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Tränen beim Abendessen auf Sandfjell

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02.03.2015
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Tränen beim Abendessen auf Sandfjell

Tränen beim Abendessen auf Sandfjell

Meine Schritte verlangsamten sich und verstummten schließlich ganz. Ich sah auf. Durchgeschwitzt, kraftlos und dick eingepackt in einer Winterjacke stand ich zwischen den Blaubeerbüschen, die in kleinen, mit Erde gefüllten Gesteinsspalten wuchsen. Die Büsche waren nur noch Gestrüpp, die irgendwann im Spätsommer abgeerntet wurden und sich jetzt nur noch dem kargen und tristen Klima des kalten Herbstes beugten. Auf dem Rücken hatte ich meinen großen, schweren Wanderrucksack, den ich extra für diese Tour im Keller ausgegraben hatte. Die untergehende orange-rote Sonne blendete mich. Ich versuchte mit ausgestrecktem Arm die Handfläche so zu positionieren, sodass ich noch etwas erkennen konnte. Heute Abend hing sie bereits tief. Bald würde sie ganz untergegangen sein und ich war positiv eingestellt, das miterleben zu dürfen. Heute war so ein Tag, an dem mich nichts aufhalten konnte und an dem ich alles so durchzog, wie ich es geplant hatte. Ich genoss die Abwechslung zum eher langweiligen Bürojob und freute mich auf das was kommen sollte.

Da vorne war sie, die Klippe vom Sandfjell. Nur noch wenige Schritte über's Fjell waren nötig um mein Ziel zu erreichen. Im Gegenlicht der Sonne war ein dunkler Umriss zu erkennen und nach kurzem betrachten erkannte ich einen anderen Menschen. Das lange Haar kam mir bekannt vor. Natürlich war sie es. Nur wir kamen auf die verrückte Idee so spät noch hier oben herumzulaufen. Schmunzelnd sah ich ihr dabei zu, wie sie sich im Licht der Sonne ihren Zopf neu band. Meine Beine fingen an etwas zu zittern und lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf mich. Der Aufstieg war anstrengend, aber so kurz vor dem Ziel durfte ich nicht aufgeben. Nein, ich musste weiter. In wenigen Schritten hatte ich meinen damaligen Lieblingsplatz aus der Jugend erreicht. Ich würde mich ausruhen können und den Abend mit einer wundervollen Person genießen. Vorsichtig machte ich einen Schritt. Er fühlte sich gar nicht so schwer an wie erst angenommen und ehe ich mich versah, lief ich mit einem ausgestrecktem Arm der untergehenden Sonne entgegen.

Etwas keuchend erreichte ich Mira. Sie hatte bereits ihre Sitzunterlage ausgebreitet und genoss sitzend die Aussicht auf die Stadt im Tal, den Fjord, die Schären und das Meer. Sie war um einiges leichter und sportlicher gekleidet als ich, aber ihre Jacke wirkte noch dick genug um dem kalten Wind vom Meer standzuhalten. Ihre Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, den anderen Zopf wohl wieder verworfen. Es erinnerte mich an unsere Kindheit, als wir auf dem Schulhof saßen und ich mit meinen Händen immer und immer wieder ihren Pferdeschwanz durchkämmt hatte, nachdem ich ihr geholfen hatte, die Apfelschorle zu öffnen.

„Auch geschafft, Eirik?“, fuhr sie mich spöttisch an und drehte ihren Kopf zu mir.
„Ja“, keuchte ich und versuchte zu lächeln.
„Ich habe dich ganz schön abgehängt im letzten Drittel des Aufstieges“, sagte sie selbstsicher und voller Stolz. „Ich erinnere mich noch an Zeiten, wo es genau umgekehrt war“, fügte sie hinzu.
„Die alten guten Zeiten, nicht wahr?“, sagte ich und löste die Bauchschnalle meines Wanderrucksacks.
„Ja, die alten guten Zeiten“, stimmte sie mir mit nachdenklicheren Stimme zu und sah wieder über die Stadt hinaus, den Fjord entlang bis an den Horizont des Meeres.
„Man wird auch nicht jünger“, fügte sie seufzend hinzu.
„Es tut gut, wieder hier oben zu sein!“, fing ich an, setzte meinen Rucksack ab um darin aus Gewohnheit nach meiner eigenen Sitzunterlage zu suchen und fügte hinzu: „Aber ich vermisse das Grüne des Sommers.“
„Der Herbst ist doch aber auch schön!“, entgegnete Mira ohne zu zögern und warf einen provozierenden Blick zu mir herüber. Ich verdrehte die Augen, gab dann mit einem „Ja, natürlich“ und einem Lächeln nach.

Mira mochte den Herbst schon immer mehr als die anderen Jahreszeiten. Das war mir entfallen, da wir uns schon länger nicht mehr gesehen hatten. Es war die Jahreszeit in der sie am meisten Lebensenergie hatte. Ich dagegen liebte den Sommer. Der Herbst war hier oben im Norden einfach zu kalt. Schon etwas nervös kramte ich in meinem Wanderrucksack weiter nach meiner Sitzunterlage und ärgerte mich über die große Picknickdecke, die es schwer machte etwas zu finden. Dann fiel mir auf dass ich manchmal echt konfus und chaotisch sein konnte. Natürlich konnte ich etwas nicht finden, was ich gar nicht dabei hatte und musste über mich lachen.
„Was ist denn? Warum lachst du?“
„Ach nichts!“, entgegnete ich und zottelte die Decke aus meinem Rucksack.
„Eine Decke, was hast du denn vor?“
„Ich will dich zum Essen einladen. Natürlich nur wenn es dir recht ist.“, antwortete ich, warf die Decke in den Wind und sah zu wie sie sich auffaltete.

„Nein … ich ... ja!“, stotterte sie schnell, sprang auf, fing die eine Seite der Decke eifrig aus dem Wind und half mir sie auf dem Felsen ordentlich hin zu legen. Mira wirkte etwas überrascht. Es machte mich ein wenig stolz. Sonst war ich eher schlecht darin andere Leute zu überraschen und Mira war nochmals ein Kaliber für sich. Ich nahm die beiden Teller und das Besteck aus meinem Rucksack und gab es Mira. Sie nahm alles mit lachenden Augen entgegen und begann damit es schnell auf der Decke zu platzieren. Sie wirkte wie ein kleines Kind auf mich, das schon Wochen vor dem Urlaubsstart die Koffer packte. Sie konnte es wohl gar nicht erwarten. Ich kannte sie so aufgeregt gar nicht. Sie hatte sich verändert und ich wusste nicht, ob ich es mochte.

„Du hast doch nicht etwa ...“
„Doch habe ich!“, unterbrach ich sie und reichte ihr zwei Weingläser.
„Oh Gott! Du verrückter romantischer Held!“, rief sie mit verdrehten Augen und schüttelte leicht den Kopf. Es brachte mich kurz zum lachen. So etwas Spöttisches hatte ich ja noch nie aus ihrem Mund gehört. Mira platzierte die Gläser neben den Tellern.
„Es wundert mich, dass du noch keine gefunden hast, Eirik“, meinte sie und setzte sich auf die Decke.
„Das Leben ist, wie es ist.“, sagte ich und zog die Schultern nach oben, reichte ihr anschließend die Flasche Wein aus meinem Rucksack. Ich wusste nicht, was ich sonst sagen sollte, da ich unsicher war, ob ich diese Art von Gespräch jetzt überhaupt führen wollte.

„Weißt du Eirik, mir ist den letzten Tagen so richtig klargeworden, wie unglücklich ich eigentlich geworden bin“, fing sie plötzlich an zu erzählen und ihre Miene wurde ernst. Also wurde es scheinbar doch diese Art von Gespräch. Ich seufzte und griff mit beiden Händen tief in meinen Rucksack.
„Es scheint so als wäre das ganze Leben einfach an mir vorbeigegangen.“, setzte sie fort. Verwirrt riss ich meinen Blick von dem Inhalt meiner Tasche los und musterte sie. Sie sprach ja nahezu so, als wäre ihr Leben in kürze vorbei. Wollte Mira sich jetzt bei mir ausheulen über irgendetwas? Ich hatte mir jedenfalls ein ganz anderes Gespräch vorgestellt. Ich hatte darauf gehofft, dass sie mal etwas von Deutschland erzählen konnte. Sie war so lange fort gewesen.

„Jetzt aber mal halb lang. Wir sind gerade mal Ende zwanzig und finden sicher noch unser Glück!“, benamste ich und sah das Ganze damit als abgegessen für heute Abend. Ich stellte die beiden großen Tuppaboxen auf der Decke ab und setzte mich endlich auch nieder. Mira dachte über etwas nach, ob es meine Worte waren oder nicht, konnte ich nicht sagen. Sie machte einen zerrütteten Eindruck auf mich.
„Alles gut bei dir, Mira?“, fragte ich in Sorge und hoffte, dass es nicht ganz so wild war.
„Ja, alles gut.“ antwortete sie mit viel Luft in der Stimme und versuchte zu lächeln, „Und was hast du Schönes mitgebracht?“
„Griechische Fleischbällchen mit Zaziki, dazu etwas Wein und natürlich schokoladenüberzogene Erdbeeren.“, antwortete ich und freute mich schon darauf, alles zusammen mit Mira zu verknusen.
„Wo ist das Pölsebrö?“, fragte sie und ich sah, wie sich die Sonne in ihren Augen spiegelte.
„Das klassisch norwegische Würstchen mit Brot muss ja auch nicht immer sein.“, fügte ich hinzu, stolz die absurde Tradition gebrochen zu haben.
Sie schüttelte den Kopf und ihre Augen lachten mich wieder an, „Du bist einfach ...“
„Unmöglich?“, unterbrach ich sie und lächelte frech.
„Gib schon her!“, befahl Mira, zog die eine Tuppabox mit den Fleischbällchen grinsend zu sich heran und tat sich auf.

Ich öffnete den Wein mit dem Korkenzieher meines Taschenmessers und schenkte uns ein. Der kalte Wind nahm etwas zu und die Sonne war inzwischen ein wenig hinter dem Horizont verschwunden. Sie nippte an ihrem Glas und schob sich gleich danach ein Fleischbällchen in den Mund. Ich zog die Tuppabox wieder zu mir herüber und der restliche Inhalt wanderte auf meinen Teller. Wir lächelnd uns an und ich hob mein Glas.
„Sag jetzt aber bitte nicht so etwas wie: Auf ewiges Leben oder so!“, warf Mira ein, runzelte die Stirn und hob ebenfalls ihr Glas. Wo war meine Mira und was hatte dieses verfluchte Mädel mit ihr gemacht?
„Ewiges Leben … hatte ich nie vor!“, sagte ich spöttisch und verzog etwas das Gesicht.
„Skål, Eirik“
„Skål, Mira“, bestätigte ich und wir nahmen beiden einen Schluck vom Wein. Er war fruchtig, etwas sauer im Abgang und musste eigentlich noch etwas länger lüften. Ein sehr jungfräulicher Wein, der gut zu dem Zaziki passte, wie ich fand.

„Denkst du viel über unsere Vergangenheit nach?“, fragte Mira und tunkte ihr Fleischbällchen in dem Zaziki auf ihrem Teller, schob ihn sich anschließend in den Mund.
„Ab und an denkt wohl jeder mal über seine Vergangenheit nach“, stellte ich fest und aß eins meiner Fleischbällchen. Mira kaute noch kurz zu Ende und setzte dann an:
„Weißt du noch damals, als wir die Leiter, die am Dach von Kjellands Stall lehnte, weggezogen haben und der alte Kjelland auf dem Dach fest saß?“
„Ja“, lachte ich, „Daran kann ich mich noch gut erinnern!“ Und das konnte ich wirklich. Viele verschiedene Erinnerungen an unsere gemeinsame Kindheit blitzen in mir auf. Ich erfreute mich an einem weiteren Fleischbällchen. Wir sind oft nach der Schule auf dem Weg nach Hause vom Straßenrand der Landstraße auf das Kornfeld hinausgelaufen und haben uns dann mitten im Feld unseren kleinen Korngreis gemacht. Wir hatten uns extra dafür unser Pausenbrot aufgehoben. Sie hatte Salami mit Gurke, ich Schinken mit Möhrchen. Kurz vor der Ernte im Herbst sah das Kornfeld vom alten Kjelland in Straßennähe wie ein Schlachtfeld aus. Viel von seinem Korn war umgeknickt. Dafür bekamen wir Feldverbot und wir rächten uns mit der Mission Leiter. Ganze vier Stunden soll er wohl da oben auf der leeren Scheune verbracht haben, angeblich.

„Aber du Mira, was ist denn eigentlich los mit dir? Du bist die ganze Zeit so eigenartig und fragst jetzt auch noch nach unserer Vergangenheit. Ich bin doch eher der nostalgische Typ, aber du?“, fing ich an. Es hätte mir ja sonst keine Ruhe gelassen, wenn ich nicht gefragt hätte. Ich war auf fast alles vorbereitet, Liebeskummer, Probleme bei der Arbeit, aber nur nicht auf das was kam. Ihre Augen wurden feucht, bis ihr die Tränen über die Wangen liefen. Mit dem Ärmel versuchte sie, die Tränen aufzuhalten, doch sie strömten immer nach. Dann fiel sie mir in die Arme, warf dabei ihr Glas Wein um und ich fühlte mich eigenartig, so mit der Gabel in der Hand. Ich hatte sie nie Weinen gesehen, nie. Sie hatte mir sonst auch immer alles erzählt, verlor aber nie so sehr die Fassung wie heute. Etwas in ihrem Leben musste kaputt sein, etwas was vermutlich nicht mehr zu reparieren war.

„Ich habe Krebs, Eirik!“, flüsterte sie und drückte mich fest. Mein Herz setzte aus. Ich konnte es mir einfach nicht vorstellen. Es war für mich einfach nicht greifbar gewesen. Es war so unfair.
„Seit wann weißt du es?“ flüsterte ich zurück nachdem ich kurz inne gehalten hatte.
„Vorgestern“, schniefte sie mir ins Ohr, „Ich habe Angst!“ Ihre Stimme hörte sich ganz rau vom Weinen an. Ich legte die Gabel vorsichtig aus der Hand und drückte sie zurück, strich ihr dabei über den Rücken. Wie würde es wohl werden, wenn ich sie schon bald nicht mehr so in den Arm nehmen konnte, wenn sie im sterben lag?
„Dass ich nach Deutschland zu diesem Typen ausgewandert bin, war mein größter Fehler.“ flüsterte sie weiter nach einem Moment der Stille, „Ich war so naiv. Ich hätte uns niemals aufgeben dürfen.“ Sie drückte mich nochmals fest. „Es tut mir alles so leid!“, fügte sie hinzu. Mir tat es auch leid, einfach alles. Ich hatte damals in der Jugend sehr hart um Mira gekämpft. Dann kam einfach dieser Deutsche und nahm sie mir weg. Nach der Oberstufe beschloss sie schließlich, mit ihm in Deutschland zu studieren, bei ihm zu wohnen … alles was ich auch mit Mira tun wollte, wenn wir groß waren.

„Und deswegen bist du zurückgekommen?“, flüsterte ich zurück, um mich zu vergewissern.
„Ja, gleich mit dem nächsten Flieger und ich werde hierbleiben!“ versprach sie.
Ich konnte das nachvollziehen. Hier war auch ihre Familie zu Hause, hier war sie groß geworden und hierher wollte sie zurück, um die ganzen Bilder der Vergangenheit vor sich zu sehen, um sich zu erinnern. Ich musste jetzt einfach ihr so viel ich konnte helfen, ihr die eine Konstante im Leben bieten, die ich für sie immer sein wollte. Ich nahm mir vor nicht nachtragend zu sein was den anderen Typen an beging. Ich wollte ihr helfen, egal wie. Ich freute mich sie wieder bei mir zu haben, aber nur den Umständen entsprechend.
„Aber jetzt will ich die Schokoerdbeeren!“, flüsterte ich und sie lächelte. Ich sah es nicht, aber ich konnte es spüren.
„Ich werde mich bemühen, egal was sein wird, versprochen!“, versprach ich ihr, hoffte, ihr die nötige Sicherheit und den nötigen Halt geben zu können. Und ich hielt das Versprechen oder bin zumindest im Glauben es gehalten zu haben, bis heute!

 

Hej Itilo,

ich bin nicht sicher, ob ich dich auf deine Rechtschreib- und Kommatarfehler hinweisen soll, zumal ich sicher nicht alle bemerkt habe, so lasse ich das erst einmal und warte Kommentatoren ab, denen das leicht fällt. :D

Deine traurige Geschichte ist durch die detaillierte, wundervolle Naturbeschreibung im Sonnenuntergang und der Jahreszeit sehr treffend pointiert. Ich bekomme dadurch ein Gespür für deine Protagonisten und ihre Situation, bzw. Gefühlsslage. Das Picknick wirkt gut dagegen und bodenständig. (Ich liebe Picknick).
Dein Stil ist ruhig und du arbeitest gezielt auf das tragische Ende hin.
Leider bin ich noch ungeübt im Verfassen einer Kritik. Und so werde ich jetzt anfügen, was sich seltsam las.
Eigene Schritte "verstummen zu hören" klingt befremdlich, so als liefe man sie nicht selbst.
"Positiv eingestellt zu sein, etwas erleben zu dürfen" hört sich nicht geschickt an, das geht sicher gefühlvoller.
Es hört sich unwahrscheinlich an, wenn Eirik mit dem Gedanken spielt, aufzugeben, bzw. sich zwingen muss weiter zu gehen zum Fejll, obwohl er Mira schon gesehen hat.
Das Wort "benamsen" gibt es nicht. :lol: 9. Absatz und Tupperware heißt es statt Tuppa.

"Ich legte die Gabel vorsichtig aus der Hand und drückte sie zurück, strich ihr dabei über den Rücken. Wie würde es wohl werden, wenn ich sie schon bald nicht mehr so in den Arm nehmen konnte, wenn sie im sterben lag? " Das ist nicht so schön, zumal ich nicht verstehe, wohin er die Gabel zurück drückt.

Ach, im Grunde sind da einige Passagen, die stimmiger klingen könnten, aber die Geschichte hat mir zu gut gefallen, um sie jetzt zu zerpflücken. Tut mir leid.

Gruß, Kanji

 

Hallo Itilo,

aber ich zerpflück sie jetzt :baddevil: grad weil sie mir von der Anlage her gut gefällt.
Im Ernst, das ist vom Ausgnagpunkt her eine stimmungsvolle Geschichte mit einem sehr gradlinigen, einfachen Aufbau. Genau wie bei Kanji sind es die Naturbeschreibungen, die mir gefallen, sie zaubern die passende Atmosphäre. Und klar, das ist so eine existenzielle - und doch leider häufig vorkommende Situation, dass einem ein lieber Mensch sagt, er habe Krebs, ein Thema also, was sicherlich viele interessiert.
Aber: Gell, du wusstest es, das riecht alles nach einem Einwand.
Ich hab zwei Sachen, die man verbessern könnte/sollte, natürlich aus meiner Sicht. Und was dir für deine Geschichte einleuchtet, das nimmst du, die anderen Einwände kommen halt sonstwohin.

Da gibt es zum einen so ein paar sprachliche Schleifer. Du hattest ja mal anderswo geschreiben, dass du lange in Norwegen (oder so) zur Schule gegangen bist, daher kommt das bestimmt. Ein paar Tipp- oder Rechtschreibfehler, aber auch Formulierungen, die einfach ungelenk klingen. Und das passt dann nicht zu dem ansonsten sehr klaren Sprachstil.
Und, das zähl ich jetzt noch zu den stilistischen Sachen, an manchen Stellen solltest du besser zeigen, was die Person tut, statt dem Leser zu sagen, wie er sich die Person vorstellen soll.
Hier ist das so eine Stelle, es kommt aber gar nicht so selten vor.

Mira dachte über etwas nach, ob es meine Worte waren oder nicht, konnte ich nicht sagen. Sie machte einen zerrütteten Eindruck auf mich.
Das Nachdenken find ich noch okay, das kann man sich vorstellen, aber zerüttet, da wirds dann schwierig. In dem Fall hätte ich das Showen gewählt, hätte es an Miras Reaktionen gezeigt, dass es ihr nicht gut geht, lass sie schwitzen oder die Stirne furchen oder die Mundwinkel zittern oder oder oder, was dir halt einfällt zu den Reaktionen, die Menschen zeigen, die emotional sehr betroffen sind.


Kanji hat schon Dinge genannt, die mir auch aufgefallen sind, als Beispiele:
- Tupperware
- "positiv eingestimmt" (weiß nicht mehr genau, wie es hieß) find ich ganz schlecht, weil es viel zu formell klingt. Das ist ja kein Sachbuch.
Aber es war eigentlich alles, was auch Kanji aufgefallen war. Das mit den Schritten, die Gabel, benamsen.

Hier ist noch was:

Wir sind oft nach der Schule auf dem Weg nach Hause vom Straßenrand der Landstraße auf das Kornfeld hinausgelaufen und haben uns dann mitten im Feld unseren kleinen Korngreis gemacht. Wir hatten uns extra dafür unser Pausenbrot aufgehoben. Sie hatte Salami mit Gurke, ich Schinken mit Möhrchen. Kurz vor der Ernte im Herbst sah das Kornfeld vom alten Kjelland in Straßennähe wie ein Schlachtfeld aus. Viel von seinem Korn war umgeknickt.
Du meinst bestimmt Kornkreis. Keinen alten Mann aus Korn. :) Der üble Korngreis, wär ein gute Figur für einen Horrorschinken.
Und der Satz "Viel von seinem Korn ..." der ist verunglückt. Den würde ich anders formulieren. Du könntest ihn sogar weglassen, denn das Bild. das für den Leser entsteht, wenn er "Schlachtfeld" liest, das ist doch schön und ausdruckskräftig genug.

Es gab noch ein paar Stellen, wo ich meine, man könnte noch stärker reduzieren, aber auch showen. Ich würd vielleicht noch mal gucken. War jetzt aber auch nicht so, dass ich in jedem Absatz einmal geseufzt hätte, aber man kommt ein bisschen zu wenig an die Figuren ran. Und das mag durch das zu wenig showen entstehen. Weiß ich aber nicht so genau. Oft sind es ja die ganz besonderen Details, die die Nähe zur Figur entstehen lassen. Gut gefiel es mir beispielsweise, als sie sich ihre Kindheitserinnerungen erzählen.

Zum Plot:
Die Konstellation zwischen den beiden ist ja einigermaßen klar. Er war mal verliebt in sie, oder ihr zumindest sehr zugetan, am Anfang ist das noch nicht klar, dass sie ein Paar waren. Dann gesteht sie ihm den Krebs. Und er entscheidet sich, ihr beizustehen.
Zwei Sachen sind mir dabei aufgestoßen:
- Das Gespräch an der Stelle, wo sie erzählt, dass sie Krebs hat, das ist mir zu künstlich. Die Menschen regaieren unterscheidlich, ganz klar, aber mir fehlt seine Reaktion. Die, die du benennst, das ist sehr allgemein. Die Leute verstummen meistens erst mal, dann erwarte ich in so einer Geschichte irgendwas Persönliches, das speziell zu dieser Hauptfigur hier passt, nicht solch allgemeine Floskeln wie, dass das Herz aussetzt. Ja, das tut es irgendwie in der Situatiion, aber wie fühlt sich das an für den Protagonisten. Du musst den Leser da mehr ranbringen. an den Mann und an die Frau. Die Dinge verändern sich für einen, wenn man so eine Nachricht kriegt, alles verschiebt sich plötzlich ein wenig, wird unwirklich oder zum Greifen nah. Man weiß eigentlich nicht, was man sagen kann oder soll oder muss. Also das ist doch eine ganz entscheidende Szene, aus meiner Sicht gehst du viel zu fix darüber weg.

„Ich habe Krebs, Eirik!“, flüsterte sie und drückte mich fest. Mein Herz setzte aus. Ich konnte es mir einfach nicht vorstellen. Es war für mich einfach nicht greifbar gewesen. Es war so unfair.
„Seit wann weißt du es?“ flüsterte ich zurück nachdem ich kurz inne gehalten hatte.
„Vorgestern“, schniefte sie mir ins Ohr, „Ich habe Angst!“ Ihre Stimme hörte sich ganz rau vom Weinen an. Ich legte die Gabel vorsichtig aus der Hand und drückte sie zurück, strich ihr dabei über den Rücken. Wie würde es wohl werden, wenn ich sie schon bald nicht mehr so in den Arm nehmen konnte, wenn sie im sterben lag?
im Sterben
Die Sache mit der Gabel hatte Kanji schon am Wickel, das klingt hier unfreiwillig komisch. Man weiß noch nicht mal, ob er die Gabel zurückdrückt, oder die Frau. So wue du es formulierst, bezieht sich dummerweise alles auf die Gabel. Die drückt er zurück und streicht ihr über den Rücken. Also mal zwischendrin die Mira einfügen und die Gabel könnt er ja nur zur Seite legen.
greifbar gewesen: Das gewesen würde ich streichen. Wieso hier in die Vorvergangenheit wechseln? Es ist doch noch nicht vorbei, zumindest nicht an der Stelle hier, es ist doch genau in dem Moment nicht greifbar. Wenn du Vorvergangeheit benutzt, tust du so, als sei es an der Stelle greifbar.

Würde er nicht auch mal fragen, was für einen Krebs sie hat? In welchem Stadium? Mensch, das sind doch entscheidende Fragen, die jedem in dieser Situation kommen. Krebs an sich ist doch kein Todesurteil, das kommt ganz drauf an. Und das will man in so eienr Situation auch wissen als Freund. Und wenn mans nicht wissen will, dann find ich sollte man es an dem Charakter dieser Figur merken, dass er bestimmtes Wissen ausblenden will.

Das zweite war und das überschneidet sich jetzt etwas, ich meine, man sollte Miras Zurückhaltung, ihre Ausnahmesituatiuon an ihren Reaktionen, an dem, was dem Icherzähler auffällt stärker verdeutlichen. Oft hast du recht allgemeine Aussagen gewählt, um zu zeigen, dass sie für ihn anders reagiert. An der Stelle würd ich auch noch mal drüber gehen.


Mal so viel, hier noch ein kleiner Abschnitt mit fehlenden Kommas o.ä.:

Ich versuchte mit ausgestrecktem Arm die Handfläche so zu positionieren, sodass ich noch etwas erkennen konnte.
entweder - mich zu positionien, sodass
oder mich so zu positionieren, dass
Ich bevorzuge die oder-Variante

Ich genoss die Abwechslung zum eher langweiligen Bürojob und freute mich auf das KOMMA was kommen sollte.

Da vorne war sie, die Klippe vom Sandfjell. Nur noch wenige Schritte über's Fjell waren nötig KOMMA um mein Ziel zu erreichen.

Im Gegenlicht der Sonne war ein dunkler Umriss zu erkennen und nach kurzem betrachten erkannte ich einen anderen Menschen.
nach kurzem Betrachten

Man gewinnt hier übrigens den Einruck, er begegnet der Mira zufällig. Bei dem eigentlichen Aufeinandertreffen merkt man davon aber nichts mehr. Und warum hat er dann anscheinend auch genügend Essen für zwei dabei?
Ich würd das hier klarer machen, ob sie sich zufällig treffen oder sich hier verabredet haben.

Ich hab ein bisschen durcheinander kommentiert. Aber vielleicht kannst du ja trotzdem was damit anfangen.
Wenn nicht, du bist herzlich eingeladen, nachzufragen.
Viele Grüße von Novak

 

Vielen lieben Dank für die Rückmeldungen :) !

Ihr habt viele nützliche Dinge angesprochen und ich denke ich kann jetzt besser einschätzen, was mir gelungen ist (Picknick und Naturbeschreibung) und wo ich eben noch arbeiten muss.

Da gibt es zum einen so ein paar sprachliche Schleifer. Du hattest ja mal anderswo geschreiben, dass du lange in Norwegen (oder so) zur Schule gegangen bist, daher kommt das bestimmt.

Ich habe die 8. Klasse Gymnasium in Deutschland abgeschlossen und wohne seitdem in Norwegen, studiere hier aktuell. Vermutlich ist mein Deutsch deswegen etwas unreif oder wirkt kindlich? Dazu sagen sollte man vielleicht auch, dass Norwegisch eine sehr einfach formulierte Sprache ist und oft als kindisch empfunden wird aus unserer Sicht. Es kann sein, dass ich mir da etwas angewöhnt habe, das mir ein wenig meine Sprache versaut hat. Aber ich bin hier um daran zu arbeiten und es machte Spaß die Geschichte zu schreiben :) !! Deswegen ist es eigentlich um so wichtiger, auch mal Kritik zu bekommen. So jetzt aber zum Eigentlichen:

Kanji & Novak

Das Wort "benamsen" gibt es nicht.

Doch gibt es :D Aber ich war mir etwas unsicher bei diesem Wort, ob es sich hierbei um Dialekt handeln könnte, aber Duden.de kennt das Wort und damit habe ich mich mal dran versucht. Da das Wort aber scheinbar doch nicht so ohne weiteres Verstanden wird, sollte ich es austauschen.
http://www.duden.de/rechtschreibung/benamsen

Kanji hat schon Dinge genannt, die mir auch aufgefallen sind, als Beispiele:
- Tupperware

Okay, also Tupperware. Aber wie würde man dann die Box benennen? Tupperware kann so vieles sein und das ist ja kein Mikrofaserlappen oder Wasserkocher, den Eirik da aus seiner Tasche zaubert. Und was ist mit der alten guten "Tupperdose"? Sagt man das auch nicht mehr? Meine Eltern verwenden diese Sprache Tag ein, Tag aus. Wäre es vielleicht sinnvoll das Tubberware ganz wegzulassen und nur von einer Box (evtl. Brotbox) zu reden?


Kanji

Eigene Schritte "verstummen zu hören" klingt befremdlich, so als liefe man sie nicht selbst.
"Positiv eingestellt zu sein, etwas erleben zu dürfen" hört sich nicht geschickt an, das geht sicher gefühlvoller.
Es hört sich unwahrscheinlich an, wenn Eirik mit dem Gedanken spielt, aufzugeben, bzw. sich zwingen muss weiter zu gehen zum Fejll, obwohl er Mira schon gesehen hat.

Da muss ich wohl nochmal ran! Es wirkt tatsächlich unlogisch.

"Ich legte die Gabel vorsichtig aus der Hand und drückte sie zurück, strich ihr dabei über den Rücken. Wie würde es wohl werden, wenn ich sie schon bald nicht mehr so in den Arm nehmen konnte, wenn sie im sterben lag? " Das ist nicht so schön, zumal ich nicht verstehe, wohin er die Gabel zurück drückt.

Da habe ich mich wohl sehr unglücklich formuliert. Reicht es eigentlich, wenn ich dort Mira einsetze? "Ich legte die Gabel vorsichtig aus der Hand und drückte Mira zurück, strich ihr dabei über den Rücken. Wie würde es wohl werden, wenn ich sie schon bald nicht mehr so in den Arm nehmen konnte, wenn sie im sterben lag? "

Ach, im Grunde sind da einige Passagen, die stimmiger klingen könnten, aber die Geschichte hat mir zu gut gefallen, um sie jetzt zu zerpflücken.

Das freut mich natürlich sehr, dass dir die Geschichte gefällt :) !


Novak

Das Nachdenken find ich noch okay, das kann man sich vorstellen, aber zerüttet, da wirds dann schwierig. In dem Fall hätte ich das Showen gewählt, hätte es an Miras Reaktionen gezeigt, dass es ihr nicht gut geht, lass sie schwitzen oder die Stirne furchen oder die Mundwinkel zittern oder oder oder, was dir halt einfällt zu den Reaktionen, die Menschen zeigen, die emotional sehr betroffen sind.

Eine Kritik, die auch gerne mitnehme. Ich sollte also mehr an den Emotionen meiner Figuren arbeiten, sie nicht nur beschreiben sonder versuchen mehr zu zeigen und auszuschmücken? Der Leser muss besser mitfühlen können.

Du meinst bestimmt Kornkreis. Keinen alten Mann aus Korn. Der üble Korngreis, wär ein gute Figur für einen Horrorschinken.

Tippfehler, denn ich meinte natürlich den Kornkreis. Ich könnte schwören dass ich das auch geschrieben habe ...

Und der Satz "Viel von seinem Korn ..." der ist verunglückt. Den würde ich anders formulieren. Du könntest ihn sogar weglassen, denn das Bild. das für den Leser entsteht, wenn er "Schlachtfeld" liest, das ist doch schön und ausdruckskräftig genug.

Auf jeden Fall eine sehr nützliche Kritik, die bestimmt nicht nur für diese eine Stelle gilt und die ich auf jeden Fall mitnehme. Ich muss mehr Ausschau nach unnötigem und doppelten haben.

Würde er nicht auch mal fragen, was für einen Krebs sie hat? In welchem Stadium? Mensch, das sind doch entscheidende Fragen, die jedem in dieser Situation kommen. Krebs an sich ist doch kein Todesurteil, das kommt ganz drauf an. Und das will man in so eienr Situation auch wissen als Freund. Und wenn mans nicht wissen will, dann find ich sollte man es an dem Charakter dieser Figur merken, dass er bestimmtes Wissen ausblenden will.

Hm .. ich wollte das ja eigentlich offen lassen und nicht weiter darauf eingehen, gerade weil Krebs kein Todesurteil ist an sich. Eirik sollte etwas kalt wirken. Er hat sozusagen noch nicht ganz begriffen, was das für Mira bedeuten wird und ist nicht in der Position ihre Krankheit einzuschätzen. Mira dagegen sollte halt einfach Angst haben, denn Krebs ist Krebs und da hat man eben so seine Ängste. Wie es scheint, ist mir das eher nicht so gelungen.

Ich bin jetzt etwas unschlüssig. Würde es die Geschichte denn "aufwerten", wenn ich das Ende länger schreibe und Eirik sich mehr mit Miras Krankheit auseinandersetzen würde? Oder habe ich jetzt nur das Ganze einfach falsch herüber gebracht?

Man gewinnt hier übrigens den Einruck, er begegnet der Mira zufällig. Bei dem eigentlichen Aufeinandertreffen merkt man davon aber nichts mehr. Und warum hat er dann anscheinend auch genügend Essen für zwei dabei?
Ich würd das hier klarer machen, ob sie sich zufällig treffen oder sich hier verabredet haben.

Aus dem Gespräch zwischen Eirik und Mira geht aber eigentlich hervor, dass die Beiden zusammen gelaufen sind:
ltilo's Geschichte schrieb:
„Ich habe dich ganz schön abgehängt im letzten Drittel des Aufstieges“, sagte sie selbstsicher und voller Stolz. „Ich erinnere mich noch an Zeiten, wo es genau umgekehrt war“, fügte sie hinzu.
Spätestens hier sollte dem Leser auffallen, dass es kein zufälliges Treffen ist.


Gruss
Tio

 

Hej Tio,

schön, dass du dich der Geschichte noch einmal annimmst. Ich weiß, was du mit "kindlicher" Sprache meinst und deine Sprache in der Geschichten klingt tatsächlich ein bisschen wie aus dem norwegischen "übersetzt". Wenn du aber (wieder?) mehr deutsche Texte lesen würdest, kämst du schnell ins Deutsche zurück. Allerdings hat diese Geschichte vielleicht aber auch gerade darin ihren Reiz :shy:

Zu deinen Fragen: ich würde nicht jemanden zurück drücken, sondern nur Mira drücken, oder fest in die Arme nehmen.

"Tupper" als Eigenname würde ich auch nicht benutzen. Eine Brotdose aus Kunststoff reicht völlig (hübscher wäre sie auch Blech :lol:) oder eben nur Brotdose.

Ich war übrigens tatsächlich wie Novak auch anfangs irritiert, ob die beiden sich jetzt zufällig getroffen haben oder nicht, bis ich nicht an zufälliges Picknick für zwei geglaubt habe.

"Im Gegenlicht der Sonne war ein dunkler Umriss zu erkennen und nach kurzem betrachten erkannte ich einen anderen Menschen. Das lange Haar kam mir bekannt vor."

Es war dieser Satz, der mich an eine Zufallsbegegnung denken ließ.

Ehrlich gesagt, habe ich kein großes interesse an einer detaillierten Besprechung ihrer Krankheit, aber vielleicht reicht es schon, wenn Eirik etwas mehr sagen könnte, was uns (Leser) wissen lässt, wie er jetzt zu der ganzen Misere und ihr steht.

So in etwa :shy:

Viel Spaß noch, Kanji

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Tio, noch mal eine Rückmeldung, weil ... manches ist missverständlich angekommen.

@Kanji & @Novak

Das Wort "benamsen" gibt es nicht.
Doch gibt es Aber ich war mir etwas unsicher bei diesem Wort, ob es sich hierbei um Dialekt handeln könnte, aber Duden.de kennt das Wort und damit habe ich mich mal dran versucht. Da das Wort aber scheinbar doch nicht so ohne weiteres Verstanden wird, sollte ich es austauschen.

Ich hatte nicht geschrieben, da war ich wohl zu knapp, dass es "benamsen" nicht gibt, sondern gemeint war, es klingt nicht gut in dem Zusammenhang. Das ist der Grund, weshalb ich es tauschen würde. Ist ähnlich wie mit dem positiv gestimmt (oder so ähnlich) an anderer Stelle.


Okay, also Tupperware. Aber wie würde man dann die Box benennen?
Tupperdose kannst du das ruihg nennen. Mir ging es nur um den Rechtschreibfehler. Genausogut geht Brotdose,
oder Brotbox. Aber Tupperdose sagen auch Jüngere.

"Ich legte die Gabel vorsichtig aus der Hand und drückte sie zurück, strich ihr dabei über den Rücken. Wie würde es wohl werden, wenn ich sie schon bald nicht mehr so in den Arm nehmen konnte, wenn sie im sterben lag? " Das ist nicht so schön, zumal ich nicht verstehe, wohin er die Gabel zurück drückt.
Da habe ich mich wohl sehr unglücklich formuliert. Reicht es eigentlich, wenn ich dort Mira einsetze?
Warum willst du so übergenau sein? Warum reicht es nicht, Mira in den Arm zu nehmen und ihr dabei über den Rücken zu streichen. Oder nur ihr über den Rücken zu streichen, damit du die Wiederholung vermeidest.
Das Zurückdrücken empfinde ich als unbeholfen. Es klingt auch so, als wollte der Prot Distanz herstellen. Aber auch das würde ich ein bisschen anders ausdrücken.

Und wenn mans nicht wissen will, dann find ich sollte man es an dem Charakter dieser Figur merken, dass er bestimmtes Wissen ausblenden will.
Hm .. ich wollte das ja eigentlich offen lassen und nicht weiter darauf eingehen, gerade weil Krebs kein Todesurteil ist an sich. Eirik sollte etwas kalt wirken. Er hat sozusagen noch nicht ganz begriffen, was das für Mira bedeuten wird und ist nicht in der Position ihre Krankheit einzuschätzen. Mira dagegen sollte halt einfach Angst haben, denn Krebs ist Krebs und da hat man eben so seine Ängste. Wie es scheint, ist mir das eher nicht so gelungen.
Wenn Erik kalt wirken soll, dann würde ich diese Reaktion in dem Sinne stärker verdeutlichen. Aber ich meine, Kälte und etwas noch nicht kapieren, das sind ja zwei verschiedene Sachen, zumal du ja aus seiner Sicht schreibst. das heißt, du kannst ja den gesamten Gefühlwirrwarr zeigen und präsentieren. Von der Angst über die Abwehr zur Kälte. Die relativ allgemeinen Formulierungen (sorry) erreichen aus meiner Sicht bisher kein Verständnis der Figur und ihres Denkens oder ihrer Gefühle.

Ich bin jetzt etwas unschlüssig. Würde es die Geschichte denn "aufwerten", wenn ich das Ende länger schreibe und Eirik sich mehr mit Miras Krankheit auseinandersetzen würde? Oder habe ich jetzt nur das Ganze einfach falsch herüber gebracht?
Ich weiß nicht, ob es die Geschichte mehr aufwertet, wenn er mehr Fragen stellt. Ich wollte nicht so verstanden werden, dass man das so machen MUSS. Sondern ich wollte dir zu verstehen geben, dass da bisher noch keine Nähe hergestellt ist. Dass seine Reaktionen für mich zu glatt und zu geläufig sind. Da ist nichts Individuelles, Ich nehm der Figur bisher nicht besonders viel ab. Und da musst du aber hin, sein Entschluss, ihr zu helfen, ihr beizustehen, der muss sowas von glaubwürdig werden für den Leser. Nicht unbedingt klar oder logisch, das ist eine ganz andere Frage, aber er muss nachvollziehbar werden, glaubhaft werden. Und ja, das ist verdammt schwer. Wer kämpft nicht dauernd und immer wieder damit, das hinzukriegen.


Aus dem Gespräch zwischen Eirik und Mira geht aber eigentlich hervor, dass die Beiden zusammen gelaufen sind:
Zitat Zitat von ltilo's Geschichte
„Ich habe dich ganz schön abgehängt im letzten Drittel des Aufstieges“, sagte sie selbstsicher und voller Stolz. „Ich erinnere mich noch an Zeiten, wo es genau umgekehrt war“, fügte sie hinzu.
Spätestens hier sollte dem Leser auffallen, dass es kein zufälliges Treffen ist.
Ja, da fällt es auf. Und dann stutzt man, weil es vorher anders geklungen hat. Kanji hat den Satz, um den es geht, zitiert. Warum stiftest du denn vorher eine völlig unnötige Unklarheit? Dadurch stutzt der Leser und fliegt für einen Moment aus deinem Spannungsaufbau, weil er siich nämlich grad mal wundert und sich die Augen reibt und eventuell sogar nach oben springt. Selbst wenn nicht, das Stutzen ist doch nicht im Interesse deiner Geschichte.
Ich finde auch nicht, sorry, wenn ich da streng bin, dass das eine gute Argumentation ist, zu sagen, da hinten ergibt es sich doch. So eine Unḱlarheit muss man unbedingt vermeiden.
Ambivalenzen oder Zweideutigkeiten, "Unklarheiten" also, die der Geschichte dienen, die du ganz bewusst setzt, damit der Spannungsaufbau klappt oder eine zweite Ebene geschaffen wird, immer her damit. Aber Unlogisches, Widersprüchliches, was einem aus Versehen unterläuft und nicht der Geschichte dient, das gehört raus.

Ich hoffe, ich habe mich jetzt besser verständlich machen können.
Liebe Grüße
Novak

 

Hey .. ihr seid echt supi ;)

Kanji schrieb:
"Im Gegenlicht der Sonne war ein dunkler Umriss zu erkennen und nach kurzem betrachten erkannte ich einen anderen Menschen. Das lange Haar kam mir bekannt vor."

Novak schrieb:
Aus dem Gespräch zwischen Eirik und Mira geht aber eigentlich hervor, dass die Beiden zusammen gelaufen sind:
Zitat Zitat von ltilo's Geschichte
„Ich habe dich ganz schön abgehängt im letzten Drittel des Aufstieges“, sagte sie selbstsicher und voller Stolz. „Ich erinnere mich noch an Zeiten, wo es genau umgekehrt war“, fügte sie hinzu.
Spätestens hier sollte dem Leser auffallen, dass es kein zufälliges Treffen ist.
Ja, da fällt es auf. Und dann stutzt man, weil es vorher anders geklungen hat. Kanji hat den Satz, um den es geht, zitiert. Warum stiftest du denn vorher eine völlig unnötige Unklarheit? Dadurch stutzt der Leser und fliegt für einen Moment aus deinem Spannungsaufbau, weil er siich nämlich grad mal wundert und sich die Augen reibt und eventuell sogar nach oben springt. Selbst wenn nicht, das Stutzen ist doch nicht im Interesse deiner Geschichte.
Ich finde auch nicht, sorry, wenn ich da streng bin, dass das eine gute Argumentation ist, zu sagen, da hinten ergibt es sich doch. So eine Unḱlarheit muss man unbedingt vermeiden.

Ich habe da ehrlich gesagt nicht unbedingt etwas interpretiert, es hätte zufällig sein können oder eben auch nicht, je nach dem was sich im Verlauf der Geschichte ergibt. Dass ihr das so direkt als eher zufälliges Treffen interpretiert, darüber war ich mir so nicht im klaren. Das bedeutet, dass ich jetzt erst einmal auf den Inhalt und auf gewisse Formulierungen fokussiere.


Kanji

schön, dass du dich der Geschichte noch einmal annimmst. Ich weiß, was du mit "kindlicher" Sprache meinst und deine Sprache in der Geschichten klingt tatsächlich ein bisschen wie aus dem norwegischen "übersetzt". Wenn du aber (wieder?) mehr deutsche Texte lesen würdest, kämst du schnell ins Deutsche zurück. Allerdings hat diese Geschichte vielleicht aber auch gerade darin ihren Reiz

Also aus dem norwegisch übersetzt ist da nichts. Ist alles frei auf deutsch gedacht und geschrieben, von Anfang an. Aber du sagst, dass du in dem leicht kindlichen einen gewissen Reiz siehst ... also kann man sich den "Stil" so als Leser antun, wenn man das inhaltlich verbessert?

Gruss
Tio

 

Hej Tio,

nee, schon klar, nicht wörtlich übersetzt, deswegen die "Klammern". ;)
Ich stehe ja nicht stellvertretend für den Leser, deswegen kann ich deine Frage nicht beantworten, aber ich mag es, wie du schreibst, mir kannst du deinen Stil "antun". :lol:

Ich bleibe dran und guck mal, was du mit den Tipps von Novak anfängst.

Fin kveld, Kanji

 

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