung,
körperlichem Wohlgefühl und
einer verblassenden Realität
ausdrücken werde und auch keinen schweren Kopf hinterlasse.
„Garantiert!“, schließt seine Rede.
Da die zwei seit langer Zeit zur vollsten Zufriedenheit beider Seiten geschäftlich miteinander verkehren, weiß der Kunde um den wahren Kern dieser Kosten-Nutzen-Analyse. Er spürt das innige Verlangen nun geradezu schmerzhaft, dass er bestellt, erhält und zahlt, ohne zu feilschen.
Wie der Abnehmer nun gern zur Sache käme, verspürt er stärker als alle Sehnsucht der Welt Harndrang, dem er nicht widerstehen kann, dass er sich verpissen muss und gar nicht mehr so richtig den Ruf hinter sich hört: „Ach, leck mich doch!“

Im Kellergeschoss stehen lauter feine Pinkel in einer Linie aufgereiht im Pissoir mit den Rücken zu unserm Bedürftigen, so weit als nötig und doch hinreichend nah von den Becken entfernt, dass die nächsten Nachbarn einander beim Tun beobachten können. Aus schmalen Schlitzen des feinen Zwirns ergießen sich unterhalb der Gürtellinien unterschiedlichste Bögen Wassers in diversen Gelbtönen in die Becken, allesamt von formschöner Geometrie und darum zeitlos elegant. Man pinkelt um die Wette, wird wieder jung und trüge man selbst den ältesten Sack und den kürzesten Schlauch –
und nach der Pflicht folgt immer die Kür.
Das heißen wir fairen Wettbewerb, denn hier geben sich alle gleich und dürfen’s sein – was sagen wir: sie müssen und tun’s alle gleich, wuchert doch niemand mit seinem knappen Pfunde. Keiner ist sich zu pingelig und jeder hält stolz seinen Pimmel hoch. Keiner verlässt sich da auf eine unsichtbare Hand oder das allseits verehrte, unbekannte höhere Wesen; ein jeder hilft sich selbst und hält sein Glück in eigner Hand. Einige führen das große Wort, andere verrichten wortlos ihr kleines Geschäft.
Dazwischen aber findet sich für den kleinen Mann – unsern Bekannten - kein Platz.
Zum Glück sind Kabinen frei, dass unser Freund sich auf einen Pott setzen kann.
Is’ ja nur kurz, meint er – doch im symphonischen Konzert der Wasserspülungen, natürlicher und widernatürlicher Geräusche und Gerüche tritt unser Freund für einen Augenblick weg, als plötzlich die Wassermusik nebst Plapperns, Klapperns und Furzens verstummt und eine feste Stimme befiehlt, jemand in den Saal hereinzuführen –

als auch schon die Tür zur Kabine unseres Freundes krachend aufgebrochen wird von zwei Gorillas in feinem Zwirn, den sie stolz wie eine Uniform tragen. Die beiden greifen sich unsern Mann und zerren ihn von der Brille des Klosetts, tragen ihn mehr als dass sie ihn zerren in die Mitte des Pissoiree’.
Da sitzen in ihren Becken drei andere Pinkel in Talaren und halten Gericht.
„Stehn S’e still, Mann!“, brüllt der in der mittleren Position mit der Stimme von vorhin und führt das Wort: „Woll’n wer sein und bleiben doch ein niemand. –
Wie sehn S’e überhaupt aus! –
Schämen Sie sich nicht? – Schämen S’e sich!
Ist dieser Aufzug der Würde eines Gerichts angemessen? –
Nein, sag ich. -
Ist das der Aufzug, in dem man heute vor Gericht ungestraft erscheinen kann? –
Nein!, schleuder ich Ihnen entgegen. –
Unwürdig, Ihr Aufzug!“, und ruhig zum Nachbarn zu seiner Linken: „Herr Kollege, sagen Sie endlich was zu Ihrem Mandanten und wären es auch nur einige wenige, aber umso passendere Worte!“
Der Angesprochene spricht ruhig zu unserm Freund: „Mein lieber Herr Gesangverein, wie Sie wieder aussehn! -
Würden Sie bitte, mein sehr geehrter Herr, die Hose gefällig hochziehen, sonst muss ich leider mein Mandat niederlegen. -
Da würden Sie schon sehen, was Sie davon hätten“, dass der Linksaußen, der dritte Mann in seinem Becken, triumphiert und bellt: „Nix, aber auch ja' nix hättense davon, Männeken, wat unsre Position natürlich vereinfachen würd.“
„Na sehn S’e, geht doch!“, meint nun der Wortführer.
Doch als unser Freund den Hosenladen schließt, brüllt er wieder: „Stehn S’e still, Mann, wir wissen Bescheid! Wir kennen Typen wie Sie! –
Nix könn’n S’e vor uns verbergen. –
Das zeigt doch nur Ihr schlechtes Gewissen, Mann. –
Wir wissen Bescheid!“
„Was sollt ich verbergen? Ich weiß von nix und’n schlechtes Gewissen hab ich auch nicht.“
Da ringt der Verteidiger die Hände: „Oh, mein Gott, sind Sie denn von allen guten Geistern verlassen?!, das kommt der Selbstanzeige nah! -
Kein Gewissen zu haben zeichnet den überführten Schurken aus, dass er eh nur noch gestehen kann! –
Etwas mehr Respekt und Zurückhaltung vor Gericht, wenn ich bitten darf, mein Herr! Sonst holen Sie sich womöglich eine dicke Nase“, und der Mittige wiederholt: „Wir wissen Bescheid! - Leugnen ist nutzlos und darum mein guter Rat: nur ein Geständnis wird Ihnen helfen.“
„Was soll ich gestehn, wenn ich nicht weiß, was?“
Nun mischt sich der zur Rechten wieder ein: „S’e wissen sehr wohl, wat wir wissen. Wir wissen Bescheid über Ihre finstern Machenschaften. Darum stehnse ja auch hier, Männeken! -Oder glaubense, S’e ständen hier ohne Grund?“

Dreimal „Nein!“ schreit der Beklagte, will die Hände gen Himmel heben und wird doch festgehalten, erhält zudem durch die Rechte des Gorillas zu seiner Rechten einen leichten Nasenstüber, der dennoch schmerzt und zu einem kleinlauten „Nein, ich weiß nicht, was Sie wissen …“ führt.
„Ich wiederhol mich nich’ so jern, aber S’e scheinen wat dümmer zu sein als andre und darum begreifense nur langsam: Begreifense endlich: Wir wissen alles! Alles wissen wir!“, trompetet der Kläger.
Und der Verteidiger ergänzt: „Bei der Sachlage müssen Sie doch wissen, was wir wissen – und sei’s nur zum kleinen Teil. –
Oder haben Sie’s an den Ohren, mein Herr?“
„Nein, nein, ich versteh schon“ und wie zu sich selbst „und versteh’s doch nicht …“
„Sprechen S’e laut und deutlich, dass jeder Sie verstehen kann!“, bollert der Wortführer und lacht, was es denn da nicht zu verstehen gebe. Die Sachlage sei klar, die Schuldfrage gelöst und das Schuldmaß nur noch durch ein Geständnis zu mildern.
Heftig meldet sich der Kläger zu Wort: „Et is’ janz normal, Männeken, dat man leugnet, doch is’ von uns noch jeder Übeltäter entlarvt worden, verstell’ er sich, wie er wolle.“
„S’e sollten inzwischen kapiert haben, dass wir alles über Sie wissen, was bleibt Ihnen da anderes, als zu gestehn?!“, spricht der Wortführer ungeduldig.
„Oh mein Gott!“, jammert’s den Beklagten. Der fragt sich, wie er nur hier hineingeraten konnte.
„Selten so’n widerborstigen Beklagten wie dich erlebt, Männeken“, murmelt bedrohlich der Gorilla links von ihm und versetzt ihm zur Nachhilfe eine deftige Linke gezielt auf die Nase, um zu schließen: „Meinze, mer hätten ewich Zeit? –
Hammer nich’, krie’n mer nich’ und krie’mer auch nich’ rein!“

Der Verteidiger versucht, die Szene zu befrieden, und spricht ruhig: „Sehen Sie, mein sehr geehrter Herr, es ist doch erwiesen, dass Sie denken und dass Sie also sind. –
Können Sie mir folgen?“
Ja doch, dass er ist, hat die arme Nase gerade blutig verspürt und bestätigt, dass die zugehörige arme Seele nur zustimmend nicken kann.
„Na sehen Sie, geht doch, mein Herr“, fährt der Verteidiger fort und schließt scharfsinnig: „Nun ist aber auch erwiesen, dass ein jeder seine Last trage und Schuld. Wie sollten Sie da ausgenommen sein oder gar schuldlos?“
Mit sich und der Welt zufrieden ob des gelungenen Schlusses lehnt sich der Verteidiger im Becken zurück und der Kläger ergänzt: „Wir wissen, dat und watse denken. Also sindse schuldig, Kerl nee! Niemand is’ ohne schuld. Wie soll da –
und da stimm ich’em Kollegen Verteidiger zu –
wie sollt’ da irgend jemand ausjenommen sein?“
Und schließt mit großer Geste: „ Dat jeht doch ja’ nich’! –
Oder wie soll dat jehn, guter Mann?“
Und wie sich herausschält, dass keiner unschuldig sei, nicht einmal der, welcher kraft Amtes über andere sich erhebe und richte, da wird unser Freund durch wundersame Fügung, Gott oder Natur – nenne man es, wie man wolle, wir nennen es Kolportage - gerettet, denn nicht nur das ewige Eis zeigt endlich seine Endlichkeit, erst schmilzt die unbeleckte Bestellung des Kunden dahin und dann – wie in einer solidarischen Bewegung – treten die diversen Waren des Dealers über ihre Behältnisse. Es vermengt Pistacia sich mit Vanillin, vereinigen sich Milch- und Fruchteis mit ihren nahen glazialen Verwandten zu einem süßen und klebrigen, zäh dahinfließenden Gletscher, der erst den Dealer verschlingt, um über die Treppe den Weg in den Keller und das Gericht zu finden. Ekeln sich die feinen Pinkel zunächst vor der klebrigen Masse, so schmackhaft sie auch wäre, so werden sie nebst Beklagtem gar bald durch den Gletscher verschlungen, auf dass in der Diele Ruhe einkehre.

 

Hallo Friedel

Also, mit so was haltest du mich zu früher Stunde vor dem Gang zur besinnlichen Ruhe ab.

Eine Rezitation äh Interpretation von Händels Wasssermusik im Pissoir, das habe ich bei aller Liebe zur Künstlichkeit bis jetzt doch noch nie gehört. Ein Novum. Einzig einen Moment schwankte ich, eine dumme Assoziation, die halbseidenen Gestalten bei T. C. Boyle im Hinterkopf. Doch diese konzentrierten sich nicht auf einen urinreichen Biotop. Sie bewegten sich vielmehr zwischen London, Schottland und Afrika, die Wassermusik auf dem Niger zelebrierend. Doch dies ist weit, weit hergeholt, eröffnest du es doch mit einer beamtenökonomischen Wendung. In der Schleife des Wasserstrudels noch Descartes streifend. Zum Ende ausufernd, die Nachfolger der Göttin Iustitia durch den Kakao, äh nein es war Fruchteis mit Vanillin, schleifend.

Hier muss wohl Politik im Spiel sein, die Färbung will ich nicht deuten. Von der Farbenlehre her ist mir zu gut in Erinnerung, falsch gemischt wird es immer Schwarz. Da mag ich doch lieber an die Worte von Ignazio Silone denken: „Die Politik ist eine Bühne, auf der die Souffleure manchmal lauter sprechen als die Darsteller.“

Doch hätte ich es nicht gelesen, müsste ich nun ruhelos denken, was hat der Friedel bei einem Glas Pils, sich in beinah Karl Valentin’scher Wortakrobatik zusammengebraut.

Ein Schmunzeln kann ich nicht verhehlen. Den vertieften Sinn mag mir Somnus, die römische Göttin des Schlafes, noch einflüstern.

Schönen Gruss

Anakreon

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Friedel, Salü,

ja, so kann man den ‚Prozess‘ auch bearbeiten und in eine Dialektfassung bringen. Kurz und bündig! Statt im Dom, spielt das Drama im Männerpissoir. Warum auch nicht, Kafka soll ja beim Vorlesen seines Textes selber gelacht haben.
Die Beschreibung der pinkelnden Burschen in Nadelstreifen ist toll. Jetzt kann ich mir richtig gut vorstellen, wie das so funktioniert im Stehen und was das für Ereignisse sind, aus denen Mann sein Selbstbewusstsein nährt :lol:
Kleinstkram:

Kerl nee! Niemand is’ ohne schuld. Wie soll da –
Schuld
„ Dat jeht doch ja’ nich’! – Oder wie soll dat gehn, guter Mann?“
sollte das 2. gehn nicht auch jehn heissen?

Was mir zum Schluss nicht ganz klar ist:

denn nicht nur das ewige Eis zeigt endlich seine Endlichkeit, erst schmilzt die unbeleckte Bestellung des Kunden dahin und dann – wie in einer solidarischen Bewegung – treten die diversen Waren des Dealers über ihre Behältnisse. Es vermengt Pistacia sich mit Vanillin,

wo hat denn der Angeklagte das Leckeis bestellt, hast du da was zu schreiben vergessen, was in deinem Kopf parat lag?

Ich schliess mich Anakreon an:

Ein Schmunzeln kann ich nicht verhehlen.

Liebe Grüsse,
Gisanne

 

Lieber Friedel

Komplizierte Nachfragen, welche Geräte in welcher Anzahl von wem zu welchem Zweck zum Empfang bereit gehalten werden, würden entfallen ....*

„Ich existiere, also bin ich ein Gebührenschuldner?“

„Na sehen Sie, geht doch, mein Herr“, ...
Womit ich bei deiner kleinen aber bedrückenden Geschichte angelangt bin. Sie erinnert an den „Prozess“ aber auch an die geplante Gebührenreform. Bereits die Gelegenheit zu einer Handlung wird einer Ausführung gleichgesetzt.
Ich vermute, es gibt im deutschen Alltag viele Parallelen zu deiner Geschichte, und ich fürchte, sie werden jeden Tag zahlreicher.

Daumen hoch für Aktualität!

Lieben Gruß

Asterix


*Quelle ardzdf.de

 

Hallo Leute,

schön. dass der kleine Text gefällt und,

liebe Gisanne,

hat ich es nicht bei der O... und fast allen Heiligen versprochen, dass Du wieder Spaß bekämest - und nun das nebst Aufklärung!, doch halt!, was hab ich falsch gemacht: die Beiträge klingen durchweg positiv ... Ach, Spaß beiseite, Ernst komm' vor!

Ich dank Euch für die ersten Kommentare!, und entschuldige mich bei

Anakreon,

denn es ist doch nicht das erste Mal, dass ich ihn nicht zur wohlverdienten Ruhe kommen lasse!

Die Wassermusik kam mir unterm Schreiben (wenn auch nicht Händel, aber der Gedanke gefällt mir ungemein!), wie der Titel von der Schreib und Sprechweise her Nebenprodukt Dylans ist. Dylan & Händel, zudem Mungo Jerry aus der Wassermusik Boyles (die ich für sein bis heute bestes Werk halte), eine Prise Kafka und der Hauch von Drugs & Rock ' n' Roll mit dem Valentin zusammengebracht. Alle Stränge aufgedeckt und nun preisgegeben, nebst einer Nachricht aus dem Wirtschaftsteil der Zeit von vor drei oder vier Wochen, worinnen ein Franzose von seinem Arbeitgeber der Werkspionage für den Chinesen bezichtigt wurde ..., das ganze der Jahreszeit angepasst mit leckerm Speiseeis nebst einem letzten Maibock, eine halbe Stunde geköchelt und in die richtige Reihenfolge gebracht, fertig war das Werkchen - fast so wie der erste Schill-Text.

Das Zitat,

lieber Anakreon,

„Die Politik ist eine Bühne, auf der die Souffleure manchmal lauter sprechen als die Darsteller“,
trifft voll.

Hallo Gisanne,

schön. dass Du zumindest mal wieder schmunzeln kannst. Ich musste ja schon glauben, dass das Lachen Dir vergangen sei. Wenn Du wüsstest, woselbst ich zumindest über meinen jugendlichen Übermut grinsen musste (dass ich bei eigenen Texten ins lachen komme, hat die Kaffeekommune zu Lingen ssel'gen Angedenkens mir in langen Übungen abgewöhnen können (Daran wäre der Schill in einer Lesung gescheitert!). Du solltest einmal ein solches Etablissement aufsuchen (könntest ja behaupten, das Piktogramm oder den Buchstaben falsch gedeutet zu haben).

Kleinstkram:
Zitat:
Kerl nee! Niemand is’ ohne schuld. Wie soll da –
Schuld
Ich schau zuhaus nach, mein ich doch aus'm Gedächtnis: Schuld haben, Substantiv, schuld sein eigentlich abgeleitet und verkürzt für schuldig sein. Aber ich schau nach!

Zitat:
„ Dat jeht doch ja’ nich’! – Oder wie soll dat gehn, guter Mann?“
sollte das 2. gehn nicht auch jehn heissen?

Stimmt, und ich fürcht, kosequent weitergedacht hätt ich auch "juter" schreiben müssen, was mich aber bei noch schludrigerer Sprechweise an Jud' erinnert. Aber dat zwote jehn sollt schon gehn ...

wo hat denn der Angeklagte das Leckeis bestellt, hast du da was zu schreiben vergessen, was in deinem Kopf parat lag?
Ich hoff "doch nicht!", aber ich schau ma' eben nach.
...
Da bin ich wieder. Is' doch nich' verjessen:
Er [der Kunde]spürt das innige Verlangen nun geradezu schmerzhaft, dass er bestellt, erhält und zahlt, ohne zu feilschen.

Hallo Asterix,

Komplizierte Nachfragen, welche Geräte in welcher Anzahl von wem zu welchem Zweck zum Empfang bereit gehalten werden, würden entfallen ....*

„Ich existiere, also bin ich ein Gebührenschuldner?“

Schön, dass der kleine Text zu andern Schöpfungen inspiriert. So soll es sein!, bei einer Unzahl von wahrnehmbaren Parallelen, weshalb ich mich gegen Satire und für die Gesellschaft entschieden habe.

Daumen hoch für Aktualität!
Was mich freut.

Hier muss wohl Politik im Spiel sein, die Färbung will ich nicht deuten. Von der Farbenlehre her ist mir zu gut in Erinnerung, falsch gemischt wird es immer Schwarz
und wenn die Schwarzen begriffen, dass sie die Farbe der Anarchie gewählt haben (es sind nicht bunte Fähnchen der gesenen Bunten in den Grünen), dann müssten sie langsam begreifen, in welche Richtung sie die gesellschaftliche Entwicklung drängen.

Ich dank Euch dreien herzlich und wünsch ein schönes Wochenende!

Friedel

*Quelle ardzdf.de

 

Von der Farbenlehre her ist mir zu gut in Erinnerung, falsch gemischt wird es immer Schwarz.
Sicher? ;) Falsch gemischt ergibt grau oder braun (hrhr ...), schwarz, wenn alle Farben gemischt werden.

Sori die Einmischung. :)
Liebe Gruesse,
Katla

 

Zitat:
Zitat von Anakreon Beitrag anzeigen
Von der Farbenlehre her ist mir zu gut in Erinnerung, falsch gemischt wird es immer Schwarz.

Moin Katla,

gibt doch nix zu entschuldigen. Braun ist gelb und/oder rot mit Grauschleier.
Schwarz und Weiß sind "eigentlich unbunt" und entstehen tatsächlich durch Mischung der Grundfarben. Beim "Unbunteffekt" (lustiges Wort) löschen die Komplementärfarben einander aus, weil sie sich neutralisieren. Jetzt könnt man den ollen Jö:te nutzbringend anführen. Aber das würd ttatsächlich nur lange Weilen ...

Auch Dir ein schönes Wochenende aus der temporären Hochburg teutscher Fußballkunst vom

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

und entschuldige mich bei
Anakreon,
denn es ist doch nicht das erste Mal, dass ich ihn nicht zur wohlverdienten Ruhe kommen lasse!

Für dich muss die kein Grund sein dich zu entschuldigen,

lieber Friedel,

wenn ich so beschränkt bin und zu einer Zeit, wo andere Träumen, mich am Entschlüsseln von literarisch-kniffligen Texten ergötze.

Dass du dich von Dylan inspirieren liessest, dachte ich mir, deine Rezension im Hinterkopf. Doch beim Lesen des Themas war mir Händels Komposition schlagartig gegenwärtig und Boyle bot sich gleichsam schön an.

An Kafka dachte ich nicht, seine Werke, die in Jugendjahren zur Pflicht gehörten, sind mir nicht mehr direkt präsent. So ist er mir durch die Latten gerutscht. Doch Götz von Berlichingen meinte ich, am Schluss des ersten Absatzes rufen zu hören, wenn auch verkürzt. Aber da war eindeutig Descartes Eingebung im Spiel, oder seh ich da Gespenster:

„Sehen Sie, mein sehr geehrter Herr, es ist doch erwiesen, dass Sie denken und dass Sie also sind. -

Eine verwandte Aussage der Kurzform seines ersten Grundsatzes, Cogito ergo sum, die der Anwalt dem Angeklagten suggerierte. ;)

PS: Hä, Fuss + Ball = Kunst, das ist mir jetzt wieder eine rätselhafte Gleichung. :shy:


Ich gestehe zu meiner Schande,

liebe Katla,

ich hatte da in schlaftrunkenem Zustand, beim Farbenmischen fahrlässig etwas unterschlagen. Genauso wie einst in der Schulbank, als ich alle Grundfarben durchmengen sollte, um Weiss zu erhalten und Schwarz herauskam. Da war es vielleicht dem jugendlichen Tatendrang zuzuschreiben und kaum der Farbenblindheit. Doch heute wohl eher der Flüchtigkeit des Alters, obzwar die Farbenblindheit erhalten blieb. Also kann Einmischung nie falsch sein, wenn das Bild dadurch seine richtigen Farben erhält.

Glücklicherweise pries ich kein Rezept für Giftmischer an, gegen die Flut der Haftungsklagen wüsste ich mich dann sonst nicht mehr zu wehren. :D

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Zitat:
wo hat denn der Angeklagte das Leckeis bestellt, hast du da was zu schreiben vergessen, was in deinem Kopf parat lag?

Ich hoff "doch nicht!", aber ich schau ma' eben nach.
...
Da bin ich wieder. Is' doch nich' verjessen:

Zitat:
Er [der Kunde]spürt das innige Verlangen nun geradezu schmerzhaft, dass er bestellt, erhält und zahlt, ohne zu feilschen.


Ich nochmal, weil ich da wohl völlig in die Irre gelaufen bin. Der Anfang beginnt:
„Was kann ich für dich tun?“, fragt freundlich der Dealer.
Da dachte ich natürlich an Drogen und nicht an Eisdieler ... :D

So kanns gehen ...

Ich hinterlasse Grüsse aus Sonnenland und bin schon wieder weg,
Gisanne

 
Zuletzt bearbeitet:

Da dachte ich natürlich an Drogen und nicht an Eisdieler ...
was auch so angedacht ist ...

Hallöle,

da bin ich doch noch vor Wembley ins Internetcafé gekommen. Wie zugesagt,

liebe Gisanne,

gibt's nun konkrete und nicht nur erinnerte Auskunft zur

Schuld-[Frage]
aus # 3:

Hier das Ergebnis zur Spurensuche nach der SCHULD, da isset im niederländischen mit der (immer klein geschriebnen) schuld einfacher zu handhaben (schön, dass ich keinem Genever abgeneigt bin):
Nach’m etymologischen Duden (Bd. 7) gilt Schuld „als altgerm. Substantivbildung zu dem unter  sollen [Anm. von mir: !, was wir aber nicht weiter verfolgen werden, es genüge der Hinweis auf ahd. sculan = nhd. sollen] behandelten Verb“ (S. 741) gelten:

ahd. sculd(a), mhd. schulde/schult, was zunächst die Verpflichtung zu einer Leistung bedeutet und einen schon mal in Schulden geraten lässt. Mit dem obsiegen des Monoteismus (kann ich mir nicht verkneifen) gerät’s in die „Verpflichtung zur Buße“, woraus schon in ahd. Zeit (9. / 10. Jh.) der Bedeutungsstrang „Vergehen, Übeltat, Sünde“ erwächst und somit vom religiösen ins Rechtsleben eintritt und parallel dazu im algemeineren Sinne zu „Ursache, Grund [für Unangenehmes oder Schädliches]“ verblasst.
Und – ich komm aus’m wundern nich’ mer raus – Duden Bd. 7 bestätigt meinen gestrigen Gedanken: „In >Schuld haben, schuld sein< wird das dt. Substantiv seit dem 17. Jh. als Adjektiv in aussagender Stellung gebraucht.“ (ebd.)

Ich erlaub mir zum Abschluss den schönen Gedanken, dass die Sprache als Ausdruck menschl. Bewusstseins die je umgebende Hierarchie widerspiegelt im sein und haben:

nur etwas sein
schreib nach der Regel klein,
der Besitz gilt als famos,
ihn haben schreibt man daher groß,​

schließlich definiert sich der Bürger über Besitz und Eigentum.

Und,

lieber Anakreon,

die eiserne Hand macht sich auch janz jut zur unsichtbaren Hand ...

Nun aber ab nach Wembley!

Gruß

Friedel

 

Friedel, du hast
die Drogenszene
das Schlechte und Schöne
in Worte gefasst

Nur leider verblasst
wobei ich mich gräme
der Inhalt, oh schäme
dich (oder bleibe gefasst)

Dein Spiel mit der Form
zu des Inhalts Lasten
ist fast schon die Norm

Doch Autoren, die Worte zu lange betasten
Geh'n nicht mit Wünschen der Leser konform
Die eilends zu andern Geschichten hasten


Lieber Friedel,

die obenstehenden wunderschönen Verse geben meine Schwierigkeiten wieder, mich inhaltlich auf deine Geschichten einzulassen. Diese enthält recht hübsche Beschreibungen, etwa die feinen Pinkel am Pissoir und die erlesene Geometrie ihres Tuns dort. Allerdings habe ich nicht verstanden, aus welchem Grund der Protagonist hier verurteilt wird und wieso sich diese Gerichtsverhandlung so plötzlich zerstreut. Dabei beschlich mich hinterrücks der Gedanke, es könnte sich um ein bloßes Spiel mit der Form und nicht etwa um eine gesellschaftlich relevante Geschichte handeln.

Freundliche Grüße,

Berg

 

...
der Inhalt, oh schäme
dich (oder bleibe gefasst)
Ja, dat is' ja ma'n wunderschöner / -samer Nebeneffekt, 'nen Berg zu(m) Reimen zu bringen, aber trotz Deiner lieben Not,

lieber Berg,

werd ich nicht die Umgehungsstraße der mainstreamigen Umgangssprache betreten, um Sprache zu umgehen. Fragte ich mich am 27. 5. noch

doch halt!, was hab ich falsch gemacht: die Beiträge klingen durchweg positiv ...,
so weiß ich nun, doch alles richtig gemacht!

Eine kleine Hilfestellung sei dennoch zum Besten gegeben (obwohl ich mich Gebrauchsanweisungen und Lebensberatung verweiger) die Verlockungen der modernen Szene (Traffic / Ficken / Dealer - die zwar bedrohlich sind, nicht aber übermächtig) werden mit modernem Justizgebaren (der Wetterfrosch ist noch lang nicht durch!, der Kahn liefert das Zeug für Verschwörungstheorien, jeder kleine Erzieher, den man loswerden will, hefte man ein Gerücht an, was ja schon Gericht ausgesprochen wird) verquickt und stehen, wie schon mancher hier richtig bemerkte, in guter alter deutschsprachiger Tradition. Zudem mach ich mich bei allem Ernst lustig, den Dealer als den Eisdieler zu missbrauchen und den als Sinnbild des ordentlichen Kaufmanns.

So, genug der Selbstentblößung.

Ich dank Dir fürs Lesen & Reimen (Ansteckungsgefahr?),

Gruß

Friedel

 

Lieber Friedrichard,

das ist wahrlich eine klangliche Delikatesse, die du uns da anbietest. Ein großes Lesevergnügen ist die Folge - die lustige Inszenierung des Entleerens inklusive. Und auch wenn natürlich ein Hauch von "Prozess" mitschwingt, distanzierst du dich von der doch nüchternen Stimme Kafkas. Mir hat die Geschichte gefallen.

Hier ein paar Anmerkungen:

Routiniert, kurz und bündig wie ein Werbespot setzt der Anbieter die herausragende Qualität der Ware dagegen, die sich in*[...]
Muss das nicht in Kommas oder Gedankenstriche gesperrt werden?

Er spürt das innige Verlangen nun geradezu schmerzhaft, dass er bestellt, erhält und zahlt, ohne zu feilschen. Wie der Abnehmer nun gern zur Sache käme,*[...]
Klanglich feilst du so sehr an deinen Texten, aber das einfache "nun", das du wiederholst, scheint das nicht zu tun.

so weit als nötig und doch hinreichend nah
Das kling fantastisch und zugleich unendlich komisch.

Aus schmalen Schlitzen des feinen Zwirns ergießen sich unterhalb der Gürtellinien unterschiedlichste Bögen Wassers in diversen Gelbtönen in die Becken, allesamt von formschöner Geometrie und darum zeitlos elegant.
Ich meine, wenn du das "des" streichst, hört sich das ganze noch schöner an als es sich ohnehin schon tut. Außerdem wiederholst du das Wort "Becken". Das kommt schon im Satz zuvor. Da gibt es doch bestimmt schöne Synonyme, die dem restlichen Satz gerecht werden. (z.B. Keramiktümpel oder so was in der Richtung)

[...] doch im symphonischen Konzert der Wasserspülungen, natürlicher und widernatürlicher Geräusche und Gerüche [...]
Brauchts da das Komma?

Was bleibt, ist peinliche Ahnungslosigkeit. Ein Deal - der platzt? - und ein Klobesuch, der in fast philosophischer Schuldfrage endet - dann kommt das Eis und die Stille. Ich habe die anderen Kommentare lediglich angelesen, weiß aber nicht, ob ich mich jetzt vollends blamiert habe.

Ich hoffe nicht und sage noch einmal: Das ist eine sehr schön formulierte Geschichte, vielleicht inhaltlich manchmal einen Tick zu schnell. Kann aber auch an meinem Hirn liegen.

Beste Grüße
markus.

PS: "Zweimal darf man abschütteln - beim dritten Mal ist es Selbstbefriedigung." - blöder Spruch von uns Jugendlichen, dennoch "geistreicher" als manch anderer.

 

das ist wahrlich eine klangliche Delikatesse, die du uns da anbietest. Ein großes Lesevergnügen ist die Folge - die lustige Inszenierung des Entleerens inklusive,
was mich sehr freut,

lieber Markus.

Zitat:
Routiniert, kurz und bündig wie ein Werbespot setzt der Anbieter die herausragende Qualität der Ware dagegen, die sich in*[...]
Muss das nicht in Kommas oder Gedankenstriche gesperrt werden?

Es gibt verschiedene formale Möglichkeiten zur Aufzählung, eine der einfacheren hab ich gewählt.
Zitat:
Er spürt das innige Verlangen nun geradezu schmerzhaft, dass er bestellt, erhält und zahlt, ohne zu feilschen. Wie der Abnehmer nun gern zur Sache käme,*[...]
Klanglich feilst du so sehr an deinen Texten, aber das einfache "nun", das du wiederholst, scheint das nicht zu tun.
Jetzt, wo Du's sagst, fällt's mir auf. Ich schau, dass ich das eine und / oder andere beurlaube.

Zitat:
so weit als nötig und doch hinreichend nah
Das kling fantastisch und zugleich unendlich komisch.
und ist doch nur ein Wortspiel der Gegensätze weit - nah / nötig - hinreichend

Zitat:
Aus schmalen Schlitzen des feinen Zwirns ergießen sich unterhalb der Gürtellinien unterschiedlichste Bögen Wassers in diversen Gelbtönen in die Becken, allesamt von formschöner Geometrie und darum zeitlos elegant.
Ich meine, wenn du das "des" streichst, hört sich das ganze noch schöner an als es sich ohnehin schon tut. Außerdem wiederholst du das Wort "Becken". Das kommt schon im Satz zuvor. Da gibt es doch bestimmt schöne Synonyme, die dem restlichen Satz gerecht werden. (z.B. Keramiktümpel oder so was in der Richtung)
Der Artikel muss leider bleiben, Markus, denn die Schlitze sind eben nicht aus feinem Zwirn, sondern einfach trivial ausgedrückt: Löcher im Zwirn. Über die Becken werd ich mit Jeff Beck nachdenken ...

Zitat:
[...] doch im symphonischen Konzert der Wasserspülungen, natürlicher und widernatürlicher Geräusche und Gerüche [...]
Brauchts da das Komma?
Jo. Das Komma trennt die Aufzählungen, das nachfolgende und beendet die Aufzählung und ersetzt gleichzeitig ein Komma.

Was bleibt, ist peinliche Ahnungslosigkeit.
Das grenzt m. E. an Identifizierung mit dem Prot ... womit Du Dich sicherlich nicht blamiert hast.

Und weil Du die Nähe zu Kafka ansprichst

Und auch wenn natürlich ein Hauch von "Prozess" mitschwingt,
will ich auch noch einmal auf Bergs Beitrag zurückgekommen.

…, es könnte sich um ein bloßes Spiel mit der Form und nicht etwa um eine gesellschaftlich relevante Geschichte handeln,
beschlich Dich,

lieber Berg,

ein Gedanke, der die Struktur der Denunziation trägt, wie IMs sie formuliert haben könnten und darum wie für die Geschichte geschaffen erscheint, bei der jedermann auf einmal den Konjunktiv mit seinen vagen Formulierungen missbrauchen lässt.

Wäre Dir der Prokurist einer Bank konkreter, würde er statt Kunde / Abnehmer / kleiner Mann Josef K. genannt? Du merkst, Dein Gedicht erweichet mein Gemüt, dass ich als gewesener Turner einige Hilfestellungen zu Deutungen geben mag (und „eigentlich“ schon mittendrin steck.
Genannt wurde schon von andern Kommentatoren der Vater des Josef K., Kafka.
Der nimmt nun einen Dom. Der Dom ist ein heiliger Ort, da zum einen Bischofssitz (was die definition des Domes ausmacht) und zum andern Gottes Haus.
Nun, einhundert Jahre später
(der Prozess ist 1914 geschrieben, wenn auch zunächst für die Schublade und hernach – mit dem Tode Ks - für den shredder - was der Nachlassverwalter und Freund Max Brod ignmorierte)
handelt die Geschichte an der Oberfläche – Diele / Parterre –
wie in der Unterwelt, dem Keller / Souterrain–
und die Justiz ist nicht mehr heilig, sondern näher an der Kloake, als die feinen Pinkel glauben, obwohl für den gläubigen Christen die Erbsünde geblieben ist.

So, jetzt häng Dich ans Reck und versuch den Salto zum Abgang …Immerhin bistu ein Berg und kein Loch!

Gruß & Dank fürs Lesen & Kommentieren vom

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Guten Abend Friedel,

den Text einfach so mal wieder ins Kafkaeske schieben! Da steht man und streicht über den nichtvorhandenen Bart und denkt WTF OMG! So, reicht jetzt mit Ausrufezeichen für heute. (Eins noch)

Den ersten Absatz mit dem Dieler will ich egozentrischer Leser als Kommentar zu einer Szene aus Leerstellen verstehen. Wenigstens finde ich da so einige Elemente übertragen, die in verdächtiger Nähe stehen. Bin aber nicht sicher, was der bedeuten will. Am ehesten scheint es mir ein Generalangriff mittels durchs Eis-ziehen auf die Substanzfixierung sein, den Titel verstehe ich ganz ähnlich in Hinsicht aufs Fickn. Das hängt dann aber bisschen in der Luft. Für den Austausch von Körperflüssigkeiten fehlt ja ein weibliches Gegenüber. Am Rande frage ich mich, warum Traffic das Triumvirat vollenden soll.

Erinnert mich gerade an Pynchon der Stil, auch die Szene im Pissoirre. Unter anderem wegen seiner umfangreichen Fäkalien-Meditationen wollt man ihm damals den Pulitzer-Scheiß für Enden der Parabel nicht zuerkennen.
(Pissoiree. Ein feines Wort.) Das haben die prüden Zeiten provoziert, dass da mal jemand exzessiv drüber schreibt. Mittlerweile dürfte das niemanden mehr entsetzen. Ich finds aber witzig, wenns gut gemacht ist. Also hier witzig. Obwohl das auch zu anderen Gedanken führen kann, fast ernstlicher Natur, dazu kurz am Schluss. Pynchon nochmal. Hier ist ähnlich widerständige Sprache, manchmal denk ich, da schreibt jemand gegen seine Leser. Aber warum nicht, für die Leser schreiben ja genug.
Gefallen hat mir sehr, dass die Talare in den Becken hocken. Ich fürchte jedoch, dass ich die Geschichte nicht in all ihren Facetten richtig verstanden habe. Hm!

und jeder hält stolz seinen Pimmel hoch.

:lol: Diese Penis-fixierten Texte heute. Muss unbedingt mal Freud lesen, dass ich da mitmischen kann.
Auf jeden Fall vertrüge das feuchte Milieu weitere literarische Erforschung. Man denke nur an die doppeldeutigen Geschäfte, die auf dem Donnerbalken gemacht wurden. An die frühen Graffiti auf pompejischen Lokussen. Die uralte Symbolik: Pissende Männer auf Bergkuppen und Fenstersimsen, die ihre gelben Bögen zu einem werden lassen und damit lebenslange Freundschaft besiegeln, Frauen verscherbeln oder Königreiche verschenken.

Ja, das waren meine zwei Groschen. Die sind jetzt weg, also kein Eis mehr heute.

Tschüß,
Kubus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Kubus,

schön, dass Du Dich getraut hast. Ja, Bart (Marx wär nix dagegen, und die Matte) hab ich vor 'ner Woche auch verkauft (- alles geht im Tausch zugrunde!, kommt aber schon wieder), kratzt aber derzeit etwas stärker als die Matratze im Gesicht).

Ja, das wird für mich zum Problem - Kleist - Kafka (dass da noch Büchner zwischenzuschieben wäre und vielleicht hundert weitre geistige Väter sei nur am Rande erwähnt), aber Kafka fällt wohl am meisten auf. Wie gesagt, ein Bericht in einer Zeit irgendwann in denn letzten Wochen (Monaten?) über ein Verfahren wg. Werksspionage für den Chinesen gab einen ersten Anstoß. Ansonsten:

das Spiel mit Worten und Klängen und ihrer Missdeutung macht ungemein Spaß. Der Text war nach einer halben Stunde fertig, als ich erst mal begonnen und mich wie einen Schwamm auspresst hab.

Trafficking bedeutet "eigentlich" Menschenhandel, wenn auch seine einzelnen Teile Verkehr i. S. der geschlechtlichen Form vorgaukeln. Aber nix davon im Text, was Du auch richtig erkannt hast.

Pynchon ist mir kein Begriff (oder anders: hab ich - zumindest nach 'nem Umzug - nicht parat). Dass einen Scheiße & anderes nicht mehr entsetze, ist bei einem Überangebot wenig verwunderlich. Werd bei P. mal reinschaun, wenn der olle Goethe abgehakt ist und mein Interesse am Orient erlahmt ...

Ich fürchte jedoch, dass ich die Geschichte nicht in all ihren Facetten richtig verstanden habe.
Da hülfe vielleicht tatsächlich 'n bissken Freud, der ja auch über Kunst & Literatur geschrieben hat. Ich denk, wenn man alles verstünde, rettete einen nur noch der Strick oder eine angenehmere Methode.

Ich dank Dir, mich noch vor Pfingsten besucht zu haben, und wünsch Dir schöne Tage

Friedel

 

Hat mir nicht gefallen. Zu verkrampft. Da muss mehr Pfiff rein!

 

Hat mir nicht gefallen. Zu verkrampft. Da muss mehr Pfiff rein!

Hoffentlich ein Lachkrampf,

lieber Norther,

und der Pfiff gilt bestenfalls dem Hund -

Schön bündige Kritik. Es muss einem "eigentlich" gar nix gefallen. Warum auch?

Gruß & Dank fürs Lesen

Friedel

 

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