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Totmannschalter

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11.07.2008
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Totmannschalter

Bautzen, Sowjetische Besatzungszone, 1946

„Zigarette?“
Der magere, abgerissene Häftling nickte vorsichtig. Dann hob er eine Hand und steckte sich die Zigarette zwischen die rissigen, blutverkrusteten Lippen. Er nahm einen tiefen Zug und schloss einen Moment lang die Augen.
„Erzählen Sie noch einmal, was Sie gestern gesagt haben. Sprechen Sie langsam, während ich für meinen Vorgesetzten dolmetsche.“
Der Häftling betrachtete die beiden Männer, die ihm gegenübersaßen. Glattrasiert, sauber, ausdruckslose Gesichter.
„Also, ich heiße …“ Der Dolmetscher unterbrach ihn und tippte auf einen grauen Aktenordner, der vor ihm auf dem Tisch lag.
„Wir wissen, wer Sie sind, welchen Rang sie in Ihrer faschistischen Armee hatten und wo Sie gedient haben, als Sie von unseren ruhmreichen Befreiungstruppen gefangen genommen wurden. Es genügt, wenn Sie uns von Projekt T erzählen.“
Der Häftling schaute zu Boden. Die Zigarette in seinen Fingern beachtete er überhaupt nicht mehr.
„Wir … also, Abteilung Blau meine ich … hatten den Auftrag, nach unorthodoxen Kriegsmitteln zu suchen. Eher zufällig stießen wir im Rahmen eines Austausch- und Hilfsprojekts, das wir mit unseren japanischen Verbündeten durchführten, auf etwas … wirklich Unorthodoxes. In einer kleinen Bibliothek in der Nähe eines Gebetsschreins in der Präfektur Hiroshima.“ Sein Blick ging ins Leere.
„Reden Sie weiter.“
„Wir fanden Aufzeichnungen. Jedoch wurde ich von dem Projekt vor Ort abgezogen, bevor ich Gelegenheit hatte, die Sache näher zu untersuchen. Nach dem, was die Amis dort angestellt haben, war das wohl mein Glück, oder?“ Der Mann lachte humorlos. Der Dolmetscher beugte sich zu seinem Nebenmann hinüber, als ihm dieser etwas ins Ohr flüsterte. Dann nickte er knapp und drehte sich wieder zu dem Gefangenen um.
„Die meisten Unterlagen wurden in der Tat zerstört. Zum Teil durch die Auswirkung des amerikanischen Angriffs, aber auch durch die Vertuschungsmaßnahmen Ihrer verbrecherischen Führung. Uns interessiert, was Sie über das Projekt T noch wissen. Denken Sie also besser in Ihrem eigenen Interesse gut nach, denn Ihr Erinnerungsvermögen wird sich fundamental auf Ihre Haftbedingungen bei uns auswirken.“
„Was ich damals in Erfahrung bringen konnte, habe ich in einem Bericht zusammengefasst. Bei Projekt T ging es um …“


Archangelsk, 1961

Der Professor und der General schauten auf den roten Sekundenzeiger der Wanduhr. Zwischen ihnen stand eine Flasche Wodka sowie ein überquellender Aschenbecher. Und ein Telefon. Die Luft in dem kleinen Büro war heiß, stickig und verbraucht. Kein Wort wurde gewechselt, kein Blick ausgetauscht.
Als das Telefon schrill klingelte, zuckten beide zusammen. Noch vor dem zweiten Klingeln riss der General den Hörer von der Gabel.
„Ja? ... natürlich war der Test erfolgreich, das brauchen Sie mir nicht zu sagen. Wieviel, will ich wissen! … Fünfzig? Ist das auch sicher? Sehr gut.“ Grußlos hängte der Offizier wieder ein und schaute den grauhaarigen Wissenschaftler zufrieden an.
„Eben ist das Ergebnis bestätigt worden. AN 602 hat eine Sprengkraft von fünfzig Megatonnen. Fünfzig, stellen Sie sich das mal vor. Das ist fünfhundertmal mehr Sprengstoff, als jemals zusammengenommen auf der gesamten Welt bis heute gezündet wurde. Unser kleiner Wanja dürfte damit wohl einen Eintrag in dieses westliche Rekordbuch bekommen.“ Der General lachte. Der Professor nicht. Fahrig wischte er sich über das Gesicht.
„Der Westen und die USA mögen vielleicht glauben, wir wollen unsere militärische Schlagkraft unter Beweis stellen, aber wir beide kennen den wahren Grund. Auch wenn die Stärke für unser Rüstungsprogramm als Drohmittel einen nützlichen Nebeneffekt darstellt, vergessen Sie bitte nicht, warum wir diese Bombe überhaupt gebaut haben. Bauen mussten.“ Mit zitternden Händen goss er sich ein Glas Wodka ein und leerte es in einem Zug. Der General sah ihm herablassend lächelnd zu und schüttelte dann den Kopf.
„Kopf hoch, Professorchen. Glauben Sie mir, mit AN 602 haben wir genau das bekommen, was Sie sich für Ihr kleines Gulag im Ural so sehr gewünscht haben.“


Jamantau (südliches Uralgebirge), 1985

Jeleski klappte den Kragen seines Mantels hoch und drückte sich die Schirmmütze tiefer ins Gesicht. Grimmig blinzelte er Schneeflocken und Eiskristalle aus seinen tränenden Augen. Dann zog er die Schultern hoch und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Mürrisch drehte er sich zu seinem Begleiter um.
„Wo bleibt der verdammte Kerl bloß? Er ist schon über zehn Minuten zu spät. Na warte, Bürschchen! Das wird Konsequenzen haben.“
Der bullige Mann, der neben Jeleski stand, hauchte sich in die Hände und hielt sie dann vors Gesicht.
„Somokoljev ist doch oft zu spät. Beruhig dich. Der kommt schon noch.“
„Verdammte Geheimhaltung! Warum müssen wir auch immer getrennt in verschiedenen Wagen herkommen? Es wäre viel einfacher, wenn wir gemeinsam fahren könnten.“ Jeleski stapfte schimpfend mit den Füssen auf dem Boden herum und steckte sich die Hände unter die Achseln. Dann deutete er mit einem Nicken auf die wuchtige, gepanzerte Stahltür, die in die graue, schneebedeckte Betonmauer eingelassen war. „Ich wünschte, wir könnten ausnahmsweise schon reingehen, bevor uns hier endgültig die Eier abfrieren.“
Der andere zuckte mit den Achseln.
„Vorschrift, weißt du doch. Nur die ganze Mannschaft darf den Bunker betreten. Also heißt es, noch ein bisschen das Wetter genießen.“
Jeleski wollte zu einer Antwort ansetzen, als eine dick eingemummte Gestalt die betonierte Rampe hinunter hastete, an dessen Fuß die beiden anderen warteten. Der Neuankömmling war so dick mit Schnee bedeckt und in eine Pelzmütze mit Schal eingehüllt, dass er wie ein gedrungener Eisbär aussah. Schnaufend lehnte er sich an die Wand neben der Stahltür. Sein Atem pfiff heiser durch die klirrende Winterluft, als er sich zu Jeleski umdrehte, der drohend neben ihm stand.
„Tut … tut mir leid, Genosse Major, dass ich mich verspätet habe. Die Straße ist total zugeschneit. Ich musste die letzten zwei Kilometer zu Fuß gehen, weil der Wagen in den Graben gerutscht ist. Mein Fahrer hat sich dabei sogar …“
„Ist mir egal, was mit Ihrem Fahrer ist, Genosse Somokoljev. Das einzige, das mich kümmert, ist Ihre Verspätung. Schon wieder! Aber dieses Mal werde ich Sie melden, verlassen Sie sich drauf! Und jetzt Bewegung, damit wir endlich aus dieser Schweinekälte rauskommen.“
Die drei Männer tippten nacheinander unterschiedliche Zahlenkombinationen in eine klobige Tastatur, die sich hinter einer Metallplatte befand. Mit einem lauten Knirschen schwang die gepanzerte Luke langsam auf und gab den Blick auf einen hell erleuchteten Raum frei, in dem sich eine weitere Metalltür befand. Nachdem die Männer eingetreten waren, schloss sich die Außentür wieder und verriegelte. Dann öffnete sich die zweite Tür. Dahinter standen drei Soldaten, die mit ihren Kalaschnikows auf Jeleski und seine beiden Begleiter zielten. Die drei hoben ihre Hände.
„Jeleski, KN 4218. Taubenschlag.“
„Rodschkin, GR 5941, Bergbach.“
„Somokoljev, HP 3613. Pferderennen… nein … Pferdewagen. Immer diese scheiß Tagesparolen.“
Die Soldaten ließen grinsend ihre Gewehre sinken und schüttelten den Neuankömmlingen die Hände. Einer der Soldaten drohte Somokoljev spielerisch mit dem Zeigefinger.
„Würde ich dich nicht kennen, Wassili Nikolajewitsch, hätte ich dich wegen der falschen Parole eigentlich sofort erschießen müssen. Du könntest ja ein imperialistischer Spion sein.“ Die anderen kicherten.
„Das Lachen wird euch gleich vergehen, Genossen. Die Straße ist total zugeschneit und unpassierbar. So leid mir das tut, aber zurück zum Kontrollposten müsst ihr laufen.“
Ärgerlich murmelnd wickelten sich die Soldaten der abgelösten Schicht in ihre Mäntel und stemmten sich beim Verlassen des Bunkers gegen die eisige Kälte des schneegepeitschten Windes. Jeleski verriegelte die beiden Tore und wandte sich an seine Kameraden.
„Also dann, Genossen, Mütterchen Russland ruft und wir haben zu folgen. Rodschkin, du überprüfst den Empfänger und die Signalanlagen. Somokoljev, wenn es dir deine Pünktlichkeit erlaubt, dann sei doch bitte so freundlich und inspiziere den Generatorraum. Danach kochst du uns mal einen Tee. Ich gehe in die Zentrale und beginne mit dem Logbucheintrag und der Wachrotation.“
Die drei Soldaten hängten ihre Kalaschnikows über die Schultern und trennten sich. Somokoljev stieg eine tiefe Metalltreppe herab und betrat einen langen Korridor. Aus der Ferne war ein tiefes Brummen und das Geräusch laufender Turbinen zu hören. Die in regelmäßigen Abständen an der Decke angebrachten Glühbirnen tauchten den Gang abwechselnd in Licht und Dunkel. Hohl und hart hallten die Schritte seiner Stiefel von den kahlen, grauen Betonwänden wieder. Schließlich erreichte er eine große, schwere Metalltür, hinter der er den Lärm der Generatoren hören konnte. Unwillkürlich jedoch sah er kurz über seine Schulter und schritt dann weiter den Korridor hinab. Auch wenn er dazu keinen direkten Befehl erhalten hatte, so musste sich Somokoljev dennoch jedes Mal, wenn er Dienst hatte, wie aus einem inneren Zwang heraus persönlich davon überzeugen, dass hinten alles in Ordnung war. Für jedes Mitglied der Wachmannschaften hieß es einfach nur „hinten“. Keiner sprach es aus. Keiner wusste, was es war. Gerüchte gab es zuhauf. Und allen machte es Angst.
Jedes Jahr kam ein Sondertrupp der Spezialwaffenabteilung mit einer ganzen Gruppe KGB-Wachen vorbei, um das Tor zu öffnen und ihre Kontrollen durchzuführen. Einmal jedoch musste Somokoljev bei der Wache einspringen. Nur auf diese Weise hatte er überhaupt jemals einen Blick hinter das Panzertor werfen können. In riesigen, wuchtigen Klammern waren drei acht Meter lange Stahlzylinder befestigt. Somokoljev erkannte sofort, um was es sich handelte. Es waren drei „Zar-Bomben“, die größten Wasserstoffbomben, die jemals von Menschenhand gebaut worden waren. Doch irgendetwas stimmte mit diesen drei Zaren nicht. Sie hatten keine Abwurfmechanismen, keine Waffenaufhängungen, keine Stabilisierungsleitwerke. Jede einzelne Bombe wog 27 Tonnen. Und dennoch befanden sich keine Lastgeschirre auf dem Boden oder der Decke, mit denen sie hätten transportiert werden können. Es sah nicht so aus, als ob sie man die Absicht hatte, die Bomben überhaupt zu bewegen oder fortzuschaffen. Somokoljev hatte natürlich nicht gefragt, welchen Sinn es wohl haben konnte, drei riesige Wasserstoffbomben mitten im nirgendwo einzulagern, wenn sie offenbar gar nicht für einen Abwurf vorgesehen waren.
Unbewusst verlangsamte er seine Schritte, je näher der dem gewaltigen, knallrot lackierten Stahltor kam. Bedächtig, beinahe ehrfürchtig strich er mit seiner Hand über das kühle Metall und die dicken, in den Beton eingelassenen Riegel und Scharniere. Als er sich davon überzeugt hatte, dass alles fest verschlossen war, atmete er auf. Schnell bekreuzigte er sich und ging dann zurück in Richtung des Generatorraums.


UVB-76 (85 Km nordwestlich von Moskau), 02.September 2010

Pjogol blickte wütend zu Karjesov herüber.
„Was ist mit der Übertragung? Die Signale? Sind die noch da?“
Karjesow drehte und hantierte an Schaltern, Reglern und Hebeln. Nur das dumpfe Rot der Notbeleuchtung und ein paar schwach flackernde Kontrollleuchten erhellten den Raum.
„Keine Ahnung. Die komplette Stromversorgung ist ausgefallen. Die Trägerwelle ist auch weg.“
Pjogol schüttelte frustriert seinen Kopf.
„Krieg das Signal wieder in Gang!“
„Ich versuchs ja!“
Fluchend ging Pjogol zu einem Metallschrank. Er kramte darin herum und zerrte schließlich ein kleines Tonbandgerät aus einem Fach, das er seinem Kollegen in den Schoß warf.
„Hier, schließ das ans Sendemodul an.“
„Was? Wieso? Was ist das?“
Pjogol grinste.
„Schwanensee. Hör ich manchmal zum Einschlafen. Ich hoffe, die mögen Tschajkowski.“
Karjesov sah ihn entgeistert an. „Was soll ich? Hast du den Verstand verloren?“
„Wir wissen nicht, ob überhaupt was rausgeht, kapiert? Besser, wir senden irgendwas als gar nichts.“
„Das ist gegen die Vorschrift.“ Karjesov warf den Kassettenrekorder auf den Tisch vor sich.
„Das war dein kleiner Stromtest auch. Deswegen sitzen wir doch erst in diesem Mist.“
„Ich wollte nur die Leistung erhöhen. Wie hätte ich wissen können, dass der Generator direkt durchbrennt? Wahrscheinlich lags an der uralten Isolierung, die nicht mehr richtig ...“
„Dann schreib das doch in den Bericht, du Genie!“, herrschte Pjogol seinen Kollegen an. „Wir kümmern uns später um die Reparatur. Schließ das verdammte Tonband an. Der Saft aus der Batterie müsste reichen, bis wir uns einen Überblick verschafft haben.“
Karjesov zögerte. Pjogol verkrampfte grimmig den Kiefer.
„Jetzt mach endlich! Ich habe keine Lust, strafversetzt zu werden.“
Fluchend öffnete Karjesov eine kleine Wartungsklappe und fingerte Kabel und Platinen hervor. Dann griff er zu dem Tonbandgerät und zog einen schmalen Schraubenzieher aus seiner Brusttasche. Nach ein paar Augenblicken richtete er sich auf und studierte die Monitore. Pjogol sah ungeduldig zu.
„Und? Was ist mit der Übertragung? Sind die Sendungen wieder da?“
Sein Kollege las einige Skalen ab und blätterte in einem technischen Handbuch. Schließlich ließ er das Manual fallen und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht.
„Sie sollten jetzt wieder funktionieren, aber sie sind schwach.“
Pjogol schlurfte zu dem Schrank. Er griff hinter einen Stapel Pappschachteln und holte eine kleine Flasche Wodka hervor. Er schraubte den Verschluss auf und nahm einen Schluck.
„Keine Ahnung, warum wir dieses klapperige Scheißteil hier überhaupt am Laufen halten sollen.“


Hiroshima, 1934

Die Zedern und der Pfeilbambus wogen sich sachte im Wind. Dunkle Wolken hingen an den Bergspitzen und kündigten mit leisem Donnern den Sturm an.
Müde drückte Hiro seinen Rücken durch und griff wieder zu dem Rechen. Er führte das Gartenwerkzeug so stolz wie ein Samurai sein Schwert.
In jeder Aufgabe steckt Ehre, wenn man sie ehrenhaft ausführt. Sein Vater hatte ihm das von Kindesbeinen an beigebracht.
„Großvater!“ Kaneda lief Hiro entgegen. In seiner Hand hielt er einen Weidenkorb. Hiro lächelte still in sich hinein und hob gespannt eine Augenbraue. Er war gespannt, ob Kaneda sich an die kleine Lektion in gutem Benehmen erinnerte, die Hiro ihm das letzte Mal beigebracht hatte.
Kanedas Gesicht verzog sich vor Konzentration, als er drei Schritte vor seinem Großvater stehen blieb, den Korb abstellte und sich dann steif verbeugte.
„Ich wünsche dir einen guten Tag, Großvater.“
Hiro nickte seinem Enkel anerkennend zu, als er den Gruß mit einer Verbeugung erwiderte.
„Hab Dank, Enkelsohn. Du bist ein Grund zur Freude für deine Eltern.“
Kaneda grinste vor Stolz, als er seinem Großvater ins Haus folgte. Hiro holte aus dem Weidenkorb einen Topf mit Reis und gedünstetem Fisch und setzte sich an den Tisch.
„Sag deiner Mutter, dass ich ihr wie immer sehr dankbar bin für das köstliche Essen.“
„Mutter fände es schön, wenn du zu uns ziehen würdest, Großvater.“
Hiro kicherte vergnügt, während er sich eine Tasse Tee eingoss.
„Dein Vater fände das nicht so schön, glaub mir das, kleiner Mann.“
Kaneda wartete ungeduldig, bis sein Großvater das Essen beendet hatte. Schließlich war es soweit.
„Großvater, erzählst du mir eine Geschichte?“ Kaneda sah ihn gespannt an.
„Welche willst du denn hören?“
„Erzähl mir wieder von Toyugoru.“
„Wird dir diese Geschichte denn niemals langweilig?“
„Nein, Großvater.“
Hiro nickte bedächtig mit dem Kopf.

Einst, vor vielen unzähligen Jahrtausenden, lebten zwei mächtige Wesen, die ersten und mächtigsten Götter. Sie hießen Izanagi und Izamani. Die beiden erschufen das Land und das Leben. Und sie waren die Schöpfer aller anderen Götter, die wir Jahrhunderte lang verehrten. Doch irgendwann begannen die Menschen, die Götter zu vergessen. Wir glaubten nicht mehr an sie und beteten nicht zu ihnen.
Izanagi wurde darüber sehr wütend. Und eines Tages, als die Menschen selbst ihm keine Achtung und Ehre mehr erwiesen, straft er sie in seinem göttlichen Zorn für ihre Respektlosigkeit. Er schnitt sich einen Finger ab und formte daraus das schrecklichste und mächtigste Ungeheuer, dass es jemals gab - Toyugoru.
Jahrhunderte lang suchte Toyugoru die Menschen heim. Er brachte Erdbeben und Tsunamis, Krankheiten und Taifune, Hungersnöte und Kriege.
Nach unzähligen Jahren der Verwüstung und Not versprach der Tenno in seiner Verzweiflung und Furcht um sein Reich demjenigen, der Toyugoru besiegen würde, die Hand seiner wunderschönen Tochter und den Thron. Viele tausend Krieger und ganze Armeen kämpften gegen Toyugoru. Doch sie alle fanden einen grausamen Tod. Denn Toyugoru war unbesiegbar und unsterblich. Seine Haut konnte von keinem Pfeil durchbohrt und keiner Klinge durchschnitten werden.
Bis sich eines Tages ein einfacher Gärtner mit Namen Dajamuto dem mächtigen Toyugoru im Kampf stellte. Doch was konnte Dajamuto in die Schlacht werfen, was den anderen ruhmreichen Kriegern und Samurai fehlte? Er hatte kein scharfes Schwert, keine prunkvolle Rüstung und auch kein edles Pferd. Als Waffe besaß er einen Rechen, die Rüstung bestand aus einem Reishut und sein Reittier war nur sein alter, treuer Esel. Toyugoru lachte so laut, dass die Berge selbst erzitterten, als er Dajamuto auf dem Schlachtfeld gegenübertrat. Er rief Dajamuto zu, er solle verschwinden, oder er würde ihn mit einem einzigen Hieb seines Schwerts in zwei Teile spalten. Doch Dajamuto ritt langsam und unerschrocken auf Toyugoru zu. Er hatte keine Furcht und in seinem Blick lag eine ruhige Kraft, die Toyugoru zögern ließ. Der grausame Dämon holte zu einem vernichtenden, tödlichen Schlag aus. Und in diesem Augenblick wurde sein Arm von starken, mächtigen Ranken umschlossen, die plötzlich aus dem Boden schossen. Seine Arme und Beine wurden von den Ranken wie von Ketten und Tauen umschlungen. Riesige Bäume wuchsen vor und hinter Toyugoru empor und ihre Äste hüllten ihn wie einen Käfig ein. Toyugoru schrie und brüllte. Er wollte um sich schlagen und sich befreien, doch es gelang ihm nicht. Er konnte sich keinen Zentimeter mehr rühren. Die Pflanzen und Äste umwucherten ihn immer dichter und enger. Toyugoru war gefangen. Durch die Kraft der Pflanzen, Bäume und der Natur selbst. Dajamuto hatte sie gehegt und gepflegt, so wie sein Vater und Großvater vor ihm. Und in diesem entscheidenden Kampf stand ihm die Natur nun bei. Einen Kampf, den kein Samurai und keine Armee für sich entscheiden konnte, gewann ein unscheinbarer Gärtner. Der Tenno hielt sein Versprechen. Dajamuto heiratete die wunderschöne Prinzessin Yukitomi, lebte viele glückliche Jahre und wurde der Begründer und erste Shogun der ehrwürdigen Yamodaiko Dynastie.
Aber Toyugoru ist nicht tot, denn er ist unsterblich und unverwundbar. Er ist seit dem Tag seiner Niederlage gefangen. Man kann ihn immer dann hören, wenn sich die Natur aufbäumt. Dann versucht sich dieser uralte grausame Dämon aus seinem Gefängnis zu befreien. Wenn es donnert und ein starker, wilder Sturm über das Land hinwegfegt, dann ist das Toyugoru, der sein wütendes Geschrei zornig in den Himmel brüllt.

Hiro lächelte, als er das atemlose Gesicht seines Enkels sah. Draußen regnete es in Strömen. Donner grollte durch die schwere Wolkendecke. Kaneda sah ängstlich in den Himmel.
„Ist das Toyugoru, der da gerade schreit und tobt, Großvater?“
„Wer weiß, Kaneda. Die klugen Leute heutzutage sprechen nur von Wissenschaft. Sie glauben an ihre Bücher und Formeln und sicher nicht mehr an Izanagi oder Toyugoru. Und doch mag das Schicksal unserer Welt eines Tages vielleicht wieder in den Händen eines einfachen Gärtners liegen, und nicht in denen eines mächtigen Kriegers oder klugen Gelehrten“
„Mir ist egal, was Vater sagt, aber ich will auch später einmal Gärtner werden. So wie Shogun Dajamuto und du, Großvater.“
Hiro lachte und streichelte Kaneda über den Kopf.


Moskau, 2018

Grigorow schaltete das Tonbandgerät ein und zog Block und Stift zu sich heran. Dann sah er zu dem grauhaarigen Mann hinüber, der vor seinem Schreibtisch saß. Neben ihm auf einer Couch lümmelten sich ein weiterer Redakteur und eine Volontärin. Grigorow musste seinen Blick beinahe gewaltsam von ihren Beinen losreißen. Er lächelte gekünstelt und sah den Alten an.
„Nun, Herr Somokoljev. Dann erzählen Sie uns mal Ihre Geschichte.“
„Sie müssen es an die Öffentlichkeit bringen. Ich beschwöre Sie. Das wird unsere Welt zerstören. Bitte, ich flehe Sie an.“ Es sah so aus, als würde der Mann jeden Moment in Tränen ausbrechen.
„Was meinen Sie damit. Von Anfang an, bitte.“ Grigorow warf seinem Kollegen und der Volontärin einen wissenden Blick zu und verdrehte die Augen. Somokoljev sah es nicht oder achtete nicht auf die beleidigende Geste.
„Ich habe für das Militär gearbeitet. Von 1984 bis 1990 war ich Mitglied eines geheimen Projekts. Unter anderem in einem Funksender bei Moskau.“
„Und weiter?“
„Dieser Sender hat nur die Aufgabe, ein Signal zu schicken. Jeden Tag, dreiundzwanzig Stunden lang. Seit über vierzig Jahren. Und jetzt soll er abgeschaltet werden. Dass darf nicht geschehen!“
„Was hat es denn mit diesem Sender auf sich, dass er so wichtig ist.“ Grigorow malte Männchen auf seinen Block, während der alte Mann redete.
„Er ist ein Totmannschalter. Er sendet ein Signal zu einer Anlage, die irgendwo im Ural liegt, und erhält von dort eine automatische Antwort. Wenn diese Kommunikation aber längere Zeit unterbrochen wird, löst das einen Selbstzerstörungsimpuls aus. Schon mal von der Zar-Bombe gehört? Fünfzig Megatonnen nominale Sprengkraft. Drei Stück. Aber das ist nicht das Schlimmste.“
„Was könnte denn schlimmer als so eine Nuklearexplosion sein?“ Der Reporter klang belustigt.
„Das es ihn nicht vernichten, sondern befreien wird!“
„Ihn?“ Der andere Reporter auf der Couch beugte sich neugierig nach vorne.
„Den Toyugoru.“
„Toyu-was?“
„Ein japanischer Dämon.“ Hastig hob der Alte die Hände. „Ich bin nicht verrückt. Die Japaner haben in ihrer Mythologie ein solches Wesen. Wie bei uns Baba Jaga. Nur ist es kein Hirngespinst.“
„Baba Jaga also? Ich verstehe. Gut, Herr Somokoljev, vielen Dank …“
„Die Japaner und die Deutschen wollten den Toyugoru als Waffe nutzen. Aber nahezu sämtliche Aufzeichnungen und vor allem die Formeln, ihn zu bezwingen, sind zerstört worden.“ Somokoljev holte pfeifend Luft. „Der NKWD bekam nach dem Krieg Wind von der Sache und fing an nachzuforschen. Ein paar Wissenschaftlern gelang es, den Toyugoru zu erschaffen, zu beschwören, was weiß ich. Anfang der sechziger Jahre in dieser Anlage im Ural.“
Grigorow machten Anstalten aufzustehen. Somokoljev sprach schneller und hektischer.
„Bitte, hören Sie mir doch zu! Die Forscher merkten sofort, dass man ihn nicht kontrollieren konnte. Oder töten. Und sie haben es weiß Gott versucht. Also sperrten sie ihn zusammen mit den Zar-Bomben ein. Sie glaubten wohl, das würde ihn erledigen können.“ Der Alte stieß ein zynisches Lachen aus. „Der Funksender ist unsere Lebensversicherung. Der Totmannschalter, der jetzt abgeschaltet werden soll.“ Er war kreidebleich geworden und seine Unterlippe zitterte beim Sprechen. „Der Toyugoru wird die ganze Welt vernichten. Nur, weil irgendwelche Bürokraten, die mir auch nicht glauben, der Meinung sind, es sei zu teuer, einen Funksender über Jahrzehnte in Betrieb zu halten.“
„Herr Somokoljev, das ist eine phantastische Geschichte. Die sollten Sie in Hollywood verkaufen. Nein, wirklich, ich meine das ernst. Damit ließe sich ein toller Film drehen.“
„Hier sind Beweise.“ Er zog aus einer abgewetzten Aktentasche ein paar rissige, ausgeblichene Papierseiten. „Transportbefehle. Es gibt diese Anlagen. Ich selbst habe in beiden gearbeitet.“
Grigorow warf einen flüchtigen Blick auf die Unterlagen.
„Also hier sehe ich nichts von einem Toyu-Dingsbums.“
Frustriert warf Somokoljev die Arme in die Höhe.
„Natürlich steht da so explizit nichts von dem, was ich Ihnen erzählt habe. Diese Sache war ein streng vertrauliches Staatsprojekt der allerhöchsten Geheimhaltungsstufe. Deshalb haben die Duraks ja auch kein Problem damit, den Sender stillzulegen. Sie glauben, dass verdammte Ding dient der Atmosphärenforschung.“
„Also bitte, Herr Somokoljev. Ich glaube kaum, dass man diesen ominösen Sender tatsächlich abschalten würde, wenn das Schicksal unseres Planeten davon abhinge.“
„Weil sie es nicht besser wissen, Herrgott nochmal! Nicht mal die Männer, die dort noch Dienst schieben, haben eine Ahnung, wozu er dient. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ist alles verschwunden oder wurde vertuscht. Ich habe über dreißig Jahre herumgeschnüffelt, bis ich die paar Informationen zusammenkratzen konnte, die ich Ihnen gerade gegeben habe.“
„Und was ist mit der Anlage im Ural? Da müssen doch auch noch Menschen arbeiten. Die werden …“
„Als sich der Zusammenbruch abzeichnete, fürchtete der KGB, die Zar-Bomben könnten Separatisten in die Hände fallen. Also hat man das Personal abgezogen und die gesamte Anlage auf automatischen Betrieb umgestellt. Dort draußen ist nur noch ein verlassener Bunkerkomplex, in dessen Inneren drei Wasserstoffbomben und ein Monster gefangen sind. Die Bomben werden den Bunker pulverisieren und den Toyugoru befreien. Niemand glaubt mir. Informieren Sie die Öffentlichkeit. Sofort!“
Seufzend zeigte Grigorow zur Tür.
„Das werden wir, Herr Somokoljev. Wenn Sie uns bitte entschuldigen würden, wir haben eine Menge zu tun. Wir müssen ja schließlich Ihre Geschichte drucken. Die kommt gleich auf die Titelseite.“ Die Volontärin kicherte.
Somokoljev sprang auf und packte Grogorow am Kragen seiner Jacke.
„Du Arschloch! Wir werden alle sterben, wenn sie diesen Sender abschalten. Wir …“
Der Reporter riss sich los und stieß den Alten grob zurück.
„Okay, das reicht jetzt, du Verrückter. Verpiss dich, oder ich lasse dich vom Sicherheitsdienst rauswerfen.“ Dann drehte er sich zu seinem Kollegen um. „Boris, sag Olga bitte, sie soll demnächst nicht mehr jeden Spinner reinlassen, der mit einer angeblichen Story unterm Arm hier aufkreuzt.“
Mit hängenden Armen und leerem Blick hob Somokoljev seine Unterlagen auf, die auf den Boden gefallen waren, und verließ das Büro.

 
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Huhu Wortkrieger.

Ich hab wieder was geschrieben - warum zur Abwechslung nicht mal etwas aus dem Bereich "Horror"?:D

Übrigens: AN 602, den Jamantau-Komplex und UVB 76 gibts wirklich. Wär das hier ein Film, würde jetzt irgend so ein ultra-dramatischer Vorspann laufen, wo steht: "Beruht auf wahren Begebenheiten!";)

Grüße vom EISENMANN

 

Hi Eisenmann,

ich schreib mal beim Lesen mit.

Der magere, abgerissene Häftling nickte vorsichtig. Dann hob er eine Hand und steckte sich die Zigarette zwischen die rissigen, blutverkrusteten Lippen.
Mancheiner steht ja drauf, aber mir sind das hier viel zu viele Adjektive!

Wir wissen, wer Sie sind, welchen Rang sie in Ihrer faschistischen Armee hatten
welchen Rang Sie ...

als Sie von unseren ruhmreichen Befreiungstruppen gefangen genommen wurden.
Meint er ruhmreich ernst? Das hört sich albern an, eher ironisch. Ich würde den ganzen Nebensatz weglassen, das muss er dem Gefangenen doch nicht sagen. Das weiß er doch selbst.

aber auch durch die Vertuschungsmaßnahmen Ihrer verbrecherischen Führung.
„verbrecherisch“ – schon wieder ein meiner Meinung nach unangebrachtes Adjektiv. Warum reden die so geschwollen daher? Sie haben die Macht, wovon wollen die den Gefangenen noch überzeugen?

Der Westen und die USA mögen vielleicht glauben, wir wollen unsere militärische Schlagkraft unter Beweis stellen, aber wir beide kennen den wahren Grund. Auch wenn die Stärke für unser Rüstungsprogramm als Drohmittel einen nützlichen Nebeneffekt darstellt, vergessen Sie bitte nicht, warum wir diese Bombe überhaupt gebaut haben. Bauen mussten.
Ich glaube nicht dass er das so sagt. Das hört sich nach Informationen für den Leser an.

Na warte, Bürschchen!
Würde ich weglassen. Das sagt doch keiner.

Der bullige Mann, der neben Jeleski stand, hauchte sich in die Hände und hielt sie dann vors Gesicht.
Du willst bestimmt zeigen: er wärmt sich erst die Hände und dann sein Gesicht? Ich hatte ein Bild von ihm vor Augen, wie er prüft ob er Mundgeruch hat.

Jeleski wollte zu einer Antwort ansetzen, als eine dick eingemummte Gestalt die betonierte Rampe hinunter hastete, an dessen Fuß die beiden anderen warteten
Den Nebensatz würde ich weglassen und vielleicht einfach schreiben: ... die betonierte Rampe zu ihnen hinunter hastete.

Der Neuankömmling war so dick mit Schnee bedeckt und in eine Pelzmütze mit Schal eingehüllt, dass er wie ein gedrungener Eisbär aussah.
Mhh irgendwie passt der Satz nicht ganz.

Der Neuankömmling war so dick mit Schnee bedeckt, dass er wie ein gedrungener Eisbär aussah.
Passt.

Der Neuankömmling war so dick in eine Pelzmütze mit Schal eingehüllt, dass er wie ein gedrungener Eisbär aussah.
Passt nicht wirklich.

Der Neuankömmling war in eine Pelzmütze mit Schal eingehüllt, dass er wie ein gedrungener Eisbär aussah.
Passt nicht.

Pferderennen… nein … Pferdewagen. Immer diese scheiß Tagesparolen.
:D

des schneegepeitschten Windes
Hmm, der Wind wird vom Schnee gepeitscht? Peitscht der Wind nicht sonst andere? :chaosqueen:

Unbewusst verlangsamte er seine Schritte, je näher der dem gewaltigen, knallrot lackierten Stahltor kam.
je näher er

strich er mit seiner Hand
mit einer Hand

UVB-76 (85 Km nordwestlich von Moskau), 02.September 2010
Hmm, den Abschnitt verstehe ich nicht recht.

Ok, ich habe UVB-76 und Trägerwelle gegoogelt und es handelt sich wohl um eine Radiostation. Deswegen auch die Schwanenseekassette.
Aber warum macht jemand in einer Radiostation Leistungstests mit dem Stromgenerator? Und warum kann er das überhaupt?

Dann griff er zu dem Tonbandgerät und zog einen schmalen Schraubenzieher aus seiner Brusttasche. Nach ein paar Augenblicken richtete er sich auf und studierte die Monitore.
Hä, er hat mit Schwanensee und dem Schraubenzieher den Generator repariert?

hob gespannt eine Augenbraue. Er war gespannt,
2 mal gespannt

Riesige Bäume wuchsen vor und hinter Toyugoru empor und ihre Äste hüllten ihn wie einen Käfig ein.
wie ein Käfig, würde ich sagen.

oder klugen Gelehrten“
Punkt.

Den letzten Abschnitt habe ich in einem Rutsch durchgelesen. Hier fügen sich die Puzzleteile zu einem Bild zusammen. Obwohl... manches erscheint etwas unglaubwürdig.

Also ich versuche mal zusammenzufassen:
Der Häftling berichtet von Projekt T, in dem es um ... was ging? Das ist mir nicht klar geworden.
Die Herren in Archangelsk testen die Waserstoffbomben.
In Jamantau werden die Bomben direkt bei dem Dämon aufbewahrt und bewacht.
Von UVB-76 kommt das Signal, dass die Aktivierung der Bomben verhindert.
In Hiroshima erzählt ein Opa von der Legende des Dämons.
In Moskau will der Soldat aus Jamantau alles ans Licht bringen, weil UVB-76 ausgeschaltet werden soll.

Du erzählst hier eigentlich ganz viele verschiedene Geschichte und ich finde es faszierend wie du es schaffst einen in jede hineinzuziehen, auch wenn man nur einen kleinen Ausschnitt zu sehen bekommt. Man versteht nicht alles, aber genug um der Geschichte zu folgen. Ich habe auf die Verknüpfung von all dem gewartet und wurde nicht enttäuscht. Da musst du ja ganz schön recherchiert haben um diese ganzen Orte zusammen zu bekommen, oder?

Trotzdem kommt mir das etwas unrealistisch vor.

Wie kommt der japanische Dämon ins Uralgebirge? Wer hat ihn dort gefunden? Ist das Projekt T?
Hat Grigorow irgendwelche Beweise für den Dämon? Hat er ihn in der Anlage gesehen? Irgendwie hätte ich gerne mehr zu der Existenz des Dämons als nur die Legende.
Wie kann es sein, dass so etwas wichtiges wie drei Wasserstoffbomben und deren Zweck einfach vergessen werden?

Die Dialoge gefallen mir nicht so. Die klingen oft ziemlich überzogen, eigentlich schon ironisch, obwohl das glaube ich nicht immer so gemeint ist.

Ansonsten finde ich das eine super Geschichte. Ich liebe es, wenn Dinge aus der realen Welt sich zu etwas übernatürlichem Zusammensetzen.

Vielen Dank also für die Unterhaltung und schönen Abend noch.

Liebe Grüße,
NGK

 

Nichtgeburtstagskind

Hi NGK!

Vielen Dank für dein Feedback und deine Anmerkungen. Du hast den Buzzer ergoogelt - ganz schön abgefahren, nicht wahr? Ich gebe ja zu, dass hier viele Dinge nicht unbedingt logisch oder nachvollziehbar sind - aber auf der anderen Seite wollte ich ja auch keine geschichtlich akkurate Wiedergabe der Ära des Kalten Krieges erzeugen, sondern in der Tat eine phantastische Geschichte mit einem realen Bezug zu tatsächlichen Geschehnissen schreiben. Und da freut es mich natürlich sehr, dass dir das gefällt und du die jeweiligen Episoden gut nachvollziehen konntest.

Das Ende ist ein bisschen viel erklärend und erzählerisch, aber ich wollte gerne die ganzen Puzzleteile zu einem Bild zusammenfügen - und du hast den gesamten Kontext ja sehr treffend beschrieben.

Was die stellenweise ironische Sprache anbetrifft - da habe ich mich von den typisch klischeehaften Motiven der sowjetischen Armee unmittelbar nach dem "großen vaterländischen Krieg" leiten lassen. Kann gut sein, dass da stellenweise ein wenig das Temperament mit mir durchgegangen ist.:D
Und wie es möglich ist, dass man drei Atombomben vergessen kann? Nun, ich hatte von einem sowjetischen Raketenoffizier gelesen, der nach dem Zusammenbruch der UDSSR auch versucht hat, Atomrakten zu schmuggeln. Wär ihm auch fast geglückt. Und unsere Freunde auf der anderen Seite vom großen Teich haben glaube ich sogar schon ein oder zwei Wasserstoffbomben verloren. Die müssten noch irgendwo auf dem Meeresgrund rumliegen!

Ich will aber gar nicht versuchen, hier irgendwas auf Teufel komm raus zu rechtfertigen oder schönzureden! Hier kam es mir mehr auf Ambiente, und weniger auf Schlüssigkeit an.:Pfeif:

Inspiriert wurde ich durch die Story um den Buzzer und habe da so eine Räuberpistole drumherumgebaut.:lol:

Ich danke dir für deine Zeit und deine Mühen bei der Geschichte.

Einen atomwaffenfreien Abend wünscht der EISENMANN

P.S. Ach so - bevor ich das vergesse - vielen Dank auch für deine handwerklichen Anmerkungen. Brauchbares Zeugs, das!!:D

 

Hi Eisenmann,
deine Geschichte hat mir gut gefallen. Die einzelnen Teilgeschichten sind in sich schlüssig und die Umgebung, gerade im Bunker, hast du echt gut bildhaft gezeichnet. Manches ist allerdings sehr blumig mit Adjektiven aufgepumpt, die ohne weiteres weg könnten wie z.B. die wuchtige, gepanzerte Stahltür, die kahlen, grauen Betonwände oder eine große, schwere Metalltür. Ich schreibe dir, was mir beim Lesen gefallen hat, mir unlogisch vorkam oder welche Passagen ich nicht verstanden habe.
Wo hast du denn die vielen russischen Namen her? Brauchen alle Figuren Namen? Das wird schnell unübersichtlich.
Die Dialoge und die generelle Darstellung der Soldaten sind mir zu jungenhaft. Sie sollten mMn eher etwas kühler, abgebrühter, derber reden und agieren. Also anstelle von "Ärgerlich murmelnd..." vllt. vor sich hin fluchend. Das ist doch eine Geheimstaffel der Sowjetarmee, keine Pfadfindergruppe. :schiel:
Den Titel finde ich nicht so schön. Ich hätte dir da was Originelleres zugetraut. Die Geschichte hätte es hergegeben.
Durch die Szenen in den unterschiedlichen Jahren kommt die Bedrohung richtiggehend auf den Leser zu. Das fand ich stark. Zuerst 1946, das fühlt sich weit weg an…1961, 1985, 2010: Aah, gleich ist das Unheil bei uns angekommen. Doch dann kommt eine Geschichte aus dem Jahr 1934 und danach ein Sprung in die nahe Zukunft. Ich fände es cool, wenn du es konstant chronologisch aufziehst.

Jetzt gehe ich (oftmals recht pingelig, das gebe ich zu) in den Text.

Der Häftling schaute zu Boden. …
Sein Blick ging ins Leere.
Schaute er vorher auf? Oder schaut er auf dem Boden ins Leere?


Jeleski klappte den Kragen seines Mantels hoch
Schlug wäre hier gebräuchlicher.


Die drei Männer tippten nacheinander unterschiedliche Zahlenkombinationen in eine klobige Tastatur, die sich hinter einer Metallplatte befand. Mit einem lauten Knirschen schwang die gepanzerte Luke langsam auf
Also hätten die ersten beiden sowieso nicht allein hinein gehen können, oder? Was soll dann die Unterhaltung über Vorschriften? Luke und Stahltür sind für mich unterschiedliche Dinge.


„Somokoljev, HP 3613. Pferderennen… nein … Pferdewagen. Immer diese scheiß Tagesparolen.“
Hihi. Das klingt total, wenn ich das sagen darf, nach deinem Humor, Eisenmann. :D I like.


„Würde ich dich nicht kennen, Wassili Nikolajewitsch, hätte ich dich wegen der falschen Parole eigentlich sofort erschießen müssen. Du könntest ja ein imperialistischer Spion sein.“ Die anderen kicherten.
Das kapier ich nicht. Was hat Somokoljev mit Nikolajewitsch zu tun? Der war doch kein Spion, nur weil er nach Berlin emigrierte, oder?


Jeleski verriegelte die beiden Tore und wandte sich an seine Kameraden.
Ich dachte, die Tore verriegeln sich selbst und können nur mittels Code geöffnet werden.


Unbewusst verlangsamte er seine Schritte, je näher der dem gewaltigen, knallrot lackierten Stahltor kam.
Dieses Stahltor wurde nur zu einem Zweck knallrot lackiert: Effekthascherei des Autors :Pfeif:


Schnell bekreuzigte er sich und ging dann zurück in Richtung des Generatorraums.
Es gibt eine Besonderheit in der russisch-orthodoxen Kirche. Beim Bekreuzen werden drei Finger(Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger) zusammen genommen. Das könntest du einbauen, um es …äh… expliziter (mir fällt kein besseres Wort ein) zu machen. Nur so ne Idee.


Die Zedern und der Pfeilbambus wogen sich sachte im Wind.
Ach herrje, ganz schön poetisch.


„Nun, Herr Somokoljev. Dann erzählen Sie uns mal Ihre Geschichte.“
Da musste ich kurz hochscrollen, ob das einer der bereits erwähnten Russen ist.


Ich beschwöre Sie. Das wird unsere Welt zerstören.
Vllt. Es wird unsere Welt zerstören.


„Ich habe für das Militär gearbeitet. Von 1984 bis 1990 war ich Mitglied eines geheimen Projekts. Unter anderem in einem Funksender bei Moskau.“
Noch einmal hochgescrollt. Nee, Somokoljev war doch im Bunker. Im Sender waren doch Pjogol und Karjesov. Ach, das war erst später, 2010.


„Dieser Sender hat nur die Aufgabe, ein Signal zu schicken. Jeden Tag, dreiundzwanzig Stunden lang. Seit über vierzig Jahren. Und jetzt soll er abgeschaltet werden. Dass darf nicht geschehen!“
Hier dachte ist erst, es müsste „Dieser Sender hatte…“ heißen, weil er von 84-90 da war. Vorschlag: Zieh das „seit…“ vor -> „Dieser Sender hat seit über vierzig Jahren nur die Aufgabe, ein Signal zu schicken…
Warum nur 23h? Was passiert in der Stunde? Habe ich was überlesen?


„Was könnte denn schlimmer als so eine Nuklearexplosion sein?“ Der Reporter klang belustigt.
„Das es ihn nicht vernichten, sondern befreien wird!“
Woher weiß er das?


Die Japaner und die Deutschen wollten den Toyugoru als Waffe nutzen. Aber nahezu sämtliche Aufzeichnungen und vor allem die Formeln, ihn zu bezwingen, sind zerstört worden.“
Darunter kann ich mir nichts vorstellen.

Ein paar Wissenschaftlern gelang es, den Toyugoru zu erschaffen, zu beschwören, was weiß ich. Anfang der sechziger Jahre in dieser Anlage im Ural.“
Ich dachte, den gibt es schon seit Anbeginn der Zeit und der eine Gott hat ihn erschaffen? Hier vermischst du Legende und Wissenschaft, aber gehst nicht weiter darauf ein.


Die Forscher merkten sofort, dass man ihn nicht kontrollieren konnte. Oder töten. Und sie haben es weiß Gott versucht. Also sperrten sie ihn zusammen mit den Zar-Bomben ein. Sie glaubten wohl, das würde ihn erledigen können.“ Der Alte stieß ein zynisches Lachen aus. „Der Funksender ist unsere Lebensversicherung. Der Totmannschalter, der jetzt abgeschaltet werden soll.“
Hmm, der Dämon ist in dem Bunker zusammen mit den Bomben. Wenn er ausbricht, wird ein Signal unterbrochen und die Bomben gehen hoch? Wenn ihn das aber nicht verletzen/töten würde, warum bleibt er da drin? Worauf wartet der Toyugoru?


Somokoljev sprang auf und packte Grogorow am Kragen seiner Jacke.
„Du Arschloch! Wir werden alle sterben, wenn sie diesen Sender abschalten. Wir …“
„Sie törichter Ignorant!“ oder so ähnlich fände ich zu dem alten Mann passender. Auch Grigorow könnte beim „Sie“ bleiben, wirkt distanzierter.


Bin fertig mit zerpflücken und in Frage stellen. :shy: Kommt vielleicht nicht so rüber, aber ich habe deine Geschichte sehr gern gelesen.

Viele Grüße
wegen

 

Hallo Eisen,

grundlegend neue Erkenntnisse bringe ich jetzt nicht, nur mal so meine Sicht. Gleich zum Einstieg sind mir genau wie NGK die vielen Adjektive aufgefallen, auch später, vor allem wenn gleich mehrere mit Komma getrennt gekommen.

Der magere, abgerissene Häftling nickte vorsichtig. Dann hob er eine Hand und steckte sich die Zigarette zwischen die rissigen, blutverkrusteten Lippen.

Ich mag den Einstieg, der packt, aber ganz ehrlich:

Der magere Häftling nickte. Er hob eine Hand und steckte sich die Zigarette zwischen die rissigen Lippen.

Geht doch viel schneller ins Blut oder nicht?

Bei dieser Sprache der Russen, unsere glorreiche Armee, eure verbrecherische Regierung, da habe ich gedacht, die reden wie ihre eigene Propaganda, wie man sich die von der Gegenseite kommend vorstellt, weil die natürlich anders als wir ganz normalen Leute auf Propaganda reinfallen. Wie die Russen in einem Actionfilm aus den Achtzigern. Das sind gar keine richtigen Menschen. Das würde klar gehen, wenn am Schluss ein Tentakel-Trash-Monster alle auseinanderfetzt, aber es endet ja dann doch halbwegs ernsthaft, da stören solche Plastikcharaktere.

Ich hatte noch ein paar Kleinigkeiten, hatte sie mir aber leider nicht aufgeschrieben. An einer Stelle kommt "sowie", das klingt immer furchtbar steif, ein Wort gemacht für Betriebsanleitungen.

Ansonsten war ich recht schnell in der Geschichte, weil ich das auch immer ganz spannend finde als Hintergrund, ein Teil der Nazis fuhr ja wirklich auf so Okkult-Kram ab. Die vielen Zeitsprünge haben mich nicht gestört, allerdings auch nicht begeistert. Vielleicht ganz klassisch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft? Nur 'n Vorschlag.

Diese Entscheidung, das Monster nicht zu zeigen, muss ich erstmal sacken lassen. Das ist schon ein Downer, weil ich bei dem ganzen Drumherum eher was Handfestes erwartet habe, ein actiongeladenes Ende, es geht ja auch fast die ganze Zeit um Leute mit Knarren. Nicht doch lieber was mit Tentakeln?

Ansonsten fand ich's flüssig, inhaltlich und schreiberisch.


Grüße
JC

 

Hallo Eisenmann,

„Wir … also, Abteilung Blau meine ich … hatten den Auftrag, nach unorthodoxen Kriegsmitteln zu suchen. Eher zufällig stießen wir im Rahmen eines Austausch- und Hilfsprojekts, das wir mit unseren japanischen Verbündeten durchführten, auf etwas … wirklich Unorthodoxes. In einer kleinen Bibliothek in der Nähe eines Gebetsschreins in der Präfektur Hiroshima.“
Ahh ... (okkulte) Nazi-Experimente und Geheimnwaffen? Du hast mich bereits überzeugt ...

Der Professor und der General schauten auf den roten Sekundenzeiger der Wanduhr. Zwischen ihnen stand eine Flasche Wodka sowie ein überquellender Aschenbecher. Und ein Telefon. Die Luft in dem kleinen Büro war heiß, stickig und verbraucht. Kein Wort wurde gewechselt, kein Blick ausgetauscht.
Als das Telefon schrill klingelte, zuckten beide zusammen. Noch vor dem zweiten Klingeln riss der General den Hörer von der Gabel.
Mir gefällt, wie filmisch das alles dargestellt ist ... Ein wenig über die Grenze des Klischees weg (Russen, Wasserstoffbomben, Vodka, grauhaarige Professoren und das rauchende Abwarten am Telefon) aber dadurch funktionieren die Bilder umso einfacher.

Ich habe die Geschichte gern gelesen, weil jede einzelne Szene flüssig und spannend erzählt ist. Das ist alles sehr platisch, wie schon gesagt etwas klischeebehaftet, aber noch im Bereich des Erträglichen. Der Einschub mit der japanischen Legende ist ein schöner Kontrast, weil sich die Sprache und Bilder hier vom Rest abheben.

Gleichzeitig finde ich, dass die Geschichte ein strukturelles Problem hat: Die Spannungskurve funktioniert nicht ganz. So gut es dir gelingt, in den einzelnen Szenen Spannung zu erzeugen, einen großen Hintergrund anzudeuten und Fragen aufzuwerfen: Am Ende kommt die Auflösung leider in Form einer relativ trockenen Erklärung. Als Leser dürfen wir die Katastrophe nicht (nicht einmal ausschnitthaft, nicht einmal im Gleichnis) miterleben. Insofern lässt mich die Geschichte an einer dieser riesigen, kugelförmigen Comic-Bomben denken. Wir sehen, wie sich das Flämmchen allmählich durch die Lunte frisst, aber am Ende macht es nur ganz leise "puff".

Kurze Anmerkung zum Stil: Der leichte Adjektiv-Overkill wurde ja schon bemängelt. Mit dem Propaganda-Sprech der Sowjets (verbrecherisch, faschistisch) habe ich kein Problem. Einerseits bedient sich die Geschichte ja ohnehin (ich vermute bewusst) einiger launiger Klischees, andererseits Stelle ich mir die Verhörer am Anfang als geschulte Geheimdienstleute, politische Kommissare oder ähnliches vor, also Menschen, die vermutlich tatsächlich mit Propaganda gut impregniert sind.

Obwohl mich das Ende also enttäuscht hat, war es definitiv ein kurzweiliges Leseerlebnis.

Schöne Grüße
Meridian

 

Hallo Eisenmann,

Immer wieder interessant, was du um deine Horror-Ideen herumwerkelst. Da ich von den Begriffen noch nie gehört hatte, habe ich mal kurz recherchiert. Abgefahren, das mit dem Sender. Da geht auch gleich die Fantasie mit mir durch. Die Sendungen als Totmannschalter (sehr cooler Titel übrigens) zu verkaufen ist schon eine Hammeridee.
Generell gefällt mir die Idee gut und auch der Aufbau der Geschichte.
Kennst du den Roman die Haarteppichknüpfer? Da hat Eschbach dieses Erzählen extrem ausgereizt. Das hat mich damals sehr fasziniert, wie man das hinbekommt, Ort und Zeit komplett zu verlagern und jedes Mal ein neues Figureninventar an den Leser zu bringen. Und dadurch den roten Faden zu spannen.
Da ich vor dem Lesen die Hintergründe deiner kg gegoogelt habe, weiß ich nicht, ob die Geschichte die gleiche Neugierde ohne den Background ausgelöst hätte. Mit diesem Wissen blieb ich zumindest sehr neugierig und bin mit Spannung durch deine Zeiten und Szenen gesprungen. Bin also eine Stimme, die das toll fand.
Dass du das Monster nicht zeigst, ja, also mir hat das so gereicht. Denke, die Geschichte soll ja eher durch den unterschwelligen Grusel wirken. Und das funktioniert für mich auch.

Das einzige, was mich stört, ist die für dich eher untypisch schlampige Ausarbeitung auf handwerklicher Ebene. Das liest sich auf dieser Ebene an manchen stellen noch zu rasch runtergetippt.

Nur mal ein paar Szenen, wo mir das zu dolle war und den Leseschub ausgebremst hat:

„Der magere, abgerissene Häftling nickte vorsichtig. Dann hob er eine Hand und steckte sich die Zigarette zwischen die rissigen, blutverkrusteten Lippen. Er nahm einen tiefen Zug und schloss einen Moment lang die Augen.“
much too much. weniger ist mehr.

„auf Ihre Haftbedingungen bei uns auswirken.“
hast häufiger so Füllungen drin, die es nicht braucht, den Text nur behäbig macht. das ist so eins. Fehlt was, wenn es weg ist?


„Er ist schon über zehn Minuten zu spät. Na warte, Bürschchen! Das wird Konsequenzen haben.“
:dozey:


„Verdammte Geheimhaltung! Warum müssen wir auch immer getrennt in verschiedenen Wagen herkommen? Es wäre viel einfacher, wenn wir gemeinsam fahren könnten.“
wieder sowas unnötiges, das längt. Ist doch redundant

„Und jetzt Bewegung, damit wir endlich aus dieser Schweinekälte rauskommen.“
again. vertraust deinem text nicht so richtig, wa? ;)

„Mit einem lauten Knirschen schwang die gepanzerte Luke langsam auf „
überladen

„Unbewusst verlangsamte er seine Schritte, je näher der dem gewaltigen, knallrot lackierten Stahltor kam“
same

„hinein und hob gespannt eine Augenbraue. Er war gespannt, ob Kaneda sich an die kleine Lektion in gutem Benehmen erinnerte, die Hiro ihm das letzte Mal beigebracht hatte.“
2x gespannt, und auch recht behäbig der zweite Satz

Nun ja, noch mal ordentlich drüberhegobelt und das ist ein tolles Teil.

grüßlichst
weltenläufer

 

Gude Eisenmann,

nachdem ich es noch während der Challenge angekündigt hatte, bin ich nun endlich hier, um eine neue Geschichte von dir zu lesen.
Bei dem Titel Totmannschalter war ich zunächst unsicher, was mich da erwarten würde und bei den sich mehrenden Zeitsprüngen entstand in meinem Kopf zunächst die Frage: Wann kommt denn die "richtige" Zeit, also die der "eigentlichen" Handlung? Ich finde es sehr interessant, dass es eigentlich keine Szene gibt, die sich so in den Vordergrund drängt, dass die anderen zu "Szenen 2. Klasse" würden - es ist immer dasselbe Problem, aber aus verschiedenen Blickwinkeln, sodass sich am Ende ein schlüssiges Gesamtbild ergibt.

Daran anknüpfend würde ich allerdings auch sagen, dass dieses Gesamtbild einen statischen Eindruck auf mich macht. Die einzige "Veränderung", die sich ergibt, ist das "Vergessen" von Toyugoru und die nun anstehende Bedrohung - Atombomben, Befreiung eines Dämons, Weltuntergang. Aber davon "sehen" wir als Leser nichts, es bleibt eine Vorahnung. Das Gefühl am Schluss war dann aber bei mir nicht "Oh scheiße, die Leute sind richtig am Arsch" sondern "Hm, was passiert denn jetzt eigentlich?".
Ein Problem ist dabei wohl, dass wir wegen der häufigen Perspektivwechsel keine Person haben, zu der ein besonderer Kontakt bzw. eine Beziehung besteht, sodass um diese auch bangt.
Auf der anderen Seite sind es im Großen und Ganzen durchweg Szenen, in denen viel gesprochen und angedeutet wird. Ich glaube, es ist nicht möglich, das fundamental zu ändern, weil es die Idee deiner KG zerstören würde. Aber an einer Stelle zumindest könnte ich mir vorstellen, wie du vom Telling ins Showing übergehen könntest:

Gerüchte gab es zuhauf. Und allen machte es Angst.
...
Einmal jedoch musste Somokoljev bei der Wache einspringen. Nur auf diese Weise hatte er überhaupt jemals einen Blick hinter das Panzertor werfen können. In riesigen, wuchtigen Klammern waren drei acht Meter lange Stahlzylinder befestigt. Somokoljev erkannte sofort, um was es sich handelte. Es waren drei „Zar-Bomben“, die größten Wasserstoffbomben, die jemals von Menschenhand gebaut worden waren. Doch irgendetwas stimmte mit diesen drei Zaren nicht. Sie hatten keine Abwurfmechanismen, keine Waffenaufhängungen, keine Stabilisierungsleitwerke. Jede einzelne Bombe wog 27 Tonnen. Und dennoch befanden sich keine Lastgeschirre auf dem Boden oder der Decke, mit denen sie hätten transportiert werden können. Es sah nicht so aus, als ob sie man die Absicht hatte, die Bomben überhaupt zu bewegen oder fortzuschaffen. Somokoljev hatte natürlich nicht gefragt, welchen Sinn es wohl haben konnte, drei riesige Wasserstoffbomben mitten im nirgendwo einzulagern, wenn sie offenbar gar nicht für einen Abwurf vorgesehen waren.
-> "Und allen machte es Angst" könntest du ebenso gut in eine direkte Szene umsetzen wie du anstatt der Erinnerung Somokoljevs an seinen Einsatz bei den Bomben einfach direkt die Szene nehmen könntest, in der er zu den Bomben geht.
Dafür könntest du die im Vergleich zum restlichen Text eher unspektakuläre Schichtwechsel-Szene kürzen oder sogar streichen (nur der Teil mit den Codes ist eigentlich für den Rest wichtig, weil: supergeheim).
Das wäre zunächst ein Vorschlag für mehr direkte Spannung. Bei der Gelegenheit könntest du Somokoljev etwas mehr Farbe geben, er ist noch das eheste, was ich als Protagonist ausmachen kann, weil er zweimal vorkommt. Dabei ist auch nicht uninteressant, dass er sich bekreuzigt:
Schnell bekreuzigte er sich und ging dann zurück in Richtung des Generatorraums.
-> Religion ist doch nur Opium fürs Volk, ein echter "Genosse" würde sich doch nie bekreuzigen ;)
Klar, Schein und Sein waren immer unterschiedliche Dinge, aber hier könntest du es vielleicht in die Richtung vertiefen, dass Somokoljev nicht nur gläubig, sondern abergläubig ist und er unter anderem deswegen auch die Geschichte mit dem Toyugoru recherchiert.

Ich habe dann auch mal einen Blick in die anderen Kommentare gelesen und Kritik zu deiner (großzügigen) Verwendung von Adjektiven gelesen. Dazu kurz von mir: Wie du dir wohl denken kannst, ist mir das nicht negativ aufgefallen; ich mag das ja eher. Meines Erachtens Geschmacksfrage.

Um zum Fazit zu kommen, würde ich einmal die Hand aufs Herz legen und mal gerade aus sagen: du kannst diese Kurzgeschichte auch komplett unverändert lassen (Kleinigkeiten ausgelassen) - und du nimmst es als Anfang für einen Roman. Ich würde mich maria da anschließen, dass es insgesamt den Eindruck einer großen Vorarbeit macht - ohne, dass wir die "großen Früchte" ernten können.
Aber du hast hier ein spannendes Setting gewählt, große Spannung aufgebaut und viele Fragen hinterlassen. Damit ist alles (oder zumindest vieles) geleistet, was die Einleitung eines Romans üblicherweise tun sollte. Als Kurzgeschichte funktioniert das aber leider für mich nur bedingt.

Trotzdem gerne gelesen!

Vulkangestein

P.S.: Super Ratschlag: "Schreib einfach mal einen Roman draus." Kommt auf jeden Fall in die Kategorie "realitätsnah". Ich hoffe, ich konnte dir daneben auch etwas Hilfreiches dalassen ;)

 

Hallo Eisenmann

Das ist mal was anderes, sowohl was das Thema als auch die Umsetzung angeht. Ich finds grundsätzlich cool dass du sowas mal ausprobiert und in dieser Form erzählt hast, auch wenns für mich nicht ganz aufgeht.

Für mich fühlt sich das auch zu sehr nach Rahmenwerk an, das noch mit Leben gefüllt werden müsste. Richtig gepackt hat es mich nicht, dazu sind die Szenen zu sehr fragmentarisch und zu weit auseinander, die Figuren dementsprechend zu weit weg. Ich hab immer ein wenig das Gefühl gehabt, sobald ein Absatz interessant wird, reisst er abrupt ab und es beginnt etwas Neues. Auch fügen sich die einzelnen Episoden für mich nicht ganz harmonisch zusammen - am Ende braucht es doch eine Figur, die alles zusammenfasst damit sich ein Gesamtbild ergibt.

Auf der Haben-Seite hast du ein interessantes Setting, eine ausgefallene Idee und einen schönen Monster-Mythos. Ich finde die Idee spannend, ein solches Wesen zusammen mit dem Sprengstoff in einer entlegenen Gegend in der Welt einzusperren und darauf zu hoffen, dass man es kontrollieren kann. Auch der Mythos an sich gefällt mir, die Geschichte, die der Grossvater erzählt.

Handwerklich sind mir auch dieselben Punkte aufgefallen wie den Vorrednern - zu viele Adjektive, die Dialoge passen diesmal für mich meist auch nicht. Sie klingen hölzern, nicht authentisch ("Professorchen") oder zu sehr zum Leser gesprochen.

Trotzdem hat es mich - wie immer bei dir - gut unterhalten. War mal was anderes :)

Viele Grüsse & noch einen schönen Sonntag.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Eisenmann!

„Wir wissen, wer Sie sind, welchen Rang sie in Ihrer faschistischen Armee hatten und wo Sie gedient haben, als Sie von unseren ruhmreichen Befreiungstruppen gefangen genommen wurden.
Eines der "Sie/sie"s ist falsch oder?

„Vorschrift, weißt du doch. Nur die ganze Mannschaft darf den Bunker betreten. Also heißt es, noch ein bisschen das Wetter genießen.“
Diesen Dialogteil, da scheint mir ein wenig zu sehr der Autor mit seinen Infos durch, die er mir als Leser mitteilen will. Ich glaube nicht, dass das in der Situation so gesagt worden wäre - da Jeleski das Fette ja ohnehin schon weiß. Die anderen kommen bestimmt gleich, und dann können wir rein o.ä. fände ich organischer in dem Augenblick - ich finde, für organische und authentische Dialoge muss man manchmal auch in Kauf nehmen, dem Leser nicht all die Infos rüberschieben zu können, wie man gerne gemocht hätte

als eine dick eingemummte Gestalt die betonierte Rampe hinunter hastete, an dessen Fuß die beiden anderen warteten. Der Neuankömmling war so dick mit Schnee bedeckt

„Tut … tut mir leid, Genosse Major, dass ich mich verspätet habe.
hat man das so gesagt? :D Ist spitzfinding, und ich weiß es selbst nicht, aber ich habe im Kopf, dass man bei den Sowjets eigentlich nie Ränge genannt hat? Ich bin mir aber nicht sicher, nur ein Anstoß für mögliche Recherche

Hohl und hart hallten die Schritte seiner Stiefel von den kahlen, grauen Betonwänden wieder.
wider

Dass darf nicht geschehen!“
Das

„Was hat es denn mit diesem Sender auf sich, dass er so wichtig ist.“ Grigorow malte Männchen auf seinen Block, während der alte Mann redete.
Ah, das ist nur ein bisschen zu albern. Ich glaube auch nicht, dass Grigorow das in der Situation tun würde. Wer weiß, was dieser Mann zu sagen hat? G. wäre vllt unaufmerksam und würde an den Schlüpfer seiner Frau oder das Mittagessen von vorhin denken, aber Männchen malen ist ja schon Zeichen äußerster Langweile

„Herr Somokoljev, das ist eine phantastische Geschichte. Die sollten Sie in Hollywood verkaufen. Nein, wirklich, ich meine das ernst. Damit ließe sich ein toller Film drehen.“
„Hier sind Beweise.“ Er zog aus einer abgewetzten Aktentasche ein paar rissige, ausgeblichene Papierseiten. „Transportbefehle. Es gibt diese Anlagen. Ich selbst habe in beiden gearbeitet.“
Das habe ich mich auch gefragt: Wieso erzählt er das einem Reporter, und nicht der Regierung oder anderen Offiziellen, die direkt Eingriff auf das Weiterführen der Funkstation haben? Das ist ja irgendwie auch Geheimnisverrat, dass er das an die Öffentlichkeit bringen will - ist er ein Mann, der Staatsgeheimnisse verrät? Dass er das einem Reporter erzählt, weil das gut in der Geschichte kommt, fände ich falsch - das müsste schon organisch und aus Somokoljevs Sicht logisch passieren.

Sie glauben, dass verdammte Ding dient der Atmosphärenforschung.“
das

Die Bomben werden den Bunker pulverisieren und den Toyugoru befreien. Niemand glaubt mir. Informieren Sie die Öffentlichkeit. Sofort!“
Mhm mhm. Das letzte Kapitel ist für mich etwas unstimmig. Ein Mann wie Somokeljev - würde er nicht wissen, wie es sich anhört, wenn er einem Reporter eine solche Geschichte erzählt? Er ist ja Wissenschaftler. Würde er wirklich so, auf diese Art, versuchen, das Abschalten der Anlage zu verhindern? Indem er wie ein verrückter Verschwörungstheoretiker zu einem Repoter mit zusammengeschusterten Beweisen geht? Würde er sich nicht denken: "Das hört sich verrückt an"? Ich glaube, mir hätte es besser gefallen, wenn S. ein wirklich smarter Kerl wäre, und er sich originell ausdenken würde, wie er das Abschalten verhindern könnte - so kommt mir das in der Story schnell abgehandelt vor, und auch ein wenig unorganisch für einen Mann wie S., der weiß, dass das Schicksal der Welt von seinem Erfolg abhängt.

Ich finde die Idee der Geschichte sehr originell - ich weiß weder etwas von Zar-Bomben, noch von der japanischen Saga, und ob das so exisitiert, oder du dir das ausgedacht hast. Ja, allgemein war für mich das Kapitel in Japan und die Erzählung in der Erzählung (was ja immer ein großes Risiko birgt) der eigentliche Höhepunkt der Geschichte, und auch der Punkt, wo sie für mich richtig Fahrt aufgenommen hat, und die Fäden zusammenliefen. Im letzten Kapitel fand ich die Figur Somokoljev irgendwie unauthentisch, unorganisch und auch so handelnd, wie man es sich ein wenig in einem Tele5-Film (sorry, no offense) vorstellt, wenn ein verrückter Wissenschaftler etwas großes aufgedeckt hat und dann an die Öffentlichkeit gehen will - das läuft ja immer auf die Weise ab, also wirkte es ein wenig abgegriffen und authentischer lösbar auf mich - da sehe ich noch Potential.

Davor - die Kapitel waren nett zu lesen, aber wahrscheinlich zielt meine Kritik an deiner Geschichte auf die vielen Figuren ab, und dass (fast) jedes Kapitel ja komplett neue Helden hat, die du kurz vorstellst und dann die Geschichte weiterspinnen lässt. Was mir gefehlt hat, war eine Identifikationsfigur, eine Figur, die sich zumindest durch die meisten Kapitel zieht. So ist deine Story sehr plotfokussiert, und so gut wie all deine Figuren werden nur kurz angeschnitten, und können so nie wirkliche charakterliche Tiefe und vielschichtige, echte Menschen werden - seltsamerweise hatte ich von all deinen Figuren am meisten bei dem japanischen Großvater das Gefühl, dass du der Figur den ausreichenden Raum gibst, sich zu entfalten und plastisch zu werden.

Die Idee mit dem Monster und die japanische Geschichte fand ich wirklich gut.

Gerne gelesen!
zigga

 

Hi Eisenmann,

ich finde den Titel "Totmannschalter" viel zu harmlos. Erinnert mich zu sehr an eine Säge im Sägewerk oder an andere Maschinen in der Industrie. Nicht unbedingt an ein seit Jahrhunderten eingesperrtes Unwesen. ;)

Die Szenenwechsel gefallen mir ganz gut. Auch, dass es da zwischendrin wieder in die Vergangenheit geht, dahin, wo das Grauen erläutert wird.

Der magere, abgerissene Häftling nickte vorsichtig.
Wie kann ich mir einen abgerissenen Mann vorstellen? Sehr klein?

„Wir wissen, wer Sie sind, welchen Rang sie in Ihrer faschistischen Armee hatten und wo Sie gedient haben, als Sie von unseren ruhmreichen Befreiungstruppen gefangen genommen wurden. Es genügt, wenn Sie uns von Projekt T erzählen.“
Ich vermisse da Sarkasmus. Oder Ironie.

eine Flasche Wodka
Würde ich, da wir uns in Russland befinden, "Vodka" schreiben.

Unser kleiner Wanja dürfte damit wohl einen Eintrag in dieses westliche Rekordbuch bekommen.
Wer oder was ist Wanja?

„Vorschrift, weißt du doch. Nur die ganze Mannschaft darf den Bunker betreten. Also heißt es, noch ein bisschen das Wetter genießen.“
Weiß nicht. Das würde ich subtiler rüberbringen oder ganz streichen. Die wissen das doch mit dem gemeinsamen Betreten. So klingt das wie eine Erklärung für den Leser.

schwang die gepanzerte Luke
Dass sie gepanzert ist, steht schon oben.

„Somokoljev, HP 3613. Pferderennen… nein … Pferdewagen. Immer diese scheiß Tagesparolen.“
Witzig!

stemmten sich beim Verlassen des Bunkers gegen die eisige Kälte des schneegepeitschten Windes.
Das ist mir zu viel. Mir würde reichen:
"stemmten sich beim Verlassen des Bunkers gegen den schneegepeitschten Wind."
Dass es bitterkalt ist, wird schon mehrmals erwähnt.

Ich gehe in die Zentrale und beginne mit dem Logbucheintrag und der Wachrotation.
Keiner würde doch sinngemäß sagen "ich gehe ins Büro und beginne mit ...", sondern bloß "ich beginne mit dem Logbucheintrag ..."

Generell kommt mir der ganze Abschnitt "Jamantau (südliches Uralgebirge), 1985" viel zu lang, zu detailliert vor. Ist das der Abschnitt, den du zuerst geschrieben hast?

z.B. hier:

Die drei Soldaten hängten ihre Kalaschnikows über die Schultern und trennten sich.
Dass sie die Gewehre über die Schultern hängen, wäre doch nur wichtig, wenn sie sie später schnell einsetzen müssen und Zeit verlieren, weil sie sie erst noch abnehmen müssten.
Oder hier:

reine große, schwere Metalltür,
Mir kommt es so vor, als hätte ich schon dreimal was über schwere, gepanzerte Türen gelesen. (Ist ja auch so.) Später wieder "Panzertor". Also vier Mal. :D

Somokoljev erkannte sofort, um was es sich handelte. Es waren drei „Zar-Bomben“, die größten Wasserstoffbomben, die jemals von Menschenhand gebaut worden waren.
Woher will er wissen, dass es die größten waren? Diese hier sind doch hinter dicken, großen, schweren, gepanzerten Türen "versteckt". Woher will er wissen, ob die Amis oder andere nicht sogar noch größere versteckt haben?

„Mutter fände es schön, wenn du zu uns ziehen würdest, Großvater.“
Hiro kicherte vergnügt, während er sich eine Tasse Tee eingoss.
„Dein Vater fände das nicht so schön, glaub mir das, kleiner Mann.“
Wofür ist das wichtig für die Geschichte?
Oder ist er der Mann mit dem Rechen aus der Sage bzw. dessen Nachfahre? Scheint wohl so. Aber das wäre eine andere Geschichte ... (wann kommt das Spinn-Off?) :)

„Sie müssen es an die Öffentlichkeit bringen. Ich beschwöre Sie. Das wird unsere Welt zerstören. Bitte, ich flehe Sie an.“
Warum kommt er damit erst 2018 um die Ecke?
Ach so, weil sie den Funk abstellen wollen und er 30 jahre herumgeschnüffelt hat. Hm ...

„Dieser Sender hat nur die Aufgabe, ein Signal zu schicken. Jeden Tag, dreiundzwanzig Stunden lang. Seit über vierzig Jahren. Und jetzt soll er abgeschaltet werden. Dass darf nicht geschehen!“
Gab es das nicht auch in der TV-Serie "Lost"?
Und der kleine Hiro erinnert mich an den Hiro aus der Serie Heroes.

Hat mir bis auf die Kleinigkeiten gut gefallen. Hat Spaß gemacht.

Schönen Abend und liebe Grüße,
GoMusic

 

Hi Eisenmann,

der Titel "Totmannschalter" sowie die ersten Sätze, die ein historisches Setting andeuten, haben mich sofort neugierig gemacht. Nach meiner ersten Lesung bin ich allerdings zwiegespalten. Die Idee, deine Geschichte in mehrere kleine Episoden zu packen, die jeweils ein Puzzlestück zum großen Ganzen offenbaren, finde ich richtig gut. Auch gelingt es dir, mit dezentem Humor, alltäglich wirkenden Situationen und guten Dialogen, die Figuren in den einzelnen Geschichten sehr lebendig wirken zu lassen. Und das auf vergleichsweise sehr geringem Raum. Davor muss ich schon meinen Hut ziehen.

Zugleich empfand ich den Horror- und Spannungsaspekt deiner Geschichte etwas lau. Ich vermute, dass gerade hier die Einzelepisoden zu abgehackt wirken. Am ehesten würde ich deinen Text mit "Call of Cthulhu" vergleichen: Doch soweit ich mich an Lovecrafts Erzählung noch erinnere, entfaltete er diese über drei voneinander getrennte Erzählungen, die deutlich umfangreicher ausfielen, aber allesamt von Wahnsinn, Paranoia und schrecklichen Begegnungen berichteten. Dem Leser wurde dort genügend Zeit gelassen, um sich in die Situationen hineinzufinden. Die sechs Abschnitte deiner Geschichte beginnen zunächst mit der Einführung neuer Figuren und Situationen und enden gerade dann, wenn es anfängt, spannend zu werden. Damit wirfst du Fragen auf, doch von der Atmosphäre her bleibst du eher auf der beschwingteren Seite.

Kann sein, dass die Geschichte beim zweiten Mal zündet. Ich gehe im Folgenden den Text noch einmal durch und versuche, ein paar Anregungen zu geben. Die anderen Kommentare habe nur grob überflogen. Daher wird sich wohl einiges wiederholen. Viel zu meckern hatte ich allerdings nicht:

Totmannschalter

Nachdem ich herausgefunden habe, was es mit dem Titel auf sich hat, muss ich sagen, dass er mir sehr gut gefällt. Er umspannt die ganze Geschichte und gibt zugleich nichts von der Handlung preis. Das macht neugierig.

„Zigarette?“
Der magere, abgerissene Häftling nickte vorsichtig. Dann hob er eine Hand und steckte sich die Zigarette zwischen die rissigen, blutverkrusteten Lippen. Er nahm einen tiefen Zug und schloss einen Moment lang die Augen.

Ich bin zur Zeit nicht auf dem Laufenden, wenn es um das Prinzip geht, sich kurz zu fassen. Im Grunde versteht man bildlich hier sehr gut, was vor sich geht. Dem Häftling wird eine Zigarette angeboten; er nimmt an und raucht daraufhin. Nur fehlt mir hier ein Satz (oder Nebensatz), welcher tatsächlich beschreibt, wie der Häftling die Zigarette an sich nimmt. Erst nickt er, dann hat er sie bereits in den Händen. Ich bin lediglich verwundert: Ist es heute Gang und Gebe, dass man solche Sätze einfach überspringen kann, in Erwartung, dass der Leser seine Schlüsse schon daraus ziehen kann?

„Also, ich heiße …“ Der Dolmetscher unterbrach ihn und tippte auf einen grauen Aktenordner, der vor ihm auf dem Tisch lag.
„Wir wissen, wer Sie sind, welchen Rang sie in Ihrer faschistischen Armee hatten und wo Sie gedient haben, als Sie von unseren ruhmreichen Befreiungstruppen gefangen genommen wurden. Es genügt, wenn Sie uns von Projekt T erzählen.“

1. Der kleine Punkt zuerst: Durch das Adjektiv "ruhmreichen" wirken die beiden Figuren ein bisschen wie eine Karikatur. In gewisser Hinsicht hat das aber auch seinen Charme und passt zum Rest des Stils, den du in der Geschichte pflegst. Sei es der japanische Gärtner oder das Soldatengehabe, es bedient auf eine recht sympathische Weise die Klischees.
Persönlich würde ich das "ruhmreichen" herausnehmen, weil es auf mich nicht wie eine Situation wirkt, in welcher der Herr den Gefangenen von der Überlegenheit der Sowjetunion überzeugen möchte, sondern lediglich ein paar Informationen einholen will. Aber ich kann gut verstehen, es drin zu lassen.

2. Der Akt des Unterbrechens kommt so zwar ganz gut rüber. Eine Alternative, und wie ich die Szene vermutlich schreiben würde, könnte so gehen:

"Also, meine Name ist..."
"Wir wissen wer sie sind", unterbrach der Dolmetscher und tippte mit dem Finger auf einen grauen Aktenordner, der vor ihm auf dem Tisch lag, "wir wissen, welchen Rang sie in Ihrer faschistischen Armee hatten und wo sie gedient haben, als sie von unseren..."

Auf diese Art und Weise hat die wörtliche Rede des Dolmetschers einen tatsächlich unterbrechenden Effekt und wird nicht durch eine Beschreibung vorbereitet. Diese folgt dann direkt nach dem Teilsatz.

Nur ein Vorschlag ;)

„Wir fanden Aufzeichnungen. Jedoch wurde ich von dem Projekt vor Ort abgezogen, bevor ich Gelegenheit hatte, die Sache näher zu untersuchen. Nach dem, was die Amis dort angestellt haben, war das wohl mein Glück, oder?“ Der Mann lachte humorlos. Der Dolmetscher beugte sich zu seinem Nebenmann hinüber, als ihm dieser etwas ins Ohr flüsterte. Dann nickte er knapp und drehte sich wieder zu dem Gefangenen um.
„Die meisten Unterlagen wurden in der Tat zerstört. Zum Teil durch die Auswirkung des amerikanischen Angriffs, aber auch durch die Vertuschungsmaßnahmen Ihrer verbrecherischen Führung. Uns interessiert, was Sie über das Projekt T noch wissen. Denken Sie also besser in Ihrem eigenen Interesse gut nach, denn Ihr Erinnerungsvermögen wird sich fundamental auf Ihre Haftbedingungen bei uns auswirken.“

Ein paar Absätze wären nicht schlecht. Etwa so:

„Wir fanden Aufzeichnungen. Jedoch wurde ich von dem Projekt vor Ort abgezogen, bevor ich Gelegenheit hatte, die Sache näher zu untersuchen. Nach dem, was die Amis dort angestellt haben, war das wohl mein Glück, oder?“
Der Mann lachte humorlos.
Der Dolmetscher beugte sich zu seinem Nebenmann hinüber, als ihm dieser etwas ins Ohr flüsterte. Dann nickte er knapp und drehte sich wieder zu dem Gefangenen um.
„Die meisten Unterlagen wurden in der Tat zerstört. Zum Teil durch die Auswirkung des amerikanischen Angriffs, aber auch durch die Vertuschungsmaßnahmen Ihrer verbrecherischen Führung. Uns interessiert, was Sie über das Projekt T noch wissen. Denken Sie also besser in Ihrem eigenen Interesse gut nach, denn Ihr Erinnerungsvermögen wird sich fundamental auf Ihre Haftbedingungen bei uns auswirken.“


Der erste Teil der Geschichte ist in meinen Augen sehr stimmungsvoll. Die Verhörsituation hat etwas bedrohliches an sich, insbesondere wenn der Nebenmann dem Dolmetscher etwas ins Ohr flüstert.

Der General sah ihm herablassend lächelnd zu und schüttelte dann den Kopf.

Ein merkwürdiger Satz. Ich würde entweder das "lächelnd" mit einem "dabei" ersetzen oder den Satz etwas ausbauen, in etwa so:

"Der General sah ihm herablassend dabei zu und lächelte. Dann schüttelte er den Kopf."

„Verdammte Geheimhaltung! Warum müssen wir auch immer getrennt in verschiedenen Wagen herkommen? Es wäre viel einfacher, wenn wir gemeinsam fahren könnten.“

Ist das eine tatsächliche Maßnahme, welche damals zur Geheimhaltung angewendet worden ist? Sie erscheint mir, wie der Herr Jeleski in der Geschichte schon sagt, sehr umständlich. Fahren die drei Wachen etwa zu unterschiedlichen Zeiten los und dürfen bei ihrer Abreise nicht zusammen gesehen werden? Was spricht gegen eine Verschwiegenheitsklausel oder eine erhöhte Sicherheitsstufe? Ich vermute mal, dir ging es hier vornehmlich um die Verspätungssituation. In dem Fall könnte Somokoljev auch separat aus einem anderen Lager herkommandiert werden. Oder das ist Satire und die russische Sicherheitsstruktur soll hier ein wenig veralbert werden. Ich weiß auch nicht. Ich fand dieses Detail jedoch etwas seltsam.

„Ich wünschte, wir könnten ausnahmsweise schon reingehen, bevor uns hier endgültig die Eier abfrieren.“
Der andere zuckte mit den Achseln.
„Vorschrift, weißt du doch. Nur die ganze Mannschaft darf den Bunker betreten. Also heißt es, noch ein bisschen das Wetter genießen.“

Ha, genau diesen Ton der Dialoge mag ich sehr gerne. xD

„Tut … tut mir leid, Genosse Major, dass ich mich verspätet habe. Die Straße ist total zugeschneit. Ich musste die letzten zwei Kilometer zu Fuß gehen, weil der Wagen in den Graben gerutscht ist. Mein Fahrer hat sich dabei sogar …“

Hm, also muss Somokoljev dafür gerade stehen, dass sein Fahrer Mist gebaut hat. Er kann ja nichts dafür. Manche Offiziere der roten Armee scheinen echt Arschlöcher zu sein. :)


Mit einem lauten Knirschen schwang die gepanzerte Luke langsam auf...

Bei dem Wort "Knirschen" muss ich die Stirn runzeln. In Anbetracht dieser Panzertür scheint ein Knirschen die Größenordnung dieses Dings nicht wiederzuspiegeln. Es wirkt irgendwie zu klein. Nur bin ich gerade nicht sicher, wie man dieses Geräusch anders und griffig beschreiben kann. Vielleicht "Mit einem metallischen Grollen" oder "Die Luke schabte laut hallend über den Boden". Etwas in der Art.

Außerdem: Ist ein "langsames Aufschwingen" nicht widersprüchlich?

„Somokoljev, HP 3613. Pferderennen… nein … Pferdewagen. Immer diese scheiß Tagesparolen.“
Die Soldaten ließen grinsend ihre Gewehre sinken und schüttelten den Neuankömmlingen die Hände. Einer der Soldaten drohte Somokoljev spielerisch mit dem Zeigefinger.
„Würde ich dich nicht kennen, Wassili Nikolajewitsch, hätte ich dich wegen der falschen Parole eigentlich sofort erschießen müssen. Du könntest ja ein imperialistischer Spion sein.“ Die anderen kicherten.

Erneut, das ist so knuffig geschrieben, ich muss einfach lachen. Super.

„Das Lachen wird euch gleich vergehen, Genossen. Die Straße ist total zugeschneit und unpassierbar. So leid mir das tut, aber zurück zum Kontrollposten müsst ihr laufen.“

Ach ja, die Geschichte wieder. Haben diese drei Soldaten etwa alle nur ein einziges Fahrzeug und einen einzigen Fahrer? Also denjenigen, der gerade im Schnee stecken geblieben ist? Das muss ja ne ziemlich lange Wartezeit im Eis für einige der Soldaten sein, wenn sie draußen vor dem Bunker stehen und einzeln abgeholt werden. Sie dürfen ja gemeinsam nicht gesehen werden. Ganz schön gemein, dieses Geheimhaltungsprozedere.

...und stemmten sich beim Verlassen des Bunkers gegen die eisige Kälte des schneegepeitschten Windes.

Ähm, was bitteschön soll ich mir unter einem schneegepeitschten Wind vorstellen? Muss es nicht anders herum sein: Windgepeitschter Schnee?

Schließlich erreichte er eine große, schwere Metalltür, hinter der er den Lärm der Generatoren hören konnte. Unwillkürlich jedoch sah er kurz über seine Schulter und schritt dann weiter den Korridor hinab. Auch wenn er dazu keinen direkten Befehl erhalten hatte, so musste sich Somokoljev dennoch jedes Mal, wenn er Dienst hatte, wie aus einem inneren Zwang heraus persönlich davon überzeugen, dass hinten alles in Ordnung war.

Irgendwie stört mich hier einiges beim Lesen. Mal sehen, ob ich es beschreiben kann.
1: "Unwillkührlich" in diesem Kontext wirkt für mich, als hätte er sich halb erschrocken und würde sich zur Tür umdrehen. Gleich darunter schreibst du allerdings, dass er routinemäßig und aus einem "inneren Zwang" handelt, was nahelegt, dass er eigentlich genau weiß, was er tut. Vielleicht kann man "unwillkührlich" mit "reflexhaft" ersetzen oder einem anderen passenden Wort. Darüber hinaus ist die Formulierung "Unwillkührlich jedoch" sehr umständlich zu lesen. Das "jedoch" würde ich daher streichen.
2: Der Satz "Unwillkürlich jedoch sah er kurz über seine Schulter und schritt dann weiter den Korridor hinab." beschreibt weiterhin, genau genommen, zwei Handlungen, die beide einen eigenen Satz verdient hätten. Ich finde sowieso, dass du den Moment, in welchem Somokoljev sich zur Tür wendet, genauer beschreiben kannst. Schließlich handelt es sich hierbei um eine mysteriöse Pforte, die allen Soldaten ein mulmiges Gefühl beschert und - wie wir später herausfinden - der Hort des Monsters ist. Die unheimlichen Eindrücke und Empfindungen, die er hat, könntest du ruhig etwas ausführlicher beschreiben.
3: Der folgende Satz ist ebenfalls schwer zu lesen: Nimmt man den einen Nebensatz heraus, lautet er in etwa so: "Er musste sich dennoch jedes Mal wie aus einem inneren Zwang heraus persönlich davon überzeugen, dass hinten alles in Ordnung war." Das klingt umständlich. Ich würde hier wenigstens das "dennoch" sowie das "persönlich" streichen. Oder aber so etwas schreiben wie:

"Auch wenn er keinen direkten Befehl erhalten hatte, so musste sich Somokoljev jedes Mal, wenn er Dienst hatte, persönlich davon überzeugen, dass hinten alles in Ordnung war."

Die Idee, den Bereich einfach "hinten" zu nennen, finde ich wiederum klasse.

Einmal jedoch musste Somokoljev bei der Wache einspringen.

Auch hier würde ich das "jedoch" streichen. Manchmal nutzt du es als unnötigen Füller.

Unbewusst verlangsamte er seine Schritte, je näher der dem gewaltigen, knallrot lackierten Stahltor kam.

Moment mal, ist er vorhin nicht einfach an dem Bereich, der "hinten" heißt, vorbeigegangen? Er hat doch nur einen Blick über seine Schulter geworfen und ist dann den Korridor weiter spaziert. Oder handelt es sich hier um einen anderen Bereich?

Generell könntest du in der Rückblende noch mehr Andeutungen machen. Schließlich ist neben den Zar-Bomben auch noch das Monster in der Nähe. Vielleicht können die KGB-Wachen nervös wirken oder merkwürdige Geräusche sind von irgendwoher zu hören.

Schließlich ließ er das Manual fallen und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

Warum nicht einfach das Wort "Betriebsanleitung" anstatt "Manual". Ist das mittlerweile ein derart eingedeutschter Begriff, dass man ihn problemlos verwenden kann?

Dies ist so ziemlich die einzige Stelle, die mir bei der UVB-76 Episode aufgefallen ist. Generell wird hier nur minimal etwas der größeren Handlung hinzugefügt, weshalb sich dieser Abschnitt beinahe schon überflüssig anfühlt. Er ist dennoch nett zu lesen. Als weiteren Kritikpunkt auf ganz hohem Niveau würde ich noch anmerken, dass man vielleicht ein paar Details einweben kann, um zu zeigen, dass die beiden sich auch tatsächlich im Jahr 2010 befinden. Zum Beispiel könnte der Tschaikowsky-Fan bemerken, dass er die Musik mittlerweile auf seinem Mp3-Player oder so hört. Sonst könnte man den Eindruck gewinnen, dass diese Episode genausogut in den 1980ern stattfinden könnte.

Müde drückte Hiro seinen Rücken durch und griff wieder zu dem Rechen.

Hehe, ich musste erst einmal recherchieren, was ein Rechen ist. Verdammte Harke! xD

Hiro lächelte still in sich hinein und hob gespannt eine Augenbraue. Er war gespannt, ob Kaneda sich an die kleine Lektion in gutem Benehmen erinnerte,

Eine etwas zu schnelle Wortwiederholung. Das erste "gespannt" könntest du streichen.

Und doch mag das Schicksal unserer Welt eines Tages vielleicht wieder in den Händen eines einfachen Gärtners liegen, und nicht in denen eines mächtigen Kriegers oder klugen Gelehrten“

„Mir ist egal, was Vater sagt, aber ich will auch später einmal Gärtner werden. So wie Shogun Dajamuto und du, Großvater.“


Ah, Fortsetzungspotential. Nee, im Ernst. Allmählich finde ich die Idee gut, dass du hier russische und japanische Geschichte sowie Wissenschaft und Mythologie miteinander kombinierst. Es ist eine recht bizarre Mischung, aber mir gefällt das.

Dann sah er zu dem grauhaarigen Mann hinüber, der vor seinem Schreibtisch saß. Neben ihm auf einer Couch lümmelten sich ein weiterer Redakteur und eine Volontärin.

Recht vage beschrieben. Die ersten Male, als ich das gelesen habe, habe ich immer angenommen, dass Somokoljev zusammen mit dem Redakteur und der Volontärin auf der Couch sitzt. Aber ich vermute, er sitzt auf einem Stuhl vor dem Schreibtisch. Könnte etwas akkurater formuliert sein.

Und jetzt soll er abgeschaltet werden. Dass darf nicht geschehen!

Kleiner Schreibfehler.

„Was könnte denn schlimmer als so eine Nuklearexplosion sein?“ Der Reporter klang belustigt.
„Das es ihn nicht vernichten, sondern befreien wird!“

Der NKWD bekam nach dem Krieg Wind von der Sache und fing an nachzuforschen. Ein paar Wissenschaftlern gelang es, den Toyugoru zu erschaffen, zu beschwören, was weiß ich. Anfang der sechziger Jahre in dieser Anlage im Ural.

Bitte, hören Sie mir doch zu! Die Forscher merkten sofort, dass man ihn nicht kontrollieren konnte. Oder töten. Und sie haben es weiß Gott versucht. Also sperrten sie ihn zusammen mit den Zar-Bomben ein. Sie glaubten wohl, das würde ihn erledigen können.

Hier ist vermutlich ein Grund, warum die Geschichte auf manche Leser nur einen etwas lauen Eindruck gemacht hat. Es ist nicht wirklich klar, von was für einem Ausmaß die Bedrohung hier ist. Einerseits behauptet Somokoljev, es könne die Welt zerstören. Die Geschichte, die Hiro erzählt, ist als mythologische Erzählung nur bedingt vertrauenswürdig. Toyuguru soll den Eindruck machen, ein unverwüstliches Monster zu sein, jedoch lässt es sich hinter Stahl und Beton wegsperren.
Vor allem aber bleiben einige wissenswerte Dinge nur sehr vage. Wo genau befand sich das Monster im Bunker? Laut dem ersten Abschnitt mit Somokoljev war es zumindest nicht im Raum, wo sich auch die drei Zar-Bomben befanden, ansonsten hätten sich die KGB-Leute da nicht hereingetraut. Was heißt es denn genau, wenn er sagt, die Wissenschaftler konnten ihn nicht kontrollieren? Vieles bleibt im Vagen. Das zerstörerische Potential dieses Geschöpfes wird nirgends demonstriert. Es ist nicht klar, wie das Wesen im Ural gelandet ist. Im Kern erzählst du eine Geschichte darüber, wie eine Nation ein furchtbares Geheimnis wahrt und die Wahrheit über deren Existenz vertuscht. Aber zum größten Teil kratzt du gerade mal an der Oberfläche und ersetzt die schrecklichsten Ausmaße dieses Geheimnisses mit netten, aber eher harmlosen kleinen Einzelepisoden.

Die Bomben werden den Bunker pulverisieren und den Toyugoru befreien. Niemand glaubt mir. Informieren Sie die Öffentlichkeit. Sofort

Woher weiß er das? Du schreibst, er habe 30 Jahre lang recherchiert. Doch die Gewissheit, dass drei Wasserstoffbomben ein solches Geschöpf nicht aufhalten können, muss man ersteinmal gewinnen. Sollte er sich dabei, wie wir, nur auf eine mythologische Erzählung stützen können, ist das eine schwache Grundlage, derartiges anzunehmen. Als Leser kann man Somokoljevs Aussage lediglich Vertrauen schenken. Das ist, wie schon gesagt, recht ernüchternd, weil man eigentlich miterleben möchte, wie er an diese Informationen kommt. Vielleicht wäre eine Episode besser gewesen, in welcher er einen Wissenschaftler findet, der bei dem Projekt dabei gewesen ist, und von Tests an der Haut des Monsters erzählt oder so.


Alles in Allem hat mir deine Geschichte trotzdem gefallen. Sie war flott geschrieben und stellenweise sehr amüsant zu lesen. Du hast definitiv eine sichere Hand, was das Schreiben angeht. Nur unterdrückst du mit deinem verknappten Schreibstil und den sehr kurzen Episoden fast jeden Anflug von Schrecken, Spannung und Intensität, den insbesondere eine Horrorgeschichte ausmachen sollte. Nur gelegentlich kommt diese auf, wie in der Ural-Episode.

Ich hoffe dennoch, dass ich dir mit einigen Anmerkungen weiterhelfen konnte.

Liebe Grüße,

Robot Fireman

 

Moin@Eisenmann.

Schreibtechnisch haben meine Vorrezensenten schon alles auf den Tisch gepackt was auch mir auffiel.
Was mich allerdings ein wenig irritierte, war die Tatsache, dass Somokoljev sein Heil bei der Presse versucht, und nicht bei Militärs, oder ähnlichen Instanzen, die das tatsächlich verhindern könnten, aus diesem Grund funktioniert der Plot für mich nicht so gut.
Dennoch:
Du hast eine flüssige Schreibe, und wenn Du das mit der Adjektivclusterung noch ein bisschen ausdünnst wird es wirklich gut.
Ich las es gerne und, was bei mir eher selten ist, in einem Rutsch, anstatt ins querlesen zu verfallen und fühlte mich gut unterhalten von Deiner Story.
Darum ein Lob vom LORD

 

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