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Tränen

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09.09.2010
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Tränen

Tränen tropften auf das leblose Papier, das einst, als ein prächtiger Baum über der Erdoberfläche thronte. Sie weinte leise vor sich hin, unfähig ihr Leid in Worte zu fassen. Kein schmerzvoller Schrei konnte ihrer Kehle entweichen, keine Geste war adäquat genug, um das auszudrücken, was sie fühlte. Sie wollte etwas aufschreiben, aber als sie das weiße Blatt Papier sah, kamen die Erinnerungen wieder. Wie schön war die Zeit, als sie gemeinsam schrieben, ohne Pausen, nächtelang. Sie las ihm vor, was sie vollbracht hatte und sah erwartungsvoll in seine dunkelbraunen Augen, wartend auf die Meinung, die einzig wahre, die Lebenswichtige. Die Meinung, welche ihrem Leben einen Sinn gab.
Sie wagte es nie seine Beiträge zu kritisieren. Ihr kam es nicht in den Sinn sein Tun zu hinterfragen, denn es war perfekt, perfekt wie er. Nickend saß sie da und lauschte seinem Lesen, seiner sanften Stimme. Sie hörte keine Worte und Sätze, es war viel mehr eine warme Woge, die sie übergoss, als er ihr vorlas.
Und dann kamen die schlechten Zeiten. Er wurde immer aggressiver, trank immer mehr und kümmerte sich um nichts mehr. Schreiben konnte er auch nicht mehr, ihm viel nichts mehr ein, sagte er. Tagelang zog er durch Kneipen und anderen zwielichtige Etablissements, nahm alles und jeden zu sich, wovon er sich Besserung versprach. Er suche die Heilung von einem Virus, der ihn der Kreativität beraubte. Sie blieb allein zu Hause und machte weiter, wie gewohnt, hoffte, dass er alleine zur Besserung findet. Sie ließ ihn machen. Und er machte weiter bis zum Schluss. Ein Anruf der Polizei teilte ihr mit, dass es aus war, dass es ihn nicht mehr gab. Vor den Zug geschmissen, mitten in der Nacht, mit 3 pro mille. So endete sein Leben im Rausch, den er gewohnt war.
Und was blieb ihr?
Erinnerungen an eine vergangene Zeit, die für immer treu neben ihr schlafen würden.
Alleine bewältigte sie ihren Alltag. Sie ging zur Arbeit, kam zurück, und war wieder da, im Haus voller kalter Schätze. Seine Bilder hingen immer noch an der Wand, die Werke schwebten majestätisch im Raum und lasteten auf ihr, wie mahnende Denkmäler.

 

Hallo DrySchwimmer!

Willkommen auf kg.de. Ich wünsche dir einen regen Gedanken- und Meinungsaustausch.

Auf den ersten Blick gefiel mir deine Geschichte, weil sie kurz ist.

Im ersten Abschnitt gelingt es dir gut, die Gefühle der Prota zu beschreiben, wenngleich der erste Satz gut nach Tränen zu Ende sein könnte.

Mit "Und dann kamen die schlechten Zeiten." wird es sprachlich schwammig, genauer zu umgangssprachlich.

Beispiele:

Er wurde immer aggressiver, trank immer mehr und kümmerte sich um nichts mehr

In diesem Satz doppelt sich sowohl immer als auch mehr. Immer bedeutet, dass er vorher schon aggressiv und getrunken hat (ich nehme an, du meinst mit trinken Alkohol). Fraglich, ob du das aussagen wolltest. Das erste MEHR ließe sich konkretisieren, schließlich ist es ein Unterschied, was er trank, das zweite MEHR muss konkretisiert werden, denn a) er kümmerte sich ja wohl ums Trinken und b) um was hat er sich vorher gekümmert?


Schreiben konnte er auch nicht mehr, ihm viel nichts mehr ein, sagte er.

Gleich im nächsten Satz wieder ein doppeltes MEHR. Definitiv zuviel. Ließ mal diesen Abschnitt und es klingelt in den Ohren.

Dennoch gefällt es mir, wie du Bilder erzeugen kannst, Stimmungen den Leser vermittelst.

Liebe Grüße

Adem

 

Hey Swimmer,

mir hat die Geschichte aus folgenden Gründen nicht gefallen:

Die Prots. sind kaum vorhanden, es gibt einen er und eine sie, aber wer die jetzt sind, weiß niemand so genau.

Der Konflikt wird so nebenbei erzählt, ja, er trank zu viel, kümmerte sich um nichts, schrieb nicht mehr, malte nicht mehr und stürzt sich betrunken in den Tod. Und alles, was die Freundin, die Frau, die Geliebte, die Schwester, die Mutter :P machen kann, ist, um ihn zu trauern.

Das ist für mich keine Geschichte mit Gefühlen, Bildern und echten Menschen, die einen berühren. Ich hab das Gefühl, du wolltest einfach nur eine tragisch-romantische Geschichte schreiben, das ist dir leider nicht gelungen. Tragik passiert echten Menschen, keinen Pappfiguren. (Obwohl, wenn sie geschnitten werden ... höhöhö)

Tränen tropften auf das leblose Papier, das einst, als ein prächtiger Baum über der Erdoberfläche thronte.
Papier ist doch immer leblos. Kann also weg. Und dass es einst ein prächtiger Baum war, wen juckts? Welche Relevanz hat diese Feststellung für die weitere Geschichte? So wie in Gedichten jedes Wort wichtig ist, so ist jeder Satz in Kurzgeschichten wichtig. Aussagelose Sätze solltest du löschen. Manchmal sieht man das nicht und muss erst darauf aufmerksam gemacht werden. Das mache ich gerade für dich.
keine Geste war adäquat genug,
Ich find das Wort "adäquat" hat in deiner Geschichte nicht zu suchen, passt nicht, ja, ist nicht adäquat. :P
Wie schön war die Zeit, als sie gemeinsam schrieben, ohne Pausen, nächtelang.
Eine Behauptung. Warum war die Zeit schön, bestimmt nicht, weil sie nächtelang schrieben, was ist da genau passiert? :naughty:
Schreiben konnte er auch nicht mehr, ihm viel nichts mehr ein, sagte er. Tagelang zog er durch Kneipen und anderen zwielichtige Etablissements,
Das ist ja geil, das einfache, deutsche Wort "fiel" schreibst du falsch, aber das fremde, schwierige, französische (?) schreibst du richtig. :)
Lustig.
Oder auch nicht.
Alleine bewältigte sie ihren Alltag. Sie ging zur Arbeit, kam zurück, und war wieder da, im Haus voller kalter Schätze. Seine Bilder hingen immer noch an der Wand, die Werke schwebten majestätisch im Raum und lasteten auf ihr, wie mahnende Denkmäler.
Bewältigt sie nun ihren Alltag oder ist sie kaputt?

Schön weiter schreiben, bis jetzt ist kein Meister vom Himmel gefallen, na ja, Shakespeare, Milton, Goethe, Schiller vielleicht. *Blabla.

JoBlack

 

Hallo DRySwimmer

Rührend, diese selbstmitleidsvoll ausgedrückten Gefühle, um gleich vorab etwas Nettes zu sagen.

Der Inhalt ist ein seit Jahrtausenden oft besungener Stoff. Dem steht natürlich nicht entgegen, dass dies nicht neu aufbereitet werden kann. Ich denke auch, es könnte mehr hergeben, wenn der Fokus auf das aktuelle Geschehen enger wäre, der Zeitrahmen straffer, das Erleben vertiefter und das Geschehen meinetwegen dramatischer. Vor den Zug geschmissen ist so wenig aussagekräftig wie etwa: in den Papierkorb geworfen. Lafcadio Hearn hatte vor über hundert Jahren einmal ein solches Geschehen festgehalten. Kein Werk, das die Zeit überdauert hat, aber wie ich mich erinnere, war es emotional packend, die Szene wie der Zug die Körper eines Paares erfasste, für den Leser schmerzlich fühlbar. Doch dies ist nur ein Beispiel, wie man einen Fokus ansetzen könnte. Es könnte genauso gut mit dem tränenbefeuchteten Papier sein, ein kurzer aber intensiver Rückblick, sich gedanklich nochmals mit ihm dem verstorbenen Geliebten austauschend, doch lebendig ausgefüllt.

Also, lass Dich nicht entmutigen, aber versuche tiefer hinein zu Knien und es für den Leser greifbar aufleben zu lassen.

Als erster Ansatz einer Geschichte dennoch gern gelesen.

Gruss

Anakreon

 

Das hat DRySwimmer über die Geschichte gesetzt (bitte immer in einem separatem Beitrag schreiben):

Ich ein Anfänger auf dem Gebiet des Schreibens, also spart nicht mit Kritik, egal wie schlecht sie ausfällt.
Aber falls ihr etwas Gutes findet, fangt doch bitte damit an.^^

 

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