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Träume verkaufen

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16.02.2012
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Träume verkaufen

Träume verkaufen, zweiter Versuch

Auf den Bestsellerlisten waren die Titel von Anne Schuhmacher nie erschienen, was erfahrene Buchhändler wie August Rauschenbach immer wieder wunderte. Regelmäßig fragten die unterschiedlichsten Leser bei ihm nach, ob es wieder was Neues von „Sie wissen schon, der Frau Schuhmacher“ gäbe.

So viele unterschiedliche Menschen mochten diese besonderen, unbeschreiblichen Geschichten und nahmen tatsächlich abends eins dieser Bücher in die Hand, statt fernzusehen oder sich über die Börse zu informieren. Das wurde August immer wieder deutlich.
Mal war es eine Hausfrau und Mutter, die Schuhmachers neuesten Band erotischer Geschichten zuunterst auf seinen Ladentisch legte, neben dem Kochbuch oder Erziehungsratgeber. Dann wieder fragten erfolgreiche Geschäftsmänner nach etwas „zur Enspannung, Sie verstehen? Die Sachen von der Anne Schuhmacher sind echt heiß.“

Pärchen, die nach Urlaubslektüre suchten, einigten sich neben dem Krimi für ihn und den Geschichtsroman für sie auf den Kauf eines Schuhmacher Buchs für gemeinsame Lesefreuden. Professoren erwägten eine Sammelbestellung eines ihrer Bücher für ein geplantes Seminar, wegen der Anspielungen auf die Weltliteratur oder den geschickten Einsatz von Metaphern, sich wohl bewusst, welche verschämten Lacher sie bei den möglichen Interpretationen auslösen könnten.

Anne Schuhmacher kam ohne pornografische Worte aus, und doch wirkten ihre Geschichten erotisierend, anregend, fantasievoll und lustmachend. Oft hatte August sich beim Lesen einer ihrer raffinierten Erzählungen vorgestellt, wie leidenschaftlich Paare übereinander herfallen würden, hätten sie diese Abendlektüre miteinander geteilt.

Und doch blieb die Schriftstellerin selber unbekannt. Kein Mensch hatte je ihr Gesicht gesehen, keiner hatte das Pseudonym lüften können, nie gab sie Interviews oder äußerte sich, nicht mal anonym, auf all die ihr entgegengebrachte Bewunderung.

August hatte seine eigenen Theorien über die große Unbekannte. Viele Leser glaubten, sie müsste die erotischste, sinnlichste, verführerischste Frau der Welt sein. Wenn man ihre Geschichten las, dachte man, der Autorin musste Sex aus jeder Pore triefen, wer solche Fantasien beschreiben und auslösen konnte mit Andeutungen, einfachen und doch poetischen Worten, der musste Sex lieben.

Er wusste, dass die Autorin nicht mit ihren Protagonistinnen verwechselt werden sollte, aber anders als bei den meisten anderen Büchern war er hier neugierig auf die Frau hinter den Geschichten, und wünschte sich, irgendwann einmal eine Frau kennenzulernen, die so dachte, die so offen sein könnte, so fantasievoll. Ihre Geschichten erhöhten die Faszination weiblicher Sexualität, indem sie sie greifbarer für ihn machten. Sie gaben ihm einen Einblick darin, wie eine Frau Erotik verstehen konnte, so anders als er es jemals als Mann würde sehen können. Die Lektüre hinterließ bei ihm das Gefühl, Frauen und ihre Weiblichkeit besser zu verstehen.

Und dann geschah eines Tages etwas, das ein neues Licht auf die große Unbekannte zu werfen schien. Doch August blieb bei seiner ihm liebgewonnen Ansicht, auch, nachdem diese absurde, kurze Begegnung stattgefunden hatte, die ihn erst ziemlich nachdenklich machte.

Es war an einem ruhigen Dienstagmorgen ohne besondere Vorkomnisse gewesen, gegen Ende des Monats, als er ganz in Ruhe mit der monatlichen Inventur vor den Besuchen der Verlagsvertreter beschäftigt war. Ein Kunde betrat den Laden, während er im Nebenraum die Kalenderbestände kontrollierte und mit den Verkaufszahlen des Vorjahrs verglich.

Als das Glöckchengebimmel aus dem Verkaufsraum ertönte, rief August: „Komme gleich!“, und staubte seine Hose ab, die vom Kriechen zwischen den Regalen weiße Knie bekommen hatte. Dann ging er nach vorn und sah eine Frau am Auslagetisch mit den Neuzugängen stehen. Sie strich mit der Hand über zwei, drei Buchtitel, nahm hier und da ein Taschenbuch in die Hand, blätterte kurz, schien mit geringem Interesse ein paar Sätze zu lesen, um es dann wieder vorsichtig, gerade hinzulegen.

Er sagte höflich „Guten Morgen“, und beobachtete sie. Meist hielt er sich erst zurück, um einen Eindruck zu bekommen, ob dies ein ernstzunehmender Kunde, ein Buchliebhaber oder nur jemand war, der sich Inspiration holte, um sich dann in der nahen Bibliothek etwas auszuleihen. August erkannte inzwischen ganz gut an der Körperhaltung, ob es sich um einen Leser handelte, oder um jemanden, der ein Geschenk suchte und sich fast unwillig zwischen den Bücherstapeln bewegte. Ob es jemand mit einer Vorliebe für illustrierte Deko-Folianten oder auf der Suche nach dem schnellen Krimi für zwischendurch war.

Dieser Frau sah August an, dass sie an den Umgang mit Büchern gewohnt war. Zielsicher griff sie einen bestimmten, sie ansprechenden Titel aus dem Regal, zu dem sie getreten war, ohne seine Anwesenheit auch nur mit einem Kopfnicken zu quittieren. Sie las rasch die Beschreibung hinten, blätterte zu den ersten Seiten und las kurz hier und manchmal auch in der Mitte ein paar Sätze, bevor sie das Buch wieder gewissenhaft an seine richtige Stelle zurückstellte. August grinste, er mochte es, wenn Leute Respekt vor der hier nötigen Ordnung hatten.

Sie war ungefähr in seinem Alter, Mitte Vierzig, vielleicht jünger, aber wegen ihrer unvorteilhaften, unmodischen Aufmachung war das schwer einzuschätzen. Die Haare waren streng zum Zopf zurückgenommen, sie trug kein Make-Up und eine zu große, silberumrandete Brille auf der Nase. Ein unförmiger, beiger Mantel hing offen über einer hellen Bluse und einer schwarzen Bundfaltenhose. Sie war eindeutig jemand, den sein Aufzug nicht im Geringsten interessierte und der wahrscheinlich nicht gerade betucht war. Ein großes Geschäft konnte August sich wohl nicht erhoffen, dachte er, aber nicht mal er könnte sagen, ob sie ihr Geld nicht vielleicht lieber in Bücher als in Kleidung investierte.

August war sicher, sie noch nie hier gesehen zu haben. Er räusperte sich und fragte in seiner Verkäuferstimme, ob er helfen könnte, aber sie sah ihn nur kurz an, und schüttelte den Kopf mit einem sanften Lächeln. Sympathisch war sie ja, und nicht so hässlich wie auf den ersten Blick, dachte er nach eingehenderer Betrachtung, aber keinesfalls sein Typ. Er besah er sich seine Listen weiter am Schreibtisch neben der Kasse, um sie ihm Auge zu behalten. Die Glocke läutete und zwei Jugendliche kamen rein, die einen Atlas verlangten, den billigsten nahmen und in knapp drei Minuten wieder verschwunden waren.

Danach bleib es ruhig und träumte August ein wenig von seiner Lieblings Schuhmacher-Szene, die in einem Buchladen spielte. Darin stieg die Buchhändlerin auf eine Leiter und konnte man ihre unauffällige Unterwäsche unterm Rock erkennen, während der Kunde sich vorstellte, sie auszuziehen, sie auf einem Stapel Bücher zu drapieren und zu streicheln, während sie ihm vorlas.

August hatte die Frau fast vergessen, als sie plötzlich vor der Kasse stand und drei Bücher auf den Tisch legte. Zwei englischsprachige Titel, einer über die Brontes, der andere von einem aufgehenden Stern am amerikanischen Literaturhimmel, der in Deutschland noch gar nicht bekannt war, und ein wissenschaftliches Werk über Semantik. Ernsthafte Leserin, beeindruckend, dachte er. Er lächelte sie an, aber sie sah ihm nicht ins Gesicht.

Er rechnete ab, sie kramte in ihrer ausgebeulten Ledertasche nach ihrem Geldbeutel und zahlte bar. Dann fragte sie ihn mit dem gleichen, schüchternen Lächeln wie vorhin, das sie um Jahre jünger aussehen ließ: „Führen Sie eigentlich Bücher von Anne Schuhmacher? Ich habe unter S keine gefunden.“

August musste grinsen. Das Publikum dieser Bücher war wirklich so unterschiedlich, wie man immer wieder behauptete. „Aber ja. Natürlich. Aber nicht bei Romanen, dafür hab ich hier eine extra Abteilung, wenn Sie hier schauen möchten.“

Er kam hinter der Theke hervor und zeigte ihr das eigens für seine Lieblingsbücher eingerichtete Eckchen mit allen Schuhmacher-Werken und ein paar herausragenden Nachahmern in erotischer Literatur neben den Klassikern wie Nin, Miller, Nabokov, Lawrence oder Roquelaure, aber auch De Sade, Wilde, diversen Anthologien und dem üblichen Kinsey-Report und Ähnlichem. Für jeden Geschmack war etwas dabei und August war stolz auf den Ruf seines Ladens auf diesem Gebiet. Die Frau schien beeindruckt und lächelte breiter.

„Das ist aber eine erstaunlich gut sortierte Abteilung. Finden Sie tatsächlich, dass Schuhmachers Geschichten zu den Klassikern des Genres gehören?“
„Aber unbedingt. Ich bin selbst ein großer Fan und kann es kaum abwarten, dass endlich was Neues von ihr erscheint.“
„Ach ja, lange wird es nicht mehr dauern. Der nächste Band wird wohl Anfang des neuen Jahres erscheinen.“

August starrte sie ungläubig an.
„Sind sie vom Fach? Der Verlag hat bis jetzt noch keinen Erscheinungstermin nennen können.“
Die Frau schien sich auf die Lippen beißen zu wollen und errötete.

„Oh ja? Seltsam, da muss ich das wohl falsch verstanden haben. Ich warte ja selbst darauf, ich habe ihre Bücher alle schon mehrmals gelesen.“
Sie sah sich die Bände vor ihr an und schien die Konversation beenden zu wollen, doch er war stutzig geworden.
„Warum fragten Sie dann nach ihnen, wenn Sie bereits alle kennen?“

„Oh“, stammelte sie, „ich dachte, vielleicht eins verschenken zu können? Und ich war einfach interessiert, ob Sie sie haben und wie sie sich verkaufen …“
„Sie wollen wissen, wie sich die Schuhmacher-Bücher verkaufen? Warum?“
„Nun, ich meinte, … ach, vergessen Sie´s. Welches ist denn Ihr Lieblingsbuch?“
„`Die unendliche Nacht`, würde ich sagen. Das nehm ich mir immer wieder vor, es bleibt spannend.“
„Spannend? Wie komisch, dass Sie das gerade so nennen.“
Sie kicherte leicht in sich hinein.
„Das klingt ja, als ob sie es wie einen Krimi lesen würden, so ist es doch sicher nicht gedacht.“

„Es gibt kein eindeutiges Ende bei den meisten Geschichten. Da kommt man ins Grübeln und es reizt einen immer wieder aufs Neue, es zu interpretieren. Mit der Meinung steh ich auch ganz bestimmt nicht allein da. Warum sollte sich die Autorin das nicht so gedacht haben? Die Spannung ist bei ihr ein wesentliches Element, genau wie bei einem Krimi, sie benutzt Elemente aus allen möglichen Genres und versteht es doch, es auf erotischem Gebiet interessant zu machen, finden Sie nicht?“

Es könnte interessant werden, zu erfahren, was diese Frau davon hielt. Er hatte schon oft mit Gleichgesinnten über diese Bücher gesprochen und sich darüber gewundert, wie vielfältig die Lesergemeinde, wie verschieden es Leser ansprach, was die Schuhmacher schrieb. Aber nie hatte er das Gefühl gehabt, sein Gesprächspartner könnte mehr wissen als er, Hintergrundinfos haben oder etwas verstecken wollen.
Doch genau das dachte er in diesem Moment, von dieser einfachen, unauffälligen Frau. Was wusste sie, das er nicht wusste? Er war der Kenner der Schuhmacher-Werke, ein Experte in jeglicher Hinsicht.

Die Frau lächelte weiterhin sanft und schien zuerst nicht antworten zu wollen, während August sie erwartungsvoll ansah. Als er es schon kopfschüttelnd aufgeben wollte, bemerkte sie:
„Es ist schön, dass es Sie zum Nachdenken anregt. Aber man sollte nicht so viel Hineininterpretieren. Man liest ja die haarsträubendsten Analysen, was sie sich beim Schreiben gedacht haben soll. Vielleicht denkt sie dabei gar nicht, nicht an den Leser zumindest. Vielleicht fühlt sie nur und schreibt auf, was ihr gefällt. Vielleicht hat sie dabei gar nicht den Leser und was es mit ihm tut vor Augen, vielleicht schreibt sie eigentlich nur für sich und ist es reiner Zufall, dass andere es auch mögen. Vielleicht benutzt sie Elemente aus der Literatur unbewusst, setzt Techniken ein, wie jeder Autor, aber sind die Inhalte nicht mehr als ein Traum …“

Sie schien wieder leicht zu erröten und er wollte gerade dazu ansetzen, auf diese Theorie mit eindeutigen Gegenargumenten zu antworten, als sie ihren Mantel zuzog, ihre Tasche unter den Arm klemmte und sich zum Gehen wendete. Sie nickte ihm mit einem „Vielen Dank nochmal. Auf Wiedersehen!“ zu und verschwand eilig zum Ausgang. Zu eilig, als hätte sie das Gefühl, zu viel gesagt zu haben.

August behielt dieses mulmige Gefühl, es könnte mehr hinter der Geschichte stecken, noch eine ganze Weile. Als er abends im Bett „Die unendliche Nacht und andere kurze Geschichten“ zur Hand nahm und zum tausendsten Mal das geheimnisvolle Vorwort der Autorin las, dachte er ein einziges Mal kurz an die unwahrscheinliche, unaussprechliche Möglichkeit, die ihm in den Kopf gekommen war.

Aber er verdrängte es schnell, schüttelte den Kopf und sagte sich, dass das einfach nicht wahr sein konnte und er nur einem Fan begegnet sei. Sonst könnte er nie wieder so bei der Lektüre träumen, wie er es wollte. Sie behielt Recht, es war nur Zufall, dass da jemand für ihn anregend schrieb. Die Art, wie diese Worte zu ihm sprachen, dass die Autorin auf seiner Wellenlänge schien, musste noch lang nicht heißen, dass die Menschen dahinter sich zueinander angezogen fühlen könnten.

Das Vorwort bestand aus zwei Sätzen: `Wir alle wünschen uns und fürchten uns gleichzeitig davor, dass unsere Träume Wahrheit werden. Ich versuche hier zu beschreiben, was man fühlt, wenn man träumt, nicht den Traum selbst, damit er nicht zerplatzt und ewig währt.“

 
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Hallo Dea Louise,

wohl gibt es sie wirklich, die schriftliche Seelenverwandtschaft. Mit der Geschichte jedenfalls hast du mich irgendwie geschafft zu berühren. Wie die Frau Schuhmacher in der Geschichte selbst. Sie ist voller Feinheiten, unaufdringlich, zart, langsam, genau beobachtend...
Sie tut gut.

Alles gefällt mir. Der Aufbau, die einzelnen Abschnitte und vorallem die Feinheit, die mir selbst leider nicht so liegt.

Hier passen keine zerschneidende Interpretation und Kritik. Hier ist es ein insgesamt zartes, schönes, harmonisches Gefühl, dass die Geschichte als Ganzes bei mir zurücklässt.

Sie ist ja frisch eingestellt und an manchen Stellen haben sich Fehler eingeschlichen, die du sicher selbst findest beim nochmaligen drüberlesen.

Danke, eine schöne Geschichte.
Ich werde mich nach weiteren von dir umsehen
Gruß
fh

 

Hach, ist das schön! Vielen lieben Dank, flatterhirn, das tut mir auch gut!

Aber sagt mir ruhig die Fehler, nein, ich sehe sie auch beim zehnten Lesen nicht, nicht mehr, sagt mir bitte schnell, wo denn?? damit ich sie verbessern kann!

Interpretation und Kritik sind genauso hilfreich wie zu hören, dass es gefällt, ich fürchte mich nicht davor. Aber muss schon sagen
ich freu mich sehr über deinen Kommentar. So viel Lob! Und sag nochmal jemand, es solle nicht persönlich werden - das zieh ich mir jetzt aber ganz persönlich an!
Danke
Gruß
Dea

 
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Hallo nochmal Dea Louise

manchmal muss kurz allein der Eindruck stehen bleiben dürfen.
Jetzt geh ich deine Geschichte nochmal genauer durch.

und blieben die wahren Verkaufszahlen Betriebsgeheimnis.
und die wahren Verkaufszahlen blieben B.... klingt besser. Vielleicht ist dann Gehimnis allein besser. Blieben Betriebs ist ein bisschen blaukraut bleibt... ein Zungenbrecher eben. Irgendwie nicht schön. Auch wenns gagig ist, Betriebs lieber weg.

Denn selbst die Leute, die alle paar Monate in Augusts Buchladen kamen, die ersten 10 Titel der Spiegel- oder sonst gerade „In“-Zeitungs-Liste verlangten, um damit ihre dekorativen Regale zuhause zu füllen, fragten regelmäßig nach, ob es wieder was Neues von „Sie wissen schon, der Frau Schuhmacher“ gäbe.

da ist zuviel die drin für meinen Geschmack, das geht noch anders. Der Satz ist insgesamt zu lang, zuviel Nebensätze. Am Ende fragt man sich wie, wer, was? Vielleicht kannst du ihn in zwei Sätze splittern.

abends im Bett mal ein Buch, eins ihrer Bücher, in die Hand,

klar will da das ein IHRER bücher betont werden mit der wiederholung, aber das muss nicht doppelt sein. ein Buch kann weg denke ist, ist eher ein Stolperstein.

c Ein Hardcore-Fan, an die er diejenigen seiner Kunden verwies, die ihn nach „härterem Stoff“ fragten.

Er war selbst vor Jahren auf Anne Schuhmachers Bücher aufmerksam geworden durch einen Tipp seines besten Freundes, der erotische Literatur sammelte. Ein Hardcore-Fan, an die er diejenigen seiner Kunden verwies, die ihn nach „härterem Stoff“ fragten.

Das dürfen auch zwei Sätze sein. Geworden. Ein Tipp seines besten.....
Ob der Hardcore-Satz sein muss? Ich würde sagen raus damit. Überflüssig.

Sein Freund hatte sich auf die Texte spezialisiert, die unter 18 nicht zu kriegen waren, selbst ohne Illustrationen, und davon gab es tatsächlich ...

Da ist er ja nochmal der Freund, vielleicht reicht das schon.

Oft hatte August sich nach der Lektüre einer ihrer raffinierten Erzählungen vorgestellt, wie leidenschaftlich Paare übereinander herfallen würden, hätten sie diese als Abendlektüre miteinander geteilt.

Unterstrichenes kann raus. 2x Lektüre braucht es hier nicht. Wozu das als?

Kritiken vermochten in ihren Begeisterungsstürmen nicht den Zauber von Anne Schuhmachers Büchern zu erklären, ganze Talkshows waren dem Phänomen gewidmet, das ihre in inzwischen 12 Jahren erschienen vier Romane und sieben Bände mit Kurzgeschichten auf dem Markt darstellten.

erklären. Ganze Talkshows... ,dass ihre Werke auf dem Markt darstellten. In den letzten 12 Jahren sind vier Romane und........

Wieder sind mir die Sätze zu lang. Aus einem mach drei zum besseren Verständnis.


Soweit mal. Ich werde anderntags weiter drüberschauen.
Da siehst du, drum ist vielleicht auch ein kurzes, gutes Gefühl fürs Gesamtwerk ganz gut. Genauer drauf geschaut, geht immer ein Zerpflücken los. Muss auch sein. Aber die Beurteilung des Ganzen ist auch was Wert.
Da bleib ich nach wie vor dabei. Gut!
Genug geschleimt nun aber, jetzt nehm ich das Ding komplett außeinander.

Ich bin ein Neuling hier. Klar, ist das meine persönliche Verbesserung. Andere mögen das wieder anders sehen. Am Ende ist es bei dir, ist ja klar.

Ich komme wieder
bis dann
Gruß fh

 

Hallo Dea Louise,

was mir an der Geschichte gut gefällt, ist der Ton. Dieses Leise, ich mag das sehr.

Was mir weniger gefällt ist der Aufbau. Wir haben hier ungefähr gefühlte 2/3 Einleitung und 1/3 Hauptteil und Ende. Jedenfalls kommt mir das beim Lesen so vor. Ich weiß, Du möchtest am Anfang die Bedeutung der Frau und ihr Geheimnis herausarbeiten, aber mir kam das sehr gezogen vor. Ich denke, hier könnte man gut verdichten. Ich fang mal an, durch den Text zu gehen ...

Auf den Bestsellerlisten waren die Bücher von Anne Schuhmacher nie erschienen, was erfahrene Verlagsleute und Buchhändler wie August Rauschenbach immer wieder wunderte. Offensichtlich brauchten ihre Geschichten keine Werbung und blieben die wahren Verkaufszahlen Betriebsgeheimnis.
Denn selbst die Leute, die alle paar Monate in Augusts Buchladen kamen, die ersten 10 Titel der Spiegel- oder sonst gerade „In“-Zeitungs-Liste verlangten, um damit ihre dekorativen Regale zuhause zu füllen, fragten regelmäßig nach, ob es wieder was Neues von „Sie wissen schon, der Frau Schuhmacher“ gäbe.

Den Einstieg finde ich teils umständlich in der Satzgestaltung, aber auch inhaltlich muss man da schon sehr genau aufpassen. Zum Einstieg hätte ich es gern einfacher. Übersichtlicher.

Nie stand ein Titel von Anne Schuhmacher in den Bestsellerlisten. Und doch fragte die Kundschaft von August Rauschenbach oft, "Ob es denn was Neues gäbe, von Sie wissen schon, der Frau Rauschenbach."

Mehr Info braucht der Leser aus dem Absatz eigentlich nicht um der Geschichte folgen zu können und die zwei Sätze erfüllen auch den Zweck, neugierig zu machen, auf die geheimnisvolle Autorin.


Wo sie andernfalls höchstens die Klappentexte moderner Literatur lasen, mochten die meisten Leser seiner 25- bis 65-jährigen Kundschaft diese besonderen, unbeschreiblichen Geschichten und nahmen tatsächlich abends im Bett mal ein Buch, eins ihrer Bücher, in die Hand, statt fernzusehen oder sich über die Börse zu informieren.

Das passt nicht zu Deinem Erzähler, die Leserschaft über einen Kamm zu scheren und sie so abwertend zu behandeln. Ganz ehrlich, ich fand das störend. Eher andersrum. Wenn Rauschenbach ein paar Typen benennen würde, die die Bücher kaufen - so dass ich mir selbst ein Bild basteln kann, wie vielfältig die sind. Wenn z.B. von einem Mann um die vierzig die Rede ist, der Zimmermanns-Kluft in den Laden kam und beim bezahlen sagte: "Heute Abend bleibt der Fernseher aus." Studenten, Rentner, der Professor, die Mutter von vier Kindern. Kurz, nicht den Erzähler werten lassen, sondern den Leser selbst zur Erkenntnis führen.

Ja, auch in Zeiten der allgegenwärtigen Pornografie, in denen sich niemand mehr schämen musste, zu gewissen Neigungen zu stehen, waren bestimmte Stoffe, bestimmte Ausdrucksweisen, die je nach Geschmack den ein oder anderen stimulieren und erregen konnten, immer noch gefragt. Sein Freund hatte sich auf die Texte spezialisiert, die unter 18 nicht zu kriegen waren, selbst ohne Illustrationen, und davon gab es tatsächlich noch einige, selbst klassische Texte, deren direkte Wortwahl und tabulose Themen keinem Jugendlichen in die Hände fallen sollten. Und statt dies im Internet zu finden, bevorzugten immer noch nicht Wenige das eselsohrige, befleckte Buch, das man im Nachttisch verstecken oder mit falschem Umschlag in der Öffentlichkeit lesen konnte.

Der ganze Absatz könnte raus. Was hat die Buchhandlung des Freundes mit Deinem Thema zu tun?

Anne Schuhmacher kam ohne pornografische Worte aus, bei ihr fand man kein `Zepter`, das in `feuchte Grotten versenkt` wurde, keine `erbitterten Liebesduelle mit harten Schwertern` oder ‚ungestüme Lustschreie` auf komplizierten Geräten wie Schaukeln, oder was sich die sogenannten Erotikschreiber sonst so einfallen ließen.

Den brauche ich auch nicht. Ich finde den nächsten Absatz viel zarter - passender zu Frau Schuhmachers Schreibe.

Und doch wirkten ihre Geschichten erotisierend, anregend, fantasievoll und lustmachend. Oft hatte August sich nach der Lektüre einer ihrer raffinierten Erzählungen vorgestellt, wie leidenschaftlich Paare übereinander herfallen würden, hätten sie diese als Abendlektüre miteinander geteilt.

Das ist bildhafter, stärker. Das mochte ich. Wie er sich was vorstellt zu ihren Geschichten und im Umkehrschluss stelle ich mir ihre Werke vor. Und da bekomme ich automatisch einen erotischen Roman vor Augen, der mich anspricht, weil ich ihn mir ja auch selbst ersinne. Damit kriegst Du jeden Leser an die Angel ;).

Ich hoffe ich konnte Dir ein wenig zeigen, was bei mir funktioniert und was nicht. Überprüfe doch mal den ersten Teil darauf, was brauche ich wirklich für die Geschichte und wo greift der Erzähler wertend ins Geschehen ein. Da könntest Du gut den Rotstift ansetzen. Aber ist nur meine Meinung. Du darfst das natürlich ganz anders sehen.

Die Geschichte selbst gefällt mir gut. Und eigentlich habe ich ein wenig gehofft, hinter Anna Schuhmacher verbirgt sich ein Mann. Dann wäre die Frage am Ende, ist sie es oder nicht - noch stärker. Aber das nur als Überlegung.

Viel Spaß Dir weiterhin hier!
Beste Grüße Fliege

 

Hallo Dea,

grundsätzlich gefällt mir deine Geschichte, aber mir ist sie teilweise zu zäh, so wie Fliege es schon mit der langen Einleitung beschrieben hat, ihre Löschvorschläge kann ich nur unterstützen.

An manchen Stellen waren Übertreibungen unnötig, das nimmt der Geschichte an Gewicht. z.b.:

Die von ihr beschriebenen Szenarien waren so unterschiedlich, dass man daraus nicht festmachen konnte, was davon erlebt oder erfunden war, selbst in Universitätsseminaren analysierte man die Details, ohne Erklärungen oder auch nur Hinweise auf ihre Identität zu finden. Sie könnte eine verlebte Hure oder eine vernachlässigte Hausfrau sein, erfahren oder keusch, von perversen Fantasien gequält oder von übernatürlichen Eingebungen heimgesucht, es gab jede Menge Theorien. Millionärin war sie inzwischen sicher.

Warum sollte es wichtig sein, ob Szenarien erlebt oder erfunden sind? Das ist doch völlig irrelavant. Wieso sollten in Seminaren der Frage hinterhergegangen werden, welche Identität die Person hat? Der einzelne Leser wird sich wohl alles mögliche denken, das wäre dann auch nicht so auf dem Busch gehauen, aber transportiere das doch nicht auf die wissenschaftliche Ebene.

Du willst die Einzigartigkeit dieser Schriftstellerin herausarbeiten, dazu benötigt es aber nicht so vieler Anläufe.

Sie war ungefähr in seinem Alter, Mitte Vierzig, vielleicht jünger, aber wegen ihrer unvorteilhaften, unmodischen Kleidung war das schwer einzuschätzen. Nicht klein, nicht groß, Haare in einer Farbe zwischen mausgrau und hellbraun, streng zum Zopf zurückgenommen, kein Make-Up und eine zu große, silberumrandete Brille auf der zu starken Nase. Ein unförmiger, beiger Mantel hing offen über einer Bluse von unergründlicher, heller Farbe und einer schwarzen Bundfaltenhose. Die flachen, ausgetretenen Schuhe waren braun an den nicht verschlissenen Stellen und er bemerkte einen offenen Schnürsenkel.

Diese Stelle mag ich wegen der Übertreibung auch nicht besonders. Ich finde, dass die Person zu negativ beschrieben wird. So diese Schwarz/Weißmalerei. Also anstatt eine superattraktive blauäugige großbusige schlanke Blondine kreierst du das krasse Gegenteil. Bei der Beschreibung hat nur noch fettiges Haar und schlechter Atem gefehlt, wenn ich das auf die Spitze treiben darf.
Diese Personenbeschreibung würde ich etwas dezenter ins Licht setzen. Also die Person soll nicht anders angezogen sein, aber es sollten noch ein-zwei Elemente dabei sein, die "normal" sind oder sie trotz Unmoderne in einem symphatischen Licht zeigen.

Nun der Reihe nach:

Offensichtlich brauchten ihre Geschichten keine Werbung und blieben die wahren Verkaufszahlen ihrer Bücher Betriebsgeheimnis der Verlage.
... keine Werbung und so blieben die wahren

Im Übrigen: Wieso Verlage? Normalerweise verlegt ein Autor bei einem Verlag. Gerade in dieser speziellen Situation, wo er doch unerkannt bleiben will. Je mehr darüber wissen, desto eher dringt es an die Öffentlichkeit.


Wo sie andernfalls höchstens die Klappentexte moderner Literatur lasen, mochten die meisten Leser seiner 25- bis 65-jährigen Kundschaft diese besonderen, unbeschreiblichen Geschichten und nahmen tatsächlich abends im Bett mal eins dieser Bücher in die Hand, statt fernzusehen oder sich über die Börse zu informieren.
Du hast an einigen Stellen noch eine zu umgangssprachliche Ausdrucksweise.
Das mal wäre dann ein einmal oder ein manchmal, ersteres wäre inhaltlich nicht ganz schlüssig. Deswegen bitte auch manchmal benutzen.

Er war selbst vor Jahren durch einen Tipp seines besten Freundes, der erotische Literatur sammelte, auf Anne Schuhmachers Bücher aufmerksam geworden.
Einerseits ist die Anne überall bekannt und er als Buchhändler müsste dann ja vorneweg informiert sein - so ist dieser Tipp nicht ganz schlüssig und wenn es ganz am Anfang der Karriere der Autorin war, sollte das vermerkt sein.


Oft hatte August sich beim Lesen einer ihrer raffinierten Erzählungen vorgestellt, wie leidenschaftlich Paare übereinander herfallen würden, hätten sie diese Abendlektüre miteinander geteilt.

;) - man kann auch vormittags oder mittags lesen - gerade an Wochenenden :D

kam er doch selten genug in den Genuss einer Bettgenossin, mit deren Hilfe er die durch die Lektüre aufgestaute Lust befreien konnte.
Das ist sehr gestelzt im Vergleich zu:

die doch nie die sexy Gestik und Reaktionen zeigte, die er aus den Geschichten kannte und mochte.

sexy Gestik liest sich für mich komisch. Wenn, dann war die Gestik sexy, aber ich würde ehrlich gesagt ganz auf dieses Wort verzichten, denn das ist für mich nur passend, wenn ich etwas Visuelles vor mir habe. Ich kann sagen, dass jemand sexy auf mich wirkt, wenn ich ihn sehe. Beim geschriebenen Wort wäre das eher Erregung, Gier, Lust.
Kritiken vermochten in ihren Begeisterungsstürmen nicht den Zauber von Anne Schuhmachers Büchern zu erklären. Ganze Talkshows waren dem Phänomen gewidmet, das ihr Werk auf dem Markt darstellte.
Das finde ich auch übertrieben. Gerade auch, weil man soviel in Talkshows über Bücher spricht ;)

Oder `Schummi der Erotik`, hatte August mal gelesen.
Sorry, das ist für mich albern.

Er hatte Geld geboten, erpresst, eine Detektei auf sie angesetzt, aber alles ohne Erfolg, sie blieb eine große Unbekannte.

Ach, der erpresst mal so nebenbei? Ist das keinem aufgefallen, gab es da keine Konfrontation mit der Polizei?

Er wusste nicht, ob sie jemals seine schwärmerisch lobenden Briefe erhalten hatte, aber immer wieder musste er einfach seine Gedanken aufs Papier bringen, ihr mitteilen, was ihr neustes Buch mit ihm tat, welche Befriedigung es trotz aller unerfüllten Sehnsüchte in ihm erwirkte. Er träumte von ihr, stellte sie sich vor wie die Protagonistin seiner absoluten Lieblingsstory, die Wort für Wort seine geheimste Fantasie darstellte, auch wenn Anne Schuhmacher nie detaillierte Beschreibungen der Personagen gab.

Der Mann wäre ja ein Stalker, würde er wissen, wo sie wohnt ;). Im Ernst, überlege dir wirklich, was du den Buchhändler alles machen lässt.

Wer sich sowas ausdachte, dem musste Sex aus jeder Pore triefen, wer solche Fantasien beschreiben und auslösen konnte mit Andeutungen, Situationen, einfachen und doch poetischen Worten, der musste Sex lieben.
Hey, August ist Buchhändler und lebt schon wahrscheinlich jahrzehntelang mit Büchern und hat schon Tausende gelesen. Der weiß doch, dass Autoren - wie Schauspiele ja auch - überhaupt nicht das sein müssen, was sie darstellen oder schreiben.

Und dann geschah eines Tages etwas, das ein neues Licht auf die große Unbekannte zu werfen schien. Doch August blieb bei seiner ihm liebgewonnen Ansicht, auch, nachdem diese absurde, kurze Begegnung stattgefunden hatte, die ihn erst ziemlich nachdenklich machte..
Da ist noch ein Punkt zuviel am Ende

Es war an einem Dienstagmorgen gewesen, ein ruhiger Vormittag ohne besondere Vorkomnisse, gegen Ende des Monats, als er ganz in Ruhe mit der monatlichen Inventur vor den Besuchen der Verlagsvertreter beschäftigt war.
Dienstagmorgen, Vormittag, Ende des Monats, monatliche Inventur:
da hast du vier Informationen, die alle nicht wichtig sind. Bitte belasse es doch bei einer oder maximal zwei.

Dann fiel mir noch auf, dass du die Zahlen nicht ausschreibst. Je nach Zusammenhang fände ich das besser, sollten sie auch über die Zahl zwölf gehen (das ist eine Standardgrenze).

Liebe Grüße
bernadette

 

Danke Fliege, Danke Bernadette und nochmal Danke Flatterhirn,

ich arbeite dran. Eure Vorschläge geben mir zu denken, oft bin ich völlig einverstanden. Also demnächst eine überarbeitete Version hier!
Schön, so viel Feedback zu bekommen, ihr habt da wirklich Zeit und Gedanken investiert!
Gruß
Dea

 

O Mann... das war die Geschichte, die ich hatte schreiben wollen! :D Schön herausgearbeitet, wie die Kundin (ich glaube übrigens auch, dass es Frau Schumacher war;-)) sich selbst verrät und der Prot nicht glauben kann, dass sein literarisches Idol leibhaftig vor ihm steht! Minuspunkt ist natürlich die klischeehafte Figurenbeschreibung, wie ein Vorkommentator schon angemerkt hat; war ja auch ein Problem bei mir, gibt sich hoffentlich, wenn man sicherer wird beim Schreiben.

Auch ich empfand die Einleitung als zäh und auch nicht passend zum Rest irgendwie. Vielleicht hättest du mit Augusts Begeisterung für Frau Schumacher anfangen und daran dann einen (freilich knapperen) Exkurs über ihren Erfolg und das Geheimnis ihrer Identität anschließen, d.h. das Ganze besser einbinden müssen. Vor allem ist diese schilderung des Nimbus um Anne Schumacher - wie schon bemerkt - zu marktschreierisch, müsste auch noch etwas abgeschwächt werden.

Also, hat mir insgesamt gut gefallen, aber da ist noch Luft nach oben.

 

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